Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

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Dark Angel
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 12:08)

Du schreibst in ein und demselben Beitrag, nur zwei Zeilen voneinander entfernt: "Frauen haben sich entschieden" und "Nix da mit entscheiden". Ja: Wie denn nun? Es ist eine völlig andere Frage, ob die Selbstentscheidung verwirklichbar ist.
Nein ist es nicht, weil die Konsequenzen, die sich aus der möglichen Entscheidung ergeben, mit in die Entscheidungsfindung einfließen. Es geht hier weniger um eine "Entscheidung für sich selbst", sondern um die Außenwirkung dieser Entscheidung, es geht um "Zeichen setzen"
schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 12:08)Selbstentscheidungen sind nur für die von äußeren Zwängen abhängig, die sich von äußeren Zwängen abhängig machen.
Sorry, aber ich habe selten etwas so dämliches gelesen, wie die Aussage oben.
Als ob sich die Frauen im Iran (in islamischen Staaten allgemein) selbst von diesen äußeren Zwängen abhängig machen würden.
Der Zwang der Vollverschleierung bzw der Kopftuchzwang wird auf die Frauen ausgeübt, ob sie nun wollen oder nicht.
Wenn sie sich gegen diesen Zwang zur Wehr setzen, haben sie mit Gefängnisstrafen, mit Folter und Vergewaltigung bis hin zur Todesstrafe zu rechnen.
Du hast sehr seltsame Vorstellungen von Entscheidungsfreiheit oder Freiheit allgemein.

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 12:08)Und dabei ist es völlig egal, ob diese äußeren Zwänge in harten, inhumanen Gesellschaftspraktiken bestehen wie im Iran oder in dem scheinbaren weichen Zwang, in Deutschland so etwas wie eine Heimat oder in Europa so etwas wie eine abendländische Kultur als eigene Wurzel zu sehen. Jeder Mensch ist nicht nur innerlich frei sondern, wie Sartre es formulierte, "zur Freiheit verurteilt".
Nein - es ist NICHT egal!
Es besteht ein himmelweiter Unterschied, ob ich mich selbst entscheide aus dem Fenster zu springen oder ob mich jemand zwingt, aus dem Fenster zu springen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(19 Feb 2018, 12:49)

Du gebrauchst den Begriff "Identität" ja schon wieder falsch!
Remeber:
Remember: So einfach ist ein so klar definierter Begriff wie "Identität" gar nicht zu gebrauchen. "Identität" bedeutet schlicht und einfach mit etwas anderem gleich zu sein. Das und nicht mehr steckt etymologisch in diesem Wort. Was immer an Aufladungen und Aufgeregtheiten da von verschiedenen Menschen noch hineingepumpt wird.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(19 Feb 2018, 13:00)
Nein - es ist NICHT egal!
Es besteht ein himmelweiter Unterschied, ob ich mich selbst entscheide aus dem Fenster zu springen oder ob mich jemand zwingt, aus dem Fenster zu springen.
In Bezug auf die Selbstentscheidung stehen äußere Zwänge nur denen entgegen, die sich von solchen Entscheidungen beeinflussbar machen. Es ist eine sehr wichtige Grunderfahrung der vergangenen DDR-Realität, dass innere Opposition eine eigene Entscheidung ist. Und dass diese innere Opposition und eigene innere Haltung viel viel entscheidender ist als das von äußeren Zwängen bestimmte Leben. Und dass Mitläufertum Bequemlichkeit ist. Das bedeutet ja nicht, dass man dumm und idiotisch ist und auf offener Straße die Inhaftierung Honeckers verlangt. Ebensowenig wie die Selbstentscheidung der Emanzipiertheit in islamischen Ländern es bedeutet, dass man eben einfach dort kein Kopftuch trägt, wo das Nichttragen zu Konsequenzen führt. Und in ähnlicher Art und Weise ist die allgemeine Wiederhinwendung zu Volk und Nation hier und heute nicht bindend für das selbständig denkende Individuum. Man kann immer anders
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Zunder »

Genau. Man kann immer anders.
Man muß ja nicht schwul sein und am Baukran baumeln. Es ist einfach eine Sache der freien Entscheidung.

Der Zynismus der dekadenten Freiheitshelden mit dem Gratismut ist ziemlich ekelhaft.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(19 Feb 2018, 12:49)
Es geht um Selbswahrnehmung! Wie sich ein Individuum selbst wahrnimmt/wie es sich selbst sieht bleibt immer gleich, ist in der Lebensgeschichte des Individuums immer die gleiche (die selbe) und zwar situationsübergreifend und auch dann wenn sich äußere Einflüsse ändern.
Und in diesem Sinne ist der Begriff "Identität" sinnlos. Mit mir selbst bin ich trivialerweise identisch. Und wenn mans auf Kultur im allgemeinsten Sinne bezieht: Remember an den Titel eines jüngst veröffentlichten bemerkenswerten und in seriösen Medien sehr positiv reflektierten Buchs: "Es gibt keine kulturelle Identität" (!)

Wenn ich selbst andere Arten von Identitäten (Gleichseienheiten) präferiere, dann heißt das automatisch, dass ich meine Selbst als eigenständiges Selbst entwerte.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mo 19. Feb 2018, 14:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(19 Feb 2018, 13:59)

Genau. Man kann immer anders.
Man muß ja nicht schwul sein und am Baukran baumeln. Es ist einfach eine Sache der freien Entscheidung.

Der Zynismus der dekadenten Freiheitshelden mit dem Gratismut ist ziemlich ekelhaft.
Ach ja. Nix ist einfach. Einfach ist es, denen, die aus innerer Freiheit anders sind und bleiben, zu unterstellen, sie würden es tatsächlich und realiter eigentlich nicht sein. Du irrst, Zunder. Sie sind es! Und es ist ekelhaft, ihnen zu unterstellen, sie wären es nicht!
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Tom Bombadil »

Zunder hat geschrieben:(19 Feb 2018, 13:59)

Genau. Man kann immer anders.
Die Filterblase aka Traumwelt, in der manche User leben, ist schon ziemlich ausgeprägt. Als gäbe es keine äußeren Zwänge, als gäbe es keine Staaten, in denen man sein Leben riskiert, indem man sein Anderssein auslebt. Dass auch nicht jeder den Mut hat, sein Leben aufs Spiel zu setzen und daher sein Anderssein unterdrückt, dringt in die Blase auch nicht ein.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(19 Feb 2018, 14:15)

Die Filterblase aka Traumwelt, in der manche User leben, ist schon ziemlich ausgeprägt. Als gäbe es keine äußeren Zwänge, als gäbe es keine Staaten, in denen man sein Leben riskiert, indem man sein Anderssein auslebt. Dass auch nicht jeder den Mut hat, sein Leben aufs Spiel zu setzen und daher sein Anderssein unterdrückt, dringt in die Blase auch nicht ein.
"Filterblasen" entstehen in der realen Gegenwart immer und genau dann, wenn man die Gewissheit darüber aus den Augen verliert, dass man nicht hilfloser Medienkonsument sondern eigenständig denkender Mensch ist. Der grundlegende Denkfehler ist, "Anders sein" mit "Anders leben" gleichzusetzen. Wie oben schon mal erwähnt: Die Erfahrung DDR-Realität mit all ihren Zwängen ist für eine solche Erkenntnis prägend.

Und der vielleicht noch größere Denkfehler besteht darin, die Erkenntnis des zur-Freiheit-Verurteiltseins des Menschen als ein Gutrechnen unfreier und diktatorischer Gesellschaftssysteme auszulegen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 13:12)

Remember: So einfach ist ein so klar definierter Begriff wie "Identität" gar nicht zu gebrauchen. "Identität" bedeutet schlicht und einfach mit etwas anderem gleich zu sein. Das und nicht mehr steckt etymologisch in diesem Wort. Was immer an Aufladungen und Aufgeregtheiten da von verschiedenen Menschen noch hineingepumpt wird.
Und du erzählst immer noch Unsinn!
Die so genannten "Aufladungen" von Begriffen pumpst DU hinein und niemand anders.
"Tante google" dürfte dir ja nicht fremd sein und wenn ich dort "Identität" eingebe, dann erscheint an erster Stelle Wikipedia und die sagen zu dem Begriff "Identität"

"Identität (lateinisch īdem ‚derselbe‘, ĭdem ‚dasselbe‘) ist die Gesamtheit der eine Entität, einen Gegenstand oder ein Objekt kennzeichnenden und als Individuum von allen anderen unterscheidenden Eigentümlichkeiten. Analog wird der Begriff auch zur Charakterisierung von Personen verwendet. Psychologisch und soziologisch steht dabei im Vordergrund, welche Merkmale im Selbstverständnis von Individuen oder Gruppen als wesentlich erachtet werden."

