Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

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hrkrspnd
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Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hrkrspnd »

Hallo zusammen!
Ich frage mich seit einiger Zeit, warum so viele Leute in Deutschland so unzufrieden/ängstlich/pessimistisch sind? Historisch und global betrachtet leben wir doch in einem Paradies: Medizinische Versorgung ist extrem gut, es gibt eine gute Grundsicherung, es gibt freie Wochenenden/Feiertage/Urlaub, ein riesiges Freizeitangebot. Der Staat nimmt ordentlich Steuern ein, Arbeitslosigkeit ist gering, Kriminalität geht (insgesamt!) nach unten.

Also: woran liegts? Und was kann man dagegen machen?

---Nachtrag: ich versuche hier mal die genannten Diskussionspunkte zusammenzufassen:

1. Abstiegsangst: Die Leute haben Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg
2. Berufsmoralisten: Es wirkt sich kontraproduktiv aus, wenn die Leute für ihre pessimistischen Ansichten beschimpft werden
3. Politische Teilhabe: Menschen können nicht so teilhaben, wie sie möchten
4. Oberflächliches Jammern: Bei Nachfrage relativieren einige Leute ihren Standpunkt.
5. Denkfaulheit /Gewohnheitsbildung: Leute vergleichen ihre Situation nicht global/historisch.
6. Neophobie: Angst vor Veränderungen / schnellen Entwicklungen / Wegbruch von Gewissheiten
7. Medien: aufgrund der Marktlogik zu Fokus auf negativem verdammt.
8. Filterblasen: Menschen leben zunehmend in Informations-Parallelgesellschaften. Hänge zum Pessimismus werden so verschärft.
9. Lebenswelt und politische Welt klaffen zunehmend auseinander: Die Welt wird immer schneller, die Politik - gefühlt - immer langsamer.
10. Menschen spüren einen Machtverlust, weil ihre Entscheidungsspielräume durch EU-Politik, Industriekonzerne etc (vermeintlich) beschränkt werden. Hierauf haben sie aber keinen Einfluss.
Zuletzt geändert von hrkrspnd am Mo 1. Okt 2018, 19:32, insgesamt 3-mal geändert.
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Fuerst_48
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Fuerst_48 »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 12:01)

Hallo zusammen!
Ich frage mich seit einiger Zeit, warum so viele Leute in Deutschland so unzufrieden/ängstlich/pessimistisch sind? Historisch und global betrachtet leben wir doch in einem Paradies: Medizinische Versorgung ist extrem gut, es gibt eine gute Grundsicherung, es gibt freie Wochenenden/Feiertage/Urlaub, ein riesiges Freizeitangebot. Der Staat nimmt ordentlich Steuern ein, Arbeitslosigkeit ist gering, Kriminalität geht (insgesamt!) nach unten.

Also: woran liegts? Und was kann man dagegen machen?
Das Jammern auf hohem Niveau ist Bestandteil des Selbstverständnisses von uns Mitteleuropäern.
Skeptiker

Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Skeptiker »

Man sollte bei alledem nicht vergessen, dass es sehr viele Menschen in Deutschland gibt, denen es eben nicht so gut geht. Auch ist das Risiko bald zu denen zu gehören für viele Menschen real. Wenn dann eine aufgeheizte Stimmung in der Bevölkerung dazu kommt, und der Eindruck die Teilhabe am politischen Prozess ist nicht so offen und fair, wie das gerne dargestellt wird, dann kommt schonmal schlechte Stimmung auf.

Vor allem sollte man aber die menschliche Natur nicht außer acht lassen. Der Mensch orientiert sich an seiner Umgebung. Für die Mittelschicht die in Gefahr ist abzurutschen, ist es eben nur eine zynischer Trost, dass man ja immer genug zu beißen hat, im Gegensatz zu Menschen in Afrika. Es mag die Stimmung auch nicht bessern, wenn demjenigen das mit erhobenem Zeigefinger von Berufsmoralisten vorgehalten wird, und einem gleich noch der Kosename „Abgehängter“ angeheftet wird.
In dem Sinne steht man auch kopfschüttelnd vor der Unzufriedenheit eines zum Tode verurteilten. Immerhin darf er sich froh schätzen in so menschenfreundlicher Zeit zu leben, in der er eben nicht gepfählt, sondern nur „milde eingeschläfert“ wird.

Klagen hängt eben vom Vergleich ab. Der scheint für viele negativ zu verlaufen.
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zollagent
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von zollagent »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 12:01)

Hallo zusammen!
Ich frage mich seit einiger Zeit, warum so viele Leute in Deutschland so unzufrieden/ängstlich/pessimistisch sind? Historisch und global betrachtet leben wir doch in einem Paradies: Medizinische Versorgung ist extrem gut, es gibt eine gute Grundsicherung, es gibt freie Wochenenden/Feiertage/Urlaub, ein riesiges Freizeitangebot. Der Staat nimmt ordentlich Steuern ein, Arbeitslosigkeit ist gering, Kriminalität geht (insgesamt!) nach unten.

Also: woran liegts? Und was kann man dagegen machen?
Jedem vielleicht noch ein Pfund Zucker in den Hintern blasen?
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Billie Holiday
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Billie Holiday »

Mag am Bundesland liegen, aber ich erlebe im Großen und Ganzen überwiegend im Alltag Menschen, die eher zufrieden sind, ihr Leben realistisch betrachten und gelegentlich auf hohem Niveau jammern, was nicht immer ernst gemeint ist.
Bei Nachfrage kommt nämlich meist ein Augenzwinkern und die Erkenntnis, dass wir verdammt gut leben.
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hrkrspnd
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hrkrspnd »

Skeptiker hat geschrieben:(30 Sep 2018, 13:21)

Man sollte bei alledem nicht vergessen, dass es sehr viele Menschen in Deutschland gibt, denen es eben nicht so gut geht. Auch ist das Risiko bald zu denen zu gehören für viele Menschen real. Wenn dann eine aufgeheizte Stimmung in der Bevölkerung dazu kommt, und der Eindruck die Teilhabe am politischen Prozess ist nicht so offen und fair, wie das gerne dargestellt wird, dann kommt schonmal schlechte Stimmung auf.

Vor allem sollte man aber die menschliche Natur nicht außer acht lassen. Der Mensch orientiert sich an seiner Umgebung. Für die Mittelschicht die in Gefahr ist abzurutschen, ist es eben nur eine zynischer Trost, dass man ja immer genug zu beißen hat, im Gegensatz zu Menschen in Afrika. Es mag die Stimmung auch nicht bessern, wenn demjenigen das mit erhobenem Zeigefinger von Berufsmoralisten vorgehalten wird, und einem gleich noch der Kosename „Abgehängter“ angeheftet wird.
In dem Sinne steht man auch kopfschüttelnd vor der Unzufriedenheit eines zum Tode verurteilten. Immerhin darf er sich froh schätzen in so menschenfreundlicher Zeit zu leben, in der er eben nicht gepfählt, sondern nur „milde eingeschläfert“ wird.

Klagen hängt eben vom Vergleich ab. Der scheint für viele negativ zu verlaufen.
Hallo Skeptiker,
die Vergleiche finde ich problematisch (vielleicht sind sie auf gewisse weise auch wieder bezeichnend): Selbst unter den schlechtesten Bedingungen gibt es gegenwärtig doch immer noch mehr Möglichkeiten als anderswo / zu jeder anderen Zeit. Es ist ja eben NICHT so, dass es nur ums "zu beißen haben" geht. Das irgendwie mit der Unzufriedenheit eines zum Tode zu verurteilten zu vergleichen ist doch absurd (mir ist schon klar, dass du nur das Gefühl anderer wiedergibst ohne es vll zu teilen).

