Warum driftet Deutschland nach rechts?

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Warum driftet Deutschland nach rechts?

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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

think twice hat geschrieben:(16 Jan 2018, 14:17)

Ich sehe das nicht so schwarz wie du. Zu sarrazins Zeiten war ich auch schwer schockiert und habe es auch nicht vergessen, was da in der Bevölkerung abging. Aber letztendlich sind sie verwöhnte Wohlstandsbuerger und der nächste Urlaub und das nächste auto sind wichtiger als Obergrenze und Residenzpflicht. Deutschland hat Sarrazins überlebt und wird auch die AfD überstehen. :thumbup:
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think twice
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

Selina hat geschrieben:(16 Jan 2018, 14:29)

Deine Worte in Gottes Gehörgang ;)
Klar doch. Wer Kinder von Tennislegenden und Fussballikonen angreift, stellt sich selbst ein Bein. Da verstehen die deutschen keinen Spass. :)
pikant
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

think twice hat geschrieben:(16 Jan 2018, 14:17)

Ich sehe das nicht so schwarz wie du. Zu sarrazins Zeiten war ich auch schwer schockiert und habe es auch nicht vergessen, was da in der Bevölkerung abging. Aber letztendlich sind sie verwöhnte Wohlstandsbuerger und der nächste Urlaub und das nächste auto sind wichtiger als Obergrenze und Residenzpflicht. Deutschland hat Sarrazins überlebt und wird auch die AfD überstehen. :thumbup:
das Problem ist weder Sarrazin, noch AfD, auch nicht CSU mit Obergrenze und Residenzpflicht - Das Problem ist vielmehr, dass diese Ansichten jetzt sogar mehrheitsfaehig werden und im Sondierungsprogramm fuer eine kuenftige Regierung stehen, wo die SPD mit beteiligt ist. Und ja da haut man gleich mit diesen Rueckfuehrungszentren noch einen mehr raus - skandaloes ist es doch, dass solche Ideen jetzt in der Mitte auch bei Sozialdemokraten auf Wohlwollen und Gefallen stossen.

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schokoschendrezki
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Bleibtreu hat geschrieben:(16 Jan 2018, 13:56)

Genau so ist es. AFD, FrontNational & Co sind SprachRohre dessen, was anteilig in der Bevoelkerung laengst vorhanden ist. Diese Buerger sind nicht von heute auf morgen - puff - dazu mutiert. Es wird sich heute eher getraut zu zeigen, was Buerger so alles Bizarres denkt. DAS hat sich geaendert.
Selbst wenn das tatsächlich so ist, und es gewissermaßen (noch!) keinen Nettozugewinn auf der rechten Seite des politischen Spektrums gibt ... die Frage stellt sich natürlich trotzdem, was diese zunehmende Enthemmung bedeutet und vor allem was sie bewirkt. Ich werfe mal nur ein Schlaglicht: Schlagende Verbindungen, Burschenschaften an deutschen Hochschulen. Mehrfach las ich in letzter Zeit, diese wären summa summarum zahlenmäßig zwar zurückgegangen, hätten sich aber besser zusammengeschlossen, reorganisiert, teils auch radikalisiert und stellten somit das ideale Nachwuchsbecken für die - sich ja gleichfalls und sogar in letzter Zeit ziemlich - radikalisierte AfD. Setzte sich dieser Trend fort, würde sich die AfD in eine ähnliche Richtung bewegen wie die Jobbik-Partei in Ungarn, die ebenfalls besonders stark im akademischen Millieu vertreten ist. Ganz allgemein ist durchaus zu befürchten, dass der latent schon seit langem vorhandene Anteil rechts tickender Menschen, indem er sich enttabuisiert im nachfolgenden Schritt über die nachwachsende Generation auch zu einem tatsächlichen Netto-Zuwachs dieser Rechten führen kann.

Der Teil der (angenommenen) Rechtsdrift in Deutschland, der auf rechter wie linker Seite vertreten ist, nennt sich "Globalisierungsangst". Und tritt auf der rechten Seite eher als Nationalismus, Ethnopluralismus, identitäre Bewegung usw. auf. Und auf der linken Seite wahrscheinlich eher als eine Art unreflektierter "Anti-Imperialistischer" oder sich selbst zumindest so sehender Reflex sowie wahrscheinlich auch in Form eines Wiedererstarkens der Gewerkschaften.

Dass sich links gebende (!) politische Bewegungen mitnichten von rechten bis nationalistischen Reflexen verschont sind, ist mir schon lange lange bekannt. In der DDR gab es zu Zeiten des dem Solidarnosc-Aufstand folgenden Ausnahmezustands in Polen (81-83) eine infame Schmutzkampagne von seiten der SED, bei der ganz gezielt traditionelle antipolnische Ressentiments in der deutschen Bevölkerung geschürt und instrumentalisiert wurden.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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think twice
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

pikant hat geschrieben:(16 Jan 2018, 14:40)

das Problem ist weder Sarrazin, noch AfD, auch nicht CSU mit Obergrenze und Residenzpflicht - Das Problem ist vielmehr, dass diese Ansichten jetzt sogar mehrheitsfaehig werden und im Sondierungsprogramm fuer eine kuenftige Regierung stehen, wo die SPD mit beteiligt ist. Und ja da haut man gleich mit diesen Rueckfuehrungszentren noch einen mehr raus - skandaloes ist es doch, dass solche Ideen jetzt in der Mitte auch bei Sozialdemokraten auf Wohlwollen und Gefallen stossen.

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Das ist wohl wahr. Wenn das durchgeht, habe ich die SPD zum letzten Mal gewählt.
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Bleibtreu
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Bleibtreu »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Jan 2018, 14:40)

Selbst wenn das tatsächlich so ist, und es gewissermaßen (noch!) keinen Nettozugewinn auf der rechten Seite des politischen Spektrums gibt ... die Frage stellt sich natürlich trotzdem, was diese zunehmende Enthemmung bedeutet und vor allem was sie bewirkt. Ich werfe mal nur ein Schlaglicht: Schlagende Verbindungen, Burschenschaften an deutschen Hochschulen. Mehrfach las ich in letzter Zeit, diese wären summa summarum zahlenmäßig zwar zurückgegangen, hätten sich aber besser zusammengeschlossen, reorganisiert, teils auch radikalisiert und stellten somit das ideale Nachwuchsbecken für die - sich ja gleichfalls und sogar in letzter Zeit ziemlich - radikalisierte AfD. Setzte sich dieser Trend fort, würde sich die AfD in eine ähnliche Richtung bewegen wie die Jobbik-Partei in Ungarn, die ebenfalls besonders stark im akademischen Millieu vertreten ist. Ganz allgemein ist durchaus zu befürchten, dass der latent schon seit langem vorhandene Anteil rechts tickender Menschen, indem er sich enttabuisiert im nachfolgenden Schritt über die nachwachsende Generation auch zu einem tatsächlichen Netto-Zuwachs dieser Rechten führen kann.

