Neues von der Mitleidsindustrie

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Kleinlok
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Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

In ihrem Buch "Die Mitleidsindustrie" klagt die Journalistin Linda Polman die NGOs in Krisengebieten an.
In diesem Buch geht es um Korruption, um die brutalsten Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg. Es handelt von Metzeleien an Minderjährigen, Verstümmelungen, Vergewaltigungen, von Hungerkatastrophen alttestamentarischen Ausmaßes und Seuchen, die Westeuropäer nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen. (...)

Die 50-jährige Journalistin, die seit mehr als 20 Jahren von den Krisenschauplätzen der Welt, vor allem aus Afrika berichtet, schaut hinter die Kulissen der internationalen Hilfsorganisationen. Diese gelten automatisch als die Guten, doch Polman entdeckt, dass sie in vielen Kriegs- und Katastrophen nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind. Sie beschreibt vor allem die Hilfseinsätze in Darfur, im Kongo und in Sierra Leone.

Die Kapitel heißen Goma. Die 'totale ethische Katastrophe' , Humanitäre Hilfe als Kriegswaffe oder Flüchtlingskrieger . In ihnen beschreibt Polman das Dilemma: Sie brauchen von Menschen oder der Natur verursachte Katastrophen, um ihre Arbeit zu finanzieren. Sie müssen Mitleid in den Geberstaaten erwecken, die Plakate mit den ausgemergelten Kindern mit den großen Augen in die Fußgängerzonen hängen. Es sind so viele Organisationen, die ihren Teil vom großen Spendenkuchen abhaben wollen.
http://www.zeit.de/kultur/literatur/201 ... rie-polman

Diese Kritik halte ich für nötig, auch wenn ich das Buch (noch) nicht gelesen habe. Mir fehlt zwar die Kenntnis der Autorin, aber allein was ich früher an Werbepost bekam und heute an Werbemails von caritativen Organisationen bekomme. empfiand und empfinde ich meist als schlichtweg verlogen und sehr unseriös. Ich (und Millionen andere) werden fast jeden Tag angebettelt, damit wir mit Spendem helfen ein klein wenig gegen die viele Not in der Welt anzustinkenn. Einen Beitrag, der ungeachtet des Hilfewillens der so umworbenen Personen angesichts der vielen Not weltweit immer nur den berühmt-berüchtigten Tropfen auf dem heißen Stein abbilden kann.

Nun könnte diese pessimistische Sicht als Argument dienen, dass man Hilfe per se als nicht effizient oder gar unmöglichg ansieht
und dem zur Folge seine Unterstützung verweigert. Das ist nicht meine Intention.

Der oben verlinkte Zeit-Artikel sieht das Buch "Mitleidsinsustrie" der Journalistin Linda Polman insofern unter anderem auch kritisch:
Und dennoch stellt sich das schlechte Gefühl beim Lesen vor allem im letzten Kapitel von Die Mitleidsindustrie ein. Denn dort, wo andere Autoren Lösungsvorschläge bieten, offenbart die niederländische Autorin Linda Polman, dass auch sie nicht weiter weiß. (...)
Tief schwarz pinselt sie ihr Bild der NGOs. Und das letzte Kapitel, das Nachwort, trägt den Titel: Stellt ihnen Fragen . Und das ist dann auch alles, was Linda Polman ihren Lesern mit auf dem Weg gibt. Stellt den NGOs Fragen. Dass sie damit enttäuscht, weiß die Autorin selbst.(...)
Kaum ein Vorschlag, wie man der Verschwendung von Geld Herr und wie verhindert werden könnte, dass Rebellen, Warlords und andere Verbrecher ihre Bürgerkriege am Laufen halten, um auf Kosten der Darbenden reich zu werden.
http://www.zeit.de/kultur/literatur/201 ... rie-polman

Diese Kritik kann ich zwar nachvollziehen, dennoch finde ich es gut, dass hier einmal eine sinnvolle Kritik zur einer Hilfepolitik versucht wird, die ich für überfällig und nötig halte. Mir geht es nicht darum, dass wir nicht helfen, sondern dass wir sinnvoll helfen. Dazu gehört, dass auf die Ursachen der Probleme geschaut wird, welche die vielen Nöte bedingen. Genau das machen viele Hilfsorganisationen nicht, zumindest nicht in ihren Spendenaufrufen. Dort wird meist unpolitisch vorgegangen, sprich die oft politisch und wirtschaftspolitisch bedingten Ursachen der Not werden ausgeblendet und den umworbenen potentiellen Spendern wird dann erastzweise suggeriert, Wohl und Leid der Welt hingen vorwiegend von derem Spendewillen ab. Diese vielfach erkennbare Form der Spendenwerbung ist feige und verlogen und hat meines Erachtensein ordentliches Störfeuer verdient, damit diese Verlogenheit aufhört.

IIm benannten Zeit-Artikel wird die Buchautorin Polmann mit den Worten zitiert:

"Ich plädiere vielmehr dafür, das System nicht vor Kritik zu bewahren, denn es läuft zu vieles falsch."

Genau so sehe ich das auch, wenn vielleicht auch aus teils anderen Gründen.
Nichts gegen eine ehrbar versuchte Hilfe, aber die muss etwas anderes abgeben, als die viele verlogene Heuchelei,
die im Bereich vieler NGOs und Hilfeorganisationen zu finden ist.

Beispiele für diese viele Heuchelei und wie ich dagegen vorzugehen suche, sollen hier dokumentiert werden.
Zuletzt geändert von Kleinlok am Di 6. Mär 2018, 23:00, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

Kleinlok hat geschrieben:(06 Mar 2018, 21:39)
...

Der oben verlinkte Zeit-Artikel sieht das Buch "Mitleidsinsustrie" der Journalistin Linda Polman insofern unter anderem auch kritisch:
Diese Zusammenhänge sind seit vielen Jahren bekannt; sie betreffen durchaus auch große und sehr angesehene Hilfsorganisationen. Vielleicht hilft der Gegenvorschlag: Stellen Sie sich eine verrückt gewordene Welt ganz ohne diese "Mitleidsindustrie" vor.

Hat die Autorin mit ihrem "schonungslosen Buch" die Welt ein wenig verbessert... oder ist auch sie auf ihre Weise eben auch nur ein Teil der "Mitleidsindustrie"?

Was wir als Spender weit ab vom Schuß tun können, das ist dort spenden, wo unmittelbar täglich sichtbar und regelmäßig das Spendengeld in gute Taten verwandelt wird. Mein Tipp: Das Hilfswerk "SOS Kinderdorf".
Kleinlok
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

Kleinlok hat geschrieben:(06 Mar 2018, 21:39)

Nichts gegen eine ehrbar versuchte Hilfe, aber die muss etwas anderes abgeben, als die viele verlogene Heuchelei,
die im Bereich vieler NGOs und Hilfeorganisationen zu finden ist.

Beispiele für diese viele Heuchelei und wie ich dagegen vorzugehen suche, sollen hier dokumentiert werden.
Ein Beispiel für den moralischen Graubereich, in dem sich Hilfsorganisationen bewegen. könnte die Aktion "Deutschland hilft" liefern: Am 13.10.2016 wendet sich diese Aktion, die einen Zusammenschluss bekannter Hilfsorganisationen abbildet und mit den Schirmherren Frank-Walter Steinmeier und Horst Köhler aufwartet, mit folgender Massenmail an eine vermutlich mindestens sechsstellige, eher siebenstellige Anzahl von Adressen, unter anderem an die Adresse eines Herrn "Totti van Tellenbeck":
Sehr geehrter Herr Van Tellenbeck,

mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Stundenkilometern fegt Hurrikan Matthew derzeit über die Karibik hinweg. Wassermassen, Erdrutsche und heftige Windböen entwurzeln Bäume, lassen Häuser einstürzen, reißen Müll und Habseligkeiten der Menschen mit sich und rauben vielen ihr Zuhause. Auf Haiti trifft der Sturm die Menschen besonders hart. Denn das bitterarme Land hat noch immer mit den Auswirkungen des schweren Erdbebens im Jahr 2010 zu kämpfen.

Mitarbeiter unserer Bündnisorganisationen sind für die Menschen im ärmsten Land der westlichen Hemisphäre da und unterstützen sie mit Nahrungsmittelpaketen, Trinkwasser, Hygieneartikeln und medizinischer Nothilfe.

Bitte helfen auch Sie – mit Ihrer Spende!

Herzliche Grüße

Manuela Roßbach
Geschäftsführerin

P.S.: Schon mit 80 Euro finanzieren Sie ein Hilfspaket mit Zeltplanen, Seilen, Decken, Wasserreinigungstabletten und einem Kanister für eine sechsköpfige Familie.
Was die gute Frau Roßbach, ihres Zeichens Geschäftsführerin von "Deutschland hilft" nicht wissen kann: Totti van Tellenbeck ist ein Pseudonym mit dem meine Wenigkeit Thomas Schüller seit einigen Jahren an den Gewinnspielen des Adresssammlers Planet 49 GmbH aus Sulzbach im Taunus teilnimmt. Das hat seine Gründe: Planet 49 ist der König unter den Gewinnspielabzockern und Adresshaien, Tante Google liefert halbe Anklageschriften, wenn diesen Firmennamen bei ihr eingibt. Wer freiwillig bei Planet 49 seine Daten hinterlässt, wird mit Werbung aller möglicher oder unmöglicher Art bombardiert. Mal ist es eine Hilfsorganisation, wie Deutschland hilft, mal ein Lottospielbetreiber oder ab und zu auch ein putziges Luder, das mit Totti durchstarten möchte:
Hallo Totti Van Tellenbeck, kennst Du mich noch?

Lydia80 hat Dich eingeladen!

huhu, hast du meine nachricht das letzte mal nicht bekommen oder hast du kein intresse an mir? :-( dachte eigentlich das wir beide ne menge spass zusammen haben könnten ;-) was machst du denn dieses wochenende noch so? bist du total ausgebucht oder ist noch platz in deinem terminkalender? :-) wäre schön wenn du mir auf http://www.duwillstspass.de antworten würdest, ist auch kostenlos. mein whatsapp kontakt hab ich da auch mal für dich ins profil geschrieben. freu mich auf deine nachricht.

:-* ly Lydia80
Frau Geschäftsführerin Roßbach kommt etwas langweiliger als das die nackerte Lydia80 rüber, aber auch sie will wie Lydia bzw. die dahinterstehende Partnervermittlung an mein Geld und das auf krumme Tour:

Verdachtmoment 1:

Auch "Deutschland hilft" bedient sich
der gewerblichen Dienste der Planet 49 GmbH um an möglichst viele Adressen heranzukommen.

Verdachtmoment 2:

"Deutschland hilft" bezahlt die die Planet 49 GmbH für die Übermittlung einer großen Adressenanzahl, frage wäre wenn auch dieses Verdachtsmoment sich bestätigen würde, wie viel "Deutschland hilft" für diesen Service seitens Planet 49 bezahlt und ob dieses Geld aus Spendengelder finanziert wird.

Um ein wenig Klarheit in dieser Angelegenheit zu bekommen, habe ich an die Versandadresse der oben zitierten Massenmail von "Deutschland hilft" am 13.10.2016 folgende Anfrage gestellt:
Sehr geehrte Damen und Herren
Sie senden mir diesen Newsletter zu in dessen unteren Bereich erklärt wird:

"Sie erhalten diese Nachricht,
weil Sie sich bei uns oder bei einem unserer Kooperationspartner für diesen Service registriert haben."

Ich bitte Sie mir den Namen und den Sitz Ihres Kooperationspartner für diesen Service mitzuteilen,
da ich aktuell nicht weiß in welchem Zusammenhang meine Adressenvergabe stattfindet.
Weiterhin möchte ich gerne wissen, ob Ihr Unternehmen für den Erhalt meiner Adresse bezahlt hat,
wenn ja, wievviel?

Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller
Da ich am 27.10.2016, also 2 Wochen nach dem Versand dieser Anfrage keine Reaktion seitens "Deutschland hilft" verzeichnen konnte, legte ich nach:
Thomas Schüller
Taunusstr. 50
63303 Dreieich

Aktion Deutschland Hilft e.V.
Willi-Brandt-Allee 10-12
53113 Bonn

Betreff: Verdacht auf unseriöse Spendenwerbung "Deutschland hilft"

Sehr geehrte Frau Roßbach (Geschäftsführerin "Deutschland hilft),
Sehr geehrter Herr Pastors (Vorstand "Deutschland hilft),
Sehr geehrter Herr Frank-Walter Steinmeier (Außenminister, Schirmherr und Kurator "Deutschland hilft")
Sehr geehrter Herr Köhler (Ex-Bundespräsident, Schirmherr und Kurator "Deutschland hilft")
Sehr geehrter Herr Waffenschmidt (Vorsitzender "Word Vision")
Sehr geehrte Damen und Herren,

Am Donnerstag, 13. Oktober 2016 um 15:39 Uhr wendet sich die Organisation "Deutschland hilft" mit einem von Frau Geschäftsführerin Roßbach unterzeichneten Massenmail unter anderem an
eine Adresse, die ich bei einem Gewinnspiel der Fa. Planet 49 verwendet habe.

Am Donnerstag, 13. Oktober 2016 um 16:52 Uhr stelle ich die unten in Anlage 1 wiedergegebene
Anfrage an die von "Deutschland hilft" benutzten Versandadresse. wo ich bis heute Donnerstag, den 27. Oktober 2016 keine auf diese Anfrage bezogene Antwort von seiten "Deutschland hilft" feststellen kann.

Ich möchte deswegen "Deutschland hilft" an diese Anfrage erinnern,
die ich hiermit noch einmal wiederhole:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie senden mir diesen Newsletter zu in dessen unteren Bereich erklärt wird:

"Sie erhalten diese Nachricht,
weil Sie sich bei uns oder bei einem unserer Kooperationspartner für diesen Service registriert haben."

Ich bitte Sie mir den Namen und den Sitz Ihres Kooperationspartner für diesen Service mitzuteilen,
da ich aktuell nicht weiß in welchem Zusammenhang meine Adressenvergabe stattfindet.
Weiterhin möchte ich gerne wissen, ob Ihr Unternehmen für den Erhalt meiner Adresse bezahlt hat,
wenn ja, wievviel?"

Ich bitte "Deutschland hilft" auf diese erneut gestellte Anfrage zeitnah zu reagieren,
zudem bitte ich um eine Stellungsnahme zu folgend genannten 3 Verdachtsmomenten,
die ich Thomas Schüller gegenüber der Aktion "Deutschland hilft" erhebe:

Verdachtmoment 1:

Auch "Deutschland hilft" bedient sich
der gewerblichen Dienste der Planet 49 GmbH um an möglichst viele Adressen heranzukommen.

Verdachtmoment 2:

"Deutschland hilft" bezahlt die Planet 49 GmbH für die Übermittlung von Adressen,
die Planet 49 aus Gewinnspielen generiert. Dieser Gewinnspielbetreiber ist im Netz
hinlänglich wegen seiner unserlösen Geschäftsweise bekannt:

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/e ... 76133.html
https://telekomhilft.telekom.de/t5/Apps ... -p/1664626
https://www.verbraucherschutz.tv/2009/0 ... -der-szene

[youtube][/youtube]

Verdachtsmoment 3:

Deutschland hilft" verwendet Spendengelder
um die Dienste des Gewinnspielbetreibers Planet 49 GmbH zu finanzieren.

Aus Gründen politischer Effizienz erlaube ich mir, diese erneute Anfrage einschließlich von
Hintergrundinformationen an verschiedenen Stellen im Internet zu veröffentlichen, z.B.:

http://www.politopia.de/threads/4793...l=1#post906479

Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller
Fortsetzung in Beitrag # 3
Zuletzt geändert von Kleinlok am Di 6. Mär 2018, 23:13, insgesamt 4-mal geändert.
Kleinlok
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

Kleinlok hat geschrieben:[url=http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 7#p4149687] (06 Mar 2018, 22:10)[/url

Da ich am 27.10.2016, also 2 Wochen nach dem Versand dieser Anfrage keine Reaktion seitens "Deutschland hilft"
verzeichnen konnte, legte ich nach: (...)
Am Folgetag (28.10.2016) teilte mit die Geschäftsführerin von "Deutschland hilft" Frau Rossbach mit, dass ich in der nächsten Woche eine Stellungsnahme bezogen auf meine Anfrage vom 27.10.2016 erhalten würde. Dieses Versprechen wurde am 31.10.2016) eingehalten, als "Deutschland hilft"versuchte Informationen bezüglich der von "Deutschland hilft" betriebenen Spendenwerbung zu geben. Diese Informationen bestätigen jedoch meine Verdachtsmomente, was ich in meiner Antwort vom 31.10.2016 "Deutschland hilft" mitteile:
Thomas Schüller
63303 Dreieich

Leitung Stabsstelle Marke & Online
Aktion Deutschland Hilft e.V. - Bündnis deutscher Hilfsorganisationen
53113 Bonn

Betreff: Ihre Antwort auf Anfrage Thomas Schüller
´Verdacht auf unseriöse Spendenwerbung "Deutschland hilft"´


Sehr geehrter Herr Reichenbach (Leitung Stabsstelle Marke & Online Aktion Deutschland Hilft e.V. ),
Sehr geehrte Frau Roßbach (Geschäftsführerin "Deutschland hilft),
Sehr geehrter Herr Pastors (Vorstand "Deutschland hilft),
Sehr geehrter Herr Frank-Walter Steinmeier (Außenminister, Schirmherr und Kurator "Deutschland hilft")
Sehr geehrter Herr Köhler (Ex-Bundespräsident, Schirmherr und Kurator "Deutschland hilft")
Sehr geehrter Herr Waffenschmidt (Vorsitzender "Word Vision")
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich danke Ihnen Herr Reichenbach für Ihr Schreiben vom 31.Oktober 2016 (Anlage 1), mit dem Sie im Auftrag der Geschäftsführerin von "Deutschland hilft" Frau Manuela Roßbach auf mein Schreiben vom 27.10.2016 (Anlage 3) reagieren, in dem ich meinen Verdacht auf eine unseriöse Spendenwerbung seitens "Deutschland hilft" erhoben habe. Ich möchte gerne auf Ihre Ausführungen eingehen:

Mir ist (wie Sie richtig vermuten) bekannt, dass die Mitgliedsorganisationen Ihrer Organsiation vielen betroffene Menschen nach dem schweren Hurrikan Matthew auf Haiti helfen wollen. Ich kann auch Verständnis dafür entwickeln, dass um eine solche Hilfe im Katastropfenfall leisten zu können "Deutschland hilft" bzw. weitere Hilfsorganisationen sich mit Spendenaufrufen an die Öffentlichkeit wenden und dafür unter anderem das Medium E-Mail benutzen. Dafür kann die kostengünstige Effizienz sprechen und dagegen habe ich grundsätzlich nichts.

Kritisch könnte ich in diesem Zusammenhang anmerken, ob es Sinn macht, als Einzelperson am Tag bis zu 4 Spendenaufrufe zu bekommen?
So ein Sammelsurium von Spendenaufrufen kann schnell bei allein einer Adresse auftreten, wenn der/die Inhaber/in dieser Adresse gut vernetzt bzw. politisch oder sonst wie gesellschaftspolitisch engagiert ist. Der/die Normalbürger/in kann seine im Vergleich zu den wirklich reichen Personen/Institutionen dieser Welt begrenzt vorhandenen Euros nur einmal ausgeben und die Häufung solche Aufrufen per billiger mail kann dann kontraproduktiv wirken. Doch um diesen Kritikpunkt geht es mir weniger.

Als sehr wichtig erkenne ich die Art und Weise, wie Hilfsorganisationen generell an die Adressen gelangen, welche dermaßen um finanzielle Unterstützung für die humanitäre Hilfe angefragt werden. Diese humanitäre Hilfe sehe ich per se als wichtig und ethisch fundiertes Anliegen, ich erwarte aber umgekehrt, dass alle eine solche Hilfe leistenden Organsationen sich ebenso ethischen Prinzipien verpflichtet fühlen, wenn es um die Ansprache der potentiellen bzw. realen Spendern geht. Da erkenne ich seit langem sowohl in Form und Inhalt der diesbezüglichen Kommunikation erhebliche Defizite, welche die gesamte Hilfspolitik vieler Organisationen in Frage stellen können.

Die von Frau Geschäftsführerin Roßbach in dem Spendenaufruf von "Deutschland hilft" gewählte Anrede "Sehr geehrter Herr van Tellenbeck" lässt die Herkunft meiner Adresse unzweifelhaft aus den Niederungen eines meines Erachtens unseriös arbeitenden Gewinnspielbetreibers erkennen,
hinter dem ich dem Adressensammler Planet 49 GmbH aus Sulzbach /Ts. vermute. Wenn die benannte E-Mail über die auf E-Mail-Marketing spezialisierte Firma adRom versendet (http://www.adrom.net/) wurde und wenn diese Firma Ihrer Organisation "Deutschland hilft" laut Ihrer Auskunft seit längerer Zeit beim Versand von E-Mails an eine breitere Öffentlichkeit unterstützt, dann bedeutet das mir als neues weiteres Verdachtsmoment (neben den schon von mir am 27.10.2016 geäußerten 3 Verdachtsmomenten):

Verdachtsmoment 4:

"Deutschland hilft" bzw. die für die Öffentlichkeitsarbeit dieses Netzwerkes zuständigen Verantwortlichen sind in all dieser "längeren Zeit" nicht einmal in der Lage gewesen den Begriff "adRom" in eine Suchmaschine einzugeben.

Meine Begründung für diesen Verdacht: Die Suchmaschine Google liefert beispielsweise in nur 0,49 Sekunden 144 000 Resultate,
wo sich schon an 4. Stelle eine Seite abrufen lässt, die diese Firma wenig vorteilhaft darstellt:

http://www.antispam-ev.de/forum/archive ... 31967.html?

Auch dieser bei meiner weiteren Recherche gefunden Link weit auf eine unseriöse Adressgewinnung:

https://janschejbal.wordpress.com/2009/ ... nnspielen/

Verdachtsmoment 5:

"Deutschland hilft" stellt bezogen auf den sensiblen Bereich der Adressengewinnung keine Recherchen über seine diesbezüglichen Geschäftspartner an oder "Deutschland Hilft" sind die Methoden seiner Geschäftspartner egal.

Mein Fazit:

"Deutschland hilft" agiert entweder hochgradig unprofessionell
oder ist hochgradig korrupt bzw. erfüllt diese beiden Kritikpunkte gleichzeitig.

Auch wenn der Geschäftsführer der Firma adRom Ihnen versichert haben mag, dass ein rechtssicheres Opt-In, also die Einverständniserklärung seitens der Adressinhaber bezüglich eines solchen e-mail Versands vorliegen würde, dann sagt das noch herzlich wenig über die wirkliche Lauterbarkeit dieser Adressgewinnung aus, weil viele Firmen bezüglich einer solchen Adressgewinnung den Graubereich eines m.E. zu sehr rechtsfreien Raums schamlos ausnutzen. Von mir hobbymäßig unternommene Recherchen lassen mich da vorwiegend Gewinnspiele erkennen, die mit falschen Versprechen arbeiten, vieles kommt da für meine Begriffe im Stil einer digitalen Kaffeefahrt daher und ich erwarte von AdRom einen unbedingten Nachweis, wie diese Firma an meine benannte e-mail Adresse sowie die Anrede "Totti van Tellenbeck" gekommen ist.

Dass meine Adresse ab sofort für den Versand weiterer E-Mails gesperrt wurde ist mir egal und löst das Problem nicht, dass ich darin erkenne, das "Deutschland hilft" bezogen auf die Adressgewinnung für seine Newsletter keine ethisch solide Grundhaltung erkennen lässt.

Verdachtsmoment 6:

Deutschland hilft" verwendet Spendengelder um die Dienste eines Adressenhändlers bzw.
eines hiermit in Verbindung stehenden Netzwerkes zu finanzieren, dass unseriös arbeitet.