Im Selbstverständnis von Individuen ... AHA!

Weiter heißt es ebenda:
"Psychologie
Laut Rolf Oerter und Leo Montada basiert die Identitätsentwicklung beim Menschen auf zwei Prozessen, nämlich Selbsterkenntnis und Selbstgestaltung.
Die psychische Identität des Menschen stellt keine wie auch immer geartete eindeutige Essenz oder ein unveränderliches Wesen dar. Im Gegenteil: Identität als psychologisches Konzept geht davon aus, dass sich die Person mit etwas identifiziert. Dazu gehört es, Merkmale einer bestehenden Gruppenidentität als eigene Wesensmerkmale anzunehmen und zugleich eigene persönliche Merkmale auszubilden."


Als zweiten Stichpunkt findet man bei "Tante google" das "Lexikon der Psychologie" und dort heißt es:

"Identität läßt sich als die Antwort auf die Frage verstehen, wer man selbst oder wer jemand anderer sei. Identität im psychologischen Sinne beantwortet die Frage nach den Bedingungen, die eine lebensgeschichtliche und situationsübergreifende Gleichheit in der Wahrnehmung der eigenen Person möglich machen (innere Einheitlichkeit trotz äußerer Wandlungen)."

Wir sprechen hier von Identität im Zusammenhang mit Menschen und da muss man schon konkretisieren und zwar was dieses <lat> "Idem" = dasselbe bedeutet.
Und genau diese Konkretisierung wird weiter unten ausgeführt - nämlich die Selbsterkenntnis und Selbstgestaltung, die immer dieselbe bleibt bzw die lebensgeschichtliche und situationsübergreifende Gleichheit in der (Selbst)Wahrnehmung.

Und genau da hast du auch dein "Idem" = dasselbe/dieselbe/derselbe.

Identität hat also immer noch nichts mit dem Nonsens von "sich nicht unterscheiden können" zu tun, den DU da von dir gibst.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 13:39)

In Bezug auf die Selbstentscheidung stehen äußere Zwänge nur denen entgegen, die sich von solchen Entscheidungen beeinflussbar machen. Es ist eine sehr wichtige Grunderfahrung der vergangenen DDR-Realität, dass innere Opposition eine eigene Entscheidung ist. Und dass diese innere Opposition und eigene innere Haltung viel viel entscheidender ist als das von äußeren Zwängen bestimmte Leben. Und dass Mitläufertum Bequemlichkeit ist. Das bedeutet ja nicht, dass man dumm und idiotisch ist und auf offener Straße die Inhaftierung Honeckers verlangt. Ebensowenig wie die Selbstentscheidung der Emanzipiertheit in islamischen Ländern es bedeutet, dass man eben einfach dort kein Kopftuch trägt, wo das Nichttragen zu Konsequenzen führt. Und in ähnlicher Art und Weise ist die allgemeine Wiederhinwendung zu Volk und Nation hier und heute nicht bindend für das selbständig denkende Individuum. Man kann immer anders
Du scheinst es nicht zu kapieren: Es ist KEINE Selbstentscheidung (der Frau) in islamischen Staaten, ein Kopftuch zu tragen, sondern Zwang UND es ist ein Zeichen kultureller Prägung.
Das Kopftuch NICHT zu tragen, es abzunehmen hat auch nichts mit Emanzipation zu tun, sondern mit Kampf um gleiche Rechte.
UND es hat etwas damit zu tun, IN diesem Kampf Zeichen zu setzen, auch wenn das mit Gefängnisstrafen, Folter und Vergewaltigung einher geht.

Vermansche doch nicht immer Äppel und Birnen zu einem ungenießbaren Obstsalat.

Und NEIN - man kann NICHT immer anders!
Es besteht immer noch eine Unterschied, ob ich mich selbst entscheide, aus dem Fenster zu springen oder ob ich gezwungen werden Im ersten Fall beende ich mein Leben selbstbestimmt durch Selbstmord. Im zweiten Fall WIRD mein Leben beendet, indem ich gezwungen werde, aus dem Fenster zu springen und zu sterben. Tue ich das nicht, dann werde ich aus dem Fenster geworfen und sterbe. In beiden Fällen sterbe ich gegen meinen Willen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 14:19)

Der grundlegende Denkfehler ist, "Anders sein" mit "Anders leben" gleichzusetzen.
Das ist lediglich deine Unterstellung. Aber was würde es ändern? Wenn jemand sein Anderssein nicht durch seinen anderen Lebensstil ausleben kann, weil mit drakonischen Strafen gerechnet werden muss, dann ist das unterdrückte Anderssein eine große Belastung, trotz innerer Freiheit. Selbst in unserer aufgeklärten Gesellschaft tun sich zB. Homo- oder Transsexuelle schwer mit ihrem Outing, auch ganz ohne ihr Leben zu riskieren, das fällt andernorts noch viel schwerer.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 14:03)

Ach ja. Nix ist einfach. Einfach ist es, denen, die aus innerer Freiheit anders sind und bleiben, zu unterstellen, sie würden es tatsächlich und realiter eigentlich nicht sein. Du irrst, Zunder. Sie sind es! Und es ist ekelhaft, ihnen zu unterstellen, sie wären es nicht!
Offensichtlich hast du nicht verstanden, worum es geht. Mich interessiert nicht die Bohne, ob sich jemand für innerlich frei hält.
Der Zynismus besteht darin, so etwas wie die "innere Freiheit" überhaupt gegen hochgradig repressive Verhältnisse ins Feld zu führen. Die Luxusprobleme der Wohlstandsdekadenz sind definitiv nicht die Probleme afghanischer Frauen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 14:00)

Und in diesem Sinne ist der Begriff "Identität" sinnlos. Mit mir selbst bin ich trivialerweise identisch. Und wenn mans auf Kultur im allgemeinsten Sinne bezieht: Remember an den Titel eines jüngst veröffentlichten bemerkenswerten und in seriösen Medien sehr positiv reflektierten Buchs: "Es gibt keine kulturelle Identität" (!)
Du kriegst nichtmal mit, was du für Dummsinn von dir gibst - sorry.
Ja klar, weil der Begriff "Identität" sinnlos ist, gibt es die verschiedenen psychologischen Identitätstheorien, weil der Begriff "Identität" sinnlos ist, beschäftigen sich Psychologen damit, WIE Identitätsbildung und Identitätsentwicklung beeinflusst wird, welche Aspekte eine Rolle spiele.
Vergl. Oerter, Montada ==> Identität ist ein psychologisches Konzept, welches davon ausgeht, dass sich das Individuum MIT etwas identifiziert, dabei bestimmte Gruppenmerkmale als eigene Wesensmerkmale aufnimmt (dazu gehört Kultur) und darüber hinaus auch eigene Wesensmerkmale ausbildet. Wichtig - wenn nicht entscheident - bei der Ausbildung eigener Wesensmerkmale sind ganz individuelle Erfahrungen, die individuelle Lebensgeschichte sowie Lebenssituationen.

Vergl. Erikson ==> Identität besteht in der Fähigkeit des "Ichs", angesichts wechselnder Erfahrungen, Situationen (Schicksale) Gleichheit und Kontinuität aufrecht zu erhalten.

Die Behauptung, es gäbe keine kulturelle Identität" ist und bleibt Nonsens!
schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 14:00)Wenn ich selbst andere Arten von Identitäten (Gleichseienheiten) präferiere, dann heißt das automatisch, dass ich meine Selbst als eigenständiges Selbst entwerte.
Und noch mehr Dummsinn!
Jedes Individuum hat nur eine einzige Identität und NICHT mehrere verschieden Arten und ein Individuum präferiert auch nicht verschiedene Identitäten.
Jeder Mensch macht eigene Erfahrungen, aus denen er für sich (und nur für sich) entsprechende Schlussfolgerungen zieht, hat seine eigene, unverwechselbare Lebensgeschichte, ist den unterschiedlichsten Situationen ausgesetzt, die jeder auf seine eigene - einzigartige - Art und Weise bewältigt. Die Gesamtheit dessen macht individuelle Identität aus. Da wird nichts entwertet und schon gar nicht das Selbst.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 13:39)

... das selbständig denkende Individuum.
Mit dem selbständig denken hast du's aber nicht so, vielmehr lässt du denken und quasselst nach, was irgendwelche Leute von sich geben. Spielt keine Rolle wenn es sich dabei um intellektuell verbrämten Unsinn handelt, Hauptsache es wird positiv rezipiert.

