Iran 2016 - Perspektiven

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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

palulu » So 10. Jan 2016, 02:21 hat geschrieben:Du verstehst nicht, worauf ich hinaus möchte in dieser Debatte, worauf ich verweise - und das überrascht mich nicht. Diese Diskussion endet immer in der gleichen Sackgasse, wenn ich mit EuropäerInnen oder AmerikanerInnen darüber diskutiere; Verständnis schlägt mir eher von MuslimInnen, AsiatInnen, AfrikanerInnen oder - und das nicht selten - von IranerInnen entgegen.

Ich habe gar nicht dir widersprochen, was Lebensqualität und Luxus nach Aufhebung der Sanktionen angeht. Mein Augenmerk liegt auf etwas anderem, das Du anscheinend nicht verstehst oder willens bist zu verstehen, aber für Schwellen- und Entwicklungsländer und deren Gesellschaften nicht nur einen materielle Relevanz darstellt, sondern auch auch eine symbolische.

Der Iran vergisst, dass die eigene Produktion nicht mit westlichen Waren konkurrieren kann und öffnet überstürzt und hastig den eigenen Markt und hat es z.B. laut deinen Links in Sachen EE-Industrie bereits gründlich verkackt. Es gibt keinen Plan, keine Strategie, keine Vision - man möchte zunächst in den Genuss westlicher Güter kommen, ohne an das Morgen zu denken; nicht unähnlich zu einigen EU-Staaten.

Die Sanktionen - das wird dir fast jeder Mensch aus dem Nahen Osten bestätigten - haben dem Iran geschadet, ihn aber auch vorangebracht und zwar nicht zu wenig.

Dem Land fehlt es schlicht an einer Privatwirtschaft, um in einem Wettbewerb standzuhalten oder Produkte zu entwickeln, die auf westlichen Märkten konkurrenzfähig wären. Das Ende des Sanktionsregimes wird den Iran technologisch und wissenschaftlich nur dann - gesetzt dieses Falles - voranbringen, wenn das Land gleichzeitig in eine liberale Marktwirtschaft übergeht. Andernfalls wird der Iran seinen Status als KonsumentInnenmarkt zementieren. Denn die IranerInnen mögen Raketen haben und sie sind auch in einigen wissenschaftlichen Disziplinen beachtenswert, aber es fehlt etwas Elementares: die Rückbindung zur Privatwirtschaft, ohne die sie nicht einmal die modernste Technologie in Geld umsetzen können.

Der Iran ist im Begriff, Wohlstand zu gewinnen, aber langfristige technologisch-wissenschaftliche Entwicklung zu verlieren - auch deshalb, weil westliche Firmen kaum bis gar nicht Wissen liefern - im Gegensatz zu asiatischen. Der Iran wollte eigentlich mit China ein Hochgeschwindigkeitsnetz aufziehen - jetzt aber doch mit den Deutschen (Siemens), die einen Scheiß an Knowhow (ToT) herausrücken werden.

Das ist in meinen Augen eine Saudisierung des Irans. Die größten Unternehmen gehören ohnehin schon den regimnahen Menschen und Verbänden. Wenn erst einmal Milliarden Öldollar ins Land fließen, werden sie mehr denn je ihre Pfründe schützen und Entwicklung bremsen.
Ich verstehe dich schon.

Es verhält sich nicht so, wie du es darstellst. Wir sprechen nicht über eine Krabbenpuhlfabrik z.B. in Marokko, wo Nordseekrabben hinverschifft werden und dort einfach nur gepuhlt werden, um dann wieder den Weg hierher zu finden. Also, die marokkanischen Krabbenpuhlerinnen nur zum Krabben puhlen gut sind.

Der Iran wird natürlich Technologie erhalten. Wenn Mercedes wieder größer zurückkommt, dann z.B. mit Produktionsstandorten im Iran. Das bedeutet Technologietransfer und Ausbildung qualifiziertem Personals vor Ort. Das hat auch Synergieeffekte für Zulieferer vor Ort und den Berufsschulen, dem Bildungssystem. Wenn dadurch das Personal höher als bisher qualifiziert wird und höherwertige Produkte produziert werden können, mit besserer Technologie, Effizienz und Logistik ist das immer vorzuziehen. Wir sprechen nicht nur von Endprodukten, die gekauft werden. Sondern von Produktionsstandorten im Iran.

China kann deshalb einigermassen zu gebrauchende Kampfflugzeuge bauen, weil sie die Technologie durch Lizenz aus Russland bekommen haben. Sie bauen jetzt ihren ersten Träger, weil sie einen russischen kaufen konnten. Huawei gibt es, weil US-Firmen, wie Apple ihre Produkte in China fertigen lassen. Ohne technologischen Austausch, mit Sanktionen wäre das nie gegangen. Und das war/ist dem Iran verwehrt. Aus gutem Grund. Damit wollte man u.a. verhindern, daß diese Technologie z.B. dual-use in die Rüstung geht. Der Iran gehört nicht zu den Staaten, die nur als Werkbank dienen. Sie lassen diese Technologie in ihre Produktionszyklen einfliessen. Bekommt der Iran nur eine Gasultrazentrifuge in die Hand, wie geschehen, dann baut er die nach und entwickelt sie weiter. Deshalb wurde dies sanktioniert. Keinen Technologietransfer. Er hat sich diese dann schwarz beschafft. Inzwischen sind die Zentrifugen x-mal so effizient geworden.

Das Beispiel mit den Kampfpanzern von dir hinkt. Es macht einfach keinen Sinn eine teure Panzerentwicklung zu unterhalten, wenn anschliessend etwas dabei herauskommt, das einfach nicht Massentauglich ist. Das teuer ist und im Feld im Ernstfall völlig vergeigt. Nicht effizient ist. Wenn z.B. dann Spanien, Norwegen, die Niederlande, die Schweiz, Indien oder der Iran sagen, daß man lieber Panzer (Flugzeuge, Schiffe...) aus XY kauft und in Lizenz produziert (gilt auch für den Iran), dann ist das weder dumm, eine Katastrophe, noch eine Schande. Der Iran baut russische Panzer in Lizenz. Und wenn der T-90 kommen sollte, dann wird das vermutlich ähnlich laufen. In den iranischen Panzerwerken, mit besserer Technologie als bisher möglich. Welcher Staat kann denn heute alles im zivilen und militärischen Bereich selbst aus eigener Kraft entwickeln und produzieren? Ein Mercedes besteht doch fast komplett aus Teilen, die weltweit entwickelt und produziert worden sind. Am Ende kommt der Stern dran und fertig. Der US-Abrams Panzer hat eine dt. Rheinmetallkanone. Die Europäer brauchen einander um Raketen ins All zu schiessen. Der Iran braucht den Austausch, wie jeder andere Staat auch. Sonst kommt man nicht vorwärts. Er braucht Technologietransfer, Wirtschaftskontakte uvm. um weiterzukommen. Die iranischen IT-Startups brauchen das. Die iranische Gesellschaft braucht das.

Wenn durch den Wegfall der Sanktionen im Iran erstmal Produkte verschwinden, wie einst nach der Wiedervereinigung in der DDR, dann ist das so. Letztendlich wird es besser fürs Land sein, wie im Falle der DDR. Die iranischen Hardliner fürchten, daß nicht nur iranische Produkte, sondern auch sie verschwinden bzw. an Bedeutung verlieren könnten. Dann ist das so.

Der Gedanken eines Ausverkaufs Irans, wie unter dem Schah beschrieben existiert. Nur, es muß nicht so laufen. Oder ist das in der Türkei auch so? In China? Oder Indien? Ist das von Nachteil ohne Sanktionen zu sein? Für die Wirtschaft und Technologie? Wäre mir neu. Wie gesagt, der Iran ist auch nicht Bangladesch oder Marokko. Und wie es bis jetzt läuft, ist keine besonders charmante Zukunftsversion. Davon erzählen die Millionen ausgewanderten IranerInnen. Das ist keine Alternative.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Nun die iranischen Produkte sind in vielen Fällen halt auch ziemlicher Mist. Ich vermute aber, dass die Revolutionsgarden teilweise versuchen werden Schutzzölle zu errichten um Bereiche der Wirtschaft die sie stark dominieren zu schützen. Irgendwelche Beschlüsse keine US-amerikanischen Waren zu importieren gehen ja ein bisschen in diese Richtung.

Dazu kann man nach wie vor nicht mal eben im Iran eine Zweigstelle aufmachen, weil Ausländer im Land kein Land und keine Firmen besitzen dürfen. Es hängt sehr stark davon ab wie die Iraner diese Öffnung ihrer Wirtschaft managen. Ich denke man wird am Ende sein Potenzial nicht ausschöpfen können, weil der Staat nach wie vor autoritär ist und im Zweifelsfall auch eine ausländische Firma mal enteignet, wenn sie Fehler macht oder glaubt zu forsch mit Vertretern der IRI umzugehen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Dürfen Europäer im Iran Grund und Boden besitzen?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon » So 10. Jan 2016, 11:21 hat geschrieben:Nun die iranischen Produkte sind in vielen Fällen halt auch ziemlicher Mist. Ich vermute aber, dass die Revolutionsgarden teilweise versuchen werden Schutzzölle zu errichten um Bereiche der Wirtschaft die sie stark dominieren zu schützen. Irgendwelche Beschlüsse keine US-amerikanischen Waren zu importieren gehen ja ein bisschen in diese Richtung.

