Iran 2016 - Perspektiven

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Kohlmeise

Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Platon hat geschrieben:(25 Jan 2016, 14:40)Das ist alles nicht so einfach.
Das ist wohl wahr.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Rouhani beginnt seine Europa Tour in Italien, dann geht es nach Frankreich weiter.
Mega-deals await as Iranian president starts European trip in Rome

Heading a 120-strong delegation of Iranian business leaders and ministers, Rouhani will spend two days in Rome before flying to France on Wednesday, hoping to burnish Tehran's international credentials at a time of turmoil across the Middle East.

Officials in Rome said Italian firms were set to sign deals worth up to 17 billion euros ($18.4 billion) over the next two days, including in the energy, infrastructure and steel sectors.

http://www.reuters.com/article/us-iran- ... SKCN0V31DJ
Der Iran ist auch an Boeing aus den USA interessiert. Die Direktflüge in die Staaten sind eine Möglichkeit geworden.
Iran wants to buy 500 planes and resume flights to U.S.
http://money.cnn.com/2016/01/25/news/ir ... s-flights/
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Paris und Teheran wollen ihre Beziehungen normalisieren. Frankreich ist neben Deutschland ein alter Handelspartner. Neue Automodelle sollen im Iran produziert werden. Die alte Produktion frz. Modelle wird wieder angefahren. Der Iran kann wieder auf Paris zählen. Interessant. Warum eigentlich? Hat sich irgendetwas geändert? Ach ja, der Iran will keinen Atomkrieg mehr... Welch eine großartige Aufführung. :rolleyes:
Frankreich und Iran auf Kooperationskurs

Mit satten Wirtschaftsverträgen und einer politischen Annäherung wollen Frankreich und der Iran ihre Beziehungen wiederbeleben. Irans Präsident Ruhani sagte in Paris, er wolle die Ära einer "neuen Beziehung" zwischen beiden Ländern einläuten.

Mit satten Wirtschaftsverträgen und einer politischen Annäherung wollen Frankreich und der Iran ihre Beziehungen wiederbeleben. Irans Präsident Hassan Ruhani sagte am Donnerstag in Paris, er wolle die Ära einer "neuen Beziehung" zwischen beiden Ländern einläuten. Premierminister Manuel Valls entgegnete, Teheran könne "auf Frankreich zählen". Am Nachmittag sollten unter anderem Verträge mit dem Flugzeugbauer Airbus und dem Energieriesen Total unterzeichnet werden.
Zudem kündigte der französische Autobauer PSA Peugeot-Citroën seinen Wiedereinstieg in den iranischen Markt an. Geplant sind ein Joint Venture mit dem Hersteller Iran Khodro sowie Investitionen im Umfang von 400 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren. Langfristiges Ziel ist die Produktion von 200.000 Fahrzeugen pro Jahr im Iran.
Ein immer wieder kehrendes Thema ist auch die Lage der Menschenrechte im Iran. Diese Frage werde nicht ausgespart, hieß es in Paris, sie sei aber kein Gegenstand öffentlicher Äußerungen.

Frankreich und Iran auf Kooperationskurs - Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/nachrichten/t ... 1887996672
Neben der Revitalisierung von Produktionsstandorten und industrieller und technologischer Kooperation gilt es jetzt auch die iranischen Rohstoffe, insbesondere die immensen im Mineralsektor auszubeuten. Die Infrastruktur im Iran ist aufgrund der bisherigen Dominanz der fossilen Rohstoffe und auch durch Sanktionen unterentwickelt. Das Gebirgsland Iran ist ein Goldgrube dahinsichtlich.
Iran poised to make billions off country's vast mineral wealth

Iran is poised to become one of the richest countries in the world -- and its potential for profit goes far beyond oil.

After years of economic sanctions and international isolation, the Islamic Republic stands to make an estimated $700 billion off its vast deposits of minerals -- such as copper, iron ore, zinc and lead.

"They are an incredibly mineral-rich nation," said Rebecca Keller, a science and technology analyst with the Texas-based global intelligence company, Stratfor.

"There’s potential for high-quality, fairly low-cost mining in Iran," Keller told FoxNews.com Wednesday, as Iranian President Hassan Rouhani tours Europe this week, signing business deals with Western countries clamoring to profit off its natural resources, including its mineral deposits.
Mit Italien wurden Verträge zur Modernisierung und Ausbau von Stahl- und Aluminumwerke im Iran getroffen.
Iran has more than 3,000 active mines -- mostly privately owned -- that contain copper, iron ore and heavy rare earth elements, according to the website mining.com.

"They're everywhere," Keller said of Iran's minerals, noting the potential for mining near the Afghanistan border and through a ridge that runs down the middle of the country.

http://www.foxnews.com/world/2016/01/27 ... ealth.html
Nicht nur asiatische Staaten wie China erwarten durch den sich zu erschließenden Markt Wachstumsschübe, sondern gerade auch Europa.
Iran als neuer Wachstumstreiber für europäische Wirtschaft

Iran: Milliardenaufträge für europäische Unternehmen

Das Ende der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran ist sowohl für den Iran selbst als auch für die potenziellen Handelspartner des Landes ein wahrer Befreiungsschlag. Schon wenige Tage nach Aufhebung der Sanktionen besucht Irans Präsident Hassan Rohani dieser Tage Europa. Der Hauptgrund seiner Reise ist, die einst engen Wirtschaftsbeziehungen zu Europa wiederzubeleben.
Zudem plant die Regierung, ihre Ölexporte auszuweiten und strebt ein Wirtschaftswachstum von 8% pro Jahr an. Letzteres dürfte allerdings aufgrund des niedrigen Ölpreises für das laufende Jahr etwas zu ambitioniert sein.
Der Iran wird neben anderen großen Märkten wie China, Russland, Indien oder Brasilien Chancen für europäische Investoren bieten.
Auch in anderen Branchen werden demnächst große Investitionen getätigt werden, von denen viele europäische Unternehmen profitieren. Daher gilt: Die aktuell schwächelnde Nachfrage aus Brasilien, Russland und China wird durch den Investitionsboom aus dem Iran und das dynamische Wachstum in Indien abgemildert bzw. aufgefangen.

http://www.gevestor.de/news/iran-als-ne ... 60736.html
Daher ist der Iran wie so oft König - als Kunde.
Der iranische Kunde ist König

Goldgräberstimmung in Europa. Automanager in Frankreich und Deutschland reiben sich die Hände. Bei Airbus liegt ein Jahrhundertvertrag für 114 Flugzeuge unterschriftsreif im Konzernsafe. Italiens Pipeline- und Bauindustrie rechnet mit Milliardenaufträgen, fünf komplette Krankenhäuser soll das Land in den nächsten Jahren liefern. Und nebenbei gab es im Vatikan noch eine höfliche Audienz beim Papst – sozusagen von Gottesmann zu Gottesmann. In den Kapitolinischen Museen wurden sogar nackte Skulpturen mit Holzpanelen vernagelt, damit der gelernte Kleriker aus dem Iran keinen Anstoß nimmt. Hassan Ruhani ist auf Europatour, nicht mehr als Dunkelmann der Achse des Bösen, sondern als Präsident eines Landes, das gerade frisch aus dem Keller der international Geächteten geklettert ist. Er gibt sich aufgeräumt und erleichtert, denn er kommt nicht als Bittsteller, sondern als umworbener Großeinkäufer, der nach zwei Jahrzehnten Sanktionen praktisch alles braucht, was der Modernisierung dient und gegen Geld zu haben ist.

Mit dem Atomabkommen von Wien ist der gordische Knoten durchtrennt im Verhältnis zwischen dem Alten Kontinent und den Erben der 2.500-jährigen persischen Geschichte. Viele europäische Regierungen und Geschäftsleute waren dem immer strikteren Sanktionskurs Washingtons ohnehin nur zähneknirschend und widerwillig gefolgt. Die Iraner mit ihrer Zivilisation und Geschichte, ihrem Bildungsniveau und ihrer reichen Kultur haben den Europäern immer gelegen. Die Wirtschaftsbeziehungen zu der mit Öl und Gas gesegneten Nation waren eng und profitabel. Die iranischen Partner galten als gute Kunden, selbstbewusst und kompetent, pünktlich zahlend und zuverlässig. Alle wittern Geschäfte: Irans Präsident Ruhani bereist Europa nach dem Ende der Sanktionen nicht als Bittsteller, sondern Großeinkäufer. Daheim wird der Wandel härter.
Irans Bevölkerung lehnt den Westen nicht ab

Mit dem wirtschaftlichen Frühling aber werden auch die politischen und kulturellen Beziehungen wieder aufblühen. Der Iran ist wegen seiner faszinierenden Städte und atemberaubenden Landschaften ein erstklassiges Touristenziel. Wenn der Austausch von Wissenschaftlern, Künstlern und Politikern wieder in Gang kommt, werden die gegenseitigen Debatten belebt und kann sich das Vertrauen regenerieren. Anders als in vielen arabischen Staaten hegt die iranische Bevölkerung Sympathie für den Westen. Viele Familien haben Verwandte dort. Jedes Jahr kehren 150.000 Hochtalentierte ihrer Heimat den Rücken.

Und so setzt Hassan Ruhani bei seiner Öffnungspolitik vor allem auf Europa. Mit den Vereinigten Staaten wieder anzuknüpfen, ist weitaus vertrackter – auch wenn in der politischen Elite der Islamischen Republik die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Washington inzwischen als der Jackpot außenpolitischer Regierungskunst gilt. Das Misstrauen sitzt tief. Für viele Iraner ist der vom CIA 1953 organisierte Putsch gegen Mohammed Mossadeq, den ersten demokratisch gewählten Premier Irans, genauso unvergessen wie die Waffenhilfe für Saddam Hussein im irakisch-iranischen Krieg von 1980 bis 1988.
Viele Hardliner sind Entspannungsverlierer. Ihre Macht im Inneren bröckelt, ihre üppigen Schwarzgeschäfte unter dem Sanktionsregime haben sich in Luft aufgelöst. Die nächste Kraftprobe ist mit den kommenden Parlamentswahlen bereits in vollem Gange. Denn der ultraorthodoxe Wächterrat blockiert praktisch sämtliche Reformkandidaten, was die Abstimmung am 26. Februar zur absoluten Farce machen würde. Selbst Khomeini-Enkel Hassan, der für seine aufgeklärten Ansichten bekannt ist, darf nicht antreten. Und so muss der diese Woche in Rom und Paris hofierte Ruhani nächste Woche daheim wieder harte Bretter bohren. Außenpolitik ist Innenpolitik – den Schwung seiner Europareise kann er dabei gut gebrauchen.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... wirtschaft
Iran kehrt als Wirtschaftsmacht zurück auf die Weltbühne

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/n ... -1.2833319
Ein Großteil der "Sorge" der Königreiche auf der Arabischen Halbinsel beruht auch auf diese "Wiederauferstehung". Die Emirate z.B. sind einer der weltweiten Dreh-und Angelpunkte des Flugverkehrs. Das könnte sich ändern.

Gerade die arabischen Staaten am Persischen Golf haben daran partizipiert, daß der Iran "kalt gestellt" wurde. Sonst wären viele Entwicklungen in der Form gar nicht geschehen. Nachdem der Schah und somit der Iran sich in ein Schattendasein verabschiedete. In einigen Bereichen konnten deshalb die arabischen Golfstaaten sich hineinentwickeln. Hier nur ein Beispiel.
Could Iran Become the Next Dubai, an Aviation Superpower?

While the country was an international pariah, an Arab state saw and seized a prize that could have been theirs for the taking: crossroads of international aviation.

http://www.thedailybeast.com/articles/2 ... power.html
Es ist viel bequemer und wirkmächtiger wenn man vor einem Atomkrieg mit dem Iran warnt, sprich für die Beibehaltung von Sanktionen wirbt, als einfach zu sagen, daß man Angst um seine Pfründe hat, die man erhaschen konnte, weil der Iran weggefallen ist.
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Platon
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Das mit den Autos ist meines Erachtens ein Riesenmarkt, dort sollten auch deutsche Autobauer zuschlagen, vor allem mit umweltverträglichen Autos sollte man bei Staat und Verbraucher punkten können. Man muss es nur werbetechnisch gut verpacken.

Renault hat im Iran eine lange Tradition und ich meine in Teheran oder so steht auch die größte Autofabrik Asiens.
http://www.renault.co.ir/discover/RenaultIran.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(28 Jan 2016, 19:54)

Das mit den Autos ist meines Erachtens ein Riesenmarkt, dort sollten auch deutsche Autobauer zuschlagen, vor allem mit umweltverträglichen Autos sollte man bei Staat und Verbraucher punkten können. Man muss es nur werbetechnisch gut verpacken.

Renault hat im Iran eine lange Tradition und ich meine in Teheran oder so steht auch die größte Autofabrik Asiens.
http://www.renault.co.ir/discover/RenaultIran.html
Mercedes und VW kommen wieder. Motoren-, Triebwagen im Bahnsektor und Kfz-Bau werden im Iran wieder angefahren.
Daimler has signed letters of intent with local cooperation partners, Iran Khodro Diesel (“IKD”) and the Mammut Group to re-enter the Iranian market. Daimler and IKD have good business relations for the last 50 years. IKD is a subsidiary of Iran Khodro Industrial Group, which is the largest vehicle manufacturer in the MENA region, with around 50% market share in Iran.

Per the new letters of intent, IKD will cooperate with Daimler and form a joint venture under which Mercedes-Benz trucks and powertrain components will be produced locally. In addition, it will establish a sales company for Mercedes-Benz trucks and components. Daimler also intends to return as a shareholder in the former engine joint venture Iranian Diesel Engine Manufacturing Co. Further, both partners are considering the formation of a joint venture focused on selling Mercedes-Benz commercial vehicles locally. Both the companies are expected to benefit from this collaboration. - See more at: http://www.zacks.com/stock/news/204233/ ... A7Cro.dpuf
Unterdessen lotet Volkswagen nach den aufgehobenen Sanktionen gegen den Iran Wachstumschancen in dem potenziellen Riesenmarkt aus. „Wir verfolgen die aktuelle Entwicklung und prüfen mögliche Optionen“, hieß es. Es gebe aber „noch keine Entscheidungen oder Beschlüsse“.

Bis 2009 hatte Volkswagen im Iran Fahrzeuge des Typs Gol produziert.

http://www.focus.de/finanzen/news/wirts ... 17222.html
Im Gegensatz zu Mercedes und VW wäre Audi relativ neu im Geschäft, auch wenn sie eine Tochter von VW sind. Im Gegensatz zu Mercedes und VW, die auch dort produzieren, sind Audi, BMW, Skoda, Porsche und Co. zunächst an Absatzmärkten im Iran für ihre Endprodukte, also dem Vertrieb ihre Fahrzeuge interessiert.
Audi eyes Iran luxury car market

Audi is gauging its first-ever entry into the Iranian auto market where the German firm sees "growing potential" for luxury cars after world powers lifted international sanctions.

http://www.tradearabia.com/news/MTR_298970.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Der Gesichtsausdruck von Hollande sprach heute Bände. Ich meine, wer einen Gast bei sich Willkommen heisst, sollte gewisse Umgangsformen wahren.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Kohlmeise hat geschrieben:(28 Jan 2016, 23:53)

Der Gesichtsausdruck von Hollande sprach heute Bände. Ich meine, wer einen Gast bei sich Willkommen heisst, sollte gewisse Umgangsformen wahren.
Das kann ja auch nur psychische Ausfallerscheinungen mit sich tragen. Jahrelang wird aus geostrategischen Gründen kultiviert, daß der Iran weltweites Zentrum des Bösen ist. Mit Vernichtungsfantasien. Dann wird aus geostrategischen Gründen eine Kehrtwende gemacht. Und dieser orientalische Undertaker wird plötzlich als Partner in Sicherheitsfragen und wirtschaftliche Zusammenarbeit vorgestellt. Das ist schon blöd. Da werden einige Schreiberlinge und Medienhäuser sicher noch große schriftstellerische Schwierigkeiten bekommen. Wie Hollande.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Jan 2016, 08:46)

Das kann ja auch nur psychische Ausfallerscheinungen mit sich tragen. Jahrelang wird aus geostrategischen Gründen kultiviert, daß der Iran weltweites Zentrum des Bösen ist. Mit Vernichtungsfantasien. Dann wird aus geostrategischen Gründen eine Kehrtwende gemacht. Und dieser orientalische Undertaker wird plötzlich als Partner in Sicherheitsfragen und wirtschaftliche Zusammenarbeit vorgestellt. Das ist schon blöd. Da werden einige Schreiberlinge und Medienhäuser sicher noch große schriftstellerische Schwierigkeiten bekommen. Wie Hollande.
https://cdn3.vox-cdn.com/thumbor/ytyQYj ... 8958.0.jpg

Wer das Bild von Hollande neben Ruhani mit dem Bild von Hollande neben Salman vergleicht, muss nur noch feststellen, dass der Kerl einfach völlig verwirrt ist.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Dem Iran kann man nur wünschen, dass die Politiker in Zukunft am besten gar nichts mehr zum Thema Holocaust von sich geben. Die unsäglichen Äusserungen des ehemaligen Präsidenten haben dem Ansehen Irans sehr geschadet. Holocaust ist sowieso kein Thema, bei dem Iran bzw. dessen Führung irgendetwas zu gewinnen hätte. Wenn man schon die Wahrheit nicht akzeptieren will, sollte man zu mindest auf laute Lügen verzichten. Präsident Ruhani und sein Minister Zarif haben sich von ihren Vorgängern auch insofern wohltuend abgegrenzt und abgehoben.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

:D Jetzt auch noch das: Gabriel will Rohani einladen, Merkel nicht.

