Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

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Ist Schulz als Kandidat geeignet? (meint nicht, ob er die Wahl gewinnt)

Ja
8
23%
Nein
17
49%
vielleicht
3
9%
keine Ahnung
2
6%
mit egal
5
14%
 
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

JJazzGold hat geschrieben:(16 May 2016, 20:29)

Schade, Scholz wäre für mich ein ausgezeichneter SPD Kanzlerkandidat, aber der will sich in momentanen Situation und mit Steinbrück vor Augen wohl nicht verschleißen lassen.
Ich glaub nicht, dass Scholz unter anderen Rahmenbedingungen größere Lust hätte, Kanzlerkandidat zu werden. Vielleicht würde er den SPD-Vorsitzenden machen (Stellvertreter ist er ja schon), aber das war's doch. Selbiges für Kraft. Da müssten die Genossen schon sehr nötigen, damit Olaf oder Hannelore ins Rennen gehen. Und eine schlechtere Voraussetzung für einen langweiligen Wahlkampf, der nicht vom Hocker haut, kann man sich kaum denken.
Labskaus!

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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 20:33)

Ich glaub nicht, dass Scholz unter anderen Rahmenbedingungen größere Lust hätte, Kanzlerkandidat zu werden. Vielleicht würde er den SPD-Vorsitzenden machen (Stellvertreter ist er ja schon), aber das war's doch. Selbiges für Kraft. Da müssten die Genossen schon sehr nötigen, damit Olaf oder Hannelore ins Rennen gehen. Und eine schlechtere Voraussetzung für einen langweiligen Wahlkampf, der nicht vom Hocker haut, kann man sich kaum denken.
Es ist wahrscheinlich der nüchterne Pragmatismus, mit der ein Scholz agiert, die ihn für mich als Politiker und als Kanzlerkandidaten interessant macht, von Charisma kann ich mir nichts kaufen, aber da gehöre ich wohl zu den Ausnahmen. Eine Kraft wäre für mich als Kanzlerkandidatin nicht attraktiv.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

JJazzGold hat geschrieben:(16 May 2016, 20:38)

Es ist wahrscheinlich der nüchterne Pragmatismus, mit der ein Scholz agiert, die ihn für mich als Politiker und als Kanzlerkandidaten interessant macht, von Charisma kann ich mir nichts kaufen, aber da gehöre ich wohl zu den Ausnahmen. Eine Kraft wäre für mich als Kanzlerkandidatin nicht attraktiv.
Wir sind im Norden ganz zufrieden mit ihm, aber er ist in der Tat niemand, der Euphorie auslösen könnte, um vor allem Nichtwähler wieder zur Wahl zu motivieren. Etwas komisch find ich nur, dass Gabriel unbedingt einen parteiinternen Wettstreit haben möchte, in dem natürlich er als glorreicher Sieger hervorgeht. Dass auf solche Spielchen wenig Begeisterung folgt, ist nicht überraschend.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 20:46)

Wir sind im Norden ganz zufrieden mit ihm, aber er ist in der Tat niemand, der Euphorie auslösen könnte, um vor allem Nichtwähler wieder zur Wahl zu motivieren. Etwas komisch find ich nur, dass Gabriel unbedingt einen parteiinternen Wettstreit haben möchte, in dem natürlich er als glorreicher Sieger hervorgeht. Dass auf solche Spielchen wenig Begeisterung folgt, ist nicht überraschend.
Euphorie konnte schon ein Schröder nicht bei mir auslösen, eher Abneigung.

Du musst Gabriel verstehen, der weiß, dass er va banque spielt, wenn er sich zum Kanzlerkandidaten kürt. Verliert er, kann er weitere politische Karrieregedanken abhaken. Da ist es schon einfacher, ein paar Mitschuldige im Voraus zu kreieren.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 20:31)

Wir wissen ja nicht, mit wem die CDU ins Rennen geht und was bis zum Beginn des Wahlkampfs in knapp zwölf Monaten noch so passiert. Einige führende CDU-Politiker sagten schon, sie wollen keine Fortsetzung der Großen Koalition. Da ist es nur logisch, wenn die SPD als zweitgrößte Partei auch einen Kandidaten ins Rennen schickt und dem Wähler anbietet. Dass es am Ende ausreicht, ist aktuell sehr unwahrscheinlich, aber wenn sie sich selbst aufgibt und bedingungslos an die Union kettet, braucht sie überhaupt nicht ins Rennen zu gehen.
Nein, nein, mir tun nur die Kandidaten leid, die sich für nichts und wieder nichts verschleißen, um als Bewerber eine achtbare Vorstellung zu bieten. Herrn Steinbrück hat man auf diese Weise ver-
brannt. Der wäre bestimmt erneut ein guter Minister gewesen, vielleicht sogar Vizekanzler. Schade!

Wenn der Wähler entschieden hat, welche Kräfte er ins Parlament entsenden will, dann ist doch immer noch Zeit, sich zur Stelle zu melden. Warum damit nicht ehrlich umgehen? Als Wähler würde ich so viel Bodenhaftung jeder Schaumschlägerei und aufgenötigtem Kampfhahngebaren vorziehen. Ich würde mit einer ganzen Riege achtbarer Leute antreten und verkünden, daß davon jeder Kanzler kann, wenn sich eine Regierungsmöglichkeit bietet.