Dazu kann man nach wie vor nicht mal eben im Iran eine Zweigstelle aufmachen, weil Ausländer im Land kein Land und keine Firmen besitzen dürfen. Es hängt sehr stark davon ab wie die Iraner diese Öffnung ihrer Wirtschaft managen. Ich denke man wird am Ende sein Potenzial nicht ausschöpfen können, weil der Staat nach wie vor autoritär ist und im Zweifelsfall auch eine ausländische Firma mal enteignet, wenn sie Fehler macht oder glaubt zu forsch mit Vertretern der IRI umzugehen.
Alleine durch diese bürokratischen Hemmnisse wird es in absehbarer Zeit nicht zu strategischen Umbrüchen in Punkto Zusammenbruch eigener Produktionsergebnisse kommen (die allerdings durch effizienteres durchaus ersetzt werden kann). Die Schutzmechanismen für einige Zweige werden weiterhin geschützt. Egal, was dabei an guten oder schlechten Dingen produziert wird. Allerdings plant man Lockerungen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wie im Falle des LNG (Flüssigerdgas) könnte ein Teil des iranischen Öls über Spanien kommen.
Iran in Talks to Help Build Refinery in Spain

Refinery would have capacity of 200,000 barrels of oil a day

http://www.wsj.com/articles/iran-in-tal ... 1452441781
Seit einigen Jahren im Rahmen verschärfter Sanktionen gegen den Iran haben sich die große Schifffahrtslinien im Bereich des Cargo-Transports (z.B. Maersk) abgewandt. Nun können sie wiederkommen. Der Iran ist als Bindeglied zwischen dem Weltmeer und der innerasiatischen Landmasse als Transportweg für Güter und Rohstoffe interessant.
Container Ships Prepare to Steam into Iran

With a deal to repeal sanctions in place, container shipping lines begin to make Iran a port of call

http://www.wsj.com/articles/container-s ... 1452036749
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Altkanzler Schröder ist im Iran. Vermutlich auf Promotion-Tour für die dt. Wirtschaft. Es geht aber auch um eine geostrategische Betrachtung der Region durch Berlin und Teheran.
"German companies and business owners are ready to participate in all economic and industrial fields" in Iran, he said.

Schroeder also stressed Iran's role in regional peace and security.

"After the closing of the nuclear file, Europe and Germany hope to make utmost use of Iran's great potential to solve regional crises," he said.

Zarif said Tehran was entering "a new phase of relations with Germany".

Schroeder and Zarif also spoke about Saudi Arabia, which has severed diplomatic ties with Iran in a row over the execution of a Shiite cleric.
With the fourth-largest oil reserves and the second in gas, Iran has the biggest combined energy deposits in the world.

https://www.yahoo.com/news/german-ex-ch ... 57429.html
CDU-Mann Pflüger meldete sich auch zu Wort.
Energy superpower Iran will be a global game-changer

Once the West’s sanctions against Iran are dropped, says Friedbert Pflüger, the Islamic Republic’s energy bonanza will have worldwide repercussions

http://europesworld.org/2015/11/03/ener ... pSpUbT3X5b
Bei Arak wird ein heiß diskutierter Vorgang in Gang gesetzt. Der dortige Reaktorkern wird entfernt, der Reaktor neu konfiguriert. Eine wesentliche finale Hürde bei der Umsetzung des Atomabkommens.
Arak heavy water reactor undergoes change

TEHRAN - Iran has taken out the core of its heavy water reactor in Arak to bring it into compliance with its nuclear deal with the world powers that will now require the sextet to initiate action to remove all sanctions against Tehran, an informed source told FNA on Monday.

http://tehrantimes.com/index_View.asp?code=252151
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Sanktionsende in Sicht?
Iran rechnet am Freitag mit grünem Licht für Sanktionsende

Vizeaußenminister erwartet Abschlussbericht der Atomenergiebehörde Teheran/Wien – Der Iran erwartet für Freitag den Abschlussbericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu seinem Atomprogramm, der grünes Licht zur Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran bedeuten könnte. Die IAEA werde in ihrem Bericht bestätigen, dass der Iran seine Auflagen erfüllt habe, sagte der stellvertretende Außenminister Abbas Araqchi am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur Fars.
Araqchi sagte am Mittwoch, dem Abschlussbericht folge am Samstag oder Sonntag eine gemeinsame Erklärung des iranischen Außenminister Mohammed Javad Zarif und der EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini über die Umsetzung des Atomdeals und eine Aufhebung der Sanktionen.

http://derstandard.at/2000028992039/Ira ... ktionsende
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von palulu »

King Kong 2006 hat geschrieben:(10 Jan 2016, 09:09)

Ich verstehe dich schon.

Es verhält sich nicht so, wie du es darstellst. Wir sprechen nicht über eine Krabbenpuhlfabrik z.B. in Marokko, wo Nordseekrabben hinverschifft werden und dort einfach nur gepuhlt werden, um dann wieder den Weg hierher zu finden. Also, die marokkanischen Krabbenpuhlerinnen nur zum Krabben puhlen gut sind.

Der Iran wird natürlich Technologie erhalten. Wenn Mercedes wieder größer zurückkommt, dann z.B. mit Produktionsstandorten im Iran. Das bedeutet Technologietransfer und Ausbildung qualifiziertem Personals vor Ort. Das hat auch Synergieeffekte für Zulieferer vor Ort und den Berufsschulen, dem Bildungssystem. Wenn dadurch das Personal höher als bisher qualifiziert wird und höherwertige Produkte produziert werden können, mit besserer Technologie, Effizienz und Logistik ist das immer vorzuziehen. Wir sprechen nicht nur von Endprodukten, die gekauft werden. Sondern von Produktionsstandorten im Iran.

China kann deshalb einigermassen zu gebrauchende Kampfflugzeuge bauen, weil sie die Technologie durch Lizenz aus Russland bekommen haben. Sie bauen jetzt ihren ersten Träger, weil sie einen russischen kaufen konnten. Huawei gibt es, weil US-Firmen, wie Apple ihre Produkte in China fertigen lassen. Ohne technologischen Austausch, mit Sanktionen wäre das nie gegangen. Und das war/ist dem Iran verwehrt. Aus gutem Grund. Damit wollte man u.a. verhindern, daß diese Technologie z.B. dual-use in die Rüstung geht. Der Iran gehört nicht zu den Staaten, die nur als Werkbank dienen. Sie lassen diese Technologie in ihre Produktionszyklen einfliessen. Bekommt der Iran nur eine Gasultrazentrifuge in die Hand, wie geschehen, dann baut er die nach und entwickelt sie weiter. Deshalb wurde dies sanktioniert. Keinen Technologietransfer. Er hat sich diese dann schwarz beschafft. Inzwischen sind die Zentrifugen x-mal so effizient geworden.

Das Beispiel mit den Kampfpanzern von dir hinkt. Es macht einfach keinen Sinn eine teure Panzerentwicklung zu unterhalten, wenn anschliessend etwas dabei herauskommt, das einfach nicht Massentauglich ist. Das teuer ist und im Feld im Ernstfall völlig vergeigt. Nicht effizient ist. Wenn z.B. dann Spanien, Norwegen, die Niederlande, die Schweiz, Indien oder der Iran sagen, daß man lieber Panzer (Flugzeuge, Schiffe...) aus XY kauft und in Lizenz produziert (gilt auch für den Iran), dann ist das weder dumm, eine Katastrophe, noch eine Schande. Der Iran baut russische Panzer in Lizenz. Und wenn der T-90 kommen sollte, dann wird das vermutlich ähnlich laufen. In den iranischen Panzerwerken, mit besserer Technologie als bisher möglich. Welcher Staat kann denn heute alles im zivilen und militärischen Bereich selbst aus eigener Kraft entwickeln und produzieren? Ein Mercedes besteht doch fast komplett aus Teilen, die weltweit entwickelt und produziert worden sind. Am Ende kommt der Stern dran und fertig. Der US-Abrams Panzer hat eine dt. Rheinmetallkanone. Die Europäer brauchen einander um Raketen ins All zu schiessen. Der Iran braucht den Austausch, wie jeder andere Staat auch. Sonst kommt man nicht vorwärts. Er braucht Technologietransfer, Wirtschaftskontakte uvm. um weiterzukommen. Die iranischen IT-Startups brauchen das. Die iranische Gesellschaft braucht das.

Wenn durch den Wegfall der Sanktionen im Iran erstmal Produkte verschwinden, wie einst nach der Wiedervereinigung in der DDR, dann ist das so. Letztendlich wird es besser fürs Land sein, wie im Falle der DDR. Die iranischen Hardliner fürchten, daß nicht nur iranische Produkte, sondern auch sie verschwinden bzw. an Bedeutung verlieren könnten. Dann ist das so.

Der Gedanken eines Ausverkaufs Irans, wie unter dem Schah beschrieben existiert. Nur, es muß nicht so laufen. Oder ist das in der Türkei auch so? In China? Oder Indien? Ist das von Nachteil ohne Sanktionen zu sein? Für die Wirtschaft und Technologie? Wäre mir neu. Wie gesagt, der Iran ist auch nicht Bangladesch oder Marokko. Und wie es bis jetzt läuft, ist keine besonders charmante Zukunftsversion. Davon erzählen die Millionen ausgewanderten IranerInnen. Das ist keine Alternative.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, deswegen mache ich es kurz:

1. Der Iran wird definitiv keine hochmoderne Technologie erhalten; weder Brasilien, Mexiko, die Türkei noch Südafrika, Russland, China, Malaysia oder Indien haben moderne Technologien vom Westen in Form von "Investitionenbeifang" erhalten, zumindest nicht flächendeckend. Eine Fabrik in Iran (oder einem anderen Land der Erde) zu eröffnen, geht immer auch mit einem gewissen Grad an Transfer von Wissen einher, aber dies bedeutet nicht - niemals - dass dem Rezipientenstaat einer FDI [Ausländische Direktinvestition] kritisches Wissen übermittelt würde. Dieser Logik folgend müssten alle Schwellenstaat auf dem besten Weg sein, sich westlichen Industrienationen im Bereich von Wissen, Forschung, Technologie und Entwicklung anzunähern - das sind sie aber nicht.