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 74684.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

"Außerdem habe das Land im letzten Jahr 750 Menschen hingerichtet, deutlich mehr als Saudi-Arabien".

Saudi Arabien scheint eine Art Massstab für Merkel zu sein.
Richtet ein Land weniger oder genau so viele Menschen wie SA hin, kann man es normal behandeln.
Richtet aber ein Land wie Iran mehr Menschen hin als SA, ist da Vorsicht geboten.

Übrigens, unser guter Freund Herr Xi Jinping in China richtet jährlich am meisten hin.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Berlin will jetzt auch nicht mehr hinter Paris oder Rom hinterherstehen.
Iran-Reise: Steinmeier buhlt um Deutschland-Besuch Rohanis

Bei einem Treffen habe er dem Präsidenten gebeten, "bei seiner nächsten Europareise auch Deutschland als Besuchsziel in den Blick zu nehmen", sagte Steinmeier in Teheran.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 75398.html
Iran tritt erstmals bei Schiffbaumesse in Hamburg auf

Nach Angaben der staatlichen Reederei Islamic Republic of Iran Shipping Lines will der Iran bis zum Jahr 2020 rund 120 Milliarden Dollar investieren, um die landeseigene Schiffsflotte auszubauen. Europäische Schiffbauer wollen daran partizipieren. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) sieht den Auftritt des Irans bei der SMM positiv: Nach dem Ende der Sanktionen habe das Land einen hohen Bedarf an Innovationen und neuen Schiffen. "Wir sehen ein großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit dem Iran", sagt VDMA-Geschäftsführer Hauke Schlegel.

http://www.abendblatt.de/wirtschaft/art ... g-auf.html
Durch die Sanktionen ist die iranische Wirtschaft bereits "geimpft" für strukturelle Veränderungen. Anders als z.B. die arabischen Staaten am Persischen Golf.
Ratingagentur bescheinigt Iran gute Ausgangsposition für Wirtschaftswachstum und Strukturreformen

Die international tätige Rating-Agentur Moody’s prognostiziert für die iranische Wirtschaft in den kommenden Jahren ein ausgeprägtes Wirtschaftswachstum. Die Hochrechnung steht ganz im Zeichen des erfolgreich abgeschlossenen Atomdeals und der Aufhebung internationaler Wirtschaftssanktionen. Zudem verweist Moody's darauf, dass sich der Iran früher als andere Öl-Exporteure an die neue Realitäten der niedrigen Öleinnahmen anpassen und Strukturreformen einleiten konnte.

„Internationale Sanktionen haben dazu geführt, dass sich der Iran früher als andere Öl-Exporteure an die neue Realität der niedrigen Öleinnahmen anpassen und Strukturreformen einleiten konnte“, schrieb Atsi Sheth, Associate Managing Director bei Moody’s.

https://deutsch.rt.com/wirtschaft/36589 ... sposition/
Es gibt in Teheran ehrgeizige Pläne, die sich jetzt umsetzen lassen können.
Iran: The Force Awakens

Iran’s 2025 Vision

The Persian state aims to become the undisputed powerhouse in the Middle East by 2025. Iran’s strategic plan is to reshape its society through economic, political and social objectives with global productive interactions. Vision 2025 is the country’s roadmap to achieve its goals of survival and regional primacy through technological and economic progress, rather than relying on military capabilities or hegemony.
Amid low oil prices, Iran is expected to revive its aging infrastructure by proposing a range of product diversification superior to other regional oil exporters.

http://themarketmogul.com/iran-force-awakens/
Das Ziel im Iran ist jetzt Diversifikation. Die breite industrielle Basis im Iran soll jetzt eine Frischzufuhr durch joint ventures und Technologietransfer aus dem Westen erhalten. Chinesische Firmen sind zwar im Rahmen eines "strategischen 25-Jahres Plans" mit einem prognostizierten Volumen von über 600 Milliarden Dollar weiterhin massiv im Iran vertreten, aber die können eben technologisch meist nicht mit dem Westen mithalten.
If U.S. companies are willing to come and invest in Iran, to bring manufacturing to Iran, we have no problem with that," Rouhani said in a wide-ranging interview aired live on state TV.

He said Iran's economy would change dramatically, away from importing goods paid for by oil sales and toward developing industry through joint ventures with foreign firms, with a view to exporting manufactured goods including cars.Rouhani invites U.S. firms to invest in changing Iranian economy

WORLD CLASS MANUFACTURING

"In terms of cars, we must be world class ... The recent contracts signed in France involve investment in Iran and manufacturing cars inside the country, and cars will be exported," he said.
"Of course the fall in oil prices has put pressure on us, but besides that we can see an opportunity," Rouhani said. "Even if the oil price rises, we should still rely more on non-oil exports."
Dabei ist die eigene Betrachtungsweise durchaus realistisch. Nicht alles wird den Sanktionen angelastet. Vieles ist hausgemacht. Bürokratische Hemmnisse, Korruption uvm. führen zu ineffizienten Handlungen und dem Erreichen von Zielen.
"The leader said sanctions caused 40 percent of the country's problems: 60 percent of our problems are not related to sanctions, they are related to our own internal problems."

Powerful conservative factions in the Islamic Republic's complex, multi-tiered political system oppose Rouhani's plans to open the Iranian economy to the world, fearing an infiltration of Western values and influence -- as well as the erosion of their own economic power.

http://www.reuters.com/article/us-iran- ... SKCN0VB1XG
Man kann sich jetzt streiten, ob 60%, 70% oder 30% "hausgemacht" sind, aber die Aussage ist klar, im Iran selbst, durch strukturelle Probleme, gibt es Probleme. Sicherlich gehört dazu auch langfristig, auch wenn man das Thema scheut, auch die Frage nach der Ideologie. Massive Auswanderung der Intelligenz und die Frauenrechtsfrage dürfen nicht unberührt bei der Frage bleiben.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Iran: Reformkandidaten doch zur Wahl zugelassen

Bis zu ein Viertel der zuvor abgelehnten Kandidaten darf nun doch antreten

Teheran – Bis zu 25 Prozent der ursprünglich vom Wächterrat abgelehnten Kandidaten dürfen nun doch an der Parlamentswahl am 26. Februar im Iran teilnehmen. Ratssprecher Nejatollah Ebrahimi sagte der Nachrichtenagentur Fars am Freitag, dass die Kandidatur von 20 bis 25 Prozent der disqualifizierten Personen wieder bestätigt sei. Genaue Zahlen nannte er nicht. Laut Beobachtern handelt es sich bei den wieder zugelassenen Kandidaten hauptsächlich um Reformer, die Präsident Hassan Rohani unterstützen. Es dürften mehrere Hundert sein. Proteste gegen Ausschlüsse Im Vorfeld der Wahl waren viele von ihnen vom Wächterrat, einem erzkonservativen Kontrollgremium, disqualifiziert worden. Das führte zu Protesten.

Rohani hatte den Wächterrat am Dienstag gewarnt, bei den Menschen sollte nicht der Eindruck erweckt werden, dass der Wahlausgang im Voraus organisiert und orchestriert sei. Die Ratsmitglieder sollten daher zumindest einige ihrer Entscheidungen revidieren. Nach der Umsetzung des Atomabkommens und der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen vor einem Monat haben die Reformer gute Chancen auf einen Wahlsieg. Die Hardliner, die in den letzten drei Legislaturperioden das Parlament dominiert haben, sehen dadurch ihre politische Existenz gefährdet.

(APA, dpa, 5.2.2016) - derstandard.at/2000030481466/IranReformkandidaten-doch-zur-IWahl-zugelassen
Das Prozedere zur Wahlzulassung ist natürlich schon ein Filter an sich. Dennoch ist es interessant, daß zumindest auf einem gewissen Niveau bereits Kritik geübt wird und einige Reformer wieder zugelassen wurden.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

bemerkenswert und erfreulich
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Neulich überlegte ich, wer im Kontext der islamischen Welt einmal gesagt hat, daß wenn 50 % der Bevölkerung (gemeint sind die Frauen) nicht gleichberechtigt in der Gesellschaft partizipieren können, der Fortschritt nicht gelingen könne. Oder so ähnlich. Jedenfalls nimmt Rouhani diesen Gedanken aktuell auf.
Iran: Rohani macht sich für die Frauen stark

Der iranische Präsident hat mehr Gleichberechtigung für Frauen in der Islamischen Republik gefordert. "Wie soll man im Land von Entwicklung und Fortschritt reden, dabei aber den fünfzigprozentigen Anteil der Frauen in der Bevölkerung ignorieren", sagte Hassan Rohani bei einer Frauenkonferenz am Sonntag in Teheran.
Auch die Klischees von Frauen in der islamischen Welt sollten ausgeräumt werden. "Auf welcher Basis wird überhaupt behauptet, dass Frauen zu Hause bleiben und nur Männer arbeiten sollten?", sagte Rohani. Genauso wie Frauen sollten auch die Männer für die Erziehung der Kinder verantwortlich sein, und genauso wie Männer sollten auch Frauen arbeiten können.
"Wir vertreten zwar keine feministischen Ansichten, aber auch keine aus der Steinzeit", sagte der Präsident.
Was sich konkret ändern soll, sagt Hassan Rohani aber nicht.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 76092.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Athen und Teheran suchen eine strategische Beziehung
ROUNDUP: Iran und Griechenland suchen strategische Zusammenarbeit

Auch politisch sei der Iran für Athen ein wichtiger Partner. Mit den Flüchtlingen sei auch Griechenland vom Syrienkrieg betroffen. Der Iran "als ein stabiles Land in einer unstabilen Region" sei daher ein wichtiger Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat und bei der politischen Beilegung des Syrienkonflikts.

Der iranische Präsident Hassan Ruhani betonte, Athen sei für Teheran mehr als nur ein Mitglied der Europäischen Union. Schließlich hätten diese beiden Länder zusammen Geschichte geschrieben. "Daher steht auch nichts im Weg, die Beziehungen in allen Belangen, besonders wirtschaftlich, auszuweiten", sagte Ruhani.

Der Iran wolle Griechenland auch bei den Problemen mit den Flüchtlingen helfen. Nur sollte Europa dem Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) seriöser angehen. "Solange die Geldquelle dieser Terroristen nicht abgedreht wird, kann man von keinem seriösen Kampf gegen den Terrorismus reden", sagte Ruhani.
Die Profiexperten und Analysten haben ein weiteres unschlagbares Argument für die Beziehungen herausgefunden:
Tsipras gilt im Iran wegen seiner kontroversen Politik innerhalb der EU als ein Revolutionär und ist daher in politischen Kreisen sehr beliebt. Auch weil er, wie iranische Offizielle, keine Krawatte trägt, die im Iran als Zeichen des westlichen Imperialismus gilt./fmb/DP/enl

http://www.finanzen.net/nachricht/aktie ... it-4725860
Also, wenn es nichts schlagkräftigeres als die fehlende Krawatte gibt, weiß ich auch nicht.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Teheran erwartet für das kommende (iranische) Jahr Investitionen in Höhe von 45 Milliarden Dollar aus dem Ausland. Wichtig ist die weitere Unabhängig von den Energievorkommen im Land.
Iran laying basis for non-oil economy

Iran expects to attract $45 billion in foreign investment this year as the biggest economy opening to international business since the fall of the Soviet Union is humming back to life.

A number of global corporations are eyeing the potential dividends of repressed demand in the country of 80 million people, which is sitting on the world‘s biggest oil and gas reserves combined.
Die Wichtigkeit vom Transfer von Technologie wird dabei noch einmal hervorgehoben.
Any foreign investment must strengthen Iran's economy, Tayebnia said as he put in his proviso for the plan.

“We won't welcome any proposal that doesn't lead to transfer of technology and capital or doesn't boost production and exports."

President Hassan Rouhani also said investment and transfer of technology was the key to an economic boom.

http://www.presstv.ir/Detail/2016/02/21 ... ia-Rouhani
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Offenbar konnten die Reformkräfte einen Sieg bei den Wahlen im Iran erzielen. Sicherlich Ausdruck der Hoffnungen, die gerade auch die junge Bevölkerung in Rouhani setzt. Stellvertretend als Figur dieser. Die gelungenen Verhandlungen im Rahmen des Atomstreits haben sicher eine große Rolle dabei gespielt. Es bleibt abzuwarten, was die Konservativen und Hardliner daraus machen werden.
Reformer stellen Mehrheit im iranischen Parlament

Reformer und Moderate um Präsident Hassan Ruhani sind die Gewinner der Parlamentswahl im Iran. In der Hauptstadt Teheran können die Reformer sogar alle Sitze holen.
Die moderaten Kandidaten im Iran haben bei der Parlamentswahl eine Mehrheit erzielt. Wie das Staatsfernsehen berichtete, gewannen die Reformer mindestens 85 Sitze und die moderaten Konservativen 73 der insgesamt 290 Mandate. Konservative Kräfte seien auf 68 Sitze gekommen.
Die moderaten Kräfte um Präsident Hassan Ruhani stellen künftig auch die Mehrheit im einflussreichen Expertenrat, dem Gremium, das den obersten geistlichen Führers des Landes wählt. 15 der 16 auf die Hauptstadt Teheran entfallenden Sitze im Expertenrat gingen nach offiziellen Wahlergebnissen an Anhänger Ruhanis. Die Mitglieder des Gremiums des Landes wurden am Freitag parallel zu den neuen Parlamentsabgeordneten gewählt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Konservativen ihre Vorherrschaft in dem 88 Mitglieder umfassenden Gremium verlieren werden. Der Ausgang gilt als Rückschlag für die Erzkonservativen in der Islamischen Republik.
Etwa 55 Millionen Wahlberechtigte waren zur Wahl aufgerufen. Insgesamt konkurrierten 6.200 Kandidaten aus drei politischen Lagern – Reformpolitiker, moderate Konservative und Hardliner. Die Reformer sprechen sich für soziale Veränderungen und eine Annäherung an den Westen aus; die moderat Konservativen akzeptieren den Atomvertrag von 2015 und damit zumindest eine Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft; die Hardliner lehnen beides ab.
Keinen unmittelbaren Einfluss hatte die Parlaments- und Expertenratswahl auf den Wächterrat. Dieses zwölf Mitglieder umfassende Gremium aus Geistlichen und Juristen kann sein Veto gegen Parlamentsbeschlüsse einlegen. Viele Kandidaten des Reformlagers hatte der Wächterrat gar nicht erst zugelassen. Die Wahlbeteiligung lag laut Innenminister Abdolresa Rahmani Fasli bei 62 Prozent.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... -parlament
Jenseits von Lagerzuschreibungen wie Reformer und Konservative o.ä. werden aber weiterhin Konfliktfelder auftreten, da der Iran seine Sicherheitsinteressen selbstbewußter, als unter dem Schah verfolgen wird. Auch unter der Prämisse nicht mehr den Schutzschirm der USA zu genießen. Dennoch eine erfreuliche Entwicklung im Gegensatz zur Situation Bush & Ahmadinejad bei dem "gefühlt" ständig Clausewitz´s Fortsetzung mit anderen Mitteln latent herumschwirrte.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Eine Hoffnung nach Ende der Sanktionen ist Technologietransfer aus dem Westen. Das ist jetzt möglich. Im Iran war man immer scharf auf Technologie. Nicht nur Endprodukte aus dem Westen. Diese werden sicherlich jetzt verstärkt kommen, aber man legt Wert auf die Modernisierung der eigenen Industrie und wenn möglich Lizensproduktionen.
Siemens to sell gas turbine-making technology to Iran

http://en.trend.az/iran/business/2501500.html
Siemens baut zusammen mit einem iranischen Partner Gasturbinen in dem Land und plant eine umfassende Kooperation im Energiesektor. Die iranische Mapna-Gruppe wird im Zuge einer Lizenzvereinbarung Gasturbinen von Siemens in Iran produzieren, teilten die Münchener mit.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 80287.html
Technologie aus Südkorea. Auch umweltschonender als die bisherigen iranischen Stahlwerke.
Under the agreement, POSCO will shoulder 8 percent of the investment and transfer its POSCO innovative steelmaking technology (POIST) to its Iranian partner. POIST is a combination of FINEX and compact endless cast and rolling mill (CEM) technologies. PKP will pay for the remaining 92 percent.
According to POSCO, FINEX technology allows the direct use of cheap iron ore fines and non-coking coal as feedstock, resulting in significantly lower operating costs and emissions than a blast furnace.

http://www.koreatimes.co.kr/www/news/bi ... 99286.html
KITA official: We can equip Iran with technology

TEHRAN - Iran-Korea Business Forum was held in Tehran on February 29, wherein as many as 500 Korean and Iranian participants from 300 companies were present.

http://www.tehrantimes.com/index_View.asp?code=253411
Die Chance und Risiken für die High-Tech Industrie im Iran.
How sanctions helped Iranian tech industry.