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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(19 Feb 2018, 16:00)

Offensichtlich hast du nicht verstanden, worum es geht. Mich interessiert nicht die Bohne, ob sich jemand für innerlich frei hält.
Der Zynismus besteht darin, so etwas wie die "innere Freiheit" überhaupt gegen hochgradig repressive Verhältnisse ins Feld zu führen. Die Luxusprobleme der Wohlstandsdekadenz sind definitiv nicht die Probleme afghanischer Frauen.
Einem "Worum es" ein "Mich interessiert" folgen zu lassen, ist aber auch irgendwie bezeichnend... Authentische Lebenserfahrungen mit dem Nationalsozialismus in Deutschland werden sich nicht mehr so leicht finden lassen. Die Nichtnachvollziehbarkeit dieser grundlegenden, existenziellen Erkenntnis des Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit als anthropologischer Grundkonstante, kann ich mir anstelle dessen nur mit dem Fehlen von realen Erfahrungen etwa als Oppositioneller in einem repressiven System wie dem der DDR erklären. Nicht "Luxusprobleme" sondern gerade solche Bedrängtheiten und Ausweglosigkeiten führen jemanden zu dieser Erkenntnis.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(19 Feb 2018, 16:12)

Du kriegst nichtmal mit, was du für Dummsinn von dir gibst - sorry.
Ja klar, weil der Begriff "Identität" sinnlos ist, gibt es die verschiedenen psychologischen Identitätstheorien, weil der Begriff "Identität" sinnlos ist, beschäftigen sich Psychologen damit, WIE Identitätsbildung und Identitätsentwicklung beeinflusst wird, welche Aspekte eine Rolle spiele.
Vergl. Oerter, Montada ==> Identität ist ein psychologisches Konzept, welches davon ausgeht, dass sich das Individuum MIT etwas identifiziert, dabei bestimmte Gruppenmerkmale als eigene Wesensmerkmale aufnimmt (dazu gehört Kultur) und darüber hinaus auch eigene Wesensmerkmale ausbildet. Wichtig - wenn nicht entscheident - bei der Ausbildung eigener Wesensmerkmale sind ganz individuelle Erfahrungen, die individuelle Lebensgeschichte sowie Lebenssituationen.
Darf ich nur mal kurz als Gedankenanstoß und als Denkaufgabe und als Übungsvorschlag Dir die Frage stellen, warum sich die "Identitäre Bewegung" "Identitäre Bewegung" nennt?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 20:03)

Die Nichtnachvollziehbarkeit dieser grundlegenden, existenziellen Erkenntnis des Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit als anthropologischer Grundkonstante, kann ich mir anstelle dessen nur mit dem Fehlen von realen Erfahrungen etwa als Oppositioneller in einem repressiven System wie dem der DDR erklären. Nicht "Luxusprobleme" sondern gerade solche Bedrängtheiten und Ausweglosigkeiten führen jemanden zu dieser Erkenntnis.
Verzeihung, nenn mich bitte strunzdumm, aber dieser Absatz ist echt zu hoch für mich.

Verurteiltsein zur Freiheit ? In einer Diktatur? Warum ist das eine existenzielle Erkenntnis, wenn ich ohne diese Erkenntnis bisher wunderbar gelebt habe? Wieso ist Verurteiltsein zu was auch immer eine anthropologische Konstante?

Irgendwie scheint es mir, als ob du vor lauter Überhöhung des Freiheitsbegriffs nicht erkennen willst, wie sehr "Freiheit" das Lieblingswort der Egoisten ist.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 20:03)
Einem "Worum es" ein "Mich interessiert" folgen zu lassen, ist aber auch irgendwie bezeichnend...
Jetzt mußt das nur noch im Kontext mit deiner verlogenen Behauptung, ich würde irgendjemandem unterstellen, er sei gar nicht innerlich frei, zu erfassen versuchen, dann könnte sich dir eventuell erschließen, daß deine Lüge schon deshalb jeder Grundlage entbehrt, weil mir die Frage nach der "inneren Freiheit" meilenweit am Arsch vorbei geht.

Es ging um deine Aussage:
"Man kann immer anders."
Das ist Schwachsinn.
Wenn du bis zum Hals eingegraben bist und dir so lange Steine an den Kopf geschmissen werden, bis du den letzten Atemzug hinter dir hast, kannst du gar nichts.
schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 20:03)
Authentische Lebenserfahrungen mit dem Nationalsozialismus in Deutschland werden sich nicht mehr so leicht finden lassen. Die Nichtnachvollziehbarkeit dieser grundlegenden, existenziellen Erkenntnis des Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit als anthropologischer Grundkonstante, kann ich mir anstelle dessen nur mit dem Fehlen von realen Erfahrungen etwa als Oppositioneller in einem repressiven System wie dem der DDR erklären. Nicht "Luxusprobleme" sondern gerade solche Bedrängtheiten und Ausweglosigkeiten führen jemanden zu dieser Erkenntnis.
Jetzt inszenierst du dich auch noch als DDR-Opfer, das auf einer Stufe mit den Opfern des Nationalsozialismus steht.
Es wird immer widerlicher.

Frag' doch mal einen Auschwitz-Überlebenden nach seiner "grundlegenden, existenziellen Erkenntnis des Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit als anthropologischer Grundkonstante".

Zur Freiheit Verurteilte:
http://cdn1.spiegel.de/images/image-593 ... 593564.jpg
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 20:10)

Darf ich nur mal kurz als Gedankenanstoß und als Denkaufgabe und als Übungsvorschlag Dir die Frage stellen, warum sich die "Identitäre Bewegung" "Identitäre Bewegung" nennt?
Warum haben sich die Nationalsozialisten Nationalsozialisten genannt? Weil sie Nationalsozialisten waren? Oder weil sie einen möglichst attraktiven und propagandistisch verwertbaren Namen brauchten?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Woppadaq hat geschrieben:(19 Feb 2018, 22:45)

Verzeihung, nenn mich bitte strunzdumm, aber dieser Absatz ist echt zu hoch für mich.

Verurteiltsein zur Freiheit ? In einer Diktatur? Warum ist das eine existenzielle Erkenntnis, wenn ich ohne diese Erkenntnis bisher wunderbar gelebt habe? Wieso ist Verurteiltsein zu was auch immer eine anthropologische Konstante?

Irgendwie scheint es mir, als ob du vor lauter Überhöhung des Freiheitsbegriffs nicht erkennen willst, wie sehr "Freiheit" das Lieblingswort der Egoisten ist.
Nein. Es handelt sich um einen der Kernsätze oder überhaupt den Kernsatz der existenzialistischen Philsophie Jean-Paul Sartres. Es gibt zig Erklärungen, Essays, Artikel usw. zu diesem einen berühmten Satz (wörtlich): "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt". Nur als Beispiel: https://www.sinndeslebens24.de/jean-pau ... -verurteil

Die Erfahrung des Nationalsozialismus, die Inhaftierung als deutscher Kriegsgefangener sowie sein Engagement in der französischen Resistance waren prägend für die Entwicklung seiner philosophischen Anschauungen.,

In der DDR galt der Existenzialismus als bürgerlich, dekadent, fatalistisch, subjektivistisch usw. usf. ... so ähnlich wie diese Anschauung teils auch in diesem Thread verunglimpft wird. Nichtsdestotrotz gelang es insbesondere dem Lyriker Reiner Kunze sowie dem Schriftsteller und Dramatiker Ulrich Plenzdorf, Schriften zu veröffentlichen, die in gewissem Maße Sartres Philosophie nahestanden. Plenzdorfs ursprünglich als Filmdrehbuch angelegte und dann 72 in der DDR-Literaturzeitung "Sinn und Form" veröffentlichte Erzählung "Die neuen Leiden des jungen W.", in 30 Sprachen übersetzt, galt als absoluter Kulttext gesellschaftskrititsch eingestellter DDR-Bürger. Auf diese Art und Weise schließt sich der Kreis von Sartre als deutscher Kriegsgefangener in der Zeit des Nationalsozialismus zur DDR-Realität. Edgar Wibeau, der Held dieser an Goethe angelehnten Erzählung, kann als Beispiel dafür gelten, dass auch eine noch so repressive Gesellschaft den Menschen nicht daran hindert, gewissermaßen einen Selbstentwurf seiner eigenen Persönlichkeit zu schaffen. Das auch als Antwort auf die netten Einlassungen des Users Zunder.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 20:10)