Ich fasse mal die Punkte zusammen, die ich überzeugender finde.
1. Abstiegsangst: Es ist ja aus der Soziologie bekannt, dass die Leute (materielle) Verluste sehr schlecht wegstecken und sich davor fürchten. So gehen gibt es eine hohe Fallhöhe aufgrund des hohen Lebensstandards - was gewissermaßen natürlich paradox ist. Die Frage bleibt aber: Woher kommt die Angst? Es geht doch bergauf, ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der es so viele Jobs gab, in der von so vielen Steuereinnahmen gesprochen wurde, etc.
2. Berufsmoralisten: Das stimmt natürlich, dass man den Leuten, die so empfinden, keinen Vorwurf machen kann oder sollte. Das daraus sonst Frust und Ärger erwächst ist verständlich.
3. Politische Teilhabe: Ich weiß zwar nicht, ob das so wichtig für viele Leute ist. Aber auch hier gilt doch grundsätzlich: Es gibt doch die Möglichkeiten, sie werden halt nur nicht genutzt. Es werden im Gegenteil doch sogar große Bemühungen unternommen um die Leute zur Partizipation zu bewegen.... es schert sich in der Regel aber niemand darum.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Fuerst_48 »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Sep 2018, 13:51)

Mag am Bundesland liegen, aber ich erlebe im Großen und Ganzen überwiegend im Alltag Menschen, die eher zufrieden sind, ihr Leben realistisch betrachten und gelegentlich auf hohem Niveau jammern, was nicht immer ernst gemeint ist.
Bei Nachfrage kommt nämlich meist ein Augenzwinkern und die Erkenntnis, dass wir verdammt gut leben.
Danke für die zumindest indirekte Unterstützung.
Man muß ein System und dessen itglieder nicht krankjammern oder schlecht reden. Auch die Medien mit ihrem Hang zur Übertreibung sollten sich da zurücknehmen. Alles gut ist auch nicht zutreffend, aber ein realistischer Blick auf das, was ist, reicht völlig.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hrkrspnd »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Sep 2018, 13:51)

Mag am Bundesland liegen, aber ich erlebe im Großen und Ganzen überwiegend im Alltag Menschen, die eher zufrieden sind, ihr Leben realistisch betrachten und gelegentlich auf hohem Niveau jammern, was nicht immer ernst gemeint ist.
Bei Nachfrage kommt nämlich meist ein Augenzwinkern und die Erkenntnis, dass wir verdammt gut leben.
Hallo Billie Holiday, ja, das Phänomen kenne ich: dass bei Nachfragen der Standpunkt ein wenig relativiert wird. Ich habe aber schon den Eindruck, dass dieses "Jammern" / Unbehagen stark im Vordergrund steht und auch im Alltag die "primäre Gefühlslage" ist und dementsprechend auch die Handlungen und Ansichten antreibt.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hallelujah »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:10)

Hallo Billie Holiday, ja, das Phänomen kenne ich: dass bei Nachfragen der Standpunkt ein wenig relativiert wird. Ich habe aber schon den Eindruck, dass dieses "Jammern" / Unbehagen stark im Vordergrund steht und auch im Alltag die "primäre Gefühlslage" ist und dementsprechend auch die Handlungen und Ansichten antreibt.

Vermutlich hat der Volkssport Jammern auch viel damit zu tun, die Verantwortung vor sich selbst und anderen für sein eigenes Leben von sich zu schieben.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von yogi61 »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:10)

Hallo Billie Holiday, ja, das Phänomen kenne ich: dass bei Nachfragen der Standpunkt ein wenig relativiert wird. Ich habe aber schon den Eindruck, dass dieses "Jammern" / Unbehagen stark im Vordergrund steht und auch im Alltag die "primäre Gefühlslage" ist und dementsprechend auch die Handlungen und Ansichten antreibt.
Genau,Ora et labora sollte im Vordergrund stehen und Kritik an den Verhältnissen ist völlig unangebracht. Wir benötigen wieder mehr Büttel und Duckmäuser in diesem Land, wir haben da schliesslich eine gewisse Tradition zu verteidigen.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von JJazzGold »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Sep 2018, 13:51)

Mag am Bundesland liegen, aber ich erlebe im Großen und Ganzen überwiegend im Alltag Menschen, die eher zufrieden sind, ihr Leben realistisch betrachten und gelegentlich auf hohem Niveau jammern, was nicht immer ernst gemeint ist.
Bei Nachfrage kommt nämlich meist ein Augenzwinkern und die Erkenntnis, dass wir verdammt gut leben.

In meinem Umfeld ebenso. Da ist man höchst zufrieden, wenn man in meinem Alter gesund ist. ;)
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Schnitter »

hallelujah hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:18)

Vermutlich hat der Volkssport Jammern auch viel damit zu tun, die Verantwortung vor sich selbst und anderen für sein eigenes Leben von sich zu schieben.
Das ist sowieso das Problem der meisten die jammern.

Die meisten Probleme sind hausgemacht, haben sich die Leute selbst eingebrockt, sei es nun der Fettleibige der über seinen Bluthochdruck klagt, oder der Arbeitslose der den Ausländern die Schuld für sein eigenes Versagen zuschiebt.

Unser Staat ist nicht die Nanny von Leuten die selbst nicht lebensfähig sind.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hallelujah »

Schnitter hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:32)

Das ist sowieso das Problem der meisten die jammern.

Die meisten Probleme sind hausgemacht, haben sich die Leute selbst eingebrockt, sei es nun der Fettleibige der über seinen Bluthochdruck klagt, oder der Arbeitslose der den Ausländern die Schuld für sein eigenes Versagen zuschiebt.

Unser Staat ist nicht die Nanny von Leuten die selbst nicht lebensfähig sind.

Da ist die Natur eben nicht fair und nicht gerecht ;)
Jammern ist nicht so anstrengend, als diese Zeit sinnvoll zu nutzen :-)
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Vongole »

yogi61 hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:21)

Genau,Ora et labora sollte im Vordergrund stehen und Kritik an den Verhältnissen ist völlig unangebracht. Wir benötigen wieder mehr Büttel und Duckmäuser in diesem Land, wir haben da schliesslich eine gewisse Tradition zu verteidigen.
Warum denn gleich so extrem? Kein Mensch verbietet dir Kritk an Dingen, die dir nicht passen.
Gut, nicht jeder hat die Möglichkeit, Vergleiche anzustellen, aber wenn wer mal das Pech hatte, in GB richtig krank zu werden, wer mal eine Weile in Afrika gearbeitet, sich überhaupt in fernen
Ländern ein wenig umgeschaut hat, der wird schnell feststellen, dass wir hier nicht in der besten aller Welten leben, aber immer noch in einer verdammt guten.
Am Yisrael Chai

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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Billie Holiday »

Schnitter hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:32)

Das ist sowieso das Problem der meisten die jammern.

Die meisten Probleme sind hausgemacht, haben sich die Leute selbst eingebrockt, sei es nun der Fettleibige der über seinen Bluthochdruck klagt, oder der Arbeitslose der den Ausländern die Schuld für sein eigenes Versagen zuschiebt.

Unser Staat ist nicht die Nanny von Leuten die selbst nicht lebensfähig sind.
Mir ist in meinem Umfeld kein Arbeitsloser bekannt, der den Ausländern die Schuld für seine Arbeitslosigkeit in die Schuhe schiebt. Mag auch sein, dass diese nicht zwingend durch irgendjemanden ersetzt werden können, der kein Deutsch spricht und außer ein Paar Suren noch nichts gelesen hat - wenn überhaupt.
Aber gut, dass wir nun wissen, dass die Arbeitslosen alle selbst schuld sind.
Zukunftsängste nach mehreren Bewerbungen und Absagen -vor allem Ü50- sind kein Jammern, sondern berechtigte Existenzängste.