For years, Iran has been investing in industry reliant on intensive research and development (R&D). This policy has been a rare point of consensus in Tehran, which often sees controversy over economic policy driven by political rivalries.
However, the sanctions also had a positive impact. For instance, they secured the domestic market for Iranian tech firms. In many cases, the final prices of imported high-tech goods were so high that customers preferred to purchase domestically designed and manufactured goods. Moreover, in relation to government procurements, there was a deliberate policy with compulsory regulations in place to prefer domestic products over imports. Hence, R&D investment in some fields became highly profitable during the sanctions era.

The question now is how the sanctions relief will impact Iran’s high-tech industry.

The answer can be divided into three categories. First, Iranian companies will get easier and more timely access to necessary components, materials and software, which could result in cheaper final product prices as well as shorter lead times. Second, the sanctions relief could help Iranian companies retain skilled technicians for a longer time, as one of the main challenges of R&D-intensive firms in Iran has been that they lose talented staff as part of the disastrous brain drain. Moreover, Iranian experts living abroad may be willing to return and contribute to the domestic high-tech industry if noteworthy change in the working environment takes place. Third, the sanctions relief could expand potential markets for Iranian high-tech firms to go beyond the current mainly Iraqi and Afghan markets to more lucrative ones in East Asia and Oceania, Central Asia, Europe and even the Americas. In particular, small- and medium-sized high-tech companies that generally lack strong brands could export their goods in the form of OEM contracts, which is the most viable and lucrative option for many Iranian firms as some of them have been manufacturing products for European brands for years.

Despite the benefits of sanctions relief, the bigger picture is that it is not a panacea for Iran’s R&D-intensive industries. Government policies play a far more important role in the equation. In this vein, the administration of President Hassan Rouhani should guarantee continued easy access to the domestic market for Iranian high-tech firms, since it is their sole lifeline in terms of revenue. Sanctions relief should not be allowed to result in a flood of foreign products at the expense of domestic ones — especially when it comes to procurement by government and semi-governmental companies.

Furthermore, Iran should reform its diplomatic apparatus to enable it to find new markets for Iranian firms by more aggressively engaging in business diplomacy. The current state of the diplomatic apparatus is not prepared for such a task, as trade, business and economic affairs have not been defined as a top priority for Iranian diplomatic missions abroad. In this vein, the Islamic Republic needs to establish a sophisticated interdepartmental organization dedicated to foreign business and trade, with commercial attaches and offices abroad that could do much more than the existing Trade Promotion Organization of Iran or other similar entities. Besides, retaining long-term competitive advantage in the R&D intensive sectors requires more effective scientific and academic exchanges with the world. In the post-sanctions era, this could come through joint educational and research programs with advanced scientific centers as well as academic exchange programs. Providing a vibrant, cutting-edge scientific environment and lucrative business incentives could ultimately result in the return of Iranian experts, entrepreneurs and investors living abroad, all of whom could help speed up the growth of the high-tech sector.

Finally, Iranian policymakers should more consider the broader, long-term trend at play: Oil revenues can no longer be seen as the main source of government revenue, the country’s agriculture sector is in crisis and the energy-intense industry no longer enjoys the competitive advantage afforded by cheap energy. In this environment, more investment in high-tech and R&D-intensive industry could be a potential solution to the dilemma of how to provide opportunities for Iran’s highly skilled but cheap workforce.

Read more: http://www.al-monitor.com/pulse/origina ... z41lIhy9Mk
The easing of sanctions against Iran could see the country become the fastest-growing ICT market in the Middle East, Turkey and Africa (META) over the next five years.

http://www.computerweekly.com/news/4500 ... T-industry
Iran’s startup tech scene is getting off the ground

http://www.pri.org/stories/2016-03-01/i ... ing-ground
Es wird zu beobachten sein, wie sehr sich die wirtschaftliche Entwicklung womöglich gesellschaftlich im Iran auswirken wird. Der Schah ist nicht nur wegen seiner rigiden innenpolitischen Haltung und gegenüber der Religion ins rotieren gekommen, sondern weil seine tiefgreifenden Maßnahmen das Land ebenso ins rotieren gebracht hat. Sozusagen die Moderne im Schnelldurchlauf. Bis dato erwarten Beobachter jedoch, daß die klaren Verlierer bis jetzt die Hardliner sind. Auch bei der Wahlen.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Iranisch-Türkische Beziehungen

Die Beziehungen zwischen dem Iran und der Türkei sind irgendwie "interessant" und ambivalent. Zum einen gibt es zahlreiche Konfliktfelder, auf der anderen Seite ist es zwischen diesen beiden großen Staaten in der Region sehr ruhig. Besonders herausfordernd war es nach der Revolution im Iran, mit einer Führung im Iran, die im Konflikt mit den USA stand/steht. Die Türkei ist ja bekanntlich NATO-Mitgliedsland. Jetzt aktuell kommen Probleme im Konflikt der zerfallenden "Sykes-Picot" Staaten und den komplexen Verstrickungen dazu.

In einer bestimmten Phase dazwischen sah alles wunderbar aus. Man erwartete eine raketenhafte wirtschaftliche Entwicklung zwischen Erdogan und Teheran. Bis zu 30 Milliarden Dollar Wirtschaftvolumen. Nichts davon ist geschehen. Zuletzt ging es sogar rückwärts. Auch wegen den Mißstimmungen über regionale Befindlichkeiten.
How Turkey's foreign policy may have lost it $25 billion in trade with Iran

While international appetites grow for business opportunities in Iran following the lifting of economic sanctions, Turkey, owing to its foreign policy, has failed to make use of a special trade arrangement it already had with Iran. A preferential agreement, the product of negotiations that took about a decade, had taken effect between the two neighbors Jan. 1, 2015. With a target of $35 billion in bilateral trade by the end of the year, the deal introduced tariff cuts on 140 products from Turkey and 125 products from Iran. The day it took effect, Turkey’s then-Economy Minister Nihat Zeybekci hailed a “very important beginning for Turkish-Iranian business, friendship, and political and economic cooperation.”


What began with high optimism, however, has resulted in a huge disappointment. The bilateral trade volume at the end of 2015 stood at $9.7 billion, not only far off the target but also below 2014's $13.7 billion. Turkey’s imports from Iran dropped 38% to $6.1 billion in 2015, while its exports decreased 5.7% to $3.66 billion.
So why are the trade links regressing?

Turkey and Iran have been on opposite camps in both Syria and Iraq. Turkey’s alignment with Saudi Arabia on the Yemeni conflict and the Saudi-Iranian row has further damaged its political ties with Iran, also affecting bilateral trade. As a result, commercial ties have failed to take off despite tariff cuts on hundreds of products, including some that are now next to zero. The decrease in trade, however, suggests the two sides are imposing a “covert embargo” on each other.
Gerade bei dem Einbruch der Wirtschaftsbeziehungen der Türkei zu Russland bietet der Iran jetzt Chancen. Das Problem ist nur, daß der Iran jetzt in erster Linie auf die Kontakte zu den europäischen/nordamerikanischen Industrienationen schaut. Selbst Russland und China machen sich da Sorgen. Sie können in Punkto Qualität einfach nicht mithalten. Ihre großen Geschäftsabschlüsse haben sie aus anderen Gründen mit Teheran abschliessen können. Das gilt auch für die Türkei, die europäischen Konzerne und Firmen sind in Punkto Technologie und Logistik überstarke Konkurrenten der Türkei.
However, he also had a warning: “The lifting of the embargo may look like an advantage at first glance, but it could actually reduce Turkey’s chances. Many countries are now waiting at Iran’s door. Everybody is after business, and Iran looks favorably at Europe.”

Read more: http://www.al-monitor.com/pulse/origina ... z420vkTJiW
Dennoch wäre es Unsinn nicht wieder zwischen Teheran und Ankara Gas zu geben. Das wird jetzt versucht. Der türkische Premier Davutoğlu ist mit einer großen Delegation im Iran. Tatsächlich macht man dort auch die Erfahrung, daß dort die meisten Hotelzimmer mit tausenden Geschäftsleuten belegt sind. Die Erfahrung machten auch Delegationen aus Baden-Württemberg oder Niedersachsen.

Turkey’s top business organization visits Iran to boost economic, trade ties

“Iran is both our neighbor and natural trade partner. We can boost our economic, trade and investment relations with our Iranian counterparts. We have seen this potential and held a series of key meetings to realize this potential,” said Hisarcıklıoğlu in a written statement on March 3.

He noted that it is “almost impossible” to find a vacancy in Iran’s hotels as the country has been receiving thousands of business delegations from many countries, including Italy, Austria and many others.
“Just as political pressure did not damage our bilateral ties, disagreements over regional issues should not prevent us from working together today. There is no problem between Turkey and Iran. We cannot accept any hindrance in our bilateral relations due to some third parties,” said Hisarcıklıoğlu.

http://www.hurriyetdailynews.com/turkey ... sCatID=345
Es ist wird für die Türkei und dem Iran eine spannende Herausforderung sein ihre Beziehungen in den Wirren der Region stabil und prosperierend zu gestalten und zu halten. Es ist noch einmal zu bemerken, daß trotz allen Spannungen die Grenze zwischen der Türkei und dem Iran womöglich die älteste bestehende Grenze weltweit ist. Was für eine gewisse Stabilität sprechen könnte.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Alte und neue Konflikte werden jetzt im Iran hinter den Kulissen ausgetragen. Reformer vs. Hardliner?

Durch die Sanktionen konnte im Iran ein unglaublicher Filz entstehen. So soll der iranische Milliadär Babak Sandschani sich, durch die Sanktionen begünstigten, illegalen Geschäfte bereichert haben. Sicher für die Person in Folge tragisch, was jetzt in der Konsequenz droht. Das andere brisante ist, daß dies unter der Regierungszeit von Ahmadinejad geschah. Der als Vertreter der Revolutionsgarden gilt. Der riesigen Krake (auch wirtschaftlich) im Iran, die gerade durch die Sanktionen wachsen konnte.

Die Rouhani-Administration hat sich u.a. zur Aufgabe gemacht die Korruption zu bekämpfen. Das ist nicht nur ein Angriff auf den Milliardär, der Korruption an sich, sondern auch auf die Hardliner im Iran.
Wegen Unterschlagung

Iranischer Milliardär zum Tode verurteilt

All sein Geld nützte ihm am Ende nichts: Ein iranisches Gericht hat Multimilliardär Babak Sandschani zum Tode verurteilt. Er soll sich jahrelang an Erdölgeschäften bereichert und Sanktionen umgangen haben.

Der iranische Multimilliardär Babak Sandschani und zwei seiner Mitarbeiter sind wegen Unterschlagung zum Tode verurteilt worden. Das gab der iranische Generalstaatsanwalt Gholamhussein Mohseni Edzehi am Sonntag bekannt.

Sandschani soll als Führer einer Korruptions-Bande während der Präsidentschaft von Mahmud Ahmadinedschad (2005-2013) heimlich iranisches Erdöl verkauft und die Milliarden-Erlöse veruntreut haben.Nach der Übernahme des Präsidentenamtes durch Hassan Ruhani 2013 hatten intensive Ermittlungen gegen diverse Korruptions-Banden begonnen. Dabei wurde unter anderem Sandschani festgenommen. Der Geschäftsmann stand auch auf der schwarzen Liste der USA. Er hatte mit seinen Ölverkäufen auch die damaligen internationalen Wirtschaftssanktionen gegen den Iran umgangen.

http://www.stern.de/panorama/iran-verha ... 33874.html
Auch wird von Rouhani das Auftrittsverbot des ehemaligen, als Reformpräsidenten bezeichneten Khatami angegangen. Dieser beliebte Ex-Präsident kritisierte ehedem Ahmadinejad und warf ihm Wahlmanipulationen vor.
Rohani: Medienverbot gegen Ex-Präsident Khatami "Witz"

Aktueller Präsident sieht keine rechtliche Grundlage für Verbannung seines Vorgängers aus den Medien Teheran

Der iranische Präsident Hassan Rohani hat die seit Jahren geltende Anordnung der Justiz an die Medien der Islamischen Republik gerügt, keine Nachrichten und Bilder des ehemaligen Reform-Präsidenten Mohammad Khatami zu veröffentlichen. Das Verbot sei ein "Witz", sagte Rouhani auf einer Pressekonferenz am Sonntag in Teheran.

Keine gesetzliche Grundlage

Weder bei der Justiz noch beim Nationalen Sicherheitsrat gebe es dafür eine gesetzliche Grundlage. Hintergrund der Meinungsverschiedenheit zwischen dem reformorientierten Rohani und der Justiz ist eine Anordnung der Staatsanwaltschaft. Khatami, Präsident zwischen 1997 und 2005, hatte der Regierung seines Nachfolgers Mahmoud Ahmadinejad bei der Präsidentschaftswahl 2009 Manipulation vorgeworfen. Seitdem steht der wohl beliebteste Präsident der iranischen Geschichte auf einer schwarzen Liste.

Das Medienverbot gegen Khatami gilt zwar schon seit Jahren, aber eine gesetzliche Grundlage dafür konnte die Justiz bis jetzt nicht vorweisen. Sie behauptet, das Verbot sei auf der Basis einer Anordnung des Nationalen Sicherheitsrats. Aber auch diese soll es laut Rohani, der als Präsident auch Chef des Sicherheitsrats ist, nicht geben. Aus Angst vor juristischen Konsequenzen halten sich aber fast alle Medien im Land an das "Verbot".

derstandard.at/2000032393008/Rouhani-Medienverbot-gegen-Ex-Praesident-Khatami-Witz
Durch die Wahlen im Iran wurden die Reformkräfte gestärkt. Das war durch die erfolgreichen Atomgespräche möglich. Mit diesem Ergebnis im Rücken wird offenbar gegen Hardliner vorgegangen. Diese sind allerdings nicht zu unterschätzen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Sanngetall »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Feb 2016, 18:59)Jenseits von Lagerzuschreibungen wie Reformer und Konservative o.ä. werden aber weiterhin Konfliktfelder auftreten, da der Iran seine Sicherheitsinteressen selbstbewußter, als unter dem Schah verfolgen wird. Auch unter der Prämisse nicht mehr den Schutzschirm der USA zu genießen. Dennoch eine erfreuliche Entwicklung im Gegensatz zur Situation Bush & Ahmadinejad bei dem "gefühlt" ständig Clausewitz´s Fortsetzung mit anderen Mitteln latent herumschwirrte.
Mal abgesehen davon, dass mit "Reformer" in diesem Zusammenhang der gemäßigte Flügel der Hardliner gemeint ist.... Was hat das mit Clausewitz zu tun?
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will. Jean-Jacques Rousseau
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Lager im Iran sind sich uneins. Rouhani will eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Westen. Khameini setzt eher auf stärkere Unabhängigkeit.
Zwar erklärten sowohl Ajatollah Ali Khamenei als auch Hassan Rohani bei ihren Reden zum iranischen Neujahrsfest Nowruz am Sonntag die Wirtschaft zu einem Schwerpunkt für das neue Jahr. Für den reformorientierten Rohani ist dabei die Zusammenarbeit mit anderen Ländern der Schlüssel für Wachstum.