Darf ich nur mal kurz als Gedankenanstoß und als Denkaufgabe und als Übungsvorschlag Dir die Frage stellen, warum sich die "Identitäre Bewegung" "Identitäre Bewegung" nennt?
Ich weiß nicht, warum sich die "Identitäre Bewegung" "Identitäre Bewegung" nennt. Da musst du die schon selber fragen.
Eins weiß ich allerdings ganz sicher - nämlich dass (individuelle) Identität eines Menschen und "Identitäre Bewegung" genau so viel gemeinsam haben wie der Mount Everest und der Marianengraben!
Du solltest mal unterscheiden lernen zwischen Identität als psychologischem Konzept und "Identitärer Bewegung" als politischer Gruppierung
Es gibt da nämlich gravierendde Unterschiede zwischen Psychologie = (wörtl.) "Seelenkunde" ==> "beschreibt und erklärt menschliches Erleben und Verhalten, deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen oder Bedingungen"
und
Politik ==> "bezeichnet die Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche Entscheidungen".

UND du solltest aufhören permanent das Private zu politisieren.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Feb 2018, 20:03)
Nichtnachvollziehbarkeit dieser grundlegenden, existenziellen Erkenntnis des Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit als anthropologischer Grundkonstante, ...
Wo steht, dass es eine anthropologische Konstante des "Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit" gibt?

Ist das mal wieder einer deiner "Geistesblitze"?

Merkst du eigentlich wie menschenverachtend derartige Behauptungen/Aussagen sind.
Erzähle mal den Eltern vom Mia ais Kandel, dass ihre Tochter "innerlich frei"/"zur Freiheit verurteilt" war, als sie ermordet wurde oder den Eltern der jungen Frau in Freiburg oder den vielen Opfern von Ehrenmorden oder Vergewaltigungsopfern! :mad2:

Wenn es ein "Verurteiltsein des Menschen zur Freiheit" als anthropologische Konstante gibt, wozu brauchen wir dann die AEMR, wozu sprechen wir über Humanismus oder wozu verurteilen wir dann Menschenrechtsverletzungen?

Die gibt es doch offensichtlich nicht - brauchen wir auch nicht - wenn jeder Mensch "innerlich frei" ist und sich nur selbst "in die Abhängikeit von äußeren Zwängen begibt".
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Das Frei-Sein oder Nicht-Frei-Sein des Einzelnen kann man auch gut anhand einer solchen Diskussion sehen: Wer nicht einmal so "frei" ist, auch die Position des anderen zumindest ansatzweise für überlegenswert zu halten, der ist eher unfrei in seinem Denken. Freiheit des Denkens und der Diskussion hat immer auch mit der Akzeptanz gegensätzlicher, sich widersprechender Anschauungen zu tun. Einseitiges, nicht reflektierendes Beharren auf einem einmal für "richtig" befundenen Standpunkt dagegen ist immer Zwang, immer Unfreiheit. Bei jeder Diskussion gibt es mindestens zwei Arten (und noch viel mehr), sich ein und derselben Sache zu nähern. Diese Ausschließlichkeit, dieses Dogma, all das ist Unfreiheit par excellence.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Selina hat geschrieben:(20 Feb 2018, 10:37)

Das Frei-Sein oder Nicht-Frei-Sein des Einzelnen kann man auch gut anhand einer solchen Diskussion sehen: Wer nicht einmal so "frei" ist, auch die Position des anderen zumindest ansatzweise für überlegenswert zu halten, der ist eher unfrei in seinem Denken.
guter Ansatz. Inwiefern hältst du die Position Anderer für überlegenswert?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(20 Feb 2018, 10:37)

Das Frei-Sein oder Nicht-Frei-Sein des Einzelnen kann man auch gut anhand einer solchen Diskussion sehen: Wer nicht einmal so "frei" ist, auch die Position des anderen zumindest ansatzweise für überlegenswert zu halten, der ist eher unfrei in seinem Denken. Freiheit des Denkens und der Diskussion hat immer auch mit der Akzeptanz gegensätzlicher, sich widersprechender Anschauungen zu tun. Einseitiges, nicht reflektierendes Beharren auf einem einmal für "richtig" befundenen Standpunkt dagegen ist immer Zwang, immer Unfreiheit. Bei jeder Diskussion gibt es mindestens zwei Arten (und noch viel mehr), sich ein und derselben Sache zu nähern. Diese Ausschließlichkeit, dieses Dogma, all das ist Unfreiheit par excellence.
Nun - da solltest du dich mal an die eigene Nase fassen (gefettet und unterstrichen) - Stichwort "kulturelle Identität".
Hast du da schon einmal andere Positionen "zumindest ansatzweise für überlegenswert" gehalten?
Offensichtlich nicht, sonst käme ja nicht - wie ein Pawlowscher Reflex - "das ist rääächts".
Rääächts ist kulturelle Identität und Abgrenzung aber nur bei Deutschen, alle anderen dürfen eine kulturelle Identität haben und auch offen zeigen, die dürfen sich auch abgrenzen und deutlich machen "wir sind anders, wir haben andere Werte".

Nebenbei geht es beim "Verurteiltsein des Menschen zur Freiheit" nicht um die Freiheit des Denkens, sondern um die Sicht der Existenzialisten (insbesondere Satre) auf die (ganz konkrete) menschliche Existenz. Für Satre gibt es keine keine feste Wesensbestimmung des Menschen - heißt er lehnt naturwissenschaftliche Erkenntnisse ab bzw ignoriert diese. Der Mensch ist für Satre zuerst Existenz und muss dann entscheiden, welches Wesen er sich geben wolle.

Und genau darauf beruft sich Schoko, wenn er von "innerer Freiheit" redet, die von keinen äußeren Zwängen abhängig wäre.
Satre folgend negiert Schoko die Tatsache, dass wir unter objektiven Bedingungen leben, auf die wir keinen oder nur geringen Einfluss ausüben können, er negiert dass unsere Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten situationsabhängig sind.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Tom Bombadil »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Feb 2018, 12:59)

Rääächts ist kulturelle Identität und Abgrenzung aber nur bei Deutschen, alle anderen dürfen eine kulturelle Identität haben und auch offen zeigen, die dürfen sich auch abgrenzen und deutlich machen "wir sind anders, wir haben andere Werte".
Richtig. Gäbe es andere Werte und kulturelle Identitäten nicht, könnten Zuwanderer auch nicht bereichern und das Leben würde nicht bunter.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Tom Bombadil hat geschrieben:(20 Feb 2018, 13:55)

Richtig. Gäbe es andere Werte und kulturelle Identitäten nicht, könnten Zuwanderer auch nicht bereichern und das Leben würde nicht bunter.
Das kommt auf die Zuwanderer an. Auf eine Bereicherung mit archaischem Menschen- und Frauenbild kann ich dankend verzichten.
Die Bereicherung aus einer Kultur mit langer Tradition und Geschichte ist mir herzlich willkommen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 07:31)
In der DDR galt der Existenzialismus als bürgerlich, dekadent, fatalistisch, subjektivistisch usw. usf. ... so ähnlich wie diese Anschauung teils auch in diesem Thread verunglimpft wird.
Naja, nach allem was ich darüber weiss, ist der Vorwurf nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn im Grunde steht der Existenzialismus für Gleichheit im Sinne von kompletter Wertelosigkeit. Er sagt zwar so schön, ma müsse den Sinn seines Lebens schon selbst finden, er sagt aber nicht, was Sinn macht und was nicht. Der Mensch hat im Existenzialismus nur ganz allein Verantwortung für sein Leben, was im Grunde auch bedeutet, dass er nur für sich alleine lebt. Aus existenzialistischer Sicht hat damit Breiviks Leben genau den gleichen Sinn wie der von Mutter Theresa oder irgenjemanden von der Strasse, der tatsächlich nur für sich alleine lebt.

