Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

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palulu
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Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von palulu »

Wie ihr alle sicherlich wisst und auch den Medienberichten der letzten Wochen entnehmen konntet, ist der Iran nun unser neuer Buddy, die Saudis hingegen sind jetzt fui. Klar, das ist überspitzt ausgedrückt und wird der Komplexität des diesem Ereignis vorangegangenen Prozesses nicht gerecht, in der Tendenz aber stimmt meine Feststellung; den Vorwurf einer probabilistischen Aussage wird wohl keiner erheben, dafür sind die meisten wohl zu realistisch und zu sehr gewohnt an die Wendehalsakteure in der internationalen Politik.

Dabei hat sich im Iran nichts verändert. Im Gegenteil, das Land tötet mehr seiner eigenen BürgerInnen als noch die Jahre zuvor, aber plötzlich scheint Teheran nicht mehr das auf dem Spielplatz gemiedene Schmuddelkind zu sein, das es einst wahr. Schließlich kämpft es ja gegen den IS im Moment. Die Motivation wird nicht hinterfragt; die Vorstellung, dass das schiitische Land wohl kaum einen Finger gerührt hätte, wenn der IS nicht salafistisch geprägt wäre, die kommt erst gar nicht auf.

Das periodische Demokratieschauspiel im Iran dient plötzlich als Beweis dafür, wie sehr sich doch das iranische System von der eisernen saudischen Variante einer theokratischen Herrschaft unterscheidet. Es stimmt ja auch, als freier und mündiger Mensch möchte man nicht gerne in Saudi-Arabien leben. Aber eines kann man den Saudis wahrlich niemals vorwerfen: Hypokrisie. Das Königshaus Al Saud hat immer deutlich zu erkennen gegeben, dass es weder eine Demokratie ist noch eine BürgerInnenbeteiligung im Sinne von freien Wahlen wünscht. Sie lehnen alles Westliche ab. Meine Meinung: ihr gutes Recht, schließlich lehne ich sie ebenso stark ab.

Die IranerInnen hingegen sind da anders. Sie ziehen es vor, so zu tun, als würde man im gleichen Team spielen, den westlichen Interessen nicht mehr abgeneigt sein. So ist der Iran kurzerhand zu unserem neuen Partner avanciert. Und die westliche Medienberichterstattung über das Land verändert sich schlagartig zum Positiven.

Das gilt im Übrigen nicht nur für den Iran. Nehmen wie die PKK/PYD in Syrien. Unsere nächsten Verbündeten im Kampf gegen den IS. Während jeder Assad-kritische Report von Human Rights Watch in den Medien landauf, landab Erwähnung fand und findet, werden Berichte über Mord, Verschleppung, willkürliche Festnahmen, unfaire Gerichtsverfahren, Einsatz von Kindersoldaten und Misshandlungen von Oppositionellen in den kurdischen Gebieten an KurdInnen durch die PKK nicht oder nur kaum erwähnt.

Wie kommt diese (reale?) Symbiose zwischen Medien und Politik - gerade in außenpolitischen Fragen - eigentlich zustande?

Handreichungen
Über Pressefreiheit und Medien am Zügel westlicher Geopolitik. Ein Kommentar von Charlotte Wiedemann
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Platon
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Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Platon »

Also das negative Bild von Saudi Arabien gibt es schon länger, das hat man ja hin und wieder gesehen, wenn es um Waffenexporte in das Land ging. Der Iran erscheint vielleicht etwas besser, weil die restliche Region ein so katastrophales Bild abgibt. Es herrscht doch fast überall irgendein Bürgerkrieg und Israel unter Netanyahu ist ja auch schon fast ein Schurkenstaat, ähnlich wie Erdogan immer mehr als autoritärer Schurke erscheint.
Das dann ein Land als überraschend weltoffen, friedlich, stabil und ökonomisch viel versprechend erscheint, mag dann mal über die islamistische Theokratie hinwegtäuschen, die in dem Land herrscht.

