Zunächst verwundert dies. Zuletzt haben wir durch Adolf & die Nationalsozialisten gelernt, daß jenseits der dt. Ostgrenzen eigentlich der Untermensch wohnt. Der hat überhaupt nix zu melden, der ist zu vernichten und das Land anzueignen. Aber auch hier sah man bereits eine Ambivalenz. Ich glaube, es war der dt. damalige Außenminister Rippentropp der bei dem Besuch in Moskau anerkennend meinte, daß er sich dort "wie zuhause gefühlt" habe. Das waren zwar lt. NSDAP verjudete Untermenschen und Bolschewisten, aber immer noch besser als diese verweichlichten verjudeten "Demokraten" im Westen.
Ähnlich wie nach England wurden auch dt. Adelsprößlinge in höchste Würden nach Russland exportiert. Wie Katharina II. Bismarck versuchte im 19. Jahrhundert einen zweckmäßigen Umgang mit Russland zu finden. Im 20. Jahrhundert kippte dies alles allmählich bis hin zum Vernichtungskrieg-Verhältnis. Jetzt scheinen viele Rechte von Russland wieder zu schwärmen. Dieses Land irgendwie als wahrer Bewahrer des Abendlandes zu sehen. Anders als dieser Schmelztiegel USA mit der Ostküste, die Londoner Banker, die alles globalisieren wollen. Oder die BRD, die es eigentlich gar nicht gäbe oder immer noch besetzt wäre. Russland als strahlende Nation! Was natürlich auch eine selektive Wahrnehmung ist. Z.B. Putin und Medwedew sagten selbst, daß der Islam traditionell/originär zu Russland gehöre. „Kratzt du an einem Russen, kommt ein Tatare zum Vorschein“ (Putin 2013). Russland ist auch ein Schmelztiegel vieler Völker. Das wußten die Nazis.
Dennoch hat Russland durchaus Anteil an der Wahrnehmung, daß es sich um ein Land, mit einer Mission und Haltung handelt. Russland hat sich nie als eine europäische Nation verstanden (schon das wirkt sympathisch, weniger globalisiert und mehr protektionistisch), aber als dessen Retterin! Zar Alexander I. sah sich im Titanenkampf mit dem Internationalismus und der gewaltätigen Einigung und teilweisen Standardisierung Europas (Code Civil) unter Napoleon Bonaparte als Bewahrerin der Einzelinteressen. Natürlich unter der väterlichen Pflege Russlands... Später verfiel Alexander I. diesem Wahn immer mehr und instrumentalisierte sich als Retter des europäischen Abendlandes. Das nervte die anderen Herrscher beim Wiener Kongress durchaus. Diese Stafette scheint nun an Wladimir Putin weitergereicht worden sein.
Wie Putin die rechten Parteien in Deutschland hofiert
In den vergangenen zwei Jahren ist etwas Merkwürdiges passiert: Deutsche Rechtsextremisten haben ihre Liebe zu Russland entdeckt.
Was noch vor einem Jahrzehnt an gewissen ideologisch-historischen Denkschranken gescheitert wäre, kann man jeden Montag in Dresden besichtigen. Wenn Pegida montags marschiert, wehen nicht nur die Farben Schwarz, Rot und Gold in sämtlichen nur denkbaren Konstellationen, sondern auch die russische Flagge.
Rechtsextreme Demonstranten im sächsischen Heidenau trugen gar eine Fahne der russischen Separatisten bei einer Demonstration mit sich herum.
Und bei der AfD sind derzeit wohl viele Werte verhandelbar – die Treue zu Putins Russland gehört nicht dazu.
http://www.huffingtonpost.de/2015/12/15 ... 10816.html
Mir erscheint das als eine Mischung aus Nostalgie und reiner Zweckmäßigkeit.So funktioniert Putins rechtes Netzwerk in Europa
Einer der Gäste war FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Putin-Strache-Pakt als "außenpolitische Geisterfahrt"?
Die zehnteilige Vereinbarung, die Strache jetzt mit der Putin-Partei – von Kritikern „Partei der Gauner und Diebe“ genannt – abschloss, sieht unter anderem eine Zusammenarbeit bei „Jugend-, Frauen-, Bildung-, Hilfs- und anderen gesellschaftlichen Organisationen“ vor, mit dem Ziel der „Stärkung der Freundschaft und der Erziehung der jungen Generation im Geiste von Patriotismus und Arbeitsfreude“. Kreml-Kritiker argwöhnen, dass neben dem offiziellen Papier nach „Kreml-Tradition“ auch geheime Zusatzvereinbarungen gebe.
Parteichef Strache rechtfertigt die Kooperation damit, die FPÖ sei ein „neutraler und verlässlicher Vermittler und Partner im Sinne einer Friedensstiftung“ und „Brückenbauer“. Kritiker indes bezeichneten den „Putin-Strache-Pakt“ als „außenpolitische Geisterfahrt“ der FPÖ „auf den Roten Platz“. Die FPÖ ist nicht nur für ihre massive EU-Kritik und freundliche Töne Richtung Moskau bekannt – sie kämpft auch für die Abschaffung der Sanktionen, die wegen der Aggression Moskaus gegen die Ukraine verhängt wurden.
http://www.focus.de/politik/ausland/rus ... 41214.html
Nostalgie, weil dt. und europäische Rechte vergangenen Zeiten nachtrauern, die sie wieder in Reichweite durch eine Macht wie Russland sehen. Und Putin an der Spitze. Sie sehen sich in einer Gegenwart, die ihnen durch die westlichen Siegermächte verpasst wurden. Warum dies schlimmer erscheint als der sowjetisch dominierte Raum im Osten Europas, wäre mal ganz interessant zu erfahren. Aber das Stichwort Globalisierung scheint eine Rolle zu spielen.
Die Zweckmäßigkeit ist auf beiden Seiten erkennbar. Putin sieht in dem rechten Spektrum den Hebel den geostrategischen Gegner EU, NATO und USA zu schwächen. Das sind starke Blöcke. Wenn sie zerstückelt werden können, hat es Moskau leichter. Dann wird man merken, was von der Freundschaft übrig ist... Geht wohl auch andersherum. Wenn die Rechten in Deutschland Oberhand bekommen würden und man sich mit Moskau über Interessensphären in Europa und international auseinandersetzen muß, dann wird der Russe schnell wieder zum Untermenschen... Aber im Moment scheinen sie gemeinsame Gegner zu haben.