Das Problem ist nur, dass Verantwortung an sich nicht ohne die anderen funktioniert. Wenn man das ignoriert, handelt man egoistisch. Wenn man das mittels einer philosophischen Weltanschauung auch noch propagiert, ist man - und das wirklich nicht übertrieben - schon ziemlich nahe an der Rechtfertigung des Nationalsozialismus.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

Selina hat geschrieben:(20 Feb 2018, 10:37)

Das Frei-Sein oder Nicht-Frei-Sein des Einzelnen kann man auch gut anhand einer solchen Diskussion sehen: Wer nicht einmal so "frei" ist, auch die Position des anderen zumindest ansatzweise für überlegenswert zu halten, der ist eher unfrei in seinem Denken.
Findest du? Ich nehme mir die Freiheit, tatsächlich zu dem zu stehen, was ich sage, und es nicht pausenlos infrage zu stellen, wenn es dafür keinen offensichrtlichen Grund gibt.
Freiheit des Denkens und der Diskussion hat immer auch mit der Akzeptanz gegensätzlicher, sich widersprechender Anschauungen zu tun.
Wenn ich alles akzeptieren muss, ist das auch wieder ein Zwang. Menschen haben Grenzen, und diese respektiere ich. Ich hab aber auch Grenzen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Feb 2018, 09:37)

Wo steht, dass es eine anthropologische Konstante des "Verurteiltseins des Menschen zur Freiheit" gibt?

Ist das mal wieder einer deiner "Geistesblitze"?
Oh je oh je, Solche Geistesblitze wie die Jean-Paul Sartres werden mir wohl nicht gegeben sein ... :( Aber immerhin glaube ich inzwischen, den genialen Ansatz seines "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt" wenigstens einigermaßen zu verstehen. Nicht trotz sondern gerade auch wegen Sachsenhausen oder Hohenschönhausen. Auschwitz oder Srebrenica sind womöglich noch mal ein anderes Thema.

Wo das steht, liebe D.A. habe ich schon weiter oben geschrieben: In wirklich Dutzenden von Artikeln, Essays, Reflexionen, Aufsätzen, ganzen Büchern usw. usf. nur zu diesem einen zentralen Satz: "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt".

Ein Problem scheint mir darin zu bestehen, dass schlicht und einfach gesagt "Nachdenken" obsolet geworden zu sein scheint. "Nachdenken" jedenfalls, ohne zu meinen, vorher Reagenzgläser schütteln oder Elementarteilchen aufeinander losschießen zu müssen. Philosophie kurzgesagt, Nachdenken über Sprache, den Sinn des Lebens, den Sinn des Universums. Über das Wesen des Menschen. Über die Wurzeln des Guten und die des Bösen. Usw, Usf.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Woppadaq hat geschrieben:(20 Feb 2018, 16:40)

Naja, nach allem was ich darüber weiss, ist der Vorwurf nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn im Grunde steht der Existenzialismus für Gleichheit im Sinne von kompletter Wertelosigkeit. Er sagt zwar so schön, ma müsse den Sinn seines Lebens schon selbst finden, er sagt aber nicht, was Sinn macht und was nicht. Der Mensch hat im Existenzialismus nur ganz allein Verantwortung für sein Leben, was im Grunde auch bedeutet, dass er nur für sich alleine lebt.
Nee ... das ist nicht schlüssig. Dass ich ganz allein Verantwortung für mein Leben habe, ist zwar vollkommen richtig. Und wird bei Sartre mit dem ziemlich treffenden Begriff der "Geworfenheit" umschrieben. Leider habe ich keinerlei Französischkenntnisse und kann absolut nicht beurteilen, ob dieser sehr spezielle Begriff tatsächlich adäquat die originalen Gedanken Sartres wiedergibt. Das bedeutet aber keinswegs, dass er nur "für sich allein lebt". Sartre selbst ist das beste Beispiel dafür: In negativer Hinsicht beweist er das durch seine lebenslange und historisch tragische Begeisterung für die Person Stalin. Sartre war Stalinist. So bedauerlich und abscheuenswert das auch ist. Solschenizyn, der bedeutendste antistalinistische Autor von "Archipel Gulag" und selbst Überlebende des Gulag-Systems hat sich am Ende seines Lebens zum Putinisten entwickelt. Zum Versteher eines ehemaligen KGB-Offiziers. Mach was. Beziehungsweise: Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt. Im positiven wie im negativen Sinn.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(20 Feb 2018, 12:59)
Und genau darauf beruft sich Schoko, wenn er von "innerer Freiheit" redet, die von keinen äußeren Zwängen abhängig wäre.
Satre folgend negiert Schoko die Tatsache, dass wir unter objektiven Bedingungen leben, auf die wir keinen oder nur geringen Einfluss ausüben können, er negiert dass unsere Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten situationsabhängig sind.
Du solltest einfach mal versuchen, dir bewusst zu machen, dass dies das Eingeständnis einer Kapitulation ist. Die Auslebbarkeit unserer Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten ist in der Tat begrenzt und von äußeren Zwängen abhängig. Ich kann mich durchaus "entscheiden", ein Yuppie sein zu wollen, aber wenn ich nun mal weder young noch urban noch professional bin und vor allem nicht das Geld habe, einen Yuppie-Lebensstil zu pflegen, nützt mir diese Entscheidung überhaupt nix. Das ist in der heutigen Welt insofern kaum anders als in repressiven Systemen wie dem der DDR. Jetzt kommt aber der alles entscheidende Punkt: Bin ich es, der dieser Situation mit alternativen Lebensentwürfen begegnet oder ist es irgendein System, Staat, eine soziale Einrichtung, die Berufung auf eine "kulturelle Identität", die Hinwendung zu irgendeiner Grupppenzusammengehörigkeit? Nein! Ich, nur ich allein kann einen alternativen Lebensentwurf, Ich-Entwurf für mich schaffen. Und das Geniale bei Sartres Philosophie besteht darin, dass er dies nicht etwa als ein "Geschenk", als eine "Freiheitserkenntnis" versteht sondern als eine "Verurteilung". Man kann gar nicht genug sich darüber wundern wie tiefliegend und essenziell diese Erkenntnis ist. Und ich bin mir absolut sicher, dass es eine Renaissance der Existenzialismus-Philosophie geben wird, Wenn sie denn nicht längst schon stattfindet ...
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von schokoschendrezki »

Woppadaq hat geschrieben:(20 Feb 2018, 16:46)

Findest du? Ich nehme mir die Freiheit, tatsächlich zu dem zu stehen, was ich sage, und es nicht pausenlos infrage zu stellen, wenn es dafür keinen offensichrtlichen Grund gibt.



Wenn ich alles akzeptieren muss, ist das auch wieder ein Zwang. Menschen haben Grenzen, und diese respektiere ich. Ich hab aber auch Grenzen.
Man sollte zwischen "Akzeptanz" und "Toleranz" unterscheiden. "Akzeptanz" ist ein aktives Gutheißen. "Toleranz" ein passives Hinnehmen. Und schließt insofern natürlich eine größere Menge von Ansichten ein. Hat aber nichtsdestotrotz dennoch Grenzen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 23:26)

Oh je oh je, Solche Geistesblitze wie die Jean-Paul Sartres werden mir wohl nicht gegeben sein ... :( Aber immerhin glaube ich inzwischen, den genialen Ansatz seines "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt" wenigstens einigermaßen zu verstehen. Nicht trotz sondern gerade auch wegen Sachsenhausen oder Hohenschönhausen. Auschwitz oder Srebrenica sind womöglich noch mal ein anderes Thema.

Ach du glaubst ... Satres Existenzialismus ist für dich also eine Ersatzreligion mit absolutem Wahrheitsanspruch.
Dabei merkst du nicht einmal, dass sich die diversen Existenzialisten/Existenzphilosophen gegenseitig widersprechen, sich jeder im Besitz der absoluten Wahrheit wähnt, sie faktisch Dogmatiker sind. Dir fällt nicht auf, dass die Existenzialisten - allen voran Satre - in ihrer Philosophie keinerlei Bezug zu (Erkenntnissen) der Naturwissenschaften haben, ja diese Erkenntnisse gerazu leugnen. Du merkst nicht, dass Existenzialisten behaupten, es könn(t)en keine allgemeinen Aussagen über den Menschen gemacht werden. Tja, wenn recht hätten - wenn Satre recht hätte - wozu benötigen wir dann noch die Humanwissenschaften?

