Warum driftet Deutschland nach rechts?

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Warum driftet Deutschland nach rechts?

Diskurs-Hypothese
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soziologische Hypothese
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schokoschendrezki
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Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich will den in einem anderen Thread (der mittlerweile das eigentliche Thema gewechselt hat) geführten Disput hier noch einmal aufgreifen und mit einer Umfrage verbinden:

Warum driftet Deutschland (politisch) nach rechts? Die Frage müsste man eigentlich im gesamteuropäischen bzw. internationalen Kontext stellen. Ich will sie aber mal auf Deutschland beschränken. Nicht zuletzt mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl.

Und ich versuche mal, die Diskussionen darüber in zwei Hauptrichtungen zusammenzufassen.

Die "Diskurs-Hypothese": Sich als (irgendwie) "Links" verstehende Menschen, Gruppen, Institutionen haben es in den letzten 20,30 Jahren geschafft, eine Art "Diskurs-Hoheit" zu gewinnen. Sie hatten irgendwann in jüngerer Zeit eine Dominanz bei der Meinungsbildung. Fernseh-Talkshows, das politische Klima in Lehr- und Forschungseinrichtungen, allgemein der Disput unter politisch Interessierten wurde zunehmend von linken Themen und vor allem Ansichten bestimmt. Ganz zentral ist die Etablierung von Gender Mainstreaming nicht nur als Wertevorgabe sondern als anerkannte Forschungsdisziplin. Der Rechtsdrift in Deutschland - unter anderem der Aufstieg der AfD - ist eine Reaktion auf diese Dominanz zur Wahrung demokratischer Verhältnisse. Als typisches Medium für diese Hypothese könnte man die liberal-konservative Plattform "Tichys Einblick" nennen. https://www.tichyseinblick.de/

Die "soziologische Hypothese": Im Gegensatz zur "Diskurs-Hypothese" wird nicht nur die Position politisch Interessierter und am öffentlichen Diskurs beteiligter Menschen betrachtet sondern die Haltung grundsätzlich aller Menschen. Das politische Klima in Deutschland wird von der Haltung aller bestimmt: Journalisten, Rentner, Jugendliche, Studenten, Politiker, Arbeiter, Arbeitslose, Unternehmer, Schüler, Migranten ... eben: Alle. Man denke sich eine Umfrage unter allen Menschen in Deutschland hinsichtlich ihrer eigenen Einordnung als "eher rechts" oder "eher links", nehme einfach den sich ergebenden Durchschnittswert zwischen 0 und 1 und betrachte den Verlauf dieses Werts innerhalb der letzten 10, 15 Jahre. Exemplarisch für diese Hypothese ein aktueller Beitrag innerhalb der Reihe "hintergrund" des Deutschlandfunks zur Wahlwerbung und Popularität der AfD in Gegenden mit einem hohen Anteil an Russlanddeutschen wie etwa Pforzheim oder Berlin-Marzahn/Hellersdorf: http://www.deutschlandfunk.de/wahlkampf ... _id=390814
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Tom Bombadil
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tom Bombadil »

Deutschland bzw. "der Westen" ist lange Jahre nach links gedriftet, was zB. Kohl, Schmidt, Wischnewski und Börner damals über Türken gesagt haben, würde heutzutage als rassistisch bewertet werden, damals war der Mindestlohn als sozialistisch verpönt, Obamacare in den USA der 80er/90er Jahre noch völlig undenkbar. MMn. schlägt das Pendel jetzt wieder in die andere Richtung aus, eine "natürliche" Gegenbewegung. Der relative Erfolg der AfD lässt sich auch damit erklären, dass es in Deutschland keine wählbare Partei mehr gibt, die für konservative Politik steht (die CSU ist ja nur regional wählbar). Unser aller Glück ist, dass die AfD so unappetitliches Personal in ihren Reihen hat und für ebensolche Rechtsaußen-Positionen steht, so wählen die meisten Konservativen trotzdem die CDU als das geringere Übel, sonst wäre die AfD noch erfolgreicher und die CDU hätte mächtig was zu kauen. Trump wurde in den USA auch nur deshalb gewählt, weil die Alternative noch unattraktiver war, daraus sollten die Politiker lernen, endlich wieder Politik für ihr Volk zu machen, dann haben es Populisten direkt viel schwerer.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Provokateur »

Ich denke, beide Thesen haben ihre Berechtigung. Das eine hat mit dem anderen zu tun, es dürfte auch viel Reaktanz dabei sein - vulgo "Trotz". Manche Leute haben einfach so viel Spaß dabei, gegen den "Mainstream" zu sein, dass ihnen Inhalte egal sind. Und der Mainstream ist heutzutage einfach "links".

Dazu kommt eine Welt, de medial als immer unsicherer wahrgenommen wird. Das weckt den Wunsch nach starken Führern und jemandem, der einem verspricht, wenn man ihn nur wählte, dann würde es einem schon nicht schlechter gehen; es sei denn natürlich, man gehörte zur verhassten Gruppe der X (hier kann man alles mögliche einsetzen).
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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schokoschendrezki
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Provokateur hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:03)

Ich denke, beide Thesen haben ihre Berechtigung. Das eine hat mit dem anderen zu tun, es dürfte auch viel Reaktanz dabei sein - vulgo "Trotz". Manche Leute haben einfach so viel Spaß dabei, gegen den "Mainstream" zu sein, dass ihnen Inhalte egal sind. Und der Mainstream ist heutzutage einfach "links".
Zumindest im Falle der Russlanddeutschen in Pforzheim (die dort einen bedeutenden Anteil haben) werden von deren Vertreter in der AfD schon ziemlich handfeste soziale Begründungen dafür genannt, dass man sich als "sozial abgehängt und ausgegrenzt" fühlt und dass sich endlich mal jemand für einen einsetzt. Stichwort zum Beispiel Fremdrentengesetz in Bezug auf die Kindergeneration.Oder auch Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufs- und Studienabschlüssen. Von einfach so Rebellion gegen das Establishment war da nicht die Rede.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(27 Jul 2017, 09:58)