Ist ja nur zu verständlich, daß GroKos in einer Demokratie ermüdend wirken. Da müßte es schon von Zeit zu Zeit einen echten Machtwechsel der politischen Schwerpunkte geben, schon um bestimmte Trampelpfade zuwachsen zu lassen.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

JJazzGold hat geschrieben:(16 May 2016, 20:53)

Euphorie konnte schon ein Schröder nicht bei mir auslösen, eher Abneigung.

Du musst Gabriel verstehen, der weiß, dass er va banque spielt, wenn er sich zum Kanzlerkandidaten kürt. Verliert er, kann er weitere politische Karrieregedanken abhaken. Da ist es schon einfacher, ein paar Mitschuldige im Voraus zu kreieren.
Schröder konnte aber auch mal direkt und laut auftreten, was man im (damaligen...) SPD-Milieu durchaus zu schätzen wusste. Scholz ist eher der ruhige, zurückhaltende Taktierer. So einer ist in der Parteispitze zu wichtig, um sich für so eine Show verheizen zu lassen. Davon abgesehen vertraue ich auf Scholz' Wort, dass er seiner Stadt treu bleibt.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(16 May 2016, 20:54)

Nein, nein, mir tun nur die Kandidaten leid, die sich für nichts und wieder nichts verschleißen, um als Bewerber eine achtbare Vorstellung zu bieten. Herrn Steinbrück hat man auf diese Weise ver-
brannt. Der wäre bestimmt erneut ein guter Minister gewesen, vielleicht sogar Vizekanzler. Schade!

Wenn der Wähler entschieden hat, welche Kräfte er ins Parlament entsenden will, dann ist doch immer noch Zeit, sich zur Stelle zu melden. Warum damit nicht ehrlich umgehen? Als Wähler würde ich so viel Bodenhaftung jeder Schaumschlägerei und aufgenötigtem Kampfhahngebaren vorziehen. Ich würde mit einer ganzen Riege achtbarer Leute antreten und verkünden, daß davon jeder Kanzler kann, wenn sich eine Regierungsmöglichkeit bietet.

Ist ja nur zu verständlich, daß GroKos in einer Demokratie ermüdend wirken. Da müßte es schon von Zeit zu Zeit einen echten Machtwechsel der politischen Schwerpunkte geben, schon um bestimmte Trampelpfade zuwachsen zu lassen.
Mit so einem Kompetenzteam hat es Steinbrück ja schon 2013 versucht und viel gebracht hat es nicht. Vor allem kostet das viel Zeit und Energie für die Mitstreiter, die ja häufig Regierungsämter haben -- und sei es nur in ihrem Bundesland, in dem sie wiedergewählt werden wollen.

Bei Schulz kann es natürlich sein, dass er demnächst nicht mehr Parlamentspräsident ist und zur Verfügung steht. Wie hoch sein Ansehen ist, insb. in seinem "Heimatland" NRW, weiß ich aber nicht. Die Landes-SPD fände ihn aber scheinbar nicht schlecht: http://www.express.de/news/politik-und- ... t-24060438

Da darf man ja nicht vergessen, dass fast jeder vierte Deutsche in diesem Bundesland lebt. Wir Hamburger sind nicht mal 2% (aber 10% der Bundessteuereinnahmen, aber das ist eine andere Baustelle :mad2: ).
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 21:12)

Mit so einem Kompetenzteam hat es Steinbrück ja schon 2013 versucht und viel gebracht hat es nicht. Vor allem kostet das viel Zeit und Energie für die Mitstreiter, die ja häufig Regierungsämter haben -- und sei es nur in ihrem Bundesland, in dem sie wiedergewählt werden wollen.

Bei Schulz kann es natürlich sein, dass er demnächst nicht mehr Parlamentspräsident ist und zur Verfügung steht. Wie hoch sein Ansehen ist, insb. in seinem "Heimatland" NRW, weiß ich aber nicht. Die Landes-SPD fände ihn aber scheinbar nicht schlecht: http://www.express.de/news/politik-und- ... t-24060438

Da darf man ja nicht vergessen, dass fast jeder vierte Deutsche in diesem Bundesland lebt. Wir Hamburger sind nicht mal 2% (aber 10% der Bundessteuereinnahmen, aber das ist eine andere Baustelle :mad2: ).
Mir wäre aus grundsätzlichen Überlegungen heraus lieb, wenn wir einigermaßen bekannte und bewährte Leute in den europäischen Institutionen halten könnten. Herrn Martin Schulz kennt in Polen bestimmt fast jeder ;)

Wozu den Mann vorzeitig abwirtschaften? Klar muß der auch für den Wahlerfolg seiner Partei Einsatz zeigen. Aber Kanzlerkandidat nur dann, wenn es klar diese Wahlmöglichkeit auch gibt. Na ja, ist vielleicht auch Geschmacksache! Ich mag es eben undramatisch ;)
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(16 May 2016, 21:20)

Mir wäre aus grundsätzlichen Überlegungen heraus lieb, wenn wir einigermaßen bekannte und bewährte Leute in den europäischen Institutionen halten könnten. Herrn Martin Schulz kennt in Polen bestimmt fast jeder ;)

