Bei der Reformbewegung in der DDR ging es NICHT um "Weltbürgertum", sondern um eine tiefgreifende Reformierung des politischen Systems und das ist nunmal an den Nationalstaat gebunden.schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Jul 2018, 08:32)
Kaum. Das ist doch gerade der Inhalt meiner Aussage. Dass dieser Flecken Erde zwischen Ostsee und Erzgebirge jetzt kaum die Zentrale der weltweiten Umbrüche Ende der 80er ist.
Ja. Aber genau dieses Weltbürgertum, das der Provinzialität, die - neben der Undemokratie - kennzeichnend für die DDR war, steht und stand nicht nur der DDR-Regierung und den Staatskadern gegenüber sondern eben auch zumindest einem Teil der Bürgerrechtler. Beachte: Die politische Parole "Wir sind das Volk" wurde sowohl von eben diesem Teil der Menschen gebraucht, die sich am Ende der DDR als Bürgerrechtler verstanden als auch von aktuell demokratiegefährdenden Bewegungen wie Pegida. Auch hinter Solidarnosc und den Veranstaltern des paneuropäischen Picknicks in Ungarn standen letzendlich sehr sehr rückwärtsgewandte und rechtskonservative Kräfte. Aber deshalb sollte man die Veränderungen, die sie einleiteten dennoch nicht negativ beurteilen. Ein vernünftiges und angemessenes Verhältnis zu diesen Vorgängen ist eben nicht einfach und nicht mit einem undifferenzierten Jubel auszudrücken.
Deine so genannten "Weltbürger" haben KEIN Demokratiekonzept!
Ich habe in diesem Zusammenhang bereits mehrfach auf den Aufsatz des Politologen Wolfgang Merkel "Kosmopolitismus versus Kommunitarismus: Ein neuer Konfl ikt in der Demokratie" verwiesen.
Merkel verweist darin u.a. darauf, dass die gegensätzlichen politischen Positionen von Kosmopoliten und Kommunitaristen zu einer Spaltung und Polarisierung der Gesellschaft führen, die in einer Demokratie nicht nur nicht wünschenswert sind, sondern der Demokratie sogar abträglich. Und er begründet dies u.a. mit den weltfremden und realitätsfernen Vorstellungen der Kosmopoliten von einer demokratischen Weltregierung, Weltparlamente und einer Weltzivilgesellschaft, für eine bereitwillige Abgabe nationalstaatlicher Souveränitätsrechte an internationale Organisationen und supranationale Regime. Demokratieverluste in Fragen der Partizipation, Transparenz und/oder Zurechenbarkeit von Entscheidungen werden dabei gar nicht erst thematisert oder als Kollateralschaden billigend in Kauf genommen.
Kosmopoliten/"Weltbürger" haben damit nicht mehr Demokratie oder überhaupt Demokratie im Sinn, sondern weniger. Sie stellen damit eine Gefahr für die Demokratie dar, wie wir sie kennen.
DAS war niemals Ziel der DDR-Bürgerrechtsbewegung!
Der Ruf "wir sind das Volk" stand auch NICHT am Ende dieser Bewegung, sondern ganz am Anfang, bereits beim Beginn der "Montagsdemos" und sollte insbesondere die SED-Führung daran erinnern, WAS Demokratie eigentlich bedeutet und WER die Macht hat - nämlich das (Staats)volk.
Die Bürgerrechtsbewegung der DDR, von der der Ruf "wir sind das Volk" ausging, war NICHT demokratiegefährdend, sondern das genaue Gegenteil und die hatte auch nichts, aber auch gar nichts mit Vereinigungen wie Pegida gemein, die diesen Ruf für sich instrumentalisiert. Hinter der Bürgerrechtsbewegung standen auch KEINE rückwärtsgewandten und rechtskonservativen Kräfte!
Entweder willst du ganz bewusst diejenigen diffamieren, die sich für Reformen eingesetzt haben oder du lebst in einem Paralleluniversum.
Und nochmal: wenn du dich als Weltbürger siehst, als Angehöriger einer "Weltgemeinschaft", dann lass die doch deine Sozialleistungen von dieser "Weltgemeinschaft" bezahlen und nicht von der Solidargemeinschaft, des von DIR so verachteten Nationalstaates und lass die in Zukunft deine Rente von dieser "Weltgemeinschaft" zahlen und nicht non diesem verachtenswerten Nationalstaat.