Iran 2016 - Perspektiven

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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Seit längerer Zeit fährt mal wieder ein westliches Kriegsschiff in einen iranischen Hafen ein.
Italian warship docks at Iranian port

Frigate’s visit to Bandar Abbas in Persian Gulf is first by a Western navy in years

The Italian navy said the frigate Euro — named for a wind that blows across the Mediterranean from North Africa — was part of an EU anti-piracy mission and would remain docked in Iran for three days before returning to Italy.

http://www.timesofisrael.com/italian-wa ... nian-port/
Offiziell im Rahmen der Piratenbekämpfung. Dafür war aber bis dato ein iranischer Hafen offenbar nicht notwendig. Von daher ist dies durchaus als eine Entwicklung zu sehen.

Von iranischer Seite ließ man es sich die Tage nicht nehmen noch einmal auf den Einsatz gegen die Piraten hinzuweisen. Seit Jahren ist die iranische Marine dahingehend aktiv. Koordiniert mit den anderen Seestreitkräften.
Iran escorted 3,200 vessels in Gulf of Aden: Navy chief

Iran’s Navy chief says its forces have in the past few years escorted 3,200 commercial ships to ensure their safe passage in the Gulf of Aden, where pirates are active.

Rear Admiral Habibollah Sayyari made the remarks at the second national forum of new naval technologies in the northern Iranian city of Nowshahr on Wednesday.
Iran has almost 5,000 kilometers of maritime boundary directly linking it to the high seas, a strategic geographical position which has turned the country into a center of attention for hegemonic powers, Sayyari said.
Iran’s Navy has managed to foil several attacks on both Iranian and foreign tankers during its missions in international waters.

http://www.presstv.com/Detail/2016/09/0 ... ah-Sayyari

PS: Offenbar gibt es eine Gegeneinladung nach Italien, die bei einem Treffen zwischen Marinespitzen vereinbart wurde.
Iran, Italy to Boost Naval Cooperation with Reciprocal Visits

A ranking Italian military official unveiled plans for the dispatch of the European country’s warships to Iran’s southern coasts as part of naval cooperation, inviting the Iranian fleets to berth at Italian ports as well.

Heading a 5-strong military delegation from the Italian Army, Rear Admiral Roberto Chia Marcella held a meeting with Iranian Navy Commander Rear Admiral Habibollah Sayyari in Tehran on Monday.

The ranking Italian official, whose team has visited different units of the Iranian Armed Forces over the past days, said Italy’s warships will soon visit Iran’s southern ports, and invited Iran’s Navy to send fleets to Italy as well.

http://www.tasnimnews.com/en/news/1395/ ... cal-visits
DEBKA verortet Größeres.
Iran gains Mediterranean bases in Italy and Syria

As part of Iran’s drive to rule the strategic waves of regional waters, Tehran has negotiated a naval exchange deal with Rome for its warships to be berthed in Italian ports, DEBKAfile’s military sources reveal.
In this context, the US Pentagon and Navy chiefs once again urged Israel to update and enlarge its war fleet, which they said was “full of holes” to catch up with the rapidly changing conditions opposite its shores, where Russia, Iran and Egypt are building up armadas of warships that are bigger and more advanced than ever before.
Hence the approach to Rome to extend the Iranian navy’s capacity and range of operations.

The two admirals’ talks in Tehran ended in a vague agreement “to strengthen bilateral ties.”

Iran, however, has the money and the will to invest in new warships, while Italy has the will to build such ships for the Iranian fleet. The Italians are, moreover, not averse to allowing the Iranian fleet to use their Mediterranean bases.

http://debka.com/article/25684/Iran-gai ... -and-Syria
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Konservativen im Iran haben offenbar Schwierigkeiten einen passenden Herausforderer gegen Rouhani ins Rennen zu schicken. Ahmadinejad, der mit dem Gedanken spielt hat keine Unterstützung von Khamenei in dieser Frage. Auch General Souleimani, der sich in Nachrichtenkreisen und Spezialeinsätzen in der Region und darüberhinaus einen Namen gemacht hat und irgendwie ins Spiel gebracht wurde, hat gleich abgewunken. Er versteht sich als Soldat und nicht als Politiker.
Iran: Suche nach einem Gegner für Hassan Rohani

Expräsident Mahmud Ahmadi-Nejad wird offenbar nicht bei Wahlen 2017 antreten.

Die Konservativen suchen Ersatz

Mahmud Ahmadi-Nejad muss die Hoffnung auf eine neue Amtszeit als Präsident begraben. Wie die Nachrichtenagentur Fars berichtet, wurde er nach mehrmaligem Ersuchen vom religiösen Führer, Ayatollah Ali Khamenei, zwar empfangen. Doch dabei sei Ahmadi-Nejad erklärt worden, dass Khamenei strikt gegen eine erneute Kandidatur sei. Fars, die der Revolutionsgarde nahesteht, gibt üblicherweise die Meinung konservativer Kreise wieder.

Bereits in der Woche zuvor hat General Ghassem Soleimani, der sich bei Einsätzen in Syrien und dem Irak einen Namen gemacht hat, abgewunken. Er hatte sich in einem Interview als "Soldat der Revolution" bezeichnet und Einmischungen in die Politik zurückgewiesen. In letzter Zeit wurde in konservativen Kreisen immer wieder der Wunsch ge äußert, Soleimani zu einer Kandidatur zu ermuntern. Er wäre nach Meinung der Konservativen in der Lage, Hassan Rohani bei der kommenden Präsidentenwahl im Mai 2017 Paroli zu bieten.

derstandard.at/2000044855911/Iran-Suche-nach-einem-Gegner-fuer-Hassan-Rohani
Wie wichtig charismatische Persönlichkeiten sind, auch wenn sie Schrott erzählen, sieht man an Trump. Wo ist der iranische Trump der dortigen Konservativen? Ahmadinejad wird es wohl nicht mehr werden. Angeblich ging seinerzeit der iranische Trump sogar den Militärs des IRGC (zu denen auch Soleimani gehört) so auf die Nerven mit seinen verbalen Eskapaden, daß es mächtig hinter den Kulissen geknallt haben soll.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Rise of an empire?

Tausende IranerInnen haben im Südiran an dem bescheidenen Grab von Kyros demonstriert und es umrundet wie die Kaaba. Lt. Regierungsseite nationalistische, monarchistische IranerInnen. Arabische Stimmen verorten eine bewußte Abgrenzung zur arabischen Welt.
Iran's authorities have arrested several organisers of a demonstration at the tomb of pre-Islamic King Cyrus the Great, local media report.
Kyros der Große hat im Iran und darüberhinaus einen guten Ruf. Dies gilt vor allen Dingen wegen seinem Kyros-Zylinder, auf dem eine Art erste Menschenrechtsdeklaration zu lesen ist. Die Juden haben ihn in der Torah einen Platz eingeräumt, der denen der Propheten nahe kommt.
Cyrus, who ruled in the 6th Century BC, reputedly established the first universal declaration of human rights.

Activists believe that 30 October marks the day Cyrus conquered Babylon in modern-day Iraq and declared all peoples equal in his Achaemenid Empire.

He is said to have freed slaves, including thousands of Jews.

On Sunday, thousands of people reportedly gathered around the ancient tomb in the desert - despite attempts by the police to block the roads and divert traffic in the area.
Iranian nationalists have marked the "Day of Cyrus" for the past several years - but not in such large numbers.

http://www.bbc.com/news/world-middle-east-37824350
Für das heutige Teheran ist das eine Art Anachronismus. Weil in letzter Folge der gestürzte Schah zu sehen ist. Die Monarchie gilt somit als überholt. Dennoch sind die IranerInnen sehr Geschichtsbewußt. Unter Kyros erhielt das antike Persien zwar nicht seine maximale Grösse, aber er gilt für viele als als der größte Herrscher.
EINE KURZE ZUSAMMENFASSUNG DER GESCHICHTE DER MENSCHENRECHTE

Der Kyros-Zylinder (539 v. Chr.)

Kyros ließ seine Erlasse über Menschenrechte auf akkadisch in einen gebrannten Tonzylinder eingravieren.

539 v. Chr. eroberten die Armeen von Kyros dem Großen, dem ersten König von Altpersien, die Stadt Babylon. Aber es waren seine darauf folgenden Maßnahmen, die einen großen Fortschritt für die Menschheit darstellten. Er befreite die Sklaven, erklärte, dass alle Menschen das Recht haben, ihre eigene Religion zu wählen, und stellte Rassengleichheit her. Diese und andere Erlasse wurden auf einem gebrannten Tonzylinder in akkadischer Sprache mit Keilschrift aufgezeichnet.

Heute ist diese antike Aufzeichnung als Kyros-Zylinder bekannt. Jetzt ist sie als weltweit erste Charta der Menschenrechte anerkannt. Sie ist in alle sechs offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen übersetzt worden und ihre Bestimmungen entsprechen den ersten vier Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Die Ausbreitung der Menschenrechte

Von Babylon aus verbreitete sich der Gedanke der Menschenrechte schnell nach Indien, Griechenland und schließlich auch nach Rom. Dort kam die Vorstellung des „Naturgesetzes“ auf, und zwar durch die Beobachtung der Tatsache, dass die Menschen dazu neigten, im Laufe des Lebens bestimmte ungeschriebene Gesetze zu befolgen.

Dokumente, die einzelne Rechte festschreiben, sind die schriftlichen Wegbereiter vieler Menschenrechtsdokumente von heute, zum Beispiel die Magna Carta (1215), die Petition of Right (1628), die Verfassung der USA (1787), die Französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (1789) und die US Bill of Rights (die ersten zehn Zusatzartikel der Verfassung der USA) (1791).

http://de.humanrights.com/what-are-huma ... f-history/
Teheran sieht es als gefährlich an wenn man die alten Könige Persiens feiert. Es ist auch eine gute Möglichkeit Protest zu äußern dies zu tun.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Diskreditierter Islam im Iran und das Paradoxum, daß gerade die Bevölkerung der Islamischen Republik in Untersuchungen stets als besonders unreligiös dasteht.

Wie einmal ein Geistlicher in einem Interview sagte, Religion als politische Macht korrumpiert und beschmutzt sich automatisch. Das Heilige wird in der profanen Politik schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und in den Ränkeschmieden der Politik durchgewolft. Vielleicht ist gerade deshalb die Bevölkerung Irans so desinteressiert und desillusioniert an Religion. Hier etwas über die Zoroastrier Irans. Einst sprach Zarathustra, wie schon Nietzsche schrieb. Der Zoroastrismus hatte nicht unerheblichen Einfluß auf das Judentum und somit auf die weiteren monotheistischen Religionen. Er ist in Vergessenheit geraten. Nicht aber seine Feste und sein Einfluß in andere religiöse Systeme lebt weiter.
Zoroastrier im Iran

Ein Tempel, in dem das Feuer seit Jahrhunderten brennt, ist die wichtigste zoroastrische Pilgerstätte im Iran. Manche sehen in der uralten Religion eine Alternative zum diskreditiertem Islam.
Doch trotz ihrer geringen Zahl haben sie eine besondere Stellung in Iran. Denn auch wenn sie der islamischen Geistlichkeit als Heiden gelten, geniessen sie in der Bevölkerung grossen Respekt. «Zoroastrier sind ehrliche Leute», sagt der Taxifahrer Omid auf der Fahrt von Chak Chak in die 60 Kilometer entfernte Oasenstadt Yazd, wo nach Teheran die grösste zoroastrische Gemeinde in Iran lebt. «Sie sagen immer die Wahrheit.»
Bei der Wertschätzung für die Zoroastrier spielt der ausgeprägte iranische Nationalismus ebenso eine Rolle wie der Überdruss vieler Iraner mit dem Islam, der durch den politischen Missbrauch durch das Regime beschädigt ist. Viele Nationalisten betrachten den Zoroastrismus als die ursprüngliche und eigentliche Religion Irans, während ihnen der Islam als arabisch und fremd gilt. Das geflügelte Emblem der Zoroastrier ist zu einer Art Nationalsymbol geworden und wird als Schmuckanhänger auch von Muslimen getragen.

Weit brisanter als die symbolische Identifikation ist, dass manche Muslime im Zoroastrismus eine Alternative zum Islam sehen. «Das Regime ist sich bewusst, dass es einen grossen Anteil der Bevölkerung gibt, der reges Interesse am Zoroastrismus hat und der islamischen Religion müde ist», sagt der Ethnologe Just Boedeker. «Das Regime fürchtet, dass viele Muslime den Zoroastrismus als die bessere Religion sehen und konvertieren würden, wenn das System nicht bestünde.»

Wächter des Feuers

Das Heiligtum von Chak Chak ist die wichtigste zoroastrische Pilgerstätte in Iran. Im Juni pilgern jeweils Tausende von Anhängern des Propheten Zarathustra aus aller Welt hierher, um an die Verfolgung ihrer Vorfahren durch die arabischen Eroberer zu erinnern. Sonst kommen nur vereinzelt Besucher in die Wüste.
Alleine Nouruz ist praktisch untrennbar mit dem Iran verbunden. Islam hin oder her. Es ist wie auch in der christlichen Welt etwas vorislamisches, wie es auch vorchristliche Feste und Riten gibt, die überdauert haben. Auch das vermutlich aus grauer vorchristlicher Zeit herrührenden (verpopte und kommerzialisierte) Halloween ist von christlicher Seite nicht der Garaus zu machen.
Sieben symbolträchtige Sachen

Studien zeigen, dass die Iraner das am wenigsten religiöse Volk der Region sind. Während die Türkei, Ägypten und Pakistan eine Reislamisierung erleben, verliert der Islam in Iran auf individueller Ebene an Bedeutung. Zugleich bleibt aber bei vielen Iranern ein Bedürfnis nach Spiritualität. Dies bezeugen die vielen muslimischen Besucher, die täglich zum Feuertempel in Yazd strömen, einem einstöckigen Backsteingebäude, dessen Säulenportal vom geflügelten Symbol der Zoroastrier gekrönt wird. Obwohl es ausser der heiligen Flamme im Innern des 1940 neu gebauten Tempels nicht viel zu sehen gibt, kommen Familien, Schulklassen und Touristengruppen in grosser Zahl.

In einem Nebengebäude führt eine kleine Ausstellung in den Zoroastrismus ein. Die simplen Erklärungen zeigen, wie gering das Wissen der meisten Besucher ist. «Die Neigung zum Zoroastrismus basiert nicht auf tiefer Kenntnis der Religion», sagt Boedeker. Doch gebe es eine starke Identifikation mit den zoroastrischen Ritualen und Festen wie Nouruz, dem iranischen Neujahr, das am 20. März von allen Iranern gefeiert wird. Bei dem Fest richten auch die Muslime auf einem Tisch die sogenannten Haft Sin an, sieben symbolträchtige Dinge, die jeweils für eine Eigenschaft und für eines der sieben unsterblichen Wesen des Zoroastrismus stehen. Dem Regime sind die Feiern wegen ihres nichtislamischen Ursprungs ein Dorn im Auge, doch alle Versuche, sie einzuschränken, sind gescheitert. Zu tief ist der Brauch in der iranischen Kultur verwurzelt.

«Viele Muslime empfinden es als positiv, dass der Zoroastrismus nicht wie der Islam auf Regeln und Vorschriften setzt, sondern zu gutem Denken, gutem Sprechen, gutem Handeln anhält», sagt Boedeker. Anders als der schiitische Islam mit seinem Märtyrerkult ist der Zoroastrismus auch eine freudige Religion, in der Feste eine wichtige Rolle spielen. Zudem sind die Zoroastrier, besonders was das Verhältnis von Männern und Frauen angeht, relativ liberal.

http://www.nzz.ch/international/zoroast ... -ld.126558
Die Hüter des Feuers

Monotheistische Urreligion?

Kaum eine Religion ist bis heute so unbekannt und unterschätzt, gleichzeitig aber so geheimnisvoll wie der Zoroastrismus. Das zeigt sich auch in den vielen Namen, die seinen Anhängern gegeben wurden: «Feueranbeter» oder im Persischen «die Magier». Die Anhängerschaft der Zoroastrier ist mittlerweile klein, weltweit gibt es noch rund 130 000 von ihnen. Dabei gehört die zoroastrische Religion zu den ältesten monotheistischen Religionen: Ihre Ursprünge reichen bis ins altpersische Reich 1800 Jahre vor Christus zurück. Das Judentum, das Christentum und der Islam sollen viele ihrer Prinzipien aus den Lehren des Propheten Zarathustra hergeleitet haben.

http://www.nzz.ch/die-hueter-des-feuers-1.3887108
Nouruz ist der Name des Neujahrs- und Frühlingsfestes, das am 20. oder 21. März vor allem im iranischen Kulturraum gefeiert wird.