Was die Fettleibigkeit angeht, ist mir auch da kein Fetter bekannt, der anderen unterstellt, sie hätten ihm die Hamburger und Pommes in seinen Mund gezwungen. Die meisten wissen, dass sie immer die ersten am Trog sind.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Schnitter »

yogi61 hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:21)

Genau,Ora et labora sollte im Vordergrund stehen und Kritik an den Verhältnissen ist völlig unangebracht.
Das Problem ist, dass meistens nicht irgendwelche diffusen "Verhältnisse" für was auch immer verantwortlich sind, sondern das Handeln und Verhalten des Individuums selbst.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Schnitter »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Sep 2018, 15:01)
Aber gut, dass wir nun wissen, dass die Arbeitslosen alle selbst schuld sind.
Das habe ich nirgendwo behauptet, allerdings ist festzustellen dass wir quasi Vollbeschäftigung haben.
Was die Fettleibigkeit angeht, ist mir auch da kein Fetter bekannt, der anderen unterstellt, sie hätten ihm die Hamburger und Pommes in seinen Mund gezwungen. Die meisten wissen, dass sie immer die ersten am Trog sind.
Dann rede mal mit dem Hausarzt deines Vertrauens und frag den welche Geschichten da so aufgetischt werden um die Verantwortung am eigenen Handeln wegzuschieben.

Das ist immer alles "Pech", "ausgerechnet ich", "Funkmasten" etc.
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DarkLightbringer
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von DarkLightbringer »

Jammerei ist hier Volkssport. Optimismus gilt als eingeschleppte Krankheit.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Schnitter »

DarkLightbringer hat geschrieben:(30 Sep 2018, 15:06)

Jammerei ist hier Volkssport. Optimismus gilt als eingeschleppte Krankheit.
Das bringt es auf den Punkt.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von DarkLightbringer »

Schnitter hat geschrieben:(30 Sep 2018, 15:07)

Das bringt es auf den Punkt.
Danke. Dann sind wir uns ja einig und können zuversichtlich in die nächste Diskussion gehen.
;)
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Letzter_Hippie »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 12:01)
Ich frage mich seit einiger Zeit, warum so viele Leute in Deutschland so unzufrieden/ängstlich/pessimistisch sind?
Erstmal fällt mir etwas auf, und ich möchte nachfragen: sind sie das denn? Oder anders: woran ist Dir das aufgefallen, und wie hast Du es rausgefunden?
In der Philosophie heisst es, die Frage "warum?" ist ein impliziter Vorwurf, weil sie schon unterstellt dass es so wäre wie behauptet.
(Aber das nur am Rande, um der dialektischen Genauigkeit willen.)
Historisch und global betrachtet leben wir doch in einem Paradies: Medizinische Versorgung ist extrem gut, es gibt eine gute Grundsicherung, es gibt freie Wochenenden/Feiertage/Urlaub, ein riesiges Freizeitangebot. Der Staat nimmt ordentlich Steuern ein, Arbeitslosigkeit ist gering, Kriminalität geht (insgesamt!) nach unten.
Danke!! Ganz exzellenter Punkt! Historisch und global, ja.
Und da kommt dann von mir schon die erste Anmerkung: es sind nur ganz wenige, die über den Tellerrand des "hier und jetzt" hinausdenken wollen und schauen was "historisch und global" sache ist. Ich hab mit Leuten gesprochen, die sich absolut nicht vorstellen können, dass man ohne Waschmaschine leben könnte, und die sagen, das sei unmöglich (meine Eltern haben noch ohne Waschmaschine gelebt). (Ähnliches vielleicht für Fernseher und inzwischen wahrscheinlich für Internet.)
Das hat mit Gewohnheitsbildung und Denkfaulheit zu tun: man gewöhnt sich an den status-quo und hält ihn für unverzichtbar, und Denken verursacht ja bekanntlich höllische Schmerzen, weshalb man es tunlichst vermeidet. :D
1. Abstiegsangst: Die Leute haben Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg
Ist ja berechtigt. Üner jahrhunderte war es üblich, dass du einen Job (meinetwegen Müller) gelernt hast (meistens den, den schon der Vater gemacht hat), und den dann dein leben lang praktiziert hast. Im grudne hat man irgendwo zwschen 16 und 20 Lebensjahren zu lernen aufgehört, und das war okay und hat so funktioniert - und die meisten Menschen sind immer noch so gestrickt. Es ist eine Minderheit, die "neophil" ist, die also Lust dazu hat, ein Leben lang dazuzulernen.
Wenn wir jetzt eine Situation haben, wo sich alles verändert und es mehr neue Jobs gibt als alte, und keiner weiss was in zehn Jahren sein wird, dann macht das Angst. Ursache ist eine grundlegende Angst vor Veränderung, etwas, was man "neophob" nennt. Ob man daran was ändern kann - keine Ahnung - über Jahrtausende war das evolutionär nicht nötig.

Dann weiter: Renten. Es gibt kein Konzept für die Renten, das annähernd die Lebensspanne auch nur der älteren Generation abdeckt. Es gibt immer nur Konzepte, die die nächste Legislaturperiode überstrecken, weil so die Haushalte berechnet werden.
(Lustig ist, dass neuerdings alle die AfD fragen, wie das Rentenkonzept aussehen soll. Die hat natürlich keines, aber alle anderen haben auch keines - und so hat man jetzt zumindest einen Schuldigen. Is ja auch was.)

Weiter: mir fällt auf, dass der mitmenschliche Umgang immer mehr verroht. ZB: früher wäre es undenkbar gewesen, dass jemand seine dreckigen Straßenschuhe im Bus auf den gegenüberliegenden Sitzplatz pflanzt. Heute ist das selbstverständlich - und es hat ja eine Aussage: man zeigt damit, dass einem der Mitmensch (der sich dann dort hinsetzen muss) grade als Fußabtreter gut ist.
Das macht auch angst, denn man erkennt daran instinktiv, dass man in einem wie auch immer gearteten Notfall keinerlei Hilfe zu erwarten hat.


Und dann kommt noch etwas dazu, aber das ist nicht neu, sondern bildet den Hintergrund, der schon immer gilt: ängstliche Menschen sind gewollt, denn sie lassen sich am leichtesten kontrollieren und beherrschen.
Wer keine Angst hat, steht auf und tritt frei und selbstbestimmt für seine Anliegen ein.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Schnitter »

DarkLightbringer hat geschrieben:(30 Sep 2018, 15:14)

Danke. Dann sind wir uns ja einig und können zuversichtlich in die nächste Diskussion gehen.
;)
Auch sehr erhellend sind Einstufungstest für Schüler der 4. Klasse um die Eignung für die weiterführende Schule abzuschätzen.

Da bricht fast der Krieg aus wenn das Kind keine gymnasiale Reife bescheinigt bekommt, da ist alles und jeder Schuld, bis zur Landesregierung (in Sachsen wahrscheinlich bis zur Bundeskanzlerin), nur nicht die Genetik und das außerschulische Engagement der Eltern. Da geht es richtig ab. ;)
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von DarkLightbringer »

Schnitter hat geschrieben:(30 Sep 2018, 15:32)

Auch sehr erhellend sind Einstufungstest für Schüler der 4. Klasse um die Eignung für die weiterführende Schule abzuschätzen.