Ich sehe das Problem als tiefgehend und erwarte von Deutschland hilft" sowie seinen Partnern eine lückenlose Aufklärung dieser Problematik sowie eine ethisch zuverlässige Aufarbeitung. Aktuell stehen wir da bestenfalls am Anfang.

Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller

P.S.: Diese Nachricht wir im Netz veröffentlicht, z.B.:

http://politopia.de/threads/4793-Die-Mi ... post907416
Kleinlok
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

Kleinlok hat geschrieben:(06 Mar 2018, 22:10)

Ein Beispiel für den moralischen Graubereich, in dem sich Hilfsorganisationen bewegen. könnte die Aktion "Deutschland hilft" liefern: Am 13.10.2016 wendet sich diese Aktion, die einen Zusammenschluss bekannter Hilfsorganisationen abbildet und mit den Schirmherren Frank-Walter Steinmeier und Horst Köhler aufwartet, mit folgender Massenmail an eine vermutlich mindestens sechsstellige, eher siebenstellige Anzahl von Adressen, unter anderem an die Adresse eines Herrn "Totti van Tellenbeck": (...)
Um dem m.E. sehr unseriösen Adresshandel bei "Deutschland hilft" auf den Grund zu gehen, habe ich am 9.11.2016 den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier auf der Frageplattform Abheordnetenwatch befragt. Steinmeier ist neben Alt-Bundespräsident Horst Köhler Schrirmerr bei "Deutschland hilft".
Frage an Dr. Frank-Walter Steinmeier bezüglich Verbraucherschutz - 09. Nov. 2016 - 11:28

Sehr geehrter Herr Steinmeier,

Ihre Person fungiert neben Herrn Ex-Bundespräsident Horst Köhler als Kurator des Aktionsbändnisses "Deutschland hilft".

https://www.aktion-deutschland-hilft.de ... isationen/

Meine aktuellen Erfahrungen mit "Deutschland hilft" begründen mir den Verdacht, dass "Deutschland hilft" bei der Gewinnung der Adressen von Spender/innen auf die Mitwirkung eines unseriös arbeitenden Adresssammlers setzt.

So erhalte ich am 13.10.2016 den von Frau Geschäftsführerin Manuela Roßbach unterzeichneten aktuellen Newsletters von "Deutschland hilft" in dem mir gegenüber die Anrede "Sehr geehrter Herr van Tellenbeck" verwendet wird. Den Namen "Totti van Tellenbeck" verwende ich Thomas Schüller als Pseudonym für die Teilnahme an Gewinnspielen, die mir wegen suggestiver Werbung sowie ungenügend kommunizierter Chancen und Folgen als unseriös erscheinen. Ich verdächtige wegen dem oben benannten Umstand "Deutschland hilft" der unseriösen Adressgewinnung, deswegen habe ich am 27.10.2016 eine kritische Anfrage an "Deutschland hilft" (unter anderem auch an Ihre Person)gerichtet:

http://politopia.de/threads/4793-Die-Mi ... post906479

Am 31.10.2016 teilt mir die Leitung der Stabsstelle Marke & Online von Aktion Deutschland Hilft e.V mit, dass der besagte Newsletter an meine Adresse über die auf E-Mail-Marketing spezialisierte Firma adRom versendet wurde, mit der "Deutschland hilft" seit längerer Zeit zusammenarbeiten würde.

http://politopia.de/threads/4793-Die-Mi ... post907416

Diese Firma wird kritisch beschrieben:

https://janschejbal.wordpress.com/2009/ ... nnspielen/

Wie werten Sie Herr Steinmeier als Kurator meinen Verdacht auf eine unseriöse Adressgewinnung seitens "Deutschland hilft"?

Werden Sie die Geschäftsführung diesbezüglich kontaktieren?

Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller
https://www.abgeordnetenwatch.de/profil ... -09/273633
Zuletzt geändert von Kleinlok am Di 6. Mär 2018, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
Kleinlok
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

H2O hat geschrieben:(06 Mar 2018, 22:03)

Diese Zusammenhänge sind seit vielen Jahren bekannt; sie betreffen durchaus auch große und sehr angesehene Hilfsorganisationen. Vielleicht hilft der Gegenvorschlag: Stellen Sie sich eine verrückt gewordene Welt ganz ohne diese "Mitleidsindustrie" vor.

Hat die Autorin mit ihrem "schonungslosen Buch" die Welt ein wenig verbessert... oder ist auch sie auf ihre Weise eben auch nur ein Teil der "Mitleidsindustrie"?

Was wir als Spender weit ab vom Schuß tun können, das ist dort spenden, wo unmittelbar täglich sichtbar und regelmäßig das Spendengeld in gute Taten verwandelt wird. Mein Tipp: Das Hilfswerk "SOS Kinderdorf".
Zum Hilfswerk "SOS Kinderdorf" möchte ich folgendes anmerken: Dieses scheint eine solide Arbeit zu machen und mit dem im anvertrauten Geldern laut meiner Internetrecherche gut umzugehen. Die Spendenwerbung von "SOS Kinderdorf" zeigt sich bisweilen aber auch unseriös oder zumindest mit Widersprüchen behaftet. Am 23.Februar 2018 erhalte ich von "SOS-Kinderdorf" folgenden Spendenaufruf:
Sehr geehrter Herr Schüller,

Tag und Nacht schlagen Bomben und Granaten ein: Die belagerte Rebellenbastion Ost-Ghouta in Syrien steht unter Dauerbeschuss. 400.000 Menschen, etwa die Hälfte davon Kinder, sitzen in der Todesfalle. Die Eingeschlossenen haben nichts zu essen, es fehlen Medikamente - und die Verzweiflung wächst.

Auch SOS-Mitarbeiter gerieten unter Beschuss: Ein SOS-Nothilfezentrum in unmittelbarer Nähe des Belagerungsrings musste vorübergehend evakuiert werden."Wir haben die Kapazitäten, umfangreich Hilfe zu leisten, aber erst müssen die Gefechte aufhören", berichtet eine SOS-Helferin.

Erfahren Sie mehr und spenden Sie jetzt!

Herzliche Grüße, Ihr Wilfried Vyslozil
Vorstandsvorsitzender der SOS-Kinderdörfer weltweit
Hier meine Antwort vom 23.03.2018:
Betreff: Das Schweigen der Lämmer Teil 1 - Hilferuf SOS-Kinderdörfer aus Ost-Ghouta

Sehr geehrter Her Vyslozil (Vorstandsvorsitzender SOS-Kinderdörfer weltweit),
Sehr geehrte Damen und Herren.

am 23. Februar 2018 weisen Sie Herr Vyslozil in einem Rundbrief der Organisation SOS-Kinderdörfer auf die dramatische Situation in Ost-Ghouta in Syrien, wo laut Ihren Angaben 400 000 Menschen, davon in etwa die Hälfte Kinder, unter extrem menschenunwürdigen und lebensbedrohlichen Bedingungen ausharren müssen (s. Anlage 1).

Von dieser extremen Notlage wäre auch ein SOS-Nothilfezentrum betroffen, das in unmittelbarer Nähe des Belagerungsrings befindlich vorübergehend hätte evakuiert werden müssen. Eine Ihrer Mitarbeiterinnen wird von Ihnen mit der Aussage zitiert, dass SOS-Kinderdörfer die Kapazitäten hätten um umfangreich Hilfe leisten zu können, dass aber erst die Gefechte aufhören müssen.

Diese Darstellung erscheint mir überzeugend und einmal Tante Google fragen bestätigt Ihre Schilderung. In Ost-Ghouta ist die Hölle auf Erden los, leider auf so fatale Art, dass die umfangreiche Hilfe seitens Ihrer und anderen Organisationen auszufallen droht.

https://www.tagesschau.de/ausland/uno-s ... n-101.html

Hier scheint inzwischen jeder gegen jedem zu kriegen, Russland legt sein Veto gegen den sofortigen Waffenstillstand ein und im schlimmsten Fall der Fälle wird es bald nicht mehr viel zu helfen geben. Was das für die betroffenen 400 000 Menschen bedeuten kann, dafür braucht es nicht viel Kreativität.

So ein Gräuel sollte niemanden kalt lassen, nur was bietet SOS Kinderdörfer zur Mithilfe an?

In Ihrem benannten Schreiben entdecke ich 2 Möglichkeiten,
wie dessen Leser/innen aktiv werden könnten:

a Sie bieten einen Link, der laut Ihrer Aussage zu weiteren Infos führen soll:

Erfahren Sie mehr und spenden Sie jetzt!

b) auf die von Ihnen gestellte Frage "Sie möchten helfen?" bieten sie folgende drei Optionen:

- Pate werden
- Spenden
- Spendenaktion starten

Ich habe den unter a) benannten verdeckten Link betätigt, dieser führt auf die Seite

https://www.sos-kinderdoerfer.de/aktuel ... $&ecid=EMW: NL20180223:NL:NN:20180223

Obwohl der verdeckte Link überschrieben war mit "Erfahren Sie mehr und spenden sie jetzt" muss ich feststellen, dass SOS-Kinderdörfer keinen eigentlichen informativen Mehrwert bietet. Es wird noch einmal die oben benannte Mitarbeiterin Ihrer Organisation zitiert:

"Wir brauchen dringend einen Waffenstillstand, der von allen Konfliktparteien eingehalten wird. Wenn es zu keiner Einigung kommt, wird ein schon jetzt kaum in Worte zu fassendes Elend, sich noch weiter verschlimmern."

Was man als Besucher kann bzw. können soll, ist spenden. Auf der Seite findet sich ein Button mit dem Titel "Syrien: Spenden Sie jetzt!" und im Zusammenhang mit diesem Button ist ein Foto platziert, auf ein Kind mit großen Augen unmittelbare in Richtung des/der Betrachter/in blickt. Die übliche Tour also, mit der gutmütige Omas und Opas oder sonstige Menschenfreunde zum ließen von Tränen aus den Tränendrüsen und Euros auf das Konto der so vorgehenden Organisationen bewegt werden sollen. Eine Tour, die genauso üblich ist wie das millionenfache absurde Sterben auf diesem Globus, den Kriegstreiber, Diktatoren, Warlords, Bankiers, Börsianer, CEOs multinational agierender Konzerne, Waffenbauer und Weicheier in den westlichen Weichspüldemokratien in unseliger Allianz so nachhaltig versauen, dass sich irgendwann niemand mehr auf dieser eigentlich netten Weltkugel heimisch fühlen kann.

In diesem ganzen bescheuerten globalen Geschehen offenbart ihr m.E. relativ absurder Hilfeaufruf die Hilflosigkeit der Helfenden, die in diesem ganzen absurden Weltpolitiktheater leider auch nur typisch ist. Es wird mit dem Geld der Spender/innen an den Symptomen von Problemen gedoktert, zu deren Lösung der Weltgemeinschaft in langer unguter Tradition scheinbar die Kompetenz fehlt.

Laut den Worten Ihrer Mitarbeiterin kann Ihre Organisation in Ost-Ghouta erst dann helfen, wenn dort der dringend notwendige Waffenstillstand kommt und von allen Konfliktparteien eingehalten wird. Sonst wird sich das perverse Elend noch weiter verstärken. Das bedeutet mir, dass kein Geld der Welt allein diese hier vorhandene Problematik lösen kann. Die ganze Menschheit könnte spenden wie blöde, das allein würde den Menschen in Osr-Ghouta aktuell wenig nützten.

Warum also animieren Sie in diesem Zusammenhang zu einem Spenden, das diesen Menschen allein wenig nutzen kann?

Warum soll gespendet werden, wenn SOS-Kinderdörfee eigentlich genügend Kapazitäten in der Region hat, diese aber auf Grund des Krieges nicht so einsetzen kann, wie die Menschen vor Ort das brauchen?

Halten Sie die Adressaten Ihres Newsletters für so realitätsfern, dass diese die benannte Problematik nicht erkennen können/wollen?

