Ich würde erstmal die Frage in den Raum werfen, ob wir heute wirklich mehr Krisen haben als früher? Oder nimmt man sie wegen der Globalisierung nur stärker wahr? Oder verklärt man im Rücktritt die Vergangenheit?Senexx hat geschrieben:(15 Apr 2018, 11:20)
Wir erleben derzeit eine Reihe von Krisen: Trump und die Frage des Protektionismus, Euro-Krise und EU-Krise, die neue Aggressivität von Putin-Russland, die Expansion Chinas mit seinem Aufkaufen der Welt und Aufbau globaler Militärmacht, das Wiedererwachen des Islams, den extremen Migrationsdruck.
Krisen sind nicht nur schlecht, sie haben auch eine positive Seite, denn sie zwingen zur Besinnung und können das Freimachen der Hirne von Flausen befördern.
Die westlichen Hirne sind voller Flausen.
Eine davon hat Francis Fukuyama befördert: Mit seiner naiven Vorstellung vom "Ende der Geschichte", der kindischen Vorstellung vom Siegeszug der liberalen westlichen Gesellschaft und der Freiheit. Dabei hat er nur aufgenommen, was man in vom Nachkriegssiegeszug der westlichen Gesellschaften verwirrten Gesellschaften so gedacht hat. Die postmodernistischen Strömungen wie die Grünen sind ein Ausfluss dieser Hybris. Antimodernismus kann nur gedeihen in saturierten sozialen Strata. Das dämliche Geschwätz von der "Friedensdividende" ist so eine Denkfigur, die zu falschen Entscheidungen geführt hat.
Nun haben wir an allen Ecken und Kanten heftige Krisen. Die Frage ist nun, welche Schlussfolgerungen man nun daraus zieht?
Selbst die Neunziger (das Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Krieges) hatten doch genügend Krisen: Jugoslawien-Kriege, zweiter Golfkrieg, afghanischer Bürgerkrieg, tiefe Wirtschaftskrisen in Osteuropa und Asien, Flüchtlingskrisen und massive fremdenfeindliche Ausschreitungen in Deutschland, Massenarbeitslosigkeit (insbesondere in Ostdeutschland), generell Umbrüche nach der Wende, Völkermord in Ruanda, Hungersnot in Nordkorea mit Millionen Toten, etc.
Und im neuen Jahrtausend ging es dann gleich weiter mit Terroranschlägen, Irakkrieg, Rekord-Massenarbeitslosigkeit in Deutschland, etc.
In die Zeit vor dem Ende des Kalten Krieges will ich gar nicht erst zurückgehen, da stand die Welt ja sowieso oft genug am Abgrund.
Ich würde also sagen: Krisen hat es immer zur Genüge gegeben, und die Krisen werden uns auch in kommenden Jahrzehnten nicht ausgehen.