Da bricht fast der Krieg aus wenn das Kind keine gymnasiale Reife bescheinigt bekommt, da ist alles und jeder Schuld, bis zur Landesregierung (in Sachsen wahrscheinlich bis zur Bundeskanzlerin), nur nicht die Genetik und das außerschulische Engagement der Eltern. Da geht es richtig ab. ;)
Da man Gott nicht verantwortlich machen kann, nimmt man natürlich die zweite Instanz. Und das ist die Bundeskanzlerin, wer sonst.
;)
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hrkrspnd »

Hallo Letzter_Hippie
Letzter_Hippie hat geschrieben:(30 Sep 2018, 15:32)
Erstmal fällt mir etwas auf, und ich möchte nachfragen: sind sie das denn? Oder anders: woran ist Dir das aufgefallen, und wie hast Du es rausgefunden?
In der Philosophie heisst es, die Frage "warum?" ist ein impliziter Vorwurf, weil sie schon unterstellt dass es so wäre wie behauptet.
(Aber das nur am Rande, um der dialektischen Genauigkeit willen.)
Ja, das ist eine Behauptung. Sie beruht auf einem Beobachtungskonglomerat. Woran ich es festmache: 1. Gespräche auf der Arbeit, 2. Leser-Kommentare bei Webauftritten von Zeitungen, 3. Aufstieg der afd ;), 4. Empirische Untersuchungen zum Sicherheitsempfinden der Menschen

Deine anderen Punkte:
1. Denkfaulheit /Gewohnheitsbildung: Leute vergleichen ihre Situation nicht global/historisch.
2. Neophobie: Angst vor Veränderungen / schnellen Entwicklungen / Wegbruch von Gewissheiten

da kann ich so mitgehen. ;) Nehme ich mal vorne in die Sammlung auf.

Punkt 3 (Renten): Würde mich tatsächlich mal interessieren, wie viele Leute sich sorgen um ihre Existenz im Alter machen und wie sich das auf die Weltsicht insgesamt auswirkt. Natürlich stellt sich auch hier - angesichts der positiven Entwicklung - wieder die Frage: warum eigentlich? Selbst wenn (!) das Rentenniveau noch um ein paar Prozentpunkte sind und ein paar mehr Leute aufstocken müssten: Erklärt das das gegenwärtige Ausmaß an Unsicherheit?

Punkt 4 (Verrohung des Umgangs) + 5 (Angst = Mittel zur Kontrolle): Sind ein bisschen spekulativ
Letzter_Hippie
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Letzter_Hippie »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 16:20)
Ja, das ist eine Behauptung. Sie beruht auf einem Beobachtungskonglomerat. Woran ich es festmache: 1. Gespräche auf der Arbeit, 2. Leser-Kommentare bei Webauftritten von Zeitungen, 3. Aufstieg der afd ;), 4. Empirische Untersuchungen zum Sicherheitsempfinden der Menschen
Sehr schön, danke! :)
Deine anderen Punkte:
1. Denkfaulheit /Gewohnheitsbildung: Leute vergleichen ihre Situation nicht global/historisch.
2. Neophobie: Angst vor Veränderungen / schnellen Entwicklungen / Wegbruch von Gewissheiten

da kann ich so mitgehen. ;) Nehme ich mal vorne in die Sammlung auf.
Danke. Das sind auch die wichtigsten, an denen ich mich schon ein Leben lang abarbeite. ;)
Punkt 3 (Renten): Würde mich tatsächlich mal interessieren, wie viele Leute sich sorgen um ihre Existenz im Alter machen und wie sich das auf die Weltsicht insgesamt auswirkt.
Ich habs schon von vielen gehört. Und ich denke, das kommt mit einem gewissen Lebensalter, wo man merkt, dass der Körper schneller ausser Atem kommt (oder man die Nächte nicht mehr schadlos durchfeiern kann ;) ), dass man anfängt drüber nachzudenken wie das weitergehen wird.
Insofern ist es auch ein bischen widersinnig, weil die, die sich Sorgen machen, ziemlich sicher noch was kriegen werden.
Natürlich stellt sich auch hier - angesichts der positiven Entwicklung - wieder die Frage: warum eigentlich?
Selbst wenn (!) das Rentenniveau noch um ein paar Prozentpunkte sind und ein paar mehr Leute aufstocken müssten: Erklärt das das gegenwärtige Ausmaß an Unsicherheit?
Als einzelner Grund für sich genommen nicht.
Punkt 4 (Verrohung des Umgangs) + 5 (Angst = Mittel zur Kontrolle): Sind ein bisschen spekulativ
Der Punkt 4 ist eine Sache, die jedenfalls mir wirklich Angst macht. Da kommen viele Facetten zusammen: Gaffer bei Unfällen, Leute die einfach durch die Notfallgassen fahren, Leute die sich nicht drum kümmern wenn neben ihnen einer zusammenbricht - alles zusammen gibt ein Bild, wo viel Egoismus herrscht und wenig Nächstenliebe/Mitgefühl - nicht wirklich eine Welt in der ich gern lebe. Aber ob das auf Deine Fragestellung passt, musst Du wissen.
Und Punkt 5 ist natürlich eine klassische Verschwörungstheorie. ;)
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Quatschki
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Quatschki »

Wie kann man zufrieden sein, wenn sogar auf den Gräbern der Friedhöfe die Hecken absterben?
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
Jo33
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Jo33 »

Vieles wurde ja bereits angesprochen, im Grunde gibt es eigentlich wenig Gründe umzufrieden zu sein, dennoch sind viele Menschen in Deutschland es, insbesondere mit der Politik.

Es ist nun eben mal einfach wirklich das Deutschland traditionel sehr ängstlich, konservativ und immer am jammern ist, daran lässt sich die nächsten Hundert Jahre auch nichts ändern, an dieser Grundhaltung.