Wie wäre es, wenn sich Ihr Hilferuf zur Abwechslung an die Politik richten würde, damit diese sich für einen Waffenstillstand in Ost-Ghouta einsetzt oder wenn SOS-Kinderdörfer den Hersteller des Leopard 2 Panzers Krauss.Maffei Wegmann dazu befragen würde, dass möglicherweise genau dieser Panzertyp, der mit insgesamt rund 3000 gebauten Exemplaren einen kommerziellen Erfolg für dieses Unternehmen bildet, aktuell in Syrien alles andere als humanitär wirkt?

Erkennen Sie nicht das Risiko, dass die in Ihrem Newsletter m.E. unschwer erkennbaren Widersprüche an der Glaubwürdigkeit Ihrer Person und Organisation zweifeln lassen können (?)- was de facto schade wäre, weil Ihre Organisation laut meiner Recherche gute Werte in Puncto seriösem Wirtschaften und Transparenz erhalten hat.

Oder wollen Sie in diesem ganzen absurden Theater, das jeden Tag unzähligen unschuldigen Menschen Leben und Lebensperspektive kostet, mit den in Ihrem Newsletter enthaltenden absurden Widersprüchen einen drauf setzen, damit endlich der verschlafenste Zeitgenosse kapiert wie absurd, lächerlich aber gleichzeitig schwer inhuman dieser ganze Schwachsinn ist, der in der Welt läuft?

Vielleicht leiden Sie genauso wie meiner einer an diesem globalen Irrsinn und der damit verbundenen absurden hoch pathologischen Hilflosigkeit der Menschheit und versuchen da irgendwie gegen anzulaufen?

Ich würde mich freuen, wenn Sie zu diesen öffentlich gestellten Fragen Stellung nehmen würden. Die benannte Hilflosigkeit ist absurd, aber gerade aus diesem Grund abstellbar. Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, würde ich Ihnen und den anderen Adressaten (von denen die meisten laut meiner langjährig gewonnenen Wahrnehmung von dieser absurden Hilflosigkeit betroffen sein dürften) diesen Brief nicht schreiben.

Mit freundlichen Grüßen, Thomas Schüller

P.S.: Dieses Schreiben wird verschiedentlich im Internet veröffentlicht, z.B.:

http://politopia.de/threads/4793-Die-Mi ... post980920
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

Nun, ich habe anstelle langer Briefe mit regelmäßigen Spenden einen Beitrag geleistet, daß diese Organisation ihre Aufgaben erfüllen kann. Das schien mir unter dem Strich sinnvoller zu sein.

Man muß auch wissen, daß etliche Hilfsorganisationen Werbungsunternehmen mit der Werbung um Spenden beauftragen; ich gehe davon aus, daß diese Unternehmen entsprechend dem erzielten Spendeneingang bezahlt werden. Kein Wunder, wenn dann Werbeprofis schöpferisch werden. Die Hauptsache ist der Effekt... hieß es einmal in einem netten Kinofilm.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

H2O hat geschrieben:(07 Mar 2018, 07:46)

Nun, ich habe anstelle
Spenden einen Beitrag geleistet, daß diese Organisation ihre Aufgaben erfüllen kann. Das schien mir unter dem Strich sinnvoller zu sein.

Man muß auch wissen, daß etliche Hilfsorganisationen Werbungsunternehmen mit der Werbung um Spenden beauftragen; ich gehe davon aus, daß diese Unternehmen entsprechend dem erzielten Spendeneingang bezahlt werden. Kein Wunder, wenn dann Werbeprofis schöpferisch werden. Die Hauptsache ist der Effekt... hieß es einmal in einem netten Kinofilm.
Das sehe ich anders. Ich habe früher, als ich mir das wegen halbwegs guter Studentenjobs das noch leisten konnte, regelmäßig und dann relativ viel (ca. 25-30% meines Netto-Einkommens) gespendet. Schon damals hat mich aber gestört, dass die nötigen politischen Lösungen durch das Spenden nicht zustande kamen, wollte aber schnell und unmittelbar helfen.

Damals ging noch viel per Briefpost, d.h. die Organisationen, denen ich gespendet hatte, haben sich alle halbe Jahr in Erinnerung gerufen und das ging lange Zeit noch ok für mich. Die Qualität dieser Erinnerungen wurde aber von mal zu mal schlechter und landete bei dem heut zu Tage üblichen Bettelbrief-Niveau, wo mit viel Druck auf die Tränendrüsen der vermutlich meist älteren Zielgruppe gearbeitet wird. Und im Gegensatz zu dir bin ich der Meinung, dass der Zweck nicht automatisch die Mittel heiligt.
Der Effekt, um den es hier laut deinen Worten geht, ist zudem m.E. nur kurzfristig und nicht wirklich nachhaltig definiert. Während von der Spendenmafia vermutlich vorwiegend gutmütigen Opas und Omas das Geld aus der Tasche gezogen werden sollen, ruinieren multinationale Konzerne, Warlords und Waffenlieferanten rund um den Globus die Lebensgrundlagen und das Leben von hunderten Millionen Menschen, wo dann genau diese Bettelmafia ein wenig zu helfen versucht. Das ganz dicke Geld wird mit der Zerstörung von Umwelt und Missachtung der Menschenrechte gemacht und dann kommt diese Mitleidsindustrie mit ihrer entpolitisierten Bettelei daher, will mit großen Kinder-Kulleraugen bei Oma und Oma punkten, die vielleicht auch Kaffee und Schokolade konsumieren, wo in der Produktion der dafür nötigen Rohstoffe Kinder schamlos ausgebeutet werden....

Das alles ist verlogen und wenig nachhaltig und das erklärt auch, warum sich so wenig zum Besseren tut.

Wir brauchen mehr Ehrlichkeit und Problembewusstsein, um wirklich sinnvolle Analysen der Probleme und Lösungen für diese entwickeln und umsetzen zu können.
Und dafür sehe ich meine "langen" Briefe für besser geeigneter als wenn ich in der Zeit, die ich zum Briefeschreiben brauche, mich in irgendeinen Hungerleiderjob ausbeuten lassen würde, mit dessen geringen lohn ich nur einen Mini-Mini-Tropfen auf den unnötig heißen Stein purzeln lassen könnte oder wo ich mit meiner sauer verdienten Spende dann noch unethische Webefuzzies finanziere. Nicht mehr mit mir. Du darfst gerne auf deine Art helfen, ich machedort, wo meine Kraft am besten wirken kann. :thumbup:
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

Die Stiftung "SOS Kinderdorf" hat jüngst ihren 60. Geburtstag gefeiert, hat tausende Kinderschicksale erträglich gemacht. An 35 Jahren davon habe ich mitgewirkt als Spender. Die Verwendung der Gelder ist zertifiziert. Was will ich mehr?

Ich möchte Sie auch bitten, in Zitaten Ihnen mißfallende Vorhaltungen im laufenden Text nicht einfach weg zu löschen und so den Sinn einer Aussage verfälschen. Dann sollten Sie Zitate auf das verkürzen, was ihnen wesentlich erscheint.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

H2O hat geschrieben:(07 Mar 2018, 17:26)

Die Stiftung "SOS Kinderdorf" hat jüngst ihren 60. Geburtstag gefeiert, hat tausende Kinderschicksale erträglich gemacht. An 35 Jahren davon habe ich mitgewirkt als Spender. Die Verwendung der Gelder ist zertifiziert. Was will ich mehr?
ich will eine ehrliche Information und Ansprache, wenn ich um eine Spende gebeten werde.
Das war in dem von mir kritisierten Schreiben, das "SOS-Kinderdörfer" versendet hat, m.E. nicht der Fall
und diese Meinung habe ich begründet.

Eine gute Arbeit und ein gutes Fundraising (Spendensammeln) schließen sich nicht aus,
beides sehe ich als wichtig.
H2O hat geschrieben:(07 Mar 2018, 17:26)Ich möchte Sie auch bitten, in Zitaten Ihnen mißfallende Vorhaltungen im laufenden Text nicht einfach weg zu löschen und so den Sinn einer Aussage verfälschen. Dann sollten Sie Zitate auf das verkürzen, was ihnen wesentlich erscheint.
Wo habe ich das gemacht?

Sinn von Aussagen will ich nicht entstellen, deswegen frage ich.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

Kleinlok hat geschrieben:(07 Mar 2018, 18:59)

ich will eine ehrliche Information und Ansprache, wenn ich um eine Spende gebeten werde.
Das war in dem von mir kritisierten Schreiben, das "SOS-Kinderdörfer" versendet hat, m.E. nicht der Fall
und diese Meinung habe ich begründet.

Eine gute Arbeit und ein gutes Fundraising (Spendensammeln) schließen sich nicht aus,
beides sehe ich als wichtig.



Wo habe ich das gemacht?

Sinn von Aussagen will ich nicht entstellen, deswegen frage ich.
Sehen Sie sich doch Ihren Beitrag mit dem Zitat meines Beitrags an: da fehlt sehr auffällig "langer Briefe mit regelmäßigen" was eine sehr deutliche Kritik meinerseits bedeutete. Ich will das jetzt als Versehen bei der Handhabung des Editors werten, weil Sie sagen, daß Sie so etwas nicht machen wollten.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von tabernakel »

Das Problem ist alles andere als neu, und die Dame ist mitnichten die erste die drauf hinweist. Dieser Artikel Funding al-Shabaab zum Beispiel ist erst vor ein paar Wochen erschienen. Und bereits zuvor hatte die EU nicht umsonst bereits zahlreiche Anstrengungen unternommen die bestimmungsgerechte Verwendung der Hilfsgeldern zu garantieren. Auch die NGOs sind da zumeist durchaus auch dran interessiert. Allein es hilft aus meiner Sicht nichts. Wir können bürokratisch noch so viel Hemmnisse einbauen Missbrauch zu behindern, ein Anteil der Hilfsgelder wird am Ende trotzdem entweder veruntreut oder verschwendet, das ist natürlicher Teil jedes Systems welches Gelder umverteilt, und nicht das zugrundeliegende Problem weil sich mit ein bisschen Phantasie meistens ein akzeptabler Kompromiss findet.

Das wirkliche Problem ist dass die Warlords der Welt inzwischen Strategien entwickelt haben bei denen sie die Gelder nicht mal mehr veruntreuen müssen, sondern sie quasi legal geliefert bekommen! DARUM geht's aus meiner Sicht. Al-Shabaab finanzierte sich jahrelang dadurch dass sie ihre eigenen Landsleute absichtlich hungern ließen. Als die Hilfsorganisationen dann verzweifelt helfen wollten, sahnte die Organisation mittels Einfuhrabgaben und Schutzgeld für die Lieferungen ab. Aktuell werden ganz dolle intelligent Geldkarten an die Bedürftigen verteilt um das zu "lösen", nur ist jetzt schon klar wie das von Al-Shabaab ausgenutzt werden wird: Die prügeln die Karten einfach aus den Hungernden raus! Wenn heute ein Warlord oder ein Diktator die Finanzierung eines Konflikts plant, dann sitzt sein Propagandachef vorne mit am Tisch. Und die diskutieren zuallererst wie man Funds durch Kürzen oder Einstellen essentieller stattlicher Leistungen freimachen könnte, mit der Idee dass der Westen den Ausfall schon kompensieren wird wenn die Augen der betroffenen Kinder auf den Titelseiten nur traurig genug gucken - die Fatah hatte letztes Jahr 400m€ übrig um Kopfgeldstipendien auf Israelis von lebenslang 2500€ monatlich zu finanzieren, klar bleibt für solch essentielle Ausgaben Geld übrig wenn man seine Schulen nicht selbst finanzieren muss. Die Hamas hatte in den letzten Jahren auf dieselbe Art und Weise hunderte Millionen Euro übrig um Raketen und Tunnel zu bauen, war doch klar dass der Zement für den Wiederaufbau nach dem letzten Konflikt als erstes in die Tunnel wandert.