Seit dem 10. Mai 2010 ist Nouruz auf Beschluss der 64. Generalversammlung der Vereinten Nationen als internationaler Nouruz-Tag[1] anerkannt. Die Generalversammlung stellte in ihrer Erklärung fest, dass „Nouruz ein Frühlingsfest ist, das von mehr als 300 Mio. Menschen seit mehr als 3000 Jahren auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus, in Zentralasien und im Nahen Osten gefeiert wird“. Am 30. September 2009 hatte die UNESCO den Nouruz-Tag in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.[2]

https://de.wikipedia.org/wiki/Nouruz
Die Entwicklung der schiitischen Glaubensrichtung im Iran ist gut dokumentiert. Ich finde einen Aspekt, den ich irgendwo einmal las allerdings ganz interessant. Der Klerus in der Schia, der auf den ersten Blick auch gerne mit dem Klerus im Katholizismus "verglichen" wird, könnte aber durchaus kulturell tiefer im Iran gehen. Die Priester im Zoroastrismus, die Magoi, von denen vermutlich auch das Wort Magie abstammt, oder Matthäus für die Drei Heiligen Könige in seinem Evangelium nutzte, wären der klerikalen Struktur z.B. der 12-Schia "ähnlich". Also, prädestiniert für die Ablöse durch letztere. Wie auch immer. Tatsächlich wie anfangs erwähnt, erwähnten Berichte und Studien immer wieder wie wenig religiös das Individuum im Iran im Vergleich zu seinen Nachbarn in der Region ist. Die Realität im Iran könnte ein Moment sein. Dennoch sind weite Teile sicher als spirituell zu bezeichnen.
Turning away from Shia in Iran

''A Tsunami of Atheism''

Iran's moral guardians are concerned: while Islam is increasing in political importance throughout the Arab world, people in the Islamic Republic of Iran are leaving the mosques in droves. As Ali Sadrzadeh found out, young people seem especially susceptible to the attractions of sects or Christianity
Empty mosques

Elements in the Iranian opposition find this "phenomenon", which "Baztab" describes as "shameful", easy to explain. And the debate reveals a notable discrepancy between Iran and other Muslim countries. In the Arab world, Islam is becoming more important, both privately and politically, but in Iran, the people are leaving the mosques in droves.

https://en.qantara.de/content/turning-a ... of-atheism
The irreligious Iranian youth are banked on to eventually moderate Iran.,[5] and the Iranian youth are among the most politically active among the 57 nations of the Islamic world.[6] As the most restive segment of Iranian society, the young also represent one of the greatest long-term threats to the current form of theocratic rule.[6] After the 2009 presidential election, youth was the biggest bloc involved in the region’s first sustained “people power” movement for democratic change, creating a new political dynamic in the Middle East.[6] Iran is one of the most tech-savvy societies in the developing world, with an estimated 28 million Internet users, led by youth.[6] Most young Iranians are believed to want to be part of the international community and globalization.[6]

https://en.wikipedia.org/wiki/Irreligion_in_Iran
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

An Teherans Sicherheitspolitik wird sich so schnell nichts ändern. D.h. überregional weiterhin intensive Zusammenarbeit mit Russland und China. Den drei klassischen Verdächtigen aus Sicht der USA. Wobei man (der Westen) den Iran gerne zurückgewinnen würde.

Der Iran kauft seit sehr langer Zeit mal wieder ein größeres Rüstungspaket ein. Auch, wenn er damit weit hinter den Ausgaben anderer Nachbarstaaten in der Region zurückliegt. Es geht um Großwaffensysteme, wie Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber u.a.
Iran inks China military pact while mulling $10 billion Russian arms deal

http://www.jpost.com/Middle-East/Iran-N ... eal-472574
Iran is also interested in Russia’s Bastion mobile coastal defense missile system, equipped with supersonic Yakhont anti-ship missiles, Russia's latest S-400 Triumph anti-aircraft missile system, developed by Almaz-Antey, Russian fighter jets and other arms and equipment.

https://www.rt.com/news/366871-russia-i ... -delivery/
Die Rüstungsdeals sind - zumindest für die Öffentlichkeit - wieder unklar. So, wurde zunächst angekündigt, man wolle den russischen T-90MS in Lizenz bauen. Den modernsten russischen Standardpanzer. Dann hieß es man wolle lieber einen eigenen Prototypen bauen, nach dem Zulfiqar I-III, Namens Karrar, der lt. Teheran ähnliche Leistungsmerkmale wie der T-90MS aufweisen würde. Als die ersten Bilder des Karrar MBT auftauchten sah er praktisch genauso aus, wie der T-90MS. Bloß in Schwarz lackiert. Vermutlich basiert er auf diesem.

T-90MS
http://precise3dmodeling.com/models/gro ... _Large.jpg

Karrar
https://abload.de/img/14055094_129799896024vkuqd.jpg

Zulfiqar 3
http://media.moddb.com/images/groups/1/ ... 46525e.jpg

Mit Peking wird die Zusammenarbeit ausgebaut.
The West vs the REST? Iran and China sign MILITARY DEAL as Tehran prepares Putin agreement

The latest military agreement adds to mounting fears the three nations are bulking up their military might in the face of Donald Trump’s election.

Tehran and Beijing officials announced that an agreement had been signed on Monday to conduct joint military exercises – just the latest step towards deepening military cooperation between the two nations.

The military deal, signed by Chinese defence minister Chang Wanquan and his Iranian counterpart General Hossein Dehghan, was agreed to help “create a collective movement” against terrorism and is an “upgrade in long-term military and defence cooperation with China”, Iranian media announced.

http://www.express.co.uk/news/world/732 ... -terrorism
Diese Ankündigungen können auch als Statement bezüglich der Wahl von Donald T. betrachtet werden. Natürlich nur die zeitgleichen Ankündigungen. Die Entwicklungen sind unabhängig davon seit Jahren im Gange. Besonders forciert seit der Bush-Familie.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Nachfolgekampf um den Posten von Khamenei. Im besonderen Fokus ist das Gerangel zwischen Exekutive und Legeslative. Und den möglichen Kandidaten darin für den Posten. Es gilt gute Startpositionen gewinnen und den Gegner im Vorfeld anzuschwärzen.
Vorwürfe gegen Irans Justizchef

Konkurrenzkampf um Khamenei-Nachfolge im Gange

Der Konflikt zwischen Judikative und Legislative im Iran begann mit einer Anfrage im Parlament: Der Parlamentarier Mahmoud Sadeghi verlangte Informationen, nachdem festgestellt worden war, dass alle Konten der Judikative auf den Justizchef Sadegh Larijani laufen und unter anderem auch Haftkautionen direkt dorthin überwiesen werden. Wirtschaftsminister Ali Tayebnia bestätigte die Vorwürfe.

Als Justizbeamte daraufhin Larijani verhaften wollten, verweigerte er sich unter Berufung auf seine parlamentarische Immunität. Der Staatsanwalt lud ihn wegen anderer Delikte trotzdem vor – in einer offiziellen Mitteilung wurde festgehalten, dass der Haftbefehl weiterhin gültig sei.

Ein weiterer Parlamentsabgeordneter, Ali Motahari, kritisierte die Art und Weise, wie die Justiz gegenüber der Legislative agiert. Erst eine Woche zuvor hatte die Justiz Motahari verboten, in der heiligen Stadt Maschhad eine Rede zu halten, was Konflikte zwischen Exekutive und Judikative zur Folge hatte. Präsident Hassan Rohani stellte sich auf die Seite der Legislative.

Kritik vonseiten der Medien

Selbst der Parlamentspräsident Ali Larijani, Bruder des Justizchefs Sadegh Larijani, kritisierte das Vorgehen. Weniger als sechs Monate vor der Präsidentenwahl warfen die iranischen Medien Justizchef Larijani vor, seine Unabhängigkeit aufgegeben und sich auf die Seite der Konservativen gestellt zu haben.

Brisant: Justizchef Larijani wird auch als Anwärter für die Nachfolge des religiösen Führers Ali Khamenei gehandelt. Die Angriffe auf die Justiz könnten nun zur Minderung seiner Chancen führen. Obwohl die Medien über die Nachfolgespekulationen Khameneis schweigen, ist der Konkurrenzkampf im Hintergrund voll im Gange: Jeder infrage kommende Kandidat wird sofort mit Vorwürfen der Gegenseite konfrontiert

derstandard.at/2000048765117/Vorwuerfe-gegen-Irans-Justizchef
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

In Bezugnahme zwei Posts vorher. Kyros und der heutige Iran.

"Wir sind Arier und beten keinen Araber an". :|
Islamkritik im Iran

Kyros der Große kehrt zurück

In der Islamischen Republik Iran sind viele Menschen enttäuscht vom Staatsislam. Aber Kritik daran kann schnell zu Problemen führen. Eine Möglichkeit ist jedoch die Rückbesinnung auf die iranische Geschichte – zum Beispiel auf Kyros den Großen, der zu einem anti-islamischen Symbol junger Iraner wird.
"Kyros ist unser Vater, der Iran ist unser Land", ruft die Menschenmenge. Zehntausende Menschen haben sich in Pāsārgād im südlichen Zagros-Gebirge versammelt. Am Grabmal von Kyros dem Gro­ßen huldigen sie dem König des altpersischen Achämenidenreiches. Es ist mehr als eine Huldigung.

"Freiheit des Denkens ist mit Bart und Wolle nicht möglich", rufen die Menschen unter Anspielung auf die Herrschaft der Geistlichen in ihrem Land. Die Versammlung am Grab von Ky­ros habe viele im Herrschaftsapparat ins Grübeln ge­bracht, erklärt Sadegh Zibakalam. Der Politikwissenschaftler von der Uni Teheran ist einer der führenden liberalen Intellektuellen Irans.
"Kyros ist unser Vater"

"Die Herrschaft konnte sich nicht vorstellen, dass sich bis zu 50.000 Menschen dort versammeln", erklärt Zibakalam. "Sie kann auch keine ausländische Macht wie die USA oder die ‚Zio­ni­s­ten‘ dafür verantwortlich machen."

"Kyros ist unser Vater, alle Völker Irans sind seine Soldaten", deklariert ein Kyros-Ver­ehrer auf Arabisch. Dann fährt er auf Persisch fort: "Kurden aus Sanandaj und Kermanshah, Aseri aus der Provinz Azerbaidschan, Araber aus Khuzistan - sie alle verehren Kyros den Großen."
"Wer hat denn für Ky­ros geworben?", fragt Zibakalam. "Es sind keine Bücher über ihn veröffentlicht und gelesen worden. Ky­ros ist zu ei­nem Sym­bol der Ablehnung des Regimes geworden."

Was am Grab des Achämenidenkönigs aus dem 6. Jahrhundert vor Christus zu hören war, lässt die Alarmgloc­ken bei den Herrschenden der Islamischen Republik laut läuten. "Wir sind Arier und beten keine Araber an", rufen die Menschen am Grab von Kyros dem Großen.

"Ky­ros und Islam haben keine Gemeinsamkeiten"
Die Erinnerung an alte Größe kommt nun in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Krise zurück.


In der Tat. Aber Ähnlichkeiten sind allerdings, die zur Revolution 1979 mündeten schon vorhanden... Immer sehnt man sich in Krisenzeiten zur "festen Größen" zurück.
"Vom Islam enttäuscht"

"Die zweite und dritte Generation nach der Islamischen Revolution – sie sind vom Islam enttäuscht", sagt Zibakalam. "Sie suchen nach Ersatz. Für meine Generation war der Islam die Ant­wort. Die jungen Menschen von heute werden wegen ihrer Islam-Enttäuschung so lange su­chen, bis sie etwas Anderes gefunden haben."


"Alles ist Gottes Wille, aber alles Unheil kommt von den Arabern", skandiert die Menschenmenge. Worte, die im Land der Velayat-e Faqih – der Herrschaft des Rechtsgelehrten – wie reinste Blas­phe­mie klingen. Eine Minderheit äußere sie, räumt Sadegh Zibakalam ein. Aber diese Minder­heit bringe Gefühle vieler vor allem junger Menschen zum Ausdruck:

"Die Generationen nach der islamischen Revolution glauben nicht mehr an die Poli­tik der Führung. Wenn die Herrschenden hier von Hizbollah-Chef Hassan Nasral­lah sprechen, dann sagen sie, wer ist das überhaupt? Die Herrscher spre­chen von Hamas und die anderen sagen: Hamas, was bitteschön ist das. Die Füh­rung sagt, die USA sind unser Feind. Die andere Seite sagt, nein, das sehen wir nicht so."

http://www.deutschlandfunk.de/islamkrit ... _id=374606
Für Teheran ist Kyros ein Schreckgespenst. Auch, wenn sicherlich viele aus der Führung insgeheim so manchen persischen König bewundern. Es ist wie immer Ansichtssache. Ein gutes Beispiel ist Xerxes I. Aus "abendländischer Sicht", da vom antiken Griechenland geprägt, muß er als aggressiver Tyrann zu sehen sein. Das Achämenidenreich dehnte sich in Europa bis in den Balkan hinein. Griechenland im Süden winkte als fette Beute. Er tat das, was alle Herrscher taten. Er führte Krieg. Und da die Griechen fleissige Chronisten waren, schrieben sie mit. Der größte griechische Recke, König Leonidas (Achill und Co. lassen wir mal weg) wurde von Xerxes I. niedergemacht. Danach wurde Athen verwüstet. Der "Perserschutt" dort kann noch immer bewundert werden. Als die Stadt erobert wurde. Spartas Leonidas massakriert und Athen demoliert. Das gab eine megaschlechte Presse für Xerxes I. von den Griechen. Folgen sieht man kulturell bis heute. In diversen Filmen ist er eine perverse, tyrannische, psychopathische Dragqueen. Siehe "300". Ein Sklaventreiber gegen die Demokratie. Das teilweise in Athen mehr Sklaven als Freie anzutreffen waren, Freidenker wie Sokrates für Gotteslästerung mit dem Tode bestraft wurden und die Spartaner (und Athener) Euthanasie bei Behinderung und brutalste Pädagogik und Emanzipation betrieben, fällt dagegen in den Schatten des Vergessens. Asiatische Barbarei gegen europäische Rechtsstaatlichkeit. Für das Alte Testament, für die Juden, ein Typ, der eigentlich OK ist. Eine Jüdin geheiratet hat und Juden gerettet hat. Wird noch heute als Purimfest von Juden gefeiert. Sieht man sich diese Darstellung in Filmen an, sieht man einen Bollywood-smarten Typen und Lover. Einen aufrechten menschenfreundlichen König, der sich um seine Untertanen sorgt. Vermutlich sind beide Darstellungen falsch.

Der König Kyros wird von vielen IranerInnen vereehrt und zugleich von vielen IranerInnen gefürchtet. Weil er in der heutigen Zeit zu einem Synomym mutiert. Für die einen eine große Führungsfigur, Menschenrechtler (Kyros-Zylinder) und Strahlemann, für die anderen ein Tyrann, Gottgleich, sprich Allah-Gleich. Unmöglich.

Ich habe mir in einigen Ländern so manche letzten Ruhestätten von Herrschern angeschaut, noch nie so eine schlichte Stätte gesehen, wie von Kyros. Man kann es nicht glauben. Die Nachfolger hätten da doch mehr draus machen können. Siehe Persepolis. Interessant, wenn man dort die Treppen benutzt, die schon Alexander der Große betrat.

Die altpersische Dynastien haben keine so feste Verankerung wie der Volksglauben, die Schia, im Iran. Das Andenken daran kann kein so umfassendes Glaubenssystem ersetzen, wie eine Religion. Es bleibt sicherlich eher ein Randphänomen. Allerdings ist der Patriotismus oder auch Nationalismus auch eine ungeheuer starke Macht. Das ist nicht zu unterschätzen. Und dafür taugt Kyros der Große allemal.
Zuletzt geändert von King Kong 2006 am Sa 7. Jan 2017, 20:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Adam Smith »

Die Iraner wenden sich vom Islam ab. Das ist doch mal eine gute Nachricht.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Adam Smith hat geschrieben:(07 Jan 2017, 20:39)

Die Iraner wenden sich vom Islam ab. Das ist doch mal eine gute Nachricht.
Sicher gibt es atheistische IranerInnen, aber viele sagen auch, daß sie das System im Iran ablehnen. Aber nicht den Islam. Von daher wäre es passender, wenn man schreiben würde, daß das Staatssystem im Iran von vielen abgelehnt wird. Jedenfalls in dieser Form.