2. Ein Atomprogramm mit "Reverse Engineering (engl., bedeutet: umgekehrt entwickeln, rekonstruieren, Kürzel: RE)" zu verbinden, ist sachlich falsch. Zumal in Bezug zum iranischen Programm viel zu große Wissenslücken vorhanden sind. Wir wissen bis heute nicht, wieviel Knowhow-Transfer der Iran vom wem, wann, wie genau erhielt - und was der Iran selbst baute. Das meiste hierzu beruht auf Mutmaßungen, Schätzungen und Annahmen. Genaues wird man wohl nie erfahren.

3. Ein Atomwaffenprogramm wird unter Hinnahme eines mehrfachen Bruchs des Völkerrechts unterhalten. Gesetze, Normen, Vorschriften, Zertifikate etc. pp. spielen hierbei keine Rolle. Eine funktionierende Privatwirtschaft, die global agieren möchte, ist auf solche Regeln angewiesen, denen sich sogar China im Großen und Ganzen unterordnet.

Ein Beispiel: Werden bestimmte Teil der saudischen Waffensysteme defekt, dürfen saudische Mitarbeiter diese weder öffnen noch versuchen, selbst zu reparieren. Es wird der Herstellerfirma gemeldet, die wiederum die Reparatur übernimmt. Das gilt auch für russische Systeme. Werden diese Verträge gebrochen, müssen empfindliche Strafen gezahlt werden. Wiederholt ein Staat dieses Benehmen, wird es zukünftig nicht mehr bedient. Mit der Ausnahme von...

4. China. China ist ein Fall für sich und in jeglicher Hinsicht nicht vergleichbar mit einem der anderen Schwellenstaaten. Dieser Vergleich hinkt nicht, er läuft gar nicht erst. Das Land lässt Firmen nur in Kooperation mit eigenen Staatsunternehmen auf den riesigen heimischen Markt. Die Hauptquelle für ausländisches Knowhow ist aber der Aufkauf ausländischer Betriebe, was weder der Iran noch ein anderer sich entwickelnder Staat leisten kann; davon abgesehen bietet kein anderer Staat die Profitchancen an, die China Investoren verspricht. Kein Vergleich zum Iran oder der Türkei - nicht mal der gesamten Golfregion.

Jüngstes Beispiel:Krauss-Maffei: Chinesische Staatsfirma kauft deutschen Maschinenbauer


Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen:

Stelle dem Iran 500 Mrd. USD bar zur Verfügung und das Land wird dennoch niemals auch nur im Entferntesten ein Kampfflugzeug aus dem Blauen heraus konzipieren und bauen können, das dem F-35 in Sachen Leistung ähnelt. Das gilt für die Türkei, für Indien (das bis heute am schrottreifen HAL Tejas bastelt) und sogar für China. RE hat seine Grenzen. Das Reich der Mitte hängt immer noch Korea in Sachen Hochtechnologie hinterher.

Zusammengefasst: Der Iran wird zweifellos wohlhabender werden. Das Land wird Fortschritte erleben. Neue Produkte werden entwickelt, aber alte werden verschwinden - darunter auch sehr wichtige Eigenentwicklungen, deren Modernisierungsprogramme mit dem schreitenden Fortschritt nicht standhalten können. Im Groben und Ganzen wird sich das die Waage halten. Einen immensen technologischen und produktiven Sprung nach vorne wird es deshalb nicht geben. Dafür spricht schlicht und ergreifend die Empirie gegen deine Annahme. Ob der Iran vielleicht die eine Ausnahme wird, die die Regel bestätigt, bleibt abzuwarten. Ich glaube es nicht.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

palulu hat geschrieben:(14 Jan 2016, 20:50)

Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, deswegen mache ich es kurz:

Zusammengefasst: Der Iran wird zweifellos wohlhabender werden. Das Land wird Fortschritte erleben. Neue Produkte werden entwickelt, aber alte werden verschwinden - darunter auch sehr wichtige Eigenentwicklungen, deren Modernisierungsprogramme mit dem schreitenden Fortschritt nicht standhalten können. Im Groben und Ganzen wird sich das die Waage halten. Einen immensen technologischen und produktiven Sprung nach vorne wird es deshalb nicht geben. Dafür spricht schlicht und ergreifend die Empirie gegen deine Annahme. Ob der Iran vielleicht die eine Ausnahme wird, die die Regel bestätigt, bleibt abzuwarten. Ich glaube es nicht.
Ich denke, du hast deinen Standpunkt deutlich gemacht.

Grundsätzlich sind wir da nicht weit auseinander.

Meine Eingabe war allerdings primär, daß es gut sein wird, daß die Sanktionen fallen. Und zwar positiv auf sehr breiter Basis. Inklusive Technologietransfer. Das wir in einigen Jahren kein zweites Japan sehen werden, wie einst der Schah dies wollte, ist anzunehmen. Das wird auch nirgendwo behauptet und nicht von mir. Es ist jedoch davon auszugehen, daß sich die Entwicklungen beschleunigen werden. Allein durch mehr zur Verfügung stehenden Geldes.

Fallen heute die Sanktionen gegen den Iran?

Mit Spannung erwartet der Iran den heutigen Tag. Denn in Wien könnten bei einem prominent besetzten Treffen die Sanktionen gegen das Land aufgehoben werden. Dafür müsste die IAEA allerdings den Rückbau des Atomprogramms bestätigen. Ein Schritt mit massiven Folgen.

http://www.tagesschau.de/ausland/iran-s ... n-107.html
Die Verantwortlichen treffen in Wien zusammen.
Iranian foreign minister to meet with John Kerry and EU's Federica Mogherini in Vienna before releasing statement on deal's implementation.

Zarif told journalists on his plane heading to Vienna that sanctions on Iran will be lifted today, saying the event "marks a good day for Iran and the Middle East."

http://www.haaretz.com/world-news/1.697734
Spannend werden Fragen sein, wie sich die weitere gesellschaftliche Entwicklung im Iran über die Jahre dadurch entwickeln könnte. Das sind die Sorgen der jetzigen Regierung, genauergesagt der Hardliner. Sozioökonomische Krisen oder Herausforderungen, Forderungen der Gesellschaft. Und eine sich verändernde Kooperation Irans mit regionalen und überregionalen Staaten.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von palulu »

Brent Ölpreis unter 29$. -6,28 Prozent.

Danke, Iran. :D
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

CNN hat ihre Bilder und Namen gezeigt. Die Jungs sind mehr Iraner als Amerikaner. Man sollte solche Menschen als Brücke und gute Vermittler zwischen den beiden Ländern einsetzen, statt sie zu verhaften. Irgendwie werden eigene Ressourcen nicht genutzt.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

palulu hat geschrieben:(16 Jan 2016, 16:27)

Brent Ölpreis unter 29$. -6,28 Prozent.

Danke, Iran. :D
Der niedrige Ölpreis hat auch im Westen Probleme geschaffen, der Export in die Erdölförderländer sinkt signifikant. Ausserdem leidet die deutsche Maschinenbauindustrie, da die Erdölförderländer ihre Anlagen nicht mehr modernisieren. Um nur zwei Beispiele zu nennen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

So lange geht das mit dem niedrigen Ölpreis ja noch gar nicht und er wird auch wieder steigen, da habe ich keine Sorgen.
So ein Preiskampf wie es ihn derzeit gibt wird zwangsläufig irgendwann ein Ende haben und dann geht es wieder in die genau andere Richtung.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Platon hat geschrieben:(16 Jan 2016, 17:54)

So lange geht das mit dem niedrigen Ölpreis ja noch gar nicht und er wird auch wieder steigen, da habe ich keine Sorgen.
So ein Preiskampf wie es ihn derzeit gibt wird zwangsläufig irgendwann ein Ende haben und dann geht es wieder in die genau andere Richtung.
Der Preiskampf hat gerade für Russland drastische Folgen. Medwedev geht nicht vom baldigen Anstieg des Ölpreises aus, schon eher vom Gegenteil.

Earlier, Russia's Prime Minister, Dmitry Medvedev, warned tumbling oil prices could force his country to revise its 2016 budget.

He said that the country must be prepared for a "worst-case" economic scenario if the price continued to fall.

http://www.bbc.com/news/business-35302509
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Kohlmeise hat geschrieben:(16 Jan 2016, 20:54)

Der Preiskampf hat gerade für Russland drastische Folgen. Medwedev geht nicht vom baldigen Anstieg des Ölpreises aus, schon eher vom Gegenteil.

Earlier, Russia's Prime Minister, Dmitry Medvedev, warned tumbling oil prices could force his country to revise its 2016 budget.