Wir Europäer sollten eine Sache ganz schnell kapieren: Die Welt ist inzwischen erwachsen geworden, wir haben es weltweit nicht mehr mit Amateuren zu tun, sondern mit Profis. Wir sollten die Welt dementsprechend auch wie Erwachsene behandeln, die Entwicklungshilfe drastisch reduzieren, und Notfallhilfe nur noch gewähren wenn garantiert ist dass wenigstens keine Konfliktpartei profitiert. Denn am Ende helfen wir allzu oft leider eben nicht dem traurigen Kind auf dem Photo. Wir helfen einem zynischen Arschloch der das Kind gezielt traurig macht, und seinen Kumpels die die gewaltsame Durchsetzung irgendeiner fixen Idee finanzieren wollen! Das Kind wäre gar nicht traurig wenn es unsere Hilfsgelder nicht gäbe, denn dann wäre es auch nicht so leicht als Mittel zum Zweck mißbrauchbar!

An fixen Ideen hat es der Welt noch nie gemangelt, genauso wenig wie an Radikalen und Populisten die sie möglichst gewaltsam durchsetzen wollen. Geld dagegen ist eine vergleichsweise begrenzte Ressource, und wir fluten die Welt geradezu damit. Und daher sind wir am Ende wirklich verantwortlich dafür dass auf der Welt so viele asymmetrische Konflikte so lange gewaltsam ausgetragen werden. Nicht wegen Hunger, nicht wegen Ungleichheit, nicht wegen des Kolonialismus den maximal noch die Großeltern erlebt haben. Sondern weil wir zu viel Geld in Konfliktgebiete pumpen, und die intellektuelle Evolution inzwischen dafür gesorgt hat dass die Konfliktparteien wissen dass das ihre Chance ist wenn sie nur zynisch genug vorgehen.
Zuletzt geändert von tabernakel am Fr 9. Mär 2018, 12:22, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

"Mitleidsindustrie". Schon die Verwendung dieses Begriffs zeugt von der ethischen Vorrohung derer, die ihn in agitatorischer Absicht gebrauchen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

H2O hat geschrieben:(07 Mar 2018, 19:06)

Sehen Sie sich doch Ihren Beitrag mit dem Zitat meines Beitrags an: da fehlt sehr auffällig "langer Briefe mit regelmäßigen" was eine sehr deutliche Kritik meinerseits bedeutete. Ich will das jetzt als Versehen bei der Handhabung des Editors werten, weil Sie sagen, daß Sie so etwas nicht machen wollten.
Stimmt, da sind einige Wörter aus dem Zitat gerutscht, das ist aber aus Versehen geschehen.
Wenn ich bewusst Auslassungen vornehme, dann werden die von mir gekennzeichnet,.

Ihre deutliche Kritik ist sehr wohl bei mir angekommen und genau auf diese Kritik wollte ich mich dann
auch in meiner Antwort beziehen (was ich auch versucht habe).

Ich sehe lange Briefe nicht als Manko,. Die Länge ist natürlich per se noch kein Qualitätskriterium,
weder im guten wie schlechten Sinne. Wer´s schafft sich kurz gut auszudrücken, alle Achtung,
ich gebe mir aber meist sehr viel Mühe für eine solide Recherche und Argumentation,
etwas was ich in unserer schnelllebigen auf Oberflächlichkeit setzenden Gesellschaft von Vorteil sehe.

Wie gesagt, ich habe nicht per se etwas gegen das Spenden und habe das früher (wenn auch mit Bedenken) gemacht,
als ich mir das wegen halbwegs anständiger Joblage noch leisten konnte und wollte. Damit ist es vorbei,
wo auch ich nur auf dem Arbeitsmarkt verarscht werden soll wo es nur geht und mir das natürlich nicht gefallen lasse.
Somit muss ich dann kleine Brötchen backen und wenn dann noch diese verlogenen Spendenaufrufe kommen,
die blind für die politischen Ursachen des Elends sind, dann ist bei mir dicke Schluss mit lustig
und ich erkläre in langen Briefen meinen Protest und das ist gut so.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

zollagent hat geschrieben:(09 Mar 2018, 12:12)

"Mitleidsindustrie". Schon die Verwendung dieses Begriffs zeugt von der ethischen Vorrohung derer, die ihn in agitatorischer Absicht gebrauchen.

Ne Zollagent, das sehe ich anders:

Diese Welt ist versaut und verroht, aber anstatt den Dummehiten auf die Spur zu kommen, die für diese Versauung und Verrohung verantwortlich sind, wird schwer bei8 den gutmütigen Zeitgenossen einen auf Mitleid gemacht und schamlos deren Tränendrüsen gemolken, damit die ein Geld locker machen, das andere locker machen könnten und locker machen sollten. Ebenso sollten diese Scharlane, die das ganz große Geld einfahren, ihre Politik überdenken, mit der sie diese Gewinne einfahren. Oft ist die dafür höchst verantwortlich, dass diese Welt so verroht und sich einsaut.

Darüber erden die Mitleidsfuzzies nicht und das ist widerlich. Planmäßig wird mit der Mitleidstour versucht an den m.E. falschen oder zumindest ungenügenden Enden anzusetzen und deswegen ist der Begriff "Mitleidsindustrie" als Anklage meist sehr gerechtfertigt.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

Diese Erkenntnisse sind ja nicht urplötzlich gereift! http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 3#p4151751

Deshalb versuche ich auch, nur dort Geld hin zu leiten, wo ich noch ganz gut sehen und abschätzen kann, was damit geschieht. Auch da sind Enttäuschungen nicht aus zu schließen, aber ich hoffe immer noch, daß das Maß der Verfehlungen erträglich bleibt.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

Kleinlok hat geschrieben:(10 Mar 2018, 16:54)

Ne Zollagent, das sehe ich anders:

Diese Welt ist versaut und verroht, aber anstatt den Dummehiten auf die Spur zu kommen, die für diese Versauung und Verrohung verantwortlich sind, wird schwer bei8 den gutmütigen Zeitgenossen einen auf Mitleid gemacht und schamlos deren Tränendrüsen gemolken, damit die ein Geld locker machen, das andere locker machen könnten und locker machen sollten. Ebenso sollten diese Scharlane, die das ganz große Geld einfahren, ihre Politik überdenken, mit der sie diese Gewinne einfahren. Oft ist die dafür höchst verantwortlich, dass diese Welt so verroht und sich einsaut.

Darüber erden die Mitleidsfuzzies nicht und das ist widerlich. Planmäßig wird mit der Mitleidstour versucht an den m.E. falschen oder zumindest ungenügenden Enden anzusetzen und deswegen ist der Begriff "Mitleidsindustrie" als Anklage meist sehr gerechtfertigt.
Du magst das sehen, wie du möchtest. Für mich ist das nichts weiter als ein Schlechtreden von humanitären Aktivitäten. Widerlich ist die Rohheit und Feindseligkeit, die aus deinen Worten spricht. Zivilisierte Menschen sollten weiter sein.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(10 Mar 2018, 20:32)

Du magst das sehen, wie du möchtest. Für mich ist das nichts weiter als ein Schlechtreden von humanitären Aktivitäten. Widerlich ist die Rohheit und Feindseligkeit, die aus deinen Worten spricht. Zivilisierte Menschen sollten weiter sein.
Diese Schärfe ist aus meiner Sicht auch nicht das, was zur Verbesserung der Welt gebraucht wird. Ich habe schon Verständnis dafür, daß Menschen sich nicht gern für dumm verkaufen lassen und dann sehr empört losschimpfen. Und daß es tatsächlich auch humanitäre Organisationen gibt, die übel aufgefallen sind durch Mißbrauch der Spendengelder, durch hohen Eigenverbrauch der Mittel, das ist der Grund, weshalb es inzwischen Zertifizierungen für solche Organisationen gibt.

Insofern halte ich es schon für sinnvoll, recht genau hin zu sehen, was mit meinen Spendengeldern geschieht. Natürlich kein Grund, alle in einen Sack zu stopfen und dann nur noch draufhauen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von schokoschendrezki »

Kleinlok hat geschrieben:(06 Mar 2018, 21:39)
In ihrem Buch "Die Mitleidsindustrie" klagt die Journalistin Linda Polman die NGOs in Krisengebieten an. ....
Ganz grundsätzlich ist das erstmal ein guter Beitrag, weil er scheinbare Selbstverständlichkeiten ("NGOS sind per se 'gut'") hinterfragt. Die wirklch ganz großen Brüche, die radikalen Wendungen hin zu Wohlstand und Verabschiedung von existenziellen Sorgen ... wurden sie irgendwo durch Wohlstandsorganisationen bewirkt? Das extremste und einfach aufgrund von Größe und Bevölkerungszahl relevanteste Beispiel ist und bleibt natürlich China.Von der verheerendsten Hungerkatastrophe der Menschheitsgeschichte (zwischen 59 und 61) bis zu dem durchschnittlich bescheidenen und wenn auch stark polarisierten Wohlstand heute: Waren es NGO's, die das bewirkten? Keineswegs. NGOs beklagen die Arbeitsbedingungen in Ländern wie China. Völlig an der Realität der tatsächlichen Entwicklungen vorbei. In vielen Regionen Afrikas wird aktuell inzwischen immer klarer: Wir brauchen chinesische Verhältnisse und nicht "Save the Children", wenn sich etwas zum Positiven verändern solll. Und die Spenden der Mitleidsindustrie-UNterstützer sind ein Tropfen auf den heißen Stein gemessen an dem, was an einer solchen chinesischen Entwicklung auch für Afrika denkbar wäre.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

H2O hat geschrieben:(10 Mar 2018, 20:43)

Diese Schärfe ist aus meiner Sicht auch nicht das, was zur Verbesserung der Welt gebraucht wird. Ich habe schon Verständnis dafür, daß Menschen sich nicht gern für dumm verkaufen lassen und dann sehr empört losschimpfen. Und daß es tatsächlich auch humanitäre Organisationen gibt, die übel aufgefallen sind durch Mißbrauch der Spendengelder, durch hohen Eigenverbrauch der Mittel, das ist der Grund, weshalb es inzwischen Zertifizierungen für solche Organisationen gibt.

Insofern halte ich es schon für sinnvoll, recht genau hin zu sehen, was mit meinen Spendengeldern geschieht. Natürlich kein Grund, alle in einen Sack zu stopfen und dann nur noch draufhauen.
DAS bestreitet Keiner. Genau hinschauen muß jeder sorgfältig. Nur wird mit diesem widerlichen Begriff jedwede humanitäre Hilfe diffamiert.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(10 Mar 2018, 21:27)

DAS bestreitet Keiner. Genau hinschauen muß jeder sorgfältig. Nur wird mit diesem widerlichen Begriff jedwede humanitäre Hilfe diffamiert.
Dagegen wehre ich mich hier ja auch als flächendeckendem Begriff. Denn es ist ja genau so widerlich, wenn Bettler schwerste Behinderungen vortäuschen, um mein hartes Herz zu erweichen, oder Organisationen... selbst sehr bekannte... auf meine Tränendrüsen drücken, um eine riesigen und von mir gar nicht mehr überprüfbaren Apparat am Laufen zu halten. Da wende ich mich auch ab, womöglich sogar zu Unrecht. Ich möchte letztlich urteilsfähig bleiben.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

H2O hat geschrieben:(10 Mar 2018, 21:41)

Dagegen wehre ich mich hier ja auch als flächendeckendem Begriff. Denn es ist ja genau so widerlich, wenn Bettler schwerste Behinderungen vortäuschen, um mein hartes Herz zu erweichen, oder Organisationen... selbst sehr bekannte... auf meine Tränendrüsen drücken, um eine riesigen und von mir gar nicht mehr überprüfbaren Apparat am Laufen zu halten. Da wende ich mich auch ab, womöglich sogar zu Unrecht. Ich möchte letztlich urteilsfähig bleiben.
Das liegt an dir, da hinzusehen und Unterscheidungen zu treffen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(11 Mar 2018, 11:19)

Das liegt an dir, da hinzusehen und Unterscheidungen zu treffen.
Das ist bei großen Organisationen schon Wirtschaftsprüfern fast unmöglich; für Otto Normalverbraucher aus zu schließen. Die Folge davon ist auch klar: Nichts dort, wo mir schon von der Größe her jedes Gefühl für den Verbleib von Mitteln verloren geht.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

H2O hat geschrieben:(11 Mar 2018, 11:26)

Das ist bei großen Organisationen schon Wirtschaftsprüfern fast unmöglich; für Otto Normalverbraucher aus zu schließen. Die Folge davon ist auch klar: Nichts dort, wo mir schon von der Größe her jedes Gefühl für den Verbleib von Mitteln verloren geht.
Auch das ist dir unbenommen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(11 Mar 2018, 11:27)

Auch das ist dir unbenommen.
Die Gedanken, sie sind frei... :)
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

zollagent hat geschrieben:(10 Mar 2018, 20:32)

Du magst das sehen, wie du möchtest. Für mich ist das nichts weiter als ein Schlechtreden von humanitären Aktivitäten. Widerlich ist die Rohheit und Feindseligkeit, die aus deinen Worten spricht. Zivilisierte Menschen sollten weiter sein.