Ich halte Kyros den Großen in der Form auch eher für ein Symbol. Mit ihm wird auch die enge Verbindung zum Westen assoziert. Etwas was vielen im heutigen Iran den Blutdruck hochjagt. Man möge sich nur die who is who der damaligen Gäste bei der 2500-Jahr-Feier Irans anschauen. Das war ein Haufen Ziele von Revolutionären jeder Coleur. Denken die Mächtigen im Iran an Kyros, sind sie um den Schlaf gebracht. Denn d.h. engste Kontakte zu den Herrschern im Westen. Sie alle kamen um einen der ihren zu feiern.
2500-Jahr-Feier der Iranischen Monarchie

Die 2500-Jahr-Feier der Iranischen Monarchie vom 12. bis zum 16. Oktober 1971 bestand aus einer Reihe von Feierlichkeiten, um an das Todesjahr des Gründers des Altpersischen Reichs Kyros II. vor 2500 Jahren zu erinnern. Ziel der Propagandaveranstaltung war es, durch Rückbeziehung auf den ersten „Schah“ und die Geschichte des Iran sowie eine Leistungsschau der „Erfolge“ des amtierenden Schahs Mohammad Reza Pahlavi und seines Vaters Reza Schah Pahlavi das internationale Ansehen und Legitimation als persische Herrscher zu stärken.[1] Die Veranstaltung geriet später in die Kritik, wegen der angeblich enormen Kosten,[2] aber auch wegen des autoritären persischen Regimes. Stimmen in der amerikanischen Presse[3] und des späteren Revolutionsführers Ajatollah Chomeini[4] sahen gerade darin die Kontinuität der iranischen Monarchien.

Die Staatsgäste

Elisabeth II. sagte aus Sicherheitsgründen ab, an ihrer Stelle nahmen Prinz Philip und Prinzessin Anne teil. Andere westliche Staatsoberhäupter, die ebenfalls ihre Teilnahme abgesagt hatten, waren Richard Nixon, Georges Pompidou und Gustav Heinemann. Nixon wollte ursprünglich in den Iran reisen, sandte dann aber Vizepräsident Spiro Agnew. Bundespräsident Heinemann hatte anfänglich zugesagt, musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen absagen.[13] Die Teilnahme Heinemanns hatte zu Diskussionen in der westdeutschen Öffentlichkeit geführt[13].

Folgende Staatsgäste nahmen an den Feierlichkeiten teil:

Monarchen bzw. deren Stellvertreter

Kaiser Haile Selassie von Äthiopien, König Friedrich IX. von Dänemark mit seiner Frau Ingrid von Schweden, Baudouin I. König der Belgier mit seiner Ehefrau Königin Fabiola de Mora y Aragón, König Hussein von Jordanien mit seiner Ehefrau Prinzessin Muna von Jordanien, König Mahendra von Nepal und die Königinmutter Ratna, König Olav V. von Norwegen, Emir von Bahrain Isa ibn Salman Al Chalifa, König Konstantin II. von Griechenland mit seiner Ehefrau Prinzessin Anne-Marie von Dänemark, Sultan Qabus ibn Said von Oman, Kronprinz Ahmad Schah Khan und seine Schwester Prinzessin Bilqis Begum von Afghanistan, König Moshoeshoe II. von Lesotho, Yang di-Pertuan Agong Tuanku Abdul Halim von Malaysia, Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan (Vereinigte Arabische Emirate), Fürst Franz Josef II. von Liechtenstein mit seiner Ehefrau Georgina von Wilczek, Fürst Rainier III. von Monaco und seine Ehefrau Fürstin Gracia Patricia, Großherzog Jean von Luxemburg mit seiner Ehefrau Joséphine Charlotte von Belgien, Prinz der Niederlande Bernhard zur Lippe-Biesterfeld, Prinz Philip, Duke of Edinburgh, und Prinzessin Anne (Vereinigtes Königreich), Begum Salimah Aga Khan, Ehefrau von Karim Aga Khan IV., Kronprinz Karl Gustav von Schweden, Prinz Juan Carlos von Spanien mit seiner Ehefrau Prinzessin Sophia von Griechenland, Prinz Mikasa Takahito und seine Ehefrau Prinzessin Yurika aus Japan, der ehemalige Premierminister Moulay Abdallah Ibrahim mit seiner Ehefrau Lamia als Repräsentant von Hassan II. von Marokko, Premierminister Prinz Makhosini Dlamini von Swasiland, Generalgouverneur von Kanada Roland Michener, Generalgouverneur von Australien Sir Paul Hasluck.

Präsidenten, Premierminister und Kanzler bzw. deren Stellvertreter

Präsident von Jugoslawien Josip Broz Tito, Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets der Sowjetunion Nikolai Podgorny, Bundespräsident von Österreich Franz Jonas, Staatschef von Bulgarien Todor Schiwkow, Präsident von Brasilien Emílio Garrastazu Médici, Ministerpräsident von Finnland Urho Kekkonen, Staatspräsident der Türkei Cevdet Sunay, Staatspräsident von Ungarn Pál Losonczi, Präsident der Tschechoslowakei Ludvík Svoboda, Staatspräsident von Pakistan Yahya Khan, Präsident des Libanon Suleiman Frangieh, Staatspräsident von Südafrika Jacobus Johannes Fouché, Präsident des Senegal Léopold Sédar Senghor, Staatspräsident von Indien V. V. Giri, Präsident von Mauretanien Moktar Ould Daddah, Präsident von Dahomey Hubert Maga, Staatspräsident von Rumänien Nicolae Ceaușescu und seine Ehefrau Elena Ceaușescu, Präsident von Zaire Mobutu Sese Seko, Vizepräsident der Volksrepublik Polen Mieczysław Klimaszewski, Bundestagspräsident der Bundesrepublik Deutschland Kai-Uwe von Hassel, Premierminister von Frankreich Jacques Chaban-Delmas, Ministerpräsident der Republik Korea Kim Jong-pil, Ministerpräsident von Italien Emilio Colombo, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika Spiro Agnew, Außenminister von Portugal Rui Patrício, Bundespräsident der Schweiz Rudolf Gnägi, First Lady der Philippinen Imelda Marcos, Vizepräsident der Volksrepublik China Guo Moruo, Sondergesandter des Papstes Kardinal Maximilien de Fürstenberg.

https://de.wikipedia.org/wiki/2500-Jahr ... g.C3.A4ste
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Möglicher Nachfolger von Khamenei?
Ebrahim Raisi: the Iranian cleric emerging as a frontrunner for supreme leader

Many believe the custodian of the Islamic Republic’s holiest shrine is being groomed by Ayatollah Ali Khamenei’s inner circle

https://www.theguardian.com/world/2017/ ... r-khamenei
Zumindest nimmt er das notwendige Vitamin B mit. Er arbeitet für die Verwaltungsorganisation Astana Quds Rezavi, die als womöglich reichste muslimische Wolfahrtsorganisation innerhalb der islamischen Welt gilt. Und zahlreiche Wirtschaftszweige umfasst.
Auch obliegt ihr die Organisation des Wahlfahrtsortes des Imam-Reza-Schreines in Maschad. Neben Qom der bedeutendste im Iran und nach Kerbala und Nadjaf im Irak. Für die Schiiten.
Imam-Reza-Schrein

Dieser Komplex bildet das Zentrum des Tourismus im Iran und wird jährlich von 15 bis 20 Millionen Pilgern besucht.[2] Der Schrein selbst umfasst eine Fläche 267.079 m²; die sieben Innenhöfe, die den Schrein umgeben, haben zusätzlich eine Fläche von 331.578 m² - insgesamt also 598.657 m².[3]

https://de.wikipedia.org/wiki/Imam-Reza-Schrein
Sicherlich kann es da trotzdem ziemliche Überraschungen geben. Auch könnte überlegt werden das Amt des Obersten geistlichen Führers zeitlich zu beschränken. Auf jeden Fall gilt Raisi als ein Favorit.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Man weiß es nicht. Wenn Khamenei selbst niemanden als Nachfolger einsetzt, wird man es sich an den Tagen nach seinem Tod überlegen. Da kann dann fast alles passieren, je nachdem wer zufälligerweise im richtigen Gremium den Ton angibt.
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Ära der Populisten

Beitrag von King Kong 2006 »

Er will wieder kandidieren. Obwohl Khamenei davon nicht begeistert ist.
Irans Ex-Präsident Ahmadi-Nejad kandidiert wieder

Überraschende Entscheidung entgegen Rat Khameneis

Ahmadinejad: Kandidatur nur zur Unterstützung seines ehemaligen Stellvertreters Teheran – Der iranische Ex-Staatschef Mahmoud Ahmadi-Nejad hat sich überraschend als Kandidat für die Präsidentschaftswahl registrieren lassen. Das berichteten iranische Staatsmedien am Mittwoch. Ahmadi-Nejad hatte eigentlich zuvor erklärt, nicht zu kandidieren, nachdem das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, ihm davon abgeraten hatte.

derstandard.at/2000055816171/Ex-Praesident-Ahmadi-Nejad-kandidiert-bei-Wahl-im-Iran
Ob er Chancen hat, sei dahingestellt. Rouhani hatte zuletzt immer versucht gegen die US-Sanktionen anzukommen. Er muß etwas liefern. Das hält ihn und seine Vertreter am Leben. Wenn durch das Atomabkommen nicht massive, signifikante wirtschaftliche Entwicklungen im Iran spürbar sind (siehe US-Sanktionen), dann bekommen die Hardliner wieder Überhand.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Ich glaube das wird für Achmadinejad nicht gut enden.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(12 Apr 2017, 15:48)

Ich glaube das wird für Achmadinejad nicht gut enden.
Vorstellen kann ich mir einen erneuten Präsidenten Ahmadinejad nicht wirklich. Aber einen Trump konnte ich mir auch nicht vorstellen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Nur das es im Iran keine ausländischen Geheimdienste braucht um Wahlen zu manipulieren. ;)

Eine Wahl Achmadinejads wäre einfach nur Trolling der Bevölkerung, weil Khamenei gesagt hat er soll nicht antreten. Ich glaube ohnehin, dass er sich angemeldet hat damit er dann wieder aussteigt und dafür ein anderer Kandidat von ihm antreten darf.
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Hanebüchene Wahlversprechen

Beitrag von King Kong 2006 »

Wahlversprechen:
Iran: Kandidaten versprechen die Sterne vom Himmel

AMIR LOGHMANY AUS TEHERAN

Sechs Millionen Arbeitsplätze, Vervierfachung der Nettoeinkommen und mehr Geld für Familien: Drei Wochen vor der Wahl überschlagen sich die Kandidaten mit Wahlversprechen
Der eine will sechs Millionen neue Arbeitsplätze schaffen, der andere verspricht hohe Familienbeihilfen, der nächste stellt völlig neue Perspektiven für die iranische Gesellschaft innerhalb von hundert Tagen in Aussicht. Am Freitagabend sollten die Kandidaten erstmals in einer Fernsehdebatte aufeinandertreffen.
Der durchaus nicht unbeliebte z.T. kurdischstämmige Teheraner Bürgermeister und General der Reserve, Ghalibaf:
Der Oberbürgermeister von Teheran, Mohammad Bagher Ghalibaf, steht, was großartige Ankündigungen anbelangt, an erster Stelle. Ohne einen konkreten Plan vorzulegen, behauptet er, innerhalb von vier Jahren das Nettoeinkommen aller Arbeitnehmer vervierfachen zu wollen. In Zahlen würde das bedeuten, dass der Iran auf einer Stufe mit den meisten mitteleuropäischen Staaten steht. Die meisten Medien sehen das als reine Utopie und werfen ihm Unwissenheit vor. Außerdem will er sechs Millionen neue Arbeitsplätze schaffen. Dazu ist zu bemerken, dass der Iran höchstens 2,5 Millionen Arbeitslose hat. Was Ghalibaf mit den 3,5 Millionen Arbeitsplätzen, die unbesetzt bleiben würden, vorhat, steht in den Sternen.

Ebrahim Raisi, der Favorit der Konservativen, bleibt aber nicht weit hinter den Versprechungen Ghalibafs zurück. Er wird in kürzester Zeit die Wirtschaft in Schwung bringen und allen Familien monatlich dreimal so viel Bargeld überweisen, wie es dereinst Mahmud Ahmadi-Nejad als Präsidentschaftskandidat versprochen hat. Woher das Geld kommen soll, sagt Raisi nicht. Er will außerdem die Arbeitslosigkeit innerhalb kürzester Zeit überwinden.
Von Seiten der Presse im Iran wird den Kandidaten nicht gerade Fachwissen in Sachen Ökonomie bescheinigt.
"Keine Ahnung von Wirtschaft"

Mit Blick auf die vielen Versprechungen der Kandidaten kommentiert die reformorientierte Tageszeitung Aftab-e Yazd, die in der Amtszeit von Präsident Mohammed Khatami (1997–2005) gegründet wurde, dass "die Herrschaften entweder keine Ahnung von Wirtschaft haben oder glauben, dass leere Versprechungen im Iran eine lange Tradition haben angesichts der acht Jahre der Präsidentschaft Ahmadi-Nejad: Auch er hat nicht an leeren Versprechungen gespart – und das Land ruiniert."
Präsident Hassan Rohani, der von seinen Gegnern erbittert dafür kritisiert wird, dass die Früchte des Atomabkommens angeblich ausbleiben, setzt einfach darauf, die Menschen vom Gegenteil zu überzeugen: dass es aufwärts geht und sein Kurs richtig ist. Wenn man informellen Umfragen glauben darf, wird Rohani die Präsidentenwahl gewinnen. Ihm würde eine hohe Wahlbeteiligung zugutekommen, mit der zu rechnen ist, denn gleichzeitig finden Gemeindewahlen statt.

derstandard.at/2000056735923/Iran-Kandidaten-versprechen-die-Sterne-vom-Himmel
Ahmadinejad übrigens befürchtet eine Rufschädigung durch Wahlkampfdebatten.
Er warnte außerdem die Kandidaten davor, ihn in den Fernsehdebatten anzugreifen: In dem Fall werde er sie klagen.
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Rouhani wiedergewählt - Gegen Protektionismus

Beitrag von King Kong 2006 »

Iran wählt die Vernunft

Die Iraner haben ein deutliches Votum abgegeben: Hassan Rohani bleibt Präsident. Damit entscheidet sich das Land gegen den Populismus - und für einen prowestlichen Kurs.
Die Hardliner argumentieren damit, daß der Iran stark genug ist sehr protektionistisch zu sein. Und auch keine ausgeprägten Beziehungen zum Westen unterhalten zu müssen. Darüber kann man trefflich streiten.
Wunsch nach einer besseren, friedlichen Zukunft

Ebenso ließen sie sich nicht von den anti-iranischen Tönen von US-Präsident Donald Trump beeindrucken und von seinem Einreiseverbot für Muslime aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern, darunter Iran. Auch dass Trump jetzt den sunnitischen Erzrivalen des schiitischen Iran besucht, Saudi-Arabien, bekümmerte sie nicht. Die Iraner wollen wieder Teil der Weltgemeinschaft sein, anerkannt und respektiert. Sie hören sehr wohl, dass Hardliner ihnen versprechen, Iran sei groß und rohstoffreich genug, um alleine, unabhängig vom Rest der Welt, zu überleben - doch sie spüren, dass solch eine Existenz in einer globalisierten Welt keine Zukunft hat.
Natürlich sind bessere Beziehungen zum Westen auch daran geknüpft, wie man sich versteht. Das ist für die Hardliner schwer zu schlucken. Will der Iran allerdings sein Potential an Humankapital und Ressourcen stärker entfalten, dann scheint das ohne den Westen ohne weiteres möglich. Der Iran hat mit großer Mehrheit gegen stärkeren Protektionismus gestimmt.

Man mag meinen, daß aufgrund der Auswahl an Kandidaten das nicht so spektakulär wäre. Alles Leute des Systems. Aber es gibt erhebliche Unterschiede. Wenn ein Hardliner gewählt worden wäre, dann wäre das schnell spürbar geworden.
Rohani, 68, ist ein Geistlicher und Jurist, der in Glasgow über islamische Gesetzgebung in Iran promoviert hat. Westliche Kritiker, die ihn als "Mullah" abtun, verkennen, dass Kleriker in Iran ein breites Meinungsspektrum vertreten, von linksliberal bis ultrakonservativ. Dass sie sich äußerlich oft gleichen - langer grauer Bart, dunkles Gewand, Turban -, täuscht über die großen inhaltlichen Unterschiede hinweg.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/h ... 48612.html
Die EU und Russland gratulieren Rouhani.
Russia, EU congratulate Iran’s Rouhani on re-election

http://www.timesofisrael.com/russia-eu- ... -election/
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Fluchtbewegung aus oder auch in den Iran - Zweiter Weltkrieg

Beitrag von King Kong 2006 »

Mehrere Millionen IranerInnen haben seit der Revolution 1979 den Iran verlassen. Auch unter dem Schah kehrten einige dem Land den Rücken. Allerdings marginal, meist politische Dissidenten, oder wegen Auslandsstudium und anschließenden Verbleib dort. Zugleich sind mehrere Millionen Afghanen und Iraker in den Iran geflohen. Vor Kriegen und wirtschaftlichen Gründen.