Khamenei setzt auf Selbstständigkeit

Dagegen setzt der oberste geistliche Führer der Islamischen Republik, Khamenei, auf eine Wirtschaft, die auf Selbstständigkeit beruht. Das Land solle sich vor seinen Feinden schützen, sagte er. Damit bezieht er sich auf die USA und ihre Verbündeten.
Dabei geht es vermeintlich über die weitere Schwächung der Hardliner im Iran.
Präsident: "Was wir außenpolitisch geschafft haben, wollen wir nun auch innenpolitisch erreichen"
Nach der Niederlage bei den Wahlen zum Parlament und zum Expertenrat fürchten sie Beobachtern zufolge um eine weitere Erosion ihrer Macht. Innenpolitische Wende Rohani hingegen drängt nach der Annäherung im Atomstreit auch innenpolitisch auf eine Wende. "Was wir außenpolitisch letztes Jahr mit dem Atomabkommen geschafft haben, wollen wir dieses Jahr nun auch innenpolitisch erreichen". Das Abkommen sorgte Rohani zufolge dafür, dass das Land von der internationalen Gemeinschaft nicht mehr als Bedrohung, sondern als zuverlässiger Partner angesehen wird. Dieser Trend soll demnach im neuen persischen Jahr fortgesetzt werden. - derstandard.at/2000033258849/Iran-Rouhani-will-nach-Atompakt-auch-Wende-im-Land
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Türkiye2023 »

Der Aussenminister war gestern in Ankara. Ich finde es köstlich, wie die beiden Aussenminister versuchen ihre fundamentalen Differenzen in Syrien zu übertünchen. Die kleinste gemeinsame Nenner sei es, Syrien als Ganzes zu erhalten. Was für ein frommer Wunsch.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Türkiye2023 hat geschrieben:(20 Mar 2016, 15:34)

Der Aussenminister war gestern in Ankara. Ich finde es köstlich, wie die beiden Aussenminister versuchen ihre fundamentalen Differenzen in Syrien zu übertünchen. Die kleinste gemeinsame Nenner sei es, Syrien als Ganzes zu erhalten. Was für ein frommer Wunsch.
Wenigstens auf einen Gaspreis konnte man sich einigen. Ansonsten werden sie sich zumindest beim Thema Syrien wenig zu sagen haben. Ankara und Teheran wissen jedoch aber, daß sie wirtschaftlich für einander mehr rausholen können. Politisch sucht man noch die Gemeinsamkeiten. Deshalb der Ausdruck einer gemeinsame Perspektive zu entwickeln. Da darf man aber nicht auf den Sykes-Picot Raum schauen. Ansonsten ist da sicher viel drin.

Der Artikel ist vom Springerverlag. Man gibt sich hoffnungsvoll. Sonst ist eher Armageddon von diesem Verlagshaus zum Thema zu lesen.
Ein Hauch von Gandhi liegt über Teheran

Vor dem "arabischen Frühling" gingen 2009 die Iraner auf die Straße. Ihre Revolution ist unvollendet. Aber das Land hat enormes Potenzial durch seine gebildete Jugend. Ist das der bessere Weg?
In Anbetracht der Komplexität der iranischen Gesellschaft und Politik ist es wichtig zu unterstreichen, dass der persische Frühling, besonders die ihn tragenden demokratischen Überzeugungen und liberalen Haltungen, nicht erst nach dem damaligen Wahlbetrug gewissermaßen aus heiterem Himmel ausbrach. Er entwickelte sich vielmehr aus der Reformbewegung im Iran in den 1990er-Jahren.

Starke iranische Zivilgesellschaft

Damals erlebte die iranische politische Kultur vor allem dank der iranischen Frauenrechtlerinnen, Intellektuellen und Künstler eine Transformation. Die Prinzipien der Gewaltlosigkeit schlugen tiefe Wurzeln in der iranischen Zivilgesellschaft.

Zwar kann das historische Ringen des Iran um eine verantwortlich rechenschaftspflichtige, moderne Regierung eigentlich sogar bis zur Verfassungsrevolution von 1906 zurückverfolgt werden. Aber seit den letzten 25 Jahren ist der Iran auf dem Weg zu einer wichtigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklung, weil die zunehmend junge Bevölkerung gebildeter, säkularer und liberaler geworden ist.

Mehr als die Hälfte der Iraner im Alter von 18 bis 25 besuchen eine höhere Schule, und mehr als 60 Prozent der Studierenden sind Frauen. Auch sind iranische Jugendliche im Nahen Osten bei Weitem die aktivsten Nutzer des Internets.

Dieses Vierteljahrhundert hat neue gesellschaftliche Akteure hervorgebracht, die im Wesentlichen jung und gebildet sind, aber ohne politische, wirtschaftliche oder soziale Zukunft.
Die Wahlen drängten Hardliner an die Wand

Eine explosive Mischung aus hohem Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, einem strukturell bedingten Wachstum ohne Arbeitsplätze und der raschen Expansion der Hochschulbildung hat dafür gesorgt, dass die iranische Gesellschaft eine Generationslücke aufweist – hier die reichen, mächtigen Konservativen, dort junge Rebellen ohne ein klares Ziel. Der Iran wurde in Donald Trumps und James Deans geteilt.
Es ist klar, dass die Wahlen nicht sofort alles ändern werden. Aber die iranische Zivilgesellschaft ist durch die Schaffung einer konkurrierenden politischen Parallelkultur auf gutem Wege, sich selber Einfluss zu verschaffen.

Obwohl die Idee einer neuen Revolution nach 36 Jahren Mullah-Politik, die sich immer "revolutionär" nannte, keineswegs einen romantischen Sog entfaltet, ist es Tatsache, dass die Mehrheit der jungen Iraner sich von fundamentalistischer Politikund Utopien abwendet. Sie richtet stattdessen den Blick auf den Wertepluralismus, den Dialog mit dem Westen und das Verständnis moderner Kultur.

http://www.welt.de/debatte/kommentare/a ... heran.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Prince Charles möchte gerne dem Iran einen offiziellen Besuch abstatten. Das Thema GB und Iran ist ähnlich wie USA und Iran, wenn nicht noch heftiger, eine Haßliebe. Sollte es zu einem offiziellen Besuch kommen, dann wäre dies sehr bemerkenswert. Der Iran war nie Kolonie, allerdings war das Verhältnis zu GB dem zeitweise durch Knebelverträge und Kanonenbootpolitik ähnlich. Auch die Rolle bei dem Zugriff auf iranisches Öl und der Einmischung in demokratische Entwicklungen Irans. Siehe Mossadegh.
Prince Charles considering official Iran visit

The UK's Sunday Times reported Sunday that Prince Charles, the heir to the British throne, is considering the possibility of an official state visit to Iran.

The British royal family have not made an official visit to the Islamic Republic in 40 years, before the revolution which overthrew the Shah in 1979.

Clarence House, which is attached to St James's Palace and acts as Prince Charles's private office, was said to be liaising with the Foreign Office in order to explore the possibility further.

No member of the British monarchy has visited Israel on an official visit since the state's founding. Last year Prime Minister Benjamin Netanyahu invited Prince Charles to make an official visit to the Jewish state while the two spoke at the Paris conference on climate change

http://www.jpost.com/Breaking-News/Prin ... sit-449315
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Italien steigt wieder groß im Iran ein.
Iran and Italy ink $20 billion in trade deals

Deals during visit by Italian premier include plans for energy cooperation, scheme to renovate Tehran airport

http://www.timesofisrael.com/iran-and-i ... ade-deals/
Neben Hochgeschwindigkeitszügen, modernen Stahlwerken, Telekommunikation und Kraftwerken (500 MW) durch erneuerbare Energie geht es nachtürlich auch um Öl und Gas. LNG, also Flüssiggas ist wieder ein Thema.
The planned projects would be completed in the coming five years by the Italian investing companies, Da'emi was quoted as saying by Tehran Times daily.

The meeting also touched on a series of regional crises and the ways to settle them as well as the refugee crisis concerning the European countries.

Heading a high ranking delegation of 250 commercial and economic officials, Renzi arrived in capital Tehran on Tuesday for a two-day visit.

http://news.xinhuanet.com/english/2016- ... 275845.htm
In einigen Hauptstädten der Welt ist man über die Problematik von Gas-Pipelines immer mehr hin zu dem Gebrauch von Flüssiggas gekommen. Durch die Sanktionen ist das im Iran nicht recht vorangekommen. Das wird jetzt wieder angefahren.
Norway to launch Iran’s first FLNG plan

ran says it is working on a plan with a Norwegian company to build a floating facility to liquefy natural gas in the Persian Gulf.

Iran previously pursued three key LNG projects – Iran LNG, Pars LNG and Persian LNG. However, they were abandoned over the past few years as technicalities emerged – mostly those pertaining to US-led sanctions against investments in Iran’s energy projects.

NIOC chief Rokneddin Javadi said last October that LNG has returned to Iran’s energy agenda, stressing that the country has devised serious plans to launch its first liquefaction project by April 2018.
Zunächst wird Erdgas unterirdisch durch den Persischen Golf nach Oman gepumpt, dort wird es verflüssigt.
The country is already working on a plan to pipe natural gas to Oman and use the liquefaction facilities of the Persian Gulf sultanate to export LNG to overseas markets.

Based on an early agreement that Iran signed with Oman in 2013, Iran will pipe a daily of 28 million cubic meters (mcm) of gas to Oman through a sub-sea pipeline. Some of the gas thus transferred will be turned into LNG in the country’s Qalhat LNG plant for Iran to use as per its export plans.

http://www.presstv.ir/Detail/2016/04/07 ... FLNG-plan/
Since the international nuke-related sanctions imposed against Iran were lifted, the oil and gas companies of Europe have been showing great desire to regain their previous places in the Islamic Republic's energy market.

French Total Head Patrick Pouyanne has announced that his company is interested in the projects in the gas and petrochemical industries in Iran.

"Today all [sanctions] are removed, and we go back to Iran. Gas is a priority for us. Petrochemical [industry] is a way to monetize the gas," Pouyanne said at a press briefing on the sidelines of the LNG conference in Australia.

http://www.azernews.az/region/95121.html
Diese Querelen über die Routen von Pipelines sind immens problematisch. Es war auch eine Pipeline vom Iran durch den Irak und Syrien geplant. Um am Mittelmeer Gas weiterführen zu können. Blöd nur, daß der Bürgerkrieg irgendwie dazwischen kam... Wenn man LNG direkt vom Iran zum Kunden, wie z.B. angedacht nach Wilhelmshaven in Norddeutschland schicken kann, dann spart man sich diese ganze Geopolitik und das Geschachere, wo welche Pipeline, durch welche Länder, mit welchen Risiken, Kriegen und Preisen führen darf, muß und wird. Durch Russland? Pakistan? Iran? Deutschland? Balkan? Syrien? Irak? Umv.
Syria: Ultimate Pipelineistan War

Syria is an energy war. With the heart of the matter featuring a vicious geopolitical competition between two proposed gas pipelines, it is the ultimate Pipelinestan war, the term I coined long ago for the 21st century imperial energy battlefields.

It all started in 2009, when Qatar proposed to Damascus the construction of a pipeline from its own North Field – contiguous with the South Pars field, which belongs to Iran – traversing Saudi Arabia, Jordan and Syria all the way to Turkey, to supply the EU.

http://www.counterpunch.org/2015/12/08/ ... istan-war/
Why Syria? An Examination Of The Iran-Iraq-Syria Pipeline
http://ftmdaily.com/what-jerry-thinks/whysyria/
LNG wird die Gaspipeline nicht ersetzen, aber der Anteil wird steigen. Kunden wie Lieferanten sind über die diversen geplanten, angedachten, z.T. angefangenen Pipelinenetze quer über den vorderasiatischen, eurasischen Raum, Kaspiregion etwas angenervt. Wenn ein LNG-Tanker von einem Verladehafen am Persischen Golf direkt z.B. nach Wilhelmshaven, Spanien oder Griechenland fährt, dann kann man sich das alles sparen. Wie auch Erpressungsversuche den Gashahn in irgendeinem dieser Transferstaaten zuzudrehen oder von Terroristen und Bürgerkriegslern in die Luft sprengen zu lassen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die EU ist mit einer hochkarätigen Delegation im Iran angetroffen. Es gibt sehr viel Arbeit. Neben der Verbesserung der Modalitäten im Finanz-und Bankenwesens im Kontext des Wirtschaftens mit dem Iran, das Investitionen und wirtschaftliche Zusammenarbeit fördert, sind auch Menschenrechtsfragen im Diskussionspaket.
EU will engere Kooperation mit Iran

EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und sechs EU-Kommissare sind im Iran eingetroffen - die Spitzendelegation will ausloten, auf welchen Politikfeldern Teheran und Brüssel in Zukunft enger zusammenarbeiten könnten.

Es ist die bisher größte und hochrangigste EU-Delegation seit Abschluss des Atom-Abkommens, die jetzt Teheran besucht. Thema: Wie lassen sich die Beziehungen zwischen Europäischer Union und dem Iran weiter normalisieren? Als mögliche Kooperationsfelder gelten Handel, Energie, Umwelt, Bildung und Wissenschaft.

Dazu wird nicht nur die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini Gespräche führen, sondern auch sechs EU-Kommissare - unter ihnen auch Energiekommissar Miguel Arias Cañete. Berichten zufolge soll er den Start gleich mehrerer gemeinsamer europäisch-iranischer Projekte im Energiesektor bekanntgeben.
Ein neuer Menschenrechtsdialog?

Ein dritter umstrittener Punkt ist die Menschenrechtssituation.

Der Iran war nach der Eskalation im Atomstreit 2005, in deren Folge auch UN und EU internationale Sanktionen gegen den Iran verhängten, nicht mehr an einer Fortführung interessiert. Mittlerweile kommen aus Teheran jedoch versöhnlichere Töne. Irans Außenminister Zarif hatte bereits im März die grundsätzliche Bereitschaft Teherans erklärt, den Gesprächsfaden auch beim Thema Menschenrechte wieder aufzunehmen.

http://www.dw.com/de/eu-will-engere-koo ... a-19190337
EU und Iran setzen auf Neuanfang bei Zusammenarbeit

Außenminister Zarif sieht nach Atomabkommen neue Ära der Beziehungen Teheran

Die Europäische Union und der Iran wollen nach dem Atomabkommen ein neues Kapitel in ihren Beziehungen aufschlagen. "Die EU will im Rahmen eines kritischen, aber zugleich konstruktiven Dialogs einen umfassenden Neuanfang der Zusammenarbeit mit dem Iran", sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Samstag in Teheran.

http://derstandard.at/2000035013924/Mog ... ngetroffen
Davor haben sich die Hardliner im Iran, wie auch Saudis und Co. immer gefürchtet.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Hardliner müssen zurückstecken.
Hardliner-Schwund im iranischen Parlament

Teheran/Wien – Was vor zwei Monaten im Iran mit der Wahl von 30 Reformern und ihnen nahestehenden gemäßigten Konservativen ins Parlament auf Anhieb zustande kam und in Teheran als ein politisches Erdbeben bezeichnet wurde, setzte sich nach der zweiten Runde fort. Die Zahlen sprechen für sich: 217 der 290 bisherigen Abgeordneten wurden nicht wiedergewählt, allesamt konservative Regierungsgegner.
Zum ersten Mal sitzen im iranischen Parlament insgesamt 17 Frauen – der bisherige Rekord lag bei 14. Ein weiterer (Negativ-)Rekord: Nur 16 Geistliche sind im Parlament vertreten, bisher waren es 27. Von 80 Gegnern des Atomabkommens sind nur zwölf übriggeblieben. Von jenen Abgeordneten, die dem ehemaligen Präsidenten Mahmud Ahmadi-Nejad nahestehen, schaffte keiner den Wiedereinzug ins Parlament.

derstandard.at/2000036093772/Hardliner-Schwund-im-iranischen-Parlament
Das Atomabkommen und die erwartete Entwicklung im Kontext der Sanktionen zeigt Wirkung. Die Hardliner in einigen Staaten, wie auch dem Iran beissen wohl in die Tischkante.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Fadamo »

King Kong 2006 hat geschrieben:(07 Mar 2016, 15:27)

Alte und neue Konflikte werden jetzt im Iran hinter den Kulissen ausgetragen. Reformer vs. Hardliner?