Mir geht es nicht um ein Schlechtreden von humanitärer Hilfe, sondern um eine m.E. sehr berechtigte und notwendige Kritik an der vielen unehrlichen Politik, die da in diesem Bereich der versuchten humanitären Hilfe erfolgt. Diese Unehrlichkeit ist unfair den Spendern bzw. potentiellen Spendern gegenüber, die unter Auslassung einer eigentlichen Problemerkennung bzw. Problemanalyse in erster Linie auf die Bildung sentimentaler Mitleidseffekte setzen, die miese Gefühle in Richtung moralischer Verpflichtung und Hilflosigkeit bei den so umworbenen Spendern erzeugen können. Wer nicht spendet soll sich schlecht fühlen- das ist scheiße!

Die wirklichen Schweine versauen derweil ungehindert weiter die Welt, werfen Bomben auf Kinderheime, verdienen sich an den Flugzeugen die diese Bomben werfen und den Bomben, die da geworfen werden dumm und dämlich, sie roden Regenwälder, saugen Erdölfelder leer und bomben sich auch mal schnell eben die Trasse für eine neue Pipeline her.

Und das machen sie schon seit Jahrzehnten, weil eine korrupte Politik dieses miese Spiel zulässt und befördert und viele Hilfsorganisationen trauen sich nicht in diesem Saustall Farbe zu bekennen, werden somit (wenn auch unfreiwillig) zu Helfershelfern des ganzen Schwachsinns, dessen Folgen sie beklagen und therapieren wollen. Sie doktern somit nur an den Symptomen der vielen globalen Probleme, machen nichts oder zu wenig gegen die Ursachen und klemmen sich politisch alle Eier ab.

Die Spendenbettelbriefe sind fast immer unisono eine Mischung aus Wegschauen von den Ursachen, Drücken auf die Tränendrüsen und versuchte Moralisierung der Gutbürger, während man feige die Betrüger und Kriegstreiber ungeschoren weitermachen lässt. das ist nicht nur unfair den Spendern sondern auch den Opfern der miesen Politik gegenüber, denen diese Organsiationen angeblich oder real helfen wollen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

Kleinlok hat geschrieben:(11 Mar 2018, 13:03)

Mir geht es nicht um ein Schlechtreden von humanitärer Hilfe,...

Die wirklichen Schweine versauen derweil ungehindert weiter die Welt, werfen Bomben auf Kinderheime, verdienen sich an den Flugzeugen die diese Bomben werfen und den Bomben, die da geworfen werden dumm und dämlich, sie roden Regenwälder, saugen Erdölfelder leer und bomben sich auch mal schnell eben die Trasse für eine neue Pipeline her.

....
Das wirst du mit einem Schlechtreden von Hilfeleistern nicht abstellen können.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

H2O hat geschrieben:(11 Mar 2018, 12:23)

Die Gedanken, sie sind frei... :)
Mir liegt nichts daran, Gedankenfreiheit einzuschränken. Ich hätte halt gern, daß die Gedanken aufgrund von Denken entstehen. ;)
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(11 Mar 2018, 13:08)

Mir liegt nichts daran, Gedankenfreiheit einzuschränken. Ich hätte halt gern, daß die Gedanken aufgrund von Denken entstehen. ;)
Da geht so mancher Anlauf in die Hose!
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

zollagent hat geschrieben:(11 Mar 2018, 13:07)

Das wirst du mit einem Schlechtreden von Hilfeleistern nicht abstellen können.
Das wollen wir erst mal sehen. ;)

Mit bequemen Schweigen ist mit Sicherheit niemanden geholfen
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich glaube, einer der Denkfehler in dieser Diskussion besteht darin, grundsätzliche Kritik mit der Forderung nach Abschaffung (und nicht der nach Reformierung) gleichzusetzen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Mar 2018, 13:39)

Ich glaube, einer der Denkfehler in dieser Diskussion besteht darin, grundsätzliche Kritik mit der Forderung nach Abschaffung (und nicht der nach Reformierung) gleichzusetzen.
Das hängt von dem ab, der kritisiert. Es sind leider zu viele unterwegs, die genau diese Abschaffung wollen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von schokoschendrezki »

zollagent hat geschrieben:(29 Mar 2018, 12:34)

Das hängt von dem ab, der kritisiert. Es sind leider zu viele unterwegs, die genau diese Abschaffung wollen.
Also die Autorin des im Eingangsbeitrag vorgestellten Buchs will das nicht. Sie ist Journalistin und sagte in einem Interview - völlig berechtigterweise - es sei nicht ihre Aufgabe, Werbung für Hilfsorganisationen zu machen. Aufgabe des Journalismus ist es, unnachgiebig kritisch zu sein. Und dazu kann sehr wohl auch gehören, ein Buch zu schreiben, in welchem eben die negativen Seiten eines Problems beleuchtet werden. Jede notwendige kritische Debatte würde unterbleiben, wenn man sich auf Passagen berufen könnte, in denen stünde, was so alles an Positivem auch geleistet wird.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Mar 2018, 13:01)

Also die Autorin des im Eingangsbeitrag vorgestellten Buchs will das nicht. Sie ist Journalistin und sagte in einem Interview - völlig berechtigterweise - es sei nicht ihre Aufgabe, Werbung für Hilfsorganisationen zu machen. Aufgabe des Journalismus ist es, unnachgiebig kritisch zu sein. Und dazu kann sehr wohl auch gehören, ein Buch zu schreiben, in welchem eben die negativen Seiten eines Problems beleuchtet werden. Jede notwendige kritische Debatte würde unterbleiben, wenn man sich auf Passagen berufen könnte, in denen stünde, was so alles an Positivem auch geleistet wird.
Auch hier wieder, Kritik und Abschaffung sind zwei paar Stiefel. Und wenn ich diesen Strang hier durchlese und auch die Überschrift mit dem Schlagwort "Mitleidsindustrie" sehe, dann wird da einfach nur suggeriert, zumindest in den Beiträgen hier, daß dies einfach nur Täuschung und Betrug sei. Wirkliche Notlagen, die dann auch der Hilfe bedürfen, scheint es da in den Augen einiger Diskutanten nicht zu geben.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von schokoschendrezki »

zollagent hat geschrieben:(30 Mar 2018, 19:19)

Auch hier wieder, Kritik und Abschaffung sind zwei paar Stiefel. Und wenn ich diesen Strang hier durchlese und auch die Überschrift mit dem Schlagwort "Mitleidsindustrie" sehe, dann wird da einfach nur suggeriert, zumindest in den Beiträgen hier, daß dies einfach nur Täuschung und Betrug sei. Wirkliche Notlagen, die dann auch der Hilfe bedürfen, scheint es da in den Augen einiger Diskutanten nicht zu geben.
Anlässlich der Fußball-WM 2006 in Deutschland wurden in Zusammenarbeit mit FIFA und SOS-Kinderdörfer für - ich glaube - so um die 800 Kinder neue Kinderdörfer weltweit gebaut. Das hört sich erstmal gut an. Ich behaupte: Aktionen wie diese sollen eine der schmutzigsten und korruptesten Organisationen weltweit mit einem Überzug von Gutherzigkeit bemänteln. In gewisser Hinsicht ein Fall von Missbrauch. Der Betrag, der für diese Kinderdörfer aufgebracht wurde, ist nichts gegen allein die Korruptionsmillionen, die der südamerikanische Odebrecht-Baukonzern anlässlich der Fußball-WM in Brasilien eingesteckt hat. Millionen, die dem Staat für den Bau von Schulen und Krankenhäusern fehlen. Kritik an solchen Organisationen hilft Bedürftigen am Ende mehr als Wohlwollen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Apr 2018, 13:16)

Anlässlich der Fußball-WM 2006 in Deutschland wurden in Zusammenarbeit mit FIFA und SOS-Kinderdörfer für - ich glaube - so um die 800 Kinder neue Kinderdörfer weltweit gebaut. Das hört sich erstmal gut an. Ich behaupte: Aktionen wie diese sollen eine der schmutzigsten und korruptesten Organisationen weltweit mit einem Überzug von Gutherzigkeit bemänteln. In gewisser Hinsicht ein Fall von Missbrauch. Der Betrag, der für diese Kinderdörfer aufgebracht wurde, ist nichts gegen allein die Korruptionsmillionen, die der südamerikanische Odebrecht-Baukonzern anlässlich der Fußball-WM in Brasilien eingesteckt hat. Millionen, die dem Staat für den Bau von Schulen und Krankenhäusern fehlen. Kritik an solchen Organisationen hilft Bedürftigen am Ende mehr als Wohlwollen.
Diese Verwerflichkeit der Korruption sehe ich ebenso. Und das gehört auch ausgeräuchert. Die Aktion der SOS-Kinderdörfer sehen die Kinder, die dort eine Heimat gefunden haben, sicher anders.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Billie Holiday »

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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von imp »

Kleinlok hat geschrieben:(11 Mar 2018, 13:03)
Die Spendenbettelbriefe sind fast immer unisono eine Mischung aus Wegschauen von den Ursachen, Drücken auf die Tränendrüsen und versuchte Moralisierung der Gutbürger, während man feige die Betrüger und Kriegstreiber ungeschoren weitermachen lässt. das ist nicht nur unfair den Spendern sondern auch den Opfern der miesen Politik gegenüber, denen diese Organsiationen angeblich oder real helfen wollen.
Das musst du funktional betrachten. Die Mailings werden oft von externen Agenturen mit Umsatzbeteiligung durchgeführt. Die kaufen die Adressdateien zusammen, die basteln am Wording und der Präsentation. Jede sachliche Kritik an politischen, von Menschen gemachten Ursachen kann da nur im Weg sein. Bei der Spendenmaximierung geht es darum, dem Appell möglichst keine abschreckenden oder ausschließenden Hinweise hinzuzugesellen. Lieber große Schrift als viele Details. Der Spender soll emotional gepackt werden. Wenn er ins Grübeln kommt, ist er schnell bei alternativen Spendemöglichkeiten, findet die Argumentation doof, sich selbst und sein tun und lassen hinterfragt oder immerhin in seinem Meinen nicht abgeholt. Dann ist das Mailing auch schon im Hausmüll und die Chance vertan.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von schokoschendrezki »

Mir war übrigens bis vor kurzem (als ich nämlich das Radio-Feature "Weltverbesserer 2.0" (http://www.deutschlandfunkkultur.de/rad ... _id=400278) hörte) ... noch gar nicht richtig klar, dass es eine jüngere, von Unternehmern wie Facebook-Mitgründer Moskovitz oder von Akademikern wie MacAskill oder Peter Singer initiierte und vor allem über Soziale Netzwerke verbreitete regelrechte soziale Bewegung namens "Effektiver Altruismus" gibt.

Zentraler Punkt dabei ist, das "Gutmenschentum" sozusagen zu rationalisieren. Es von einem moralischen Akt auf eine völlig nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung zu reduzieren. Moralisches Handeln zu verwissenschaftlichen. Mac Askill wurde mit seinem Buch "Doing Good Better" zur zentralen Figur dieser Bewegung.

Aber erstens: Auch die "effektiven Altruisten" - schon vom Namen her allen Ideologien unverdächtig - kommen zu dem Schluss, dass große Organisationen wie Save the Children, SOS Kinderdörfer oder Oxfam eben gerade nicht effektiv sind. Und man sich - wenn man denn Geld spenden will - überlegen sollte, wie man es eben effektiv einsetzt. Es werden auch direkt berechenbare Kennziffern für diese Effektivität angegeben.