Während des Zweiten Weltkrieges kamen mehrere tausend Juden aus Frankreich in den Iran. Durch engagiertes Handeln eines iranischen Diplomaten. Was nicht so bekannt ist, war die Fluchtbewegung vieler Polen in den Iran. Sicher nicht, weil es ein gelobtes Ziel war, einige gingen nach Palästina weiter, sondern weil es sicherer als die Sowjetunion war. Nach der Invasion der Sowjets nach Ostpolen 1939 kam es zu Umsiedlungsaktionen und Deportationen in Polen. Rund 116 000 Polen sind über die Kaspiregion in den Iran gelangt.
1943

Polish refugees in Iran

Desperate refugees find solace in Persian hospitality

In September 1939, Nazi Germany invaded Poland, marking the beginning of World War II. As part of Germany’s nonaggression pact with the Soviet Union, eastern Poland was occupied and annexed by the USSR.

Approximately 1.25 million Poles were deported to various parts of the Soviet Union, including half a million “socially dangerous” Poles who were packed into trains and shipped to labor camps in Kazakhstan and Siberia. Thousands died of exhaustion, disease and malnutrition.
Crossing the Caspian Sea in crowded boats, over 116,000 Poles made it to Iran. Most landed in the port city of Pahlevi, where they were fed and quarantined — malaria, typhus and starvation-related ailments were widespread. Many died and were buried there.

Those who survived were transported to Tehran, where they were warmly welcomed by the Iranian government. Buildings were repurposed to house them, and Polish schools, businesses, and cultural organizations were established. People who had spent years in freezing and disease-ridden conditions now had clean beds and plenty of food.

http://mashable.com/2016/05/21/polish-r ... z5tuiic5qF
Eine Leistung eines Einzelnen, von Abdol-Hossein Sardari, war die im Auswärtigen Dienst im besetzten Frankreich. Er organisierte die Rückführung iranischer Juden aus Frankreich. Irgendwann begann er iranische Blankopässe auszustellen. Was die iranischen Staatsbürger jüdischen Glaubens betraf konnte Sardari mit halbseidenen Erklärungen in pseudorassischer Art die Verantwortlichen überzeugen sie gehen zu lassen. Bei den späteren von ihm selbst vorgenommenen Einbürgerungen wurde es einfacher, da die Religionszugehörigkeit nicht dokumentiert wurde. Zumal ein arischer Pass für die Nazis sowieso eine Freifahrtkarte ist.
Abdol-Hossein Sardari (* 1895; † 1981 in Nottingham) war ein iranischer Diplomat, der während des Holocausts vielen Juden das Leben rettete; er wird oft als „Irans Schindler“ bezeichnet. Sardari war der Onkel von Fereydoun Hoveyda.
In diesen Pässen waren keine Angabe zur Religionszugehörigkeit einzutragen, so dass die Passinhaber als Iraner und damit als Arier galten. Da ein Pass auch für ganze Familien ausgestellt werden konnte, geht man heute davon aus, dass Sardari damit 2000 bis 3000 Juden das Leben rettete.

https://de.wikipedia.org/wiki/Abdol-Hossein_Sardari
Wie wechselhaft es sein kann, wann, warum es viele Bewegungen in oder aus einem Land gibt.
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Frankreich steigt wieder groß ein

Beitrag von King Kong 2006 »

Total-Konzern soll größtes Gasfeld der Welt erschließen

Es ist der erste Großauftrag für ein westliches Energieunternehmen seit dem Ende der Sanktionen: Der französische Total-Konzern soll das größte Gasfeld der Welt in Iran entwickeln.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 55730.html
Paris ist von den westlichen Staaten vielleicht der zielstrebigste Investor.
Iran sei ein enormer Markt, drei Mal so groß wie Frankreich, 80 Millionen Einwohner, "mit einer sehr gut ausgebildeten städtischen Mittelklasse, einem enormen Appetit auf eine westliche Lebensweise, einem Fahrzeugpark, der dringend erneuert werden muss", Frankreich habe alles zu gewinnen, freute sich der Ökonom Thierry Coville, Anfang 2014, in der Zeitung Le Parisien.

Das war kurz nach dem Aufbruch einer großen französischen Wirtschaftsdelegation nach Teheran. Eine ganze Hundertschaft französischer Unternehmer, 116 Top-Spitzen von Total, Peugot, Citroën, Airbus, Lafarge, GDF Suez, Alstom, Safran, Alcatel, L'Oréal (Iran ist ein sehr lukrativer Kosmetikmarkt) und sogar ein Vertreter des Fußballclubs AJ Auxerre weilten drei Tage lang, vom 2. bis zum 5. Februar 2014 in Teheran. Das war zwei Jahre vor der Wiener Übereinkunft zum zivilen Atomprogramm Irans und der Aufhebung der Sanktion.

https://www.heise.de/tp/features/Iran-W ... 89908.html
Die frz. Autokonzerne haben im Iran unter den 25 vertretenen Automobilherstellern was die Lizenzproduktionen und technologische Kooperationen betrifft vor den asiatischen, anderen europäischen oder gar us-amerikanischen Firmen die Nase weit vorne. Die Automobilindustrie (inklusive Zulieferer) im Iran ist der größte Arbeitgeber mit ca. 700 000 Beschäftigten und 10 % des GDP nach der Energiebranche. Trotz schwerer Sanktionen betrug die Produktionsrate im Iran für 2016 immerhin ca. 1.1 Mio. Automobile (PKW, Lastwagen, Busse usw.). Schätzungsweise 450 000 Einheiten davon haben direkt oder indirekt mit frz. Kooperationen zu tun. Mit Alstom aus Frankreich baut Wagon Pars im iranischen Arak u.a. Dieselloks. Frankreich ist traditionell stark auf dem Markt im Iran im Bereich Transportwesen vertreten. Dt. Firmen sind u.a. bei der Entwicklung von Motoren vor Ort aktiv (IKCO EF Engines). VW will eine Produktionslinie im Iran, aber so aggressiv wie die Franzosen sind sie nicht, was ihre Interessen betrifft. ;)

Die frz. Küche darf natürlich nicht fehlen.
Iran, France Enter Joint Venture for Shrimp Production

https://financialtribune.com/articles/d ... production
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Politikum - Frauen und Gesellschaft

Beitrag von King Kong 2006 »

Frauen ins Stadion - das Politikum. Syrerinnen dürfen. Das ist ein Unding. Nicht, daß sie dies dürfen, sondern, daß Iranerinnen das nicht dürfen.
Ärger bei Iran in WM-QualifikationIran lässt keine Frauen ins Stadion - weibliche Fans aus Syrien schon

http://www.focus.de/sport/fussball/wm-2 ... 60227.html
"Lasst iranische Frauen ins Stadion": Hackerangriff auf Nationalstadion

Zum Quali-Spiel gegen Syrien, das durch das Unentschieden die asiatischen Play-offs erreichte, hatte das Sportministerium erstmals Vertreterinnen des Parlaments eingeladen. Einige Frauen schlugen die Einladung allerdings aus.

"Es ist sehr bedauerlich zu sehen, dass nur die weiblichen Fans der Gegenmannschaft zu einem Heimspiel des iranischen Nationalteams zugelassen werden", sagte die Abgeordnete Fatemeh Hosseini der Nachrichtenagentur ISNA am Mittwoch. Das Parlament werde nach den Sommerferien das Thema auf die Agenda setzen und erwarte klare Antworten vom Sportminister, so Hosseini.

Frauen im Iran als Fußball-Politikum

Der Zugang von Frauen in Sportstadien ist im Iran ein Politikum. Der einflussreiche Klerus ist dagegen. Islamische Frauen hätten in Stadien, besonders im Asadi Fußballstadion mit dessen frenetischen männlichen Fans und ihren vulgären Rufen, nichts zu suchen.

http://www.focus.de/sport/fussball/wm-2 ... 61251.html
Das ist ein großes Politikum im Iran. Das kann die Gefüge im Iran erschüttern. Zwar gibt es mehr Studentinnen als Studenten im Iran. Auch gab es eine Vizepräsidentin, aber die Geschlechterfrage im Iran, daran macht sich die Islamische Republik fest. So kann etwas profanes wie die Frage des Live-Zusehens im Stadion zu etwas Umwälzenden werden.

Rouhani beißt sich im Moment daran die Zähne aus. Das ist ein altes Problem. Sogar der "Irre von Teheran" (Springer-Verlag), Ahmadinejad fiel damit den Hardlinern im Iran unangenehm auf. Nicht nur, daß er jüdische Vertreter in New York herzte und umarmte, der promovierte Ingenieur in aller Öffentlichkeit seiner ehemaligen Lehrerin die Hand küsste, er holte sich auch sprichwörtlich eine Watschen, als er forderte, daß endlich auch neben den Männern auch gleichzeitig die Frauen ins Stadion sollten. Sicherlich sah nicht nur die Bild, sondern auch die Hardliner im Iran seinen Geisteszustand als besorgniserregend an.

Gleichzeitig steigt die Zahl der Touristen, die in den Iran reisen sprunghaft an.
Marketplace Middle East

Iran's tourism industry is booming

More than 6 million people visited Iran in the year ending March 2017, up 50% on the previous year and three times the number in 2009, according to official data.
And the market clearly has room for many more players. Iran wants to attract more than 20 million visitors by 2025, according to the state tourism agency.

http://money.cnn.com/2017/09/05/news/ec ... index.html
Der Iran war nie ein klassisches Touristenland. Auch nicht unter dem Schah, als man noch Miniröcke und Bikinis sah. Eine Tourismusindustrie wie in Ägypten, der Türkei oder Spanien gab es nie und wird es absehbar auch nicht geben. Dazu steht das politische System im Weg. Schon im 19. Jahrhundert waren es eher Kulturreisende, die im Iran waren. So habe ich selbst so altes Geritze mit entsprechenden Daten an antiken Bauwerken gesehen. Schon damals offensichtlich übliche Unsitte.

Der Iran bietet fast alle Klimazonen. Von Schnee, über alte Wälder, tropische Verhältnisse, viele verschiedene Wüsten, Berge und lange Küsten. Auch ist man generell Gastfreundschaftlich. Aber Massentourismus kann es unter den jetzigen Umständen nicht geben. Viele wollen das im Iran auch nicht. Wenn ich aber die Prognose der Tourismusabteilung im Iran von 20 Mio. im Jahr 2025 lesen, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß das nur von Oberstudienräten in Rente oder Hardcore-Radfahrern gestellt werden kann. Das wird dann auch die Gruppe sein müssen, die auch Ballermann liebt. Das geht - im Moment - im Iran keinesfalls. Weder vom Alk, noch vom Bikini.
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Die digitale Gesellschaft - Hart umkämpft auch im Iran

Beitrag von King Kong 2006 »

Im Iran gärt es unter den Anwendern. Gerade unter den Jüngeren, von denen es sehr viele im Iran gibt. Einige Apps gibts nicht mehr. Dazu später.

Digitale Medien sind im Iran beliebt und werden im großen Rahmen genutzt.
Communications in Iran

Iran has a population of 80 million with some 56% of Iranians under the age of 25.
In 2012, there were 43 million internet users in Iran, making the country first in the Middle East in terms of number.[6][7][8]

Iran is among the first five countries which have had a growth rate of over 20 percent and the highest level of development in telecommunication.[9] Iran has been awarded the UNESCO special certificate for providing telecommunication services to rural areas. By the end of 2009, Iran's telecom market was the fourth-largest market in the region at $9.2 billion and is expected to grow to $12.9 billion by 2014 at a CAGR of 6.9 percent.[10]

According to the Electronic Journal on Information Systems in Developing Countries (EJISDC), the information and communications technology (ICT) sector had a 1.1-1.3% share of GDP in 2002. About 150,000 people are employed in the ICT sector, including around 20,000 in the software industry.[11] There were 1,200 registered information technology (IT) companies in 2002, 200 of which were involved in software development. Software exports stood around $50 million in 2008.[12]
About 150,000 people are employed in the ICT sector, including around 20,000 in the software industry.
Die Sanktionen behindern den Iran, wie auch die eigene Zensur, allerdings wiederum eröffnet dies Möglichkeiten für iranische Startups nicht gleich geschluckt oder verdrängt zu werden.
Iran is an innovative country with a population of approximately 80 million and 120% mobile penetration. Since 2012, Iran’s startup ecosystem has flourished. According to the Wall Street Journal, sanctions are also helping spur entrepreneurship in Iran.
Since 2015, many foreign companies are beginning to explore ways to start technology companies in Iran (such as Germany's Rocket Internet) or allow their services to become available in the country (such as United States' Google).[28][104][121][122][123] For example, Iran Internet Group, a joint venture between South African telecom company MTN and Rocket Internet has been launching Iranian versions of eBay (Mozando), Amazon (Bamilo), and Uber (Snapp/Taxi Yaab).[107][116][clarification needed] Many returning Iranian citizens abroad are also participating in this trend (Iranian Americans in particular).

https://en.wikipedia.org/wiki/Communications_in_Iran
Aufgrund der US-Sanktionen hat Apple und Google einiges aus ihren Stores genommen. Und Uber ist wohl weg.
Iranians outraged over removal of apps from Google Play store

Comprehensive sanctions prevent Iranians from ordering cabs and food on their phones.

Google Play on Friday removed Iranian apps from its store in compliance with 22-year old U.S. sanctions against Iran.
In this case, Google was providing Iranians with a service by hosting the apps. That put Google — along with Apple, which removed Iranian apps from its store in August — in violation of the sanctions.

In 2014 President Barack Obama’s administration issued a new license allowing companies such as Apple and Google to open their apps stores to Iranians. The idea was to “win over young Iranians by giving them access to app stores, or Macbooks or tablets,” said Cullis. But that license did not cover hosting apps developed by Iranians.
“You read Iranian Twitter today and everyone is just inflamed…it’s made them angrier than ever…it really antagonizes Iranian youth,” said Cullis.

Google Play opened access to Iranian consumers in 2013. Around 50 percent of the country of 80 million people are 30 or younger. There are roughly 48 million smartphone users there, making it a lucrative market.

Despite recertifying the 2015 nuclear deal with Iran, Trump signed a new round of sanctions against Iran in July, targeting the country’s ballistic missile program.

The nuclear deal saw Iran curbing its nuclear program in exchange for some sanctions against it being relaxed. Despite assurances from the U.N. nuclear watchdog agency (IAEA) that Iran is in full compliance with the terms of the deal, the Trump administration has been looking for ways to break or renegotiate the deal.
“The irony is that you have all these young Iranian entrepreneurs that are really skirting government controls, operating outside bounds, developing apps, letting other young Iranians have access to those apps, and now because the U.S. embargoes are as they are, they have to shut that all down,” said Cullis.
Apple removed Iranian apps from its store in late August and was criticized by Iranian officials for removing the apps without any prior warning. The decision also prompted outrage among the country’s estimated 47 million social media users, who responded with petitions and a #stopremovingiranianapps hashtag on Twitter.
Iran’s telecommunications minister Mohammad Javad Azari-Jahromi responded by saying that Apple should “respect the rights” of Iranian consumers. There were reports that authorities were considering suing Apple for the move.

https://thinkprogress.org/google-play-i ... ba4b1649d/
Solche Klagen können teuer werden. Jüngst haben die USA tatsächlich weitere 1.5 Milliarden Dollar an den Iran zurückgezahlt. Offene Rechnungen aus alten Waffendeals.

Für viele IranerInnen ist das Internet und die digitale Mobilität nicht mehr wegzudenken, wie hier für viele in Deutschland. Gerade für die sogenannten sozialen Netzwerke gibt es viele Interessenten im Iran. Auch als Möglichkeit damit die Kommunikation über dir iranischen Grenzen hinweg zu betreiben und zu halten.

Natürlich gibt es auch Chancen in der Krise. Wie es immer so schön heißt. Iranische Alternativen. Sind die bei Waffensysteme im Vergleich zu den USA zweite Wahl, muß es das nicht für Software bedeuten.
Marketplace Middle East

The ride-hailing app that rules Tehran's busy streets

Tehran's busy streets have five times as many taxis as New York, offering huge potential for a ride-hailing app.