Wozu den Mann vorzeitig abwirtschaften? Klar muß der auch für den Wahlerfolg seiner Partei Einsatz zeigen. Aber Kanzlerkandidat nur dann, wenn es klar diese Wahlmöglichkeit auch gibt. Na ja, ist vielleicht auch Geschmacksache! Ich mag es eben undramatisch ;)
Es gibt die Vereinbarung, dass die Parlamentspräsidentschaft zur Halbzeit an die EVP bzw. die Konservativen gehen. Falls das noch aktuell ist, wäre Schulz somit sein Amt los und stünde für andere Bereiche zur Verfügung. Etwas kurios fand ich es aber, als man spekuliert wurde, ob er Wowereit als Berliner Bürgermeister ablösen könnte, aber das hat sich ja nun mit Michael Müller erledigt. :s
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 21:06)

Schröder konnte aber auch mal direkt und laut auftreten, was man im (damaligen...) SPD-Milieu durchaus zu schätzen wusste. Scholz ist eher der ruhige, zurückhaltende Taktierer. So einer ist in der Parteispitze zu wichtig, um sich für so eine Show verheizen zu lassen. Davon abgesehen vertraue ich auf Scholz' Wort, dass er seiner Stadt treu bleibt.
Ich habe eine Weile überlegt (und ein Joghurt gegessen ;) ), aber mir fällt beim besten Willen kein SPD Politiker ein, der à la Schröder auftreten könnte, schon gar nicht einer von den oben Genannten. Wir hatten uns ja schon mal kurz darüber unterhalten, dass ich mir auch wieder einmal eine Koalition rot-gelb vorstellen könnte, aber das geben die Zahlen einfach nicht her, auf beiden Seiten und eine Dreierkoalition rot-grün-gelb sprengt meine Vorstellungskraft.

Meines Erachtens ist es für die SPD überlebenswichtig dieser GroKo zu entkommen und sei es zeitweise in die Opposition. Aber auch dort muss die Menge stimmen, um eine akzeptable Opposition darstellen zu können, explizit wenn die Grünen ggfls. in eine Regierungskoalition gehen. Schau Dir doch die momentane Opposition an, ein Trauerspiel. Das wird mit einer zusätzlichen Insel AfD und einer weiteren GroKo nicht besser.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

JJazzGold hat geschrieben:(16 May 2016, 21:44)

Ich habe eine Weile überlegt (und ein Joghurt gegessen ;) ), aber mir fällt beim besten Willen kein SPD Politiker ein, der à la Schröder auftreten könnte, schon gar nicht einer von den oben Genannten. Wir hatten uns ja schon mal kurz darüber unterhalten, dass ich mir auch wieder einmal eine Koalition rot-gelb vorstellen könnte, aber das geben die Zahlen einfach nicht her, auf beiden Seiten und eine Dreierkoalition rot-grün-gelb sprengt meine Vorstellungskraft.

Meines Erachtens ist es für die SPD überlebenswichtig dieser GroKo zu entkommen und sei es zeitweise in die Opposition. Aber auch dort muss die Menge stimmen, um eine akzeptable Opposition darstellen zu können, explizit wenn die Grünen ggfls. in eine Regierungskoalition gehen. Schau Dir doch die momentane Opposition an, ein Trauerspiel. Das wird mit einer zusätzlichen Insel AfD und einer weiteren GroKo nicht besser.
Ehrlich gesagt versteh ich die Hysterie der Genossen nicht. Der Partei geht's insgesamt nicht schlecht. Sie ist an fast allen Landesregierungen beteiligt und stellt die meisten Ministerpräsidenten. Zählt man die Einwohner der Bundesländer mit SPD-geführter Regierung zusammen, ist man bei knapp 43 Mio. Menschen, also mehr als die Bundesländer, wo CDU, CSU, Grüne und Linke den Ton angeben, zusammen. Von den 30 größten Städten haben fast alle einen Bürgermeister der SPD. Sowas sollte man in einem föderalen Staat, wo 90% der öffentlich Angestellten sowie der Beamten bei Ländern und Kommunen zugange sind, auch nicht vergessen. Mag ja sein, dass die Kanzlerschaft ziemlich sexy erscheint, aber da kann man realistisch bleiben.

Rot-Gelb könnte ich mir auch vorstellen (wenn es rechnerisch aufginge), aber habe meine Zweifel, dass Gabriel dafür der richtige Mann ist.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 21:54)

Ehrlich gesagt versteh ich die Hysterie der Genossen nicht. Der Partei geht's insgesamt nicht schlecht. Sie ist an fast allen Landesregierungen beteiligt und stellt die meisten Ministerpräsidenten. Zählt man die Einwohner der Bundesländer mit SPD-geführter Regierung zusammen, ist man bei knapp 43 Mio. Menschen, also mehr als die Bundesländer, wo CDU, CSU, Grüne und Linke den Ton angeben, zusammen. Von den 30 größten Städten haben fast alle einen Bürgermeister der SPD. Sowas sollte man in einem föderalen Staat, wo 90% der öffentlich Angestellten sowie der Beamten bei Ländern und Kommunen zugange sind, auch nicht vergessen. Mag ja sein, dass die Kanzlerschaft ziemlich sexy erscheint, aber da kann man realistisch bleiben.

