Das Interview kannte ich schon, habe trotzdem vergessen, dass es Diem25 überhaupt gibt. Was micht zum Punkt führt, dass es eine europäische Bewegung außerordentlich schwer hat, Öffentlichkeit zu generieren und dementsprechend eine Wirksamkeit zu entfalten. Dass Diem25 wenig in den Medien vertreten ist, liegt unter anderem auch daran.Selina hat geschrieben:(09 Aug 2017, 08:22)
Sehr interessanter Beitrag, Unité 1. Ich halte die Zersplitterung und Vereinzelung der europäischen Linken für ein großes Problem. Was hälst du in diesem Zusammenhang von der Bewegung Diem25, die Yanis Varoufakis ins Leben gerufen hat und die bald als europäische Partei antreten könnte? Ich finde das äußerst spannend. Natürlich wird das in "unseren" Medien so gut wie nicht publiziert, logisch, wie alles, was von der Linken kommt. Da findet man nur ab und zu mal was in linken Blättern dazu. Dabei scheint da ein guter europäischer Ansatz drinzustecken. Was mich nur wieder nachdenklich macht, ist das Verhalten der deutschen Linken zu Diem25. Einige scheinen die Bewegung abzulehnen. Interessanter Text dazu in der taz:
http://www.taz.de/!5409444/
Ich halte auf den ersten Blick ziemlich viel davon. Die positive Neudeutung von Europa durch demokratische Vertiefung und wirtschaftliche Zusammenarbeit scheint anschlussfähig genug zu sein. Die Frage ist, wie will Diem25 als gesamteuropäische Bewegung Sichtbarkeit erlangen? Der Weg über die linken Parteien in den Nationalstaaten ist ein gefährlicher, denn diese stehen für etwas anderes (sofern nicht zufällig eine Gleichheit bzw. problemlose Anschlussfähigkeit besteht) und so bestünde die Möglichkeit, dass diem25 als nicht eigenständig wahrgenommen wird. Andererseits wird es ohne die Kommunikationsressourcen auch nicht gehen.
Wie hat Momentum das denn geschafft? Wenn die Olympiakandidatur von Orbán protegiert wurde, ist das ja weiter gedacht ein Sieg gegen Orbán. Die Frage ist, hat Momentum etwas angesprochen, dass sich übertragen lässt auf weitere Themenfelder oder war das olympiaspezifisch. So oder so ist es dennoch ein Erfolg, sich in der öffentlichen Kommunikation zu behaupten und durchzusetzen.schokoschendrezki hat geschrieben: Ja. Ich kann dazu nur ergänzen: Kaum irgendwo ist die vollständige Zersplitterung der ohnehin schon zersplitterten linken, linksliberalen, soizialdemokratischen, ökologischen Bewegungen so vollständig wie in Ungarn. Eine jüngere (noch gar nicht als Partei agierende) Bewegung namens "Momentum" machte auf sich aufmerksam, weil (maßgeblich) sie es geschafft hatten, die positive Zustimmung für Budapests Olympiakanditur (Olympiaden sind stets Lieblingsprojekte von autoritären Herrschern wie Hitler, Putin oder Orbán) in eine negative zu kippen.
Spontan würde ich das Gegenteil annehmen, die Dominanz von Fidesz und Orbán scheint ja ungebrochen, die Opposition also hilflos. Da kann eine Neugründung ein Potential entfachen, das der bestehenden Opposition vorenthalten bleibt. Der Glaube an etwas neues und an Veränderung, das nähme auch die Stimmen mit, die an die Opposition gingen. Ich denke hier an en marche von Macron usw. Sicher, das französische Wahlrecht ist ein anderes als das ungarische und solch ein Erfolg nicht übertragbar. Aber der Gedanke dahinter bleibt. Wenn die Opposition sich nicht organisieren kann und bereits zersplittert ist, hat eine Neugründung das Potential, alte Wähler abzuziehen und neue zu gewinnen. Ob das auf Ungarn zutrifft, weiß ich nicht.Und sie stehen für progressive Dinge wie Homoehe usw. Aber: (richtiger) Kommentar der Wiener "Presse":
Sehr bald“ will Momentum sich nun als Partei konstituieren. Noch weiß außerhalb der Bewegung niemand so recht, woraus das Programm genau besteht; offenbar ist man für die Homo-Ehe und eine Rückkehr zu progressiver Besteuerung. Bald wollen die Organisatoren durch das Land ziehen und ihre Ideen vorstellen. Eine Gefahr für Fidesz? Womöglich auch eine Chance: Eine neue linksliberale Partei macht die Opposition noch gespaltener.
Der Kommentar oben von Selina geht ja in eine ähnliche Richtung.