Ähnlich die Kurden, die erscheinen vor allem dadurch in einem guten Licht, weil sie weltoffen, säkular und militärisch erfolgreich sind. Im Gegensatz zu allen anderen in der Region, die eines oder mehrere dieser Eigenschaften nicht aufweisen.
Zuletzt geändert von Platon am Mi 19. Aug 2015, 01:14, insgesamt 1-mal geändert.
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palulu
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Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von palulu »

Platon » Mi 19. Aug 2015, 01:11 hat geschrieben:Also das negative Bild von Saudi Arabien gibt es schon länger, das hat man ja hin und wieder gesehen, wenn es um Waffenexporte in das Land ging. Der Iran erscheint vielleicht etwas besser, weil die restliche Region ein so katastrophales Bild abgibt. Es herrscht doch fast überall irgendein Bürgerkrieg und Israel unter Netanyahu ist ja auch schon fast ein Schurkenstaat, ähnlich wie Erdogan immer mehr als autoritärer Schurke erscheint.
Das dann ein Land als überraschend weltoffen, friedlich, stabil und ökonomisch viel versprechend erscheint, mag dann mal über die islamistische Theokratie hinwegtäuschen, die in dem Land herrscht.
Der Iran unterscheidet sich eben nicht von anderen Staaten wie Saudi-Arabien so fundamental aus der Perspektive westlicher Werte, die wir in der Welt propagieren. Die unterschiedlich starke Kritik an diesen beiden Staaten erweckt aber diesen Eindruck bei uns RezipientInnen. Das ist der springende Punkt. Sehen das unsere JournalistInnen nicht? Oder ist das Absicht?
TomToxBox

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von TomToxBox »

palulu » Mi 19. Aug 2015, 00:27 hat geschrieben:
Der Iran unterscheidet sich eben nicht von anderen Staaten wie Saudi-Arabien so fundamental aus der Perspektive westlicher Werte, die wir in der Welt propagieren. Die unterschiedlich starke Kritik an diesen beiden Staaten erweckt aber diesen Eindruck bei uns RezipientInnen. Das ist der springende Punkt. Sehen das unsere JournalistInnen nicht? Oder ist das Absicht?
Leider ist es Absicht, da Saudi - Arabien ja Verbündeter ist. Es hat den Westen noch nie interessiert wer in welchem Land sein Volk knechtet, solange der Westen seine wirtschaftlichen Interessen in diesem Land problemlos durchsetzen kann.
Atheist

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Atheist »

palulu » Mi 19. Aug 2015, 01:05 hat geschrieben: Die IranerInnen hingegen sind da anders. Sie ziehen es vor, so zu tun, als würde man im gleichen Team spielen, den westlichen Interessen nicht mehr abgeneigt sein. So ist der Iran kurzerhand zu unserem neuen Partner avanciert. Und die westliche Medienberichterstattung über das Land verändert sich schlagartig zum Positiven.
Die Übergänge zwischen Demokratien und autoritären Regimen sind fließend. Und dass auch die Berichterstattung sich ändern kann, ist eine Banalität. Denn Journalisten unterliegen genauso wie auch ihre Leser Gruppendynamiken, die sich selbst lenken und verstärken. Das muss nicht heißen, dass die Politik oder andere Akteure die Berichterstattung beeinflussen. Naheliegender ist, dass zur Zeit der Ächtung einfach nicht genau hingeschaut oder vorgefundene Tatsachen anders geteutet wurden. Dass nun die einseitige, dämonisierende Verklärung einer differenzierteren Betrachtung weicht, ist begrüßenswert, denn -vereinfacht ausgedrückt- je näher an der Realität, desto besser.
Zuletzt geändert von Atheist am Mi 19. Aug 2015, 12:00, insgesamt 1-mal geändert.
palulu
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Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von palulu »

