Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

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Hyde
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Hyde »

zollagent hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:01)

Schon allein deswegen, weil sie wissen, wie das ankommt. Nur die "Hardcore-Nazis" bekennen sich zur NPD.
Muss doch keiner mitkriegen, was man auf dem Wahlzettel ankreuzt. Und Rechtsextreme sind doch Hardcore Nazis.

Wenn man überzeugter Rechtsextremer ist, dann hält man es für gut und richtig, eine rechtsextreme Partei zu wählen, und wählt dementsprechend auch rechtsextrem.
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zollagent
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von zollagent »

Roady66 hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:10)

Du musst die bürgerliche Mitte nach 1968 für ziemlich blöd jalten. Kommst du dir selber nucht selber so vor. Meinst du 7o Jahre demokratische Formung waren für'n Arsch?
Bei einem Teil der Bevölkerung bestimmt.
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zollagent
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von zollagent »

Hyde hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:10)

Muss doch keiner mitkriegen, was man auf dem Wahlzettel ankreuzt. Und Rechtsextreme sind doch Hardcore Nazis.

Wenn man überzeugter Rechtsextremer ist, dann hält man es für gut und richtig, eine rechtsextreme Partei zu wählen, und wählt dementsprechend auch rechtsextrem.
Das vielleicht. Nur sagen es dann eben nicht alle.
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Selina
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Roady66 hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:10)

Du musst die bürgerliche Mitte nach 1968 für ziemlich blöd jalten. Kommst du dir selber nucht selber so vor. Meinst du 7o Jahre demokratische Formung waren für'n Arsch?
Gute Frage :D

Aber hast recht, ich hätte nicht schreiben dürfen "die bürgerliche Mitte", sondern eher: viele Leute aus der so genannten bürgerlichen Mitte.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Europa2050 »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:06)

Aber da gehts eben schon los: Wie die so genannte "bürgerliche Mitte" diesen schlimmen Rechtsruck ständig bagatellisiert. Das ist das eigentlich Gefährliche, es nicht wahrzunehmen oder zu leugnen.
Sehe ich in meinem Unfeld eher nicht. Wer nicht selbst AfD-Fan ist, hält die AfD für faschistisch, egal ob selbst schwarz, gelb, grün oder rot.
Hat mich anfangs gewundert, dass auch „geboren schwarze“ die AfD kompromisslos unter „geht gar nicht“ einsortieren.
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Hyde
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Hyde »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:06)

Genau. Wer mir jetzt erzählen will, die AfD sei nazifrei, da kann ich echt nur lachen. Da gibts täglich mindestens ein Beispiel dafür, dass sie es nicht ist. Aber da gehts eben schon los: Wie die so genannte "bürgerliche Mitte" diesen schlimmen Rechtsruck ständig bagatellisiert. Das ist das eigentlich Gefährliche, es nicht wahrzunehmen oder zu leugnen.
Klar gibt es bei der AfD Rechtsextreme, so wie es bei den Linken Linksextreme gibt. Aber deswegen wäre es völlig falsch, die Partei „Die Linke“ zukünftig als „die Linksextremen“ zu bezeichnen.

Genauso kann man nicht einfach die AfD mit dem Synonym „die Rechtsextremen“ bezeichnen. Das ist falsch und vergiftet nur das Diskussionsklima in der Gesellschaft weiter.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:14)

Sehe ich in meinem Unfeld eher nicht. Wer nicht selbst AfD-Fan ist, hält die AfD für faschistisch, egal ob selbst schwarz, gelb, grün oder rot.
Hat mich anfangs gewundert, dass auch „geboren schwarze“ die AfD kompromisslos unter „geht gar nicht“ einsortieren.
Freut mich, wenn das bei dir so ist. Auch in meinem engeren Bekannten- und Freundeskreis ist das natürlich so. Aber insgesamt sieht man schon gerade in der vielzitierten "Mitte" oft eine erstaunliche Blindheit gegenüber radikal rechten Ansichten in der AfD. Das zeigen doch auch einige dieser Diskussionen hier.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von imp »

Europa2050 hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:14)

Sehe ich in meinem Unfeld eher nicht. Wer nicht selbst AfD-Fan ist, hält die AfD für faschistisch, egal ob selbst schwarz, gelb, grün oder rot.
Hat mich anfangs gewundert, dass auch „geboren schwarze“ die AfD kompromisslos unter „geht gar nicht“ einsortieren.
Die Einschätzung ist aber passend. Diese Partei geht gar nicht.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Hyde »

zollagent hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:11)

Das vielleicht. Nur sagen es dann eben nicht alle.
Ja, aber die NPD hatte selbst bei Wahlen, bevor es die AfD gab, höchstens 2% der Stimmen, was der These widerspricht, dass es 20-25% Rechtsextreme in Deutschland gibt.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Alexyessin »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 18:54)

Ja. Natürlich nicht so vordergründig. Aber die fangen dann von sich aus damit an. Und da sag ich halt meine Meinung. Die natürlich nicht gerne gehört wird :D
Da lob ich mir doch meine Ausländischen Nachbarn..... :) :thumbup:

Aber ich unterscheide bei AfD Meinungen auch nach wie ich den Menschen kenne und woher. Es gibt da den Studienkollegen von meinem bestn Spezi, der ist politisch wahnsinnig gebildet. Absolut nicht deine Ecke, so ein klassischer CSU Mann, mit Verbindungen in selbige und seid Jahren treuer FDP Wähler. Und der ist ein guter Advocatus Diaboli. Und es gibt bei den Menschen durchaus das Gefühl, das die letzte Regierung in dem Flüchtlingsjahr versagt hat. Und zwar nicht die Tatsache, DAS die Flüchtlinge kamen, sondern das die Menschen in den Kommunen von Land und Bund im Stich gelassen worden zu sein. Und die Tatsache, das wir in München und im MVV Radius ein massives Wohnungsproblem haben ist natürlich dann ein Nährboden. Da ist der Weg von der Wut auf die Regierung, die dann eine unheimliche Menge an Wohncontainern aufstellen kann, wenn es um Fremde geht. Das Gefühl, das der hier wohnende um jede Mark kämpfen muss während den Flüchtlingen alles ermöglicht wird ( Achtung !! Wahrnehmung der Menschen !! ) hat mit Sicherheit manchen kleinen Mann dazu gebracht, Sympathien für die AfD zu entwickeln.
Es geht jetzt darum, die sozial Schwächeren bis hin zu den im unteren Mittelfeld wieder zu erreichen. Die höheren, sofern sie nicht irgendeinem Nationalfimmel hinterherlaufenden oder gar direkte Verbindungen zur AfD selbst haben, Schichten erkennen doch schon längst, das der Großteil der AfD Fraktion mit Sicherheit nicht für gute Arbeit sorgt.
Und dann, und tut mir leid, das ich das so direkt anspreche, haben wir das AfD Problem im Süden der neuen Bundesländer, Thüringen, Sachsen, der Südteil Brandenburgs im Bogen bis FFO und alte Anhalt.
Dort ist die AfD wesentlich stärker und vor allem um einiges rechtsnationaler. Und auch wenn Poggenburg über seine Aschermittwochsrede gestolpert ist bleibt er ein Faktor in der Partei wie sein Alter Ego in Thüringen. Beide gedeihen unter der Hand von Gauland. Der nächste, der die Partei wahrscheinlich verlassen wird ist dann der Meuthen. Haben sie ihn ja schon nach Brüssel geschoben.
Und da ist die Frage, warum. Warum ist die Möglichkeit mit radikaleren Positionen gerade im Osten mehr Zulauf bekomme. Ich mein, die Linke war als PDS ja irgendwo noch eine Art Volkspartei, aber die AfD? Wie können Politik und Bürger diese Menschen wieder erreichen?
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von JJazzGold »