Darüber hinaus fällt dir auch nicht auf wie zynisch deine Aussagen sind, dass sie von Menschenverachtung nur so triefen, schlimmer noch - dir fällt nicht mal auf, dass die mit deiner Behauptung, die Verbrechen der nazis relativierst und bagatellisierst.
Pfui Deibel!
schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 23:26)Wo das steht, liebe D.A. habe ich schon weiter oben geschrieben: In wirklich Dutzenden von Artikeln, Essays, Reflexionen, Aufsätzen, ganzen Büchern usw. usf. nur zu diesem einen zentralen Satz: "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt".
Ach du hast das in Dutzenden Artikeln, Essays blablabla gelesen - aber belegen - und zwar anhand wissenschaftlicher Erklärungen, Aussagen von Anthropologen, kannst du das nicht.
Nur weil irgendwelche Anhänger Satres das nachplappern, dessen Aussagen nicht hinterfragen, wird aus einer unbewiesenen und unbeweisbaren Behauptung Satres noch lange keine anthropologische Konstante.
Nur zu deiner Info: "Antropologische Konstanten" sind etwas immer gleichbleibendes und unbeeinflussbares in der Natur und/oder im Wesen des Menschen. Und wie der Begriff "Natur" bereits nahe legt, sind "antropologische Konstanten" allgemeingültig UND sie fallen in den "Zuständigkeitsbereich" der Naturwissenschaften - um die Existezialisten nachweisbar einen sehr großen Bogen machen.
schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 23:26)Ein Problem scheint mir darin zu bestehen, dass schlicht und einfach gesagt "Nachdenken" obsolet geworden zu sein scheint. "Nachdenken" jedenfalls, ohne zu meinen, vorher Reagenzgläser schütteln oder Elementarteilchen aufeinander losschießen zu müssen. Philosophie kurzgesagt, Nachdenken über Sprache, den Sinn des Lebens, den Sinn des Universums. Über das Wesen des Menschen. Über die Wurzeln des Guten und die des Bösen. Usw, Usf.
Du kannst so viel "nachdenken" wie du willst, Allgemeingültigkeitscharakter haben deine Schlussfolgerungen deshalb noch lange nicht und werden den auch niemals haben, so lange dur nicht hinterfragst und einen "Abgleich" mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften herstellst.
Und ich verrate dir nochwas: Menschen sind keine mathematischen Gleichungen und sie existieren auch nicht in Reagenzgläsern, deine kruden Vergleiche, die du anstellst, sind keine - sie sind nur Unsinn!
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 00:10)

Du solltest einfach mal versuchen, dir bewusst zu machen, dass dies das Eingeständnis einer Kapitulation ist.
Ooh das ist ganz und gar kein Eingeständnis einer Kapitulation - ganz im Gegenteil!
Im Gegensatz zu dir, habe ich mir die Fähigkeit des hinterfragens, des (über)prüfens und des widerlegens bewahrt. Ich plappere keinen unbeweisbaren Dogmen nach und ich leben auch in keiner Filterblase. Das überlassen ich Dir!
schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 00:10) Die Auslebbarkeit unserer Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten ist in der Tat begrenzt und von äußeren Zwängen abhängig. Ich kann mich durchaus "entscheiden", ein Yuppie sein zu wollen, aber wenn ich nun mal weder young noch urban noch professional bin und vor allem nicht das Geld habe, einen Yuppie-Lebensstil zu pflegen, nützt mir diese Entscheidung überhaupt nix. Das ist in der heutigen Welt insofern kaum anders als in repressiven Systemen wie dem der DDR. Jetzt kommt aber der alles entscheidende Punkt: Bin ich es, der dieser Situation mit alternativen Lebensentwürfen begegnet oder ist es irgendein System, Staat, eine soziale Einrichtung, die Berufung auf eine "kulturelle Identität", die Hinwendung zu irgendeiner Grupppenzusammengehörigkeit? Nein! Ich, nur ich allein kann einen alternativen Lebensentwurf, Ich-Entwurf für mich schaffen.
Mein Gott, was für ein selbstverliebtes Gesülze! Der Herr Schokoschendretzki befindet sich im Besitz einer absoluten allgemeingültigen Wahrheit, er hat das Allseeligmachende gefunden. Oommmm!
Schoko - ich will dir deinen Glauben, deine Pseudoreligion nicht nehmen, aber bitte nimm zur Kenntnis, dass es DEINE Pseudoreligion ist, dass es eben KEINE absolute Wahrheit ist, was du hier von dir gibst, sondern die Sichtweise eines einzelnen Existenzphilosophen, der sich im Widerspruch zu anderen Existenzphilosophen befindet.
Unterlass es also zu missionieren und andere bekehren zu wollen. Du müsstest doch eigentlich mitkriegen, dass du auf allgemeinen Widerspruch stößt.

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 00:10) Und das Geniale bei Sartres Philosophie besteht darin, dass er dies nicht etwa als ein "Geschenk", als eine "Freiheitserkenntnis" versteht sondern als eine "Verurteilung". Man kann gar nicht genug sich darüber wundern wie tiefliegend und essenziell diese Erkenntnis ist. Und ich bin mir absolut sicher, dass es eine Renaissance der Existenzialismus-Philosophie geben wird, Wenn sie denn nicht längst schon stattfindet ...
An Satres Philosophie ist gar nichts genial - ganz im Gegenteil, die ist ignorant, egozentrisch und ziemlich krank!

Ich finde diese Aussage passt zu Satre wie die berühmte Faust aufs Auge:

"Und nun nehmen einige Menschen (im übertragenen Sinne) eine Küchenrollen, und wälzen ihre Probleme nach allen Seiten aus. Und wenn sie einige hundert Seiten zusammen haben, geben sie das als philosophisches Buch heraus ;-) Die Existentialisten bzw. Existenzphilosophen sind Paradebeispiele für eine solche Vorgehensweise."

Was das Finden eines Sinn im Leben bzw finden von Glück, halte ich es mit Popper und Kant, alles andere bzw anderen vorschreiben zu wollen, was eine wahre Existenz ist, birgt die Gefahr des Totalitarismus in sich.
Gerade dafür ist Satre ein Paradebeispiel.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(21 Feb 2018, 10:49)

Ooh das ist ganz und gar kein Eingeständnis einer Kapitulation - ganz im Gegenteil!
Im Gegensatz zu dir, habe ich mir die Fähigkeit des hinterfragens, des (über)prüfens und des widerlegens bewahrt. Ich plappere keinen unbeweisbaren Dogmen nach und ich leben auch in keiner Filterblase. Das überlassen ich Dir!

Mein Gott, was für ein selbstverliebtes Gesülze! Der Herr Schokoschendretzki befindet sich im Besitz einer absoluten allgemeingültigen Wahrheit, er hat das Allseeligmachende gefunden. Oommmm!
Das ist eine perfekte Beschreibung dessen, was du hier selbst gebetsmühlenartig von dir gibst: Ohne Fähigkeit, zu hinterfragen, mit Widerspruch klar zu kommen. Und ja, du plapperst "unbeweisbare Dogmen" irgendwelcher "Fachleute" nach, die lediglich auszeichnet, dass sie auf deiner Wellenlänge funken. Und ja, Dark Angel "befindet sich im Besitz einer absoluten allgemeingültigen Wahrheit, sie hat das Allseeligmachende gefunden. Oommmm!". "Selbstverliebtes Gesülze". Perfekte Analyse. Bis auf die Rechtschreibung. Das "Allseeligmachende" muss nämlich richtig heißen: Das allein Seligmachende. Getrennt und nicht mit Doppel-e. Und allein statt All :)
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von pikant »

Dark Angel hat geschrieben:(21 Feb 2018, 10:49)

Der Herr Schokoschendretzki befindet sich im Besitz einer absoluten allgemeingültigen Wahrheit, er hat das Allseeligmachende gefunden. Oommmm!
auch wenn diese Satz mal wieder spam ist, 'allgemeinguelitge Wahrheit' kenne ich, aber bei 'das Allseeligmachende' bin ich gescheitert und finde dieses Wort auch nicht beim googeln.
Kreieren Sie immer eigenen Woerter, aber dann bitte auch dazu schreiben, was es bedeuten soll - Danke!
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Ammianus
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Ammianus »

pikant hat geschrieben:(21 Feb 2018, 11:53)

auch wenn diese Satz mal wieder spam ist, 'allgemeinguelitge Wahrheit' kenne ich, aber bei 'das Allseeligmachende' bin ich gescheitert und finde dieses Wort auch nicht beim googeln.
Kreieren Sie immer eigenen Woerter, aber dann bitte auch dazu schreiben, was es bedeuten soll - Danke!
Jetzt bin ich mal gespannt, ob du dich für diesen Irrtum samt der daraus resultierenden Unterstellung entschuldigen wirst.