Rot-Gelb könnte ich mir auch vorstellen (wenn es rechnerisch aufginge), aber habe meine Zweifel, dass Gabriel dafür der richtige Mann ist.
Insgesamt geht es der SPD in der Tat nicht schlecht, aber dass sinkenden Umfrageergebnisse nicht durch eine Bestandsaufnahme aufgefangen werden, kann ich nachvollziehen. Trends sind nun einmal beunruhigend. Manche Entwicklung muss man zeitweise auch einfach mal aussitzen, dafür scheint mir Gabriel geeignet zu sein ;) , statt in hektischem Aktionismus zu verfallen.

Rot-gelb kann ich mir eigentlich weder mit Gabriel, noch mit Stegner, Nahles, Kaft oder Oppermann vorstellen. Obwohl, Oppermann ist recht geschmeidig.
Dafür wäre Scholz der geeignete Mann. Vielleicht ....in ein paar Jahren....
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

JJazzGold hat geschrieben:(16 May 2016, 22:10)

Insgesamt geht es der SPD in der Tat nicht schlecht, aber dass sinkenden Umfrageergebnisse nicht durch eine Bestandsaufnahme aufgefangen werden, kann ich nachvollziehen. Trends sind nun einmal beunruhigend. Manche Entwicklung muss man zeitweise auch einfach mal aussitzen, dafür scheint mir Gabriel geeignet zu sein ;) , statt in hektischem Aktionismus zu verfallen.

Rot-gelb kann ich mir eigentlich weder mit Gabriel, noch mit Stegner, Nahles, Kaft oder Oppermann vorstellen. Obwohl, Oppermann ist recht geschmeidig.
Dafür wäre Scholz der geeignete Mann. Vielleicht ....in ein paar Jahren....
Najaaa, also vor zehn Jahren sah es deutlich düsterer für die SPD in Ländern und Städten bzw. Kommunen aus. Da konnte man von Sylt bis in die Alpen durch CDU-geführte Länder fahren und hatte gleich mehrere Routen. Und in der SPD munkelt ja manch einer, dass Scholz und co., wenn überhaupt, 2021 auf dem Schirm haben. Spannender finde ich momentan die Frage, ob Merkel 2017 antreten wird und falls nicht, wer a) für die Union ins Rennen geht und b) wie sich das auf die Ergebnisse der SPD auswirkt.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 22:15)

Najaaa, also vor zehn Jahren sah es deutlich düsterer für die SPD in Ländern und Städten bzw. Kommunen aus. Da konnte man von Sylt bis in die Alpen durch CDU-geführte Länder fahren und hatte gleich mehrere Routen. Und in der SPD munkelt ja manch einer, dass Scholz und co., wenn überhaupt, 2021 auf dem Schirm haben. Spannender finde ich momentan die Frage, ob Merkel 2017 antreten wird und falls nicht, wer a) für die Union ins Rennen geht und b) wie sich das auf die Ergebnisse der SPD auswirkt.
Das ist allerdings eine interessante Frage. Die kann ich nur spekulativ beantworten. Nachdem sie die CDU in der Nach-Kohl-Ära lange Jahre nach ihrer Vorstellung erfolgreich gestaltet hat, kann ich mir schlecht vorstellen, dass sie mal eben so abdankt. Zumal die CDU nicht ohne Optionen ist, sei es eine weitere GroKo, sei es ggfls. schwarz-grün oder ggfls. schwarz-rot-gold. Pragmatisch wie ich sie einschätze, wartet sie erst einmal ab, was und wie sich so Manches bis 2017 entwickelt und wie sich die Fantasien des Horst in der Realität gestalten.

Daraus wird die SPD keinen Nutzen ziehen. Ich bin mir auch nicht sicher, wieviel Nutzen die SPD tatsächlich aus einem anderen CDU Kanzlerkandidaten ziehen würde und falls doch, von welchem CDU Kanzlerkandidaten die SPD in welchem messbaren Ausmaß profitieren würde.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

JJazzGold hat geschrieben:(16 May 2016, 22:27)

Das ist allerdings eine interessante Frage. Die kann ich nur spekulativ beantworten. Nachdem sie die CDU in der Nach-Kohl-Ära lange Jahre nach ihrer Vorstellung erfolgreich gestaltet hat, kann ich mir schlecht vorstellen, dass sie mal eben so abdankt. Zumal die CDU nicht ohne Optionen ist, sei es eine weitere GroKo, sei es ggfls. schwarz-grün oder ggfls. schwarz-rot-gold. Pragmatisch wie ich sie einschätze, wartet sie erst einmal ab, was und wie sich so Manches bis 2017 entwickelt und wie sich die Fantasien des Horst in der Realität gestalten.

Daraus wird die SPD keinen Nutzen ziehen. Ich bin mir auch nicht sicher, wieviel Nutzen die SPD tatsächlich aus einem anderen CDU Kanzlerkandidaten ziehen würde und falls doch, von welchem CDU Kanzlerkandidaten die SPD in welchem messbaren Ausmaß profitieren würde.
Ich hab noch ganz gut in Erinnerung, wie sie vor wenigen Jahren mal darauf angesprochen wurde und sinngemäß sagte, sie wolle sich den Zeitpunkt ihres "Karriereendes" (als Kanzlerin) schon selbst aussuchen und nicht bei Wahlen, ob parteiintern oder ums Parlament, abgewählt werden. Daher würde ich nicht ausschließen, dass sie aktuell den Eindruck hat, nicht noch höher zu kommen und es bei zwölf Jahren bleiben zu lassen. Andererseits wäre die erste schwarz-grüne Bundesregierung unter ihr vermutlich wahrscheinlicher als manch Hardliner in ihrer Partei -- sofern es für Schwarz-Grün reichen wird. Nach der letzten Umfrage (Emnid vom 14. Mai) hätten die beiden Parteien zusammen 46% und die Opposition 50%. Selbst wenn das Verhältnis wechseln würde, wäre das eine ziemlich wackelige Konstellation im Vergleich zur GroKo. Da könnte Horst bei unerwünschten Plänen schon mal herumschreien und ernstgenommen werden, weil ohne ihn ein Weitermachen nicht möglich wäre.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 22:36)