Der Teil der (angenommenen) Rechtsdrift in Deutschland, der auf rechter wie linker Seite vertreten ist, nennt sich "Globalisierungsangst". Und tritt auf der rechten Seite eher als Nationalismus, Ethnopluralismus, identitäre Bewegung usw. auf. Und auf der linken Seite wahrscheinlich eher als eine Art unreflektierter "Anti-Imperialistischer" oder sich selbst zumindest so sehender Reflex sowie wahrscheinlich auch in Form eines Wiedererstarkens der Gewerkschaften.
Natuerlich - die Frage muss sich sogar stellen. Deswegen ist es auch so wichtig vernuenftig darueber zu diskutieren und nicht hysterisch oder ebenfalls unterirdisch populistisch im selben Stil zurueck zu speien und genauso zu agitieren wie die, die einem ein Greul sind. Was es frueher schon gab + sich verstaerkt hat, ist der uebergreifende Zusammenschluss dieser Gruppierungen, Parteien und ihrer Anhaenger. Dein Beispiel mit den Burschenschaften ist ein Symptom dafuer. Die Populisten unterschiedlicher Laender stehen sich gegenseitig staerker bei. Sie sind Laender uebergreifend vernetzt. Und ich stimme mit dir darin ueberein, dass es fuer die Zukunft weniger rosig aussieht, wenn sich diese Gruppierungen laengerfristig etablieren. Verbote + Diffamierungen werden da aber nicht helfen. Damit wird nur das Gegenteil erreicht: Wer bisher moderat war wird sich ebenfalls radikalisieren und natuerlich das zu Erwartende: Jetzt erst Recht! :|

Bei der GlobalisierungsAngst stimme ich dir ebenfalls zu. Angst vor dem ArbeitsplatzVerlust, vor weniger Verdienst, vor weniger sozialer Absicherung [Rente-KV-ALG], vor "Ueberfremdung", vor unerwuenschter Veraenderung.
Dass sich links gebende (!) politische Bewegungen mitnichten von rechten bis nationalistischen Reflexen verschont sind, ist mir schon lange lange bekannt. In der DDR gab es zu Zeiten des dem Solidarnosc-Aufstand folgenden Ausnahmezustands in Polen (81-83) eine infame Schmutzkampagne von seiten der SED, bei der ganz gezielt traditionelle antipolnische Ressentiments in der deutschen Bevölkerung geschürt und instrumentalisiert wurden.
Na klar, der mir nicht weniger unertraegliche LinksPopulist Jean-Luc Mélenchon ist auch nationalistisch und ebenso typisch anti-europaeisch eingestellt. Der nimmt sich nicht viel mit Madame LePen vom FrontNational. :dead: Populisten aller Couleur sind deshalb so bedenklich, weil sie auf komplexe Probleme einfache Antworten geben. Weil sie ein Heil und Loesung versprechen, wo es nicht unbedingt eine Loesung, schon gar nicht eine einfache, gibt. Und wenn, dann schon gar nicht hopp-hopp und kurzfristig. Einige Veraenderungen werden auch bleiben, die Uhr kann nicht mehr zurueck gedreht werden. Die Globalisierung mit all ihren Problemen aber auch Chance ist da und sie wird nicht wieder verschwinden.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

pikant hat geschrieben:(16 Jan 2018, 14:40)

das Problem ist weder Sarrazin, noch AfD, auch nicht CSU mit Obergrenze und Residenzpflicht - Das Problem ist vielmehr, dass diese Ansichten jetzt sogar mehrheitsfaehig werden und im Sondierungsprogramm fuer eine kuenftige Regierung stehen, wo die SPD mit beteiligt ist. Und ja da haut man gleich mit diesen Rueckfuehrungszentren noch einen mehr raus - skandaloes ist es doch, dass solche Ideen jetzt in der Mitte auch bei Sozialdemokraten auf Wohlwollen und Gefallen stossen.

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Danke AfD. Dafür habe ich euch gewählt.
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Kael
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Kael »

Letztlich gibt es keine Enthemmung. Überall wo ich bisher war spiegelte die von der Politik propagierte Meinung sich nirgends wieder.

Eher ist es so das die Parteien eher links sein wollen - die Bevölkerung hingegen klar 'Mitte' ist. Mittlerweile wird die Mitte nur als Rechts versucht zu diffamieren - weswegen die Leute anfangen Rechts zu wählen weil die Politik nicht mehr MItte-Rechts ist.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

Bleibtreu hat geschrieben:(16 Jan 2018, 13:56)

Genau so ist es. AFD, FrontNational & Co sind SprachRohre dessen, was anteilig in der Bevoelkerung laengst vorhanden ist. Diese Buerger sind nicht von heute auf morgen - puff - dazu mutiert. Es wird sich heute eher getraut zu zeigen, was Buerger so alles Bizarres denkt. DAS hat sich geaendert.
Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten Flüchtlingen geholfen. Deutschland ist schon lange ein Einwanderungsland. Darüber hat sich kaum jemand beschwert. Aber wer sich jetzt wundert, dass es Menschen gibt, die gegen diese miese Flüchtlingspolitik aufbegehren, der hat meines Erachtens keinen Realitätssinn.

Der Bogen wurde klar überspannt. Sonst würde es diese Entwicklung nicht geben.
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think twice
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

Polibu hat geschrieben:(16 Jan 2018, 15:30)

Danke AfD. Dafür habe ich euch gewählt.
Dass die Obergrenze nur eine Beruhigungspille, ein Placebo ist, um die abtrünnigen Schäfchen wieder einzufangen, kriegt ihr natürlich nicht mit. :D
Polibu

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

think twice hat geschrieben:(16 Jan 2018, 15:48)

Dass die Obergrenze nur eine Beruhigungspille, ein Placebo ist, um die abtrünnigen Schäfchen wieder einzufangen, kriegt ihr natürlich nicht mit. :D
Von dieser hirnrissigen Obergrenze habe ich nicht gesprochen. Es gibt keine Obergrenze. Das habe ich bereits schon öfter in diesem Forum angemerkt.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Dieses Gleichsetzen von Links und Rechts ist auch so eine Sache. In meinem Leben und Denken gibt es keinen Nationalismus, in keiner Form. Es gibt kein Gegeneinander-Ausspielen verschiedener Nationen und Religionen. Keine Erklärungsmuster, wonach es Leute mit "besseren" und "schlechteren" Anlagen gebe, keinen "afrikanischen Ausbreitungstyp" und keine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" und keine "dämliche Erinnerungskultur". Es gibt auch keine Internierungslager für Flüchtlinge und keine "unkontrollierten Einwanderungswellen". Es gibt nur Menschen. Und so sehen das auch die links denkenden und fühlenden Leute um mich rum.
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think twice
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

Selina hat geschrieben:(16 Jan 2018, 18:55)

