Beitragvon tabernakel » Mi 29. Jun 2016, 19:54
China und Indien stellen zusammen bereits ca. 1/3 der Weltbevölkerung, mit knapp 2.7 Milliarden Einwohnern. Die islamischen Staaten kommen auf ca. 1.5 Milliarden, vielleicht auch mehr, so genau weiss das keiner. Zum Vergleich, die EU kommt auf ca. 500 Millionen (450 nach UK-Austritt), die USA auf etwa 325 Millionen.
Demokratie in allen Ehren, aber auf die gesamte Welt angewendet würde sie schlicht eine Unterwerfung unter das Diktat der bewohnerreichsten Staaten darstellen. Und damit wäre sie wenigstens solange die Verhältnisse in der Welt sich nicht gewaltig angeglichen haben nichts anderes als eine andere Art Diktatur, und damit mit Sicherheit nichts wünschenswertes. Zudem noch ausgerechnet zur ersten Zeit in der Menschheitsgeschichte wo Mehrheiten Minderheiten nicht mehr so einfach militärisch überrollen und bei Bedarf ausrotten können, und damit "deutlich mehr Einwohner haben" eben nicht mehr als ultimatives Machtmittel durchgeht.
Übrigens gilt umgekehrt Kritik auch für die UN von heute: Wenn Mini-Staaten dasselbe Stimmgewicht wie die USA, Europa, Russland, China oder Indien haben, dann kommt es aufgrund politischen Kuhhandels eben zwangsläufig dazu dass Staaten wie der Iran oder Nordkorea dem Rest der Welt die Menschenrechte diktieren. Anders formuliert: Die UN ist maximal als Treffpunkt der Staaten ernstnehmbar, sie kann und darf Stand heute auch nicht mehr sein. Denn am Ende ist die Souveränität der Staaten oberste Maxime, und das ist auch weiterhin gut so.
Es wird vielleicht (hoffentlich) so sein dass es in einigen hundert Jahren anders ist, dass der internetgestützte Trend zu einer weltweiten Leitkultur anhält, die Menschheit sich derweil nicht selbst auslöscht, und eine weitgehende Angleichung der Verhältnisse dafür sorgt dass eine weltweite Einigung, vielleicht nach dem Vorbild der bis dahin weiterentwickelten EU, möglich und sinnvoll wird. Vielleicht auch besser Stück für Stück, auf Basis bilateraler Verträge zwischen kontinentalen Entitäten. Aber eines ist sicher: Bis dahin kehren wir in Europa mal lieber weiter vor unserer eigenen Haustüre und feilen am Europäischen Haus, da gibt's weiterhin mehr als genug Arbeit, genauso wie der Rest der Welt - wo möglich - ebenfalls an kontinentaler Einigung feilt. Und arbeiten vielleicht zudem als "Vorausgeher" daran als nächsten Schritt einen Vertrag zwischen den USA und der EU hinzubekommen den beide Seiten akzeptabel finden - TTIP zeigt wie schwer das alleine schon ist, wie viel Sprengkraft es birgt, und wie viel Arbeit am Detail so etwas selbst dann erfordert wenn die Unterschiede in Sprache, Verhältnissen und Kultur relativ gering sind.