Ich hab noch ganz gut in Erinnerung, wie sie vor wenigen Jahren mal darauf angesprochen wurde und sinngemäß sagte, sie wolle sich den Zeitpunkt ihres "Karriereendes" (als Kanzlerin) schon selbst aussuchen und nicht bei Wahlen, ob parteiintern oder ums Parlament, abgewählt werden. Daher würde ich nicht ausschließen, dass sie aktuell den Eindruck hat, nicht noch höher zu kommen und es bei zwölf Jahren bleiben zu lassen. Andererseits wäre die erste schwarz-grüne Bundesregierung unter ihr vermutlich wahrscheinlicher als manch Hardliner in ihrer Partei -- sofern es für Schwarz-Grün reichen wird. Nach der letzten Umfrage (Emnid vom 14. Mai) hätten die beiden Parteien zusammen 46% und die Opposition 50%. Selbst wenn das Verhältnis wechseln würde, wäre das eine ziemlich wackelige Konstellation im Vergleich zur GroKo. Da könnte Horst bei unerwünschten Plänen schon mal herumschreien und ernstgenommen werden, weil ohne ihn ein Weitermachen nicht möglich wäre.
Bisher ging ich davon aus, dass sie 2019 Junckers ersetzen wollte, aber ob das jetzt noch realistisch ist? Der hört 2019 auf, das wäre zwischen Bundestagswahlen.

Mit Merkel könnte ich mir ebenfalls schwarz-grün vorstellen, das würde die CDU aber schon reichlich Zustimmung kosten und wie Du richtig konstatierst dem Horst ungewünschten Auftrieb verleihen. Koalieren mit CDU und der SPD oder fiktiv den Grünen würde er trotzdem, auch wenn er sich bundesweit aufstellt, mit wem sollte er sonst auch koalieren und bundesweit stellt der die CSU nicht auf, um in die Opposition zu gehen.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

JJazzGold hat geschrieben:(16 May 2016, 22:46)

Bisher ging ich davon aus, dass sie 2019 Junckers ersetzen wollte, aber ob das jetzt noch realistisch ist? Der hört 2019 auf, das wäre zwischen Bundestagswahlen.

Mit Merkel könnte ich mir ebenfalls schwarz-grün vorstellen, das würde die CDU aber schon reichlich Zustimmung kosten und wie Du richtig konstatierst dem Horst ungewünschten Auftrieb verleihen. Koalieren mit CDU und der SPD oder fiktiv den Grünen würde er trotzdem, auch wenn er sich bundesweit aufstellt, mit wem sollte er sonst auch koalieren und bundesweit stellt der die CSU nicht auf, um in die Opposition zu gehen.
Merkel als Kommissionspräsidentin? Heißes Eisen. Das würde Links- und Rechtspopulisten aus allen Ecken Europas mobilisieren, die meinen, Deutschland wolle sie unterjochen. (Das ist als Kommissionspräsidentin natürlich Quatsch, aber wer von den Krakeelern weiß schon, welche Funktion die Kommission hat? :| )

UN-Chefin wär da vielleicht eher etwas für sie. Da hat man nicht ganz so viel Trouble wie die letzten Jahre im Kanzleramt. Und erstmal müssen die Konservativen eine Mehrheit bei der EP-Wahl 2019 bekommen. Der Vorsprung ist da ja recht dünn und so viele Freunde hat Merkel in der EVP nicht. Ich würde eher damit rechnen, dass der Sozialdemokrat Timmermans Juncker beerben wird, aber bis zur Wahl dauert's ja noch etwas...
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von harry52 »

frems hat geschrieben:Wir sind im Norden ganz zufrieden mit ihm,
weil er sympathisch ist, oder hat er auch irgendwas geleistet? Nenne mal die Top5 der großen Leistungen von Scholz.

Bei uns in NRW haben wir ja was ähnliches, nämlich eine sehr nette Frau Kraft,
aber die Leistungen ihrer Regierungsjahre sind richtig schwach. Wir sind die Hochburg der NAFRIS, der Wohnungseinbrüche und der Geldautomatensprengungen. Dann wollte sie kein Kind zrurücklassen und ich kenne die aktuellen Zahlen nicht, aber 2014 sind noch mehr Kinder ohne Schulabschluss abgegangen als 2013. Schule und innere Sicherheit sind aber wirklich Landesthemen und ich hätte ja noch Verständnis, wenn Frau Kraft extrem sparsam war und deswegen alles schlechter wurde. Nein, das wird schlechter und die Schulden steigen auch weit stärker als in fast allen anderen Bundesländern.

