Eine ehrliche Frage: Warum ist die Wehrpflicht etwas Konservatives? Hat es damit zu tun, dass man sich als Konservativer dafür einsetzt, dass sich die männliche Jugend militärisch ertüchtigen soll?Polibu hat geschrieben:(14 Aug 2018, 21:03)
Ich hole mir keine blutige Nase. Alle drei Punkte sind korrekt. Ob ausgesetzt oder abgeschafft ist irrelevant. Oder siehst du aktuell irgendwo eine Wehrpflicht?
Ausgesetzt wurde sie ja nicht zuletzt von einem CSU-Minister. Und es gab gute Gründe, sie auszusetzen, nicht zuletzt, weil die Wehrgerechtigkeit nicht mehr gegeben war, weil die Wehrpflicht sicherheitspolitisch nicht mehr notwendig war, und weil die Kürze des Wehrdienstes keinen sinnvollen Einsatz mehr erlaubte.
Die AfD ist für die Reaktivierung einer Wehrpflicht von 12 Monaten und verbindet dies rhetorisch mit dem schlechten Zustand der Bundeswehr. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun, und ich sehe aktuell einfach keinen Grund, warum wir die Wehrpflicht wieder aktivieren sollten. Im Gegenteil, dies wäre wieder eine neue Aufgabe für die Bundeswehr, die zu noch mehr Chaos führen würde.
Das einzige Argument wäre, dass die Bundeswehr so mehr Bewerber gewinnen würde. Das würde sich aber anders besser lösen lassen, etwa durch offensivere Werbung und vor allem durch eine Verbesserung des öffentlichen Bildes der Bundeswehr.
Die Energiewende ist ein komplexes Thema. Nun, ich halte es ja persönlich für verfehlt, funktionierende Atomkraftwerke abzuschalten und keine neuen zu entwickeln, obwohl ich die Risiken der Technologie durchaus sehe. Auf der anderen Seite bin ich mir fast sicher, dass Merkel das ähnlich wie ich sieht, aber politisch keinen Weg mehr sah, Atomkraft in Deutschland durchzusetzen. Es gibt dafür einfach keine Mehrheit mehr. Was soll man da als Politiker machen?Polibu hat geschrieben:(14 Aug 2018, 21:03)
Die Energiewende ist immer eine Forderung der Grünen gewesen. Grundsätzlich auch sinnvoll. So überhastet allerdings falsch.
Ja, man kann das als Kuschen vor dem Zeitgeist der Grünen sehen. Letztlich ist es eine Folge dessen, was über Jahrzehnte über Medien und Schulen vermittelt wurde. Man kann dagegen ankämpfen, aber ich fürchte, dass man so keine Wahlen mehr gewinnen wird. Von daher kann ich Merkels Wende durchaus realpolitisch nachvollziehen.
Dass die Energiewende gerade die kleinen Leute belastet und dass sie überhaupt nicht ökologisch ist, steht auf einem anderen Blatt. Hier sollte man einen langfristigen Plan entwickeln, wie man in Deutschland wieder mehr Rationalität in Debatten einführt, und da sehe ich die Bildung - etwa naturwissenschaftliche, technische und ökonomische - an erster Stelle. Das ist aber ein jahrzehntelanger Prozess.
Auch hier hat Merkel zunächst gar nicht gehandelt, sich dann eher dagegen positioniert, bis sie dann ihren Standpunkt im August/ September 2015 geändert hat.Polibu hat geschrieben:(14 Aug 2018, 21:03)
Und die Flüchtlingspolitik seit 2015 ist ganz klar linksextremistisch. Jeden unkontrolliert herein zu lassen ist der absolute Wahnsinn.
Einen großen Plan sehe ich bei Merkel dahinter aber nicht. Sie hat versucht, das Problem pragmatisch und Schritt für Schritt zu lösen, und hat dabei einige Fehler gemacht. Was ich ihr am meisten ankreide, ist dass sie in der Tat einige ideologische Standpunkte eingenommen hat, wohl, weil sie in der Öffentlichkeit keine Fehler zugeben wollte, wie die Rede von der nicht existierenden Obergrenze, und ihre völlige Fehleinschätzung, was ihre offene Haltung, potenziert durch Versprechungen Schlepper, für Auswirkungen auf die Herkunftsländer haben könnte - in dem Sinne, dass viele Flüchtlinge ihre Haltung als Einladung verstanden haben.
Ich glaube, dass sie mittlerweile selbst verstanden hat, dass die Flüchtlingspolitik ein Fehler war; es ist mittlerweile ein geflügeltes Wort, dass sich 2015 nicht mehr wiederholen dürfe.
Ich habe nie verstanden, wie eine Regelung, die wenige Prozent der Bevölkerung betrifft, so einen ideologischen Kampf verursachen konnte.Polibu hat geschrieben:(14 Aug 2018, 21:03)
Der vierte Punkt ist Übrigens die Gleichstellung der Homoehe mit der normalen Ehe.
Die Regelung hat doch in der Praxis auf Deutschland insgesamt bezogen kaum Auswirkungen. Und wenn sie Auswirkungen hat, dann sind sie eher konservativer Natur, in dem Sinne, dass es konservativ ist, wenn Menschen verbindliche Verantwortung füreinander eingehen. Ich glaube, dass viele Konservative sich nicht vorstellen können, dass die meisten Homosexuellen nicht überschminkte, feminine Linksextreme sind, sondern Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen und nach außen hin gar nicht erkennbar sind.
Worüber man reden kann, ist das Ehegattensplitting. Man könnte dies abschaffen und stattdessen Vergünstigungen auf Kinder umzulegen. Warum ein kinderloses Paar so stark begünstigt werden sollte, erschließt sich mir nicht vollkommen.
Christlich geprägte Konservative dürften ja sowieso davon ausgehen, dass die echte, gottgefällige Ehe erst durch die kirchliche Trauung zustande kommt. Das dürfen dann aber hübsch die Kirchen selbst ausmachen, wie sie da mit Homosexuellen umgehen.
Insgesamt würde ich dennoch zugestehen, dass die CDU nach links gerückt ist und deswegen Raum gelassen hat für eine Partei rechts von ihr.