Atheist » Mi 19. Aug 2015, 11:58 hat geschrieben:
Die Übergänge zwischen Demokratien und autoritären Regimen sind fließend. Und dass auch die Berichterstattung sich ändern kann, ist eine Banalität. Denn Journalisten unterliegen genauso wie auch ihre Leser Gruppendynamiken, die sich selbst lenken und verstärken. Das muss nicht heißen, dass die Politik oder andere Akteure die Berichterstattung beeinflussen. Naheliegender ist, dass zur Zeit der Ächtung einfach nicht genau hingeschaut oder vorgefundene Tatsachen anders geteutet wurden. Dass nun die einseitige, dämonisierende Verklärung einer differenzierteren Betrachtung weicht, ist begrüßenswert, denn -vereinfacht ausgedrückt- je näher an der Realität, desto besser.
Meine Kritik zielt nicht auf reflektierte Reportagen ab, die den Platz einer zuvor einseitigen und gezielt desinformierenden Berichterstattung einnehmen. Der herrschende, negative Standpunkt auf ein Land wird in sein Gegenteil verkehrt. Ich moniere daran nicht, dass diese parteiischen und falschen Berichte zuungunsten des Iran aufgehört haben, sondern die nun an deren Stelle eintretenden Nachrichten, die gravierende Missstände im Land plötzlich unberücksichtigt lassen.

In letzter Zeit liest man haufenweise "urteilssichere" Artikel über Israel, die Türkei, Saudi-Arabien oder Russland - jedoch nicht mehr über den Iran. Diese Entwicklung kann nicht alleine mit gruppendynamischen Prozessen erläutert werden, weil ihr eine die Medienbranche stark vereinfachende Annahme zugrunde liegt: "alles sowieso dasselbe". Das ist aber nicht der Fall und dennoch trifft meine Kritik aus der Einleitung zu.

Vielleicht sind meine Erwartungen an den deutschen Journalismus auch einfach zu hoch. Vielleicht macht ja gerade dies einen mündigen Menschen in Deutschland aus; die Informationsbeschaffung wird differenziert, weil einzelne JournalistInnen oder Gruppen oder Medienhäuser nicht mehr als objektiv gelten. Bloß besteht eben die Gefahr hierbei, dass man sehr leicht bei Scharlatanen landet.
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harry52
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Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von harry52 »

Du übertreibst etwas.

Du bekommst auch heute noch genug Negatives über den Iran zu lesen. Völlig zu Recht, meiner Meinung nach. Der Iran ist immer noch weit weg von unseren westlichen Werten mit Demokratie, Gewaltenteilung, Rechtsstaat, sexuelle Freizügigkeit, Homoehe und CSD, Frauengleichberechtigung, freie Presse, .... und wer verschweigt denn das? Amnesty International verschweigt das bestimmt nicht. Und gerade jetzt wird im US Vorwahlkampf die Annäherung an diese Regime und das Atomabkommen oft scharf von den Republikanern kritisiert. etc. etc.

Was ich aber über Jahre beobachtet habe, dass ausgerechnet aus dem linken Lager es schon immer viele gab, die heimlich oder offen Sympathie für dieses menschenverachtende Regime hatten. Auch sogar noch zu der Zeit als Ahmadinedschad den Holocaust leugnete etc. Es ist heutzutage manchmal verwunderlich, was Leute denken, die sich als Linke bezeichnen.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
Atheist

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Atheist »

palulu » Mi 19. Aug 2015, 16:06 hat geschrieben:
Meine Kritik zielt nicht auf reflektierte Reportagen ab, die den Platz einer zuvor einseitigen und gezielt desinformierenden Berichterstattung einnehmen. Der herrschende, negative Standpunkt auf ein Land wird in sein Gegenteil verkehrt. Ich moniere daran nicht, dass diese parteiischen und falschen Berichte zuungunsten des Iran aufgehört haben, sondern die nun an deren Stelle eintretenden Nachrichten, die gravierende Missstände im Land plötzlich unberücksichtigt lassen.

In letzter Zeit liest man haufenweise "urteilssichere" Artikel über Israel, die Türkei, Saudi-Arabien oder Russland - jedoch nicht mehr über den Iran. Diese Entwicklung kann nicht alleine mit gruppendynamischen Prozessen erläutert werden, weil ihr eine die Medienbranche stark vereinfachende Annahme zugrunde liegt: "alles sowieso dasselbe". Das ist aber nicht der Fall und dennoch trifft meine Kritik aus der Einleitung zu.