Was nützt mir sympathisch? Da habe ich doch lieber einen Kotzbrocken, der aber unser Land weiterbringt. Ich habe mal so ein Buch über berühmte Naturwissenschaftler gelesen. Newton muss ein ganz schrecklicher Mensch gewesen sein, aber er hat die Welt echt weitergebracht.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 22:53)

Merkel als Kommissionspräsidentin? Heißes Eisen. Das würde Links- und Rechtspopulisten aus allen Ecken Europas mobilisieren, die meinen, Deutschland wolle sie unterjochen. (Das ist als Kommissionspräsidentin natürlich Quatsch, aber wer von den Krakeelern weiß schon, welche Funktion die Kommission hat? :| )

UN-Chefin wär da vielleicht eher etwas für sie. Da hat man nicht ganz so viel Trouble wie die letzten Jahre im Kanzleramt. Und erstmal müssen die Konservativen eine Mehrheit bei der EP-Wahl 2019 bekommen. Der Vorsprung ist da ja recht dünn und so viele Freunde hat Merkel in der EVP nicht. Ich würde eher damit rechnen, dass der Sozialdemokrat Timmermans Juncker beerben wird, aber bis zur Wahl dauert's ja noch etwas...

Bei der UNO kann ich sie mir so garnicht vorstellen als Repräsentantin eines zahnlosen Tigers. Die EU und damit der Posten als Kommissionspräsidentin ist ihr meines Erachtens wesentlich näher und wer sagt, dass sie sich ausruhen will?
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

harry52 hat geschrieben:(16 May 2016, 23:07)

weil er sympathisch ist, oder hat er auch irgendwas geleistet? Nenne mal die Top5 der großen Leistungen von Scholz.
Er hält seine Versprechen. Das kann man im Einzelfall natürlich auch schlecht finden :D aber 2011 war sein Kernthema der Wohnungsbau, den die Vorgängerregierungen komplett verschlafen haben und wofür zigtausende Demonstranten auf die Straße gingen. Mindestens 6.000 Baugenehmigungen pro Jahr sollte es geben, wir sind im Schnitt bei 10.000 und das "Bündnis für das Wohnen", wo Senat, Bezirke, Mieter-, Vermieter- und Umweltverbände vertragliche Vereinbarungen trafen, hält nach wie vor. Einfach seriös ohne großes Aufsehen geklärt und besiegelt. Das mag man unter Hanseaten mehr als Show.

Es kam Ordnung ins Thema Elbphilharmonie, die Straßensanierung läuft wieder (was viele Autofahrer immer blöd finden) und es wird wieder in den ÖPNV investiert (S21, S4, U4 und U5). Kita- und Studiengebühren fielen ebenfalls weg, Klassen wurden verkleinert und die schwarze Null (bzw. einen Überschuss von einer halben Milliarde) hatten wir schon 2014 erzielt. Seine Senatoren leisten auch gute Arbeit, z.B. genießt der parteilose Frank Horch als Wirtschaftssenator ein hohes Ansehen und hat gute internationale Kontakte (war früher Chef der in Hamburg sehr einflussreichen Handelskammer), wodurch sich einige Konzerne in der Stadt ansiedelten und Arbeitsplätze schufen. Auch Jana Schiedek, die aus familiären Gründen eine Auszeit nimmt, hat sich gut geschlagen und im Bundesrat viele Initiativen durchgesetzt gekriegt, von denen auch die Stadt wieder profitiert. Nicht zu vergessen, dass Scholz bei den Koalitionsverhandlungen 2013 sehr aktiv war und seine Netzwerke nutzte, um u.a. die Mietpreisbremse und das Bestellerprinzip bei Maklern durchzusetzen. Das ist den Leuten in der Stadt nicht entgangen.

Was nun die größte Leistung ist, muss jeder selbst wissen. Sozial- und Innensenatoren hatten auch ihren Verdienst, was positiv auf Scholz abfärbte. Etwas verkackt hat er mit seinem Olympia-Vorhaben und ohne Kritik bleiben die Flüchtlingsheimpläne auch nicht, auch wenn man weiß, dass er die Zahl der Flüchtlinge nicht reduzieren kann, selbst wenn er das wollen würde. Der "verlorene" Volksentscheid zu den Energienetzen ist mittlerweile so wenig ein Thema wie sein "Mindestlohn", den er vor 2013 einführte (für alle öffentlich Angestellten sowie Mitarbeiter bei öffentlichen Unternehmen und alle Privatfirmen, die in irgendeiner Weise mal einen Auftrag für die öffentliche Hand erhalten wollen)

Sein größter Vorteil sind aber seine Vorgänger. Von Beust hat sich völlig verzettelt und die Übergangslösung Ahlhaus war unbeliebter als eine Flasche Weißbier. Scholz versprach eine zuverlässige Regierung, die verschlafene Themenfelder anpackt und das hat er so weit geliefert. Das mag man für selbstverständlich halten, aber das war es bei uns im vorigen Jahrzehnt nicht, weshalb wir nun halt ganz zufrieden sind. Er ist kein Ausnahmepolitiker, um Gottes willen, aber schlecht auch nicht. "Zufrieden" hieß bei mir nicht "begeistert".
Bei uns in NRW haben wir ja was ähnliches, nämlich eine sehr nette Frau Kraft,
aber die Leistungen ihrer Regierungsjahre sind richtig schwach. Wir sind die Hochburg der NAFRIS, der Wohnungseinbrüche und der Geldautomatensprengungen. Dann wollte sie kein Kind zrurücklassen und ich kenne die aktuellen Zahlen nicht, aber 2014 sind noch mehr Kinder ohne Schulabschluss abgegangen als 2013. Schule und innere Sicherheit sind aber wirklich Landesthemen und ich hätte ja noch Verständnis, wenn Frau Kraft extrem sparsam war und deswegen alles schlechter wurde. Nein, das wird schlechter und die Schulden steigen auch weit stärker als in fast allen anderen Bundesländern.