Hyde hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:16)

Klar gibt es bei der AfD Rechtsextreme, so wie es bei den Linken Linksextreme gibt. Aber deswegen wäre es völlig falsch, die Partei „Die Linke“ zukünftig als „die Linksextremen“ zu bezeichnen.

Genauso kann man nicht einfach die AfD mit dem Synonym „die Rechtsextremen“ bezeichnen. Das ist falsch und vergiftet nur das Diskussionsklima in der Gesellschaft weiter.
Macht sich denn überhaupt noch jemand die Mühe zu versuchen, mit AfD und deren Anhängern diskutieren zu wollen?
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Hyde hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:16)

Klar gibt es bei der AfD Rechtsextreme, so wie es bei den Linken Linksextreme gibt. Aber deswegen wäre es völlig falsch, die Partei „Die Linke“ zukünftig als „die Linksextremen“ zu bezeichnen.

Genauso kann man nicht einfach die AfD mit dem Synonym „die Rechtsextremen“ bezeichnen. Das ist falsch und vergiftet nur das Diskussionsklima in der Gesellschaft weiter.
Falsch. Das ist eben der Unterschied: In der Partei Die Linke gibt es keine Linksextremen. Letztere tummeln sich außerhalb dieser Partei. Aber in der AfD gibt es halt extrem Rechte, Leute, die die Nazizeit bagatellisieren, die fremdenfeindlich hetzen, die den rechtsradikalen Identitären und diversen Burschenschaften sehr nahe stehen.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Hyde »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:27)

Falsch. Das ist eben der Unterschied: In der Partei Die Linke gibt es keine Linksextremen. Letztere tummeln sich außerhalb dieser Partei. Aber in der AfD gibt es halt extrem Rechte, Leute, die die Nazizeit bagatellisieren, die fremdenfeindlich hetzen, die den rechtsradikalen Identitären und diversen Burschenschaften sehr nahe stehen.
Die AfD-Anhänger bestreiten, dass es in ihrer Partei Rechtsextreme gibt, und die Linken-Anhänger bestreiten, dass es bei ihnen Linksextreme gibt.

Ich weiß schon, warum ich mich der politischen Mitte zugehörig fühle, und mit den Ideologien, der Doppelzüngigkeit und der Subjektivität der rechten und linken Ränder nicht viel anfangen kann.

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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:27)

Falsch. Das ist eben der Unterschied: In der Partei Die Linke gibt es keine Linksextremen. Letztere tummeln sich außerhalb dieser Partei. Aber in der AfD gibt es halt extrem Rechte, Leute, die die Nazizeit bagatellisieren, die fremdenfeindlich hetzen, die den rechtsradikalen Identitären und diversen Burschenschaften sehr nahe stehen.
Linker Extremismus innerhalb der Die Linke:
„Kommunistische Plattform der Partei DIE LINKE“.
„Sozialistische Linke“
„Arbeitsgemeinschaft Cuba Si“
„Antikapitalistische Linke“
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Werden alle vom Verfassungsschutz beobachtet.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Alexyessin hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:25)

Da lob ich mir doch meine Ausländischen Nachbarn..... :) :thumbup:

Aber ich unterscheide bei AfD Meinungen auch nach wie ich den Menschen kenne und woher. Es gibt da den Studienkollegen von meinem bestn Spezi, der ist politisch wahnsinnig gebildet. Absolut nicht deine Ecke, so ein klassischer CSU Mann, mit Verbindungen in selbige und seid Jahren treuer FDP Wähler. Und der ist ein guter Advocatus Diaboli. Und es gibt bei den Menschen durchaus das Gefühl, das die letzte Regierung in dem Flüchtlingsjahr versagt hat. Und zwar nicht die Tatsache, DAS die Flüchtlinge kamen, sondern das die Menschen in den Kommunen von Land und Bund im Stich gelassen worden zu sein. Und die Tatsache, das wir in München und im MVV Radius ein massives Wohnungsproblem haben ist natürlich dann ein Nährboden. Da ist der Weg von der Wut auf die Regierung, die dann eine unheimliche Menge an Wohncontainern aufstellen kann, wenn es um Fremde geht. Das Gefühl, das der hier wohnende um jede Mark kämpfen muss während den Flüchtlingen alles ermöglicht wird ( Achtung !! Wahrnehmung der Menschen !! ) hat mit Sicherheit manchen kleinen Mann dazu gebracht, Sympathien für die AfD zu entwickeln.
Es geht jetzt darum, die sozial Schwächeren bis hin zu den im unteren Mittelfeld wieder zu erreichen. Die höheren, sofern sie nicht irgendeinem Nationalfimmel hinterherlaufenden oder gar direkte Verbindungen zur AfD selbst haben, Schichten erkennen doch schon längst, das der Großteil der AfD Fraktion mit Sicherheit nicht für gute Arbeit sorgt.
Und dann, und tut mir leid, das ich das so direkt anspreche, haben wir das AfD Problem im Süden der neuen Bundesländer, Thüringen, Sachsen, der Südteil Brandenburgs im Bogen bis FFO und alte Anhalt.
Dort ist die AfD wesentlich stärker und vor allem um einiges rechtsnationaler. Und auch wenn Poggenburg über seine Aschermittwochsrede gestolpert ist bleibt er ein Faktor in der Partei wie sein Alter Ego in Thüringen. Beide gedeihen unter der Hand von Gauland. Der nächste, der die Partei wahrscheinlich verlassen wird ist dann der Meuthen. Haben sie ihn ja schon nach Brüssel geschoben.
Und da ist die Frage, warum. Warum ist die Möglichkeit mit radikaleren Positionen gerade im Osten mehr Zulauf bekomme. Ich mein, die Linke war als PDS ja irgendwo noch eine Art Volkspartei, aber die AfD? Wie können Politik und Bürger diese Menschen wieder erreichen?
Ja, du beschreibst das schon alles ganz gut. Aber die Gründe, warum die Leute die AfD wählen, sind halt sehr vielfältig. Reicht von schlichtem Protest gegen die Herrschenden über den Wunsch, sich abzugrenzen von allem "Fremden" bis hin zu offenem Hass und offenem Rechtsextremismus. Und was den Osten anbelangt, ja, das ist schlimm, da hast du recht, aber auch hier gibt es nicht die Ursache, sondern ein ganzes Ursachen-Geflecht. Hab ich schon oft beschrieben. Allerdings sollte man aus dem Rechtsruck in Deutschland und Europa kein Ost-West-Problem machen. Wenn man sich zum Beispiel Pegida anschaut, ein Verein mit großer Affinität zur AfD (manche sagen ja, die AfD sei "parteigewordene" Pegida), dann braucht man nur mal auf deren Rednerlisten der vergangenen Jahre zu schauen: Sehr viele Leute aus Westdeutschland und aus ganz Westeuropa sind da vertreten. Und da waren schon richtige Scharfmacher darunter.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Alexyessin »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:44)