"Alleinseeligmachende"
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 23:43)

Nee ... das ist nicht schlüssig. Dass ich ganz allein Verantwortung für mein Leben habe, ist zwar vollkommen richtig. Und wird bei Sartre mit dem ziemlich treffenden Begriff der "Geworfenheit" umschrieben. Leider habe ich keinerlei Französischkenntnisse und kann absolut nicht beurteilen, ob dieser sehr spezielle Begriff tatsächlich adäquat die originalen Gedanken Sartres wiedergibt. Das bedeutet aber keinswegs, dass er nur "für sich allein lebt".
Ich meine das in dem Sinne, dass nur er selbst bestimmen kann, was der Sinn seines Lebens ist. Das klingt auf dem ersten Blick logisch, ist es aber nicht. Der Mensch ist immer bestrebt, durch Fortpflanzung oder Schaffung eines körperexternen Wertes weiterzuleben, gegebenenfalls seinen eigenen Wert zu erhöhen, seies nun materieller, geistiger oder moralischer Natur. Er braucht dazu den anderen Menschen, selbst dann, wenn er zu ihm auf Abstand geht. Alle Ismen dieser Welt beschreiben dabei das Verhältnis des Menschen zum anderen auf ihre Weise, und wenn der Existenzialismus behauptet, der Mensch sei nur sich selbst gegenüber verantwortlich, nimmt er ihm im Grunde jegliche Verantwortung zu anderen Menschen. Und das ist eindeutig Egoismus, und die Rechtfertigung ist geradezu fatalistisch.
Sartre selbst ist das beste Beispiel dafür: In negativer Hinsicht beweist er das durch seine lebenslange und historisch tragische Begeisterung für die Person Stalin. Sartre war Stalinist. So bedauerlich und abscheuenswert das auch ist. Solschenizyn, der bedeutendste antistalinistische Autor von "Archipel Gulag" und selbst Überlebende des Gulag-Systems hat sich am Ende seines Lebens zum Putinisten entwickelt. Zum Versteher eines ehemaligen KGB-Offiziers.
Das ist ein eher schlechtes Beispiel. Ich kann jedenfalls nicht wirklich was damit anfangen, dass Marx während des Deutschen Krieges auf Seiten der im Vergleich zum Bismarck-Preussen weitaus reaktionäreren österreichischen Monarchie stand. Und Solschenizyn hat sich bereits in den 90ern dahingehend geäussert, dass er meinte, Russland brauche wieder einen Zaren. Gorbatschow meinte damals, als Russe könne er ihn verstehen (soviel zu der von dir immer so oft behaupteten nicht vorhandenen kulturellen Identität...), Jelzin hat später ebenfals versucht, möglichst zaristisch rüberzukommen. Es ist deshalb nur logisch, dass Solschenizyn mit dem Putin-System zufrieden ist. Dass Putin ein ehemaliger KGB-Offizier ist, spielt dabei absolut keine Rolle, ein Geheimdienst sit schliessloch keine Partei, sondern ein Staatsorgan, das wird bei der hiesigen anti-Stasi-Hysterie oft ausgeblendet.

Dass Sartre Stalinist war, wundert mich auf eine Art allerdings nicht. Egoisten neigen dazu, sich eine starke Persönichkeit zu suchen, die ihnen ihre gesellschaftliche Verantwortung abnimmt.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 00:10)

Du solltest einfach mal versuchen, dir bewusst zu machen, dass dies das Eingeständnis einer Kapitulation ist. Die Auslebbarkeit unserer Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten ist in der Tat begrenzt und von äußeren Zwängen abhängig. Ich kann mich durchaus "entscheiden", ein Yuppie sein zu wollen, aber wenn ich nun mal weder young noch urban noch professional bin und vor allem nicht das Geld habe, einen Yuppie-Lebensstil zu pflegen, nützt mir diese Entscheidung überhaupt nix. Das ist in der heutigen Welt insofern kaum anders als in repressiven Systemen wie dem der DDR. Jetzt kommt aber der alles entscheidende Punkt: Bin ich es, der dieser Situation mit alternativen Lebensentwürfen begegnet oder ist es irgendein System, Staat, eine soziale Einrichtung, die Berufung auf eine "kulturelle Identität", die Hinwendung zu irgendeiner Grupppenzusammengehörigkeit? Nein! Ich, nur ich allein kann einen alternativen Lebensentwurf, Ich-Entwurf für mich schaffen.
Und darin liegt eben der Fehler. Du kannst für dich schaffen, was du magst, aber ohne Response, ohne die anderen Menschen, bekommt das keinen Wert. Du entscheidest dich, Yuppie zu sein, weil du wie die Yuppies sein willst. Du fängst an, etwas eigenes zu kreieren, weil dir andere suggerieren, dass sie das belohnen würden.
Und das Geniale bei Sartres Philosophie besteht darin, dass er dies nicht etwa als ein "Geschenk", als eine "Freiheitserkenntnis" versteht sondern als eine "Verurteilung".
Du merkst aber schon, dass Sartre damit quasi dem Grundgedanken der Freiheit negativ gegenübersteht? Aus der Freude, dass ich machen kann, was ich will, wird der Zwang, ich selbst sein zu müssen.
Und ich bin mir absolut sicher, dass es eine Renaissance der Existenzialismus-Philosophie geben wird, Wenn sie denn nicht längst schon stattfindet ...
Eher das Gegenteil ist der Fall. Der Spruch "Guns don't kill people, people kill people" ist Existenzialismus pur - und wird inzwischen selbst in Amerika immer mehr infrage gestellt. Existenzialismus wird wahscheinlich erst dann wieder in Mode kommen, wenn die Gesellschaft meint, sich wieder mehr Egoismus leisten zu können.
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Selina
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

"Kulturelle Identität" und "Identitäre Bewegung" haben durchaus etwas miteinander zu tun. Beide Begriffe besagen, dass sich deren Anhänger abgrenzen von anderen "kulturellen Identitäten", dass sie die eigene "Identität" für gefährdet halten wegen der angeblichen "Überfremdung" und dass sie deshalb verteidigt werden müsse. Steht alles in entsprechenden Veröffentlichungen der Identitären. Dass Letztere vom Verfassungsschutz beobachtet werden, ist bekannt. Warum? Weil die Jungs und Mädels als rechtsradikal eingestuft werden. Und das zu Recht. Da kann DA gleich wieder "rääääääääächts" schreien, hilft alles nix, isso :D
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Dark Angel
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(22 Feb 2018, 12:11)

"Kulturelle Identität" und "Identitäre Bewegung" haben durchaus etwas miteinander zu tun. Beide Begriffe besagen, dass sich deren Anhänger abgrenzen von anderen "kulturellen Identitäten", dass sie die eigene "Identität" für gefährdet halten wegen der angeblichen "Überfremdung" und dass sie deshalb verteidigt werden müsse. Steht alles in entsprechenden Veröffentlichungen der Identitären. Dass Letztere vom Verfassungsschutz beobachtet werden, ist bekannt. Warum? Weil die Jungs und Mädels als rechtsradikal eingestuft werden. Und das zu Recht. Da kann DA gleich wieder "rääääääääächts" schreien, hilft alles nix, isso :D
Deine Kardinalsfehler bestehen darin, deskriptiv und normativ nicht auseinander halten zu können bzw zu wollen, darin, den Unterschied nicht erkennen zu wollen und darin nicht Abgrenzung und Ausgrenzung zu unterscheiden.
Wenn du diese Unterschiede mal auf die Reihe kriegst, dann begreifst du vielleicht auch, dass ein himmelweiter Unterschied zwischen einem psychologischen Konzept und einer politischen Gruppierung besteht.
Kulturelle Identität ist, sehr im Gegensatz zu deiner Behauptung - deskriptiv und NICHT normativ und damit auch NICHT wertend.
Kulturelle Identität beschreibt schlicht und ergreifen die Tatsache, dass Menschen/Menschengruppen gemeinsame Geschichte, gemeinsame Traditionen, gemeinsame Werte etc miteinander teilen. Und wie schon mehrfach geschrieben, ist kulturelle Identität Teil der individuellen Identität - eben weil gemeinsame Geschichte, gemeinsame Tradition, Werte etc sich prägend auf individuelle Identität auswirkt.
Daran ist weder etwas gefählich, noch sieht jemand dadurch irgend etwas gefährdet.
Und wie ebenfalls mehrfach geschrieben - das Einhalten bestimmter Bekleidungsvorschriften (Kopftuch, Niqap etc) IST Ausdruck von kultureller Identität UND Abgrenzung. Aber genau DAS blendest du aus, ignorierst, ja leugnest du.