Vielleicht sind meine Erwartungen an den deutschen Journalismus auch einfach zu hoch. Vielleicht macht ja gerade dies einen mündigen Menschen in Deutschland aus; die Informationsbeschaffung wird differenziert, weil einzelne JournalistInnen oder Gruppen oder Medienhäuser nicht mehr als objektiv gelten. Bloß besteht eben die Gefahr hierbei, dass man sehr leicht bei Scharlatanen landet.
Ich weiß nicht, auf welche Berichte Du Dich im Konkreten beziehst. Brauchbar finde ich v.a. solche Auslandsberichterstattung, bei der zwei (oder mehr) Auslandskorrespondenten sich zum jeweils gleichen Thema äußern und dabei unterschiedliche Akzentuierungen setzen oder u.U. sogar unterschiedliche Deutungen erkennen lassen. Man muss ja auch bedenken, dass immer nur Ausschnitte der Realität genau beleuchtet werden; die Realität in ihrer Gänze zu erfassen, würde selbst den Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten sprengen.

Zudem gibt es für Freunde der quantitativen Methode in regelmäßigen Abständen zu allem Möglichen Statistiken und Länderrankings...
Zuletzt geändert von Atheist am Mi 19. Aug 2015, 16:41, insgesamt 1-mal geändert.
TomToxBox

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von TomToxBox »

Was ich aber über Jahre beobachtet habe, dass ausgerechnet aus dem linken Lager es schon immer viele gab, die heimlich oder offen Sympathie für dieses menschenverachtende Regime hatten. Auch sogar noch zu der Zeit als Ahmadinedschad den Holocaust leugnete etc. Es ist heutzutage manchmal verwunderlich, was Leute denken, die sich als Linke bezeichnen.
Wenn du das für Saudi - Arabien genauso siehst wäre es okay.

Aber Harry, bitte, hör auf ständig unsere Kultur mit der Kultur im Nahen - Osten zu vergleichen. Genauso die Vorstellung das diese Länder insbesondere die Menschen eine Demokratie und einen Staat ähnlich der westlichen Staaten haben wollen.

Und was hat das Gedankengut, das man diverse Dinge im Iran gut findet, andere Punkte nicht teilt, mit der persönlichen politischen Einstellung zu tun? Zumal wir immer nur bruchstückartig über das Leben im Iran oder anderen Staaten unterrichtet werden. Meiner Meinung nach rein gar nix!
HugoBettauer

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von HugoBettauer »

Mit dem Iran ist endlich wieder vermehrt Geschäft möglich, das wird allenthalben begrüßt.
TomToxBox

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von TomToxBox »

SoleSurvivor » Mi 19. Aug 2015, 23:41 hat geschrieben:Mit dem Iran ist endlich wieder vermehrt Geschäft möglich, das wird allenthalben begrüßt.
Richtig, deswegen hat man ihn noch nicht platt gemacht. Schön das du das erkennst SoleSurvivor, bin echt überrascht.
Atheist

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Atheist »

TomToxBox » Do 20. Aug 2015, 08:39 hat geschrieben:
Richtig, deswegen hat man ihn noch nicht platt gemacht. Schön das du das erkennst SoleSurvivor, bin echt überrascht.
Anti-Guerilla-Kriegsführung ist mit militärischen Mitteln i.d.R. nicht zu gewinnen.
TomToxBox

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von TomToxBox »

Atheist » Do 20. Aug 2015, 08:01 hat geschrieben:
Anti-Guerilla-Kriegsführung ist mit militärischen Mitteln i.d.R. nicht zu gewinnen.
Mag schon richtig sein, die Frage ist nur, wer Guerilla einsetzt?
Atheist

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Atheist »

TomToxBox » Do 20. Aug 2015, 09:13 hat geschrieben:
Mag schon richtig sein, die Frage ist nur, wer Guerilla einsetzt?
Ein hoffnungslos unterlegener Gegner.
HugoBettauer

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von HugoBettauer »

Atheist » Do 20. Aug 2015, 08:01 hat geschrieben:
Anti-Guerilla-Kriegsführung ist mit militärischen Mitteln i.d.R. nicht zu gewinnen.
Relevant ist immer, die Gründe für den Rückhalt im Volk zu finden.
Atheist

