sünnerklaas hat geschrieben:(22 Feb 2018, 09:10)
Und man sollte nicht vergessen, was die AfD eigentlich ist: ein Auffangbecken für enttäuschte und verbitterte Alte und Leute aus abgehängten Regionen. Und die AfD in ihrer jetzigen Form ist eine Art "Aufstand des Ostens".
Bisher passiver Leser, habe ich mich wegen der Aussage angemeldet. Deine Aussage bzw. Einstellung ist meiner Meinung nach ein Kernproblem der heutigen Gesellschaft. Es gilt das simple Prinzip, alle anderen Meinungen als die meinige sind falsch. Die Reaktion auf eine "falsche" Meinung ist die Diffamierung eben dieser.
Ich wohne mitten in Hamburg, habe einen guten Job und bin mit Mitte 30 somit weder "alt" noch aus einer "abgehängten Region". Das Motiv mittlerweile zur AfD zu tendieren (bei der letzten Wahl nicht aber bei zukünftigen), ist eher dass das Maß gegenüber den "etablierten" Parteien einfach voll ist. Ich zitiere Müntefering als damaligen SPD-Chef, während den Verhandlungen zur ersten GroKo unter Merkel "Wir werden an den Wahlversprechen gemessen - das ist unfair.".
Dieses Zitat ist für mich demokratieschädlicher als sämtlicher geistige Unfug eines Höckes (dessen Aussagen ich übrigens ebenfalls mit Abscheu sehe). Und eben dieses Denken unserer Politiker ist der Ursprung der aktuellen Frustration und "rechten Gegenbewegung". Der einfache Mensch wird belogen, nicht aufgeklärt - eher verklärt -, die Probleme und Ängste des kleinen Mannes werden klein geredet und sämtliche Glaubwürdigkeit politischer Vertreter kann man mittlerweile ad acta legen. Bin ich als Mensch daher mittlerweile verbittert und enttäuscht? Ja. Entschuldige, aber kann hier jemand diesen Zustand ernsthaft leugnen? Um heute in die Politik zu gelangen ist es doch völlig un relevant wie kompetent du in einem Themengebiet bist, du musst ein Menschenfänger sein (die seltensten sind es mit Ehrlichkeit), darüberhinaus zählt das allseits bekannte Vitamin B, wer kennt wen etc pp. und darüber hinaus darf man am besten kein "weißer Mann" mehr sein, bitte entweder Migrationshintergrund oder zumindest weiblich - alles für die Quoten und Vermarktbarkeit -.
- Um dem entgegen zu wirken, ich habe gegen keine der beiden Personengruppen etwas, ich bin nur der Meinung Deutschland sollte von den besten und klügsten regiert werden, ob dass dann zu 100% Frauen, zu 100% Personen mit Migrationshintergrund oder 100% weiße deutsche Männer sind, ist mir total egal. Man sollte keinen Posten zu unserem Wohl übernehmen nur weil es einer Quote entspricht -
Gibt es verwerfliche Personen in der AfD? Ja, definitiv. Gibt es leider in fast allen Parteien, hier benötigt die Partei definitiv einen Reinigungsprozess. Aber wen interessieren heute bei den Grünen noch die vermeintlichen Kinderschänder und Polizistenschläger? Ich denke dass die Grünen einen wichtigen ideologischen Beitrag zur deutschen Gesellschaft hatte, trotzdem hatten sie auch sehr sehr zweifelhaftes Personal in ihren Reihen - über Jahre hinweg.
Auf die Kernfrage, habe ich Angst vor einen rechten Umsturz? Nein. Ich sehe es als normale Gegenbewegung. Franz Josef Strauß, ehemaliger verstorbener CSU Politiker, hatte das Zitat gebracht "Rechts von uns ist nur noch die Wand". Diese Position haben die Unionsparteien unter Merkel allerdings zu unserem Schaden aufgegeben. Merkel ist mehr links der Mitte orientiert als Rechts. Rechts ist eben nicht "nur" Nationalismus bzw. "Ausländerfeindlichkeit", rechte Politik steht auch für konservative Werte. Da gibt es viele Menschen in Deutschland denen die immer noch wichtig sind bzw. es gibt auch viele in meiner Generation welche diese Werte wieder wichtig werden. Für mich gibt es aber keine Partei mehr die da durch aus klare Kante zeigt. Jetzt etwas plakativ zum Ende "Wer verraten wird von den alten Parteien, darf sich nicht wundern wenn man sich neuen Optionen zuwendet". Ich denke die AfD tut Deutschland gut, etablierte Parteien übernehmen wieder konservativere Positionen, selbst Punkte aus der PEGIDA Demo haben es in das Parteiprogramm von FDP und Co geschafft. Positionen wofür andere als Nazis, braunes Pack bzw Gesindel bezeichnet wurden, sind heute auch von den etablierten Parteien auf einmal wieder akzeptabel. Man muss Politik halt für alle Menschen machen und nicht nur für ein Klientel.