He said that the country must be prepared for a "worst-case" economic scenario if the price continued to fall.

http://www.bbc.com/news/business-35302509
Die Russen können ja mal anfangen ein paar Kriege weniger zu führen, dann wird das mit dem Haushalt auch was.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Atomabkommen: Iran erfüllt laut IAEA alle Verpflichtungen

Iran hat laut internationaler Atomenergiebehörde seine wichtigsten Verpflichtungen aus dem Atomabkommen erfüllt. Die Finanz- und Handelssanktionen von EU, USA und Uno können damit aufgehoben werden
.
Bei seiner Ankunft in der österreichischen Hauptstadt hatte Irans Außenminister Dschawad Mohammed Sarif Zuversicht verbreitet. "Heute ist ein großer und guter Tag für die ganze Welt", hatte der Chefdiplomat am Sitz der Internationalen Atomenergiebehörde gesagt. Mit der Umsetzung des Atomabkommens eröffneten sich neue Perspektiven für eine politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen.

Die EU hat für die Aufhebung der Sanktionen bereits letzte Vorbereitungen getroffen. Nach Angaben von Diplomaten liegt ein entsprechender Beschluss seit Freitagvormittag bereit. Nicht zuletzt Deutschland erhofft sich von den neuen Beziehungen zu Iran einen politischen und wirtschaftlichen Vorteil. So kann die deutsche Industrie mit vielen Aufträgen aus der Öl-Nation rechnen. Zudem spielt Iran eine zentrale Rolle bei möglichen Lösungen regionaler Konflikte wie in Syrien und im Jemen. Dagegen wird die politische Annäherung in Israel, in Golfstaaten wie Saudi-Arabien und von konservativen US-Politikern mit großer Sorge verfolgt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 72400.html
Erstaunlich was geht, wenn auf beiden Seiten der politische Wille vorhanden ist und ernsthaft gearbeitet wird. Allerdings muß man wohl sagen, daß das politische Klima in den USA und dem Iran, wie im Kontext der regionalen Entwicklungen dafür erst in den letzten Jahren entstanden ist.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Quasi als erstes greifbares werden über 100 Milliarden an iranischen Vermögen freigesetzt.
With lifting of sanctions, $100 billion in Iranian assets frozen overseas would be immediately thawed.

read more: http://www.haaretz.com/world-news/1.697752
Der Iran wird wieder mit SWIFT verbunden.

Der erste Großeinkauf sollen 114 Flugzeuge von Airbus sein.
Indeed, Iran's transportation minister said on Saturday that, immediately upon implementation of the JCPOA, Tehran will have a new deal signed at the ready to purchase 114 Airbus planes.

http://www.wsj.com/articles/iran-plans- ... 1452975657
Boeing könnte nachziehen.
Obama lifts ban on selling passenger planes to Iran

https://www.rt.com/business/329193-us-s ... raft-iran/
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Wolverine »

Für mich wird der Iran immer der Staat innerhalb der UN sein, der vollkommen sanktionslos die Vernichtung eines Staates und seiner Einwohner fordern darf und dafür auch noch mit der Aufhebung von Sanktionen belohnt wird. Und das 71 nach der Befreiung von Auschwitz. Ich kann irgendwie nicht ganz nachvollziehen wie man über ein solch extremistisches Gebilde fabulieren kann, welches eine ganze Bevölkerung in Geiselhaft hält. Die offene Unterstützung des weltweiten Terrorismus wollte ich eigentlich unerwähnt lassen, aber jetzt ist es doch rausgerutscht.
If Israel were to put down its arms there would be no more Israel.
If the Arabs were to put down their arms there would be no more war.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wolverine hat geschrieben:(16 Jan 2016, 23:56)

Für mich wird der Iran immer der Staat innerhalb der UN sein, der vollkommen sanktionslos die Vernichtung eines Staates und seiner Einwohner fordern darf und dafür auch noch mit der Aufhebung von Sanktionen belohnt wird. Und das 71 nach der Befreiung von Auschwitz. Ich kann irgendwie nicht ganz nachvollziehen wie man über ein solch extremistisches Gebilde fabulieren kann, welches eine ganze Bevölkerung in Geiselhaft hält. Die offene Unterstützung des weltweiten Terrorismus wollte ich eigentlich unerwähnt lassen, aber jetzt ist es doch rausgerutscht.
Kein Problem. Die Nazigeschichte Deutschlands ja auch. Alles drin.

Unter deiner Betrachtung muß man sich fragen, was sich der Westen dabei denkt? Will man, also der Westen, Israel etwas antun?
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Wolverine »

King Kong 2006 hat geschrieben:(17 Jan 2016, 00:17)

Kein Problem. Die Nazigeschichte Deutschlands ja auch. Alles drin.

Unter deiner Betrachtung muß man sich fragen, was sich der Westen dabei denkt? Will man, also der Westen, Israel etwas antun?
Mmh, diese gespielte Naivität kaufe ich dir nicht ab. Die Industrie setzt die Regierungen unter Druck, weil die Mächtigen und Reichen Geld verdienen wollen. Jetzt habe ich es so einfach erklärt, dass sogar du es kapieren müsstest. :D
Die geplante Vernichtung Israels durch den Iran ist da wohl eher so ein nervender Klingelton. :rolleyes:
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wolverine hat geschrieben:(17 Jan 2016, 00:24)

Mmh, diese gespielte Naivität kaufe ich dir nicht ab. Die Industrie setzt die Regierungen unter Druck, weil die Mächtigen und Reichen Geld verdienen wollen. Jetzt habe ich es so einfach erklärt, dass sogar du es kapieren müsstest. :D
Die geplante Vernichtung Israels durch den Iran ist da wohl eher so ein nervender Klingelton. :rolleyes:
Also sind die Mächtigen und Reichen (wer wäre das z.B.?) daran interessiert gezielt Israel über den Jordan gehen zu lassen, um Geld zu verdienen?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von schokoschendrezki »

Wolverine hat geschrieben:(16 Jan 2016, 23:56)

Für mich wird der Iran immer der Staat innerhalb der UN sein, der vollkommen sanktionslos die Vernichtung eines Staates und seiner Einwohner fordern darf und dafür auch noch mit der Aufhebung von Sanktionen belohnt wird. Und das 71 nach der Befreiung von Auschwitz. Ich kann irgendwie nicht ganz nachvollziehen wie man über ein solch extremistisches Gebilde fabulieren kann, welches eine ganze Bevölkerung in Geiselhaft hält. Die offene Unterstützung des weltweiten Terrorismus wollte ich eigentlich unerwähnt lassen, aber jetzt ist es doch rausgerutscht.
Es ist mir schon mehrfach aufgefallen, dass kaum irgendwo eine solche (und solch unangebrachte weil rein subjektive) Häufung von Ewigkeitsattibuten wie "immer" oder "nie" fällt, wie im Zusammenhang mit Problemen im Nahen Osten.

Zur Erinnerung: Iran gehörte zu den allerersten Staaten nach 45, die Israel anerkannt haben. Noch bedeutsamer: Sowohl die "diffus linke" Regierung Mossadegh als auch das offen prowestliche Schah-Regime unterhielten ausgezeichnete Beziehungen zu Israel. Was ja wohl die Annahme einer irgendwie gearteten inneren, "ewiglichen" Feindschaft widerlegt.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Jekyll »

Wolverine hat geschrieben:(17 Jan 2016, 00:24)Die geplante Vernichtung Israels durch den Iran ist da wohl eher so ein nervender Klingelton. :rolleyes:
Die "geplante Vernichtung" existiert nur in deiner Phantasie. Niemand hat die Absicht, Israel zu vernichten.
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Wolverine »

Jekyll hat geschrieben:(17 Jan 2016, 07:38)

Die "geplante Vernichtung" existiert nur in deiner Phantasie. Niemand hat die Absicht, Israel zu vernichten.
Mmh, was machst du denn, wenn ich Zitate führender Militärs einstelle, die doch tatsächlich behaupten, dass die Vernichtung Israels die Nummer 1 der Agenda ist? Wenn ich dann noch die geistlichen verlinke, die das ebenfalls behaupten, was machst du dann? Meldest du dich dann vom Forum ab? :cool:
Der Iran, respektive die militärische und geistliche Führung haben definitiv die Absicht Israel zu vernichten und machen noch nicht mal einen Hehl daraus. Nicht meine Fantasie. Realität nennt man das. Wäre nett, würdest du irgendwann mal dort ankommen. :rolleyes:
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Aufhebung Sanktionen geht nicht nur mit ökonomischen Veränderungen einher, wie auch politischen im Kontext von Kooperationen mit dem Westen in der Region, sondern stellt wie gesagt auch Herausforderungen an die Hardliner im Iran. Die Öffnung birgt für diese Gefahren. Umso abgeschotteter ein System ist, desto geschützter. Die Reformer, nicht unwesentlicher Teile der iranischen Bevölkerung und auch der Westen baut darauf.
Analysis: Lifting of sanctions a blessing for Iran, but could endanger the Islamic regime

Iranian hardliners fear that economic change and openness will bring ideas such as democracy, human rights and sexual permissiveness, which will weaken their hold on the country.

http://www.jpost.com/Middle-East/Iran/A ... ime-441769
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Stimmen aus dem Iran:
Iraner über Ende der Sanktionen: "Als würde neues Blut in unseren Körpern fließen"

Jahre der Abschottung sind vorbei - nun beginnt für Iran eine neue Epoche. Oder? Viele hoffen mit dem Ende der Sanktionen auf ein besseres Leben. Doch es gibt auch Skepsis. Wir haben Stimmen im Land gesammelt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 72758.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Wieder einmal wurden die meisten Kandidaten, die dem Reformlager zuzuordnen sind für die Wahl des Parlamentes ausgeschlossen. Rouhani bringt Stimmung mit seiner Meinung dazu in den Laden. Zumal er damit auch Khamenei widerspricht.
Wahl im Iran: Heftige Debatten um Ausschluss für viele Reformer

Mehr als 80 Prozent der liberalen Kandidaten von Parlamentswahl ausgeschlossen

Irans Präsident Hassan Rohani griff zu einem gewagten Vergleich: "Juden, Christen, Anhänger von Zarathustra und sonstige Minderheiten im Iran – sie haben im Parlament ihre Abgeordneten. Wieso also verweigert man sieben bis 20 Millionen anderen Menschen, ihre Favoriten zu wählen?", fragte der Regierungschef in einer Rede im Parlament. Ziel der scharfen Kritik: das Vorgehen des Wächterrats, der zuvor mehr als 80 Prozent der liberalen Kandidaten von der für Februar geplanten Parlamentswahl ausgeschlossen hatte.