Durch die Sanktionen konnte im Iran ein unglaublicher Filz entstehen. So soll der iranische Milliadär Babak Sandschani sich, durch die Sanktionen begünstigten, illegalen Geschäfte bereichert haben. Sicher für die Person in Folge tragisch, was jetzt in der Konsequenz droht. Das andere brisante ist, daß dies unter der Regierungszeit von Ahmadinejad geschah. Der als Vertreter der Revolutionsgarden gilt. Der riesigen Krake (auch wirtschaftlich) im Iran, die gerade durch die Sanktionen wachsen konnte.

Die Rouhani-Administration hat sich u.a. zur Aufgabe gemacht die Korruption zu bekämpfen. Das ist nicht nur ein Angriff auf den Milliardär, der Korruption an sich, sondern auch auf die Hardliner im Iran.



Auch wird von Rouhani das Auftrittsverbot des ehemaligen, als Reformpräsidenten bezeichneten Khatami angegangen. Dieser beliebte Ex-Präsident kritisierte ehedem Ahmadinejad und warf ihm Wahlmanipulationen vor.



Durch die Wahlen im Iran wurden die Reformkräfte gestärkt. Das war durch die erfolgreichen Atomgespräche möglich. Mit diesem Ergebnis im Rücken wird offenbar gegen Hardliner vorgegangen. Diese sind allerdings nicht zu unterschätzen.
Wir sollten gegen das Urteil Todesstrafe protestieren.
Wegen einer Bereicherung,dass geht gar nicht.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Fadamo hat geschrieben:(03 May 2016, 19:25)

Wir sollten gegen das Urteil Todesstrafe protestieren.
Wegen einer Bereicherung,dass geht gar nicht.
Das ist nicht das erste Mal, daß wegen "Bereicherung" ein Todesurteil gefällt wurde. Vermutlich steckt dahinter irgendein Machtkampf. Allerdings ist nicht anzunehmen, daß es sich um oppositionelle Personen handelt. Wie auch in diesem Falle. Bereichern bedeutet im Iran vermutlich, daß dies nur mit Seilschaften innerhalb des Establishments funktioniert.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Teheran überlegt, ob man nicht die freien Tage statt von Donnerstag+Freitag, auf Freitag+Samstag verlegen kann. Das haben bereits einige arabische Staaten aus wirtschaftlichen Gründen getan, inklusive Saudi-Arabien. Geld stinkt eben nicht. Das wäre eine weitere Synchronisation mit dem Westen.
Iran verlegt Wochenende

Der Iran ordnet die Arbeitswoche neu. Bislang sind Donnerstag und Freitag frei, künftig soll das Wochenende auf Freitag und Samstag fallen. So ergeben sich mehr gemeinsame Arbeitstage mit der westlichen Welt. Die iranische Handelskammer hatte den Wechsel vorgeschlagen. Wirtschaftswissenschaftler schätzen dass der Iran pro Jahr 20 Milliarden Euro jährlich durch den Wechsel erarbeiten kann.

http://de.euronews.com/2016/06/07/iran- ... ochenende/
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Energiesektor Irans benötigt nach den Jahren des Krieges und der Sanktionen frischen Wind, sprichwörtlich. Bei der Planung zur Erzeugung von Energie geht es nicht nur um Öl- und Gas, sowie Atomkraft, sondern auch um erneuerbare Energie. Das lief im Iran zwar schon seit einigen Jahren, jedoch aufgrund der Umstände weit hinter den Entwicklungen.
Iran Plans First Tender to Draw $12 Billion Green Investment

The nation wants to install 5 gigawatts of renewable energy in the next five years and an additional 2.5 gigawatts by 2030, Iran’s energy minister Hamid Chitchian said Thursday in an interview in London. The Persian Gulf nation, re-opened to investors following last year’s nuclear deal, has been courted by international green power investors at the same time it boosts oil production for export.
“We’re not going to use the money from oil in that sector at all,” Chitchian said. “All the investment will be done by the private sector, including local and foreign companies.”
The energy ministry is already in talks with some of the world’s largest renewable-energy players including Vestas Wind Systems A/S and Siemens Wind Power Ltd., Chitchian said.
Automaker Iran Khodro Co. is negotiating with South Korea’s LG International Corp. to jointly develop electric vehicles.
Most of Iran’s power plants are over 40 years old and need to be renovated and repowered, he said. The government is planning to invest a total of $50 billion in its electricity system in the next seven years.
Iran will tender 1 gigawatt of wind and as many as 3 gigawatts of solar, likely in several stages, Chitchian said. It is also seeking to build biomass and geothermal plants and swap natural gas for electricity with Armenia.

http://www.bloomberg.com/news/articles/ ... investment
Man sieht hier, wie gering z.Z. der Anteil der erneuerbaren Energien im Iran ist:
Renewable Energy Organisation of Iran

http://www.suna.org.ir/en/home
Was sich davon tatsächlich umsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Äußere, wie innere Faktoren stellen ernstzunehmende Hindernisse dar.
Iran Wants to Develop Its Solar Market With Foreign Help. But Trade Restrictions Are Still a Problem

http://www.greentechmedia.com/articles/ ... lar-market
If, however, bureaucracy and systemic corruption slow development, major logistical challenges such as grid integration and infrastructure modernization will be left unresolved, and outside interest in the economy will quickly wane. If this occurs, it is unlikely that Iran will transition from a low-medium income economy into a medium-rich one.

Due to its status as a tenant of the country’s economic growth strategy, the government is likely to maintain political support for R.E. development. According to one Iran analyst interviewed for research on this matter, “renewable infrastructure development is a crucial part of the economic program. The government views it as part of the infrastructure that will allow the country to grow. As such, support for it is unlikely to waver irrespective of who wins the [presidential] election in 2017.”

http://www.mei.edu/content/article/iran ... -potential
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Hatikva »

"Iranischer Atomchef droht mit Ausstieg aus Atomabkommen"
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 90310.html

Da will sich Iran in die Steinzeit zürückfordern.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Hatikva hat geschrieben:(19 Jul 2016, 20:29)

"Iranischer Atomchef droht mit Ausstieg aus Atomabkommen"
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 90310.html

Da will sich Iran in die Steinzeit zürückfordern.
Das wäre ungünstig. In Kürze soll eine Delegation aus Frankreich in den Iran reisen, um Einzelheiten an der Partizipation beim Fusionsreaktor ITER zu besprechen. Steinzeittechnologie ist dafür ungeeignet. Ich wüßte auch nicht, wie das passieren sollte. Von daher keine Panik.
French Team Due in Iran for Talks on Nuclear Fusion Project: MP
http://www.tasnimnews.com/en/news/2016/ ... project-mp
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wurde das Kleingedruckte in Teheran wirklich gelesen bzw. verstanden? Khameini findet das Atomabkommen immer weniger superb. Paris ärgert sich ebenfalls zum wiederholten Male.
Iran’s Top Leader Distances Himself from Nuclear Pact, Which He Once Supported

Iran’s top leader distanced himself on Monday from the nuclear agreement reached with major powers a year ago, accusing the United States of failing to honor pledges in the accord and citing “the futility of negotiations with the Americans.”

http://www.nytimes.com/2016/08/02/world ... .html?_r=0
Was ist passiert?

Der Iran hält seine Verpflichtungen im Rahmen des Atomabkommens ein. Zu was verpflichtet sich die Gegenseite? Zur sukzessiven Aufhebung der Sanktionen, die im Rahmen der Atomkrise verhängt wurden. Das Problem ist, daß im Vertrag nicht steht, daß die USA dazu verpflichtet sind ihr ureigensten Sanktionen und Strafmaßnahmen gegenüber dem Iran aufzuheben. Es stellte sich schon vor geraumer Zeit im Rahmen einer globalisierten Welt heraus, daß das im Falle der Wirtschaftsmacht USA ein enormes Problem ist. In vielen Bereichen, gerade im Bankenbereich, die große Handelsabkommen mit dem Iran mitfinanzieren, aber auch gegenüber Konzernen, wie mittelständischen Betrieben, fürchtet man den Zorn der Strafmaßnahmen der USA, wenn man mit dem Iran Geschäfte macht.

Was nutzt also dies letztendlich dem Iran? Offizielle in Teheran lassen deshalb öfters mal Kommentare fallen, daß man notfalls die Anlagen binnen eines Monats wieder auf Volllast fahren könnte und darüber hinaus. Wenn die Sache nicht endlich richtig anläuft, mit den Handelsbeziehungen. Gerade die Reformer kommen dadurch gewaltig ins Rotieren gegenüber den Hardlinern. US-Kerry fühlte sich deshalb schon verantwortlich "die Welt" daraufhinzuweisen bitte mit dem Iran Handel zu treiben. Nur nützt dies nichts, wenn die Handelspartner (vor allen Dingen die EU) Irans Angst haben wegen bestehenden Gesetzen dann mit den USA und in den USA Schwierigkeiten zu bekommen. Nehmen wir den schnell erregten Franzosen. Schon unter Lionel Jospin in den Neunzigern schimpfte man über die USA. Man wolle sich nicht in Washington bestimmen lassen, wie man zu wirtschaften hätte. Jetzt verortet man auch die Instrumente der USA in diesem Disput. Natürlich geht es auch um US-Interessen.
Iran: Wirtschaftskrieg zwischen den USA und Frankreich

Der Think Tank United Against Nuclear Iran soll dabei als "Geheimwaffe" fungieren

Iran sei ein enormer Markt, drei Mal so groß wie Frankreich, 80 Millionen Einwohner, "mit einer sehr gut ausgebildeten städtischen Mittelklasse, einem enormen Appetit auf eine westliche Lebensweise, einem Fahrzeugpark, der dringend erneuert werden muss", Frankreich habe alles zu gewinnen, freute sich der Ökonom Thierry Coville, Anfang 2014, in der Zeitung Le Parisien.

Das war kurz nach dem Aufbruch einer großen französischen Wirtschaftsdelegation nach Teheran. Eine ganze Hundertschaft französischer Unternehmer, 116 Top-Spitzen von Total, Peugot, Citroën, Airbus, Lafarge, GDF Suez, Alstom, Safran, Alcatel, L'Oréal (Iran ist ein sehr lukrativer Kosmetikmarkt) und sogar ein Vertreter des Fußballclubs AJ Auxerre weilten drei Tage lang, vom 2. bis zum 5. Februar 2014 in Teheran. Das war zwei Jahre vor der Wiener Übereinkunft zum zivilen Atomprogramm Irans und der Aufhebung der Sanktion.
Hohe Strafen und der Konkurrenzkampf

Wie schmerzhaft von den USA nicht erlaubte Geschäfte in Iran bestraft werden können, erfuhr die Großbank BNP Paribas im April 2014. Sie sollte Milliarden bezahlen, weil sie im Jahr 2010 gegen Sanktionsbestimmungen u.a. beim Handel mit Iran verstoßen habe (Iranpolitik: USA statuieren Exempel an französischer Großbank). Das Interesse Frankreichs an Geschäften mit Iran blieb davon freilich unberührt.

Die Wirtschaft steckte lange in einer Rezession, Präsident Hollande kümmerte sich persönlich um die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Iran. Nur wenige Tage nach der Wiener Übereinkunft zum Atomprogramm und der Erleichterung der Sanktionen (JCPOA) Anfang dieses Jahres stattete der iranische Präsident Rouhani ein Besuch in Paris ab. Es wurden Verträge im Wert von 15 Milliarden unterzeichnet - Deals mit Airbus, Peugeot Citroen, Total, der Baugesellschaft Bouygues , dem Schifffahrts- und Logistikunternehmen CMA CGM, der französischen Bahn SNCF u.a. ("Der Iran kann auf Frankreich zählen").

Hinter den Kulissen tobte der Konkurrenzkampf zwischen US-Unternehmern und französischen weiter. Er entwickelte sich zu einem wahren Wirtschaftskrieg, wie der Parisien heute behauptet. Bemerkenswert sei die Rolle, die ein US-Think Tank dabei spiele. An der Arbeitsmethode von United Against Nuclear Iran (UANI) veranschaulicht die Zeitung, wie im Hintergrund vorgegangen wird.
"Wirtschaftliche Zusammenarbeit = Hilfe zum Erlangen von Atomwaffen"

In der Selbstbeschreibung des Think Tanks geht die Ausrichtung unmissverständlich hervor, er wendet sich gegen Geschäfte mit Iran, weil eine wirtschaftliche Unterstützung Irans gleichgesetzt wird mit einer Hilfe zum Erlangen von Atomwaffen. Besetzt ist UNANI mit ehemaligen Hochkarätern aus der Politik und Geheimdiensten.

Gründungsmitglied ist der 2010 verstorbene Richard Holbrooke, der sich als US-Sondergesandter für den Balkan einen Namen machte (nicht unbedingt allerseits einen guten, da er mit kroatischen Faschisten, "Unsere Kettenhunde", zusammenarbeitete). Zum aktuellen Führungsteam gehört der frühere CIA-Chef Jim Woolsey, der sich in seiner Amtszeit als Spezialist für einen "moralischen Auftrag" der Geheimdienste einsetzte (Warum wir unsere Alliierten ausspionieren).

Mit an Bord sind Mark D. Wallace, unter George W. Bush amerikanischer UN-Botschafter und Dennis Ross, ein Nahost-Spezialist, der von mehreren US-Regierungen eingesetzt wurde. Palästinenser sagten von ihm, dass er mehr pro-Israel sei als die israelischen Politiker, mit denen sie verhandelten. Kurz: Der Think Tank verfügt über exzellente Beziehungen zu Regierungen und Funktionsträger.



Amerikanische Geschäfte

Zur Veranschaulichung der Methode präsentiert Le Parisien ein Schreiben des UNANI an die Geschäftsführer des international tätigen Baukonzerns Vinci Group (185.000 Mitarbeiter weltweit, notiert Wikipedia). In dem Schreiben vom März 2016 wird angemahnt, dass ein Tochterunternehmen des Konzerns nun nach dem JCPOA wieder in den iranischen Markt einsteige. Dies habe man aus Berichten erfahren und habe einiges dagegen einzuwenden. Dem folgt eine mehrseitige Auflistung der Risiken und Beschränkungen von Geschäften mit iranischen Partnern.

Der Markt in Iran sei eben nicht so offen, ökonomische Sanktionen blieben bestehen, macht UNANI im Schreiben klar und in seiner Auflistung der zu beachtenden Formalitäten und der Risiken finden sich auch einige, die vor empfindlichen Konsequenzen in den USA warnen. Solche Briefe, so berichtet die französische Zeitung, seien mehr oder weniger alle großen französischen CAC 40-Unternehmen gegangen, die Geschäfte in Iran anbahnen oder bereits abgeschlossen haben.

Die Führung von Airbus habe ein solches Schreiben bekommen, Air France, Renault, Total, Engie,CMA-CGM, BNP Paribas, la Société générale, sämtliche "Schwergewichte", wird berichtet. Die Botschaft sei jedes Mal die gleiche: Entweder die Projekte in Iran werden aufgegeben oder die Unternehmen hätten mit ökonomischen und juristischen Repressaillen zu rechnen.