Deutschland bzw. "der Westen" ist lange Jahre nach links gedriftet, was zB. Kohl, Schmidt, Wischnewski und Börner damals über Türken gesagt haben, würde heutzutage als rassistisch bewertet werden
Die Frage ist aber: Von wem? Von welchem Anteil der Bevölkerung? Von der winzigen Minderheit der sich auch öffentlich politisch Äußernden oder von Herrn Müller und Frau Krause von nebenan. Sarrazins "Deutschland schafft sich ab" lag in meiner lokalen Tankstelle monatelang (eigentlich illegal) zum Verkauf aus und niemand hat sich aufgeregt. Im Gegenteil! Ist es nicht irgendwie undemokratisch, das politische Klima in Deutschland nur danach zu berwerten, wie sich die politisch Interessierten dazu äußern?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Provokateur »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:14)

Zumindest im Falle der Russlanddeutschen in Pforzheim (die dort einen bedeutenden Anteil haben) werden von deren Vertreter in der AfD schon ziemlich handfeste soziale Begründungen dafür genannt, dass man sich als "sozial abgehängt und ausgegrenzt" fühlt und dass sich endlich mal jemand für einen einsetzt. Stichwort zum Beispiel Fremdrentengesetz in Bezug auf die Kindergeneration.Oder auch Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufs- und Studienabschlüssen. Von einfach so Rebellion gegen das Establishment war da nicht die Rede.
Deswegen haben beide Erklärungen ihre Berechtigung.

Weißt du, in meiner Jugend hatten nahezu alle Eltern meiner Kumpels eine linke oder linksliberale Einstellung. Klassische Grünenwähler. Da war es eigentlich nur logisch, dass wir uns im Zuge unserer pubertären Rebellion nach rechts umsahen. Mit Punk konnte man Eltern ja nicht hinterm Ofen hervorlocken. Mit Rechtsrock ging das wunderbar.

Der ganze Spuk ging etwa ein Jahr, bis wir merkten, wie hohl diese ganze Kacke eigentlich ist und mit was für Leuten wir uns eingelassen hatten. Wir waren immerhin Gymnasiaten und haben später alle unser Abi gemacht.

Ich sehe diese Phase, die ich 98/99 durchgemacht hab, als Vorbote zu dem an, was wir heute sehen. Rebellion ist nicht mehr links, links ist normal, links stinkt nach Birkenstock, Wollpulli und fair gehandeltem Kräutertee aus dem Himalaya.
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Flaschengeist
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Flaschengeist »

Die BRD triftet doch nicht nach rechts sondern nach links.

Was unterscheidet denn die CDU von den GRÜNEN?

Das sich dann Konservative eine neue politische Heimat suchen müssen, ist nur normal.
„Nur in Deutschland wird mir vorgeworfen, ich wäre deutschfreundlich“ :)

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garfield336
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von garfield336 »

Der Generderismus und die Homoehe zeigen doch eher dass man sehr stark nach links gedriftet ist.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von garfield336 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(27 Jul 2017, 09:58)
Trump wurde in den USA auch nur deshalb gewählt, weil die Alternative noch unattraktiver war, daraus sollten die Politiker lernen, endlich wieder Politik für ihr Volk zu machen, dann haben es Populisten direkt viel schwerer.
Es gab mehr als ein Dutzend Kandidaten in den States. Sie alle waren unattraktiver als Trump ?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Flaschengeist hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:22)

Die BRD triftet doch nicht nach rechts sondern nach links.

Was unterscheidet denn die CDU von den GRÜNEN?

Das sich dann Konservative eine neue politische Heimat suchen müssen, ist nur normal.
Auch an dich: Besteht Deutschland denn nur aus Parteien und deren erklärten Anhängern? Die Vertreter des allgemein um sich greifenden Rechtspopulismus wählen doch die Merkel-CDU nicht, weil sie deren politische Inhalte bedingunslos teilen, sondern weil sie - unabhängig von ihren politischen Anschauungen - auf wirtschaftlich-soziale Sicherheit und Solidität setzen, die sie bei einer Mainstream-Partei eher vermuten.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Provokateur »

Flaschengeist hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:22)

Die BRD triftet doch nicht nach rechts sondern nach links.
Baumstämme können getriftet werden (es handelt sich um ein Substitutivverb für "flößen"), alles andere "driftet".
Flaschengeist hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:22) Was unterscheidet denn die CDU von den GRÜNEN?
Das treibt auch die Grünen um, die mit immer neuen Verbotsvorschlägen versuchen, Alleinstellungsmerkmale festzumachen. Die Grünen waren immer auch eine Art Protest (schwacher Protest mit dünnen Stimmchen wegen der veganen Ernährung), aber jetzt, da Umweltschutz und Diversität Mainstream sind, kämpfen sie um ihren politischen Wert.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Provokateur hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:22)
Weißt du, in meiner Jugend hatten nahezu alle Eltern meiner Kumpels eine linke oder linksliberale Einstellung. Klassische Grünenwähler. Da war es eigentlich nur logisch, dass wir uns im Zuge unserer pubertären Rebellion nach rechts umsahen. Mit Punk konnte man Eltern ja nicht hinterm Ofen hervorlocken. Mit Rechtsrock ging das wunderbar.
Meine Schwester ist Gymnasiallehrerin. Dort an der Schule heißt Anti-Mainstream unter Schülern grundsätzlich und seit Jahren: linksengagiert. Es hängt unter Umständen von der Region ab....
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Provokateur »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:34)

Meine Schwester ist Gymnasiallehrerin. Dort an der Schule heißt Anti-Mainstream unter Schülern grundsätzlich und seit Jahren: linksengagiert. Es hängt unter Umständen von der Region ab....
Kann sein. Es gibt ja auch traditionell konservative Gegenden.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Flaschengeist »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:29)

Auch an dich: Besteht Deutschland denn nur aus Parteien und deren erklärten Anhängern? Die Vertreter des allgemein um sich greifenden Rechtspopulismus wählen doch die Merkel-CDU nicht, weil sie deren politische Inhalte bedingunslos teilen, sondern weil sie - unabhängig von ihren politischen Anschauungen - auf wirtschaftlich-soziale Sicherheit und Solidität setzen, die sie bei einer Mainstream-Partei eher vermuten.