Dieses Gleichsetzen von Links und Rechts ist auch so eine Sache. In meinem Leben und Denken gibt es keinen Nationalismus, in keiner Form. Es gibt kein Gegeneinander-Ausspielen verschiedener Nationen und Religionen. Keine Erklärungsmuster, wonach es Leute mit "besseren" und "schlechteren" Anlagen gebe, keinen "afrikanischen Ausbreitungstyp" und keine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" und keine "dämliche Erinnerungskultur". Es gibt auch keine Internierungslager für Flüchtlinge und keine "unkontrollierten Einwanderungswellen". Es gibt nur Menschen. Und so sehen das auch die links denkenden und fühlenden Leute um mich rum.
:thumbup: Obwohl, ich kenne auch stramme Merkel-Fans, die für derartigen Schwachsinn nichts über haben.
Skeptiker

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Skeptiker »

think twice hat geschrieben:(16 Jan 2018, 07:12)

In den 80ern und 90ern hätte es auch niemand für möglich gehalten, dass 70 Jahre nach dem Supergau wieder Rechtsradikale, Rassisten und Antisemiten im Deutschen Bundestag sitzen werden und zur Jagd blasen.
Mehr Redefreiheit, Offenheit und Toleranz geht nun wirklich nicht. Was willst du denn noch?
Das die AfD im Bundestag sitzt hat absolut garnichts mit Redefreiheit zu tun. Meinungs- und Redefreiheit gibt es dann, wenn es nicht nur legal, sondern auch gesellschaftlich akzeptiert ist, seine Meinung ohne Angst vor negativen Auswirkungen sagen zu können. Dazu gibt es massive Defizite, die dann natürlich von genau denen genutzt werden, die Du hier am meisten verabscheust.

Du kennst ja sicher diesen Fall: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... en932.html

Ich habe mir den Typen angeschaut und, ja, der dürfte stramm rechts sein. Bin ich aber an der Stelle übersensibel wenn mir mein Rechtsempfinden sagt, dass es nicht sein kann, dass man für seine Mitgliedschaft in einer Partei kontinuierliches Opfer linker Gewalt, und in der Folge potentiell obdachlos und zum Betrüger wird?

Immer mal die gedankliche Gegenprobe machen um den Fall zu bewerten (Mitglied der Partei die Linke wird regelmäßig (!!) Opfer rechter Gewalt und ist arglistiger Täuscher weil er seinem Vermieter die gegen ihn verübten Anschläge nicht anzeigt).

Nö, ich denke wir haben bei Meinungsfreiheit noch einiges zu lernen; In Richtung Freiheit, nicht in Richtung Einschränkung.
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Progressiver
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Progressiver »

Senexx hat geschrieben:(16 Jan 2018, 07:30)

Gut, dass Sie auf die 70er zu sprechen kommen.

1973 gab es einen Anwebestop für Ausländer. Damals hätte sich niemand vorstellen können, dass aus gerade mal 500000 Türken 3 Millionen werden. Oder dass 2015 auf einen Schlag 1,5 Millionen vorwiegend Muslime unter dem Vorwand, humanitäre Hilfe zu leisten, ins Land geholt würden. Dass zusätzlich zweistellige Euro- nicht DM-Beträge pro Jahr dem Steuerzahler enteignet und für Immigranten verwendet würden. Gleichzeitig verrottet unsere Infrastruktur, die Basis unseres Wohlstands, und versinken große Teile der Bevölkerung in Altersarmut.

Dass der Widerstand wächst ist nur zu verständlich. Den Multiklturalisten in allen Systemparteien ist es zu verdanken, dass wir nie mehr ein innerlich relativ befriedetes und wohlhabendes Land sein werden.
Zwar verrottet tatsächlich die Infrastruktur und versinken große Teile der Bevölkerung in Altersarmut. Den Rest des Postings sehe ich jedoch anders:

1. leben wir in Zeiten der Panama Papers und Paradise Papers. Wer, glaubst du, trägt folglich die Hauptschuld, dass es an Steuergeld fehlt, diese von dir beschriebenen Misstände zu beseitigen?

2. sind die uns regierenden Eliten mitnichten linksextrem oder linksliberal, sondern durch und durch von der neoliberalen Austeritätsidee besessen. Die machen genau das, was die Großkonzerne von ihnen haben wollen. Für die einfachen Menschen bleibt dabei oft nur der Sparhammer übrig. Wenn es also jemand schaffen muss, diesen Misstand zu beheben, dann ein deutscher Jeremy Corbyn und eine starke linke Partei. Die ist aber -leider- weder bei der sich selbst zerstörenden SPD zu finden noch bei der zerstrittenen LINKEN. Die AfD dagegen will beispielsweise die Arbeitslosenversicherung privatisieren. Oder übersetzt für die Betroffenen: "Rette sich, wer kann! Jeder ist sich selbst der nächste!"

3., weil hier immer die "Flüchtlingsproblematik" angesprochen wird: Solch ein Thema ist bestenfalls ein Symptom einer tiefer gehenden Angst vor sozialer Unsicherheit und sozialem Abstieg. Ich finde, wir sollten aber die Ursachen bekämpfen, dass die oberen 10.000 ihre Millionen viel zu oft in Steuerparadiese schaffen. Ebenso ist es nicht ersichtlich, wieso die legalen Steuern für solche Leute jetzt auch noch gesenkt werden sollen. Genau das ist es nämlich, das die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter öffnen wird. Wenn dagegen plötzlich alle Flüchtlinge weg wären, würden die neoliberale Kanzlerin bestenfalls Steuern senken, aber nicht in Sozialwohnungen investieren!

4. möchte ich noch hinzufügen: man darf bei all der Hetze nicht vergessen, dass es nicht nur um "Rechts gegen Links" geht, sondern auch um die Frage, ob wir in einer demokratischen und offenen Gesellschaft leben wollen oder aber in einer geschlossenen. Insofern bedeutet ein Rechtsruck eine Abkehr von der demokratischen und offenen Gesellschaft hin zu einem reaktionären Führerstaat, wie es Putin schon in seinem Land vormacht. Oder Erdogan mit seiner Türkei. Es ist auch diese antiaufklärerische Haltung, die bekämpft werden muss, denn sonst sind wir wieder bei Pogromen und/oder irrationalen Hexenjagden.

5. möchte ich unabhängig davon noch zu bedenken geben: Bei dem ganzen Rechts- oder Linksruckgerede wird oftmals der Faktor Zeit außen vor gelassen. Das politische Pendel schwingt nicht einfach mal nach links oder rechts, sondern es bewegt sich auch in der Zeit. Natürlich sehe auch ich einen Rechtsruck in der öffentlichen Debatte. Wenn aber beispielsweise die "Ehe für alle" eingeführt wurde, dann ist das keine kommunistische Machtübernahme, sondern eine Entwicklung hin zu einer Modernisierung. Und natürlich gibt es im politischen Raum auch die Koordinaten vorne (progressiv-linksliberal) und hinten (reaktionär). Am ehesten würde ich die "Ehe für alle" mit einer liberalen Anpassung an die Zeit bezeichnen. Mitnichten handelt es sich aber um einen Sieg der wiederauferstandenen KPD, sondern eben um eine Liberalisierung.