Auffallend sei, wie sehr moralisch UNANI in den Schreiben argumentiere. Allerdings etwas einseitig. Beim Boeing-Deal mit Iran oder beim Export von Autos in Iran, den General Motors von Aserbaidschan aus betreibt, würden offensichtlich andere Maßstäbe angelegt. Da sei von dem Eifer des UNANI "deutlich weniger" zu spüren.

http://www.heise.de/tp/artikel/49/49036/1.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Alte Geschäfte zwischen Israel und dem Iran. Es geht um einen Streitwert von über 1 Milliarde US-Dollar. Durchaus bis zu 7 Milliarden. Israel soll nun 1,2 Milliarden zahlen. Theoretisch.
Gerichtsentscheid in der Schweiz

Heikle iranisch-israelische Liaison

Ende der sechziger Jahre fanden sich Iran und Israel zu gedeihlicher energiepolitischer Zusammenarbeit. Ziel war es, Erdöl unter Umgehung des Suezkanals durch Israel nach Europa zu bringen. 1968 wurde die Eilat–Ashkelon Pipeline Company (EAPC) ins Leben gerufen, ein Joint Venture der Israeli mit der Nationalen Iranischen Ölgesellschaft (NIOC). Die Trans-Asiatic Oil Ltd. (TAO), registriert in Panama und niedergelassen in Tel Aviv, unterhielt eine Tankerflotte, die iranisches Erdöl um die Arabische Halbinsel herum nach Eilat brachte, worauf es durch eine in grösster Eile erstellte Pipeline zur Hafenstadt Ashkelon am Mittelmeer gebracht und an europäische Kunden verkauft wurde.
So initiierte man in der Schweiz drei Schiedsverfahren mit dem Ziel, Israel zur Bezahlung des annektierten, aber nicht bezahlten Erdöls zu zwingen und den Gegenwert der iranischen Joint-Venture-Hälfte sicherzustellen. Seit 37 Jahren schon wird prozessiert. Juristische Details dieser «grossen Schlichtung» sind kaum an die Öffentlichkeit gedrungen. Doch die Fachzeitschrift «Global Arbitration Review» vermutet, der Streitwert betrage rund 7 Mrd. $. Teheran war gesamthaft recht erfolgreich. Bis heute hat Iran zwei von drei Schiedsverfahren zur Bezahlung von Öl, das von Israel verkauft wurde, gewonnen. Bereits 1989 hatte das Bundesgericht Trans-Asiatic Oil zu einer Kompensationszahlung von 500 Mio. $ verurteilt. Israel reagierte nicht, Iran hielt an der Klage fest, und so häuften sich über die Jahre hinweg Verzugszinsen und Anwaltskosten auf die Gesamtsumme von 1,2 Mrd. $. Im vergangenen Jahr sah sich TAO als Konsequenz davon mit der Auflage konfrontiert, Iran mit 1,2 Mrd. zu entschädigen, zuzüglich 362 Mio. $ an Zinsen.

Gegen diesen Entscheid hatte Jerusalem Berufung eingelegt. Moniert wurden Formfehler im Prozess, zudem sei die Mehrheitsmeinung widersprüchlich formuliert gewesen. Das Bundesgericht in Lausanne hat dieses Begehren nun, wie «Global Arbitration Review» meldet, abgewiesen. Israel muss zahlen – genauer: müsste zahlen, denn die Chancen, dass die Regierung in Jerusalem die Schulden tatsächlich berappt, tendieren gegen null.
Drang nach Diskretion

Was Israel und Iran noch heute verbindet, ist der Widerwille, die Sache an die grosse Glocke zu hängen. Den Mullahs in Teheran ist es peinlich, dass Iraner einst mit Israeli handelten, und sie fürchten mit gutem Grund, dass im Zuge dieser Arbitration noch mehr ans Tageslicht kommen könnte: der damalige Botschafteraustausch, die enge geheimdienstliche Zusammenarbeit, die El-Al-Flüge nach Teheran.

Der Regierung in Israel war die Sache schon damals peinlich, und sie ist es heute noch.
Beim Bau der Pipeline Ende der sechziger Jahre galt eine strikte Pressezensur. Die Arbitration in der Schweiz ist strikt geheim, genauso wie die Aktivität der Eilat–Ashkelon Pipeline Company. Im März hat das Kabinett diese Richtlinie verlängert. Viele vermuten, dass es weniger um Sicherheit geht als um das nationale Prestige. Dass man mit den permanent an den Pranger gestellten Iranern um Milliarden feilscht, passt nicht gut ins Bild sorgsam gepflegter Befehdung.

http://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaft ... -ld.110252
Für beide Seiten in der Tat unangenehm. Was so hinter den Kulissen läuft. Das passt nicht so ganz ins öffentliche Bild.
Israel soll eine milliardenschwere Entschädigung an den Iran zahlen

"Die Iraner haben diesen Rechtstreit in mehreren Instanzen gewonnen. Das Urteil ist zwar nicht verbindlich, kann aber auf internationaler Ebene dem Image Israels schaden", analysiert Yari.

Für Meir Javedanfar hat der Rechtstreit immerhin ein Gutes. Er zeige, dass beide Länder ihre Probleme auf zivilisierte Art behandeln können. "

http://www.dw.com/de/israel-soll-eine-m ... a-19463224
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wird an der Figur Khomeini gerüttelt?
Ayatollah Montazeri bezeichnete die Hinrichtungen nach der Revolution als Schande – sie wurden mit dem direkten Befehl Ayatollah Khomeinis durchgeführt

Die Vergangenheitsbewältigung im Iran hat neue Nahrung bekommen. Eine 27 Jahre alte Tonaufnahme von Ayatollah Hossein Ali Montazeri, dem ehemaligen Stellvertreter des Revolutionsführers, der später – von Ayatollah Khomeini abgesetzt – zu einem prominenten Regimekritiker wurde und 2009 verstarb, bringt neues Licht in ein dunkles Kapitel der Geschichte der Islamischen Republik und die Hinrichtungen fast zehn Jahre nach der Revolution von 1979. Damals wurde eine unbestimmte Zahl sogenannter Revolutionsgegner nach einem missglückten Überfall der Volksmujahedin auf den Iran kurz vor dem Ende des Iran-Irak-Kriegs hingerichtet.

In der nun auf der Website von Montazeris Sohn veröffentlichten Aufnahme bezeichnet Ayatollah Montazeri die Hinrichtungen, die mit dem direkten Befehl Ayatollah Khomeinis durchgeführt worden waren, als eine Schande in der neuen Geschichte der Islamischen Republik, die bis in alle Ewigkeit den Namen Ayatollah Khomeini belasten würde. Revolutionsführer Ayatollah Khomeini wird direkt angegriffen: Sein Name werde dadurch in die Geschichte als ein blutrünstiger Diktator eingehen.
Obwohl die Medien im Iran sich nicht erlauben können, Kommentare zu diesen Tonaufzeichnungen zu bringen oder einen Teil davon zu veröffentlichen, versuchen konservative Nachrichtenagenturen, die Reaktionen in der Bevölkerung zu neutralisieren – bis jetzt aber ohne Erfolg. Die heilige Statue Ayatollah Khomeinis hat enorme Risse bekommen, die nicht mehr zu reparieren sind. Ayatollah Montazeri hat sieben Jahre nach seinem Tod Licht in einen Teil der dunkelsten Geschichte im Iran gebracht. (Amir Loghmany aus Teheran, 13.8.2016)

derstandard.at/2000042786935/Tonaufnahme-belastet-Irans-Revolutionsfuehrer-Khomeini
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

London und Teheran tauschen wieder Botschafter aus.
Großbritannien und Iran tauschen Botschafter aus

Johnson hofft auf "produktivere Zusammenarbeit"

"Ich hoffe, das wird zum Start einer produktiveren Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern beitragen", sagte der britische Außenminister Boris Johnson einer Pressemitteilung zufolge.

derstandard.at/2000043897813/Grossbritannien-und-Iran-tauschen-Botschafter-aus
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Bis dato gibt es keine Verstösse Irans im Rahmen des geschlossenen Atomabkommens.
IRAN IS HONORING THE NUCLEAR DEAL, U.N. AGENCY SAYS

The confidential report by the International Atomic Energy Agency (IAEA) did not point to any violations in Tehran's observance of the deal.

http://europe.newsweek.com/iran-nuclear ... 6785?rm=eu
Israelischer Minister: Iran hält Atomabkommen ein

http://kurier.at/politik/ausland/israel ... 14.164.686
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Seit längerer Zeit fährt mal wieder ein westliches Kriegsschiff in einen iranischen Hafen ein.
Italian warship docks at Iranian port

Frigate’s visit to Bandar Abbas in Persian Gulf is first by a Western navy in years

The Italian navy said the frigate Euro — named for a wind that blows across the Mediterranean from North Africa — was part of an EU anti-piracy mission and would remain docked in Iran for three days before returning to Italy.

http://www.timesofisrael.com/italian-wa ... nian-port/
Offiziell im Rahmen der Piratenbekämpfung. Dafür war aber bis dato ein iranischer Hafen offenbar nicht notwendig. Von daher ist dies durchaus als eine Entwicklung zu sehen.

Von iranischer Seite ließ man es sich die Tage nicht nehmen noch einmal auf den Einsatz gegen die Piraten hinzuweisen. Seit Jahren ist die iranische Marine dahingehend aktiv. Koordiniert mit den anderen Seestreitkräften.
Iran escorted 3,200 vessels in Gulf of Aden: Navy chief

Iran’s Navy chief says its forces have in the past few years escorted 3,200 commercial ships to ensure their safe passage in the Gulf of Aden, where pirates are active.

Rear Admiral Habibollah Sayyari made the remarks at the second national forum of new naval technologies in the northern Iranian city of Nowshahr on Wednesday.
Iran has almost 5,000 kilometers of maritime boundary directly linking it to the high seas, a strategic geographical position which has turned the country into a center of attention for hegemonic powers, Sayyari said.
Iran’s Navy has managed to foil several attacks on both Iranian and foreign tankers during its missions in international waters.

http://www.presstv.com/Detail/2016/09/0 ... ah-Sayyari

PS: Offenbar gibt es eine Gegeneinladung nach Italien, die bei einem Treffen zwischen Marinespitzen vereinbart wurde.
Iran, Italy to Boost Naval Cooperation with Reciprocal Visits

A ranking Italian military official unveiled plans for the dispatch of the European country’s warships to Iran’s southern coasts as part of naval cooperation, inviting the Iranian fleets to berth at Italian ports as well.

Heading a 5-strong military delegation from the Italian Army, Rear Admiral Roberto Chia Marcella held a meeting with Iranian Navy Commander Rear Admiral Habibollah Sayyari in Tehran on Monday.

The ranking Italian official, whose team has visited different units of the Iranian Armed Forces over the past days, said Italy’s warships will soon visit Iran’s southern ports, and invited Iran’s Navy to send fleets to Italy as well.

http://www.tasnimnews.com/en/news/1395/ ... cal-visits
DEBKA verortet Größeres.
Iran gains Mediterranean bases in Italy and Syria

As part of Iran’s drive to rule the strategic waves of regional waters, Tehran has negotiated a naval exchange deal with Rome for its warships to be berthed in Italian ports, DEBKAfile’s military sources reveal.
In this context, the US Pentagon and Navy chiefs once again urged Israel to update and enlarge its war fleet, which they said was “full of holes” to catch up with the rapidly changing conditions opposite its shores, where Russia, Iran and Egypt are building up armadas of warships that are bigger and more advanced than ever before.
Hence the approach to Rome to extend the Iranian navy’s capacity and range of operations.

The two admirals’ talks in Tehran ended in a vague agreement “to strengthen bilateral ties.”

Iran, however, has the money and the will to invest in new warships, while Italy has the will to build such ships for the Iranian fleet. The Italians are, moreover, not averse to allowing the Iranian fleet to use their Mediterranean bases.

http://debka.com/article/25684/Iran-gai ... -and-Syria
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Konservativen im Iran haben offenbar Schwierigkeiten einen passenden Herausforderer gegen Rouhani ins Rennen zu schicken. Ahmadinejad, der mit dem Gedanken spielt hat keine Unterstützung von Khamenei in dieser Frage. Auch General Souleimani, der sich in Nachrichtenkreisen und Spezialeinsätzen in der Region und darüberhinaus einen Namen gemacht hat und irgendwie ins Spiel gebracht wurde, hat gleich abgewunken. Er versteht sich als Soldat und nicht als Politiker.
Iran: Suche nach einem Gegner für Hassan Rohani

Expräsident Mahmud Ahmadi-Nejad wird offenbar nicht bei Wahlen 2017 antreten.

Die Konservativen suchen Ersatz

Mahmud Ahmadi-Nejad muss die Hoffnung auf eine neue Amtszeit als Präsident begraben. Wie die Nachrichtenagentur Fars berichtet, wurde er nach mehrmaligem Ersuchen vom religiösen Führer, Ayatollah Ali Khamenei, zwar empfangen. Doch dabei sei Ahmadi-Nejad erklärt worden, dass Khamenei strikt gegen eine erneute Kandidatur sei. Fars, die der Revolutionsgarde nahesteht, gibt üblicherweise die Meinung konservativer Kreise wieder.

Bereits in der Woche zuvor hat General Ghassem Soleimani, der sich bei Einsätzen in Syrien und dem Irak einen Namen gemacht hat, abgewunken. Er hatte sich in einem Interview als "Soldat der Revolution" bezeichnet und Einmischungen in die Politik zurückgewiesen. In letzter Zeit wurde in konservativen Kreisen immer wieder der Wunsch ge äußert, Soleimani zu einer Kandidatur zu ermuntern. Er wäre nach Meinung der Konservativen in der Lage, Hassan Rohani bei der kommenden Präsidentenwahl im Mai 2017 Paroli zu bieten.

derstandard.at/2000044855911/Iran-Suche-nach-einem-Gegner-fuer-Hassan-Rohani
Wie wichtig charismatische Persönlichkeiten sind, auch wenn sie Schrott erzählen, sieht man an Trump. Wo ist der iranische Trump der dortigen Konservativen? Ahmadinejad wird es wohl nicht mehr werden. Angeblich ging seinerzeit der iranische Trump sogar den Militärs des IRGC (zu denen auch Soleimani gehört) so auf die Nerven mit seinen verbalen Eskapaden, daß es mächtig hinter den Kulissen geknallt haben soll.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Rise of an empire?

Tausende IranerInnen haben im Südiran an dem bescheidenen Grab von Kyros demonstriert und es umrundet wie die Kaaba. Lt. Regierungsseite nationalistische, monarchistische IranerInnen. Arabische Stimmen verorten eine bewußte Abgrenzung zur arabischen Welt.
Iran's authorities have arrested several organisers of a demonstration at the tomb of pre-Islamic King Cyrus the Great, local media report.
Kyros der Große hat im Iran und darüberhinaus einen guten Ruf. Dies gilt vor allen Dingen wegen seinem Kyros-Zylinder, auf dem eine Art erste Menschenrechtsdeklaration zu lesen ist. Die Juden haben ihn in der Torah einen Platz eingeräumt, der denen der Propheten nahe kommt.
Cyrus, who ruled in the 6th Century BC, reputedly established the first universal declaration of human rights.

Activists believe that 30 October marks the day Cyrus conquered Babylon in modern-day Iraq and declared all peoples equal in his Achaemenid Empire.

He is said to have freed slaves, including thousands of Jews.

On Sunday, thousands of people reportedly gathered around the ancient tomb in the desert - despite attempts by the police to block the roads and divert traffic in the area.
Iranian nationalists have marked the "Day of Cyrus" for the past several years - but not in such large numbers.

http://www.bbc.com/news/world-middle-east-37824350
Für das heutige Teheran ist das eine Art Anachronismus. Weil in letzter Folge der gestürzte Schah zu sehen ist. Die Monarchie gilt somit als überholt. Dennoch sind die IranerInnen sehr Geschichtsbewußt. Unter Kyros erhielt das antike Persien zwar nicht seine maximale Grösse, aber er gilt für viele als als der größte Herrscher.
EINE KURZE ZUSAMMENFASSUNG DER GESCHICHTE DER MENSCHENRECHTE

Der Kyros-Zylinder (539 v. Chr.)

Kyros ließ seine Erlasse über Menschenrechte auf akkadisch in einen gebrannten Tonzylinder eingravieren.

539 v. Chr. eroberten die Armeen von Kyros dem Großen, dem ersten König von Altpersien, die Stadt Babylon. Aber es waren seine darauf folgenden Maßnahmen, die einen großen Fortschritt für die Menschheit darstellten. Er befreite die Sklaven, erklärte, dass alle Menschen das Recht haben, ihre eigene Religion zu wählen, und stellte Rassengleichheit her. Diese und andere Erlasse wurden auf einem gebrannten Tonzylinder in akkadischer Sprache mit Keilschrift aufgezeichnet.

