Dark Angel hat geschrieben:(06 Nov 2017, 16:51)
Beispiele für Beanspruchung der Deutungshoheit, verbunden mit Diskursverweigerung findest du doch hier im Forum genügend - immer von den "üblichen Verdächtigen".
Grenze mal bitte "Beanspruchung der Deutungshoheit" von einer Meinungsäußerung ab. Ansonsten kann ich dem zustimmen oder nicht, völlig beliebig. Ein Beispiel: Du versuchst, deine Meinung zu bestimmten Themen als Fakt zu verkaufen. Soll ich das jetzt als "Beanspruchung der Deutungshoheit" interpretieren? Oder nicht eher als penetrante Rechthaberei?
Und inwieweit sind Forenbeiträge geeignet, eine Systematik der Demontage demokratischer Freiheiten aufzuzeigen?
Beanspruchung der Deutungshoheit darüber, was bzw wer rechts oder rechtsextrem ist und fluchs in die entsprechende Schublade befördert wird - egal ob liberal, konservativ oder tatsächlich rechtsaußen, Beanspruchen der Deutungshoheit darüber, was Hetze ist, was Rassismus, Fremdenfeindlichkeit etc pp.
Inwieweit sollte die Einsortierung mancher Äußerungen Ausdruck einer "Beanspruchung der Deutungshoheit" sein? Sollte demzufolge auf Kontextualisierung verzichtet werden, da sie Ausdruck demokratiefeindlicher Praktiken sei? Inwieweit beinhaltet die Nennung eines Beitrags als rassistisch einen Hoheitsanspruch? Betrifft das nicht jede Meinungsäußerung? Immerhin geht der Meinende in der Regel von der Richtigkeit der seinen aus. Du sagst ja auch, dies&das sei nicht rassistisch - warum sollte diese deine Meinung dann nicht "Beanspruchung der Deutungshoheit" sein? Und wenn sie es doch sei, bleibt die Frage nach der Sinnhaftigkeit, alles als Deutungshoheitskampf auszulegen.
Spielt keine Rolle, die Meinung/Meinungsäußerung entspricht nicht der eigenen Meinung, würde man am liebsten verbieten, wenn man könnte.
Gibt es für diese Befürchtung ernsthafte Hinweise? Soziale Ächtung hat nichts mit einem Verbot zu tun. Mal ganz abgesehen von der Unmöglichkeit eines solchen Verbots.
Äußerungen wie "der ist rääächts, der schreibt für den-und-den, damit beschäftige ich mich nicht", sind Diskursverweigerung.
Jeder Schotter kann zwar für sich beanspruchen, gehört werden zu wollen. Aber es gibt keinen Zwang, dem zu entsprechen. Manchen Positionen biete ich kein Podium, indem ich sie mit inhaltlichen Antworten adelte, da sie meiner Ansicht nach abstrus/hetzerisch/wasauchimmer sind. Das Gegenteil von Diskursverweigerung wäre Diskurszwang, eine äußerst schlechte Idee.
Ein Beispiel: In den USA versuchen die radikalen Evangelisten, Kreationismus gleichberechtigt zur Evolutionstheorie Darwins zu etablieren. Fast jeder ernsthafte Wissenschaftler weist die Diskussion darüber ab, denn die Diskussion darüber würde den HokusPokus gewissermaßen die Aura der Diskutierbarkeit verleihen. Ich sehe nicht, warum darüber debattiert werden sollte.
Keine inhaltliche Auseinandersetzung, kein argumentatives Widerlegen - einfach das Thema tabuisieren, gar nicht erst diskutieren.
Das hat bei manchen Themen seine Berechtigung. Falls man die eigene Meinung zu Unrecht in einer Tabuzone wiederfindet, steht es jedem frei, das Missverständnis aufzuklären.
Sind durchaus Formen der Einschränkung der Meinungsfreiheit und damit demokratischer Freiheiten.
Nein, das ist Unsinn. Niemand hindert die Äußerung der Meinung - ein Gehörtwerden kann aber nicht erzwungen werden. Sollte auch nicht.
Und dieses Phänomen (insbesondere im linken und linksliberalen politischen Spektrum) beschränkt sich durchaus nicht (nur) auf Deutschland - im Gegenteil, wesentlich ausgeprägter ist das in den USA und GB.
"Dieses Phänomen" gab's schon immer, das neue daran ist die Instrumentalisierung, um sich in die Opferrolle drücken zu können. Oder vielleicht gab es das auch schon immer, dann ist das neue der Erfolg dieser Technik.
Bevor du das falsch verstehst: falsche Anschuldigungen und Schubladisierungen, Diskussionsverweigerung aus Ignoranz heraus usw. sind unfein und kommen vor, aber weder sind sie Ausdruck einer "Deutungshoheit" (das ist vollkommener Bullshit) noch Beschränkung demokratischer Freiheiten (das ist Paranoia aus falschem Verständnis der Meinungsfreiheit heraus).