Der politische Raum ist also nicht eindimensional auf links und rechts beschränkt, sondern hat mehrere Raumdimensionen und eine der Zeit.

Die derzeitige "Regierungs"-Politik ist außerdem im Großen und Ganzen den echten Linken in puncto sozialen Fragen wegen ihrem neoliberalen Austeritätskurs genau so ein Dorn im Auge wie den rechten Reaktionären. Letztere wollen aber nur Angst schüren und an den Symptomen herumdoktern, bieten aber keine Lösungen. Wenn aber die beschriebenen Themenfelder Altersarmut und Verfall der Infrasruktur gelöst werden müssen, dann kommt man nicht umhin, für Steuergerechtigkeit zu sorgen und in Menschen bzw. Schulen zu investieren anstatt zuzusehen, wie das Geld in irgendwelchen legalen oder illegalen Steuerschlupflöchern verschwindet.
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
Phoenix
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Phoenix »

Weil die linke Politik nicht mehr zu finanzieren ist. Volksveräter aus den eigenen Reihen nennt man Matin Schultz schon, das sollte zu denken geben.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Kritikaster »

Phoenix hat geschrieben:(16 Jan 2018, 23:28)

Weil die linke Politik nicht mehr zu finanzieren ist. Volksveräter aus den eigenen Reihen nennt man Matin Schultz schon, das sollte zu denken geben.
Echt jetzt? Die Rechtsknaller dieser Republik betrachten Prof. Dr. Martin Schultz als einen der ihren? :?:

Wäre er das, was ich erst mal nicht glaube, träfe die Bezeichnung zu.
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von JJazzGold »

Bleibtreu hat geschrieben:(16 Jan 2018, 13:56)

Genau so ist es. AFD, FrontNational & Co sind SprachRohre dessen, was anteilig in der Bevoelkerung laengst vorhanden ist. Diese Buerger sind nicht von heute auf morgen - puff - dazu mutiert. Es wird sich heute eher getraut zu zeigen, was Buerger so alles Bizarres denkt. DAS hat sich geaendert.
Was ich mich regelmäßig frage ist, wer oder was die Grundlage für dieses bizarre bis perverse Denken gelegt hat und legt.
“Die Gesellschaft“, in Deutschland wohl die Standardausrede No 1 für persönliches Fehlverhalten, kann es nicht sein. Am sozialen Status lässt es sich auch nicht festmachen und ich kann mir schlecht vorstellen, dass die Keimzelle dieses Denkens, wenn denn Denken überhaupt einen Platz in diesem Verhalten hat, solcher Verhaltensweise, generell im Elternhaus gelegt wurde.

Was ist es, was diese Menschen ins Extreme treibt, die in gesichertem Wohlstand leben und doch neiden bis in den Exzess des rechtsaussen Rands?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von JJazzGold »

Kael hat geschrieben:(16 Jan 2018, 15:32)

Letztlich gibt es keine Enthemmung. Überall wo ich bisher war spiegelte die von der Politik propagierte Meinung sich nirgends wieder.

Eher ist es so das die Parteien eher links sein wollen - die Bevölkerung hingegen klar 'Mitte' ist. Mittlerweile wird die Mitte nur als Rechts versucht zu diffamieren - weswegen die Leute anfangen Rechts zu wählen weil die Politik nicht mehr MItte-Rechts ist.
Das ist Unsinn, niemand diffamiert “die Mitte“ als rechts, die Bevölkerungsmitte ist nach wie vor ein Konglomerat aus gemäßigt links-liberal-konservativ und wählt entsprechend.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(16 Jan 2018, 18:55)

Dieses Gleichsetzen von Links und Rechts ist auch so eine Sache. In meinem Leben und Denken gibt es keinen Nationalismus, in keiner Form. Es gibt kein Gegeneinander-Ausspielen verschiedener Nationen und Religionen. Keine Erklärungsmuster, wonach es Leute mit "besseren" und "schlechteren" Anlagen gebe, keinen "afrikanischen Ausbreitungstyp" und keine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" und keine "dämliche Erinnerungskultur". Es gibt auch keine Internierungslager für Flüchtlinge und keine "unkontrollierten Einwanderungswellen". Es gibt nur Menschen. Und so sehen das auch die links denkenden und fühlenden Leute um mich rum.
Dann muss man das Problem eben so fokussieren, dass es eine Art fataler "Scheinlinksheit" gab/gibt. In meinem Leben, als ich noch jung und naiv war, gabs einen Studentenkommilitonen, der im M/L-Seminar auf die Frage, warum er da eine Bananenschale auf der Bank liegenlasse, antwortete, irgendeiner der nachfolgenden afrikanischen Studenten werde sie schon aufessen. Und ich dachte mir so. Oh Mann. Der wird jetzt aber Ärger bekommen. Die FDJ-Sekräterin, gleichzeitig stramme SED-Genossin hatte das auch gehört. Bekam er aber nicht! Absolut nicht! Stattdessen erklärte uns ebenjene FDJ-Sekräterin, dass man unter anderem deshalb die Grenze zu Polen dichtmachen müsse, damit die "Polacken" nicht unsere subventionierten Kinderklamotten wegkaufen. So. Damit war diese Illusion einer automatischen Verwachsenheit von "links" und "Völkerfreundschaft" erstmal erledigt. Und diese berüchtigte Chemnitzer "Fremdarbeiter"-Rede von LaFontaine zirka zehn Jahre später hat vielleicht so manchen verwundert und erschrocken. Mich nicht!
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dampflok94 »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Jan 2018, 21:07)

... Meinungs- und Redefreiheit gibt es dann, wenn es nicht nur legal, sondern auch gesellschaftlich akzeptiert ist, seine Meinung ohne Angst vor negativen Auswirkungen sagen zu können. ...
Was für ein Nonsens. Meinungen dürfen bekämpft und geächtet werden. Auch das ist Meinungsfreiheit.

Dazu nur ein Beispiel. Bei den Grünen gab es vor 30 Jahren ein paar Gestalten, die Pädophälie aus der Verbotszone holen wollten. Sprich Sex mit Kindern zulassen wollten. Das wird der Partei noch heute von einigen vorgehalten. Obwohl die Forderung an sich fraglos durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist. Wer Dinge fordert, die gesellschaftlich keinerlei Akzeptanz haben, muß damit rechnen zum Außenseiter zu werden.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dampflok94 hat geschrieben:(17 Jan 2018, 09:38)

Was für ein Nonsens. Meinungen dürfen bekämpft und geächtet werden. Auch das ist Meinungsfreiheit.