Aber an manchen Baustellen hat sich doch in den letzten 2 Jahrzehnten viel getan:
- Steuersytem, wie kann es sein, dass das Steuersystem zu Zeiten Kohls wesentlich gerechter und sozialer, als heutzutage war, obwohl damals CDU/CSU und FDP regiert haben. Da stimmt irgendetwas nicht.
- Zeit, wir leben in einer sich immer schneller drehenden Welt, Dinge ändern sich schneller als einem manchmal lieb ist, aber gerade in der Politik, drehen die Mühlen immer langsamer, bzw. der Mensch vergleicht, gerade auch mit anderen Ländern, anderen Staaten, wie lange braucht ein Gesetz von Entwurf bis zur Geltung bei uns mittlerweile im Schnitt 3-5 Jahre, eine Legislaturperiode, anderswo 2 Wochen.
So etwas begreift keiner mehr, wieso man zur Umsetzung hier zu Lande mittlerweile solange braucht.
Bsp. Dieselgate, Affäre usw.: Man braucht 15 Jahre bis man die Grenzwerte einhält, man fährt quasie mit 100 km/h 15 Jahre gegen die Wand und denkt nicht mal 1 Jahr vorher nach, dass man vielleicht bremsen sollte. Dann ist man aufgeprallt es gibt Schwerverletzte, aber bis der Unfall aufgeklärt ist, selbst bis der Retttungswagen kommt, dauert es wiederum über 3 Jahre und noch immer kein Licht am Ende des Tunnels sichtbar. So etwas stiftet Unzufriedenheit, dieses Machtfakuum. Anstatt mit einfachen, schnellen pragmatischen Lösungen daher zu kommen, die innerhalb 2 Monate umgesetzt werden. Statt einfach: Kann man die Hersteller rechtlich nichts anhaben, da sie nur den gesetzlichen Rahmen voll ausgeschöpft haben, muss man eben im Gegenzug genauso verfahren, einfach eine Sonderumweltabgabe einführen, für jedes Auto dass ab nächsten 1. verkauft wird, welches über 130g/km CO2 ausstößt, werden einmalig von Hersteller 2000 € fällig, für Autos über 100g/km CO2 werden einmalig 1000 € einkassiert. Mit diesem Geld wird die Hardwarenachrüstung gezahlt und gleichzeitig etwas für die Umwelt getan, also WinWin Situation, fertig Fall erledigt, nächstes Thema.
Solche einfachen pragmatischen Lösungen braucht es, damit die Menschen zufriedenen werden gepaart mit Schnelligkeit. Die Politik muss sich der Zeit anpassen, einfach, pragmatischen Lösungen mit schnellen Umsätzen.
Bsp. Söder wie man es nicht machen sollte, Wahlkampf kürzlich er prüft ob man das Wienermodell auch in den Großstädten Bayerns die 365 € Jahreskarte einführen kann, ab, kein Witz, 2030, dass in der Zwischenzeit schon min. zweimal neugewählt wird, wird ignoriert, ganz so dumm sind die Bürger dann doch nicht mehr.
- Macht Verlust, der einzige Mensch hat nicht mehr soviel Macht über sein Leben wie zu früheren Zeiten, er kann vieles nicht mehr selbstbestimmen da vieles gesetzlich überreguliert ist, seitens Bund, aber auch EU. Außerdem sieht er, dass auch die Politiker nicht mehr so mächtig sind wie früher, nicht die Politiker formen das Land, sondern Industriekonzerne bestimmen in der Mehrzahl wie es geht, bestes Bsp. wiederum Dieselgate, die Politik scheint Machtlos zu sein, sie kann sich nicht mal gegen ein paar Firmen zu wehr setzen, wie soll da ein Mensch glauben, dass er an seiner Situation etwas ändern kann, wenn nicht mal die Politiker dazu in der Lage sind.
- Soziale Medien: Stichpunkt ebenso Filterblase Fratzenbuch: Gemeinsam Jammert es sich am besten, früher eben am Stammtisch in der Wirtschaft, heute über soziale Medien Länderübergreifend, dazu eben werden gezielt Jammerer mit dem gleichen Thema zueinander geführt, nennt sich Glücksalgorithmus, man bekommt für das gegenseitige Jammern, stets positives Feedback und nie Kritik geäußert, ein Hinterfragen findet überhaupt nicht mehr statt heutzutage in der Filterblase. Da wäre auch die Politik gefragt, gegen diesen Algorythmus vor zu gehen.
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Laertes
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Laertes »

hrkrspnd hat geschrieben:(30 Sep 2018, 12:01)

Hallo zusammen!
Ich frage mich seit einiger Zeit, warum so viele Leute in Deutschland so unzufrieden/ängstlich/pessimistisch sind?
Auf welche empirischen Ergebnisse beziehst du dich hier? Wessen und welche Daten und Zahlen belegen denn, dass die Menschen hierzulande unzufrieden/ängstlich/pessimistisch sind? Haben heute mehr Menschen Angst vor Arbeitslosigkeit als 1997 oder 2005? Ist die Fremdenfeindlichkeit höher als 1992? Oder geht es um deine subjektive Wahrnehmung?
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Letzter_Hippie »

Hallo Jo33, ich kann Dir in den meisten Kritikpunkten nur zustimmen, bis auf einen Punkt:
Jo33 hat geschrieben:(30 Sep 2018, 18:39)
Statt einfach: Kann man die Hersteller rechtlich nichts anhaben, da sie nur den gesetzlichen Rahmen voll ausgeschöpft haben, muss man eben im Gegenzug genauso verfahren, einfach eine Sonderumweltabgabe einführen, für jedes Auto dass ab nächsten 1. verkauft wird, welches über 130g/km CO2 ausstößt, werden einmalig von Hersteller 2000 € fällig, für Autos über 100g/km CO2 werden einmalig 1000 € einkassiert. Mit diesem Geld wird die Hardwarenachrüstung gezahlt und gleichzeitig etwas für die Umwelt getan, also WinWin Situation, fertig Fall erledigt, nächstes Thema.
Die CO2-Panik geht konsequent an den Tatsachen vorbei. CO2 ist eben kein gefährliches Nebenprodukt eines Automobils, sondern ist das natürliche Endprodukt, wenn immer man Holz (also Kohlenstoff) verbrennt - oder Kohle oder Öl oder Benzin, was im Grunde auch mal Holz war: C + O2 -> CO2.
Es ist also gar keine Frage, ob irgendwelche 100 oder 120 oder sonstwieviel CO2 erzeugt werden, sondern viel einfacher: mit jedem Liter Sprit, den man tankt, wird eine ganz bestimmte Menge CO2 erzeugt.
Man kann also das ganze Thema runterbrechen auf: weniger Öl/Benzin/whatever verbrennen.

Das freilich wäre nichts neues - über sparsamere Autos hat man schon bei der Ölkrise 197x diskutiert und sie für grundsätzlich machbar gehalten. Passiert ist nichts. Warum? Ich weiss es nicht.

Weiter: ich habe als nicht-Autofahrer mit einem katastrophalen öffentlichen Nahverkehr zu kämpfen - der vielleicht fährt, vielleicht aber auch nicht. Mal ist der Bus kaputt, mal streikt man, mal sind die Fahrer krank, Verspätungen ohne Ende sowieso. Jeder der pünktlich ankommen muss, muss also sein eigenes Auto haben und damit fahren. Ich habe deswegen versucht, Grünen-Politiker anzusprechen. Interesse: NULL. Tenor: Ich soll halt ihre Publikationen lesen und sie wählen; das ist alles.
Ich hätte mir einen mittelfristigen und umfassenden Plan gewünscht, der es den Bürgern ermöglicht, eben kein CO2 zu erzeugen, indem sie schlicht nicht Auto fahren, anstatt Grenzwerte für Autos.

Soviel nur mal zu diesem Punkt.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Wolverine »

Ich kann diese Frage nicht beantworten, da es mir, grob gesagt, gut geht.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von zollagent »

Wolverine hat geschrieben:(01 Oct 2018, 13:27)

Ich kann diese Frage nicht beantworten, da es mir, grob gesagt, gut geht.
Du stellst dich in deinen Beiträgen aber als der da, der weiß, warum Extremisten gewählt werden. Das paßt offensichtlich nicht zusammen.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Billie Holiday »

zollagent hat geschrieben:(01 Oct 2018, 14:01)

Du stellst dich in deinen Beiträgen aber als der da, der weiß, warum Extremisten gewählt werden. Das paßt offensichtlich nicht zusammen.
Das eine schließt doch das andere nicht aus.
Du weißt doch auch, wer warum AfD wählt, oder nicht?
Auch wenn es einem gut geht, kann man das Vorstellungsvermögen haben, abzuschätzen, warum Leute extrem links oder rechts wählen, und zwar ohne selbst betroffen zu sein.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von zollagent »

Billie Holiday hat geschrieben:(01 Oct 2018, 14:07)

Das eine schließt doch das andere nicht aus.
Du weißt doch auch, wer warum AfD wählt, oder nicht?
Auch wenn es einem gut geht, kann man das Vorstellungsvermögen haben, abzuschätzen, warum Leute extrem links oder rechts wählen, und zwar ohne selbst betroffen zu sein.
Er schrieb:
Ich kann diese Frage nicht beantworten
Und da er glaubt, zu wissen, warum die Leute das tun, beantwortet er sie doch.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Wolverine »

Billie Holiday hat geschrieben:(01 Oct 2018, 14:07)