And with Uber locked out of the Iran for the foreseeable future due to U.S. sanctions, startup Snapp is seizing its chance to become the leading local player.
"The Iranian Uber" launched in 2014. Its current CEO, Shahram Shahkar, joined early last year.

Snapp is available on iOS and Android and also has an Apple Watch version. The app promises to find its users a ride in less than five minutes.
Der hungrige Markt allerdings hat schon unter iranischen Anbieter einen Wettkampf.
He may not have long to wait. Snapp is already available in four cities and will "soon be covering all the major cities of Iran," Shakhar said.

Snapp claims to have 80% of the market but doesn't have Iran's streets entirely to itself. Other local apps such as Tap30 and Carpino are vying for a share.

http://money.cnn.com/2017/07/30/technol ... index.html
Interessant im Rahmen der Sanktionen hier im Kontext des IT-Sektors sind die Iranian-Americans. Viele wollen von den USA aus im Iran business machen.
Why the rise of Iranian-Americans in tech is no surprise

Longtime Expedia CEO Dara Khosrowshahi has put Iranians and Iranian-Americans in the spotlight. In part, that’s because the 48-year-old, just elected to become Uber’s new CEO, fled Iran with his family at age 9 to escape the Iranian Revolution. In part, his ties to other people of Iranian descent in the U.S. tech world are, well, extensive.
“Math and science are so rooted in Iranian culture,” says Nozad, who today co-manages the venture firm Pear, which he co-founded roughly four years ago with friend and fellow investor Mar Hershenson.

Nozad points to Maryam Mirzakhani, the first woman and first Iranian to win the Fields Medal, often described as the rough equivalent of a Nobel Prize for mathematicians. (Sadly, Mirzakhani, who was most recently a professor at Stanford, passed away last month at age 40, a victim of aggressive breast cancer.)

Nozad also evokes Sharif University of Technology in Iran, which has produced large numbers of PhD students for Stanford, as Newsweek once noted. In fact, the report praised Sharif as having “one of the best undergraduate electrical-engineering programs in the world.”

https://techcrunch.com/2017/08/28/why-t ... -surprise/
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Aufrüstung und Ausbau

Beitrag von King Kong 2006 »

Aufrüstung bekanntgegeben.
Iranischer Präsident Rohani kündigt Aufrüstung an

Ansprache bei Armeeparade: Militär und Raketenprogramm werden ausgebaut Teheran

Wenige Tage nach den Verbalattacken von US-Präsident Donald Trump gegen sein Land hat Irans Präsident Hassan Rohani den Ausbau der Streitkräfte angekündigt.

derstandard.at/2000064560497/Rohani-kuendigt-Aufruestung-an
Im Bereich der erneuerbaren Energien wird im Sektor Solarenergie ausgebaut.
Foreign Investors Offer $3.6B To Develop Iran Renewables

Foreign investors have filed proposals for a combined US$3.6 billion to develop renewable energy projects in oil and gas rich Iran, which has set an ambitious target to add 5 GW of renewable power generation capacity by 2022, Iran’s Financial Tribune reports, quoting a senior energy official.

http://oilprice.com/Latest-Energy-News/ ... ables.html
UK fund to build one of world’s biggest solar farms in Iran

A UK investment fund is set to build one of the world’s largest solar power projects in the world in Iran by the end of the decade.

The deal between Quercus and Iran’s Ministry of Energy is worth over €500m (£440m) and will bring forward a giant 600MW solar project within the next three years by building a 100MW standalone installation every six months.

http://www.telegraph.co.uk/business/201 ... arms-iran/
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Solarenergie

Beitrag von King Kong 2006 »

Durch die zumindest etwas verbesserten Investitionsmöglichkeiten im Iran nimmt die Sparte der Solarenergie im Iran Fahrt auf.
Energy in Iran

Energy in Iran describes energy and electricity production, consumption, import and export in Iran. Iran has the fourth largest oil reserves and the largest natural gas reserves in the world.[1][2]

Iran is an energy superpower.[3]

https://en.wikipedia.org/wiki/Energy_in_Iran
2 Gigawatt-Projekt
Norway's Saga in $2.9 billion deal to build solar power plants in Iran

https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN1CM33K
UK fund to build one of world’s biggest solar farms in Iran

http://www.telegraph.co.uk/business/201 ... arms-iran/
South African Firm to Build 10 MW Solar Plant in Iran

https://financialtribune.com/articles/e ... nt-in-iran
Austrian Firm to Build 4 Solar Plants in Iran

https://financialtribune.com/articles/e ... ts-in-iran
Unter dem Schah wurde zusammen mit den USA, Frankreich und Deutschland begonnen eine Atomindustrie im Iran aufzubauen. Ziel war u.a. die Energieversorgung im Iran erheblich vom eigenen Verbrauch von Öl und Gas zu entlasten. Der Iran verbrauchte damals wie heute einen erheblichen Teil dieser eigenen fossilen Energie selbst. D.h. damit kann im Export kein Geld verdient werden. Solar- oder Windenergie war damals in den Kinderschuhen. Somit blieb die Atomkraft. Heute versucht man dort zu diversifikationieren. Ein Energiemix aus Gas, Öl, Wasserkraft, Geothermal, Windkraft, Atomkraft und Solarenenergie. Auch mit Hybridsystemen, z.B. Solar- und Hydroenergie.
Iran launches first hybrid power plant

http://news.xinhuanet.com/english/2017- ... 718280.htm
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Technologietransfer/Kooperation mit dem Westen und Osten

Beitrag von King Kong 2006 »

Spanien und Südkorea vereinbaren weiteren Technologietransfer mit dem Iran.
The agreements were signed at Tehran's Milad Tower for the South Korean sides to transfer technology to Iran in the fields of thermal insulation, solar panels, alternative energy, lithium batteries and electric engines.

Iran and South Korea also signed dozens of MoUs this year on transfer of technology in a wide range of fields, including manufacturing, fishery, beekeeping, fertilizers, casting, oil and gas.

http://news.xinhuanet.com/english/2017- ... 820525.htm
Iran, Spain to promote coop. on advanced technologies

Alaei Tabatabaei, Director General for Technology Exchange of the Vice-Presidency for science and technology who accompanied knowledge-based companies in this event introduced the cooperation opportunities between the technological organizations of the two countries. In addition, he pointed out the priorities of advanced technologies in Iran and the cooperation paths with Spanish companies in exchange of knowledge and creation of joint collaborations with the Iranian knowledge-based companies.

https://en.mehrnews.com/news/130178/Ira ... chnologies
Iran Valley
http://www.iranvalley.com

Die Tabiat Brücke auf dieser Website auf dem Bild ist von einer jungen iranischen Architektin, Leila Araghian, entworfen worden.

Aga Khan Award for Architecture: Tabiat Pedestrian Bridge


IMF sees steady growth for Iran but economic reforms needed

The International Monterrey Fund is predicting a steady growth in Iran's economy but cautions it still faces a number of challenges, including the need to reduce government debt and red tape.

The IMF says growth is expected to top 4 percent in the coming fiscal year while other Mideast oil exporters are facing close to zero percent growth. Iran's economy has seen a boost since international sanctions were lifted after the 2015 nuclear deal.

IMF's report on Monday urged Iran to remove obstacles to private sector development and reduce social barriers and pay gaps for Iran's educated women.

The IMF says banks also need "urgent restructuring and recapitalization" and is recommending that Iran allocate a share of its oil revenue to cover the costs of banking reforms.

Read more here: http://www.newsobserver.com/news/busine ... rylink=cpy
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"Wir sind Arier, keine Araber"

Beitrag von King Kong 2006 »

In Bezugnahme auf Post Nr.123: Iran first!
Vizepräsident Ishagh Dschahangiri warf den Hardlinern vor, die Proteste angestiftet zu haben. Die Wirtschaftsprobleme im Land seien für sie nur ein Vorwand für eine Hetzkampagne gegen Präsident Hassan Rohanis Reformpolitik, sagte Dschahangiri nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna. Dies erkläre auch die "Nieder-mit-Rohani"-Rufe einiger Demonstranten.

Laut Augenzeugen kritisierten die Demonstranten aber auch Rohanis Nahostpolitik, die immer wieder zu internationalen Sanktionen gegen Iran führe. Mit dem Slogan "Nicht Gaza, nicht Syrien, nicht Libanon, wir opfern uns nur für Iran", forderten die Demonstranten mehr Aufmerksamkeit für ihr eigenes Land. Weiterhin riefen sie "Wir sind Arier, keine Araber" und "Statt Lösungen für Syrien Lösungen fürs eigene Land".

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 85486.html
Sicher für viele IranerInnen an logischer Ansatz. Iranisches Geld für Iraner. Allerdings wäre es naiv zu glauben, daß der Iran - egal, unter welcher Regierung - als Großmacht vor Ort nicht auch eine "Vorwärtsverteidigung" und Interessenspolitik betreiben würde. Der letzte Kaiser schickte auch Kampftruppen auf die arabische Halbinsel und nach Pakistan. Nahtürlich genauso legal wie heutzutage auf Nachfrage der jeweiligen Regierungen! Es ist auch egal, wer US-Präsident ist oder ob die Kommunisten oder Nationalisten in Russland an der Macht sind. Sie werden immer ihre Interessen verteidigen. Das tun Arier genauso wie Schiiten. Weil sie u.a. als gemeinsame Schnittmenge Iraner sind.

Interessant wird es sein, wer im Iran den Protest für sich übernehmen und lenken kann. Die Hardliner gegen Rouhani? Die Liberalen gegen die Hardliner? Geht es insgesamt gegen die Führung? Interessant ist, das die Demonstranten auch gegen Rouhanis Nahostpolitik sind. Ich bin mir nicht sicher, ob Rouhani überhaupt in der Position ist diese maßgeblich vorzugeben. Das war auch der große Irrglaube zu denken, das der damalige Präsident Ahmadinejad irgend so ein verrückter Diktator war, der ständig auf den roten Knopf hätte drücken können. Das war er eben nicht.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Tom Bombadil »

Oh, das sind aber sehr rassistische Töne aus dem Iran.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(29 Dec 2017, 22:33)

Oh, das sind aber sehr rassistische Töne aus dem Iran.
Ja, klingt arg nazimäßig.... aber man findet, daß die Einwohner in Teilen Indiens und Persiens sich seit Urzeiten so nennen. Kann also igitt sein oder nur unbedarft, siehe:

https://de.wikipedia.org/wiki/Arier
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Tom Bombadil »

Es geht nicht um das Wort Arier, die Herkunft war mir schon bekannt ;)
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(29 Dec 2017, 22:42)

Ja, klingt arg nazimäßig.... aber man findet, daß die Einwohner in Teilen Indiens und Persiens sich seit Urzeiten so nennen. Kann also igitt sein oder nur unbedarft, siehe:

https://de.wikipedia.org/wiki/Arier
Unbedarft ist das sicher nicht. Arier hat in Asien einen anderen Klang als in Europa. Dieses Wort ist durch den deutschen Nationalsozialismus ein Unwort geworden, für das man sich in Europa schämt. In Asien zieren Hakenkreuze seit Urzeiten z.B. Buddha-Statuen. Im Iran oder Indien ist das kein Unwort. Das ist europäische Geschichte. Nicht asiatische.

Man will im Iran noch einmal klarmachen, daß man kein Araber ist. Seit Jahrtausenden kennt der Iran Staatsformen mit vielen Völkern drin. Dennoch ist seit 1979 gerade die ethnische Komponente für viele im Iran nicht mehr erkennbar. Teheran fährt anders als die Könige und Kaiser vorher die Schiene, der "Gleichmacherei". Araber, afghanische Völker, Turkvölker, Iraner alles unter einem Banner. Das geht vielen IranerInnen zu weit. Wieso soviel Geld für arabische Staaten ausgeben? Für Afghanistan? Iran first! Der Hinweis, daß man Arier sei, ist in diesem Kontext zu sehen. Der Kontext im europäischen Raum, mit europäischer Geschichte ist anders. Der asiatische ist älter und beruht auf anderen Prämissen in diesem Kontext.

Nach dem Zusammenbruch des Ost-West Konflikts und dem Rückzug der USA aus Middle East sieht der Iran sich in dem sich umgebenden "Brei" (Thomas L. Friedman, NYT) herausgefordert.
"Niemand will ein Feuer in der Nachbarschaft, wenn es nicht kontrolliert wird, kommt es zu dir," sagt Sheikh al-Islam vieldeutig.
Deshalb entwickelte Teheran eine Doktrin, die besagt, dass der Feind an den Frontlinien weit außerhalb Irans zu schlagen sei, sagt Sheikh al-Islam.

Iran sieht sich in einem existenziellen Abwehrkampf gegen einen aufsteigenden, radikalen sunnitischen Islam. Die Quelle des Übels orten die Iraner in Riad. Der Wahhabismus, die wohl radikalste Lesart des sunnitischen Islam, ist dort Staatsdoktrin und viele sunnitische Dschihadisten in der Welt fühlen sich von dieser extremen Interpretation angesprochen.
Der bisherige Höhepunkt der neuen Feindseligkeit zwischen Riad und Teheran war die Drohung des neuen, starken Mannes im Königreich Saudi-Arabiens, Kronprinz und Verteidigungsminister Mohammad bin Salman, "den Krieg nach Iran" zu tragen.

Der Anschlag auf das iranische Parlament und die Grabstätte des Revolutionsführers Ayatollah Khomeini am 7. Juni wurde in Teheran prompt als Einlösung dieser Kampfansage verstanden. Bei dem Angriff starben 14 Menschen und 46 wurden verwundet. Viele Iraner glauben, dass die IS-Attentäter direkt aus Riad gesteuert wurden.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 84589.html
Neben viel Zustimmung unter den IranerInnen für diese Strategie in dem zusammenbrechenden gefährlichen Umfeld, gibt es natürlich auch viel IranerInnen, die aus Nationalismus sagen, daß das ziemlich egal ist. Mauern hoch, Prävention egal, Geld in inneriranische Projekte stecken. Nervende Gegner notfalls mit Atomwaffen platt machen (z.B. Saudis) oder zumindest ruhig drohen. Das ist mit asymmetrischen Gegnern aber so eine Sache und mit Proxies. Und es gibt noch die Gutmenschen im Iran, wie überall, die das in ruhigen Gesprächen mit Saudis oder Al-Qaida und IS regeln wollen.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(30 Dec 2017, 10:48)

Unbedarft ist das sicher nicht. Arier hat in Asien einen anderen Klang als in Europa. Dieses Wort ist durch den deutschen Nationalsozialismus ein Unwort geworden, für das man sich in Europa schämt. In Asien zieren Hakenkreuze seit Urzeiten z.B. Buddha-Statuen. Im Iran oder Indien ist das kein Unwort. Das ist europäische Geschichte. Nicht asiatische.

Man will im Iran noch einmal klarmachen, daß man kein Araber ist. Seit Jahrtausenden kennt der Iran Staatsformen mit vielen Völkern drin. Dennoch ist seit 1979 gerade die ethnische Komponente für viele im Iran nicht mehr erkennbar. Teheran fährt anders als die Könige und Kaiser vorher die Schiene, der "Gleichmacherei". Araber, afghanische Völker, Turkvölker, Iraner alles unter einem Banner. Das geht vielen IranerInnen zu weit. Wieso soviel Geld für arabische Staaten ausgeben? Für Afghanistan? Iran first! Der Hinweis, daß man Arier sei, ist in diesem Kontext zu sehen. Der Kontext im europäischen Raum, mit europäischer Geschichte ist anders. Der asiatische ist älter und beruht auf anderen Prämissen in diesem Kontext.

Nach dem Zusammenbruch des Ost-West Konflikts und dem Rückzug der USA aus Middle East sieht der Iran sich in dem sich umgebenden "Brei" (Thomas L. Friedman, NYT) herausgefordert.







Neben viel Zustimmung unter den IranerInnen für diese Strategie in dem zusammenbrechenden gefährlichen Umfeld, gibt es natürlich auch viel IranerInnen, die aus Nationalismus sagen, daß das ziemlich egal ist. Mauern hoch, Prävention egal, Geld in inneriranische Projekte stecken. Nervende Gegner notfalls mit Atomwaffen platt machen (z.B. Saudis) oder zumindest ruhig drohen. Das ist mit asymmetrischen Gegnern aber so eine Sache und mit Proxies. Und es gibt noch die Gutmenschen im Iran, wie überall, die das in ruhigen Gesprächen mit Saudis oder Al-Qaida und IS regeln wollen.
Ich kann mir Kenntnisse dieser Gemengelage nur anlesen; ich glaube erst einmal Ihren Ausführungen.