Und zweitens und vielleicht noch wichtiger: Wenn ich so über (in dem Feature vorgestellte) Extrembeispiele nachdenke. Etwa ein Medizinstudent, der dann doch lieber Finanzwirtschaft studierte, um später in der Schweiz einen Haufen Geld zu verdienen und davon sage und schreibe 60 Prozent an Hilfsorganisationen spendet. (Das Konzept nennt sich: "Earning To Give". Möglichst hochbezahlte Jobs anzunehmen, um möglichst viel Geld zu spenden) ... Ich halte das für kurzsichtig. Für ein Ausweichen vor der ziemlich komplexen Frage, welche Auswirkungen etwa die Schweizer Finanzwirtschaft auf die wirtschaftliche Lage armer Länder hat.

Und natürlich gibt es einen fundamentalen Widerspruch: Der effektivste Altruismus, wenn man ihn einfach nur an den "eingebrachten Geldmengen" misst ... wäre wohl die Einführung des politischen Systems Chinas. Gemessen an dem reinen Wohlstandssprung für hunderte Millionen ehemals bitterarmer Menschen ist die "Effektivität" der effektiven Altruisten dagegen mehr oder weniger gleich Null.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von relativ »

H2O hat geschrieben:(11 Mar 2018, 11:26)

Das ist bei großen Organisationen schon Wirtschaftsprüfern fast unmöglich; für Otto Normalverbraucher aus zu schließen. Die Folge davon ist auch klar: Nichts dort, wo mir schon von der Größe her jedes Gefühl für den Verbleib von Mitteln verloren geht.
Je größer die NGO umso mehr fließst in deren Verwaltung, kann man sich als Faustregel merken. Man sollte immer genau hinschauen für was und wieviel von dem gespendeten Geld auch wirklich ankommen. Vertrauen ist gut, aber wer häufiger spendet, oder dauerhaft, sollte sich schon im klaren sein wohin er spendet.
Spenden sind sehr wichtig, auch wenn es natürlich Scharlatane gibt, was ja auch "normal" ist, dann da wo Geld fließst sind auch Kriminelle schon immer allzu nicht weit.
Die Hilfe auf Grund dessen einzustellen wäre m.M. fatal, da es meist diese ist, die viele dieser Menschen in Not, noch an Ort und Stelle hält und ihnen Chancen anbieten kann.
Viele Chancen und Hilfe geht auch wegen der Machtpolitik in diesen regionen verloren, enorm wichtig ist sie m.M. trotzdem.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

relativ hat geschrieben:(23 Apr 2018, 10:31)

Je größer die NGO umso mehr fließst in deren Verwaltung, kann man sich als Faustregel merken. Man sollte immer genau hinschauen für was und wieviel von dem gespendeten Geld auch wirklich ankommen. Vertrauen ist gut, aber wer häufiger spendet, oder dauerhaft, sollte sich schon im klaren sein wohin er spendet.
Spenden sind sehr wichtig, auch wenn es natürlich Scharlatane gibt, was ja auch "normal" ist, dann da wo Geld fließst sind auch Kriminelle schon immer allzu nicht weit.
Die Hilfe auf Grund dessen einzustellen wäre m.M. fatal, da es meist diese ist, die viele dieser Menschen in Not, noch an Ort und Stelle hält und ihnen Chancen anbieten kann.
Viele Chancen und Hilfe geht auch wegen der Machtpolitik in diesen regionen verloren, enorm wichtig ist sie m.M. trotzdem.
Sehe ich auch so. Kurz und knapp: Seit Jahrzehnten spende ich regelmäßig für SOS-Kinderdorf in der Hoffnung, damit etwas Segen bei den Schwächsten zu stiften. Aber auch die Organisation ist gewachsen...
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von relativ »

H2O hat geschrieben:(23 Apr 2018, 10:44)

Sehe ich auch so. Kurz und knapp: Seit Jahrzehnten spende ich regelmäßig für SOS-Kinderdorf in der Hoffnung, damit etwas Segen bei den Schwächsten zu stiften. Aber auch die Organisation ist gewachsen...
Auch wenn sie Organisation groß ist , ist es nicht falsch dort zu spenden, selbst wenn natürlich in größeren Vereinen die Chancen evtl. höher sind, daß dort was schief geht.
Ich bin z.B. schon einige Zeit Mitglied beim ASB, weil die eben Aufgabe übernehmen, die ich als besonders Wichtig für die Gesellschaft anerkenne.
Ausserdem unterstützen sie finanziell auch ab und an kleinere NGO bei deren Auslandseinsätzen.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von H2O »

relativ hat geschrieben:(23 Apr 2018, 10:52)

Auch wenn sie Organisation groß ist , ist es nicht falsch dort zu spenden, selbst wenn natürlich in größeren Vereinen die Chancen evtl. höher sind, daß dort was schief geht.
Ich bin z.B. schon einige Zeit Mitglied beim ASB, weil die eben Aufgabe übernehmen, die ich als besonders Wichtig für die Gesellschaft anerkenne.
Ausserdem unterstützen sie finanziell auch ab und an kleinere NGO bei deren Auslandseinsätzen.
Mich hatte das Schicksal elternloser Kinder angerührt, die über SOS-Kinderdorf mit Liebe und viel Zuwendung aufwachsen können.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(09 Apr 2018, 16:08)

Das musst du funktional betrachten. Die Mailings werden oft von externen Agenturen mit Umsatzbeteiligung durchgeführt. Die kaufen die Adressdateien zusammen, die basteln am Wording und der Präsentation. Jede sachliche Kritik an politischen, von Menschen gemachten Ursachen kann da nur im Weg sein. Bei der Spendenmaximierung geht es darum, dem Appell möglichst keine abschreckenden oder ausschließenden Hinweise hinzuzugesellen. Lieber große Schrift als viele Details. Der Spender soll emotional gepackt werden. Wenn er ins Grübeln kommt, ist er schnell bei alternativen Spendemöglichkeiten, findet die Argumentation doof, sich selbst und sein tun und lassen hinterfragt oder immerhin in seinem Meinen nicht abgeholt. Dann ist das Mailing auch schon im Hausmüll und die Chance vertan.
Lieber noch einen Koala und ein hungriges Kind, vielleicht noch eine verbundene Person im Krankenbett, bloß nichts ekliges.

Das hast du sehr treffend beschrieben. Mich ekelt diese verlogene Manipulation der gerade älteren Generationen massiv an.
Dieses Lügen und Betrügen ist aber für Deutschland Standard.
Kleinlok
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

Kleinlok hat geschrieben:(15 Jun 2018, 09:12)

Das hast du sehr treffend beschrieben. Mich ekelt diese verlogene Manipulation der gerade älteren Generationen massiv an.
Dieses Lügen und Betrügen ist aber für Deutschland Standard.
Im Februar 2018 hatten mich ein m.E. sehr unstimmiger Bettelbrief der SOS_Kinderdörfer erreicht, über den ich mich schon einmal beschwert hatte....

http://politopia.de/threads/4793-Die-Mi ... post980920

Am Sonntag. den 10.06.2018 kommt wieder so ein neuer m.E. genauso verlogener Bettelbrief der SOS-Kinderdörfer daher:

Sehr geehrter Herr Schüller,

waren Sie schon auf Kreta? Die Insel ist ein Urlaubsparadies – doch auch dort bleiben die Menschen von der dramatischen Krise in Griechenland nicht verschont. Arbeitslose Eltern können sich oft nicht einmal ein warmes Essen für ihre Kinder leisten. Viele Familien sind zerrüttet und zerbrechen. Gleichzeitig schließen staatliche Heime. Und wer hilft den Kindern?

Ein neues SOS-Kinderdorf hat jetzt in der Stadt Heraklion seine Pforten geöffnet. Die ersten Mädchen und Jungen sind in ihrem neuen Zuhause eingezogen. Zusätzlich unterstützt eine SOS-Tagesstätte Familien in Not.Danke, dass Sie helfen!

Herzliche Grüße
Ihr Wilfried Vyslozil
Vorstandsvorsitzender der SOS-Kinderdörfer weltweit
Auch dieses mal beschwere Ich mich:
Thomas Schüller
63303 Dreieich

SOS-Kinderdörfer weltweit
Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V.
80339 München

Betreff: Das Schweigen der Lämmer Teil 2 -
Kritik an Spendenaufruf "Not im Urlaubsparadies"

Sehr geehrter Her Vyslozil (Vorstandsvorsitzender SOS-Kinderdörfer weltweit),
Sehr geehrte Damen und Herren.

am 10. Juni 2018 fragen Sie Herr Vyslozil in einem Rundbrief der Organisation SOS-Kinderdörfer die Empfänger/innen dieses Rundbriefes:

"Sehr geehrte/r Herr/Frau, waren Sie schon auf Kreta?

Im Anschluss an diese Frage behaupten Sie, dass diese Insel ein Urlaubsparadies wäre, aber das auch dort die Menschen von der dramatischen Krise in Griechenland nicht verschont würden. Arbeitslose Eltern könnten sich oft kein warmes Essen für ihre Kinder leisten, viele Familien wären zerrüttet und würden zerbrechen, gleichzeitig würden staatliche Heime schließen. Und dann fragen Sie "wer hilft den Kindern?"

https://www.sos-kinderdoerfer.de/akt...NL:NN:20180610

Wir erfahren dass ein neues SOS-Kinderdorf jetzt in der Stadt Heraklion seine Pforten geöffnet hätte. Die ersten Mädchen und Jungen wären in ihrem neuen Zuhause eingezogen. Zusätzlich würde eine SOS-Tagesstätte Familien in Not helfen. Und zum Schluss geben Sie Herr Vyslozil herzliche Grüße zum Besten und schreiben, Zitat:

"Danke, dass Sie helfen!"

Ich möchte Ihnen Vyslozil sowie den SOS-Kindedörfern eine öffentliche Antwort zukommen lassen, eine im Grundsatz ähnliche Antwort hatte ich Ihnen am 23. Februar 2018 bezogen auf den damaligen Rundbrief zukommen lassen, in dem die schreckliche Situation in Ost Ghouta thematisiert wurde:


http://politopia.de/threads/4793-Die...l=1#post980920[

Leider habe ich weder von Ihnen Herr Vyslozil noch den SOS-Kinderdörfern eine Antwort bekommen, was ich wenig höflich meiner Person gegenüber empfinde und was mir meinen Verdacht bestätigt, dass SOS-Kinderdörfer einen anonymen und automatisierten Spendensammelbetrieb pflegt, in dem kritische Anmerkungen nur stören. Auf Grund dieses Verdachtsmoments leidet meine Sympathie bzw. Verständnis für SOS-Kinderdörfer gewaltig. Über diesen Sachverhalt sollten wir uns austauschen.

Zu ihrem aktuellen Spendenaufruf, der erscheint mir leider genauso weltfremd entpolitisiert wie der vom 23. Februar 2018. Sie fragen mich am Anfang, "Sehr geehrter Herr Schüller, waren Sie schon auf Kreta? Ok, das dürfte eine rhetorisch gestellte Frage sein, aber ich möchte Ihnen dann aber eine ehrliche gemeinte Antwort auf diese Frage erteilen: Nein sehr geehrter Herr Vyslozil, ich war noch nicht auf Kreta. Wir sind als junge Typen 1987 in einem Käfer Baujahr 1970 nach Griechenland gefahren, das Geld um auf die Inseln zu hüpfen wollten wir uns sparen, haben also nicht Kreta, aber auch so eine Menge schönes erlebt- neben der Natur z.B. die Gastfreundschaft griechischer Menschen, die ich so in Deutschland eher selten erlebt habe. Als wir merkten, dass das gute Auto unterhalb der Trittbretter sehre vom Rost zerfressen war, wurde in einer griechischen Werkstatt das defekte Blech rausgeflext, ein neues zurecht geschnitten und eingeschweißt. Die genauso jungen Automechaniker wollten dafür erst gar kein Geld. In Deutschland soll schon ein Insektenschiss auf der Windschutzscheibe zum Neuwagenkauf animieren, denn in diesem bekloppten Land geht es fast nur ums Geld, Ihnen scheinbar auch.