Heute ist diese antike Aufzeichnung als Kyros-Zylinder bekannt. Jetzt ist sie als weltweit erste Charta der Menschenrechte anerkannt. Sie ist in alle sechs offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen übersetzt worden und ihre Bestimmungen entsprechen den ersten vier Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Die Ausbreitung der Menschenrechte

Von Babylon aus verbreitete sich der Gedanke der Menschenrechte schnell nach Indien, Griechenland und schließlich auch nach Rom. Dort kam die Vorstellung des „Naturgesetzes“ auf, und zwar durch die Beobachtung der Tatsache, dass die Menschen dazu neigten, im Laufe des Lebens bestimmte ungeschriebene Gesetze zu befolgen.

Dokumente, die einzelne Rechte festschreiben, sind die schriftlichen Wegbereiter vieler Menschenrechtsdokumente von heute, zum Beispiel die Magna Carta (1215), die Petition of Right (1628), die Verfassung der USA (1787), die Französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (1789) und die US Bill of Rights (die ersten zehn Zusatzartikel der Verfassung der USA) (1791).

http://de.humanrights.com/what-are-huma ... f-history/
Teheran sieht es als gefährlich an wenn man die alten Könige Persiens feiert. Es ist auch eine gute Möglichkeit Protest zu äußern dies zu tun.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Diskreditierter Islam im Iran und das Paradoxum, daß gerade die Bevölkerung der Islamischen Republik in Untersuchungen stets als besonders unreligiös dasteht.

Wie einmal ein Geistlicher in einem Interview sagte, Religion als politische Macht korrumpiert und beschmutzt sich automatisch. Das Heilige wird in der profanen Politik schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und in den Ränkeschmieden der Politik durchgewolft. Vielleicht ist gerade deshalb die Bevölkerung Irans so desinteressiert und desillusioniert an Religion. Hier etwas über die Zoroastrier Irans. Einst sprach Zarathustra, wie schon Nietzsche schrieb. Der Zoroastrismus hatte nicht unerheblichen Einfluß auf das Judentum und somit auf die weiteren monotheistischen Religionen. Er ist in Vergessenheit geraten. Nicht aber seine Feste und sein Einfluß in andere religiöse Systeme lebt weiter.
Zoroastrier im Iran

Ein Tempel, in dem das Feuer seit Jahrhunderten brennt, ist die wichtigste zoroastrische Pilgerstätte im Iran. Manche sehen in der uralten Religion eine Alternative zum diskreditiertem Islam.
Doch trotz ihrer geringen Zahl haben sie eine besondere Stellung in Iran. Denn auch wenn sie der islamischen Geistlichkeit als Heiden gelten, geniessen sie in der Bevölkerung grossen Respekt. «Zoroastrier sind ehrliche Leute», sagt der Taxifahrer Omid auf der Fahrt von Chak Chak in die 60 Kilometer entfernte Oasenstadt Yazd, wo nach Teheran die grösste zoroastrische Gemeinde in Iran lebt. «Sie sagen immer die Wahrheit.»
Bei der Wertschätzung für die Zoroastrier spielt der ausgeprägte iranische Nationalismus ebenso eine Rolle wie der Überdruss vieler Iraner mit dem Islam, der durch den politischen Missbrauch durch das Regime beschädigt ist. Viele Nationalisten betrachten den Zoroastrismus als die ursprüngliche und eigentliche Religion Irans, während ihnen der Islam als arabisch und fremd gilt. Das geflügelte Emblem der Zoroastrier ist zu einer Art Nationalsymbol geworden und wird als Schmuckanhänger auch von Muslimen getragen.

Weit brisanter als die symbolische Identifikation ist, dass manche Muslime im Zoroastrismus eine Alternative zum Islam sehen. «Das Regime ist sich bewusst, dass es einen grossen Anteil der Bevölkerung gibt, der reges Interesse am Zoroastrismus hat und der islamischen Religion müde ist», sagt der Ethnologe Just Boedeker. «Das Regime fürchtet, dass viele Muslime den Zoroastrismus als die bessere Religion sehen und konvertieren würden, wenn das System nicht bestünde.»

Wächter des Feuers

Das Heiligtum von Chak Chak ist die wichtigste zoroastrische Pilgerstätte in Iran. Im Juni pilgern jeweils Tausende von Anhängern des Propheten Zarathustra aus aller Welt hierher, um an die Verfolgung ihrer Vorfahren durch die arabischen Eroberer zu erinnern. Sonst kommen nur vereinzelt Besucher in die Wüste.
Alleine Nouruz ist praktisch untrennbar mit dem Iran verbunden. Islam hin oder her. Es ist wie auch in der christlichen Welt etwas vorislamisches, wie es auch vorchristliche Feste und Riten gibt, die überdauert haben. Auch das vermutlich aus grauer vorchristlicher Zeit herrührenden (verpopte und kommerzialisierte) Halloween ist von christlicher Seite nicht der Garaus zu machen.
Sieben symbolträchtige Sachen

Studien zeigen, dass die Iraner das am wenigsten religiöse Volk der Region sind. Während die Türkei, Ägypten und Pakistan eine Reislamisierung erleben, verliert der Islam in Iran auf individueller Ebene an Bedeutung. Zugleich bleibt aber bei vielen Iranern ein Bedürfnis nach Spiritualität. Dies bezeugen die vielen muslimischen Besucher, die täglich zum Feuertempel in Yazd strömen, einem einstöckigen Backsteingebäude, dessen Säulenportal vom geflügelten Symbol der Zoroastrier gekrönt wird. Obwohl es ausser der heiligen Flamme im Innern des 1940 neu gebauten Tempels nicht viel zu sehen gibt, kommen Familien, Schulklassen und Touristengruppen in grosser Zahl.

In einem Nebengebäude führt eine kleine Ausstellung in den Zoroastrismus ein. Die simplen Erklärungen zeigen, wie gering das Wissen der meisten Besucher ist. «Die Neigung zum Zoroastrismus basiert nicht auf tiefer Kenntnis der Religion», sagt Boedeker. Doch gebe es eine starke Identifikation mit den zoroastrischen Ritualen und Festen wie Nouruz, dem iranischen Neujahr, das am 20. März von allen Iranern gefeiert wird. Bei dem Fest richten auch die Muslime auf einem Tisch die sogenannten Haft Sin an, sieben symbolträchtige Dinge, die jeweils für eine Eigenschaft und für eines der sieben unsterblichen Wesen des Zoroastrismus stehen. Dem Regime sind die Feiern wegen ihres nichtislamischen Ursprungs ein Dorn im Auge, doch alle Versuche, sie einzuschränken, sind gescheitert. Zu tief ist der Brauch in der iranischen Kultur verwurzelt.

«Viele Muslime empfinden es als positiv, dass der Zoroastrismus nicht wie der Islam auf Regeln und Vorschriften setzt, sondern zu gutem Denken, gutem Sprechen, gutem Handeln anhält», sagt Boedeker. Anders als der schiitische Islam mit seinem Märtyrerkult ist der Zoroastrismus auch eine freudige Religion, in der Feste eine wichtige Rolle spielen. Zudem sind die Zoroastrier, besonders was das Verhältnis von Männern und Frauen angeht, relativ liberal.

http://www.nzz.ch/international/zoroast ... -ld.126558
Die Hüter des Feuers

Monotheistische Urreligion?

Kaum eine Religion ist bis heute so unbekannt und unterschätzt, gleichzeitig aber so geheimnisvoll wie der Zoroastrismus. Das zeigt sich auch in den vielen Namen, die seinen Anhängern gegeben wurden: «Feueranbeter» oder im Persischen «die Magier». Die Anhängerschaft der Zoroastrier ist mittlerweile klein, weltweit gibt es noch rund 130 000 von ihnen. Dabei gehört die zoroastrische Religion zu den ältesten monotheistischen Religionen: Ihre Ursprünge reichen bis ins altpersische Reich 1800 Jahre vor Christus zurück. Das Judentum, das Christentum und der Islam sollen viele ihrer Prinzipien aus den Lehren des Propheten Zarathustra hergeleitet haben.

http://www.nzz.ch/die-hueter-des-feuers-1.3887108
Nouruz ist der Name des Neujahrs- und Frühlingsfestes, das am 20. oder 21. März vor allem im iranischen Kulturraum gefeiert wird.

Seit dem 10. Mai 2010 ist Nouruz auf Beschluss der 64. Generalversammlung der Vereinten Nationen als internationaler Nouruz-Tag[1] anerkannt. Die Generalversammlung stellte in ihrer Erklärung fest, dass „Nouruz ein Frühlingsfest ist, das von mehr als 300 Mio. Menschen seit mehr als 3000 Jahren auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und im Nahen Osten gefeiert wird“. Am 30. September 2009 hatte die UNESCO den Nouruz-Tag in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.[2]

https://de.wikipedia.org/wiki/Nouruz
Die Entwicklung der schiitischen Glaubensrichtung im Iran ist gut dokumentiert. Ich finde einen Aspekt, den ich irgendwo einmal las allerdings ganz interessant. Der Klerus in der Schia, der auf den ersten Blick auch gerne mit dem Klerus im Katholizismus "verglichen" wird, könnte aber durchaus kulturell tiefer im Iran gehen. Die Priester im Zoroastrismus, die Magoi, von denen vermutlich auch das Wort Magie abstammt, oder Matthäus für die Drei Heiligen Könige in seinem Evangelium nutzte, wären der klerikalen Struktur z.B. der 12-Schia "ähnlich". Also, prädestiniert für die Ablöse durch letztere. Wie auch immer. Tatsächlich wie anfangs erwähnt, erwähnten Berichte und Studien immer wieder wie wenig religiös das Individuum im Iran im Vergleich zu seinen Nachbarn in der Region ist. Die Realität im Iran könnte ein Moment sein. Dennoch sind weite Teile sicher als spirituell zu bezeichnen.
Turning away from Shia in Iran

''A Tsunami of Atheism''

Iran's moral guardians are concerned: while Islam is increasing in political importance throughout the Arab world, people in the Islamic Republic of Iran are leaving the mosques in droves. As Ali Sadrzadeh found out, young people seem especially susceptible to the attractions of sects or Christianity
Empty mosques

Elements in the Iranian opposition find this "phenomenon", which "Baztab" describes as "shameful", easy to explain. And the debate reveals a notable discrepancy between Iran and other Muslim countries. In the Arab world, Islam is becoming more important, both privately and politically, but in Iran, the people are leaving the mosques in droves.

https://en.qantara.de/content/turning-a ... of-atheism
The irreligious Iranian youth are banked on to eventually moderate Iran.,[5] and the Iranian youth are among the most politically active among the 57 nations of the Islamic world.[6] As the most restive segment of Iranian society, the young also represent one of the greatest long-term threats to the current form of theocratic rule.[6] After the 2009 presidential election, youth was the biggest bloc involved in the region’s first sustained “people power” movement for democratic change, creating a new political dynamic in the Middle East.[6] Iran is one of the most tech-savvy societies in the developing world, with an estimated 28 million Internet users, led by youth.[6] Most young Iranians are believed to want to be part of the international community and globalization.[6]

https://en.wikipedia.org/wiki/Irreligion_in_Iran
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

An Teherans Sicherheitspolitik wird sich so schnell nichts ändern. D.h. überregional weiterhin intensive Zusammenarbeit mit Russland und China. Den drei klassischen Verdächtigen aus Sicht der USA. Wobei man (der Westen) den Iran gerne zurückgewinnen würde.

Der Iran kauft seit sehr langer Zeit mal wieder ein größeres Rüstungspaket ein. Auch, wenn er damit weit hinter den Ausgaben anderer Nachbarstaaten in der Region zurückliegt. Es geht um Großwaffensysteme, wie Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber u.a.
Iran inks China military pact while mulling $10 billion Russian arms deal

http://www.jpost.com/Middle-East/Iran-N ... eal-472574
Iran is also interested in Russia’s Bastion mobile coastal defense missile system, equipped with supersonic Yakhont anti-ship missiles, Russia's latest S-400 Triumph anti-aircraft missile system, developed by Almaz-Antey, Russian fighter jets and other arms and equipment.

https://www.rt.com/news/366871-russia-i ... -delivery/
Die Rüstungsdeals sind - zumindest für die Öffentlichkeit - wieder unklar. So, wurde zunächst angekündigt, man wolle den russischen T-90MS in Lizenz bauen. Den modernsten russischen Standardpanzer. Dann hieß es man wolle lieber einen eigenen Prototypen bauen, nach dem Zulfiqar I-III, Namens Karrar, der lt. Teheran ähnliche Leistungsmerkmale wie der T-90MS aufweisen würde. Als die ersten Bilder des Karrar MBT auftauchten sah er praktisch genauso aus, wie der T-90MS. Bloß in Schwarz lackiert. Vermutlich basiert er auf diesem.

T-90MS
http://precise3dmodeling.com/models/gro ... _Large.jpg

Karrar
https://abload.de/img/14055094_129799896024vkuqd.jpg

Zulfiqar 3
http://media.moddb.com/images/groups/1/ ... 46525e.jpg

Mit Peking wird die Zusammenarbeit ausgebaut.
The West vs the REST? Iran and China sign MILITARY DEAL as Tehran prepares Putin agreement

The latest military agreement adds to mounting fears the three nations are bulking up their military might in the face of Donald Trump’s election.

Tehran and Beijing officials announced that an agreement had been signed on Monday to conduct joint military exercises – just the latest step towards deepening military cooperation between the two nations.

The military deal, signed by Chinese defence minister Chang Wanquan and his Iranian counterpart General Hossein Dehghan, was agreed to help “create a collective movement” against terrorism and is an “upgrade in long-term military and defence cooperation with China”, Iranian media announced.

http://www.express.co.uk/news/world/732 ... -terrorism
Diese Ankündigungen können auch als Statement bezüglich der Wahl von Donald T. betrachtet werden. Natürlich nur die zeitgleichen Ankündigungen. Die Entwicklungen sind unabhängig davon seit Jahren im Gange. Besonders forciert seit der Bush-Familie.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Nachfolgekampf um den Posten von Khamenei. Im besonderen Fokus ist das Gerangel zwischen Exekutive und Legeslative. Und den möglichen Kandidaten darin für den Posten. Es gilt gute Startpositionen gewinnen und den Gegner im Vorfeld anzuschwärzen.
Vorwürfe gegen Irans Justizchef

Konkurrenzkampf um Khamenei-Nachfolge im Gange

Der Konflikt zwischen Judikative und Legislative im Iran begann mit einer Anfrage im Parlament: Der Parlamentarier Mahmoud Sadeghi verlangte Informationen, nachdem festgestellt worden war, dass alle Konten der Judikative auf den Justizchef Sadegh Larijani laufen und unter anderem auch Haftkautionen direkt dorthin überwiesen werden. Wirtschaftsminister Ali Tayebnia bestätigte die Vorwürfe.

Als Justizbeamte daraufhin Larijani verhaften wollten, verweigerte er sich unter Berufung auf seine parlamentarische Immunität. Der Staatsanwalt lud ihn wegen anderer Delikte trotzdem vor – in einer offiziellen Mitteilung wurde festgehalten, dass der Haftbefehl weiterhin gültig sei.

Ein weiterer Parlamentsabgeordneter, Ali Motahari, kritisierte die Art und Weise, wie die Justiz gegenüber der Legislative agiert. Erst eine Woche zuvor hatte die Justiz Motahari verboten, in der heiligen Stadt Maschhad eine Rede zu halten, was Konflikte zwischen Exekutive und Judikative zur Folge hatte. Präsident Hassan Rohani stellte sich auf die Seite der Legislative.

Kritik vonseiten der Medien

Selbst der Parlamentspräsident Ali Larijani, Bruder des Justizchefs Sadegh Larijani, kritisierte das Vorgehen. Weniger als sechs Monate vor der Präsidentenwahl warfen die iranischen Medien Justizchef Larijani vor, seine Unabhängigkeit aufgegeben und sich auf die Seite der Konservativen gestellt zu haben.