Kulturelle Identität und "Identitäre Bewegung" haben genau so viel miteinander zu tun wie der Mount Everest mit dem Marianengraben!

Und ich wiederhole gerne die - immer noch unbeantwortete - Frage von User 3x schwarzer Kater:
Inwiefern hältst du die Position Anderer für überlegenswert?
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Selina
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Selina »

Du mit deinem merkwürdigen gebetsmühlenartigen "deskriptiv und normativ nicht auseinanderhalten können", Dark Angel. So ein Unfug. Du schreibst hier sicher nicht vor, ob jemand eher beschreibend oder eher wertend und "als Norm geltend" argumentiert. Das kannst du gerne in deiner nächsten Hausarbeit so halten und unterscheiden; das hier ist ein Diskussionsforum, und da bleibt die Methodik eines Kommentars schon demjenigen überlassen, der diesen Kommentar formuliert. Damit solltest du schon allmählich mal leben lernen. Und bitte nicht immer allen anderen, die nicht auf deiner politischen Wellenlänge liegen, Dummheit unterstellen. Das wirkt ermüdend und uncharmant. Hab ich dir schon des Öfteren gesagt. Und zur Frage, inwiefern ich Positionen anderer für überlegenswert halte: Alles, was hier gesagt wird, ist mir eine Überlegung wert, egal, von wem der Beitrag kommt. Aber schreiben brauche ich nicht zu allem etwas. Zum Beispiel nicht zu so einer Selbstverständlichkeit, dass sich die Begriffe "kulturelle Identität" und "identitäre Bewegung" sehr wohl aus denselben Quellen speisen. Ich weiß, du magst das nicht, als CDU-Wählerin mit AfD und Identitären in einen Topf geschmissen zu werden, aber leider sind viele (nicht alle) Posts von dir nicht weit entfernt von den Ansichten der Neuen Rechten, zu denen beide gehören. Das ist nun mal so. Muss ich auch nicht präzisieren, weil das hier schon unzählige Male geschehen ist an den entsprechenden Stellen deiner Beiträge, worauf dann immer wieder deine ermüdende, stets gleiche Antwort ertönt. Manche Reaktionen könnten auch von Bots stammen, so gleichförmig kommen die rüber.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

Selina hat geschrieben:(22 Feb 2018, 19:52)
Und zur Frage, inwiefern ich Positionen anderer für überlegenswert halte: Alles, was hier gesagt wird, ist mir eine Überlegung wert, egal, von wem der Beitrag kommt. Aber schreiben brauche ich nicht zu allem etwas. Zum Beispiel nicht zu so einer Selbstverständlichkeit, dass sich die Begriffe "kulturelle Identität" und "identitäre Bewegung" sehr wohl aus denselben Quellen speisen.
Ich muss allerdings, auch wenn ich das sonst recht ungern tue und mir auch DA's Ton nicht so gefällt, ihm/ihr in der Sache mit der "kulturellen Identität" Recht geben. Es muss auch möglich sein, diesem Begriff mal nicht politisch tendenziell zu sehen. Mag sein, dass dieser Begriff nicht so dein Ding ist, aber ich kann Menschen, für die das eine Bedeutung hat, nicht dafür verurteilen.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von PeterK »

Woppadaq hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:06)
Ich muss allerdings, auch wenn ich das sonst recht ungern tue und mir auch DA's Ton nicht so gefällt, ihm/ihr in der Sache mit der "kulturellen Identität" Recht geben.
Was hältst Du von dem Gedanken, dass es "kulturelle Identität" durchaus gibt, sie aber - trotz vieler Überschneidungen mit anderen - doch individuell verschieden ist? Ich meine, dem sei so.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

PeterK hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:17)

Was hältst Du von dem Gedanken, dass es "kulturelle Identität" durchaus gibt, sie aber - trotz vieler Überschneidungen - doch individuell verschieden ist? Ich meine, dem sei so.
Hab ich kein Problem mit. Ich weiss nur nicht, warum jemand, der sich zu seiner Kultur, zu seinen Wurzeln bekennt, unbedingt in die "Identitären"-Ecke gestellt werden muss.
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Chajm »

Selina hat geschrieben:(22 Feb 2018, 12:11)

"Kulturelle Identität" und "Identitäre Bewegung" haben durchaus etwas miteinander zu tun. Beide Begriffe besagen, dass sich deren Anhänger abgrenzen von anderen "kulturellen Identitäten", dass sie die eigene "Identität" für gefährdet halten wegen der angeblichen "Überfremdung" und dass sie deshalb verteidigt werden müsse. Steht alles in entsprechenden Veröffentlichungen der Identitären. Dass Letztere vom Verfassungsschutz beobachtet werden, ist bekannt. Warum? Weil die Jungs und Mädels als rechtsradikal eingestuft werden. Und das zu Recht. Da kann DA gleich wieder "rääääääääächts" schreien, hilft alles nix, isso :D
Wuerden Sie das auch genau so einer Muslima sagen, die sich darauf beruft, dass zu ihrer kulturellen Identitaet (islamischer Kulturkreis) das Tragen eines Kopftuches gehoert?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von PeterK »

Woppadaq hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:26)
Hab ich kein Problem mit. Ich weiss nur nicht, warum jemand, der sich zu seiner Kultur, zu seinen Wurzeln bekennt, unbedingt in die "Identitären"-Ecke gestellt werden muss.
Und ich weiß nicht, warum jemand das Bedürfnis empfindet, sich zu seinen "Wurzeln" zu "bekennen". Was soll das? "Identität" bedeutet doch eher die eigene Einzigartigkeit als das "Bekenntnis" zu irgendwelchen Wurzeln, oder?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Dark Angel »

PeterK hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:48)

Und ich weiß nicht, warum jemand das Bedürfnis empfindet, sich zu seinen "Wurzeln" zu "bekennen". Was soll das? "Identität" bedeutet doch eher die eigene Einzigartigkeit als das "Bekenntnis" zu irgendwelchen Wurzeln, oder?
Bekennst du dich zu den Ideen des Humanismus? Sind für die die Menschenrechte/deren Universalität wichtig?
Vertrittst du die demokratischen Prinzipien? Ist dir die Trennung von Kirche und Staat bzw von Religion und Staat wichtig?
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Re: Wie sehr darf eine Nation "an sich" denken? Wo beginnt Nationalismus bzw. ab wo wirds eklig?

Beitrag von Woppadaq »

PeterK hat geschrieben:(22 Feb 2018, 20:48)

Und ich weiß nicht, warum jemand das Bedürfnis empfindet, sich zu seinen "Wurzeln" zu "bekennen". Was soll das? "Identität" bedeutet doch eher die eigene Einzigartigkeit als das "Bekenntnis" zu irgendwelchen Wurzeln, oder?
Warum muss sich das widersprechen? Warum stehen wir einem Bob Marley zu, sich nicht nur zu seinen jamaikanischen, sondern auch seinen afrikanischen Wurzeln zu bekennen, während das für unsere Wurzeln igittigitt ist?

Wohl gemerkt: ich rede hier von einem Können, von einem Nicht-dafür-verurteilt-werden, wenn es darum geht, sich zu seinen Wurzeln zu bekennen. Ich sage nicht, dass du es musst. Wenn Toleranz auch nur ansatzweise ernst gemeint ist, sollte man aufhören, solche Sachen zu verteufeln.
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