Was ist denn Rechtspopulistisch?


Angela Merkel hat doch selbst gesagt das Multikulti gescheitert ist.

[youtube][/youtube]
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Merkel_Unser »

Erstmal müsste der TE erläutern, wie er denn darauf kommt, dass Deutschland nach "rechts" driftet. Ich nehme mal an, er macht das am Erstarken der AfD fest. Hier sehe ich aber gerade in Deutschland eine sehr starke Kausalität in der Flüchtlingskrise, denn ohne Flüchtlinge hätten wir auch keine AfD. Man muss hier zusäzlich auch aufpassen, nicht pauschalen Ausländerhass (was ja eine rechte Position ist) und Kritik an der Flüchtlingspolitik (keine unbedingt rechte Position) in einen Topf zu werfen. Gerade in 2015/2016 galt ja jegliche Kritik am Regierungskurs als "rechts".

Ich finde den Thementiel viel passender für Länder wie Frankreich, Polen, Türkei oder USA usw. Dort kann man in der Tat einen politischen Rechtskurs beobachten, ohne dass dafür ein bestimmter Grund erkennbar wäre.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dampflok94 »

garfield336 hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:27)

Der Generderismus und die Homoehe zeigen doch eher dass man sehr stark nach links gedriftet ist.
Sehe ich anders. Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die seit über 60 Jahren andauert. So haben sie die Rechte der Frau Schritt für Schritt entwickelt, bis heute (fast?) eine Gleichberechtigung zu konstatieren ist. Und wo damals die Homosexualität teilweise strafbar war, sind wir eben heute fast bei einer Gleichstellung zu heterosexuellen Paaren gelandet. Auch wieder Schritt für Schritt in den letzten Jahrzehnten.

Das waren also kontinuierliche Entwicklungen, die mit links oder rechts eher wenig zu tun haben. Oder würde jemand behaupten, wer für Frauenrechte eintritt muß links sein und ein Konservativer muß gegen mehr Rechte für Frauen sein. Das bezweifle ich doch sehr.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Ein Terraner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jul 2017, 09:31)

Warum driftet Deutschland (politisch) nach rechts?
Angst, fehlende Bildung, unbegründeter Neid, Gruppenzwang, fehlender Kosmopolitismus, abwartendes Nichtstun und mangelnde Kommunikation seitens der Regierung, ..... das sind so die neuen Werte im Mainstream die den Drift bestimmen. Alles andere ist nur blabla ...
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von frems »

Merkel_Unser hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:43)
Ich finde den Thementiel viel passender für Länder wie Frankreich, Polen, Türkei oder USA usw. Dort kann man in der Tat einen politischen Rechtskurs beobachten, ohne dass dafür ein bestimmter Grund erkennbar wäre.
In den USA klagen Rechte über einen Linksruck (Medien, Hochschulen, "Elite"/Establishment), so wie Linke über einen Rechtsruck (Wirtschaft, Trump).
Labskaus!

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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Merkel_Unser hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:43)

Erstmal müsste der TE erläutern, wie er denn darauf kommt, dass Deutschland nach "rechts" driftet. Ich nehme mal an, er macht das am Erstarken der AfD fest. Hier sehe ich aber gerade in Deutschland eine sehr starke Kausalität in der Flüchtlingskrise, denn ohne Flüchtlinge hätten wir auch keine AfD. Man muss hier zusäzlich auch aufpassen, nicht pauschalen Ausländerhass (was ja eine rechte Position ist) und Kritik an der Flüchtlingspolitik (keine unbedingt rechte Position) in einen Topf zu werfen. Gerade in 2015/2016 galt ja jegliche Kritik am Regierungskurs als "rechts".
"Deutschland schafft sich ab" und die nachfolgende Sarrazin-Debatte begann nicht 2015 sondern 2010. Ganz ohne Flüchtlingskrise. Und 2015 war geprägt von der öffentlichen Demütigung der Kanzlerin Merkel auf dem CSU-Parteitag wie sie in der Geschichte der Bundesrepublik einmalig ist.
Ich finde den Thementiel viel passender für Länder wie Frankreich, Polen, Türkei oder USA usw. Dort kann man in der Tat einen politischen Rechtskurs beobachten, ohne dass dafür ein bestimmter Grund erkennbar wäre.
Das wäre ein extra Thema. Aber Gründe lassen sich durchaus finden.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Do 27. Jul 2017, 11:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von imp »

Provokateur hat geschrieben:(27 Jul 2017, 10:32)

Baumstämme können getriftet werden (es handelt sich um ein Substitutivverb für "flößen"), alles andere "driftet".