Rohani reagierte damit direkt auf eine Rede des religiösen Führers Ayatollah Ali Khamenei. Dieser hatte zwar alle Iraner aufgefordert, an der Wahl teilzunehmen, aber indirekt auch das Vorgehen des Wächterrats begrüßt. Zudem hatte er vorausgesagt, das kommende Parlament werde sehr ähnlich wie das aktuelle aussehen, in dem es kaum Reformer gibt. "Wie will man Leute ermuntern, an Wahlen teilzunehmen, wenn man ihnen nicht ermöglicht, ihre Favoriten ins Parlament zu schicken?", fragte nun Rohani bei einem Zusammentreffen der Direktoren des Innenministeriums. - derstandard.at/2000029563163/Wahl-im-Iran-Heftige-Debatten-um-Ausschluss-fuer-viele-Reformer
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

King Kong 2006 hat geschrieben:(22 Jan 2016, 21:04)

Wieder einmal wurden die meisten Kandidaten, die dem Reformlager zuzuordnen sind für die Wahl des Parlamentes ausgeschlossen. Rouhani bringt Stimmung mit seiner Meinung dazu in den Laden. Zumal er damit auch Khamenei widerspricht.
Es gibt im Iran diverse Machtzentren und es ist sehr schwer, von aussen zu beurteilen, wer wem untersteht. Den schwächsten Stand scheint der gewählte Präsident zu haben, obwohl er die grösste Legitimation und ein hohes Ansehen hat. Es wäre im Interesse des Irans und auch des Westens, dass Rohani mehr Macht bekommt und so mehr Berechenbarkeit in die iranische Politik einbringt.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Kohlmeise hat geschrieben:(22 Jan 2016, 22:29)

Es gibt im Iran diverse Machtzentren und es ist sehr schwer, von aussen zu beurteilen, wer wem untersteht. Den schwächsten Stand scheint der gewählte Präsident zu haben, obwohl er die grösste Legitimation und ein hohes Ansehen hat. Es wäre im Interesse des Irans und auch des Westens, dass Rohani mehr Macht bekommt und so mehr Berechenbarkeit in die iranische Politik einbringt.
Dazu ein Art der Betrachtung:
Das iranische Regime wird allerdings nicht nur durch den Faktor „Äußere Bedrohung“ stabilisiert, wodurch man in der Lage ist, das Volk um sich zu scharen, sondern vor allem auch aufgrund seiner systemrelevanten Beschaffenheit und des ideologischen Überbaus.

Der größte ordnungspolitische Stabilitätsfaktor in der Islamischen Republik ist die Verfassung selbst. Iran ist nicht monolithisch, das heißt., dass es gleich mehrere zueinander konkurrierende Machtzentren gibt, wie die Exekutive, Legislative und Judikative, die institutionell unabhängig voneinander sind. Hinzu kommen das „überparteiische“ Amt des religiösen Staatsoberhauptes (Wilayat al-Faqih) und einige weitere Machtzentren, wie die des Schlichtungrates. Das heißt buchstäblich das, was in der westlichen Rezeption als „Systemfehler“, „Machtkampf“ und „Risse im Regime“ empfunden wird, ist in Wirklichkeit eine der Grundsäulen der iranischen Stabilität.

Zur Gegenüberstellung: In Tunesien gab nur ein einziges Machtzentrum, nämlich das des Präsidenten. Alles war auf eine Person zugeschnitten, die seit mehr als 20 Jahren regiert. Sein Sturz kam daher dem Sturz des gesamten Regimes gleich, in Iran ist dies dagegen nur eine Frage der Personalentscheidung. Das heißt, dass die Islamische Republik im Falle von Unruhen fähig ist, durch den Austausch eines einzelnen oder mehrerer Verantwortungsträger oder einer politischen Strömung die Schuld von Miseren und Krisen auf einer einzelne Person bzw. einer politischen Strömung zu delegieren, wodurch neue glaubwürdige Versprechen möglich sind und neue Hoffnungen verbreitet werden können und der Volkszorn damit stark gedämpft wird.

http://irananders.de/nachricht/detail/410.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Saudi Arabien, also unser "Verbündeter und guter Freund" hat ja nicht einmal eine Verfassung :D .
Wie kann ein solcher Staat unser Verbündeter sein?
Bei allen Problemen und religiösem Getöse im Iran, ist das Land mit Saudi Arabien nicht zu vergleichen. Es sind Welten dazwischen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Über Ruhani:

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... -hardliner

Ruhani kämpft gegen Irans Hardliner.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

ja, der war sauer
aber hilft wahrscheinlich nix
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Platon hat geschrieben:(24 Jan 2016, 22:49)

ja, der war sauer
aber hilft wahrscheinlich nix
Er ist ambitioniert. Vielleicht will er in den Chefsessel?
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Kohlmeise hat geschrieben:(24 Jan 2016, 22:54)

Er ist ambitioniert. Vielleicht will er in den Chefsessel?
Wenn er das wollen würde, würde er sich nicht so verhalten. Der nächste Revolutionsführer wird jemand auf den sich alle Fraktionen einigen können, bestimmt ein Konservativer mit der Bereitschaft zum Kompromiss, der nach Möglichkeit nicht allzu viel angeeckt ist. Dazu würde es dem Amt des Revolutionsführers nicht schaden, wenn es wieder ein echter Ayatollah wird.

Ich denke es geht bei seinen Aussagen um den innenpolitischen Machtkampf und natürlich seine eigene Glaubwürdigkeit vor denjenigen die ihn gewählt haben.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Platon hat geschrieben:(24 Jan 2016, 23:24)

Wenn er das wollen würde, würde er sich nicht so verhalten. Der nächste Revolutionsführer wird jemand auf den sich alle Fraktionen einigen können, bestimmt ein Konservativer mit der Bereitschaft zum Kompromiss, der nach Möglichkeit nicht allzu viel angeeckt ist. Dazu würde es dem Amt des Revolutionsführers nicht schaden, wenn es wieder ein echter Ayatollah wird.

Ich denke es geht bei seinen Aussagen um den innenpolitischen Machtkampf und natürlich seine eigene Glaubwürdigkeit vor denjenigen die ihn gewählt haben.
Wie man im Atomstreit sehen konnte, ist das Regime gar nicht so starr, wie man die ganze Zeit gedacht hatte. Vielleicht erkennen die Geistlichen irgendwann, dass sie ihren Erzfeind in Saudi Arabien mit dessen eigenen Waffen schlagen können, nämlich mit der Annäherung an die USA. Am Ende geht es den Mullahs ja auch nur um ihre irdische Macht. Diese könnten sie mit einem klugen und relativ liberalen Ruhani an der Spitze länger behalten und nebenbei dem Westen klarmachen, dass der Iran für ihn mittelfristig die bessere Wahl ist als die Saudis.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Kohlmeise hat geschrieben:(25 Jan 2016, 00:10)

Wie man im Atomstreit sehen konnte, ist das Regime gar nicht so starr, wie man die ganze Zeit gedacht hatte.
Eigentlich war das vorher auch bekannt. Es gibt in der Islamischen Republik immer ein Hin- und Herpendeln zwischen verschiedenen Teilen des Establishments, die miteinander um Posten und Einfluss ringen. In Bezug auf die USA haben die Iraner unter Revolutionsführer Khamenei immer gesagt, dass man sich unter gewissen Umständen eine Annäherung an die USA vorstellen könnte.
Vielleicht erkennen die Geistlichen irgendwann, dass sie ihren Erzfeind in Saudi Arabien mit dessen eigenen Waffen schlagen können, nämlich mit der Annäherung an die USA. Am Ende geht es den Mullahs ja auch nur um ihre irdische Macht. Diese könnten sie mit einem klugen und relativ liberalen Ruhani an der Spitze länger behalten und nebenbei dem Westen klarmachen, dass der Iran für ihn mittelfristig die bessere Wahl ist als die Saudis.
Die Macht der Islamischen Republik basiert auf der militärischen Stärke der Revolutionsgarden, der ökonomischen Macht des Staates und der Fähigkeit seine Verbündeten loyal zu halten und eng an sich zu binden. Die USA können da gar nicht so viel gegen machen, als sich damit zu arrangieren. Genau das machen sie ja jetzt. Umgekehrt müssen die Iraner sich damit abfinden, dass die USA in ihrer Region die dominante Weltmacht sind und es sich lohnt mit ihnen zusammen zu arbeiten, wenn man gemeinsame Interessen hat. Rohani ist übrigens auch nicht wirklich liberal, außenpolitisch hat sich in erster Linie der Ton geändert, nicht aber der Inhalt.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Platon hat geschrieben:(25 Jan 2016, 00:28)

Eigentlich war das vorher auch bekannt. Es gibt in der Islamischen Republik immer ein Hin- und Herpendeln zwischen verschiedenen Teilen des Establishments, die miteinander um Posten und Einfluss ringen. In Bezug auf die USA haben die Iraner unter Revolutionsführer Khamenei immer gesagt, dass man sich unter gewissen Umständen eine Annäherung an die USA vorstellen könnte.