Dazu nur ein Beispiel. Bei den Grünen gab es vor 30 Jahren ein paar Gestalten, die Pädophälie aus der Verbotszone holen wollten. Sprich Sex mit Kindern zulassen wollten. Das wird der Partei noch heute von einigen vorgehalten. Obwohl die Forderung an sich fraglos durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist. Wer Dinge fordert, die gesellschaftlich keinerlei Akzeptanz haben, muß damit rechnen zum Außenseiter zu werden.
Nein! Die "Forderung" ist weder durch Meinungsfreiheit noch durch sonstwas gedeckt. Weil sie nach Paragraph 176 des SGB ("Sexueller Missbrauch von Kindern") gesetzlich verboten ist. Die Gesetze markieren die Grenzen der Meinungsfreiheit. Und das ist wunderbar klar und transparent. Abgesehen vom Rahmen der Gesetze und Ordnungsregelungen (wie StVO) hat es absolut keine Einschränkungen zu geben. Schon gar keine, die auf irgendwelche idiotischen "leitkulturellen" Vorgaben hinauslaufen. Wenns mir einfällt, mich zum Islam zu bekennen, dann tue ich das auch. Und wehe, jemand hindert mich daran! Und auch wenns mir einfällt, in der S-Bahn grundsätzlich Kopfzustehen, werde ich das tun! Und genau deshalb ist auf den Rahmen und die Einhaltung der Gesetze um so mehr zu bestehen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dampflok94 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jan 2018, 09:57)

Nein! Die "Forderung" ist weder durch Meinungsfreiheit noch durch sonstwas gedeckt. Weil sie nach Paragraph 176 des SGB ("Sexueller Missbrauch von Kindern") gesetzlich verboten ist. Die Gesetze markieren die Grenzen der Meinungsfreiheit.
Doch! Sie haben eine Änderung der Gesetze gefordert. Und das ist selbstredend erlaubt. Natürlich hat jeder das Recht die ersatzlose Streichung des § 176 StGB zu fordern und aller weiteren Gesetze, die dem entgegenstehen. Erinnere dich, es gab damals eine Diskussion um die Abtreibung, als man die Streichung des § 218 forderte. Um damit die Abtreibung zu legalisieren. Natürlich war das völlig legal.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Bleibtreu »

JJazzGold hat geschrieben:(17 Jan 2018, 08:38)

Was ich mich regelmäßig frage ist, wer oder was die Grundlage für dieses bizarre bis perverse Denken gelegt hat und legt.
“Die Gesellschaft“, in Deutschland wohl die Standardausrede No 1 für persönliches Fehlverhalten, kann es nicht sein. Am sozialen Status lässt es sich auch nicht festmachen und ich kann mir schlecht vorstellen, dass die Keimzelle dieses Denkens, wenn denn Denken überhaupt einen Platz in diesem Verhalten hat, solcher Verhaltensweise, generell im Elternhaus gelegt wurde.

Was ist es, was diese Menschen ins Extreme treibt, die in gesichertem Wohlstand leben und doch neiden bis in den Exzess des rechtsaussen Rands?
Darauf gibt es mE keine einfache Antwort und auch keine einfache Loesung - wie immer. Ich glaube auch nicht, dass es unbedingt Neid oder vorrangig Rassismus ist; auch wenn das bei Einigen reinspielen mag. Das ist zu platt. Es ist [Verlust]Angst des eigenen Status, ZukunftsAngst - die gibt es auch bei denen, die nicht so schlecht gestellt sind: [...] Angst vor dem ArbeitsplatzVerlust, vor weniger Verdienst, vor weniger sozialer Absicherung [Rente-KV-ALG], vor "Ueberfremdung", vor unerwuenschter Veraenderung. [...] Wut/Frustration ueber die Politik und die Medien[Berichterstattung]. Das Gefuehl des Ausgeliefert seins. Das Gefuehl nicht gehoert und ernst genommen zu werden. Das Gefuehl manipuliert zu werden. Die FluechtlingsWelle hat das alles noch gesteigert. Und es ist ja nicht so, als haette diese keine Probleme mit sich gebracht und tatsaechlich verschaerft, als wuerde mit der Integration alles rund laufen. Dann die Europa weiten TerrorAnschlaege. Die Probleme, die der konservative Islam + patriarchalische Denke mit sich bringen. Fuer Frauen, fuer Homos, fuer Juden. Da spielt soviel rein...
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Kael
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Kael »

JJazzGold hat geschrieben:(17 Jan 2018, 08:49)

Das ist Unsinn, niemand diffamiert “die Mitte“ als rechts, die Bevölkerungsmitte ist nach wie vor ein Konglomerat aus gemäßigt links-liberal-konservativ und wählt entsprechend.
Wenn dem so wäre, würde die AfD nicht überall gute Wahlergebnisse erzielen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Alexyessin »

Kael hat geschrieben:(17 Jan 2018, 13:57)

Wenn dem so wäre, würde die AfD nicht überall gute Wahlergebnisse erzielen.
Ostsachsen ist nicht überall.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Psychologisieren bringt in diesem Fall niemanden weiter. Faschismus ist nun mal systemimmanent. Und auch, wenn es heute noch keinen voll ausgeprägten neuen Faschismus in Europa gibt, sind bestimmte Kräfte auf dem besten Weg dahin.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

JJazzGold hat geschrieben:(17 Jan 2018, 08:38)

Was ich mich regelmäßig frage ist, wer oder was die Grundlage für dieses bizarre bis perverse Denken gelegt hat und legt.
“Die Gesellschaft“, in Deutschland wohl die Standardausrede No 1 für persönliches Fehlverhalten, kann es nicht sein. Am sozialen Status lässt es sich auch nicht festmachen und ich kann mir schlecht vorstellen, dass die Keimzelle dieses Denkens, wenn denn Denken überhaupt einen Platz in diesem Verhalten hat, solcher Verhaltensweise, generell im Elternhaus gelegt wurde.

Was ist es, was diese Menschen ins Extreme treibt, die in gesichertem Wohlstand leben und doch neiden bis in den Exzess des rechtsaussen Rands?
Was für ein Fehlverhalten? Es ist doch kein Fehlverhalten, wenn man die ausgeartete Flüchtlingspolitik nicht unterstützt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

Bleibtreu hat geschrieben:(17 Jan 2018, 12:48)

Darauf gibt es mE keine einfache Antwort und auch keine einfache Loesung - wie immer. Ich glaube auch nicht, dass es unbedingt Neid oder vorrangig Rassismus ist; auch wenn das bei Einigen reinspielen mag. Das ist zu platt. Es ist [Verlust]Angst des eigenen Status, ZukunftsAngst - die gibt es auch bei denen, die nicht so schlecht gestellt sind: [...] Angst vor dem ArbeitsplatzVerlust, vor weniger Verdienst, vor weniger sozialer Absicherung [Rente-KV-ALG], vor "Ueberfremdung", vor unerwuenschter Veraenderung. [...] Wut/Frustration ueber die Politik und die Medien[Berichterstattung]. Das Gefuehl des Ausgeliefert seins. Das Gefuehl nicht gehoert und ernst genommen zu werden. Das Gefuehl manipuliert zu werden. Die FluechtlingsWelle hat das alles noch gesteigert. Und es ist ja nicht so, als haette diese keine Probleme mit sich gebracht und tatsaechlich verschaerft, als wuerde mit der Integration alles rund laufen. Dann die Europa weiten TerrorAnschlaege. Die Probleme, die der konservative Islam + patriarchalische Denke mit sich bringen. Fuer Frauen, fuer Homos, fuer Juden. Da spielt soviel rein...
Ich habe keine Angst. Vor dem sozialen Abstieg schon mal gar nicht. Die Flüchtlings sind keine Gefahr für einen halbwegs gebildeten Arbeitnehmer.