Ja, du beschreibst das schon alles ganz gut. Aber die Gründe, warum die Leute die AfD wählen, sind halt sehr vielfältig. Reicht von schlichtem Protest gegen die Herrschenden über den Wunsch, sich abzugrenzen von allem "Fremden" bis hin zu offenem Hass und offenem Rechtsextremismus. Und was den Osten anbelangt, ja, das ist schlimm, da hast du recht, aber auch hier gibt es nicht die Ursache, sondern ein ganzes Ursachen-Geflecht. Hab ich schon oft beschrieben. Allerdings sollte man aus dem Rechtsruck in Deutschland und Europa kein Ost-West-Problem machen. Wenn man sich zum Beispiel Pegida anschaut, ein Verein mit großer Affinität zur AfD (manche sagen ja, die AfD sei "parteigewordene" Pegida), dann braucht man nur mal auf deren Rednerlisten der vergangenen Jahre zu schauen: Sehr viele Leute aus Westdeutschland und aus ganz Westeuropa sind da vertreten. Und da waren schon richtige Scharfmacher darunter.
Da sprichst du aber genau eine Wahrheit an. Die Scharfmacher aus dem Westen kommen ja eben, weil das Publikum Pegida da ist.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Hyde hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:40)

Die AfD-Anhänger bestreiten, dass es in ihrer Partei Rechtsextreme gibt, und die Linken-Anhänger bestreiten, dass es bei ihnen Linksextreme gibt.

Ich weiß schon, warum ich mich der politischen Mitte zugehörig fühle, und mit den Ideologien, der Doppelzüngigkeit und der Subjektivität der rechten und linken Ränder nicht viel anfangen kann.

Auf beiden Seiten gibt es null Selbstkritik.
Die deutsche Linke hat nicht das verursacht, was 33 bis 45 so viel Unheil über die Welt brachte. Das war eindeutig die deutsche Rechte, deren Enkel nun munter herumschwadronieren dürfen. Und das sogar im Hohen Haus. Diese Rechts-Links-Gleichsetzung ist ahistorisch. Und eine reine lautere und völlig unbefleckte Mitte hat es noch nie gegeben und wird es auch nie geben.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Alexyessin hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:51)

Da sprichst du aber genau eine Wahrheit an. Die Scharfmacher aus dem Westen kommen ja eben, weil das Publikum Pegida da ist.
Das bedingt sich wechselseitig.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:41)

Linker Extremismus innerhalb der Die Linke:
„Kommunistische Plattform der Partei DIE LINKE“.
„Sozialistische Linke“
„Arbeitsgemeinschaft Cuba Si“
„Antikapitalistische Linke“
„Marxistische Forum“


Werden alle vom Verfassungsschutz beobachtet.
Nee du, Linksextremisten sind das nicht. Da musste mal nach Leipzig-Connewitz fahren, wenn du richtige Linksextremisten sehen willst. Und beobachtet werden Linke schon immer, seit dem Beginn ihrer Existenz. Sie sind eben ein Dorn im Auge des Kapitalismus :D Nur, dass die eigentliche Gefahr im Moment von sehr weit rechts kommt.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Alexyessin »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:54)

Das bedingt sich wechselseitig.
Aber du brauchst einen Boden und der ist bei der Pegida vorhanden und die kommt halt aus Dresden. Das sind unangenehme Tatsachen, der man sich nicht verstellen darf.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von KarlRanseier »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:59)

Nee du, Linksextremisten sind das nicht. Da musste mal nach Leipzig-Connewitz fahren, wenn du richtige Linksextremisten sehen willst. Und beobachtet werden Linke schon immer, seit dem Beginn ihrer Existenz. Sie sind eben ein Dorn im Auge des Kapitalismus :D Nur, dass die eigentliche Gefahr im Moment von sehr weit rechts kommt.

Auch die Grünen wurden in ihrer Anfangszeit vom Verfassungsschutz bespitzelt, weil sie den Umweltschutz als wichtiger erachteten als die Mittelstandsentlastung, was sie zu einer Alternative zu SPDCDUFDP machte. Dieses Problem besteht nicht mehr, die Grünen sind heute bestens "integriert".
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Hyde »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:53)

Die deutsche Linke hat nicht das verursacht, was 33 bis 45 so viel Unheil über die Welt brachte.
Ja, aber was die KPD-Funktionäre machen, wenn sie an die Macht kommen, hat man ab 1945 in Ostdeutschland gesehen. Das wird auch nicht gerade als Ruhmesblatt der Demokratie in die Annalen der Welthistorie eingehen.
Und eine reine lautere und völlig unbefleckte Mitte hat es noch nie gegeben und wird es auch nie geben.
Würde ich auch nie behaupten. Es kann natürlich auch in der Mitte Leute mit durchaus extremistischem Gedankengut geben, wie man zum Beispiel an Sarrazin sieht, der ja SPD-Mitglied ist.

Aber alles in allem ist die politische Mitte noch am gefeitesten gegen Extremismus jeglicher Couleur, da sich Fanatiker im Pragmatismus der Mitte nicht wohlfühlen.