Die Macht der Islamischen Republik basiert auf der militärischen Stärke der Revolutionsgarden, der ökonomischen Macht des Staates und der Fähigkeit seine Verbündeten loyal zu halten und eng an sich zu binden. Die USA können da gar nicht so viel gegen machen, als sich damit zu arrangieren. Genau das machen sie ja jetzt. Umgekehrt müssen die Iraner sich damit abfinden, dass die USA in ihrer Region die dominante Weltmacht sind und es sich lohnt mit ihnen zusammen zu arbeiten, wenn man gemeinsame Interessen hat. Rohani ist übrigens auch nicht wirklich liberal, außenpolitisch hat sich in erster Linie der Ton geändert, nicht aber der Inhalt.
Ich hatte eigentlich auf was anderes abgehoben. Ich meine, es würde die Position Irans in der Region besonders gegenüber dem Erzfeind Saudi Arabien erheblich stärken, wenn man zu echter Kooperation mit den USA übergehen würde, wobei Koopertion natürlich keine Unterwerfung zur Folge haben muss. Ein selbstbewusster Iran kann auf seine Interessen achten und diese wahren und trotzdem ein verlässlicher Partner für den Westen sein. Ruhani traue ich den Mut dazu absolut zu. Er ist nach meinem Eindruck der liberalste Politiker nicht nur im Iran, sondern in der gesamten islamischen Welt.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Kohlmeise hat geschrieben:(25 Jan 2016, 12:48)

Ich hatte eigentlich auf was anderes abgehoben. Ich meine, es würde die Position Irans in der Region besonders gegenüber dem Erzfeind Saudi Arabien erheblich stärken, wenn man zu echter Kooperation mit den USA übergehen würde, wobei Koopertion natürlich keine Unterwerfung zur Folge haben muss. Ein selbstbewusster Iran kann auf seine Interessen achten und diese wahren und trotzdem ein verlässlicher Partner für den Westen sein. Ruhani traue ich den Mut dazu absolut zu. Er ist nach meinem Eindruck der liberalste Politiker nicht nur im Iran, sondern in der gesamten islamischen Welt.
Wie stellst du dir diese echte Kooperation denn vor? Also was sollten die Iraner und die USA denn noch mehr machen? Weil sie kämpfen doch bereits gegen einen gemeinsamen Feind und sie knüpfen immer engere politische und bald auch ökonomische Beziehungen. Vielleicht eröffnen die USA ja mal wieder eine Botschaft in Teheran. Die größten Unterschiede zwischen den USA und den Iraner ist Israel und Assad. Bei Israel wird es zwischen den USA und Iran nie eine Annäherung der Standpunkte geben, beim Thema Assad wird man sehen was passiert.

Das die USA irgendwann einen Militärstützpunkt im Iran eröffnen ist nebenbei gesagt völlig undenkbar, wenn die Iraner das akzeptieren, ist die Islamische Republik am Ende.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Platon hat geschrieben:(25 Jan 2016, 13:42)

Wie stellst du dir diese echte Kooperation denn vor? Also was sollten die Iraner und die USA denn noch mehr machen? Weil sie kämpfen doch bereits gegen einen gemeinsamen Feind und sie knüpfen immer engere politische und bald auch ökonomische Beziehungen. Vielleicht eröffnen die USA ja mal wieder eine Botschaft in Teheran. Die größten Unterschiede zwischen den USA und den Iraner ist Israel und Assad. Bei Israel wird es zwischen den USA und Iran nie eine Annäherung der Standpunkte geben, beim Thema Assad wird man sehen was passiert.

Das die USA irgendwann einen Militärstützpunkt im Iran eröffnen ist nebenbei gesagt völlig undenkbar, wenn die Iraner das akzeptieren, ist die Islamische Republik am Ende.
Der Feindschaft mit Israel würde spätestens dann die Grundlage entzogen werden, wenn der Staat Palästina gegründet wird, der Israel und dessen Grenzen ja anerkennen wird.
Danach sieht es z. Z. zwar nicht aus, aber der Staat Palästina wird schon irgendwann kommen.

Wenn der Iran und die USA wieder volle diplomatische Beziehungen aufnehmen würden, könnten sie in wichtigen politischen Fragen immer noch völlig unterschiedlicher Auffassung sein und trotzdem blühenden Handel miteinander treiben. Der schiitische Iran hat ja auch hervorragende wirtschaftliche Beziehungen zur sunnitischen Türkei, obwohl beide Staaten gerade in Syrien erbitterte Stellvertreterkriege gegeneinander führen. In Bezug auf Syrien sind die Amis viel näher bei Iran als bei der Türkei, die Assad stürzen will, koste, was es wolle.

Man sollte ausserdem die Fexibilität der Islamischen Republik nicht unterschätzen, die treuen Anhänger des Regimes nehmen nämlich alles als angezeigt und angemessen hin, was der geistliche Führer gerade sagt und entscheidet. Eine Rebellion gegen die oberste religiöse Führung ist absolut verpönt. Das Ende der islamischen Republik wird ja zwar schon länger von ein paar Auslandspersern dauernd vorausgesagt, bislang ist es aber nur bei Ankündigung und Kaffeesatzleserei geblieben.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Kohlmeise hat geschrieben:(25 Jan 2016, 14:12)

Der Feindschaft mit Israel würde spätestens dann die Grundlage entzogen werden, wenn der Staat Palästina gegründet wird, der Israel und dessen Grenzen ja anerkennen wird.
Danach sieht es z. Z. zwar nicht aus, aber der Staat Palästina wird schon irgendwann kommen.
Das ist schwer vorauszusagen. Nach der offiziellen iranischen Ideologie ist Israel ein Produkt der kolonialen/imperialen Aggression gegen den Islam. Auch im Falle einer 2-Staaten-Lösung würde sich daran nichts ändern, weswegen die Islamische Republik den Friedensprozess auch ablehnt und bewaffnete Gruppen unterstützt, welche die Vernichtung Israels anstreben.

Es gab aber mal die Aussage von Rafsanjani, dass man nicht palästinensischer als die Palästinenser sein müsse, d.h. wenn diese einer Friedenslösung per Volksabstimmung zustimmen, könnte man über diese Art zu einer gemäßigteren Position kommen, die nicht die totale Vernichtung Israels fordert.
Wenn der Iran und die USA wieder volle diplomatische Beziehungen aufnehmen würden, könnten sie in wichtigen politischen Fragen immer noch völlig unterschiedlicher Auffassung sein und trotzdem blühenden Handel miteinander treiben.
Volle diplomatische Beziehungen, d.h. die Eröffnung einer Botschaft sehe ich skeptisch. Die Ereignisse der Botschaftsbesetzung sind noch sehr frisch, dazu hat das Regime jetzt bald 30 Jahre lang erzählt die US-Botschaft sei eine Spionage-Hochburg und die Besetzung daher gerechtfertigt gewesen. Da kann man nicht mal eben die Botschaft neu eröffnen bzw. die USA wollen natürlich Garantien für die Sicherheit des eigenen Personals, nur US-Marines auf iranischen Straßen sind für die Iraner kaum zu akzeptieren. Das ist alles nicht so einfach.

Davon mal abgesehen eröffnet die Lösung des Atomkonflikts ja die Möglichkeit politisch und ökonomisch zu kooperieren. Visums kann man sich ja auch austellen lassen, ich glaube über die Schweizer Botschaft. Das geht alles schon.
Man sollte ausserdem die Fexibilität der Islamischen Republik nicht unterschätzen, die treuen Anhänger des Regimes nehmen nämlich alles als angezeigt und angemessen hin, was der geistliche Führer gerade sagt und entscheidet. Eine Rebellion gegen die oberste religiöse Führung ist absolut verpönt. Das Ende der islamischen Republik wird ja zwar schon länger von ein paar Auslandspersern dauernd vorausgesagt, bislang ist es aber nur bei Ankündigung und Kaffeesatzleserei geblieben.
Also zunächst mal ist die Stellung bzw. Rolle des Revolutionsführers nicht derart, wie du es hier darstellst. Khamenei bzw. sein Büro treffen alle wichtigen Entscheidungen, allerdings tut er das nicht einfach so, sondern er formuliert was er bzw. seine Mitarbeiter für einen Elitenkonsens halten. Das heißt im Normalfall gibt es zu bestimmten Sachen bei den Eliten, zumeist hinter verschlossenen Türen manchmal auch öffentlich, heftige Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten und Khamenei formuliert dann einen Kompromis bzw. das Ergebnis dieser Diskussionen. Und dabei spielen die Revolutionsgarden, neben der Clique von Veteranen der Revolution 79 und des Golfkrieges die Hauptrolle. Es ist ja die große Stärke der Islamischen Republik, dass eben nicht ein Mann, ein Diktator, alles entscheidet, sondern, dass die Politik von den politischen (eine Clique von Leuten die sich seit langem kennen) und militärischen (d.h. die Revolutionsgarden) Eliten gemacht wird. Und da geht es ja derzeit mal wieder hoch her, weil die Reformer unter Rohani zurück in die Institutionen drängen.