Ich habe jahrzehntelang die Asylpolitik Deutschlands mitgetragen und für gut befunden. Ich werde mich wohl kaum zum Ausländerfeind gewandelt haben. :) . Ich fand es immer wichtig Menschen in Not zu helfen.

Aber was seit 2015 abgeht trage ich nicht mit. Auf keinen Fall. Das ist ein Durcheinander und Chaos sondergleichen. Jeder kann machen wozu er lustig ist. Ausweis egal, Alter egal, Flüchtling oder Schmarotzer egal, Straftaten auch oft egal, Terrorist oder nicht egal. Ist dieses Land eigentlich völlig bekloppt geworden? Deutschland hat die Kontrolle aus der Hand gegeben beim Thema Asyl.

Gelten Regeln nicht mehr? Unter diesen Umständen will ich keinen einzigen Flüchtling in Deutschland haben. Entweder wird der gesunde Menschenverstand benutzt, wenn man Menschen helfen will oder mit meiner Unterstützung ist nicht zu rechnen.

In Israel werden die Flüchtlinge im übrigen einfach rausgeworfen, wenn sie nicht freiwillig gehen. Hat das für dich auch etwas mit Front National etc. zu tun? Findest du das auch Bizarr?
Zuletzt geändert von Polibu am Mi 17. Jan 2018, 19:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Zunder »

Selina hat geschrieben:(17 Jan 2018, 18:11)
Faschismus ist nun mal systemimmanent.
War das mal Kalenderspruch des Tages bei einer FDJ-Schulung?

Die einen quatschen von Systemparteien, die anderen von Systemimmanenz.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

JJazzGold hat geschrieben:(17 Jan 2018, 08:49)

Das ist Unsinn, niemand diffamiert “die Mitte“ als rechts, die Bevölkerungsmitte ist nach wie vor ein Konglomerat aus gemäßigt links-liberal-konservativ und wählt entsprechend.
Natürlich macht ihr das. Alle Nase lang.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

Polibu hat geschrieben:(17 Jan 2018, 19:03)

Unter diesen Umständen will ich keinen einzigen Flüchtling in Deutschland haben.
Dich fragt aber keiner und du hast auch nichts zu entscheiden.
Im Namen von vielen, tausenden Flüchtlingen, die nichts Anderes wollen, als in Sicherheit und Frieden zu leben, sich Mühe geben und dankbar sind, für die Deutschland und tausende hilfsbereiter Menschen Hoffnung und Rettung sind, sage ich:
Es ist auch gut so, dass IHR nichts zu melden habt!
Polibu

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

think twice hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:09)

Dich fragt aber keiner und du hast auch nichts zu entscheiden.
Im Namen von vielen, tausenden Flüchtlingen, die nichts Anderes wollen, als in Sicherheit und Frieden zu leben, sich Mühe geben und dankbar sind, für die Deutschland und tausende hilfsbereiter Menschen Hoffnung und Rettung sind, sage ich:
Es ist auch gut so, dass IHR nichts zu melden habt!
Selbstverständlich fragt mich jemand. Oder was sonst sind Wahlen? Und wie man sieht haben die Wahlen ja auch etwas gebracht. Zwar noch lange nicht ausreichend, aber es geht in die richtige Richtung.

Und in welchen Namen du irgendwas brabbelst interessiert mich nicht.

Gegen viele Tausend Flüchtlinge hätte ich auch gar nichts einzuwenden. Gegen unkontrollierte Einwanderung von Millionen dagegen habe ich sehr wohl etwas. Die vielen Tausend Flüchtlinge können ja in Deutschland bleiben. Die anderen raus. :)
Zuletzt geändert von Polibu am Mi 17. Jan 2018, 20:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von sünnerklaas »

think twice hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:09)

Dich fragt aber keiner und du hast auch nichts zu entscheiden.
Im Namen von vielen, tausenden Flüchtlingen, die nichts Anderes wollen, als in Sicherheit und Frieden zu leben, sich Mühe geben und dankbar sind, für die Deutschland und tausende hilfsbereiter Menschen Hoffnung und Rettung sind, sage ich:
Es ist auch gut so, dass IHR nichts zu melden habt!
Gab ja am Wahlabend nur verhaltenen Jubel bei der AfD - und viee lange Gesichter.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

sünnerklaas hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:19)

Gab ja am Wahlabend nur verhaltenen Jubel bei der AfD - und viee lange Gesichter.
Ich weiss nicht was du dir da am Wahlabend angeschaut hast, aber mit den Bundestagswahlen scheint das nichts zu tun gehabt zu haben. Die AfD hat ein sehr gutes Ergebnis eingefahren. Und genauso wurde es auch von der AfD gesehen. Lange Gesichter gab es keine. Warum auch?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von sünnerklaas »

Polibu hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:22)

Ich weiss nicht was du dir da am Wahlabend angeschaut hast, aber mit den Bundestagswahlen scheint das nichts zu tun gehabt zu haben. Die AfD hat ein sehr gutes Ergebnis eingefahren. Und genauso wurde es auch von der AfD gesehen. Lange Gesichter gab es keine. Warum auch?
Die AfDler, die ich aus dem RL kenne, waren durchweg enttäuscht. Sie hatten mit 20% und mehr gerechnet.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

Polibu hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:15)

Selbstverständlich fragt mich jemand. Oder was sonst sind Wahlen? Und wie man sieht haben die Wahlen ja auch etwas gebracht. Zwar noch lange nicht ausreichend, aber es geht in die richtige Richtung.

Und in welchen Namen du irgendwas brabbelst interessiert mich nicht.