Was nützt mir sympathisch? Da habe ich doch lieber einen Kotzbrocken, der aber unser Land weiterbringt. Ich habe mal so ein Buch über berühmte Naturwissenschaftler gelesen. Newton muss ein ganz schrecklicher Mensch gewesen sein, aber er hat die Welt echt weitergebracht.
Wir hatten in letzter Zeit wieder Probleme mit Rockern, aber die Polizei ist da ziemlich konsequent und hat auch das nötige Werkzeug, auch wenn das teilweise vor Scholz schon eingeführt wurde und er es nicht wieder abgeschafft hat. Sonderlich sympathisch finde ich Scholz nicht. Aber er setzt sich viel für die Jugend ein, womit er auch bei älteren Mitbürgern ein paar Pluspunkte bekommt. Keinen Ausbildungsplatz zu kriegen ist schon ziemlich schwierig geworden. Zudem hat er seinen Landesverband gut unter Kontrolle liefert leadership, wodurch auch sein Einfluss in Berlin zugenommen hat, was dann aber nicht immer klar zum Vorschein kommt, wenn es in den Hinterzimmern bleibt:
Die Bundesratsarbeit der SPD-Länder koordiniert neuerdings Hamburg - und nicht mehr Nordrhein-Westfalen. Die Geschichte einer kleinen Entmachtung. (http://www.tagesspiegel.de/themen/agend ... 63224.html)
Lob für Olaf Scholz auch von der CDU (http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl ... /elections)
Wie Olaf Scholz Hamburgs Gewicht in Berlin stärken will (http://www.abendblatt.de/hamburg/kommun ... -will.html)
Hamburg ist nicht genug: Olaf Scholz regiert in Berlin mit (http://www.abendblatt.de/hamburg/articl ... n-mit.html)
Selten zuvor hat Hamburg eine so große politische Rolle in Berlin gespielt wie momentan. Das ist vor allem ein Verdienst des Bürgermeisters Olaf Scholz, der das Vertrauen vieler Politiker genießt. (http://www.welt.de/regionales/hamburg/a ... litik.html)
Schon Helmut Schmidt hat vor Jahrzehnten -- in einem anonymen Leserbrief -- gewarnt, dass die Hamburger nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politische über ihre Stadtgrenze hinausschauen sollen, wenn sie verhindern möchten, dass es Entwicklungen in der Bundesrepublik gibt, die ihnen nicht gefällt. Und als kleiner Stadtstaat ist das nicht so leicht. Scholz kriegt es aber ausreichend hin, auch wenn das Thema nun nicht wahlentscheidend ist. Es ist jedenfalls nicht so, wie weiter vorne im Express-Link (NRW-SPD schlägt Schulz vor), zu Kraft steht: Für das politische Gewicht der NRW-SPD in Berlin wäre der Wechsel ein Segen. Der Einfluss des größten Landesverbands auf die Bundespolitik ist auch wegen der Schwäche von Hannelore Kraft so unbedeutend wie noch nie.
Die Fliege sitzt, der Smoking sowieso. Die Frühlingssonne hat Olaf Scholz gutgetan, die Haut ist leicht gebräunt, er war schon früh morgens zum Rudern auf der Alster. Im Publikum vor seinem Rednerpult sitzen seine Wähler, der Übersee-Club hat zu seinem Jahresessen geladen. Seine Wähler? Es sind Reeder, Kaufleute, Banker, eher das alte, männliche Hamburg; die gediegenen Hanseaten, wie man hier sagt. Man kennt sich seit Jahrzehnten.

In anderen Städten würden diese Menschen wohl mehrheitlich eher die CDU wählen, aber nicht in Hamburg, zumindest nicht, wenn Olaf Scholz antritt. Der Sozialdemokrat ist einer der letzten politischen Grenzüberschreiter, er kann das linksliberale Publikum ebenso für sich gewinnen wie das konservative. Jedenfalls in Hamburg. Aber auch anderswo? [...]

An ihm geht, jedenfalls wenn es um das oberste Parteiamt geht, kein Weg vorbei, auch wenn er die Parteiseele kaum zu streicheln vermag und das immer mal wieder bei Parteitagswahlen zu spüren bekommt. Er wird geachtet, vielleicht bewundert, nicht geliebt. Das erging bekanntlich schon anderen Hamburger Sozialdemokraten so. [...]

Im "Welt"-Interview vor sechs Wochen kündigte Scholz an, sich auch bei der nächsten Wahl in vier Jahren wieder von seiner Partei als Bürgermeister-Kandidat aufstellen lassen zu wollen: Hamburg forever. Oder war das doch wieder nur ein Teil einer ausgeklügelten Taktik? Scholz kann sich festlegen, wie immer er es will, viele Beobachter beerdigen ihre Fantasien dennoch nicht.