Zum Anderen ist es so, dass Khamenei alt ist. Er war auch schon mehrfach krank. Sein Nachfolger bzw. seine Nachfolger (die Möglichkeit ein 3er Gremium zu ernennen gibt es ja auch) müsste erst einmal beginnen, sich einen Status aufzubauen, welche ihn in die Position versetzt dieselbe Rolle zu spielen wie aktuell Khamenei. Dieser hat ja auch einige Jahre gebraucht bis man ihn als die herausragende Figur wahr genommen hat bzw. sein eigener Status ist nach wie vor nicht mit dem von Khomeini zu vergleichen. Das heißt grundlegende Veränderungen müssten noch von Khamenei selbst ausgehen und der wird nichts entscheiden, welches den Revolutionsgarden massiv gegen den Strich geht.

Von daher mag die Islamische Republik flexibel sein, diese Flexibilität hat aber auch Grenzen, weil man muss die Konservativen immer mitnehmen, man kann nichts entscheiden was von diesen krass abgelehnt wird.
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Platon hat geschrieben:(25 Jan 2016, 14:40)Das ist alles nicht so einfach.
Das ist wohl wahr.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Rouhani beginnt seine Europa Tour in Italien, dann geht es nach Frankreich weiter.
Mega-deals await as Iranian president starts European trip in Rome

Heading a 120-strong delegation of Iranian business leaders and ministers, Rouhani will spend two days in Rome before flying to France on Wednesday, hoping to burnish Tehran's international credentials at a time of turmoil across the Middle East.

Officials in Rome said Italian firms were set to sign deals worth up to 17 billion euros ($18.4 billion) over the next two days, including in the energy, infrastructure and steel sectors.

http://www.reuters.com/article/us-iran- ... SKCN0V31DJ
Der Iran ist auch an Boeing aus den USA interessiert. Die Direktflüge in die Staaten sind eine Möglichkeit geworden.
Iran wants to buy 500 planes and resume flights to U.S.
http://money.cnn.com/2016/01/25/news/ir ... s-flights/
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

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Paris und Teheran wollen ihre Beziehungen normalisieren. Frankreich ist neben Deutschland ein alter Handelspartner. Neue Automodelle sollen im Iran produziert werden. Die alte Produktion frz. Modelle wird wieder angefahren. Der Iran kann wieder auf Paris zählen. Interessant. Warum eigentlich? Hat sich irgendetwas geändert? Ach ja, der Iran will keinen Atomkrieg mehr... Welch eine großartige Aufführung. :rolleyes:
Frankreich und Iran auf Kooperationskurs

Mit satten Wirtschaftsverträgen und einer politischen Annäherung wollen Frankreich und der Iran ihre Beziehungen wiederbeleben. Irans Präsident Ruhani sagte in Paris, er wolle die Ära einer "neuen Beziehung" zwischen beiden Ländern einläuten.

Mit satten Wirtschaftsverträgen und einer politischen Annäherung wollen Frankreich und der Iran ihre Beziehungen wiederbeleben. Irans Präsident Hassan Ruhani sagte am Donnerstag in Paris, er wolle die Ära einer "neuen Beziehung" zwischen beiden Ländern einläuten. Premierminister Manuel Valls entgegnete, Teheran könne "auf Frankreich zählen". Am Nachmittag sollten unter anderem Verträge mit dem Flugzeugbauer Airbus und dem Energieriesen Total unterzeichnet werden.
Zudem kündigte der französische Autobauer PSA Peugeot-Citroën seinen Wiedereinstieg in den iranischen Markt an. Geplant sind ein Joint Venture mit dem Hersteller Iran Khodro sowie Investitionen im Umfang von 400 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren. Langfristiges Ziel ist die Produktion von 200.000 Fahrzeugen pro Jahr im Iran.
Ein immer wieder kehrendes Thema ist auch die Lage der Menschenrechte im Iran. Diese Frage werde nicht ausgespart, hieß es in Paris, sie sei aber kein Gegenstand öffentlicher Äußerungen.

Frankreich und Iran auf Kooperationskurs - Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/nachrichten/t ... 1887996672
Neben der Revitalisierung von Produktionsstandorten und industrieller und technologischer Kooperation gilt es jetzt auch die iranischen Rohstoffe, insbesondere die immensen im Mineralsektor auszubeuten. Die Infrastruktur im Iran ist aufgrund der bisherigen Dominanz der fossilen Rohstoffe und auch durch Sanktionen unterentwickelt. Das Gebirgsland Iran ist ein Goldgrube dahinsichtlich.
Iran poised to make billions off country's vast mineral wealth

Iran is poised to become one of the richest countries in the world -- and its potential for profit goes far beyond oil.

After years of economic sanctions and international isolation, the Islamic Republic stands to make an estimated $700 billion off its vast deposits of minerals -- such as copper, iron ore, zinc and lead.

"They are an incredibly mineral-rich nation," said Rebecca Keller, a science and technology analyst with the Texas-based global intelligence company, Stratfor.

"There’s potential for high-quality, fairly low-cost mining in Iran," Keller told FoxNews.com Wednesday, as Iranian President Hassan Rouhani tours Europe this week, signing business deals with Western countries clamoring to profit off its natural resources, including its mineral deposits.
Mit Italien wurden Verträge zur Modernisierung und Ausbau von Stahl- und Aluminumwerke im Iran getroffen.
Iran has more than 3,000 active mines -- mostly privately owned -- that contain copper, iron ore and heavy rare earth elements, according to the website mining.com.

"They're everywhere," Keller said of Iran's minerals, noting the potential for mining near the Afghanistan border and through a ridge that runs down the middle of the country.

http://www.foxnews.com/world/2016/01/27 ... ealth.html
Nicht nur asiatische Staaten wie China erwarten durch den sich zu erschließenden Markt Wachstumsschübe, sondern gerade auch Europa.
Iran als neuer Wachstumstreiber für europäische Wirtschaft

Iran: Milliardenaufträge für europäische Unternehmen

Das Ende der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran ist sowohl für den Iran selbst als auch für die potenziellen Handelspartner des Landes ein wahrer Befreiungsschlag. Schon wenige Tage nach Aufhebung der Sanktionen besucht Irans Präsident Hassan Rohani dieser Tage Europa. Der Hauptgrund seiner Reise ist, die einst engen Wirtschaftsbeziehungen zu Europa wiederzubeleben.
Zudem plant die Regierung, ihre Ölexporte auszuweiten und strebt ein Wirtschaftswachstum von 8% pro Jahr an. Letzteres dürfte allerdings aufgrund des niedrigen Ölpreises für das laufende Jahr etwas zu ambitioniert sein.
Der Iran wird neben anderen großen Märkten wie China, Russland, Indien oder Brasilien Chancen für europäische Investoren bieten.
Auch in anderen Branchen werden demnächst große Investitionen getätigt werden, von denen viele europäische Unternehmen profitieren. Daher gilt: Die aktuell schwächelnde Nachfrage aus Brasilien, Russland und China wird durch den Investitionsboom aus dem Iran und das dynamische Wachstum in Indien abgemildert bzw. aufgefangen.

http://www.gevestor.de/news/iran-als-ne ... 60736.html
Daher ist der Iran wie so oft König - als Kunde.
Der iranische Kunde ist König

Goldgräberstimmung in Europa. Automanager in Frankreich und Deutschland reiben sich die Hände. Bei Airbus liegt ein Jahrhundertvertrag für 114 Flugzeuge unterschriftsreif im Konzernsafe. Italiens Pipeline- und Bauindustrie rechnet mit Milliardenaufträgen, fünf komplette Krankenhäuser soll das Land in den nächsten Jahren liefern. Und nebenbei gab es im Vatikan noch eine höfliche Audienz beim Papst – sozusagen von Gottesmann zu Gottesmann. In den Kapitolinischen Museen wurden sogar nackte Skulpturen mit Holzpanelen vernagelt, damit der gelernte Kleriker aus dem Iran keinen Anstoß nimmt. Hassan Ruhani ist auf Europatour, nicht mehr als Dunkelmann der Achse des Bösen, sondern als Präsident eines Landes, das gerade frisch aus dem Keller der international Geächteten geklettert ist. Er gibt sich aufgeräumt und erleichtert, denn er kommt nicht als Bittsteller, sondern als umworbener Großeinkäufer, der nach zwei Jahrzehnten Sanktionen praktisch alles braucht, was der Modernisierung dient und gegen Geld zu haben ist.

Mit dem Atomabkommen von Wien ist der gordische Knoten durchtrennt im Verhältnis zwischen dem Alten Kontinent und den Erben der 2.500-jährigen persischen Geschichte. Viele europäische Regierungen und Geschäftsleute waren dem immer strikteren Sanktionskurs Washingtons ohnehin nur zähneknirschend und widerwillig gefolgt. Die Iraner mit ihrer Zivilisation und Geschichte, ihrem Bildungsniveau und ihrer reichen Kultur haben den Europäern immer gelegen. Die Wirtschaftsbeziehungen zu der mit Öl und Gas gesegneten Nation waren eng und profitabel. Die iranischen Partner galten als gute Kunden, selbstbewusst und kompetent, pünktlich zahlend und zuverlässig. Alle wittern Geschäfte: Irans Präsident Ruhani bereist Europa nach dem Ende der Sanktionen nicht als Bittsteller, sondern Großeinkäufer. Daheim wird der Wandel härter.
Irans Bevölkerung lehnt den Westen nicht ab

Mit dem wirtschaftlichen Frühling aber werden auch die politischen und kulturellen Beziehungen wieder aufblühen. Der Iran ist wegen seiner faszinierenden Städte und atemberaubenden Landschaften ein erstklassiges Touristenziel. Wenn der Austausch von Wissenschaftlern, Künstlern und Politikern wieder in Gang kommt, werden die gegenseitigen Debatten belebt und kann sich das Vertrauen regenerieren. Anders als in vielen arabischen Staaten hegt die iranische Bevölkerung Sympathie für den Westen. Viele Familien haben Verwandte dort. Jedes Jahr kehren 150.000 Hochtalentierte ihrer Heimat den Rücken.