Brisant: Justizchef Larijani wird auch als Anwärter für die Nachfolge des religiösen Führers Ali Khamenei gehandelt. Die Angriffe auf die Justiz könnten nun zur Minderung seiner Chancen führen. Obwohl die Medien über die Nachfolgespekulationen Khameneis schweigen, ist der Konkurrenzkampf im Hintergrund voll im Gange: Jeder infrage kommende Kandidat wird sofort mit Vorwürfen der Gegenseite konfrontiert

derstandard.at/2000048765117/Vorwuerfe-gegen-Irans-Justizchef
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

In Bezugnahme zwei Posts vorher. Kyros und der heutige Iran.

"Wir sind Arier und beten keinen Araber an". :|
Islamkritik im Iran

Kyros der Große kehrt zurück

In der Islamischen Republik Iran sind viele Menschen enttäuscht vom Staatsislam. Aber Kritik daran kann schnell zu Problemen führen. Eine Möglichkeit ist jedoch die Rückbesinnung auf die iranische Geschichte – zum Beispiel auf Kyros den Großen, der zu einem anti-islamischen Symbol junger Iraner wird.
"Kyros ist unser Vater, der Iran ist unser Land", ruft die Menschenmenge. Zehntausende Menschen haben sich in Pāsārgād im südlichen Zagros-Gebirge versammelt. Am Grabmal von Kyros dem Gro­ßen huldigen sie dem König des altpersischen Achämenidenreiches. Es ist mehr als eine Huldigung.

"Freiheit des Denkens ist mit Bart und Wolle nicht möglich", rufen die Menschen unter Anspielung auf die Herrschaft der Geistlichen in ihrem Land. Die Versammlung am Grab von Ky­ros habe viele im Herrschaftsapparat ins Grübeln ge­bracht, erklärt Sadegh Zibakalam. Der Politikwissenschaftler von der Uni Teheran ist einer der führenden liberalen Intellektuellen Irans.
"Kyros ist unser Vater"

"Die Herrschaft konnte sich nicht vorstellen, dass sich bis zu 50.000 Menschen dort versammeln", erklärt Zibakalam. "Sie kann auch keine ausländische Macht wie die USA oder die ‚Zio­ni­s­ten‘ dafür verantwortlich machen."

"Kyros ist unser Vater, alle Völker Irans sind seine Soldaten", deklariert ein Kyros-Ver­ehrer auf Arabisch. Dann fährt er auf Persisch fort: "Kurden aus Sanandaj und Kermanshah, Aseri aus der Provinz Azerbaidschan, Araber aus Khuzistan - sie alle verehren Kyros den Großen."
"Wer hat denn für Ky­ros geworben?", fragt Zibakalam. "Es sind keine Bücher über ihn veröffentlicht und gelesen worden. Ky­ros ist zu ei­nem Sym­bol der Ablehnung des Regimes geworden."

Was am Grab des Achämenidenkönigs aus dem 6. Jahrhundert vor Christus zu hören war, lässt die Alarmgloc­ken bei den Herrschenden der Islamischen Republik laut läuten. "Wir sind Arier und beten keine Araber an", rufen die Menschen am Grab von Kyros dem Großen.

"Ky­ros und Islam haben keine Gemeinsamkeiten"
Die Erinnerung an alte Größe kommt nun in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Krise zurück.


In der Tat. Aber Ähnlichkeiten sind allerdings, die zur Revolution 1979 mündeten schon vorhanden... Immer sehnt man sich in Krisenzeiten zur "festen Größen" zurück.
"Vom Islam enttäuscht"

"Die zweite und dritte Generation nach der Islamischen Revolution – sie sind vom Islam enttäuscht", sagt Zibakalam. "Sie suchen nach Ersatz. Für meine Generation war der Islam die Ant­wort. Die jungen Menschen von heute werden wegen ihrer Islam-Enttäuschung so lange su­chen, bis sie etwas Anderes gefunden haben."


"Alles ist Gottes Wille, aber alles Unheil kommt von den Arabern", skandiert die Menschenmenge. Worte, die im Land der Velayat-e Faqih – der Herrschaft des Rechtsgelehrten – wie reinste Blas­phe­mie klingen. Eine Minderheit äußere sie, räumt Sadegh Zibakalam ein. Aber diese Minder­heit bringe Gefühle vieler vor allem junger Menschen zum Ausdruck:

"Die Generationen nach der islamischen Revolution glauben nicht mehr an die Poli­tik der Führung. Wenn die Herrschenden hier von Hizbollah-Chef Hassan Nasral­lah sprechen, dann sagen sie, wer ist das überhaupt? Die Herrscher spre­chen von Hamas und die anderen sagen: Hamas, was bitteschön ist das. Die Füh­rung sagt, die USA sind unser Feind. Die andere Seite sagt, nein, das sehen wir nicht so."

http://www.deutschlandfunk.de/islamkrit ... _id=374606
Für Teheran ist Kyros ein Schreckgespenst. Auch, wenn sicherlich viele aus der Führung insgeheim so manchen persischen König bewundern. Es ist wie immer Ansichtssache. Ein gutes Beispiel ist Xerxes I. Aus "abendländischer Sicht", da vom antiken Griechenland geprägt, muß er als aggressiver Tyrann zu sehen sein. Das Achämenidenreich dehnte sich in Europa bis in den Balkan hinein. Griechenland im Süden winkte als fette Beute. Er tat das, was alle Herrscher taten. Er führte Krieg. Und da die Griechen fleissige Chronisten waren, schrieben sie mit. Der größte griechische Recke, König Leonidas (Achill und Co. lassen wir mal weg) wurde von Xerxes I. niedergemacht. Danach wurde Athen verwüstet. Der "Perserschutt" dort kann noch immer bewundert werden. Als die Stadt erobert wurde. Spartas Leonidas massakriert und Athen demoliert. Das gab eine megaschlechte Presse für Xerxes I. von den Griechen. Folgen sieht man kulturell bis heute. In diversen Filmen ist er eine perverse, tyrannische, psychopathische Dragqueen. Siehe "300". Ein Sklaventreiber gegen die Demokratie. Das teilweise in Athen mehr Sklaven als Freie anzutreffen waren, Freidenker wie Sokrates für Gotteslästerung mit dem Tode bestraft wurden und die Spartaner (und Athener) Euthanasie bei Behinderung und brutalste Pädagogik und Emanzipation betrieben, fällt dagegen in den Schatten des Vergessens. Asiatische Barbarei gegen europäische Rechtsstaatlichkeit. Für das Alte Testament, für die Juden, ein Typ, der eigentlich OK ist. Eine Jüdin geheiratet hat und Juden gerettet hat. Wird noch heute als Purimfest von Juden gefeiert. Sieht man sich diese Darstellung in Filmen an, sieht man einen Bollywood-smarten Typen und Lover. Einen aufrechten menschenfreundlichen König, der sich um seine Untertanen sorgt. Vermutlich sind beide Darstellungen falsch.

Der König Kyros wird von vielen IranerInnen vereehrt und zugleich von vielen IranerInnen gefürchtet. Weil er in der heutigen Zeit zu einem Synomym mutiert. Für die einen eine große Führungsfigur, Menschenrechtler (Kyros-Zylinder) und Strahlemann, für die anderen ein Tyrann, Gottgleich, sprich Allah-Gleich. Unmöglich.

Ich habe mir in einigen Ländern so manche letzten Ruhestätten von Herrschern angeschaut, noch nie so eine schlichte Stätte gesehen, wie von Kyros. Man kann es nicht glauben. Die Nachfolger hätten da doch mehr draus machen können. Siehe Persepolis. Interessant, wenn man dort die Treppen benutzt, die schon Alexander der Große betrat.

Die altpersische Dynastien haben keine so feste Verankerung wie der Volksglauben, die Schia, im Iran. Das Andenken daran kann kein so umfassendes Glaubenssystem ersetzen, wie eine Religion. Es bleibt sicherlich eher ein Randphänomen. Allerdings ist der Patriotismus oder auch Nationalismus auch eine ungeheuer starke Macht. Das ist nicht zu unterschätzen. Und dafür taugt Kyros der Große allemal.
Zuletzt geändert von King Kong 2006 am Sa 7. Jan 2017, 20:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Adam Smith »

Die Iraner wenden sich vom Islam ab. Das ist doch mal eine gute Nachricht.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Adam Smith hat geschrieben:(07 Jan 2017, 20:39)

Die Iraner wenden sich vom Islam ab. Das ist doch mal eine gute Nachricht.
Sicher gibt es atheistische IranerInnen, aber viele sagen auch, daß sie das System im Iran ablehnen. Aber nicht den Islam. Von daher wäre es passender, wenn man schreiben würde, daß das Staatssystem im Iran von vielen abgelehnt wird. Jedenfalls in dieser Form.

Ich halte Kyros den Großen in der Form auch eher für ein Symbol. Mit ihm wird auch die enge Verbindung zum Westen assoziert. Etwas was vielen im heutigen Iran den Blutdruck hochjagt. Man möge sich nur die who is who der damaligen Gäste bei der 2500-Jahr-Feier Irans anschauen. Das war ein Haufen Ziele von Revolutionären jeder Coleur. Denken die Mächtigen im Iran an Kyros, sind sie um den Schlaf gebracht. Denn d.h. engste Kontakte zu den Herrschern im Westen. Sie alle kamen um einen der ihren zu feiern.
2500-Jahr-Feier der Iranischen Monarchie

Die 2500-Jahr-Feier der Iranischen Monarchie vom 12. bis zum 16. Oktober 1971 bestand aus einer Reihe von Feierlichkeiten, um an das Todesjahr des Gründers des Altpersischen Reichs Kyros II. vor 2500 Jahren zu erinnern. Ziel der Propagandaveranstaltung war es, durch Rückbeziehung auf den ersten „Schah“ und die Geschichte des Iran sowie eine Leistungsschau der „Erfolge“ des amtierenden Schahs Mohammad Reza Pahlavi und seines Vaters Reza Schah Pahlavi das internationale Ansehen und Legitimation als persische Herrscher zu stärken.[1] Die Veranstaltung geriet später in die Kritik, wegen der angeblich enormen Kosten,[2] aber auch wegen des autoritären persischen Regimes. Stimmen in der amerikanischen Presse[3] und des späteren Revolutionsführers Ajatollah Chomeini[4] sahen gerade darin die Kontinuität der iranischen Monarchien.

Die Staatsgäste

Elisabeth II. sagte aus Sicherheitsgründen ab, an ihrer Stelle nahmen Prinz Philip und Prinzessin Anne teil. Andere westliche Staatsoberhäupter, die ebenfalls ihre Teilnahme abgesagt hatten, waren Richard Nixon, Georges Pompidou und Gustav Heinemann. Nixon wollte ursprünglich in den Iran reisen, sandte dann aber Vizepräsident Spiro Agnew. Bundespräsident Heinemann hatte anfänglich zugesagt, musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen absagen.[13] Die Teilnahme Heinemanns hatte zu Diskussionen in der westdeutschen Öffentlichkeit geführt[13].

Folgende Staatsgäste nahmen an den Feierlichkeiten teil:

Monarchen bzw. deren Stellvertreter

Kaiser Haile Selassie von Äthiopien, König Friedrich IX. von Dänemark mit seiner Frau Ingrid von Schweden, Baudouin I. König der Belgier mit seiner Ehefrau Königin Fabiola de Mora y Aragón, König Hussein von Jordanien mit seiner Ehefrau Prinzessin Muna von Jordanien, König Mahendra von Nepal und die Königinmutter Ratna, König Olav V. von Norwegen, Emir von Bahrain Isa ibn Salman Al Chalifa, König Konstantin II. von Griechenland mit seiner Ehefrau Prinzessin Anne-Marie von Dänemark, Sultan Qabus ibn Said von Oman, Kronprinz Ahmad Schah Khan und seine Schwester Prinzessin Bilqis Begum von Afghanistan, König Moshoeshoe II. von Lesotho, Yang di-Pertuan Agong Tuanku Abdul Halim von Malaysia, Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan (Vereinigte Arabische Emirate), Fürst Franz Josef II. von Liechtenstein mit seiner Ehefrau Georgina von Wilczek, Fürst Rainier III. von Monaco und seine Ehefrau Fürstin Gracia Patricia, Großherzog Jean von Luxemburg mit seiner Ehefrau Joséphine Charlotte von Belgien, Prinz der Niederlande Bernhard zur Lippe-Biesterfeld, Prinz Philip, Duke of Edinburgh, und Prinzessin Anne (Vereinigtes Königreich), Begum Salimah Aga Khan, Ehefrau von Karim Aga Khan IV., Kronprinz Karl Gustav von Schweden, Prinz Juan Carlos von Spanien mit seiner Ehefrau Prinzessin Sophia von Griechenland, Prinz Mikasa Takahito und seine Ehefrau Prinzessin Yurika aus Japan, der ehemalige Premierminister Moulay Abdallah Ibrahim mit seiner Ehefrau Lamia als Repräsentant von Hassan II. von Marokko, Premierminister Prinz Makhosini Dlamini von Swasiland, Generalgouverneur von Kanada Roland Michener, Generalgouverneur von Australien Sir Paul Hasluck.

Präsidenten, Premierminister und Kanzler bzw. deren Stellvertreter

Präsident von Jugoslawien Josip Broz Tito, Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets der Sowjetunion Nikolai Podgorny, Bundespräsident von Österreich Franz Jonas, Staatschef von Bulgarien Todor Schiwkow, Präsident von Brasilien Emílio Garrastazu Médici, Ministerpräsident von Finnland Urho Kekkonen, Staatspräsident der Türkei Cevdet Sunay, Staatspräsident von Ungarn Pál Losonczi, Präsident der Tschechoslowakei Ludvík Svoboda, Staatspräsident von Pakistan Yahya Khan, Präsident des Libanon Suleiman Frangieh, Staatspräsident von Südafrika Jacobus Johannes Fouché, Präsident des Senegal Léopold Sédar Senghor, Staatspräsident von Indien V. V. Giri, Präsident von Mauretanien Moktar Ould Daddah, Präsident von Dahomey Hubert Maga, Staatspräsident von Rumänien Nicolae Ceaușescu und seine Ehefrau Elena Ceaușescu, Präsident von Zaire Mobutu Sese Seko, Vizepräsident der Volksrepublik Polen Mieczysław Klimaszewski, Bundestagspräsident der Bundesrepublik Deutschland Kai-Uwe von Hassel, Premierminister von Frankreich Jacques Chaban-Delmas, Ministerpräsident der Republik Korea Kim Jong-pil, Ministerpräsident von Italien Emilio Colombo, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika Spiro Agnew, Außenminister von Portugal Rui Patrício, Bundespräsident der Schweiz Rudolf Gnägi, First Lady der Philippinen Imelda Marcos, Vizepräsident der Volksrepublik China Guo Moruo, Sondergesandter des Papstes Kardinal Maximilien de Fürstenberg.

https://de.wikipedia.org/wiki/2500-Jahr ... g.C3.A4ste
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Möglicher Nachfolger von Khamenei?
Ebrahim Raisi: the Iranian cleric emerging as a frontrunner for supreme leader

Many believe the custodian of the Islamic Republic’s holiest shrine is being groomed by Ayatollah Ali Khamenei’s inner circle

https://www.theguardian.com/world/2017/ ... r-khamenei
Zumindest nimmt er das notwendige Vitamin B mit. Er arbeitet für die Verwaltungsorganisation Astana Quds Rezavi, die als womöglich reichste muslimische Wolfahrtsorganisation innerhalb der islamischen Welt gilt. Und zahlreiche Wirtschaftszweige umfasst.
Auch obliegt ihr die Organisation des Wahlfahrtsortes des Imam-Reza-Schreines in Maschad. Neben Qom der bedeutendste im Iran und nach Kerbala und Nadjaf im Irak. Für die Schiiten.
Imam-Reza-Schrein

Dieser Komplex bildet das Zentrum des Tourismus im Iran und wird jährlich von 15 bis 20 Millionen Pilgern besucht.[2] Der Schrein selbst umfasst eine Fläche 267.079 m²; die sieben Innenhöfe, die den Schrein umgeben, haben zusätzlich eine Fläche von 331.578 m² - insgesamt also 598.657 m².[3]

https://de.wikipedia.org/wiki/Imam-Reza-Schrein
Sicherlich kann es da trotzdem ziemliche Überraschungen geben. Auch könnte überlegt werden das Amt des Obersten geistlichen Führers zeitlich zu beschränken. Auf jeden Fall gilt Raisi als ein Favorit.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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