Das eine schließt doch das andere nicht aus.
Du weißt doch auch, wer warum AfD wählt, oder nicht?
Auch wenn es einem gut geht, kann man das Vorstellungsvermögen haben, abzuschätzen, warum Leute extrem links oder rechts wählen, und zwar ohne selbst betroffen zu sein.
Nun, ich weiß, warum bestimmte Menschen AfD wählen. Es ist nicht so, wie es von Heinzi Besserweiß und seinen Kameraden behauptet wird. Es ist das Gefühl der Ohnmacht gegenüber Entscheidungen einer Regierung, die schon lange vergessen hat, dass sie vom Volk gewählt wurden und in deren Auftrag handeln sollten. Dazu gehört z.B. nicht die Aussetzung von Grenzkontrollen bei der Einreise, um nur ein Beispiel zu nennen.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hrkrspnd »

Hallo Laertes,
Laertes hat geschrieben:(30 Sep 2018, 18:43)

Auf welche empirischen Ergebnisse beziehst du dich hier? Wessen und welche Daten und Zahlen belegen denn, dass die Menschen hierzulande unzufrieden/ängstlich/pessimistisch sind? Haben heute mehr Menschen Angst vor Arbeitslosigkeit als 1997 oder 2005? Ist die Fremdenfeindlichkeit höher als 1992? Oder geht es um deine subjektive Wahrnehmung?
das ist ein Konglomerat aus unterschiedlichen Beobachtungen: 1. Die steigende Diskrepanz zwischen gefühlter und tatsächlicher Bedrohung ist empirisch belegt, 2. Gespräche im Beruf, 3. Der Aufstieg der AFD, den ich - vll. zu Unrecht - auch damit erkläre, 4. Leserkommentare bei Webauftritten von Zeitungen.

Tlw also subjektive Wahrnehmung, teilweise subjektive Bewertung von empirischen Phänomenen, teilweise empirische Belge
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Realist2014 »

Jo33 hat geschrieben:(30 Sep 2018, 18:39)

V
Aber an manchen Baustellen hat sich doch in den letzten 2 Jahrzehnten viel getan:
- Steuersytem, wie kann es sein, dass das Steuersystem zu Zeiten Kohls wesentlich gerechter und sozialer, als heutzutage war, obwohl damals CDU/CSU und FDP regiert haben. Da stimmt irgendetwas nicht.
-

was nicht stimmt, ist DEINE obige Behauptung...

aber wer natürlich NUR auf den "Spitzensteuersatz" schielt ...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hrkrspnd »

Hallo Fuerst_48
Fuerst_48 hat geschrieben:(30 Sep 2018, 14:04)

Danke für die zumindest indirekte Unterstützung.
Man muß ein System und dessen itglieder nicht krankjammern oder schlecht reden. Auch die Medien mit ihrem Hang zur Übertreibung sollten sich da zurücknehmen. Alles gut ist auch nicht zutreffend, aber ein realistischer Blick auf das, was ist, reicht völlig.
die Medien spielen für mich dabei auch eine Hauptrolle. Mir hat jemand mal die Unzufriedenheit im Osten damit zu erklären versucht, dass die Medien in der DDR natürlich immer sehr positiv berichtet haben, während heute der Fokus eher auf dem Schlechten / nicht-Erreichten liegt.
Dazu kommen natürlich noch die ganze Filterblasen-Thematik.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von zollagent »

Wolverine hat geschrieben:(01 Oct 2018, 15:19)

Nun, ich weiß, warum bestimmte Menschen AfD wählen. Es ist nicht so, wie es von Heinzi Besserweiß und seinen Kameraden behauptet wird. Es ist das Gefühl der Ohnmacht gegenüber Entscheidungen einer Regierung, die schon lange vergessen hat, dass sie vom Volk gewählt wurden und in deren Auftrag handeln sollten. Dazu gehört z.B. nicht die Aussetzung von Grenzkontrollen bei der Einreise, um nur ein Beispiel zu nennen.
Der Auftrag kommt halt von der Mehrheit und schließt keineswegs ein, eine Minderheit zu pampern, zu hätscheln und sie in einer Haltung zu bestärken, die schlichtweg als asozial anzusehen ist.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Laertes »

hrkrspnd hat geschrieben:(01 Oct 2018, 19:22)

Hallo Laertes,
das ist ein Konglomerat aus unterschiedlichen Beobachtungen: 1. Die steigende Diskrepanz zwischen gefühlter und tatsächlicher Bedrohung ist empirisch belegt, 2. Gespräche im Beruf, 3. Der Aufstieg der AFD, den ich - vll. zu Unrecht - auch damit erkläre, 4. Leserkommentare bei Webauftritten von Zeitungen.

Tlw also subjektive Wahrnehmung, teilweise subjektive Bewertung von empirischen Phänomenen, teilweise empirische Belge

1. könnte daran liegen, dass a) die werbefinanzierten Internetmedien wesentlich häufiger über als bedrohlich empfundene Geschehnisse berichten, um 'Klicks' zu generieren oder b) derartige Sachverhalte über soziale Medien in einem viel größeren Kreis bekannt gemacht werden als früher nur im privaten Bekanntenkreis ("hast du schon gehört, dass...").

2. anekdotisch

3. irgendwelche empirischen Belege dafür, dass die AfD primär aus dem Motiv 'Unzufriedenheit' gewählt oder in Umfragen genannt wird? Und womit sind die AfD Sympathisanten unzufrieden? Mit ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage oder mit den Zukunftsaussichten, die sie für sich oder ihre Kinder in 20 Jahren hierzulande ausmalen?

4. Die Stichprobe der Kommentarschreiber ist vermutlich alles andere als repräsentativ.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von hrkrspnd »

Hallo Laertes
Laertes hat geschrieben:(01 Oct 2018, 19:56)

1. könnte daran liegen, dass a) die werbefinanzierten Internetmedien wesentlich häufiger über als bedrohlich empfundene Geschehnisse berichten, um 'Klicks' zu generieren oder b) derartige Sachverhalte über soziale Medien in einem viel größeren Kreis bekannt gemacht werden als früher nur im privaten Bekanntenkreis ("hast du schon gehört, dass...").

2. anekdotisch

3. irgendwelche empirischen Belege dafür, dass die AfD primär aus dem Motiv 'Unzufriedenheit' gewählt oder in Umfragen genannt wird? Und womit sind die AfD Sympathisanten unzufrieden? Mit ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage oder mit den Zukunftsaussichten, die sie für sich oder ihre Kinder in 20 Jahren hierzulande ausmalen?

4. Die Stichprobe der Kommentarschreiber ist vermutlich alles andere als repräsentativ.
es geht gar nicht unbedingt um Repräsentativität. Wenn mir in meinem alltäglichen Leben (sei es auf der Arbeit, oder im Internet) viele Menschen begegnen, die mit Deutschland warum auch immer unzufrieden sind, dann ist es doch eine interessante Frage warum das jetzt so ist. Egal ob das 1%, 5%, 10% oder 15% der Bevölkerung betrifft.
Zu 3. Das ist eine weit verbreitete Hypothese, die sich empirisch natürlich nur tlw belegen lässt. Hier eine Studie: https://www.boeckler.de/106575_110284.htm Daraus: "Unzufriedenheit mit der eigenen Lebenslage ist der wesentliche Treiber, die derzeit stärkste rechtspopulistische Partei – die AfD – zu wählen. Dabei kommt es weniger auf die objektive soziale Lage an, sondern vor allem auf die subjektive Wahrnehmung der eigenen Lebenslage. Menschen, die AfD wählen oder es in Erwägung ziehen, befinden sich überwiegend nicht in einer finanziell prekären Situation, aber sie fühlen sich vor möglichen Krisen in der Zukunft nicht ausreichend geschützt, zeigt die Analyse: 67 Prozent der AfD-Wähler geben an, dass sie sich Sorgen um ihre persönliche Zukunft machen; in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 46 Prozent."
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von sünnerklaas »