Und so setzt Hassan Ruhani bei seiner Öffnungspolitik vor allem auf Europa. Mit den Vereinigten Staaten wieder anzuknüpfen, ist weitaus vertrackter – auch wenn in der politischen Elite der Islamischen Republik die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Washington inzwischen als der Jackpot außenpolitischer Regierungskunst gilt. Das Misstrauen sitzt tief. Für viele Iraner ist der vom CIA 1953 organisierte Putsch gegen Mohammed Mossadeq, den ersten demokratisch gewählten Premier Irans, genauso unvergessen wie die Waffenhilfe für Saddam Hussein im irakisch-iranischen Krieg von 1980 bis 1988.
Viele Hardliner sind Entspannungsverlierer. Ihre Macht im Inneren bröckelt, ihre üppigen Schwarzgeschäfte unter dem Sanktionsregime haben sich in Luft aufgelöst. Die nächste Kraftprobe ist mit den kommenden Parlamentswahlen bereits in vollem Gange. Denn der ultraorthodoxe Wächterrat blockiert praktisch sämtliche Reformkandidaten, was die Abstimmung am 26. Februar zur absoluten Farce machen würde. Selbst Khomeini-Enkel Hassan, der für seine aufgeklärten Ansichten bekannt ist, darf nicht antreten. Und so muss der diese Woche in Rom und Paris hofierte Ruhani nächste Woche daheim wieder harte Bretter bohren. Außenpolitik ist Innenpolitik – den Schwung seiner Europareise kann er dabei gut gebrauchen.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... wirtschaft
Iran kehrt als Wirtschaftsmacht zurück auf die Weltbühne

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/n ... -1.2833319
Ein Großteil der "Sorge" der Königreiche auf der Arabischen Halbinsel beruht auch auf diese "Wiederauferstehung". Die Emirate z.B. sind einer der weltweiten Dreh-und Angelpunkte des Flugverkehrs. Das könnte sich ändern.

Gerade die arabischen Staaten am Persischen Golf haben daran partizipiert, daß der Iran "kalt gestellt" wurde. Sonst wären viele Entwicklungen in der Form gar nicht geschehen. Nachdem der Schah und somit der Iran sich in ein Schattendasein verabschiedete. In einigen Bereichen konnten deshalb die arabischen Golfstaaten sich hineinentwickeln. Hier nur ein Beispiel.
Could Iran Become the Next Dubai, an Aviation Superpower?

While the country was an international pariah, an Arab state saw and seized a prize that could have been theirs for the taking: crossroads of international aviation.

http://www.thedailybeast.com/articles/2 ... power.html
Es ist viel bequemer und wirkmächtiger wenn man vor einem Atomkrieg mit dem Iran warnt, sprich für die Beibehaltung von Sanktionen wirbt, als einfach zu sagen, daß man Angst um seine Pfründe hat, die man erhaschen konnte, weil der Iran weggefallen ist.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Platon
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Platon »

Das mit den Autos ist meines Erachtens ein Riesenmarkt, dort sollten auch deutsche Autobauer zuschlagen, vor allem mit umweltverträglichen Autos sollte man bei Staat und Verbraucher punkten können. Man muss es nur werbetechnisch gut verpacken.

Renault hat im Iran eine lange Tradition und ich meine in Teheran oder so steht auch die größte Autofabrik Asiens.
http://www.renault.co.ir/discover/RenaultIran.html
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Platon hat geschrieben:(28 Jan 2016, 19:54)

Das mit den Autos ist meines Erachtens ein Riesenmarkt, dort sollten auch deutsche Autobauer zuschlagen, vor allem mit umweltverträglichen Autos sollte man bei Staat und Verbraucher punkten können. Man muss es nur werbetechnisch gut verpacken.

Renault hat im Iran eine lange Tradition und ich meine in Teheran oder so steht auch die größte Autofabrik Asiens.
http://www.renault.co.ir/discover/RenaultIran.html
Mercedes und VW kommen wieder. Motoren-, Triebwagen im Bahnsektor und Kfz-Bau werden im Iran wieder angefahren.
Daimler has signed letters of intent with local cooperation partners, Iran Khodro Diesel (“IKD”) and the Mammut Group to re-enter the Iranian market. Daimler and IKD have good business relations for the last 50 years. IKD is a subsidiary of Iran Khodro Industrial Group, which is the largest vehicle manufacturer in the MENA region, with around 50% market share in Iran.

Per the new letters of intent, IKD will cooperate with Daimler and form a joint venture under which Mercedes-Benz trucks and powertrain components will be produced locally. In addition, it will establish a sales company for Mercedes-Benz trucks and components. Daimler also intends to return as a shareholder in the former engine joint venture Iranian Diesel Engine Manufacturing Co. Further, both partners are considering the formation of a joint venture focused on selling Mercedes-Benz commercial vehicles locally. Both the companies are expected to benefit from this collaboration. - See more at: http://www.zacks.com/stock/news/204233/ ... A7Cro.dpuf
Unterdessen lotet Volkswagen nach den aufgehobenen Sanktionen gegen den Iran Wachstumschancen in dem potenziellen Riesenmarkt aus. „Wir verfolgen die aktuelle Entwicklung und prüfen mögliche Optionen“, hieß es. Es gebe aber „noch keine Entscheidungen oder Beschlüsse“.

Bis 2009 hatte Volkswagen im Iran Fahrzeuge des Typs Gol produziert.

http://www.focus.de/finanzen/news/wirts ... 17222.html
Im Gegensatz zu Mercedes und VW wäre Audi relativ neu im Geschäft, auch wenn sie eine Tochter von VW sind. Im Gegensatz zu Mercedes und VW, die auch dort produzieren, sind Audi, BMW, Skoda, Porsche und Co. zunächst an Absatzmärkten im Iran für ihre Endprodukte, also dem Vertrieb ihre Fahrzeuge interessiert.
Audi eyes Iran luxury car market

Audi is gauging its first-ever entry into the Iranian auto market where the German firm sees "growing potential" for luxury cars after world powers lifted international sanctions.

http://www.tradearabia.com/news/MTR_298970.html
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Der Gesichtsausdruck von Hollande sprach heute Bände. Ich meine, wer einen Gast bei sich Willkommen heisst, sollte gewisse Umgangsformen wahren.
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King Kong 2006
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von King Kong 2006 »

Kohlmeise hat geschrieben:(28 Jan 2016, 23:53)

Der Gesichtsausdruck von Hollande sprach heute Bände. Ich meine, wer einen Gast bei sich Willkommen heisst, sollte gewisse Umgangsformen wahren.
Das kann ja auch nur psychische Ausfallerscheinungen mit sich tragen. Jahrelang wird aus geostrategischen Gründen kultiviert, daß der Iran weltweites Zentrum des Bösen ist. Mit Vernichtungsfantasien. Dann wird aus geostrategischen Gründen eine Kehrtwende gemacht. Und dieser orientalische Undertaker wird plötzlich als Partner in Sicherheitsfragen und wirtschaftliche Zusammenarbeit vorgestellt. Das ist schon blöd. Da werden einige Schreiberlinge und Medienhäuser sicher noch große schriftstellerische Schwierigkeiten bekommen. Wie Hollande.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Jan 2016, 08:46)

Das kann ja auch nur psychische Ausfallerscheinungen mit sich tragen. Jahrelang wird aus geostrategischen Gründen kultiviert, daß der Iran weltweites Zentrum des Bösen ist. Mit Vernichtungsfantasien. Dann wird aus geostrategischen Gründen eine Kehrtwende gemacht. Und dieser orientalische Undertaker wird plötzlich als Partner in Sicherheitsfragen und wirtschaftliche Zusammenarbeit vorgestellt. Das ist schon blöd. Da werden einige Schreiberlinge und Medienhäuser sicher noch große schriftstellerische Schwierigkeiten bekommen. Wie Hollande.
https://cdn3.vox-cdn.com/thumbor/ytyQYj ... 8958.0.jpg

Wer das Bild von Hollande neben Ruhani mit dem Bild von Hollande neben Salman vergleicht, muss nur noch feststellen, dass der Kerl einfach völlig verwirrt ist.
Kohlmeise

Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

Dem Iran kann man nur wünschen, dass die Politiker in Zukunft am besten gar nichts mehr zum Thema Holocaust von sich geben. Die unsäglichen Äusserungen des ehemaligen Präsidenten haben dem Ansehen Irans sehr geschadet. Holocaust ist sowieso kein Thema, bei dem Iran bzw. dessen Führung irgendetwas zu gewinnen hätte. Wenn man schon die Wahrheit nicht akzeptieren will, sollte man zu mindest auf laute Lügen verzichten. Präsident Ruhani und sein Minister Zarif haben sich von ihren Vorgängern auch insofern wohltuend abgegrenzt und abgehoben.
Kohlmeise

Re: Iran 2016 - Perspektiven

Beitrag von Kohlmeise »

:D Jetzt auch noch das: Gabriel will Rohani einladen, Merkel nicht.

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 74684.html
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