Das treibt auch die Grünen um, die mit immer neuen Verbotsvorschlägen versuchen, Alleinstellungsmerkmale festzumachen. Die Grünen waren immer auch eine Art Protest (schwacher Protest mit dünnen Stimmchen wegen der veganen Ernährung), aber jetzt, da Umweltschutz und Diversität Mainstream sind, kämpfen sie um ihren politischen Wert.
Die Grünen waren ursprünglich, vor dem Exodus vieler Gründer, der Unterwanderung durch K-Gruppen und der Gründung der ÖDP, keine dediziert linke Gruppierung - und dahin haben sie sich Stück für Stück wieder zurückentwickelt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Ein Terraner »

frems hat geschrieben:(27 Jul 2017, 11:07)

In den USA klagen Rechte über einen Linksruck (Medien, Hochschulen, "Elite"/Establishment), so wie Linke über einen Rechtsruck (Wirtschaft, Trump).
Und hier klagen die Rechten das die Rechten nicht rechts genug sind. :D
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Keoma »

Dampflok94 hat geschrieben:(27 Jul 2017, 11:00)

Sehe ich anders. Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die seit über 60 Jahren andauert. So haben sie die Rechte der Frau Schritt für Schritt entwickelt, bis heute (fast?) eine Gleichberechtigung zu konstatieren ist. Und wo damals die Homosexualität teilweise strafbar war, sind wir eben heute fast bei einer Gleichstellung zu heterosexuellen Paaren gelandet. Auch wieder Schritt für Schritt in den letzten Jahrzehnten.

Das waren also kontinuierliche Entwicklungen, die mit links oder rechts eher wenig zu tun haben. Oder würde jemand behaupten, wer für Frauenrechte eintritt muß links sein und ein Konservativer muß gegen mehr Rechte für Frauen sein. Das bezweifle ich doch sehr.
Na ja, Gleichberechtigung für Frauen ist sehr wohl ein linkes Thema, der Widerstand der konservativen, insbesondere kirchlichen Kreise war anfangs ziemlich heftig.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Brainiac »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jul 2017, 09:31)

Ich will den in einem anderen Thread (der mittlerweile das eigentliche Thema gewechselt hat) geführten Disput hier noch einmal aufgreifen und mit einer Umfrage verbinden:

Warum driftet Deutschland (politisch) nach rechts? Die Frage müsste man eigentlich im gesamteuropäischen bzw. internationalen Kontext stellen. Ich will sie aber mal auf Deutschland beschränken. Nicht zuletzt mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl.

Und ich versuche mal, die Diskussionen darüber in zwei Hauptrichtungen zusammenzufassen.

Die "Diskurs-Hypothese": Sich als (irgendwie) "Links" verstehende Menschen, Gruppen, Institutionen haben es in den letzten 20,30 Jahren geschafft, eine Art "Diskurs-Hoheit" zu gewinnen. Sie hatten irgendwann in jüngerer Zeit eine Dominanz bei der Meinungsbildung. Fernseh-Talkshows, das politische Klima in Lehr- und Forschungseinrichtungen, allgemein der Disput unter politisch Interessierten wurde zunehmend von linken Themen und vor allem Ansichten bestimmt. Ganz zentral ist die Etablierung von Gender Mainstreaming nicht nur als Wertevorgabe sondern als anerkannte Forschungsdisziplin. Der Rechtsdrift in Deutschland - unter anderem der Aufstieg der AfD - ist eine Reaktion auf diese Dominanz zur Wahrung demokratischer Verhältnisse. Als typisches Medium für diese Hypothese könnte man die liberal-konservative Plattform "Tichys Einblick" nennen. https://www.tichyseinblick.de/

Die "soziologische Hypothese": Im Gegensatz zur "Diskurs-Hypothese" wird nicht nur die Position politisch Interessierter und am öffentlichen Diskurs beteiligter Menschen betrachtet sondern die Haltung grundsätzlich aller Menschen. Das politische Klima in Deutschland wird von der Haltung aller bestimmt: Journalisten, Rentner, Jugendliche, Studenten, Politiker, Arbeiter, Arbeitslose, Unternehmer, Schüler, Migranten ... eben: Alle. Man denke sich eine Umfrage unter allen Menschen in Deutschland hinsichtlich ihrer eigenen Einordnung als "eher rechts" oder "eher links", nehme einfach den sich ergebenden Durchschnittswert zwischen 0 und 1 und betrachte den Verlauf dieses Werts innerhalb der letzten 10, 15 Jahre. Exemplarisch für diese Hypothese ein aktueller Beitrag innerhalb der Reihe "hintergrund" des Deutschlandfunks zur Wahlwerbung und Popularität der AfD in Gegenden mit einem hohen Anteil an Russlanddeutschen wie etwa Pforzheim oder Berlin-Marzahn/Hellersdorf: http://www.deutschlandfunk.de/wahlkampf ... _id=390814
Ich hätte noch eine wesentlich simplere Begründung anzubieten, die hier m.E.noch keiner genannt hat (oder es ist mir entgangen): Jedes Land driftet politisch nach rechts, im Sinne Verteidigung der Besitzstände, wenn Wohlstand geteilt und abgegeben werden soll. Im aktuellen Fall von D an >1 Mio Flüchtlinge. Die Republikaner waren ja Anfang der 90er aus exakt demselben Grund so stark, es ging gegen "die Asylanten".
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Brainiac hat geschrieben:(27 Jul 2017, 11:31)