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Atheist »

SoleSurvivor » Do 20. Aug 2015, 11:26 hat geschrieben: Relevant ist immer, die Gründe für den Rückhalt im Volk zu finden.
Im Falle der Bevölkerung Irans wäre der dafür erforderliche Propagandaaufwand (zu jetzigem Zeitpunkt) eine zu vernachlässigende Nebensächlichkeit.
apartofme
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Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von apartofme »

palulu » Mi 19. Aug 2015, 01:05 hat geschrieben:Wie kommt diese (reale?) Symbiose zwischen Medien und Politik - gerade in außenpolitischen Fragen - eigentlich zustande?
Viele Autoren, auch im Westen, tendieren dazu, das Handeln ihrer eigenen Regierungen apologetisch zu verteidigen.

Man möchte die eigene Regierung natürlich kritisieren, ab einem bestimmten Grad stellt sich allerdings der nationalistische Beißreflex ein, der es verhindert, die Dinge besser zu wissen.

Noam Chomsky hat einmal vor langer Zeit ein Buch über diese Zusammenhänge geschrieben, das ich allerdings nicht gelesen habe. Er beschreibt darin wohl hauptsächlich die wirtschaftlichen Verflechtungen. Wie gesagt, weiß ich nicht genau, was in dem Buch steht und Chomsky ist mir sonst auch eher als jemand bekannt, dessen Anschauungen selbst sehr ideologieverseucht sind.

https://en.wikipedia.org/wiki/Manufacturing_Consent
Tankies gonna tank...
HugoBettauer

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von HugoBettauer »

apartofme » So 30. Aug 2015, 19:28 hat geschrieben: Noam Chomsky hat einmal vor langer Zeit ein Buch über diese Zusammenhänge geschrieben, das ich allerdings nicht gelesen habe. Er beschreibt darin wohl hauptsächlich die wirtschaftlichen Verflechtungen. Wie gesagt, weiß ich nicht genau, was in dem Buch steht und Chomsky ist mir sonst auch eher als jemand bekannt, dessen Anschauungen selbst sehr ideologieverseucht sind.
Gut, dass das mal einer gesagt hat. Chomsky hat ja auch eine linguistische Theorie aufgestellt, die leider zu gar nichts gut ist außer zum zitiertwerden.

Das Ausland zu kritisieren fällt immer leichter als sich selber als Teil eines Landes zu betrachten, das vielleicht etwas falsch gemacht hat. Der faule Grieche, der finstere Russe oder der feige Franzose sind da schnell zur Hand.
Kung Fury

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Kung Fury »

Die westlichen Medien zeigen immer nur die schlechten Dinge jedes landes oder Menschen auf.

Wie wärs, wenn wir ma über die guten Sachen von Saudi-Arabien sprechen dokumentieren würden und so den Hass los werden? :?

1. Sie haben viel Öl...

2. Sie haben wenig Wasser aber ne menge Geld

3. Sie haben gesunde Kamele

Ja sie haben da keine Frauenrechte und behandeln Menschen wie Abschaum aber macht Deutschland so was mit H4 Empfänger oder alles was anders ist, nicht auch? :?

Also wenn man so im Internet, TV, Zeitungen liest gibt es überall nur Hetze gegen eine Gruppierung oder gegen Menschen. Wir sollten mal alle Menschen der Welt richtig aufklären und es geht nur, wenn wir mit den Medien Moral und Freiheit predigen... :? :?:
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Cat with a whip
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Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Cat with a whip »

palulu » Mi 19. Aug 2015, 00:05 hat geschrieben:
Wie kommt diese (reale?) Symbiose zwischen Medien und Politik - gerade in außenpolitischen Fragen - eigentlich zustande?
Die existiert alleine schon aufgrund des zu vermarktenden Gegenstand. Die Medienmacher leben geradezu von dem Stoff, der beim Politikgeschäft für sie abfällt. Das liegt doch in der Natur dieser Beziehung. Über die gegenseitige Beinflussung von Politikern und Medien wurden bereits Bände von Abhandlungen verfasst. Natürlich wird bei Thematisierung der Beeinflussbarkeit von Medien immer die Unabhängigkeit und kritische Distanz ausgelobt, die aber im alltäglichen Geschäft meißt verlustig geht. Das sich Andienen an die Politik wird wiederum mit Informationen belohnt, oder es wird eine offizielle Line eher unkritisch übernommen, da es für den Job des Journalisten bequemer ist.