Aus der Ferne betrachtet ergibt sich ein buntes Kaleidoskop des Irans. Mal sind die Menschen selbstbezogene Arier, mal sich sunnitisch bedroht fühlende Schiiten mit überregionalem Auftritt, mal drohen sie Israel mit der Auslöschung. Ich vermute da mächtige Gruppeninteressen in Iran, die sich nach diesen Schwerpunkten aufgliedern. Zart besaitet gehen die auch innenpolitisch nicht miteinander um. Menschenleben haben einen weitaus geringeren Stellenwert als in unseren westlichen Gesellschaften.

Dieses Gemisch macht den Iran völlig unberechenbar: Je nachdem, wer die Nase gerade einmal vorn hat, kommen andere Stoßrichtungen zum Tragen.
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Pluralität und Diversifikation im Monotheismus und Totalarismus? Oder wie und was?

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(30 Dec 2017, 11:24)

Ich kann mir Kenntnisse dieser Gemengelage nur anlesen; ich glaube erst einmal Ihren Ausführungen.

Aus der Ferne betrachtet ergibt sich ein buntes Kaleidoskop des Irans. Mal sind die Menschen selbstbezogene Arier, mal sich sunnitisch bedroht fühlende Schiiten mit überregionalem Auftritt, mal drohen sie Israel mit der Auslöschung. Ich vermute da mächtige Gruppeninteressen in Iran, die sich nach diesen Schwerpunkten aufgliedern. Zart besaitet gehen die auch innenpolitisch nicht miteinander um. Menschenleben haben einen weitaus geringeren Stellenwert als in unseren westlichen Gesellschaften.

Dieses Gemisch macht den Iran völlig unberechenbar: Je nachdem, wer die Nase gerade einmal vorn hat, kommen andere Stoßrichtungen zum Tragen.
Deswegen ist der wiederholte Hinweis, daß es "den Islam" nicht gibt kein abgehobenes, akademisches Gerede. Es gibt nicht mal die Muslima, den Muslimen, oder den Iraner, die Iranerin im Iran! Geschweige denn "den" im Nahost, Asien, weltweit oder "den" in Deutschland.

"Mal" wie du schreibst, wird das vielleicht von Menschen wahrgenommen, die sich eben damit nicht näher auseinandersetzen. Das ist ja nicht schlimm. Ich kann mich auch mit Bolivien oder der Quantenmechanik nicht erschöpfend auseinandersetzen. Die politische, die soziale, kulturelle, historische Situation ist eben komplex. Und kann nicht mit vordergründig wirtschaftlich motivierten Eingriffen in Nahost (z.B. Carter-Doktrin) gelöst werden. Es soll auch nix gelöst werden. Es soll bedient werden. Das schöpft natürlich eine Armada neuer Probleme.

Im Iran gibt es Leute, die man als westlich bezeichnen würde. Im Westen auch ausgebildet, oft im Westen und hassen die Mullahs, den Glauben. Das sind nicht automatisch nette Demokraten. Darunter gibt es Leute, die man in Deutschland als Nazis zumindest als AfDler bezeichnen würde. Für die sind "Neger", also Schwarzafrikaner, Araber ("Sandnigger"), Türken und Juden allesamt zweite Wahl. Auch die verdrehten, vom Weg abgekommenen Iraner, die sich für Muslime halten. Für die ist Iran first! Arier. Der alte Iran. Keiner von denen würde auf die Idee kommen, wie der Muslim Ahmadinjad, Ex-Präsident Irans, bei sich jeder beliebigen Situation jüdische Rabbiner zu herzen und zu küssen! Wie auch in New York geschehen. Oder sich mit anderen Semiten herzlich und küssend eben mit arabischen Politikern händchenhaltend zu zeigen. Natürlich gibt es auch innerhalb der nationalistischen Fraktion jede Schattierung von vergleichsweise Tea Party, Trumpisten bis eben zum Schlage des Ku Klux Klan. Auch einige, die durchaus gläubig sind, aber nationalistisch. Und sich verbunden mit türkischen oder europäischen Rechten fühlen. Und mit Israel kein Problem haben. Da man gemeinsame Feinde hat. Den "Sandneger" z.B. den Araber. Auch die Nationalisten sind natürlich nur eine Fraktion im Iran. Nur sollte man sich wirklich nicht einbilden, daß der iranische Schönheitschirug in Düsseldorf oder der schwule Iraner mit einem 3.Welt Buchladen an einer Uni repräsentativ ist. Und gegen die Mullahs zu sein nicht automatisch ein "natürlicher" Verbündeter zu bedeuten hat (für wen, ist ohnehin die Frage). Und Arier wird, wie gesagt nicht so verwendet wie in Deutschland. Iran ("Land der Arier") hat sich schon lange vor dem Österreicher Schickelgruber so bezeichnet. Deshalb wundern sich vielleicht viele, warum das Holocaust-Thema und die dt. Staatsräson für Asiaten keine Bedeutung hat. Das ist das "Problem" der Deutschen. Niemand im Iran oder Indien oder in anderen Teilen Asiens lässt sich diese Selbstzeichnung "Arier" und die Swastika madig reden, wegen der dt. Geschichte.

Zum Thema, wer bestimmt eigentlich was für ein Thema im Iran. Das ist in der Tat interessant. Es war unter der Bush-Administration oder unter Obama, ich weiß es nicht mehr, da machte Washington einen Vorschlag, der würde gleich abschlägig von einer Quelle in Teheran beurteilt. Die offizielle Antwort Washingtons war interessant. Man möge doch erstmal den Entscheidungsprozess in Teheran abwarten. Man weiß in den USA, daß es verschiedene Machtblöcke im Iran gibt. Keinen Diktator der sich sofort mit einer alleinigen Meinung durchsetzt. Das mag zuerst als brüchig erscheinen und als eine Schwäche, wird aber gerade deshalb als Stabilitätsfaktor im politischen System Irans betrachtet!
Regimestabilität der arabischen Staaten und Irans im Vergleich

Das iranische Regime wird allerdings nicht nur durch den Faktor „Äußere Bedrohung“ stabilisiert, wodurch man in der Lage ist, das Volk um sich zu scharen, sondern vor allem auch aufgrund seiner systemrelevanten Beschaffenheit und des ideologischen Überbaus.

Der größte ordnungspolitische Stabilitätsfaktor in der Islamischen Republik ist die Verfassung selbst. Iran ist nicht monolithisch, das heißt., dass es gleich mehrere zueinander konkurrierende Machtzentren gibt, wie die Exekutive, Legislative und Judikative, die institutionell unabhängig voneinander sind. Hinzu kommen das „überparteiische“ Amt des religiösen Staatsoberhauptes (Wilayat al-Faqih) und einige weitere Machtzentren, wie die des Schlichtungrates. Das heißt buchstäblich das, was in der westlichen Rezeption als „Systemfehler“, „Machtkampf“ und „Risse im Regime“ empfunden wird, ist in Wirklichkeit eine der Grundsäulen der iranischen Stabilität.

Zur Gegenüberstellung: In Tunesien gab nur ein einziges Machtzentrum, nämlich das des Präsidenten. Alles war auf eine Person zugeschnitten, die seit mehr als 20 Jahren regiert. Sein Sturz kam daher dem Sturz des gesamten Regimes gleich, in Iran ist dies dagegen nur eine Frage der Personalentscheidung. Das heißt, dass die Islamische Republik im Falle von Unruhen fähig ist, durch den Austausch eines einzelnen oder mehrerer Verantwortungsträger oder einer politischen Strömung die Schuld von Miseren und Krisen auf einer einzelne Person bzw. einer politischen Strömung zu delegieren, wodurch neue glaubwürdige Versprechen möglich sind und neue Hoffnungen verbreitet werden können und der Volkszorn damit stark gedämpft wird.

http://www.irananders.de/nachricht/detail/410.html
Statt Tunesien hätte man auch die Person des letzten iranischen Kaisers Reza Pahlavi nehmen können. Alles war auf seine Person zugeschnitten. Es gab zwar ein Parlament, aber er war quasi ein absoluter Herrscher und Verbündeter des Westens. Mit seiner Person ist das gesamte System im Iran zusammengebrochen.

Aktuell bedeutet es, daß es schwer fällt einen Verantwortlichen für Miseren zu finden. Im Iran. Ahmadinejad hatte einst solch eine Funktion. Im Westen war er der totale Buhmann. Ein irrer Diktator mit dem Finger am roten Knopf. Er absorbierte den kompletten Gegenwind. Das System dahinter blieb intakt. Auch innenpolitisch wurde er fertiggemacht. Nicht nur von den Liberalen, auch von den Hardlinern, als er mehr Frauenrechte forderte. Das System blieb intakt. Im Iran herrscht das System, so wie in der Sowjetunion oder China. Man kann nicht einzelne Personen angreifen, wenn man das gesamte System ändern will. Wie Gadaffi in Libyen o.a. Das macht eine Änderung nicht unmöglich. Siehe DDR oder UdSSR.
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Re: Pluralität und Diversifikation im Monotheismus und Totalarismus? Oder wie und was?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(30 Dec 2017, 14:24)

Deswegen ist der wiederholte Hinweis, daß es "den Islam" nicht gibt kein abgehobenes, akademisches Gerede. Es gibt nicht mal die Muslima, den Muslimen, oder den Iraner, die Iranerin im Iran! Geschweige denn "den" im Nahost, Asien, weltweit oder "den" in Deutschland.

"Mal" wie du schreibst, wird das vielleicht von Menschen wahrgenommen, die sich eben damit nicht näher auseinandersetzen. Das ist ja nicht schlimm. Ich kann mich auch mit Bolivien oder der Quantenmechanik nicht erschöpfend auseinandersetzen. Die politische, die soziale, kulturelle, historische Situation ist eben komplex. Und kann nicht mit vordergründig wirtschaftlich motivierten Eingriffen in Nahost (z.B. Carter-Doktrin) gelöst werden. Es soll auch nix gelöst werden. Es soll bedient werden. Das schöpft natürlich eine Armada neuer Probleme.

Im Iran gibt es Leute, die man als westlich bezeichnen würde. Im Westen auch ausgebildet, oft im Westen und hassen die Mullahs, den Glauben. Das sind nicht automatisch nette Demokraten. Darunter gibt es Leute, die man in Deutschland als Nazis zumindest als AfDler bezeichnen würde. Für die sind "Neger", also Schwarzafrikaner, Araber ("Sandnigger"), Türken und Juden allesamt zweite Wahl. Auch die verdrehten, vom Weg abgekommenen Iraner, die sich für Muslime halten. Für die ist Iran first! Arier. Der alte Iran. Keiner von denen würde auf die Idee kommen, wie der Muslim Ahmadinjad, Ex-Präsident Irans, bei sich jeder beliebigen Situation jüdische Rabbiner zu herzen und zu küssen! Wie auch in New York geschehen. Oder sich mit anderen Semiten herzlich und küssend eben mit arabischen Politikern händchenhaltend zu zeigen. Natürlich gibt es auch innerhalb der nationalistischen Fraktion jede Schattierung von vergleichsweise Tea Party, Trumpisten bis eben zum Schlage des Ku Klux Klan. Auch einige, die durchaus gläubig sind, aber nationalistisch. Und sich verbunden mit türkischen oder europäischen Rechten fühlen. Und mit Israel kein Problem haben. Da man gemeinsame Feinde hat. Den "Sandneger" z.B. den Araber. Auch die Nationalisten sind natürlich nur eine Fraktion im Iran. Nur sollte man sich wirklich nicht einbilden, daß der iranische Schönheitschirug in Düsseldorf oder der schwule Iraner mit einem 3.Welt Buchladen an einer Uni repräsentativ ist. Und gegen die Mullahs zu sein nicht automatisch ein "natürlicher" Verbündeter zu bedeuten hat (für wen, ist ohnehin die Frage). Und Arier wird, wie gesagt nicht so verwendet wie in Deutschland. Iran ("Land der Arier") hat sich schon lange vor dem Österreicher Schickelgruber so bezeichnet. Deshalb wundern sich vielleicht viele, warum das Holocaust-Thema und die dt. Staatsräson für Asiaten keine Bedeutung hat. Das ist das "Problem" der Deutschen. Niemand im Iran oder Indien oder in anderen Teilen Asiens lässt sich diese Selbstzeichnung "Arier" und die Swastika madig reden, wegen der dt. Geschichte.

Zum Thema, wer bestimmt eigentlich was für ein Thema im Iran. Das ist in der Tat interessant. Es war unter der Bush-Administration oder unter Obama, ich weiß es nicht mehr, da machte Washington einen Vorschlag, der würde gleich abschlägig von einer Quelle in Teheran beurteilt. Die offizielle Antwort Washingtons war interessant. Man möge doch erstmal den Entscheidungsprozess in Teheran abwarten. Man weiß in den USA, daß es verschiedene Machtblöcke im Iran gibt. Keinen Diktator der sich sofort mit einer alleinigen Meinung durchsetzt. Das mag zuerst als brüchig erscheinen und als eine Schwäche, wird aber gerade deshalb als Stabilitätsfaktor im politischen System Irans betrachtet!



Statt Tunesien hätte man auch die Person des letzten iranischen Kaisers Reza Pahlavi nehmen können. Alles war auf seine Person zugeschnitten. Es gab zwar ein Parlament, aber er war quasi ein absoluter Herrscher und Verbündeter des Westens. Mit seiner Person ist das gesamte System im Iran zusammengebrochen.

Aktuell bedeutet es, daß es schwer fällt einen Verantwortlichen für Miseren zu finden. Im Iran. Ahmadinejad hatte einst solch eine Funktion. Im Westen war er der totale Buhmann. Ein irrer Diktator mit dem Finger am roten Knopf. Er absorbierte den kompletten Gegenwind. Das System dahinter blieb intakt. Auch innenpolitisch wurde er fertiggemacht. Nicht nur von den Liberalen, auch von den Hardlinern, als er mehr Frauenrechte forderte. Das System blieb intakt. Im Iran herrscht das System, so wie in der Sowjetunion oder China. Man kann nicht einzelne Personen angreifen, wenn man das gesamte System ändern will. Wie Gadaffi in Libyen o.a. Das macht eine Änderung nicht unmöglich. Siehe DDR oder UdSSR.
Tja, was fangen wir Europäer nun damit an? Am besten doch, einen weiten Bogen um die gesamte Gegend von der Türkei bis Indien machen!
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Re: Pluralität und Diversifikation im Monotheismus und Totalarismus? Oder wie und was?

Beitrag von King Kong 2006 »

H2O hat geschrieben:(30 Dec 2017, 14:43)

Tja, was fangen wir Europäer nun damit an? Am besten doch, einen weiten Bogen um die gesamte Gegend von der Türkei bis Indien machen!
Das hat sich von Alexander dem Grossen bis zur Carter-Doctrin offenbar nicht empfohlen. ;)

Lange Zeit kämpften sich das Abendland und das Morgenland hin und her. Dann zog Europa davon, im Rahmen des Kolonialismus, später postkolonial durch US- und sowjetischen Interessen kam auch wenig zurück. Die gewaltsamen Interventionen waren eine Einbahnstraße. Jetzt haben wir die Globalisierung.

Im Rahmen der Globalisierung allerdings ist die Einbahnstrasse seit ein paar Jahrzehnten nach beiden Seiten zugänglich. Die Splitter und glimmenden Stücke, die durch Faustschläge politischer, wirtschaftlicher und militärischer Interventionen entstehen fliegen auch zurück, z.B. nach Europa. Auch in Form von Flüchtlingsmassen und Terror. Die Region kann solange sie weltwirtschaftlich wichtig ist, nicht ignoriert werden.
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Re: Pluralität und Diversifikation im Monotheismus und Totalarismus? Oder wie und was?

Beitrag von H2O »

King Kong 2006 hat geschrieben:(30 Dec 2017, 15:16)
...z.B. nach Europa. Auch in Form von Flüchtlingsmassen und Terror. Die Region kann solange sie weltwirtschaftlich wichtig ist, nicht ignoriert werden.
Ich bin nicht sicher, daß die weltwirtschaftliche Bedeutung der Region noch so gegeben ist, wie sie bis vor wenigen Jahren noch gewirkt hat. Die Trauben hängen dort ganz einfach zu hoch! Natürlich kann man eine Mörderbande wie den IS dort nicht ungehindert wüten lassen. Aber sonst: Am besten heraus halten.
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Perspektive Verteilungsgerechtigkeit - Die Mostafazan

Beitrag von King Kong 2006 »

Die jüngsten Demonstrationen im Iran haben sicherlich viele Gründe. Ein wesentlicher scheint die Frage der Gerechtigkeit zu sein. Der Verteilungsgerechtigkeit. Das hat natürlich auch mit Politik zu tun, somit ist die Kritik natürlich auch in den politischen Verhältnissen zu sehen. Anders als bei der Grünen Revolution stehen aber viel stärker die wirtschaftlichen Verhältnisse im Vordergrund. Jetzt sind es eher die ärmeren Schichten, weniger die bürgerlichen, geschweige denn Reichen oder Intellektuellen, die demonstrieren.