Gegen viele Tausend Flüchtlinge hätte ich auch gar nichts einzuwenden. Gegen unkontrollierte Einwanderung von Millionen dagegen habe ich sehr wohl etwas. Die vielen Tausend Flüchtlinge können ja in Deutschland bleiben. Die anderen raus. :)
Was haben die Wahlen denn gebracht? Dass 85% der Deutschen entsetzt sind, dass es genug Rechtsradikale gibt, die eine rechtsradikale Partei in den Bundestag katapultiert haben? Das ist ja auch beschämend.
Glaubst du ernsthaft, irgendjemand wird sich jemals mit der AfD zusammentun? Glaubst du, die Partei schafft es in die Regierung? Niemals! Eher koalieren Linke und CSU. ;) Niemals wird die AfD in den Genuss kommen, ihre menschenverachtenden Vorstellungen umzusetzen. Da könnt ihr warten, bis ihr schwarz werdet.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

sünnerklaas hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:32)

Die AfDler, die ich aus dem RL kenne, waren durchweg enttäuscht. Sie hatten mit 20% und mehr gerechnet.
Du kennst AfDler? :?
Polibu

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Polibu »

think twice hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:42)

Was haben die Wahlen denn gebracht? Dass 85% der Deutschen entsetzt sind, dass es genug Rechtsradikale gibt, die eine rechtsradikale Partei es in den Bundestag geschafft hat. Das ist ja auch beschämend.
Glaubst du ernsthaft, irgendjemand wird sich jemals mit der AfD zusammentun? Glaubst du, die Partei schafft es in die Regierung? Niemals! Eher koalieren Linke und CSU. ;) Niemals wird die AfD in den Genuss kommen, ihre menschenverachtenden Vorstellungen umzusetzen. Da könnt ihr warten, bis ihr schwarz werdet.
Wie kommst du darauf, dass 85% entsetzt sind? Jetzt mal abgesehen davon, dass es um 87% geht. Nur weil 87% eine andere Partei gewählt haben? Komische Argumentation.

Ob sich jemand mit der AfD zusammentut spielt keine Rolle. Ist völlig unerheblich. Wichtig ist, dass erkannt wird, dass man die Wähler zur AfD treibt, wenn man weiterhin auf einen Großteil der Wähler pfeift. Viele haben halt noch aus Gewohnheit oder anderen Gründen nicht die AfD gewählt. So manch einer dachte sich vielleicht "Das wird schon werden"

Aber je deutlicher es wird, dass es eben nicht wird, desto mehr wählen auch die AfD. Das Potenzial ist da. Und um dem entgegenzusteuern muss die Regierung darauf eingehen. Ohne die AfD würde die Sondierungsergebnisse nicht aussehen wie sie aussehen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

Polibu hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:47)

Wie kommst du darauf, dass 85% entsetzt sind? Jetzt mal abgesehen davon, dass es um 87% geht. Nur weil 87% eine andere Partei gewählt haben? Komische Argumentation.

Ob sich jemand mit der AfD zusammentut spielt keine Rolle. Ist völlig unerheblich. Wichtig ist, dass erkannt wird, dass man die Wähler zur AfD treibt, wenn man weiterhin auf einen Großteil der Wähler pfeift. Viele haben halt noch aus Gewohnheit oder anderen Gründen nicht die AfD gewählt. So manch einer dachte sich vielleicht "Das wird schon werden"

Aber je deutlicher es wird, dass es eben nicht wird, desto mehr wählen auch die AfD. Das Potenzial ist da. Und um dem entgegenzusteuern muss die Regierung darauf eingehen. Ohne die AfD würde die Sondierungsergebnisse nicht aussehen wie sie aussehen.
Ich glaube nicht, dass mehr Potential als 15% Rechtsradikale da ist. Sie sind der harte Kern von mal 24% AfD-Waehlern, bevor die Partei sich selbst ins Knie geschossen hat mit ihren Rassisten und Antisemiten. Die Anderen haben sich mit Grausen abgewendet. Aber glaubt ruhig weiter, dass sich irgendjemand von euch erpressen lässt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von sünnerklaas »

think twice hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:44)

Du kennst AfDler? :?
Ja, stell Dir das mal vor. Und ich rede sogar mit denen. Und ich kenne die Herren und die eine Dame schon sehr lange und habe ihre Entwicklung direkt miterlebt.
Drei davon haben etwas gemeinsam: sie sind zwar beruflich erfolgreich, privat aber gab's den ganz großen Trümmerhaufen. Der vierte ist ein Hinterwäldler, der an der FH in der Nachbarstadt studiert hat und sein Dorf nie wirklich verlassen hat.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von think twice »

sünnerklaas hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:55)

Ja, stell Dir das mal vor. Und ich rede sogar mit denen. Und ich kenne die Herren und die eine Dame schon sehr lange und habe ihre Entwicklung direkt miterlebt.
Drei davon haben etwas gemeinsam: sie sind zwar beruflich erfolgreich, privat aber gab's den ganz großen Trümmerhaufen. Der vierte ist ein Hinterwäldler, der an der FH in der Nachbarstadt studiert hat und sein Dorf nie wirklich verlassen hat.
Können das Rechtfertigungen sein, Rassisten zu wählen?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von sünnerklaas »

think twice hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:59)

Können das Rechtfertigungen sein, Rassisten zu wählen?

Die werden aus nackter Wut gewählt. Und diese Wut geht manchmal hart bis ans selbstverletzende Verhalten.
Und die Gründe liegen eigentlich meist im persönlichen Bereich, es geht ums persönliche Scheitern: Scheidungsfolgen, gescheiterte Selbständigkeiten, berufliche Perspektivlosigkeit, weil man keinen Schulabschluss und nüscht gelernt hat.
Skeptiker

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Skeptiker »

Bleibtreu hat geschrieben:(17 Jan 2018, 12:48)
Darauf gibt es mE keine einfache Antwort und auch keine einfache Loesung - wie immer. Ich glaube auch nicht, dass es unbedingt Neid oder vorrangig Rassismus ist; auch wenn das bei Einigen reinspielen mag. Das ist zu platt.
Zustimmung. Ja, bei manchen ist es Rassismus, aber das ist nicht die eigentliche Antrieb.
Bleibtreu hat geschrieben: Es ist [Verlust]Angst des eigenen Status, ZukunftsAngst - die gibt es auch bei denen, die nicht so schlecht gestellt sind: [...] Angst vor dem ArbeitsplatzVerlust, vor weniger Verdienst, vor weniger sozialer Absicherung [Rente-KV-ALG]
Das ist es mE allenfalls beiläufig.
Bleibtreu hat geschrieben:Wut/Frustration ueber die Politik und die Medien[Berichterstattung]. Das Gefuehl des Ausgeliefert seins. Das Gefuehl nicht gehoert und ernst genommen zu werden. Das Gefuehl manipuliert zu werden. Die FluechtlingsWelle hat das alles noch gesteigert. Und es ist ja nicht so, als haette diese keine Probleme mit sich gebracht und tatsaechlich verschaerft, als wuerde mit der Integration alles rund laufen. Dann die Europa weiten TerrorAnschlaege. Die Probleme, die der konservative Islam + patriarchalische Denke mit sich bringen. Fuer Frauen, fuer Homos, fuer Juden. Da spielt soviel rein...
Das ist mE ziemlich sicher der Kern des Problems. Ich kann da in der Beziehung Polibu in seiner Antwort auf Deinen Post voll unterstützen. Auch ich als Akademiker mit Akademikerumfeld höre tagtäglich Geschimpfe über die Zustände, über die Berichterstattung, und das keine sachliche Debatte erlaubt wird (mittlerweile etwas besser, aber Ende 2015 hatte das für viele bedrohliche Züge).