hrkrspnd hat geschrieben:(01 Oct 2018, 20:09)
Menschen, die AfD wählen oder es in Erwägung ziehen, befinden sich überwiegend nicht in einer finanziell prekären Situation, aber sie fühlen sich vor möglichen Krisen in der Zukunft nicht ausreichend geschützt, zeigt die Analyse: 67 Prozent der AfD-Wähler geben an, dass sie sich Sorgen um ihre persönliche Zukunft machen; in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 46 Prozent."
Das sind aber Menschen, die vor einer prekären Lebenssituation panische Angst haben. Sie tun sich bereits im Hier und Jetzt sehr schwer. Die Vergangenheit wird nostalgisch verklärt.
Hinzu kommt: viele Probleme lassen sich nicht so einfach lösen, weil viele Interessenslagen berührt werden und bei Nichtbeachtung dieser Interessenslagen sehr seitens der Betroffenen heftige Reaktionen drohen. Vor dem Hintergrund sind Konfliktlösungen extrem langwierig, weil viele auch gar keine Lust auf Ärger haben.
Gerne wird auch geäußert, man wünsche sich Leute die "einen Arsch in der Hose" hätten und einfach mal entschieden. Mein erster Chef hat dazu immer eins gesagt: wer einen Arsch in der Hose habe, bekäme den auch versohlt. Umgekehrt: wo kein Arsch wäre, könne ein solcher auch nicht versohlt werden. ;)
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Jo33 »

Letzter_Hippie hat geschrieben:(30 Sep 2018, 19:09)

Die CO2-Panik geht konsequent an den Tatsachen vorbei. CO2 ist eben kein gefährliches Nebenprodukt eines Automobils, sondern ist das natürliche Endprodukt, wenn immer man Holz (also Kohlenstoff) verbrennt - oder Kohle oder Öl oder Benzin, was im Grunde auch mal Holz war: C + O2 -> CO2.
Es ist also gar keine Frage, ob irgendwelche 100 oder 120 oder sonstwieviel CO2 erzeugt werden, sondern viel einfacher: mit jedem Liter Sprit, den man tankt, wird eine ganz bestimmte Menge CO2 erzeugt.
Man kann also das ganze Thema runterbrechen auf: weniger Öl/Benzin/whatever verbrennen.
Das freilich wäre nichts neues - über sparsamere Autos hat man schon bei der Ölkrise 197x diskutiert und sie für grundsätzlich machbar gehalten. Passiert ist nichts. Warum? Ich weiss es nicht.
Das 3l Auto ist daran gescheitert, dass die Bedingungen dafür nicht gestimmt haben, es wurde nicht steuerlich gefördert, der Staat hat keinen Anreiz dafü geschaffen, der Preis an der Zapfsäule war nicht ausreichend hoch, sprich die PreisLeistung war nicht gegeben.

Das mit dem CO2 hat nichts mit Panik zu tun, allerdings braucht es eine einheitliche Meßgröße, wie will ich den Verbrauch messen in Litern, Metern, Euros etc.. Durch das aufkommen mehrere Antriebsarten, und ein gesteigegertes Umweltbewusstsein, wollte man eine Einheit die für alle Fahrzeuge anwendbar ist, es vergleichbar machen. Wie vergleicht man ein Erdgasauto mit einem Benziner oder einem Wasserstoffauto: Da hat man sich dann damals eben auf das CO2 geeinigt als neue Einheit und eben nicht mehr Liter. Da es eben ein Unterschied in der Umweltbelastung darstellt ob ich 10 l Benzin, 10 l Erdgas, oder 10 l Wasserstoff als Treibstoff dienen.
Nun kommen wir zum Verkehrssektor was eben auch Fakt ist, in keinen anderen Energieverbrauchssektor hat es so negative Entwicklungen gegeben wie beim Auto. Der CO2 Verbrauch, ebenso der Benzin/Dieselverbrauch ist in den letzten Jahrzehnten nicht geschrumpft, sondern sogar leicht angestiegen. Ganz im Gegensatz zu Industriebetrieben, Heizungen, Elektrogroß und Kleingeräte, Unterhaltungsgeräten, Beleuchtung überall konnte man den Energieverbrauch senken, nur nicht beim Auto, zumindest nicht in Deutschland. Warum? Weil es so politisch, eben auch durch die Autokonzerne so gewollt war und ist. In anderen Länderen, insbesondere den skandinavischen, haben völlig andere Auto- Steuer und -Abgabesysteme, die eben wesentlich mehr zur Umweltfreundlichkeit hin steueren. Denn Deutschland war eigentlich auf einen guten Weg auch im Verkehrsektor kräftig einzusparen, nur dank Steuersystem und deren versagte Lenkung: Haben die Deutschen nicht weiter Kleinwagen gekauft, sondern immer mehr SUVs, ebenso werden Firmenwagen immer noch seitens des Bundes massiv gefördert, egal wie umweltfreundlich sie sind, was eben andere Länder abgeändert haben.
Die Schweden kaufen kein E-Auto weil sie es wollen, sondern weil das alternative Benzin oder Dieselmodel innerhalb 3 jähriger Nutzungsdauer, durch Abgaben und Steuern 5 - 10.000 € teurer ist.
Und wer profitiert am Ende von deutschen Steuersystem, hauptsächlich die deutsche Autoindustrie, da an einem SUV eben mehr verdient ist, als an einem Kleinwagen, welche deutsche Hersteller kaum produzieren, zumal dies ja auch dann mehr Umsatz generiert, was sich wiedeurm besser anhört, mit Betonung auf "besser anhört".
Manchmal müssen Regierungen den Firmen und Herstellern die richtigen Schranken und Weichen stellen, nur tut dies die Bundesregiurung in Deutschland leider schon lange nicht mehr, sondern ist nur noch Handlanger der Industrie, egal auf welche Irrwege sie sich begibt. Jetzt ist es völlig kurios, ausgerechnet das "sehr umweltbewusste" China (Ironie) ist der Staat welche die Hersteller in die Schranken weißt und die Richtung vorgibt, hätte man dies vor 10 Jahren für möglich gehalten, ich jedenfalls nicht. Und da sieht man leider dass im Prinzip alles falsch läuft in Deutschland was nur falsch laufen kann, wenn beim Dieselgipfel nun herauskommt dass für die Unfähigkeit der Regierung, erneut der Steuerzahler herhalten muss, ist der Regierung nicht mehr zu helfen, sie wird weiter min. 5 Prozentpunkte verlieren. So etwas versteht kein Mensch.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Letzter_Hippie »

Jo33 hat geschrieben:(02 Oct 2018, 10:52)
Wie vergleicht man ein Erdgasauto mit einem Benziner oder einem Wasserstoffauto: Da hat man sich dann damals eben auf das CO2 geeinigt als neue Einheit und eben nicht mehr Liter. Da es eben ein Unterschied in der Umweltbelastung darstellt ob ich 10 l Benzin, 10 l Erdgas, oder 10 l Wasserstoff als Treibstoff dienen.
Völlig klar. Man müsste den Brennwert heranziehen, aber dann müsste man über Verbrauchswert-Messung streiten statt über CO2-Messung. Der mir wichtige Punkt ist aber vielmehr, dass es zwei Strategien gibt: entweder Autos mit weniger CO2-Ausstoß bauen, oder weniger fahren. Und das zweite dürfte ungleich wirksamer sein.
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Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von hrkrspnd »

...
Zuletzt geändert von hrkrspnd am Do 4. Okt 2018, 20:56, insgesamt 1-mal geändert.
Schnitter
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Schnitter »

hrkrspnd hat geschrieben:(03 Oct 2018, 16:05)

Hallo zusammen,

vor einen paar Tagen habe ich hier ( http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?f=5&t=66795 ) die Frage gestellt, warum so viele Leute in Deutschland unzufrieden sind. Zwar haben einige Nutzer_innen angezweifelt, dass die Leute überhaupt unzufrieden sind, die meisten konnten aber bei der These mitgehen.