Ich hätte noch eine wesentlich simplere Begründung anzubieten, die hier m.E.noch keiner genannt hat (oder es ist mir entgangen): Jedes Land driftet politisch nach rechts, im Sinne Verteidigung der Besitzstände, wenn Wohlstand geteilt und abgegeben werden soll. Im aktuellen Fall von D an >1 Mio Flüchtlinge. Die Republikaner waren ja Anfang der 90er aus exakt demselben Grund so stark, es ging gegen "die Asylanten".
Meiner Ansicht dagegen spricht (u.a.) das Beispiel Türkei: Der absolute Totaleinbruch des Tourismus-Geschäfts mit dem verbundenen Verlust an Einnahmen und Arbeitsplätzen hindert nicht im mindesten eine Mehrheit der Bevölkerung daran, sich dem "Kulturkampf" für das Türkentum, den Islam, König Erdogan zu widmen. Der teils dramatische Rückgang der materiellen Lebensverhältnisse in Russland hindert nicht im Mindesten eine Mehrheit der Bevölkerung daran, sich für Mütterchen Russland, Zar Putin, die orthodoxe Kirche einzusetzen. Auch ein Entzug der EU-Fördergelder würde nicht im Mindesten eine Mehrheit der polnischen Bevölkerung daran hindern, sich für ein ausländerfreies Polen, die katholische Kirche, Kaczynski, die polnische Nation einzusetzen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jul 2017, 09:31)

Ich will den in einem anderen Thread (der mittlerweile das eigentliche Thema gewechselt hat) geführten Disput hier noch einmal aufgreifen und mit einer Umfrage verbinden:

Warum driftet Deutschland (politisch) nach rechts? Die Frage müsste man eigentlich im gesamteuropäischen bzw. internationalen Kontext stellen. Ich will sie aber mal auf Deutschland beschränken. Nicht zuletzt mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl.

Und ich versuche mal, die Diskussionen darüber in zwei Hauptrichtungen zusammenzufassen.

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Die "soziologische Hypothese": Im Gegensatz zur "Diskurs-Hypothese" wird nicht nur die Position politisch Interessierter und am öffentlichen Diskurs beteiligter Menschen betrachtet sondern die Haltung grundsätzlich aller Menschen. Das politische Klima in Deutschland wird von der Haltung aller bestimmt: Journalisten, Rentner, Jugendliche, Studenten, Politiker, Arbeiter, Arbeitslose, Unternehmer, Schüler, Migranten ... eben: Alle. Man denke sich eine Umfrage unter allen Menschen in Deutschland hinsichtlich ihrer eigenen Einordnung als "eher rechts" oder "eher links", nehme einfach den sich ergebenden Durchschnittswert zwischen 0 und 1 und betrachte den Verlauf dieses Werts innerhalb der letzten 10, 15 Jahre. Exemplarisch für diese Hypothese ein aktueller Beitrag innerhalb der Reihe "hintergrund" des Deutschlandfunks zur Wahlwerbung und Popularität der AfD in Gegenden mit einem hohen Anteil an Russlanddeutschen wie etwa Pforzheim oder Berlin-Marzahn/Hellersdorf: http://www.deutschlandfunk.de/wahlkampf ... _id=390814
Hallo S.,

Man kann sich nicht gut über Etiketten wie rechts oder links unterhalten, ohne sich anzuschauen, was denn früher und heute darunter verstanden wurden. Ich gehe stark davon aus, dass es eine Rolle spielt, was für eine breite Palette an mehr oder minder willkürlichen, alten Koalitionen geschuldeten Regungen und Ideen nach und nach dem Verständnis von "links" hinzugefügt wurden, eingemeindet, oft andere Anschauungen einhegend und verdrängend. Zu den wichtigsten Tätern gehören hier meines Erachtens die Grünen, studierte K-Gruppler und außenpolitische Rücksichten. Ich denke, dass eine Linke in der Gesellschaft nur wieder Strahlkraft entwickeln kann, wenn sie sich diesen Fragen stellt, wenn sie Positionen erneut überdenkt und sich bewusst wird, wo Einfallstore für originär konservative, autoritäre und dirigistische Ansätze sind, die zu Recht von einer breiten Allgemeinheit mindestens skeptisch gesehen werden, heute aber als "linke" Markenzeichen gelten.

Im Inhalt möchte ich das hier nur grob skizzieren. Links hat sich ursprünglich als Position der Freiheit aufgestellt. Links waren Positionen, die Familienzusammenhalt von einer existenziellen, vorgegebenen Schicksalsfrage zu einer persönlichen Entscheidung machten. Links waren Positionen, die Frauen mehr rechtliche und materielle Eigenständigkeit erlaubten (aber nicht erzwangen) und Frauen und Kinder vor überkommenen Durchgriffen der Familie schützten - prinzipiell auch Männer. Links ist traditionell eine obrigskeitsskeptische, Staat und Apparate minimierende Einstellung - übrigens auch bei Marx noch vorwiegend. Links war ursprünglich eine optimistische, fortschrittsfreundliche Haltung, die Technik und Natur einhegen, benutzen, freilich nicht verschwenden wollte. Nicht zuletzt die Solidarität mit Menschen jenseits von Grenzen und volkstümlichen Attributen war ein klassischer linker Grundansatz.

Dem gegenüber stehen heute zahlreiche staatsoptimistische, zentralistische Positionen, die sich oft nur in Verboten, Technikskepsis und einem esoterisch anmutenden Naturkult niederschlägt. Das geht bei einigen so weit, dass es ihnen wichtiger ist, was alles nicht mehr gesagt werden soll als, wie man sich mit furchtbaren Aussagen auseinandersetzen kann. Dass man Tierschutz in einer Weise verabsolutiert, die faktisch auf die Abschaffung von Tieren hinausläuft und die Wohlfahrt von Frauen, Kindern und Fremden vorwiegend über Quoten, Verbote und Vorschriften befördern will. Ein solches Abziehbild einer Linken sieht dann für manche gewiss so ähnlich aus wie sie sich ein absolutistisches, autoritätsfixiertes und erstarrtes Regime vorstellen, in dem man sich vor allem seine Ruhe durch Unauffälligkeit nach außen erkaufen kann, weil jeder Versuch, etwas zu korrigieren nur Schmerz bringt. Immerhin die Solidarität, die gibt es noch. Allerdings auch ein Trauerspiel für Linke. Ständig sich noch auf die reaktionärsten Aufbegehren gegen soziale Zustände oder auswärtige Händel positiv beziehend und darin etwas fortschrittliches suchend, ist der Linken im Nebel der Kompass abhanden gekommen. Seither streiten sie sich, ob man lieber bedingungslos USA lieben soll oder doch lieber jeden, der nicht USA ist - Pol Pot, Idi Amin, Enver Hoxha, gern auch mal den schrecklichen Dalai Lama.