Ein wichtiges Element sind die Mostafazan, die Unterdrückten, die Entrechteten. Sie waren es auch schon, die nicht unwesentlich das Fundament bildeten, die zum Sturz des letzten Schahs beitrugen. Die große Masse, der "Vergessenen". Die am Reichtum des Landes nicht partizipieren konnten. Nach der Revolution versuchte Teheran das noch intensiver als unter dem Schah zu handhaben (man sieht jetzt bei den Unruhen, wie wichtig das ist...)
Religiöse Stiftungen

Einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor stellen die religiösen Stiftungen (Bonyād) dar. Sie kontrollieren ca. 80 % der Wertschöpfung. Die Regierung plant, den privaten Sektor deutlich zu erhöhen.[375] Das System der Bonyāds bestand bereits unter dem Schah und erfüllte schon damals karitative Aufgaben, wie sie auch schwarze Kassen für die herrschende Elite darstellten. Auch heute werden den Bonyāds Vorwürfe wegen mangelnder Transparenz, Korruption und Vetternwirtschaft gemacht. Steuervorteile würden die Entwicklung eines privaten Wirtschaftssektors behindern. Die Bonyāds agieren in Form von Holdings und sind in großen Teilen der Wirtschaft marktbeherrschend, so z. B. im Bereich des Exports, beim Baumaterial (Beton), Reedereien und Petrochemie, außerdem betreiben sie Hotels, Universitäten und Banken. Verantwortlich sind die Bonyāds alleine dem Religionsführer und Staatsoberhaupt Āyatollāh Ali Chamene’i.[376][377] Die beiden größten Stiftungen, deren Besitz je auf bis zu 15 Milliarden US$ angesetzt wird, sind die Bonyād-e-Mostafezān (Stiftung für Entrechtete)[378] sowie der Āstān-e Qods-e Razavi von Maschhad, ursprünglich die Verwaltung eines Heiligengrabs, inzwischen aber ein Großkonzern. Im Sozialsystem des Iran sind die Bonyāds neben dem Staat der größte Faktor und unterstützen ungefähr die Hälfte der bedürftigen Bevölkerung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Iran#Religiöse_Stiftungen
Bonyads (Persian بنیاد "Foundation") are charitable trusts in Iran that play a major role in Iran's non-petroleum economy, controlling an estimated 20% of Iran's GDP

After the 1979 Iranian revolution, the Bonyads were nationalized and renamed with the declared intention of redistributing income to the poor and families of martyrs, i.e. those killed in the service of the country. The assets of many Iranians whose ideas or social positions ran contrary to the new Islamic government were also confiscated and given to the Bonyads without any compensation.

Today, there are over 100 Bonyads,[7] and they are criticized for many of the same reasons as their predecessors. They form tax-exempt, government subsidized, consortiums receiving religious donations and answerable directly (and only) to the Supreme Leader of Iran. The Bonyads are involved in everything from vast soybean and cotton fields to hotels to soft drinks to auto-manufacturing to shipping lines. The most prominent, the Bonyad-e Mostazafen va Janbazan, (Foundation for the Oppressed and Disabled), for example, "controls 20% of the country's production of textiles, 40% of soft drinks, two-thirds of all glass products and a dominant share also in tiles, chemicals, tires, foodstuffs."[8] Some economists argue that its chair, and not the Minister of Finance or president of the Central bank, is considered the most powerful economic post in Iran.[9] In addition to the very large national Bonyads, "almost every Iranian town has its own bonyad", affiliated with local mullahs.[10]

Estimates of how many people the bonyads employ ranges from in excess of 400,000[11] to "as many as 5 million".[4]

Bonyads also play a crucial role in the spread of Iranian influence through extensive transnational and international activities, including philanthropy and commerce as soft power as well as providing hard power support.[12]

https://en.wikipedia.org/wiki/Bonyad
Die größte Stiftung, zugleich ein Instrument die Gruppe ruhig zu halten.
As employers of approximately five million Iranians and providers of social welfare services to "perhaps several million more", bonyads such as Mostazafan "have a large constituency and are able to build support for the regime among the working and lower classes."[6] Nonetheless the Foundation has been subject to a number of controversies common to other bonyads in the years since its inception. The Foundation and other bonyads are “exempt from official oversight as key religious leaders and former or current government officials control them. They enjoy virtual tax exemption and customs privileges, preferential access to credit and foreign exchange, and regulatory protection from private sector competition.”[1][6]

https://en.wikipedia.org/wiki/Mostazafan_Foundation
Aktuell gibt es als Auslöser der Demonstrationen wohl zwei Gründe, die Sanktionen und die US-Haltung dazu und dasselbe Gefühl der "Unterdrückten" die sie beim Schah hatten. Trotz Reichtum des Landes, geht es an ihnen vorbei. Damals war es die Kritik an den Schah-Eliten, jetzt die neue Elite. Deshalb auch die Kritik an den Revolutionsgarden und ihrem Wirtschaftsimperium.
IRGC first expanded into commercial activity through informal social networking of veterans and former officials. IRGC officials confiscated assets of many refugees who had fled Iran after the fall of Abolhassan Banisadr's government. It is now a vast conglomerate, controlling Iran's missile batteries and nuclear program but also a multibillion-dollar business empire reaching almost all economic sectors.[10] Estimates have it controlling between a tenth[73] and around a third of Iran's economy through a series of subsidiaries and trusts.[74]

The Los Angeles Times estimates that IRGC has ties to over one hundred companies, with its annual revenue exceeding $12 billion in business and construction.[75] IRGC has been awarded billions of dollars in contracts in the oil, gas and petrochemical industries, as well as major infrastructure projects.[76]
In September 2009, the Government of Iran sold 51% of the shares of the Telecommunication Company of Iran to the Mobin Trust Consortium (Etemad-e-Mobin), a group affiliated with the Guards, for the sum of $7.8 billion. This was the largest transaction on the Tehran Stock Exchange in history.[79][80] IRGC also owns 45% participation in automotive Bahman Group and has a majority stake in Iran's naval giant SADRA through Khatam al-Anbia.[69][81]

The IRGC also exerts influence over bonyads, wealthy, non-governmental ostensibly charitable foundations controlled by key clerics. The pattern of revolutionary foundations mimics the style of informal and extralegal economic networks from the time of the Shah. Their development started in the early 1990s, gathered pace over the next decade, and accelerated even more with many lucrative no-bid contracts from the Ahmadinejad presidency.[78] The IRGC exerts informal, but real, influence over many such organizations including:

Mostazafan Foundation (Foundation of the Oppressed or The Mostazafan Foundation)
Bonyad Shahid va Omur-e Janbazan (Foundation of Martyrs and Veterans Affairs)[69]

https://en.wikipedia.org/wiki/Islamic_R ... c_activity
Wut trotz Aufschwung - Verteilungsgerechtigkeit.
Wut trotz Aufschwung

Warum die Wirtschaftslage Iraner auf die Straße treibt

"Wir leben wie Arme, sie wie Fürsten": Auf den Straßen Irans entlädt sich der Zorn auf die Regierenden. Denn obwohl die Wirtschaft wächst, bleibt die Lage vieler Bürger desolat. Ein Grund dafür: die mächtigen Revolutionswächter.
Diese Unzufriedenheit mit den wirtschaftlichen Verhältnissen im Land sei nach wie vor eine primäre treibende Kraft hinter den Protesten, sagt Adnan Tabatabei vom Center for Applied Research in Partnership with the Orient (CARPO), einem Nahost-Thinktank mit Sitz in Bonn. "Es ist kein Geheimnis, dass die wirtschaftliche Lage für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung schlecht ist."

Dieser Missstand ziehe sich durch die ganze Geschichte der Islamischen Republik und reiche zurück bis in die Zeit der Schah-Herrschaft vor der Revolution von 1978/79, sagt Tabatabei. Seit Jahrzehnten sei es keiner Regierung gelungen, die Situation der sozial Schwachen zu verbessern.
2015 schrumpfte Irans Wirtschaft noch um 1,5 Prozent. Seither aber wächst sie kräftig. Für 2016 weist der Internationale Währungsfonds (IWF) sogar ein Plus von 12,5 Prozent aus.
Als im Januar 2016 die Aufhebung der Sanktionen verkündet wurde, war die Hoffnung auch bei vielen einfachen Bürgern groß. Sie erwarteten die Schaffung neuer Arbeitsplätze und eine Verbesserung ihrer Lebensstandards. Dass diese - jedenfalls in der Breite - auch zwei Jahre später ausbleiben, ist auch darauf zurückzuführen, dass Investitionen aus dem Ausland deutlich spärlicher flossen, als erwartet.

Laut Adnan Tabatabei liegen die Gründe für diese schleppende Entwicklung sowohl im Ausland als auch in Iran selbst. "Da ist zunächst die Regierung Trump, die alles dafür tut, das Klima um das Atomabkommen herum zu vergiften", sagt Tabatabei. Viele westliche Unternehmen haben gewichtige wirtschaftliche Interessen in den USA. Die Iran-Politik der Trump-Regierung mache sie zögerlich und risikoscheu; sie verringere ihre Bereitschaft, in Iran zu investieren.

Auch Vertreter der deutschen Wirtschaft weisen auf die problematische Rolle der US-Regierung hin: Deren Iran-Politik behindere den Aufschwung des Landes sagte der Präsident des Großhandelsverbands BGA, Holger Bingmann, jüngst der "FAZ". Größtes Problem seien die Finanzierungen, weil Banken sich aus Sorge vor Vergeltung seitens der USA weigerten, Geschäfte mit dem Land abzuwickeln.


Doch auch das Wirtschaftsklima im Land ist laut Tabatabei ein Faktor, der Investoren abschreckt. Zum einen sei die Wirtschaft stark reguliert. Hinzu kämen "Korruption und Vetternwirtschaft. All das erschwert die Lage sehr".

Das politische Establishment kontrolliert große Teile der Wirtschaft

Diese Missstände schrecken nicht nur ausländische Investoren ab. Sie schüren auch die Wut in der Bevölkerung. "Wir leben wie Arme, sie leben wie Fürsten", lautete einer der Rufe, die in den letzten Tagen bei den Protesten zu hören waren. Gemeint war das politische Establishment, allen voran der Klerus und die mächtigen Revolutionswächter, die in der Islamischen Republik auch große Teile der Wirtschaft kontrollieren.

"Wenn man mit den Menschen in Iran spricht, merkt man schnell, dass die Wut vor allem auf die Revolutionswächter groß ist", sagt Thierry Coville. Es gebe ein Gefühl, dass Insider mit Verbindungen zur Macht tun könnten, was sie wollten, dass sie niemandem Rechenschaft schuldig seien. Die Anliegen der einfachen Iraner fänden hingegen bei staatlichen Institutionen kein Gehör.

Der Staatshaushalt für den Zeitraum von März 2018 bis März 2019, den die Regierung Rohani zuletzt dem Parlament vorlegte, könnte diesen Eindruck verstärken. Dieser sieht Kürzungen bei Subventionen für Lebensmittel und Sprit sowie Einschnitte bei Hilfsprogrammen für Arme vor. Religiöse Institutionen bleiben hingegen vom Sparprogramm verschont.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 85841.html
Es wird für jede iranische Regierung die Herausforderung sein, die breiten Massen zu bedienen.
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Re: Perspektive Verteilungsgerechtigkeit - Die Mostafazan

Beitrag von Europa2050 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(03 Jan 2018, 14:03)

Die jüngsten Demonstrationen im Iran haben sicherlich viele Gründe. Ein wesentlicher scheint die Frage der Gerechtigkeit zu sein. Der Verteilungsgerechtigkeit. Das hat natürlich auch mit Politik zu tun, somit ist die Kritik natürlich auch in den politischen Verhältnissen zu sehen. Anders als bei der Grünen Revolution stehen aber viel stärker die wirtschaftlichen Verhältnisse im Vordergrund. Jetzt sind es eher die ärmeren Schichten, weniger die bürgerlichen, geschweige denn Reichen oder Intellektuellen, die demonstrieren.
Verzeiht mir die dumme Frage, aber kann man das Ganze dann als den Versuch einer sozialistischen Revolution sehen?

Oder sind die „europäischen“ Kategorien ungeeignet, um das Geschehen im Iran einzuordnen.
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Re: Perspektive Verteilungsgerechtigkeit - Die Mostafazan

Beitrag von King Kong 2006 »

Europa2050 hat geschrieben:(03 Jan 2018, 21:25)

Verzeiht mir die dumme Frage, aber kann man das Ganze dann als den Versuch einer sozialistischen Revolution sehen?

Oder sind die „europäischen“ Kategorien ungeeignet, um das Geschehen im Iran einzuordnen.
Der Sozialismus und Kommunismus war im Iran immer Thema. Teilweise oft verschmolzen mit islamischen Ideen und Philosophie.

Interessant ist z.b. Ali Shariati. Not East not West, Islam is the best.
Er studierte zunächst an der Pädagogischen Hochschule Maschhad bis zum Abschluss als B.A. Nach der Abdankung Reza Schahs gründete sein Vater 1944 ein Zentrum für die Verbreitung der Islamischen Wahrheit. Vater und Sohn beteiligten sich aktiv an den politischen Diskussionen ihrer Zeit und wurden Mitglied einer Gruppe, die sich Bewegung der Gott ergebenen Sozialisten nannte. Der Cheftheoretiker dieser Gruppe, Abolqassem Shakibnia, behauptete, dass es der Prophet Mohammed gewesen sei, der den Sozialismus erfunden und noch in seiner Zeit auf der arabischen Halbinsel eingeführt hätte.[2]
Die Artikelserie machte Ali Schariati auf einen Schlag bekannt. Die Idee, dass der Islam einen Dritten Weg, quasi ein alternatives gesellschaftliches Modell gegenüber dem kruden Materialismus des Kommunismus und der schnöden Gier des Kapitalismus aufzeigen konnte, schien zu verlockend zu sein. Der Islam, der immer als rückständig und rückwärtsgewandt gegolten hatte, war mit den Schriften Schariatis plötzlich in der Moderne angekommen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ali_Schariati
Shariati sought to revive the revolutionary currents of Shiism.[12] His interpretation of Shiism encouraged revolution in the world, and promised salvation after death.[13] Shariati referred to his brand of Shiism as "red Shiism" which he contrasted with non-revolutionary "black Shiism" or Safavid Shiism.[14] His ideas have been compared to the Catholic Liberation Theology movement founded in South America by Peruvian Gustavo Gutierrez and Brazilian Leonardo Boff.[15]
Shariati's works were highly influenced by the Third Worldism that he encountered as a student in Paris—ideas that class war and revolution would bring about a just and classless society—from one side, and the epistemic decolonisation thinking of his time from the other side. He is said to have adopted the idea of Gharbzadegi from Jalal Al-e Ahmad and given it "its most vibrant and influential second life".[18]

He sought to translate these ideas into cultural symbols of Shiism that Iranians could relate to.
Shariati and socialism

It seems that his eagerness to socialism begun with the translation of the book Abu Zarr: The God-Worshipping Socialist by an Egyptian thinker namely Abdul Hamid Jowdat-al-Sahar. According to this book, Abu Zarr was the very first socialist.[21] Then, Shariarti's father declared that his son believed that the principles of Abu Zarr are fundamental. Even some thinkers described Shariati as the Abu Zarr of Modern Time in Iran.[22] Of all his thoughts, there is his insistence on the necessity of revolutionary action. Shariati believed that Marxism could not provide the Third World with the ideological means for its own liberation. One of his premises was that Islam by nature is a revolutionary ideology. Therefore, Islam could relate to the modern world as an ideology. According to Shariati, the historical and original origin of human problems was the emergence of private ownership. He believed that in the modern era, the appearance of the machine was the second most fundamental change in the human condition. In fact, private ownership and the emergence of the machine, if considered one of two curves of history, belong to the second period of history. The first period is collective ownership. However, Shariati gave a critique about the historical development of religion and the modern philosophical and ideological movements and their relationship to both private ownership and the emergence of the machine.[23]

https://en.wikipedia.org/wiki/Ali_Shariati
Kommunistische Partei Irans - Eine alte Partei
Marxisten - Kämpften schon gegen den Schah, fanden Zuflucht bei Saddam und wurden von den USA benutzt um Stimmung gegen das iranische Atomprogramm bei Veranstaltungen in den USA zu machen
Es gibt alte sozialistische/marxistisch-leninistische/kommunistische Strömungen im Iran. Auch Mischformen, in denen die gesellschaftlichen Aspekte des Islam, oder der Schia sich mit sozialistischen Vorstellungen verknüpfen. Ich würde jetzt aber bei den aktuellen Ereignissen nicht davon sprechen, daß es eine organisierte linke gesteuerte Planung oder signifikante Gruppen gibt. Da ist alles dabei. Hardcore Islamisten, Nationalisten, Monarchisten, Atheisten, Sozialisten, Hooligans, Demokraten, Unzufriedene, Unpolitische und alles vermischt.
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Rouhani nimmt Hardliner ins Gebet?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ruhanis Warnung an die Hardliner

"Eine Beleidigung der iranischen Gesellschaft": Ungewohnt deutlich weist Irans Präsident Forderungen nach mehr Härte gegen regierungskritische Demonstranten zurück.
Ruhani sagte dazu: "Demonstranten als Gesindel und Söldner abzustempeln, ist eine Beleidigung der iranischen Gesellschaft." Keiner in der politischen Führung solle sich einbilden, mehr oder besser zu wissen als die Bürger, sagte der Präsident. Ein härteres Vorgehen gegen Kritiker oder Onlinezensur seien falsch und gefährlich, sagte er weiter – und ließ Taten folgen. Ruhani ordnete an, den im Land beliebten und während der Proteste gesperrten Messenger Telegram sowie das soziale Netzwerk Instagram wieder freizuschalten.

