https://www.tagesschau.de/wirtschaft/as ... t-101.htmlDie Idee zu der Wirtschaftsgemeinschaft war vor 13 Jahren entstanden, 2007 folgte ein erster Entwurf mit dem Ziel, die Region vor allem im Vergleich mit China und Indien wettbewerbsfähiger zu machen. Die nun erfolgte formale Gründung der AEC sei ein "Meilenstein im Integrationsprozess", erklärte die Staatengemeinschaft. Der malaysische Ministerpräsident Najib Razak lobte die Gemeinschaft als eine bahnbrechende Errungenschaft. Er forderte die Mitglieder auf, das Zusammenwachsen zu beschleunigen. Es müsse jetzt alles dafür getan werden, um "wirklich einen Binnenmarkt zu schaffen".
Diplomaten räumten ein, dass die Erklärung der Gipfelteilnehmer kaum konkrete Folgen nach sich ziehe und eher ein symbolischer Schritt sei. Die zehn Länder bleiben ein lockeres Bündnis souveräner Staaten. Sie haben keine länderübergreifenden Behörden nach dem Muster der EU und keine Gesetze, die in allen Mitgliedsländern gelten. Für den Binnenmarkt sind die Zölle zwar schon weitgehend abgeschafft. Doch stehen dem geplanten freien Waren- und Dienstleistungsaustausch noch zahlreiche außertarifliche Handelsbarriere entgegen. Den Bürgern der Region wird es erlaubt sein, in anderen Ländern der Region zu arbeiten. Diese Arbeitnehmerfreizügigkeit wird allerdings auf Jobs in acht Bereichen beschränkt sein, unter anderem gilt dies für das Ingenieurswesen, den Tourismus und das Rechnungswesen. Betroffen sind damit nur 1,5 Prozent aller Jobs in der Region.
Des Weiteren wurden Integrationsschritte in den Bereichen Sicherheits- und Kulturpolitik gemacht. Die zehn südostasiatischen Staaten umfassen aktuell ca. 625 Millionen Einwohner und -- zusammenbetrachtet -- ein Bruttoinlandsprodukt von ca. 2,6 Billionen US-Dollar (nominal). Im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften wäre es die siebgrößte. Bis 2019 erwartet der IWF eine Steigerung auf 3,8 Milliarden.
Der Trend zur regionalen, transnationalen Kooperation scheint schon aus Wettbewerbsgründen zuzunehmen. Die "Union Südamerikanischer Nationen" (UNASUR, 400 Mio. Bürger, BIP 4,3 Billionen USD) möchte bis 2025 eine mit der EU vergleichbare Integration schaffen, u.a. durch ein gemeinsames Parlament sowie einen gemeinsamen Währungsraum. Ähnliche Ziele verfolgen auch die Association of Caribbean States (275 Mio. Einwohner), die Afrikanische Union (1,1 Mrd. Einwohner, BIP 2,4 Bio.), der Golfkooperationsrat (40 Mio. Einwohner, 1,0 Bio.) und die Eurasische Union (183 Mio. Einwohner, BIP 3,9 Bio.). In den USA taucht das Thema "Nordamerikanische Union" auch gelegentlich auf, aber dort kann man es wohl mehr als Sommerlochthema bezeichnen. Ideen wie eine gemeinsame Währung kamen stets aus dem Reich der Aluhüte (https://de.wikipedia.org/wiki/Amero).
Ob sich der globale Entwicklung fortsetzt und in einigen Jahrzehnten -- von großen Nationalstaaten wie China und den USA mal abgesehen -- primär transnationale Staatenverbünde die Interessen ihrer Mitgliedsstaaten vertreten? In der Fachliteratur wird dies meist als logische Konsequenz der Globalisierung und Vernetzung von Volkswirtschaften betrachtet. Gleichzeitig gibt es aber vielerorts auch Renationalisierungsbestrebungen, um sich von diesen Prozessen abzukoppeln.