Es ist doch ein Trauerspiel: Da optimiert sich die deutsche Klassengesellschaft zulasten ihrer Partner und Konkurrenten, vor allem zulasten des Großteils Menschen in Inland und Ausland und dieser Linken fällt dazu nichts ein. So viel Staat, so viel Herrschaft war noch nie - aber die Linke verbastelt sich in Gesetzen, wie man Menschen noch weiter regulieren, ausforschen und maßregeln kann, damit sie den Betrieb nicht stören. Vom Personal mal abgesehen, das in der Tat in Habitus, Wortwahl und Reflexen locker zwischen SPD, Grünen, Linken und AfD getauscht werden könnte, ohne dass es sonderlich auffiele. Die Linke hat jede Leitlinie dafür verloren, was sie eigentlich darstellen will und sich stattdessen ein Patchwork an Partikularinteressen rund um die Staatsgläubigkeit und damit zwangsläufig auch einen parteiischen Nationalismus geflickt. Statt sich etwa der Frage zu stellen, wie und wozu denn ein Staat wie Deutschland noch in den 80ern ein beispielloses Asylrecht hatte, das seither von der ach so linken Mitte viermal drastisch beschnitten wurde, was das leisten sollte und für wen es vorwiegend nicht gedacht war, ergeht sich diese nutzlose, hoffnungslose Bande in Debatten über Punktesysteme, Schutz von Außengrenzen und Aufrechnereien, wieviele Ausländer sie gern nach Bulgarien umleiten möchte.

Immerhin hört die Bevölkerung zerbombter oder von deutschen Sanktionen zerrütteter Länder warme Worte, dass man das ganze Leid um ihretwillen veranstalte. Das ist doch toll, Solidarität 2017. So eine Linke braucht kein Mensch. Was liegt da näher, als unter den verbleibenden Optionen zu wählen?
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schokoschendrezki
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(27 Jul 2017, 11:52)
Man kann sich nicht gut über Etiketten wie rechts oder links unterhalten, ohne sich anzuschauen, was denn früher und heute darunter verstanden wurden. ...
Da gibt es zwei kleine Missverständnisse. Erstens: Ich habe den Thread nicht aufgemacht, um für linke Positionen zu votieren. Und zweitens, das hätte ich vielleicht expliziter ausdrücken sollen: Es ging mir bei der Frage nach der Rechtsdrift in Deutschland nicht so sehr um eine objektive Einordnung von Phänomenen. Dann hätte man sicherlich die Begriffe "links" und "rechts" hinsichtlich ihrer politischen Bedeutung genauer hinterfragen müssen. Sondern um die Tatsache der wachsenden Anzahl von Menschen, die sich selbst und subjektiv als eher rechts einordnen. In ihrem Selbstverständnis. Das muss mit einem objektiven Links- oder Rechtssein nicht zwangsläufig übereinstimmen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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imp
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jul 2017, 13:19)

Da gibt es zwei kleine Missverständnisse. Erstens: Ich habe den Thread nicht aufgemacht, um für linke Positionen zu votieren. Und zweitens, das hätte ich vielleicht expliziter ausdrücken sollen: Es ging mir bei der Frage nach der Rechtsdrift in Deutschland nicht so sehr um eine objektive Einordnung von Phänomenen. Dann hätte man sicherlich die Begriffe "links" und "rechts" hinsichtlich ihrer politischen Bedeutung genauer hinterfragen müssen. Sondern um die Tatsache der wachsenden Anzahl von Menschen, die sich selbst und subjektiv als eher rechts einordnen. In ihrem Selbstverständnis. Das muss mit einem objektiven Links- oder Rechtssein nicht zwangsläufig übereinstimmen.
Ich bin der letzte, der hier für links wirbt. Meine These ist, dass mehr Menschen sich rechts einordnen, weil das, was als links gilt, so ein Müll ist.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von CaptainJack »

Deutschland driftet (paradoxerweise) sozial unverträglich nach links. Die "Mahner" werden nach wie vor unterdrückt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Olympus »

CaptainJack hat geschrieben:(27 Jul 2017, 13:26)

Deutschland driftet (paradoxerweise) sozial unverträglich nach links. Die "Mahner" werden nach wie vor unterdrückt.
Nein, Sie wandern nur immer weiter nach rechts und verlieren die Realität aus den Augen. Daher ihr Ganzkörper-Aluanzug
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

CaptainJack hat geschrieben:(27 Jul 2017, 13:26)

Deutschland driftet (paradoxerweise) sozial unverträglich nach links. Die "Mahner" werden nach wie vor unterdrückt.
Diese mittelalterlichen homophoben, völkisch-nationalistischen und rassistischen Leute („erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“, "afrikanischer Ausbreitungstyp"), das sollen also die "Mahner" sein? Erzähl mal noch so einen :D
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Ich finde es gut, dass so ein Thread eröffnet wurde. Eigentlich hab ich mich schon länger gewundert, warum in diesem Forum so eine Debatte noch nie angeschoben worden ist.