Das dramatische dabei ist, dass man sich dabei selber ins Knie schiesst, denn die AfD brauchte eigentlich nur sachlich die zu erwartenden Probleme darlegen. Es folgte rituelle Bekämpfung ihrer Position, mit dem Ergebnis dass oft genug die Tatsachen den zu erwartenden Verlauf nahmen und sie damit als Verteidiger der Wahrheit dastanden (Beispiel: "Es gibt keine Erkenntnisse, dass Terroristen mit den Flüchtlingen ins Land kommen" - Nö, vollkommen unwahrscheinlich, wenn ca. 700000 junge Männer aus Kriegsgebieten teils mit deutscher Beteiligung, häufig ohne Papiere, nach Deutschland kommen).
Skeptiker

Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Skeptiker »

think twice hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:44)
Du kennst AfDler? :?
Sollte es bei der großen Menge von AfD-Wählern nicht eher ungewöhnlich sein keinen zu kennen?
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JJazzGold
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von JJazzGold »

Polibu hat geschrieben:(17 Jan 2018, 19:04)

Natürlich macht ihr das. Alle Nase lang.

Ich diffamiere angeblich die parteiliche (Grüne, SPD, FDP, CDU, CSU) und bürgerliche Mitte?
Nicht das ich wüsste. Ich kritisiere allenfalls.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von JJazzGold »

Bleibtreu hat geschrieben:(17 Jan 2018, 12:48)

Darauf gibt es mE keine einfache Antwort und auch keine einfache Loesung - wie immer. Ich glaube auch nicht, dass es unbedingt Neid oder vorrangig Rassismus ist; auch wenn das bei Einigen reinspielen mag. Das ist zu platt. Es ist [Verlust]Angst des eigenen Status, ZukunftsAngst - die gibt es auch bei denen, die nicht so schlecht gestellt sind: [...] Angst vor dem ArbeitsplatzVerlust, vor weniger Verdienst, vor weniger sozialer Absicherung [Rente-KV-ALG], vor "Ueberfremdung", vor unerwuenschter Veraenderung. [...] Wut/Frustration ueber die Politik und die Medien[Berichterstattung]. Das Gefuehl des Ausgeliefert seins. Das Gefuehl nicht gehoert und ernst genommen zu werden. Das Gefuehl manipuliert zu werden. Die FluechtlingsWelle hat das alles noch gesteigert. Und es ist ja nicht so, als haette diese keine Probleme mit sich gebracht und tatsaechlich verschaerft, als wuerde mit der Integration alles rund laufen. Dann die Europa weiten TerrorAnschlaege. Die Probleme, die der konservative Islam + patriarchalische Denke mit sich bringen. Fuer Frauen, fuer Homos, fuer Juden. Da spielt soviel rein...
Das ist beachtliches Paket :thumbup: und ich bin sicher, dass sogar noch der eine oder andere Aspekt fehlt.
Wie soll diesem Spektrum politisch begegnet werden?
Meines Erachtens ist es den seriösen Parteien weder einzeln, noch in koalitionärem Zusammenschluss, schlichtweg unmöglich ein Paket zu schnüren, dass sämtliche der von dir gelisteten Punkte berücksichtigen kann. Es kann nur Teilaspekten begegnet werden, um den Rest muss sich der mündige Bürger selbst kümmern.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Beitrag von schokoschendrezki »

think twice hat geschrieben:(17 Jan 2018, 20:44)

Du kennst AfDler? :?
Kennte ich keinen, würde ich so einiges daran setzen, einen kennenzulernen. t.w. ... diese moralische Abwertung von sozialem Umgang widerspricht aus meiner Sicht einer Entgegensetzung einer Rechtsdrift in Deutschland. Diese Rechtsdrift macht sich ganz wesentlich dadurch relevant, dass sie implizite, verschwurbelte politisch-moralische Imperative aufstellt ("Distanziere dich von islamischer Religion!"), "Kenne keinen AfDler" geht in exakkt die gleiche Richtung. Die Gegenposition kann nur lauten: Kenne die Gesetze. Und akzeptiere nix, was als schwammig leitkulturalistisch darüber hinaus gefordert wird. Für einen progressiv linksliberalen Menschen ist die Akzeptanz nichtchristlicher Religionen normal und selbstverständlich. Für ihn hat als Gebot zu gelten, sich, solange eine Partei wie die AfD zugelassen und legal ist, sich dem Gespräch mit Mitgliedern und Anhängern dieser Partei nicht nur nicht zu verweigern, sondern dieses Gespräch zu suchen und einzufordern. Das Kennen von AfDlern als negativ konnotiert zu sehen ist, sorry, nicht nur dumm sondern ausgesprochen rechtsnationalistisch-förderlich.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(17 Jan 2018, 19:03)

War das mal Kalenderspruch des Tages bei einer FDJ-Schulung?

Die einen quatschen von Systemparteien, die anderen von Systemimmanenz.
Und die wiederum anderen setzen auf billige Polemik und persönliche Diffamierung anstelle von sachlichen Argumenten. Hallo Zunder! ;)
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Re: ""

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Jan 2018, 23:30)

Kennte ich keinen, würde ich so einiges daran setzen, einen kennenzulernen. t.w. ... diese moralische Abwertung von sozialem Umgang widerspricht aus meiner Sicht einer Entgegensetzung einer Rechtsdrift in Deutschland. Diese Rechtsdrift macht sich ganz wesentlich dadurch relevant, dass sie implizite, verschwurbelte politisch-moralische Imperative aufstellt ("Distanziere dich von islamischer Religion!"), "Kenne keinen AfDler" geht in exakkt die gleiche Richtung. Die Gegenposition kann nur lauten: Kenne die Gesetze. Und akzeptiere nix, was als schwammig leitkulturalistisch darüber hinaus gefordert wird. Für einen progressiv linksliberalen Menschen ist die Akzeptanz nichtchristlicher Religionen normal und selbstverständlich. Für ihn hat als Gebot zu gelten, sich, solange eine Partei wie die AfD zugelassen und legal ist, sich dem Gespräch mit Mitgliedern und Anhängern dieser Partei nicht nur nicht zu verweigern, sondern dieses Gespräch zu suchen und einzufordern. Das Kennen von AfDlern als negativ konnotiert zu sehen ist, sorry, nicht nur dumm sondern ausgesprochen rechtsnationalistisch-förderlich.
Welches Meinungsspektrum die AfD durch profilierte Mitglieder vertritt, das ist doch recht gut bekannt. Insofern müssen Sie nicht lange suchen, sondern Sie können sich vergleichsweise bequem in allen jenen Strängen auf den Laufenden bringen, die in irgendeiner Form mit Kriminalität, Ausländern, Flüchtlingen zu tun haben. Ich gebe Ihnen natürlich Recht, daß erst der persönliche Kontakt zu diesen profilierten AfD-lern die Sicherheit gibt, daß diese Menschen wirklich so sind wie sie sind.

Ich habe mir das Nachrichtenportal

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