Ein weiterer Aspekt ist, dass bei Auslandsthemen der Journalismus nicht nur regelmässig diese Distanz in der Berichterstattung verliert, sondern die immer beschworene angebliche "Ausgewogenheit" sogar irrationale Züge annimmt. Je nachdem ob ein ideologisches Feindbild aufgebaut wurde, ist dann auch die geteilte Aufmerksamkeit völlig einseitig. Beispiel Nordkorea. Da wird bereits bei jedem Furz den der jeweilige Staatsoberhauptkasper lässt berichtet, obwohl es völlig uninteressant ist. Oder fliegt mal Steinmeier nach Südamerika, wird so gut wie gar nicht über die Stationen und Hintergründe seiner Reise berichtet, sondern ausschliesslich über das böse Venezuela, wo Steinmeier gar nicht war. Aber Steinmeier hatte im Vorfeld seiner Reise in form einer Mitteilung an die dpa einen Kommentar über Venezuela abgegeben. Das wurde geferessen und dann wurden in den Schreibstuben nur noch Artikel auf dieser Linie über Venezuela gedichtet. Es gab aber keine kritische Berichterstattung über den Zweck der Reise Steinmeiers. Grotesk. Aber anscheined ist der Medienkunde mit dieser unterirdischen Qualität der Volksverdummung zufrieden und dann wird das dann halt auch so gemacht.
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
Kung Fury

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Kung Fury »

Es ist doch überall die selbe Scheisse. Von aussen sieht man nur die Dinge, die auf dem ersten Blick Scheisse aussehen... Aber begibt man sich ins innere sieht die Welt anders aus.
HugoBettauer

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von HugoBettauer »

Kung Fury » Mo 7. Sep 2015, 07:25 hat geschrieben:Es ist doch überall die selbe Scheisse. Von aussen sieht man nur die Dinge, die auf dem ersten Blick Scheisse aussehen... Aber begibt man sich ins innere sieht die Welt anders aus.
Einspruch :)

Nicht umsonst sagt man, das Gras sei auf der anderen Seite vom Zaun immer grüner.
Viele DDRlinge haben erlebt, dass sie den Westen sich goldener vorstellten, als er dann war. Vor allem, als er zu ihnen kam und sie nicht mehr hin mussten. Viele Auswanderer stellen auch fest, dass sie romantischer dachten als die Realität es zulässt.
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zollagent
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Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von zollagent »

SoleSurvivor » Mo 7. Sep 2015, 09:36 hat geschrieben: Einspruch :)

Nicht umsonst sagt man, das Gras sei auf der anderen Seite vom Zaun immer grüner.
Viele DDRlinge haben erlebt, dass sie den Westen sich goldener vorstellten, als er dann war. Vor allem, als er zu ihnen kam und sie nicht mehr hin mussten. Viele Auswanderer stellen auch fest, dass sie romantischer dachten als die Realität es zulässt.
Und die weitaus größte Zahl hat es geschafft, sich anzupassen. Versager wird es immer geben. So what?
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Kung Fury

Re: Außenpolitische Berichterstattung westlicher Medien

Beitrag von Kung Fury »

SoleSurvivor » Mo 7. Sep 2015, 09:36 hat geschrieben: Einspruch :)

Nicht umsonst sagt man, das Gras sei auf der anderen Seite vom Zaun immer grüner.
Viele DDRlinge haben erlebt, dass sie den Westen sich goldener vorstellten, als er dann war. Vor allem, als er zu ihnen kam und sie nicht mehr hin mussten. Viele Auswanderer stellen auch fest, dass sie romantischer dachten als die Realität es zulässt.
Ausländer sind ja auch nicht für ihre Gedankengänge beliebt. Man muss die Dinge auch verstehen, wenn man die Romantik spüren will. :|
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