Zur Sache: Ich glaube, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Frauen-, Juden- und Schwulenfeindlichkeit hat es latent schon immer gegeben. Ich kann mich an diverse Umfragen und Studien aus den 90ern und auch den folgenden Jahren erinnern, wo sich immer so etwa 15 Prozent (bis 20 Prozent bei bestimmten Fragen) der Befragten eher rechtsorientiert äußerten. Das waren gar nicht alles "nur" bekennende Neonazis, sondern so genannte "Durchschnittsbürger", die schlicht schon immer etwas gegen das "Anderssein" hatten. Und das ist auch so geblieben in den folgenden Jahrzehnten. Der Unterschied von heute zu damals ist nur der, dass es jetzt ein Klima gibt, in dem es völlig normal zu sein scheint, sich laut und deutlich rechtsorientiert zu äußern. Was früher zum Teil hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde, bricht sich nun ständig laut und vernehmlich Bahn. Solche neurechten Gruppierungen wie Pegida, AfD, Identitäre, Burschenschaften und andere mit ihren Apologeten aus Wissenschaft und Publizistik haben dazu beigetragen, dass das Klima weiter angeheizt wurde. Die angeblich "falsche Flüchtlingspolitik" wird als Sündenbock-Debatte immer weiter geschürt. Nicht auszudenken, was perspektivisch bei den Neurechten noch alles drin ist, wenn sich die folgerichtige Internationalisierung der Welt und damit auch der soziokulturellen Beziehungen weiter fortsetzt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von CaptainJack »

CaptainJack hat geschrieben:(27 Jul 2017, 13:26)

Deutschland driftet (paradoxerweise) sozial unverträglich nach links. Die "Mahner" werden nach wie vor unterdrückt.
Sogar der konservative "Fels in der Brandung", die CDU, hat linke Schlagseite bekommen!
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

CaptainJack hat geschrieben:(27 Jul 2017, 14:35)

Sogar der konservative "Fels in der Brandung", die CDU, hat linke Schlagseite bekommen!
Das ist gut. Links steht für Menschlichkeit, rechts für Egoismus .
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think twice
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

Liebe Selina, ich glaube, du siehst zu schwarz. Vor 18 Monaten habe ich genauso gedacht wie du, weil die Rechten eben am lautesten schreien. Aber es gibt auch die Anderen, die Hilfsbereiten, die man nur nicht sieht und hört. Sie sind die Mehrheit.
92% der Waehler wählen NICHT die AfD. :)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Keoma »

think twice hat geschrieben:(27 Jul 2017, 14:43)


92% der Waehler wählen NICHT die AfD. :)
Aber auch unter ihnen gibt es welche, die denken.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Ein Terraner »

CaptainJack hat geschrieben:(27 Jul 2017, 14:35)

Sogar der konservative "Fels in der Brandung", die CDU, hat linke Schlagseite bekommen!
Da wandert man mit großen Schritten nach rechts und wundert sich das die gute alte Partei auf der Stelle tritt und plötzlich ganz links aussieht.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Yossarian »

think twice hat geschrieben:(27 Jul 2017, 14:38)

Das ist gut. Links steht für Menschlichkeit, rechts für Egoismus .
Links steht für Irrationalität, Gutglauben und Dekadenz.
Wenn ich einen Vogel sehe der wie eine Ente watschelt und wie eine Ente schwimmt und wie eine Ente quakt dann nenne ich ihn eine Ente. Und wenn der Vogel dementiert eine Ente zu sein ist es eine russische Ente.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Pro&Contra »

Deutschland driftet wieder nach rechts, weil es lange Zeit immer weiter nach links gedriftet ist. Die AfD ist genau deshalb entstanden. Und das ist auch gut so. Auch wenn nicht alles an der AfD gut ist, so ist es trotzdem gut, dass es sie gibt. Wenn die Volksparteien übertreiben, dann sorgt der Wähler schon für eine Korrektur. Die AfD hält die Volksparteien auf Kurs.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Brainiac »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Jul 2017, 11:46)

Meiner Ansicht dagegen spricht (u.a.) das Beispiel Türkei: Der absolute Totaleinbruch des Tourismus-Geschäfts mit dem verbundenen Verlust an Einnahmen und Arbeitsplätzen hindert nicht im mindesten eine Mehrheit der Bevölkerung daran, sich dem "Kulturkampf" für das Türkentum, den Islam, König Erdogan zu widmen. Der teils dramatische Rückgang der materiellen Lebensverhältnisse in Russland hindert nicht im Mindesten eine Mehrheit der Bevölkerung daran, sich für Mütterchen Russland, Zar Putin, die orthodoxe Kirche einzusetzen. Auch ein Entzug der EU-Fördergelder würde nicht im Mindesten eine Mehrheit der polnischen Bevölkerung daran hindern, sich für ein ausländerfreies Polen, die katholische Kirche, Kaczynski, die polnische Nation einzusetzen.
Halte ich für keine Widerlegung meiner These.

Ich schrieb ja sinngemäß, dass die Angst vor dem Abgeben-Müssen eigenen Wohlstands an andere, vor allem wenn es sich um (ärmere) Ausländer handelt, konservative / rechte Positionen hervorruft bzw. fördert. Das gilt m.E unabhängig vom Ausgangsniveau des Wohlstands, und sinkt dieses, bleibt der Effekt trotzdem derselbe. Ist ja nicht so, dass man lieber teilt, wenn man weniger hat.