Ich habe so ein Geld nur leider nicht, bin seit 1987 nicht mehr in Griechenland gewesen und habe seit knapp 10 Jahren keinen eigentlichen Urlaub mehr gemacht (die Konzertreisen jeden Sommer werden quasi von den Verdienern mitfinanziert) und das liegt daran, dass mir ganz einfach das Geld fehlt und das wiederum liegt nicht daran, dass ich dumm oder faul wäre, sondern weil der viele dumme Geiz beim Lohn mir und Millionen Menschen allein in Deutschland das Leben schwer macht. Es gibt so viele Bekloppte in diesem Land, die sich öffentlich damit entblöden, dass Menschen nur Arbeit bräuchten und doch froh sein sollten, wenn sie eine solche bekämen. Dass Menschen auch arbeiten um Geld zu verdienen um damit leben zu können, auf diese nahe liegende Idee kommen diese Bekloppten nicht, die bizarrerweise selber meist über ein ordentliches Einkommen verfügen.

Ich finde es deswegen sehr absurd, dass Sie Vyslozil sich scheinbar einbilden, dass die Empfänger/innen ihrer Rundbriefe alle so wohlhabend wären, dass diese fröhlich reisen könnten. Oder Sie Herr Vyslozil wissen darum, dass es auch in Deutschland arme Menschen gibt, aber das ist Ihnen beim Versand Ihrer Rundbriefe egal, Sie interessieren sich nur für Leute mit Geld, genauer deren Geld und diejenigen die kein Geld für Urlaub haben und dem zur Folge von Kreta nichts wissen, können sie mal den Buckel runterrutschen, wie es halt so ist, wenn nur das Geldmachen interessiert.

Ihr Lobbyarbeit für die Armen auf Kreta nehme ich Ihnen deswegen nicht mehr als wirklich lauter ab, genauso wie ich der deutschen Gesellschaft und Politik nicht mehr abnehme, dass diese wirklich die Nöte von Mitmenschen interessiert. Vor 4 Wochen ist ein Vereinskollege nach jahrelangem Leiden an H-4 mit 59 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, der hat wahrscheinlich Kreta in seinem nun beendeten irdischen Leben nicht einmal gesehen und das reiche Deutschland trägt m.E. eine Mitverantwortung an seinem Tod.

Die Politik dieses reichen Dreckslandes sowie der EU trägt eine große Verantwortung am Leiden und Sterben in dieser Welt und diese Kausalität erkennen ich auch bezogen auf das Elend im einstigen Urlaubsparadies Kreta. Während ein immenser Reichtum sich entblödet, mit dem dessen Besitzer nichts gescheites mehr anzufangen wissen, werden hunderte Millionen Menschen willkürlich in Armut gedrängt, teils so schwer, dass bei diesem mi9esen Geschäft nicht nur die Lebensqualität sondern auch gleich das ganze Leben dabei drauf gehen kann.

Aber die von Politik und Wirtschaft erzeugten Defizite scheinen Sie Herr Vyslozil und SOS-Kinderdörfer nicht zu interessieren, jedenfalls kommt kein Wort dazu in ihren entpolitisiert daher kommenden Rundbriefe. Es scheint Ihnen egal zu sein, dass die eigentliche Lösung der Probleme nicht allein durch ein entpolitisiertes und damit intelligenzbefreite Spenden erfolgen kann, Hauptsache SOS-Kinderdörfer bekommt Geld von den Nasen, die das noch haben. Die Nasen, die kein Geld haben, auf die scheinen zu pfeifen. So scheint Ihnen auch egal zu sein, dass arme Menschen sich wegen Ihrer suggestiv angelegten Spendenbettelei dumm angemacht fühlen könnten (ich z.B. tue das!). Auch Ihre Rede am Schluss ("Danke, dass Sie helfen!") geht mir schwer gegen den Strich. Was formal hier als Dankeschön rüberkommen könnte, ist angesichts der noch nicht erfolgten Spende zum Zeitpunkt Ihres Dankes eine suggestive Manipulation, die mit ihrem subtil vereinnahmenden Charakter mir besonders sauer aufstößt. Noch entscheiden in der Demokratie die von Ihnen angeschriebenen Menschen selber, ob die SOS_Kinderdörfern etwas spenden möchten! ich gehe davon aus, dass Sie das wissen, also halten Sie sich bitte verdammt nochmal an die simpelsten Gebote von Anstand und Fairness! Würden das endlich alle machen, ginge es allen Menschen gut- auch auf Kreta,

Schreiben Sie ihren Rundbriefempfängern:

Danke, wenn Sie uns helfen können und helfen wollen.

Mit dieser Rede müsste sich niemand manipuliert bzw. vereinnahmt fühlen. Ich wäre dann zwar immer noch sauer, dass ich als armer Schlucker mit 50 EUR zur freien Verfügung im Monat von dem Geschäftsführer der SOS-Kinderdörfer angebettelt werde, wo laut den mir vorliegenden Informationen die drei höchsten von SOS-Kinderdörfen gezahlten Jahresgehälter auf zusammen 471.489,67 EUR kommen :

http://sanderl.de/wasser-predigen-un...organisationen

Diese Info lässt mich schlussfolgern, dass Sie Herr Vyslozil mindestens 157. 163,29 EUR im Jahr Gehalt bekommen. Ist es nicht beschämend, dass Sie als reicher Mann mich armen Schlucker um eine Spende anbetteln, damit mit einem Teil einer solchen Spende auch ihr dickes Gehalt finanziert werden kann?

Und da Sie vermutlich sich mit Ihrer Bettelei an hunderttausende Menschen wenden, ist es dann nicht superbeschämend, wenn der reiche Herr Vyslozil möglicherweise dabei zigtausende Menschen anbettelt, die deutlich weniger Geld als er selber haben und nicht einmal auf 1/10 seines Gehaltes kommen?

Anstatt der bunten Bilder mit Kindern könnten Sie zur Abwechslung einmal ein Foto von Ihnen Herr Vyslozil mit ihrem Auto zeigen, das vermutlich etwas schicker aufgestellt sein dürfte(?). Käme vermutlich weniger werbewirksamer für Spenden herüber, aber ohne Bezug wäre das nicht (insgeheimes Motto: Spende für Vyslozil) und das ganze wäre wenigstens einmal eine Abwechslung zu dem Einerlei der allgegenwärtigen Mitleidsmasche. Immer nur große Kinderaugen, die wehleidig in die Kamera blicken, können selbst der gutmütigsten Oma irgendwann auf den Nerv fallen, Vyslozils große Karre wäre da mal wirklich was neues.

Jetzt ist leider zu kurz gekommen, warum Kinder und Familien auf Kreta und in Griechenland leiden, aber warum das so ist, kann jeder wissen und das könnte auch was mit den dicken Gehältern von Ihnen Herr Vyslozil, unserer MdBs, Bänker, Wirtschafts"fachleute" usw. zusammenhängen. Warum also Eulen nach Athen tragen, die da aktuell nur verhungern können?

Es könnte allen besser gehen, wenn in dieser Welt nicht so schamlos gezockt, gelogen und betrogen würde. Auch Ihnen Herr Vyslozil was ich Ihnen durchaus gönne - aber auch Sie können und müssen dafür was tun.

Mit dieses mal leider nicht so freundlichen Grüßen, Thomas Schüller

P.S.: Dieses Schreiben wird veröffentlicht, z.B.:

http://politopia.de/threads/4793-Die-Mi ... post987517
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Teeernte »

Kleinlok hat geschrieben:(16 Jun 2018, 11:07)

Im Februar 2018 hatten mich ein m.E. sehr unstimmiger Bettelbrief der SOS_Kinderdörfer erreicht, über den ich mich schon einmal beschwert hatte....

Auch dieses mal beschwere Ich mich:
Man bietet HILFE als Trainee vor Ort an - (Auf eigene Kosten) - mit Veröffentlichung der gesammelten Eindrücke ....ohne Vorlage -

Mir schreibt da keiner mehr.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Kleinlok »

Teeernte hat geschrieben:(16 Jun 2018, 12:06)

Man bietet HILFE als Trainee vor Ort an - (Auf eigene Kosten) - mit Veröffentlichung der gesammelten Eindrücke ....ohne Vorlage -

Mir schreibt da keiner mehr.
Ich habe nichts gegen ein humanes Engagement, aber ein solches muss und darf nicht die politische Arbeit ausschließen.
Das ist aber genau das Problem bei vielen Hilfsorganisationen wie z.B. den SOS-Kinderdörfern: Probleme, die meist durch eine verfehlte unsoziale Politik verursacht bzw. verschärft worden sind, sollen ohne eine Beachtung dieser politischen Bezüge mit Hilfe der Gelder braver Bürger/innen gemildert werden. Das reicht systembedingt hinten und vorne nicht aus- es bleibt bei dem berühmt-berüchtigten Tropfen auf dem heißen Stein. Dann sehe ich diese Form der Hilfepolitik auch als sehr unfair denjenigen gegenüber, die da immer noch brav spenden. Die Hilfsorganisationen, die meistens erst einmal zu feige sind die politischen Hintergründe anzusprechen, wollen den Empfängern ihrer Bettelbriefe weismachen, wie wichtig doch deren Engagement bzw. deren Spende wäre. Was wirklich umfänglich helfen könnte, die Welt gerecht und lebenswert für möglichst alle Menschen zu machen, verschweigen diese Nutten des Kapitalismus. Artig und schicksalsergeben lassen diese Vereine die Kapitalisten die Welt weiter versauen, was immer wieder neu Elend bestehen lässt bzw. neues Elend provoziert. Dieser Beschiss muss aufhören, nur dessen Ende wird umfassend allen etwas nützen, die aus dem Elend befreit gehören.
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von zollagent »

Kleinlok hat geschrieben:(16 Jun 2018, 19:15)

Ich habe nichts gegen ein humanes Engagement, aber ein solches muss und darf nicht die politische Arbeit ausschließen.
Das ist aber genau das Problem bei vielen Hilfsorganisationen wie z.B. den SOS-Kinderdörfern: Probleme, die meist durch eine verfehlte unsoziale Politik verursacht bzw. verschärft worden sind, sollen ohne eine Beachtung dieser politischen Bezüge mit Hilfe der Gelder braver Bürger/innen gemildert werden. Das reicht systembedingt hinten und vorne nicht aus- es bleibt bei dem berühmt-berüchtigten Tropfen auf dem heißen Stein. Dann sehe ich diese Form der Hilfepolitik auch als sehr unfair denjenigen gegenüber, die da immer noch brav spenden. Die Hilfsorganisationen, die meistens erst einmal zu feige sind die politischen Hintergründe anzusprechen, wollen den Empfängern ihrer Bettelbriefe weismachen, wie wichtig doch deren Engagement bzw. deren Spende wäre. Was wirklich umfänglich helfen könnte, die Welt gerecht und lebenswert für möglichst alle Menschen zu machen, verschweigen diese Nutten des Kapitalismus. Artig und schicksalsergeben lassen diese Vereine die Kapitalisten die Welt weiter versauen, was immer wieder neu Elend bestehen lässt bzw. neues Elend provoziert. Dieser Beschiss muss aufhören, nur dessen Ende wird umfassend allen etwas nützen, die aus dem Elend befreit gehören.
Die Ausreden, warum nicht in akuten Notlagen geholfen werden soll, sind Legion. :mad2:
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Re: Neues von der Mitleidsindustrie

Beitrag von Teeernte »

zollagent hat geschrieben:(17 Jun 2018, 08:33)

Die Ausreden, warum nicht in akuten Notlagen geholfen werden soll, sind Legion. :mad2:
es wird ...
Migranten, die in Deutschland angekommen sind, schicken daheim gebliebenen Angehörigen per Direktüberweisung Geld. Allein in diesem Jahr sind weltweit Überweisungen über insgesamt 440 Milliarden Dollar unterwegs, ein großer Teil nach Albanien, Afghanistan und Nigeria.
. https://www.focus.de/finanzen/news/dire ... 44142.html
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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