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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Alexyessin hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:00)

Aber du brauchst einen Boden und der ist bei der Pegida vorhanden und die kommt halt aus Dresden. Das sind unangenehme Tatsachen, der man sich nicht verstellen darf.
Ja. Und was tust du nun mit dieser Erkenntnis? Nee, ich würde schon auch gerne in die Ecken im ganzen Land schauen, wo die AfD ebenfalls schlagartig zweistellig war oder auch "nur" nahe an der Zehn-Prozent-Grenze. Ich weiß selbst, was hier los ist, ich sehe es ja täglich. Aber wie gesagt: Mit der Ost-West-Geschichte kommt man im Moment nicht weiter.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:59)

Nee du, Linksextremisten sind das nicht. Da musste mal nach Leipzig-Connewitz fahren, wenn du richtige Linksextremisten sehen willst. Und beobachtet werden Linke schon immer, seit dem Beginn ihrer Existenz. Sie sind eben ein Dorn im Auge des Kapitalismus :D Nur, dass die eigentliche Gefahr im Moment von sehr weit rechts kommt.
Das sollte nur der Richtigstellung dienen, da ich eine Diskussion über Linksextremismus in diesem Thread für nicht angebracht halte. Ich hätte auch das Erfurter Programm oder Bisky anführen können, in beiden ist “Systemwechsel“ zu finden.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Hyde hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:04)

Schon dass Linke wie Rechte abstreiten, dass es bei Ihnen Extremisten gibt, zeigt ihre radikal-subjektive, unkritische (ideologische) Weltsicht.
Ich streite es ja nicht ab. Ich sagte nur, in der Partei Die Linke gibt es keine. Und ich selbst bin auch weit davon entfernt, linksextrem zu sein. Und in meinen Kreisen würde nie einer so fremdenfeindlich reden, wie man es eben gerade bei den AfD-Anhängern sieht. Wenn ich die wäre, würde ich schon genau hingucken, ob ich zu denen gehören will, in deren Reihen sich solche Höckes, Gaulands und Poggenburgs befinden.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:07)

Das sollte nur der Richtigstellung dienen, da ich eine Diskussion über Linksextremismus in diesem Thread für nicht angebracht halte. Ich hätte auch das Erfurter Programm oder Bisky anführen können, in beiden ist “Systemwechsel“ zu finden.
Der Wunsch, den Kapitalismus zu transformieren in eine gerechtere Gesellschaft, ist nicht linksextremistisch.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Hyde »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:11)

Ich streite es ja nicht ab. Ich sagte nur, in der Partei Die Linke gibt es keine.
Ja, also streitest du es ab.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von imp »

JJazzGold hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:07)

Das sollte nur der Richtigstellung dienen, da ich eine Diskussion über Linksextremismus in diesem Thread für nicht angebracht halte. Ich hätte auch das Erfurter Programm oder Bisky anführen können, in beiden ist “Systemwechsel“ zu finden.
Bisky ist nun schon eine ganze Weile tot.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:13)

Der Wunsch, den Kapitalismus zu transformieren in eine gerechtere Gesellschaft, ist nicht linksextremistisch.
Systemveränderung bedeutet eine Staats- und Gesellschaftsordnung zu ändern.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von JJazzGold »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:19)

Bisky ist nun schon eine ganze Weile tot.
Es geht um die Aussage zur Intention der Die Linke. Das Erfurter Programm lebt noch.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Europa2050 »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:13)

Der Wunsch, den Kapitalismus zu transformieren in eine gerechtere Gesellschaft, ist nicht linksextremistisch.
Das ist zweifelsohne schön ausgedrückt, kann aber operativ durchaus extremistisch oder verfassungsfeindlich werden. Kommt halt drauf an, welches Bild man von denen hat, die das nicht so sehen (diese Kapitalisten) und wollen und wie man mit denen umgeht.
Da muss man linkerseits aufpassen, dass man die nicht genau so herabwürdigt, wie auf der anderen Seite eben alles ausländische.

Letztlich muss die „breite Mitte“ eben dafür sorgen, dass weder Kommunisten noch Faschisten unsere Bundesrepublik kaputt reden/machen. Und zur Zeit kommt diese Gefahr eben ausschließlich von rechts, da bin ich voll bei Dir.

Und (weil Du das oben geschrieben hast): Für die Auswüchse 33-45 tragen die Faschisten alle Schuld für alle Ewigkeit.
An der vorhergehenden Unregierbarkeit und Damit Zerstörung der Weimarer Republik waren jedoch die KPD und ihre Kampfverbände nicht unbeteiligt.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von imp »

JJazzGold hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:21)

Es geht um die Aussage zur Intention der Die Linke. Das Erfurter Programm lebt noch.
Ehrlich gesagt sind mir die Programme der Parteien ziemlich egal. An ihren konkreten Aktionen kann man die Parteien messen. Da brauche ich bei der SPD kein SPD-Programm, bei der AfD kein AfD-Programm. Warum sollte ich die Linke-Partei mit ihrem obrigkeitsfixierten, sozialdemokratischen Ansatz da anders behandeln? Das ist einfach nur uninteressant. Bei der AfD nützt es ja auch nichts, Wortlaut des Programms an der Realität zu blamieren.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von JJazzGold »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:57)

Ehrlich gesagt sind mir die Programme der Parteien ziemlich egal. An ihren konkreten Aktionen kann man die Parteien messen. Da brauche ich bei der SPD kein SPD-Programm, bei der AfD kein AfD-Programm. Warum sollte ich die Linke-Partei mit ihrem obrigkeitsfixierten, sozialdemokratischen Ansatz da anders behandeln? Das ist einfach nur uninteressant. Bei der AfD nützt es ja auch nichts, Wortlaut des Programms an der Realität zu blamieren.
Ich gehöre zur raren Spezies der Programmleser. Sowohl die Kluft zwischen Worten und Taten (AfD), als auch das Beharren auf einst Geschriebenem (Die Linke) finde ich interessant, obwohl auch ich an letzendlich an Taten messe. Aus der Melange ergibt sich ab und an eine erstaunliche Übereinstimmung, zwischen beiden.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von imp »

JJazzGold hat geschrieben:(15 Mar 2018, 22:36)

Ich gehöre zur raren Spezies der Programmleser. Sowohl die Kluft zwischen Worten und Taten (AfD), als auch das Beharren auf einst Geschriebenem (Die Linke) finde ich interessant, obwohl auch ich an letzendlich an Taten messe. Aus der Melange ergibt sich ab und an eine erstaunliche Übereinstimmung, zwischen beiden.
Das kann ich so nicht nachvollziehen. Für mich sind die Programme bei allen weit weg von dem, das sie (nicht) tun.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von JJazzGold »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Mar 2018, 22:52)

Das kann ich so nicht nachvollziehen. Für mich sind die Programme bei allen weit weg von dem, das sie (nicht) tun.
Parteiprogramme sind Absichtserklärungen, mehr oder weniger detailliert formuliert. Einige Absichten finden Umsetzung, anteilig oder in Gänze, andere werden nach der Erstellung in die Schublade versenkt, in der Hoffnung, man möge nicht daran erinnert werden.
Womit wir wieder bei der AfD wären.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Tomaner »

Hyde hat geschrieben:(15 Mar 2018, 18:37)

Wie definiert man denn dann, wo Rechtsradikalismus anfängt? Wenn man der Meinung ist, dass in den letzten Jahren zu viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen und dass die Zuwanderung auf ein niedrigeres Niveau begrenzt werden muss, ist man dann schon rechtsradikal?