Orban und Kaczynski wären ohne die Flüchtlingskrise vermutlich nicht so stark geworden, oder? Auch wenn sie keine aufgenommen haben, zum Angstmachen reichte es.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Ein Terraner »

Pro&Contra hat geschrieben:(27 Jul 2017, 15:16)

Deutschland driftet wieder nach rechts, weil es lange Zeit immer weiter nach links gedriftet ist. Die AfD ist genau deshalb entstanden. Und das ist auch gut so. Auch wenn nicht alles an der AfD gut ist, so ist es trotzdem gut, dass es sie gibt. Wenn die Volksparteien übertreiben, dann sorgt der Wähler schon für eine Korrektur. Die AfD hält die Volksparteien auf Kurs.
Liest sich wie: Krebs ist wichtig und gut.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Pro&Contra »

Ein Terraner hat geschrieben:(27 Jul 2017, 15:27)

Liest sich wie: Krebs ist wichtig und gut.
Mir egal wie du das liest. Das ist dein Problem.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von becksham »

Pro&Contra hat geschrieben:(27 Jul 2017, 15:16)

Deutschland driftet wieder nach rechts, weil es lange Zeit immer weiter nach links gedriftet ist. Die AfD ist genau deshalb entstanden. Und das ist auch gut so. Auch wenn nicht alles an der AfD gut ist, so ist es trotzdem gut, dass es sie gibt. Wenn die Volksparteien übertreiben, dann sorgt der Wähler schon für eine Korrektur. Die AfD hält die Volksparteien auf Kurs.
Und trotzdem wählst du sie nicht. Da müssen sie ja einiges falsch machen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

think twice hat geschrieben:(27 Jul 2017, 14:43)

Liebe Selina, ich glaube, du siehst zu schwarz. Vor 18 Monaten habe ich genauso gedacht wie du, weil die Rechten eben am lautesten schreien. Aber es gibt auch die Anderen, die Hilfsbereiten, die man nur nicht sieht und hört. Sie sind die Mehrheit.
92% der Waehler wählen NICHT die AfD. :)
Ich weiß, liebe think twice. Ich rede ja auch nicht nur von der AfD. Sondern von rechtsradikalem Denken, das weit bis in die bürgerliche Mitte vorgedrungen ist. In diesen von mir erwähnten Umfragen der 90er etwa gab es die AfD noch gar nicht, aber 15 bis 20 Prozent der Befragten gaben jeweils rechtsorientierte bis rechtsradikale Antworten. Heute wird das nur offener und lauter getan. Das hat nicht immer was mit Parteimitgliedschaft zu tun. Das ist ja das Schlimme, wie weit dieses Denken in die Mitte vorgedrungen ist.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

CaptainJack hat geschrieben:(27 Jul 2017, 14:35)

Sogar der konservative "Fels in der Brandung", die CDU, hat linke Schlagseite bekommen!
Was bitte an der CDU ist links? :?:
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Ein Terraner »

Selina hat geschrieben:(27 Jul 2017, 15:59)

Was bitte an der CDU ist links? :?:
Schäuble der alte Sozi. :D
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Pro&Contra hat geschrieben:(27 Jul 2017, 15:16)

Deutschland driftet wieder nach rechts, weil es lange Zeit immer weiter nach links gedriftet ist.
Also in den Jahren unter Kohl und auch in den Jahren unter Schröder habe ich nichts gesehen, aber auch gar nichts, was irgendwo "immer weiter nach links gedriftet ist". Und auch nicht in den Jahren unter Merkel. Eher umgekehrt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Pro&Contra »

Selina hat geschrieben:(27 Jul 2017, 16:04)

Also in den Jahren unter Kohl und auch in den Jahren unter Schröder habe ich nichts gesehen, aber auch gar nichts, was irgendwo "immer weiter nach links gedriftet ist". Und auch nicht in den Jahren unter Merkel. Eher umgekehrt.
Dann mach die Augen auf.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Ein Terraner »

Pro&Contra hat geschrieben:(27 Jul 2017, 16:08)

Dann mach die Augen auf.
Wenn man selber nach rechts driftet kann es optisch schon so wirken als ob das andere nach links driftet. :)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Alexyessin »

Pro&Contra hat geschrieben:(27 Jul 2017, 16:08)

Dann mach die Augen auf.
Deine subjektive Einschätzung ist aber nicht Stand der Dinge. Siehe Pegida oder AfD. Eindeutig ein Rechtsschwenk merkbar.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von frems »

Selina hat geschrieben:(27 Jul 2017, 16:04)

Also in den Jahren unter Kohl und auch in den Jahren unter Schröder habe ich nichts gesehen, aber auch gar nichts, was irgendwo "immer weiter nach links gedriftet ist". Und auch nicht in den Jahren unter Merkel. Eher umgekehrt.
Die AfD-Niemalsnienicht-Wähler vermissen vielleicht diese Zeiten. Zumindest wird ja oft gesagt, dass die Alten und Naiven für Deutschland doch nur die "alte CDU" sei (auch wenn ich nicht wüsste, wann die "alte CDU" so triefend antieuropäisch, -amerikanisch und -semitisch gewesen sein soll)
Mit Kegelbrudermentalität sperrten sich die Koalitionspolitiker lange Zeit gegen einen Paragraphen, der die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe stellen soll. Dabei sind die Überlegungen zur Gesetzesänderung ohnehin nur halbherzig, in allen Fällen droht dem Ehemann als Täter lediglich eine geringe Strafe. Der Krach zwischen CDU-Frauenministerin Rita Süssmuth und FDP-Justizminister Hans Engelhard ist programmiert. [...]

Die Institution der Ehe gerate in Gefahr, orakeln Konservative aller Couleur, wenn die Ehefrau ihren Mann wegen Vergewaltigung vor Gericht zerren könne. Liberale befürchten, der Staat werde sich allzusehr ins Privatleben einmischen.

Nach den vergeblichen Reformversuchen mußten inzwischen aber auch die verknöchertsten Volksvertreter dem immer stärker gewordenen Druck nachgeben - selbst in der christsozialen Union. "Die älteren Herren, die mit anderen Auffassungen aufgewachsen sind, tun sich hart", meint mitfühlend die CSU-Abgeordnete Ursula Männle. "Es läßt sich halt leichter leben, solange ein Verhältnis von Über- und Unterordnung besteht."
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525515.html
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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