Es kann doch schließlich nicht sein, denken diese, dass dieser ausgemachte Homo politicus die Verlängerung der S4 nach Bad Oldesloe und ähnliche im Weltmaßstab kleinpolitischen Ziele wirklich für immer als ein Gegenstand seines Tuns ansehen will! Und doch kann er darauf verweisen, bisher immer alles Angekündigte auch eingehalten zu haben.
http://www.welt.de/regionales/hamburg/a ... lehnt.html

Das trifft es ganz gut, denk ich.
Zuletzt geändert von frems am Di 17. Mai 2016, 02:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von frems »

JJazzGold hat geschrieben:(16 May 2016, 23:09)


Bei der UNO kann ich sie mir so garnicht vorstellen als Repräsentantin eines zahnlosen Tigers. Die EU und damit der Posten als Kommissionspräsidentin ist ihr meines Erachtens wesentlich näher und wer sagt, dass sie sich ausruhen will?
Ich sage das, weil ich das an ihrer Stelle machen würde. :p

Und in der UNO geisterte ihr Name in letzter Zeit häufiger als potentielle Chefin herum. Einfluss auf die politische Entwicklung hätte sie dann natürlich nicht mehr, sondern ein symbolisches bzw repräsentatives Amt. Wenn sie nach Brüssel geht, könnte ich mir eher vorstellen, Ratspräsidentin zu werden. Da hat sie ihre gewohnten Mitstreiter und durch ihre Politik gab es seit 2008/09 faktisch eine Stärkung des Intergouvernementalismus, während die supranationalen Institutionen eher im Hintergrund blieben. Das ist ja auch immer das Paradoxe, wenn Populisten gegen "die EU" wettern, obwohl sie nationale Entscheidungen, ob in Berlin, London, Budapest, Warschau oder Wien, für falsch halten. Und als Lösung sehen sie die Stärkung der Nationalregierungen. Aber nun gut, das weicht ab. Ich bin erstmal gespannt, ob Schulz Präsident des Parlaments bleibt.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von Brainiac »

Sie könnte ja auch versuchen, ihren Einfluss zu nutzen, dem zahnlosen Tiger ein paar Zähne einzusetzen und zB wieder an Kofi Annans Ideen anzuknüpfen. Verkehrt wäre das nicht.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

frems hat geschrieben:(16 May 2016, 23:54)

Ich sage das, weil ich das an ihrer Stelle machen würde. :p

Bist du sicher, dass nicht der Wunsch der Vater des Gedankens ist? ;)


Und in der UNO geisterte ihr Name in letzter Zeit häufiger als potentielle Chefin herum. Einfluss auf die politische Entwicklung hätte sie dann natürlich nicht mehr, sondern ein symbolisches bzw repräsentatives Amt. Wenn sie nach Brüssel geht, könnte ich mir eher vorstellen, Ratspräsidentin zu werden. Da hat sie ihre gewohnten Mitstreiter und durch ihre Politik gab es seit 2008/09 faktisch eine Stärkung des Intergouvernementalismus, während die supranationalen Institutionen eher im Hintergrund blieben. Das ist ja auch immer das Paradoxe, wenn Populisten gegen "die EU" wettern, obwohl sie nationale Entscheidungen, ob in Berlin, London, Budapest, Warschau oder Wien, für falsch halten. Und als Lösung sehen sie die Stärkung der Nationalregierungen. Aber nun gut, das weicht ab. Ich bin erstmal gespannt, ob Schulz Präsident des Parlaments bleibt.

Gerade habe ich Stegner zur Kanzlerfrage zugehört. Der brachte auch kein Licht ins Dunkel.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von pikant »

der SPD Vorsizende ist der natuerliche Kanzlerkandidat.
das meint jedenfalls Ofaf Schulz der regierende Buergermeister der SPD in Hamburg.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

pikant hat geschrieben:(17 May 2016, 09:46)

der SPD Vorsizende ist der natuerliche Kanzlerkandidat.
das meint jedenfalls Ofaf Schulz der regierende Buergermeister der SPD in Hamburg.
Der heißt Olaf Scholz, nicht zu verwechseln mit Martin Schulz, SPD, dem Präsidenten des EU Parlaments.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von Alexyessin »

JJazzGold hat geschrieben:(17 May 2016, 07:45)


Gerade habe ich Stegner zur Kanzlerfrage zugehört. Der brachte auch kein Licht ins Dunkel.
Der sollst mal selbst machen. Ich will Stimmung !!!
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von JJazzGold »

Alexyessin hat geschrieben:(17 May 2016, 11:24)

Der sollst mal selbst machen. Ich will Stimmung !!!
Na ja, ob die Stimmung, die ein Kanzlerkandidat Stegner mit sich bringen würde die SPD Umfragewerte nach oben schnellen lassen würde, daran habe ich so meine Zweifel. Der ist zwar Vollblut-SPD, gehört aber doch eher zum antiquierten Teil der SPD.
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Re: Martin Schulz als Kanzlerkandidat?

Beitrag von jorikke »

Über einen Kanzlerkandidaten der SPD zu diskutieren, geht ehrlicherweise nur mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Wer auch immer es wird, Kanzler wird er eh nicht.
Um mit einer hervorragenden Persönlichkeit ( diese Formulierung ist meiner Konzilianz geschuldet) ein paar Punkte mehr zu holen, reicht es doch sie zum neuen Parteivorsitzenden zu machen. Das hat den Vorteil, nach einem vergeigten Wahlkampf nicht verbrannt zu sein.
Olaf Scholz weiß das.
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