Sind die 48% der Wähler von Trump in den USA rechtsradikal? Also die Hälfte der US-Bevölkerung?

Ich kenne aus meinem persönlichen Umfeld den ein oder anderen, der AfD gewählt hat. Keinen von denen würde ich als rechtsextrem bezeichnen, keiner von denen hat irgendwas mit irgendeiner Nazi-Szene zu tun.

Und bezüglich der NPD: was heißt hier verbrannt? Rechtsextreme sind doch stolz darauf, eine Partei wie die NPD zu wählen. Wenn es also 20% Rechtsextreme und Nazis in Deutschland gäbe, dann müsste auch die NPD ca bei 20% stehen. Oder warum sollte ein überzeugter Rechtsextremer in einer geheimen Wahl nicht eine rechtsextreme Partei wie die NPD wählen?
Stellt sich erst mal die Frage wo rechtsextrem anfängt. Wenn jemand aus Umfeld AfD wählt, muß er doch auch wissen welche Aussagen die machen und für was die stehen. Kann man sich dann damit entschuldigen, rechtsextreme Aussagen und Handeln zu tolerieren durch Wahl, will damit aber nichts damit zu tun haben? Wegen was wählen sie AfD? Wegen eines Punktes, den Flüchtlingen? Bestellen sie auch in Lokal ein Essen von dem sie nichts mögen, außer einer Scheibe Orange zur Verzierung?
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Tomaner »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Mar 2018, 22:52)

Das kann ich so nicht nachvollziehen. Für mich sind die Programme bei allen weit weg von dem, das sie (nicht) tun.
Hast du Demokratie und ihre spielregeln jemals verstanden? Jedenfalls in Programmen steht für was man steht oder in welcher Richtung man will. Das andere ist, welche Mehrheiten bekomme ich um was durchzusetzen. Selbst dir mußte doch klar sein, eine SPD wird doche realistisch gesehen, nicht 100 Prozent Programm mit 25 Prozent durchsetzen können, als kleiner Koalitionspartner. Das können auch Grüne nicht, keine FDP und sonst keiner, auch keine CDU die Koalitionspartner suchen muß. Im Prinzip forderst du ja Diktatur um alles 100 Prozent durchsetzen zu können.
Wenn ich mir sogar die jetztigen Koalitionsverträge so anschaue, trägt die sogar relativ starke sozialdemokratische Handschrift zum Verhältnis des Wahlergebnisses.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Kritikaster »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:11)

Ich streite es ja nicht ab. Ich sagte nur, in der Partei Die Linke gibt es keine.
Machen wir hier weiter:
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von think twice »

Tomaner hat geschrieben:(15 Mar 2018, 23:11)

Wegen was wählen sie AfD? Wegen eines Punktes, den Flüchtlingen? Bestellen sie auch in Lokal ein Essen von dem sie nichts mögen, außer einer Scheibe Orange zur Verzierung?
Sehr gute Frage. :thumbup:
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Alexyessin »

Selina hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:06)

Ja. Und was tust du nun mit dieser Erkenntnis? Nee, ich würde schon auch gerne in die Ecken im ganzen Land schauen, wo die AfD ebenfalls schlagartig zweistellig war oder auch "nur" nahe an der Zehn-Prozent-Grenze. Ich weiß selbst, was hier los ist, ich sehe es ja täglich. Aber wie gesagt: Mit der Ost-West-Geschichte kommt man im Moment nicht weiter.
Doch, die Ost-West Geschichte muss mit betrachtet werden um dieses Problem konkret anzufassen. Es bringt nichts in Sachsen zu sagen - aber in Bayern haben die auch 13 % bekommen. Fakt ist, das die AfD in Sachsen die stärkste Partei bei der BTW wurde. Und da hilft nur schonungslose Analyse und kein wegducken.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von zollagent »

Roady66 hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:17)

Soll ich jetzt lachen?

Hast mal genau hingeschaut, in welches Neudeutsche Milieu die AfD ein Stein im Brett hat. Hast mal überlegt, das Protest bei anderen ein legitimes Mittel Demokratie auszudrücken ist. Hast mal überlegt, das Abbügeln von Argumenten aus anderem Hintergrund eigentlich nich ht diese Argumente trifft, sondern das Argumentieren.
Ich schaue weniger auf das, was sie sagen, sondern darauf, auf welchen Grundlagen diese Argumentation fußt. Und da lugt der kleine Herrenmensch aus allen Ritzen.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von zollagent »

Hyde hat geschrieben:(15 Mar 2018, 19:21)

Ja, aber die NPD hatte selbst bei Wahlen, bevor es die AfD gab, höchstens 2% der Stimmen, was der These widerspricht, dass es 20-25% Rechtsextreme in Deutschland gibt.
Vielleicht verkehrt ausgedrückt. Das Wählerpotential für rechte Parteien liegt in diesem Bereich. Wobei ich die 20-25 % für übertrieben halte. Meine Schätzung liegt bei etwa um die 15-17 % herum. Das heißt nicht, daß auch alle, die deren Thesen zumindest aufgeschlossen gegenüberstehen, diese Rechten Parteien dann auch wählen.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Selina »

Alexyessin hat geschrieben:(16 Mar 2018, 08:17)

Doch, die Ost-West Geschichte muss mit betrachtet werden um dieses Problem konkret anzufassen. Es bringt nichts in Sachsen zu sagen - aber in Bayern haben die auch 13 % bekommen. Fakt ist, das die AfD in Sachsen die stärkste Partei bei der BTW wurde. Und da hilft nur schonungslose Analyse und kein wegducken.
Ich bin nun wirklich am allerwenigsten jemand, der sich in irgendeiner Form wegduckt. Das weißt du auch. Für mich ist Antifaschismus ein festverankertes und selbstverständliches Lebensprinzip. Daher empfinde ich es als sehr schmerzhaft, dass es gerade in Ostdeutschland so viele sind, die diesen Rechtspopulisten hinterherlaufen. Wir haben alle schon einmal erlebt (über Eltern und Großeltern), wo das hinführen kann. Und ich mache mir große Sorgen, dass gerade viele Menschen aus der so genannten "bürgerlichen Mitte" der Gesellschaft - und das natürlich in Ost und West - den Rechtsruck mit seinem wachsenden Nationalismus und seiner Fremdenfeindlichkeit eher bagatellisieren, als ihn wirklich ernstzunehmen und ihm etwas Wirksames entgegenzusetzen. Und obwohl ich es hier schon häufig beschrieben habe, was ich für die Gründe halte, warum im Osten der Zuspruch zur AfD so stark ist, versuche ich es noch einmal. Das ist aber nur meine ganz unmaßgebliche persönliche Meinung; ich bin weder Politologin noch anderweitig beruflich mit der Materie befasst. Ich schaue nur genau hin, was um mich rum passiert:

Vorbemerkung: Meines Erachtens gibt es nicht die eine Ursache, sondern ein ganzes Ursachengeflecht:

Erstens: Viele Ostdeutsche haben zur Wende erfahren, was es bedeutet, mit eigener Kraft ein System umzuwälzen, Regierende abzulösen, eine alles beherrschende "Diktatur des Proletariats" abzuschütteln und einen demokratischen Weg einzuschlagen. Sie waren wer in der Wendenzeit, standen im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, wurden als "Revolutionäre" bezeichnet. In den Jahren danach bröckelte diese Kraft, diese Bedeutsamkeit und Ausstrahlung immer mehr. Schließlich war es dann soweit: Kein Hahn krähte mehr nach ihnen, ihre "geschichtliche Leistung" wurde zur Selbstverständlichkeit, ja zur Nebensächlichkeit. Das zeigte sich auch darin, dass ihre Biografien nichts mehr wert waren in den Augen vieler Politiker und vieler Westdeutscher. Sie wurden nur dann mal beachtet, wenn es um die Erwähnung ihrer Wenden-Taten ging, aber nie als ganze Menschen, die ein Gesamtleben führen und führten: Vor, während und nach der Wende. Und dieses Leben hatte aufgrund der geschichtlichen Ereignisse viele gravierende Brüche. Das, was die meisten zur Wendenzeit leisten und aushalten mussten, ist einmalig und mit nichts zu vergleichen: Das Gesellschaftssystem hatte sich komplett geändert, es kamen neue Gesetze, neue Regeln, neue Umstände, alles, aber auch alles war anders. Der Arbeitsplatz war nicht mehr sicher und brach schließlich ganz weg.

Hinzu kommt (und das halte ich für einen wesentlichen Punkt): Ihre kurze, aber starke Erfahrung der Mitbestimmung, des Mitregierens und Mitgestaltens der Politik, die sie logischerweise während der Wende auf beindruckende Weise machten, galt später nichts mehr. Alles ging seinen Lauf, niemand fragte mehr "wie seht ihr die Entwicklung, ihr Ossis? Wie fühlt ihr euch? Was wollt ihr ändern? Was muss anders werden?" Ihre Stimme war einfach nicht mehr gefragt. Sie spürten: Wir können hier auf- und niederspringen, es ist egal, es interessiert "da oben" sowieso keinen. Das ist sozusagen eine Art traumatische Demokratie-Erfahrung. Erst hui, dann pfui.

Zweitens: Die nach wie vor noch gravierenden Unterschiede der Lebensverhältnisse in Ost und West. Das zeigt sich auf vielen Gebieten, zum Beispiel niedrigere Löhne und Gehälter bei ähnlichen Preisen wie im Westen (wegen der niedrigeren Produktivität, aber auch wegen der weniger starken Tarifbindung der Unternehmen), niedrigere Renten, größerer Anteil an Arbeitslosigkeit, mehr Hartz-vier-Bezieher, mehr prekäre Arbeit mit Aufstockerei, mehr Kinder- und Altersarmut, mehr Unsicherheit in Handwerk und Gewerbe wegen schlechter Zahlungsmoral der Kundschaft (die selbst auch bereits am Limit rumkraucht). Der bescheidene Wohlstand, den sich einige nach der Wende aufgebaut haben, gilt vielen als hochgradig gefährdet, daher sehen diese Leute alle als Feinde an, die von außen kommen und ihnen etwas wegnehmen könnten. Stichwort: Sündenbockpolitik.

Drittens: Warum ist der Rechtsruck und die Affinität zur AfD in Sachsen besonders stark? Hier hat die jahrzehntelange Alleinherrschaft der CDU das Ihrige getan. Alle immer latent vorhandenen rechten Erscheinungen wurden stets heruntergespielt, nicht ernst genommen und nicht entschieden genug bekämpft. Im Gegenteil, einige von der CDU setzten sich mit Pegida zusammen und trafen mit denen seltsame Übereinkünfte, bei denen sogar Geld geflossen sein soll, damit man sich mal montags nicht mehr in der sächsischen Perle, inmitten von Dresden, auf diese Krawall-Tour bewegt. Hat nix geholfen. Das Kuriose: Sachsen hatte immer nur einen etwa zwei Prozent starken Ausländeranteil (heute sind es durch die Flüchtlinge ein kleines bisschen mehr, aber nicht gravierend mehr). Und trotzdem wurde dort immer schon am meisten gegen Ausländer gewettert. Nach der Wende ganz laut und offensiv, vor der Wende eher im Stillen, eher unauffällig. Das gilt im Übrigen für alle neuen Bundesländer. Denn Fremdenfeindlichkeit gab es natürlich auch in der DDR. Ich weiß nicht genau, wie die Menschen in der alten BRD damals mit den türkischen und italienischen Gastarbeitern umgegangen sind, denn auch da wird es neben viel Freude sicher auch so manche Fremdenfeindlichkeit gegeben haben, denke ich mal. Aber hier im Osten war es schon so, dass die sozialistischen Vertragsarbeiter aus Kuba, Vietnam und aus afrikanischen Staaten und auch die Soldaten der Sowjetarmee oft angefeindet worden sind. Hab ich selbst erlebt. Das kam also vor, wurde aber durch Polizei und Stasi engmaschig kontrolliert und kleingehalten. Die "Russen" und die "Fidschis" war oft abfällig zu hören. Ich denke mal, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung im Osten auch schon vor der Wende latent fremdenfeindlich waren. Das wird aber im Westen ebenfalls so gewesen sein.

Dass das in Sachsen dann nach der Wende auf so besonders fruchtbaren Boden fiel, hat wie gesagt viel damit zu tun, dass die Regierenden dort immer auf dem rechten Auge blind waren. Da wurde bagatellisiert, was das Zeug hält. Und da ist der Boden halt schnell bereitet für so etwas wie Pegida, den Vorläufer der AfD. Die Anhänger wussten immer schon "uns passiert hier nicht viel, da können wir schalten und walten, wie wir wollen". Das sächsische Leipzig war da eine wohltuende Ausnahme, was auch mit dem tollen SPD-Bürgermeister Jung (mal ein wirklich positiver West-Import ;)) zusammenhängt. Der stand immer mit in der ersten Reihe, wenn die zahlreichen Gegendemos gegen Legida organisiert wurden, und unterstützte die Demokraten bei ihren vielfältigen Anti-Legida-Aktionen. So konnte sich dieses rechtspopulistische Bündnis dort nicht so rasant ausbreiten. Und auch die AfD-Zahlen sind somit in einzelnen Leipziger Gebieten nicht ganz so groß wie anderswo.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von zollagent »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Mar 2018, 20:19)

Bisky ist nun schon eine ganze Weile tot.
Sein Programm auch?
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von zollagent »

Tomaner hat geschrieben:(15 Mar 2018, 23:11)

Stellt sich erst mal die Frage wo rechtsextrem anfängt. Wenn jemand aus Umfeld AfD wählt, muß er doch auch wissen welche Aussagen die machen und für was die stehen. Kann man sich dann damit entschuldigen, rechtsextreme Aussagen und Handeln zu tolerieren durch Wahl, will damit aber nichts damit zu tun haben? Wegen was wählen sie AfD? Wegen eines Punktes, den Flüchtlingen? Bestellen sie auch in Lokal ein Essen von dem sie nichts mögen, außer einer Scheibe Orange zur Verzierung?
Bei sehr vielen ist es genau diese Scheibe Orange, wobei diese in ihrer Wahrnehmung wagenradgroß ist.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von zollagent »

Roady66 hat geschrieben:(16 Mar 2018, 07:18)

Nein irgendwie albern. Ein Essen wird nach eigenem Geschmack bestellt. Nach Bekömmlichkeit. Da hat jeder seine Wahl. Wie bei einer politischen Wahl. Die rechts draußen werden nur stark gemacht, weil man keine Wahl angeboten hat.