Das sind die Antworten, die in dem Strang genannt wurden:

1. Abstiegsangst: Die Leute haben Angst vor dem gesellschaftlichen Abstieg
2. Berufsmoralisten: Es wirkt sich kontraproduktiv aus, wenn die Leute für ihre pessimistischen Ansichten beschimpft werden
3. Politische Teilhabe: Menschen können nicht so teilhaben, wie sie möchten
4. Oberflächliches Jammern: Bei Nachfrage relativieren einige Leute ihren Standpunkt.
5. Denkfaulheit /Gewohnheitsbildung: Leute vergleichen ihre Situation nicht global/historisch.
6. Neophobie: die Leute haben Angst vor Veränderungen / schnellen Entwicklungen / Wegbruch von Gewissheiten
7. Medien: aufgrund der Marktlogik zu Fokus auf Negativem verdammt.
8. Filterblasen: Menschen leben zunehmend in Informations-Parallelgesellschaften.
9. Lebenswelt und politische Welt klaffen zunehmend auseinander: Die Welt wird immer schneller, die Politik - gefühlt - immer langsamer. Das sorgt für Frust
10. Menschen spüren einen Machtverlust, weil ihre Entscheidungsspielräume durch EU-Politik, Industriekonzerne etc (vermeintlich?) beschränkt werden. Hierauf haben sie aber keinen Einfluss.

In diesem Strang soll es gar nicht mal darum gehen, ob jede/r jeden dieser Punkte nachvollziehen kann. Ich würde aber gerne die Frage stellen, was eurer Meinung nach gegen die Punkte, die ihr teilt, unternommen werden kann.
Du hast den Hauptgrund vergessen warum die Leute unzufrieden sind:

Weil sie in ihrem Leben nichts auf die Kette bekommen haben. Daran kannst du aber nichts ändern. Und auch die Politik kann das nicht ändern.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Realist2014 »

Schnitter hat geschrieben:(03 Oct 2018, 16:08)

Du hast den Hauptgrund vergessen warum die Leute unzufrieden sind:

Weil sie in ihrem Leben nichts auf die Kette bekommen haben. Daran kannst du aber nichts ändern. Und auch die Politik kann das nicht ändern.
aber sie haben sich zusammengeschlossen...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von hrkrspnd »

Hallo zusammen,

der Strang "was sind die gründe für die Unzufriedenheit" wurde mit dem Strang "Vorschläge gegen die Unzufriedenheit" ohne Begründung zusammengelegt.
Bei dem einen geht es um Ursachenfindung, bei dem anderen um das Entwickeln von Lösungen. Für mich sind das zwei verschieden Sachen, die der Übersicht halber getrennt werden sollten.
So machen die beiden Themen für mich keinen Sinn. MEINETWEGEN könnte der Strang dann auch gerne komplett gelöscht werden. Allen anderen viel Spaß noch dabei.
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von Großer Adler »

hrkrspnd hat geschrieben:(01 Oct 2018, 20:09)

Hallo Laertes
es geht gar nicht unbedingt um Repräsentativität. Wenn mir in meinem alltäglichen Leben (sei es auf der Arbeit, oder im Internet) viele Menschen begegnen, die mit Deutschland warum auch immer unzufrieden sind, dann ist es doch eine interessante Frage warum das jetzt so ist. Egal ob das 1%, 5%, 10% oder 15% der Bevölkerung betrifft.
Zu 3. Das ist eine weit verbreitete Hypothese, die sich empirisch natürlich nur tlw belegen lässt. Hier eine Studie: https://www.boeckler.de/106575_110284.htm Daraus: "Unzufriedenheit mit der eigenen Lebenslage ist der wesentliche Treiber, die derzeit stärkste rechtspopulistische Partei – die AfD – zu wählen. Dabei kommt es weniger auf die objektive soziale Lage an, sondern vor allem auf die subjektive Wahrnehmung der eigenen Lebenslage. Menschen, die AfD wählen oder es in Erwägung ziehen, befinden sich überwiegend nicht in einer finanziell prekären Situation, aber sie fühlen sich vor möglichen Krisen in der Zukunft nicht ausreichend geschützt, zeigt die Analyse: 67 Prozent der AfD-Wähler geben an, dass sie sich Sorgen um ihre persönliche Zukunft machen; in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 46 Prozent."
Die Unzufriedenheit war schon Existent, bevor es die AfD überhaupt gab. Die AfD für diese Misere verantwortlich zu machen, halte ich für falsch. Sie hat den Konflikt vieler Bürger erst tranransparent gemacht und mit ihr gibt es erstmals eine Partei, die die Probleme direkt anspricht, welche oftmals unter den Tisch gekehrt wurden.

Was das finanziell Prekäre angeht, hätte ich gerne eine Data dazu. Sonst währen es nur reine Behauptungen. Was definierst du als finanziell Prekär?
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Re: Warum sind die Menschen in Deutschland so unzufrieden?

Beitrag von zollagent »

Großer Adler hat geschrieben:(05 Oct 2018, 00:50)

Die Unzufriedenheit war schon Existent, bevor es die AfD überhaupt gab. Die AfD für diese Misere verantwortlich zu machen, halte ich für falsch. Sie hat den Konflikt vieler Bürger erst tranransparent gemacht und mit ihr gibt es erstmals eine Partei, die die Probleme direkt anspricht, welche oftmals unter den Tisch gekehrt wurden.

Was das finanziell Prekäre angeht, hätte ich gerne eine Data dazu. Sonst währen es nur reine Behauptungen. Was definierst du als finanziell Prekär?
Die Bauchschmerzen einer rassistischen Vereinigung sind keine "Probleme, die man unter den Tisch kehren muß". Diese immer wiederkehrende Behauptung dient nur der These, daß gerade die AfD-Vertreter "unterdrückt" würden, also eigentlich Opfer seien. Das sind sie nicht. So lange man in dieser Ecke, nicht nur beschränkt auf diese Partei, so gleichgültig gegenüber Leben und Würde anderer Menschen ist, sind sie schlichtweg indiskutabel und ihre Bauchschmerzen sollen sie gefälligst aushalten. Vor allem, da man ja mit den Verursachern dieser "Krise" selbst herzliches Einvernehmen pflegt. Also die "Probleme", über die man sich so beschwert, selbst mithilft zu schaffen.
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Re: Vorschläge gegen Unzufriedenheit in Deutschland

Beitrag von Realist2014 »

hrkrspnd hat geschrieben:(04 Oct 2018, 21:05)


Bei dem einen geht es um Ursachenfindung, bei dem anderen um das Entwickeln von Lösungen. Für mich sind das zwei verschieden Sachen, die der Übersicht halber getrennt werden sollten.
So machen die beiden Themen für mich keinen Sinn. MEINETWEGEN könnte der Strang dann auch gerne komplett gelöscht werden. Allen anderen viel Spaß noch dabei.
das ist unlogisch und auch falsch.

Bei jeder Problemlösung geht es um Ursachenbeseitigung

sonst ist ja nur "rumdoktern" an Symptomen...
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