Ein Sprecher des Kommunikationsministeriums bestätigte die Maßnahme. Noch zu Jahresbeginn hatte Ruhani die Einschränkungen als notwendig bezeichnet. Zugleich hatte er aber versichert, die sozialen Netzwerke nicht dauerhaft zu blockieren. Etwa 25 der rund 80 Millionen Iraner nutzen Telegram.
Vor wenigen Tagen hatte der reformorientierte Parlamentsabgeordnete Mahmud Sadeghi von etwa 3.700 Festnahmen im ganzen Land berichtet. Nach Angaben der Justiz sollen dagegen zunächst etwa 400 Menschen festgenommen worden sein. Von ihnen seien am Wochenende einige freigelassen worden, sagte Justizsprecher Gholam Hossein Mohseni Edschehi der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Fars zufolge. Inzwischen seien noch 55 Menschen in Gefängnissen.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2018 ... amm-erfolg
Rouhani und allierte Kräfte um ihn herum sind allerdings nur so stark, wie man sie unterstützt bzw. den Iran angeht. Das ist der Balanceakt im Umgang mit dem Iran. Wenn Rouhani nichts vorweisen kann, stärkt man die Hardliner und er schwindet.
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Kopftuchprotest

Beitrag von King Kong 2006 »

Frauen ziehen das Kopftuch ab, stellen sich öffentlich auf und halten das Tuch wie eine Flagge vor sich hin. Kurze politische Performance oder langfristige Entwicklungen. Wie darauf von staatlicher Seite reagiert wird, ist entscheidend.
Iranian women publicly take off their headscarf as social media protest spreads

A PUBLIC movement against strict Islamic law is growing in Iran as women take to the street and social media with an act of defiance.

http://www.news.com.au/technology/onlin ... 2d938d8b9d
Auf den Pics ist zumindest der Schneefall auch noch zu sehen. 1,3 Meter Schneefall. Und in manchen nördlichen Regionen bis zu -20 Grad. In Mitteleuropa sind diese Zeiten wohl vorbei. Wenn sich eventuell der Dresscode im Iran wieder ändert, Winter ist noch Winter im Iran.
Iran Gets Up to 4 Feet of Snow; Airports, Schools Closed (PHOTOS)

https://weather.com/photos/news/2018-01 ... cts-tehran
Tehran, Lahijan Host Snow Sculpture Festivals

http://ifpnews.com/exclusive/tehran-lah ... festivals/
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Tom Bombadil »

Wo schon vom Wetter die Rede ist: wie sieht man im Iran eigentlich die globale Erwärmung? Fake News aus dem Westen oder wissenschaftliche Realität?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Alexyessin »

Tom Bombadil hat geschrieben:(31 Jan 2018, 10:07)

Wo schon vom Wetter die Rede ist: wie sieht man im Iran eigentlich die globale Erwärmung? Fake News aus dem Westen oder wissenschaftliche Realität?
Die Frage könnte Platon beantworten - soweit ich weiß war er ja mal unten für gewisse Zeit. Aber ist schon ein interessanter Gedanke mal zu fragen, wie die Menschen dort das sehen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Tom Bombadil »

Ist für den Iran ja auch von wirtschaftlicher Bedeutung, von wegen Erdöl- und Gasexporten.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Im Iran ist die Expansion der Wüste ein Problem. Ebenso Wüstenstürme. Im Iran gibt es zwar auch Wälder, ewiges Eis im Gebirge und fast tropische Verhältnisse, also ein klimatisch und ökologisch vielfältiges Land, aber die Wüste (auch da ist Wüste nicht gleich Wüste - Steinwüsten, Sandwüsten oder gerade im Iran auch Salzwüsten) nimmt ein großen Teil des Landes ein. Inwieweit die Entwicklungen im Iran der Klimaerwärmung zu schulden ist, weiß ich nicht, wobei anhand von Seen man Entwicklungen empirisch sehen und beweisen kann. Aber im Iran wird darüber mehr oder weniger debattiert wie hier. Es wird dann von großer Bedeutung, wenn es existientiell wird. Also, wenn Anbauflächen davon betroffen werden oder Wasserknappheit.
Iran´s climate change office

http://en.climate-change.ir
Climate Change May Have Helped Spark Iran’s Protests

https://www.scientificamerican.com/arti ... -protests/
IRAN

A mega-drought and intense temps seen as tinder for uprising

https://www.eenews.net/stories/1060070321
Unlike President-elect Donald Trump, Iranian President Hassan Rouhani has said that he believes that fossil-fuel consumption is the main driver of climate change. Last year, he signed the Paris climate agreement, and* *his government has committed* *to reducing Iran’s greenhouse-gas emissions by four per cent, or up to twelve per cent if the United States reverses its sanctions against the country. But efforts to build a clean-energy infrastructure are not yet widespread. Last October, researchers at M.I.T. published* *a study* *titled “Future Temperature in Southwest Asia Projected to Exceed a Threshold for Human Adaptability.” They found that, by 2070, if worldwide emissions aren’t sufficiently reduced, the Persian Gulf would experience heat waves impossible for many humans to survive. The oil-producing city of Bandar-e Mahshahr, on Iran’s southwest coast, got a preview of that boiling future two summers ago. One day in July, temperature and humidity conspired to make the air feel like a hundred and sixty-three degrees Fahrenheit.

https://www.newyorker.com/culture/photo ... ate-change
In Iran gibt es in der Salzwüste Dasht-e Lut vermutlich die weltweit höchste Temperaturmessung, ca. 70 Grad. Aber da wohnt praktisch keiner. Brutal wird es in der Region Persischer Golf, wenn man dort lebt und arbeitet. Ich selbst war dort noch nicht. Eher im Norden und im Zentrum. Aber schon jetzt wird es dort unglaublich heiß. 40 bis über 50 Grad kann es dort werden. Fast unerträglich auch auf arabischer Seite des Persischen Golfes. Wenn die Temperaturen weiter steigen, wird es an der Küstenlinie Irans und vor allen Dingen in den arabischen Staaten weiter südlich auf der anderen Seite des Golfs praktisch "nicht aushaltbar"... Aber solange das Geld für Klimaanlagen da ist?

Das Thema Klima(veränderung) ist vermutlich das größte Thema der Zukunft. Viel gefährlicher als Atomwaffen oder Terrorismus. Denn wenn bei steigender Bevölkerung in der sogenannten 2. und 3. Welt die Dürre, Wasserknappheit und Stürme zunehmen, werden diese Staaten noch instabiler werden. Man kann sich auch in Europa dagegen nicht abschotten. Weder (welt-) wirtschaftlich, politisch noch demografisch. Klimaveränderungen als praktisch nicht beeinflußbar (durch den Menschen) zu bezeichnen und somit geeignete Maßnahmen von vorneherein deshalb abschlägig zu beurteilen. könnte am Ende alle einholen. Dazu muß man nicht mal ein Grüner oder Baumumarmer sein.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Ammianus
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Ammianus »

Wie es aussieht geht es weiter. Immer mehr iranische Frauen haben nicht mehr nur keine Lust sich irgendwelchen Stoff um den Kopf zu wickeln nur weil es irgendwelche Unrasierte so vorschreiben, sie treten auch offen dagegen auf. Das begann bei den letzten Protesten und scheint sich nun fortzusetzen.

Das Mullah-Regime wird von einer totalitären Ideologie, dem politischen Islam getragen. Derartige Ideologien sind in sich geschlossene Denksysteme die vorgeben, auf jede Frage eine Antwort zu haben. Sie sind der geistige Überbau der Herrschaft. Gleichzeitig sorgen sie für treue Anhänger. Diese glauben, wenn sie sich für die vorgegebene Ideologie einsetzten das Richtige und einzig wahre Gute zu tun. Dazu gehört auch, ein wachsames Auge auf seine Mitmenschen, deren Tun und Handeln zu haben und gegebenenfalls einzuschreiten, wenn diese die vorgegebenen Normen nicht erfüllen, in Frage stellen oder gar dagegen aufbegehren. Selbst der letzte ungebildete und moralisch verkommene Systemling hat so die Möglichkeit, sich als Kämpfer des Guten zu verstehen.

Derartige Prozesse arbeiten in allen ideologisch geprägten Diktaturen, egal ob Faschismus, Nationalsozialismus, Kommunismus oder eben politischer Islam. Die iranischen Frauen, die das Kopftuch nur als Andeutung tragen tun im Prinzip das Gleiche wie die jungen Männer in den 60er in der DDR, die sich die Haare lang wachsen ließen, die Stones hörten und Jeans aus dem Westen trugen. Damit wird deutlich eine Ablehnung gegenüber den Machthabern, dem herrschenden System und seinen Anhängern demonstriert.

Das Kopftuch ist ein Marker mit dem die Herrschenden ihre Macht demonstrieren, ihr Revier markieren und gleichzeitig ihre Anhänger bestärken und beschäftigen. Wer es ablehnt muss es trotzdem tragen und wird so immer an die Macht der Mullahs erinnert. Wer die Nachbarin auf den „schlechten Hijab“ hinweist, fühlt sich als großer Kämpfer für die islamische Befreiungstheologie und glaubt gleichzeitig auf diese Arte einen Fensterplatz im erträumten Paradies beanspruchen zu können.

Zur Zeit toleriert das Regime so ein Verhalten. Aber so ist es nun mal in derartigen Diktaturen. Gibt man den Leuten einen Finger, dann wollen sie den nächsten. Und haben sie erst eine Hand, dann dauert es nicht mehr lange, bis sie auch die andere verlangen.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Lt. Umfrage eines Instituts, das dem Präsidialamt Irans nahe steht, sind fast 50 % der Befragten der Meinung, das die Frage des Kopftuches eine Privatangelegenheit wäre.
Iran publishes report saying 49% of Iranians against compulsory veil

The release of the report on Sunday by the Iranian Center for Strategic Studies -- a research arm of the President's office --
The poll, which is at the heart of the report, found that 49.2% of 1,167 respondents said it was a private matter.

https://edition.cnn.com/2018/02/05/midd ... index.html
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King Kong 2006
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Referendum?

Beitrag von King Kong 2006 »

Rouhani bringt das Thema Referendum zur Sprache. Er stellt die Verfassung nicht per se in Frage. Aber zumindest Teile davon, wenn sie von der Mehrheit denn abgelehnt werden würden.
“Today, we need everyone, including principlists, reformists, moderates and everyone who recognises the constitution, for the country’s development and progress,” Rouhani said.

“The constitution should be our point of reference … If we disagree on some issues, we should refer to the article 59 [the constitutional article on holding referendums].”

Rouhani’s speech was largely aimed at his domestic audience, but he also talked about regional issues without directly addressing the confrontation over the weekend between the Syrian army and Iranian-backed forces, and Israeli fighter jets.

https://www.theguardian.com/world/2018/ ... -divisions
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Re: Referendum?

Beitrag von Nomen Nescio »

King Kong 2006 hat geschrieben:(11 Feb 2018, 20:37)

Rouhani bringt das Thema Referendum zur Sprache. Er stellt die Verfassung nicht per se in Frage. Aber zumindest Teile davon, wenn sie von der Mehrheit denn abgelehnt werden würden.
wird die geistlichkeiit ein referendum überhaupt zulassen?
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Ger9374 »

Ein Referendum wird Geistlichkeit nicht erlauben.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

In Bezugnahme zu dem Post "Verteilungsgerechtigkeit im Iran". Also, die wirtschaftliche Entwicklung Irans. Teheran bringt noch einmal ins Gespräch, wenn der Atomdeal keinen wirtschaftliche Erleichterung für den Iran und somit der iranischen Bevölkerung bringt, könne man sich vom Vertrag zurückziehen. Der Deal war, daß Teheran sich an die Bestimmungen im Vertrag hält, was von der Interanationalen Atomenergiebehörde laufend bestätigt wird und dafür die Sanktionen aufgehoben werden. Die Trump-Administration hat aber noch viele Hürden, die us-amerikanische, europäische und asiatische Firmen und vor allen Banken vorsichtig agieren lassen, da man Sorge hat mit der Trump-Administration und entsprechenen US-Gesetzen in den USA in Konflikt zu kommen.
Iran Will Withdraw From Nuclear Deal If 'No Economic Benefit'

"If the same policy of confusion and uncertainties about the JCPOA [nuclear agreement] continues, if companies and banks are not working with Iran, we cannot remain in a deal that has no benefit for us," Deputy Foreign Minister Abbas Araqchi said on February 22 in a speech at the Chatham House policy institute in London.
Under the July 2015 agreement between Iran and six major powers -- Britain, China, France, Germany, Russia, and the United States -- Tehran pledged to restrict its nuclear program in return for relief from crippling international economic sanctions.

But U.S. President Donald Trump delivered an ultimatum to European powers on January 12, saying they must agree to “fix the terrible flaws of the Iran nuclear deal” or he would refuse to extend the U.S. sanctions relief on Iran that it calls for.

U.S. sanctions will resume unless Trump issues fresh “waivers” to suspend them on May 12.

"The deal would not survive this way even if the ultimatum is passed and waivers are extended," Araqchi said.

https://www.rferl.org/a/iran-nuclear-ag ... 56411.html
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Machtkampf entzündet sich an vielen Stellen zwischen Reformern und Hardlinern. Architektur ist auch immer präsentativ und oft politisch. Eine Moschee ohne Minarett und ohne Dom? Für einige geht das gar nicht.
Modern Vali-E-Asr Mosque In Tehran Stirs Controversy As It Has No Minaret Or Dome

https://worldarchitecture.org/architect ... _dome.html
The mosque is located in “one of the most culturally sensitive places in Tehran”, according to its architects. It is at a point where the Enghelab (Revolution) Street crosses the tree-lined Vali-e-Asr, the most important junction in the city, not far from Tehran University and its surrounding bookshops.

“We tried to create an interaction between the mosque, which has a cultural essence, and the City theatre. We wanted to make it a cultural project that would be in harmony with its surroundings – the mosque should respond to the needs of its own time,” the architects said.

Built over an area of 3,855 sq metres (4,600 sq yards), the seven-floor mosque is 32 metres high, only 20 metres of which is above ground. It has big prayer halls, cultural centres, an imam’s residence and parking spaces.
Das man zuguterletzt - theoretisch - sogar aufgrund der Architektur über die Moschee klettern könnte, macht die Sache in Augen der Konservativen nicht besser...
“Whilst there are examples of humble religious spaces … religious buildings are often created from grand atriums, domes and towers which stand high to dominate the visitors,” Gharleghi said. “These typologies metaphorically refer to the grand nature of God. Breaking this tradition is in contrast with the religious beliefs of many. The geometry of Vali-e-Asr mosque doesn’t follow this logic. It dissolves into its surrounding context. Its ascending planing even suggests that people can climb over it and reach the top. This makes the mosque an accessible and a humble religious space … most important purposes of the mosque which praying and gathering people in a public space have been fulfilled.”

Daneshmir and Spiridonoff said: “The Vali-e-Asr mosque doesn’t have a minaret, nor a dome; neither did the first mosque. A mosque is a place for worship, and the Qur’an doesn’t dictate a special structure for it. It’s what it contains that is important.”

https://www.theguardian.com/world/2017/ ... -in-tehran

Architekturbüro
http://vavstudio-biennale.com/vali-e-asr-mosque
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