Daher das Abwatschen. Ich verlasse auch das Lokal, wo es zwar eine Speisekarte gibt aber nur ein Gerücht angeboten wird.
Oder weil das Gewünschte in einer demokratischen Partei schlicht keinen Platz hat....
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Hyde »

Selina hat geschrieben:(16 Mar 2018, 09:26)

Drittens: Warum ist der Rechtsruck und die Affinität zur AfD in Sachsen besonders stark? Hier hat die jahrzehntelange Alleinherrschaft der CDU das Ihrige getan. Alle immer latent vorhandenen rechten Erscheinungen wurden stets heruntergespielt
Das rechte Problem wird ja nicht nur von der CDU heruntergespielt. Alle Parteien im Osten betätigen sich als Relativierer der Fremdenfeindlichkeit. Kein Politiker im Osten schafft es, mal die besondere Fremdenfeindlichkeit im Osten zu benennen, ohne gleich relativierend hinzufügen zu müssen: „aber im Westen gibt es ja genauso Fremdenfeindlichkeit!“

Im Osten muss man mal diesen Westkomplex und diese Minderwertigkeitsgefühle ablegen.
Ich für meinen Teil habe auch kein Problem damit zu sagen, dass im Osten manches besser ist als im Westen. Zum Beispiel ist der Osten bei der Erwerbsbeteiligung der Frauen und bei dem Ausbau der Kita-Betreuung viel fortschrittlicher und besser als der Westen.
Ich habe kein Problem, diesbezüglich den Westen für seine Rückständigkeit zu kritisieren, und muss dann auch nicht relativierend hinzufügen: „aber im Osten gibt es ja auch noch genauso Probleme in diesen Bereichen, das ist also kein West-Problem!“

Auch kenne ich keine West-Politiker, die darauf hingewiesen haben, dass im letzten Kabinett die Ost-Spitzenpolitiker überrepräsentiert waren (wenn man noch hinzuzählt, dass auch die Bubdeskanzlerin und der Bundespräsident aus dem Osten kamen). Warum auch? Was interessiert mich, wo die herkommen? Die Mauer in den Köpfen wird doch vor allem von den Ostdeutschen immer wieder aufrechterhalten, wenn sie solche Kategorisierungen vornehmen wie „die Ostdeutschen sind im Kabinett unterrepräsentiert!“

Wenn man immer wieder diese Teilung, diese Kategorisierung vornimmt, ja natürlich verschwindet dann die Mauer in den Köpfen und die Spaltung nicht.
Zuletzt geändert von Hyde am Fr 16. Mär 2018, 10:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von zollagent »

Selina hat geschrieben:(16 Mar 2018, 09:26)

....
Hinzu kommt (und das halte ich für einen wesentlichen Punkt): Ihre kurze, aber starke Erfahrung der Mitbestimmung, des Mitregierens und Mitgestaltens der Politik, die sie logischerweise während der Wende auf beindruckende Weise machten, galt später nichts mehr. Alles ging seinen Lauf, niemand fragte mehr "wie seht ihr die Entwicklung, ihr Ossis? Wie fühlt ihr euch? Was wollt ihr ändern? Was muss anders werden?" Ihre Stimme war einfach nicht mehr gefragt. Sie spürten: Wir können hier auf- und niederspringen, es ist egal, es interessiert "da oben" sowieso keinen. Das ist sozusagen eine Art traumatische Demokratie-Erfahrung. Erst hui, dann pfui.

....
Du beschreibst ziemlich deutlich ein Lebensgefühl, das darauf basiert, daß jemand "abgeholt wird". Sich selbst bewegen, sich selbst einbringen, selbst lautstark zu Wort melden, scheint schwer zu fallen. Aber genau das macht letztlich eine Demokratie aus, nämlich das Mitmachen und nicht das Bedientwerden.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von relativ »

Selina hat geschrieben:(16 Mar 2018, 09:26)

Ich bin nun wirklich am allerwenigsten jemand, der sich in irgendeiner Form wegduckt. Das weißt du auch. Für mich ist Antifaschismus ein festverankertes und selbstverständliches Lebensprinzip. Daher empfinde ich es als sehr schmerzhaft, dass es gerade in Ostdeutschland so viele sind, die diesen Rechtspopulisten hinterherlaufen. Wir haben alle schon einmal erlebt (über Eltern und Großeltern), wo das hinführen kann. Und ich mache mir große Sorgen, dass gerade viele Menschen aus der so genannten "bürgerlichen Mitte" der Gesellschaft - und das natürlich in Ost und West - den Rechtsruck mit seinem wachsenden Nationalismus und seiner Fremdenfeindlichkeit eher bagatellisieren, als ihn wirklich ernstzunehmen und ihm etwas Wirksames entgegenzusetzen. Und obwohl ich es hier schon häufig beschrieben habe, was ich für die Gründe halte, warum im Osten der Zuspruch zur AfD so stark ist, versuche ich es noch einmal. Das ist aber nur meine ganz unmaßgebliche persönliche Meinung; ich bin weder Politologin noch anderweitig beruflich mit der Materie befasst. Ich schaue nur genau hin, was um mich rum passiert:

Vorbemerkung: Meines Erachtens gibt es nicht die eine Ursache, sondern ein ganzes Ursachengeflecht:

Erstens: Viele Ostdeutsche haben zur Wende erfahren, was es bedeutet, mit eigener Kraft ein System umzuwälzen, Regierende abzulösen, eine alles beherrschende "Diktatur des Proletariats" abzuschütteln und einen demokratischen Weg einzuschlagen. Sie waren wer in der Wendenzeit, standen im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, wurden als "Revolutionäre" bezeichnet. In den Jahren danach bröckelte diese Kraft, diese Bedeutsamkeit und Ausstrahlung immer mehr. Schließlich war es dann soweit: Kein Hahn krähte mehr nach ihnen, ihre "geschichtliche Leistung" wurde zur Selbstverständlichkeit, ja zur Nebensächlichkeit. Das zeigte sich auch darin, dass ihre Biografien nichts mehr wert waren in den Augen vieler Politiker und vieler Westdeutscher. Sie wurden nur dann mal beachtet, wenn es um die Erwähnung ihrer Wenden-Taten ging, aber nie als ganze Menschen, die ein Gesamtleben führen und führten: Vor, während und nach der Wende. Und dieses Leben hatte aufgrund der geschichtlichen Ereignisse viele gravierende Brüche. Das, was die meisten zur Wendenzeit leisten und aushalten mussten, ist einmalig und mit nichts zu vergleichen: Das Gesellschaftssystem hatte sich komplett geändert, es kamen neue Gesetze, neue Regeln, neue Umstände, alles, aber auch alles war anders. Der Arbeitsplatz war nicht mehr sicher und brach schließlich ganz weg.

Hinzu kommt (und das halte ich für einen wesentlichen Punkt): Ihre kurze, aber starke Erfahrung der Mitbestimmung, des Mitregierens und Mitgestaltens der Politik, die sie logischerweise während der Wende auf beindruckende Weise machten, galt später nichts mehr. Alles ging seinen Lauf, niemand fragte mehr "wie seht ihr die Entwicklung, ihr Ossis? Wie fühlt ihr euch? Was wollt ihr ändern? Was muss anders werden?" Ihre Stimme war einfach nicht mehr gefragt. Sie spürten: Wir können hier auf- und niederspringen, es ist egal, es interessiert "da oben" sowieso keinen. Das ist sozusagen eine Art traumatische Demokratie-Erfahrung. Erst hui, dann pfui.

Zweitens: Die nach wie vor noch gravierenden Unterschiede der Lebensverhältnisse in Ost und West. Das zeigt sich auf vielen Gebieten, zum Beispiel niedrigere Löhne und Gehälter bei ähnlichen Preisen wie im Westen (wegen der niedrigeren Produktivität, aber auch wegen der weniger starken Tarifbindung der Unternehmen), niedrigere Renten, größerer Anteil an Arbeitslosigkeit, mehr Hartz-vier-Bezieher, mehr prekäre Arbeit mit Aufstockerei, mehr Kinder- und Altersarmut, mehr Unsicherheit in Handwerk und Gewerbe wegen schlechter Zahlungsmoral der Kundschaft (die selbst auch bereits am Limit rumkraucht). Der bescheidene Wohlstand, den sich einige nach der Wende aufgebaut haben, gilt vielen als hochgradig gefährdet, daher sehen diese Leute alle als Feinde an, die von außen kommen und ihnen etwas wegnehmen könnten. Stichwort: Sündenbockpolitik.

Drittens: Warum ist der Rechtsruck und die Affinität zur AfD in Sachsen besonders stark? Hier hat die jahrzehntelange Alleinherrschaft der CDU das Ihrige getan. Alle immer latent vorhandenen rechten Erscheinungen wurden stets heruntergespielt, nicht ernst genommen und nicht entschieden genug bekämpft. Im Gegenteil, einige von der CDU setzten sich mit Pegida zusammen und trafen mit denen seltsame Übereinkünfte, bei denen sogar Geld geflossen sein soll, damit man sich mal montags nicht mehr in der sächsischen Perle, inmitten von Dresden, auf diese Krawall-Tour bewegt. Hat nix geholfen. Das Kuriose: Sachsen hatte immer nur einen etwa zwei Prozent starken Ausländeranteil (heute sind es durch die Flüchtlinge ein kleines bisschen mehr, aber nicht gravierend mehr). Und trotzdem wurde dort immer schon am meisten gegen Ausländer gewettert. Nach der Wende ganz laut und offensiv, vor der Wende eher im Stillen, eher unauffällig. Das gilt im Übrigen für alle neuen Bundesländer. Denn Fremdenfeindlichkeit gab es natürlich auch in der DDR. Ich weiß nicht genau, wie die Menschen in der alten BRD damals mit den türkischen und italienischen Gastarbeitern umgegangen sind, denn auch da wird es neben viel Freude sicher auch so manche Fremdenfeindlichkeit gegeben haben, denke ich mal. Aber hier im Osten war es schon so, dass die sozialistischen Vertragsarbeiter aus Kuba, Vietnam und aus afrikanischen Staaten und auch die Soldaten der Sowjetarmee oft angefeindet worden sind. Hab ich selbst erlebt. Das kam also vor, wurde aber durch Polizei und Stasi engmaschig kontrolliert und kleingehalten. Die "Russen" und die "Fidschis" war oft abfällig zu hören. Ich denke mal, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung im Osten auch schon vor der Wende latent fremdenfeindlich waren. Das wird aber im Westen ebenfalls so gewesen sein.

Dass das in Sachsen dann nach der Wende auf so besonders fruchtbaren Boden fiel, hat wie gesagt viel damit zu tun, dass die Regierenden dort immer auf dem rechten Auge blind waren. Da wurde bagatellisiert, was das Zeug hält. Und da ist der Boden halt schnell bereitet für so etwas wie Pegida, den Vorläufer der AfD. Die Anhänger wussten immer schon "uns passiert hier nicht viel, da können wir schalten und walten, wie wir wollen". Das sächsische Leipzig war da eine wohltuende Ausnahme, was auch mit dem tollen SPD-Bürgermeister Jung (mal ein wirklich positiver West-Import ;)) zusammenhängt. Der stand immer mit in der ersten Reihe, wenn die zahlreichen Gegendemos gegen Legida organisiert wurden, und unterstützte die Demokraten bei ihren vielfältigen Anti-Legida-Aktionen. So konnte sich dieses rechtspopulistische Bündnis dort nicht so rasant ausbreiten. Und auch die AfD-Zahlen sind somit in einzelnen Leipziger Gebieten nicht ganz so groß wie anderswo.
Bei den krassen Veränderungen die die ostdeutschen erleben mussten, bei der schnellen häufig für sie negativen Umgestaltung des Arbeitsmarktes und der m.M. unsäglich langen Dauer der ungleiche Bezahlung gehe ich zu 100% mit.
Alles andere empfinde ich hier aber eher als subjektive Sichtweise. Denn die Aufmerksamkeit für den Aufbau Ost war über jahrzehnte da, aber natürlich wird dann auch, über Jahrzehnte gesehen, dies zur Routine bzw. etwas Normales für den Bürger und der Öffentlichkeit.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Sammelstrang: Alternative für Deutschland (AfD)

Beitrag von Alexyessin »

Selina hat geschrieben:(16 Mar 2018, 09:26)
Ich werde heute Abend darauf ausführlich antworten, denn dies ist ein sehr guter Beitrag, den ich jetzt nicht zwischen Tür und Angel im Büro kommentieren werde :)
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
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