Warum driftet Deutschland nach rechts?

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Warum driftet Deutschland nach rechts?

Diskurs-Hypothese
23
50%
soziologische Hypothese
23
50%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 46
Woppadaq
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Woppadaq »

schelm hat geschrieben:(23 Sep 2017, 19:51)

Wer von " Rechtspopulisten " zitiert wird, muss suspekt sein ? :D Koopmans hat Recht, nennt die Dinge beim Namen. Was Kaddor und andere propagieren, betrifft nicht den Anspruch der Religion, sondern die Frage, wie man ihre Anhänger zu Wohlverhalten bewegen könnte. Individuelles Wohlverhalten beruht aber nicht auf den theologischen Ansprüchen einer unorganisierten Religion deren destruktiven Kräfte genau diese unverbindliche Unorganisiertheit ausfüllen können wie ein Vakuum, sondern auf bewusster Distanz und Reflektion gegenüber diesen theologischen Ansprüchen.
Erwartest du diese "Distanz und Reflektion gegenüber theologischen Ansprüchen" auch von Katholiken ?
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schelm
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schelm »

Woppadaq hat geschrieben:(23 Sep 2017, 19:55)

Erwartest du diese "Distanz und Reflektion gegenüber theologischen Ansprüchen" auch von Katholiken ?
Gibt es denn gegenwärtig ein mir unbekanntes Problem mit Katholiken in D, die Apostaten bedrohen oder innerhalb der Familie ein Klima der Unterwerfung unter religiöse Gebote schaffen ? Dann sollte man auch dort das Recht auf negative Religionsfreiheit durchsetzen.
Woppadaq
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Woppadaq »

schelm hat geschrieben:(23 Sep 2017, 22:57)

Gibt es denn gegenwärtig ein mir unbekanntes Problem mit Katholiken in D, die Apostaten bedrohen oder innerhalb der Familie ein Klima der Unterwerfung unter religiöse Gebote schaffen ? Dann sollte man auch dort das Recht auf negative Religionsfreiheit durchsetzen.
Das Recht auf negative Religionsfreiheit gibt es hierzulande auch für Moslems. Und Religionen erwarten per se Unterwerfung (oder strikte Befolgung, wie ich es nennen würde) von religösen Geboten. Man kann ihnen das nicht zum Vorwurf machen.
Gallimathias
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Gallimathias »

Russland versucht die rechten Partei zu unterstützen oder ist immer noch beteiligt
sie stecken Gelder in sie hinein um Europa zu spalten. Die Auswirkungen spürt man jetzt schon das alles ist Strategie wie Nordkorea, Russland will die Oberhand und benutzt Nordkorea
es geht nur um ansehn. Sie wollen eine Rolle spielen eine Besonderheit. Sie denken sich kann man es nicht mit normalen Lösungen, gibt es für alle ein Machtspiel, die auch für unserer Land zu Herausforderung wird. Die rechten Parteien werden mehr Versprechung setzen, obwohl sie nicht wissen was danach kommt. Die Politik Form bietet kein halt für die Gesellschaft nur Unzufriedenheit. Wenn man sich überlegt hat welch Kummer die Parteien allein in Deutschland angerichtet haben, sollte man sich Gedanken machen ob das ein Fehler allein sie schon stark zu machen, nur um der Demokratie ein Zeichen zu setzen. Politik ist kein Spiel wir alle können entscheiden wie es weiter geht.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Gallimathias hat geschrieben:(24 Sep 2017, 04:08)

Russland versucht die rechten Partei zu unterstützen oder ist immer noch beteiligt
Nur bestimmte nationalistische Kräfte in Russland versuchen das.
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Soldmann
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Soldmann »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Sep 2017, 08:22)

Einem tatsächlich "intelligenten Individuum" sind mindestens zwei Dinge bekannt und verständlich: Erstens: Dass es selbst unter zeitgenössischen Naturwissenschaftlern und insbesondere unter als genial geltenden Physikern zahlreiche religiöse Personen gibt.
Und? Spricht doch für meine These. Die sind eben in einem religiösen Umfeld aufgewachsen.
Rom wurde auch nicht an einem Tag zerstört.
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Soldmann
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Soldmann »

Woppadaq hat geschrieben:(18 Sep 2017, 22:47)

Wenn ihnen das so klar ist, warum gibt es dann immer noch Katholiken? Und was unterscheidet die "muslimische Kultur" von der katholischen ? Ich meine im Bezug auf die realistische Weltsicht ?
Nichts. Muslime waren nur ein Beispiel. Ich hätte auch Christen oder Buddhisten schreiben können.
Rom wurde auch nicht an einem Tag zerstört.
Uffzach
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Uffzach »

Nach der BT-Wahl steht fest: Deutschland driftet nach rechts und es ist gut so! :D
Woppadaq
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Woppadaq »

Uffzach hat geschrieben:(24 Sep 2017, 20:16)

Nach der BT-Wahl steht fest: Deutschland driftet nach rechts und es ist gut so! :D
Wieder mal typisch AfD: vorher alles abstreiten, hinterher alles rauslassen.

Hatte ich nie nötig.
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HerrSchmidt
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von HerrSchmidt »

Der Schwabe der Grünen hat eben seine Analyse über uns Ostdeutsche abgeliefert. Na vielen Dank! Aber hier hat er auch nicht viel zu verlieren.
[url=http://www.bilder-hochladen.net/files/big/15sj-3y.jpg][b]Ausgezeichneter Kulturbolschewist[/b][/url] [url=http://www.youtube.com/watch?v=izkHHyKUSUc][b]und Liebling aller Frauen[/b][/url]
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von jellobiafra »

Die Frage ist:

Wieso kommt die AfD so stark in den Bundestag, obwohl rechte Einstellungen in der Bevölkerung in den letzten 15 Jahren teilweise stark zurückgegangen sind.
Woppadaq
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Woppadaq »

jellobiafra hat geschrieben:(24 Sep 2017, 22:21)

Die Frage ist:

Wieso kommt die AfD so stark in den Bundestag, obwohl rechte Einstellungen in der Bevölkerung in den letzten 15 Jahren teilweise stark zurückgegangen sind.
Weil sie vorher nicht rechts war. Weil die Luckes, Henkels und im Grunde auch die Petrys nicht zwingenderweise in die rechte Ecke zu drängen sind. Und - vor allem anderen - weil ständig über die AfD geredet wird. Trump-Effekt. Man kann schon froh sein, dass es nur 13% sind.
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

jellobiafra hat geschrieben:(24 Sep 2017, 22:21)

Die Frage ist:

Wieso kommt die AfD so stark in den Bundestag, obwohl rechte Einstellungen in der Bevölkerung in den letzten 15 Jahren teilweise stark zurückgegangen sind.
Rechte Einstellungen sind nicht stark zurückgegangen, sondern haben stark zugenommen. Jüngster Ausdruck dafür ist das heutige Abschneiden der AfD.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Gallimathias
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Gallimathias »

Die Unzufriedenheit der Bevölkerung entsteht aus zu wenig Bestätigung im Leben .
Das geht jedem so, wenn antworten nicht gehört werden sucht man sich sie jemanden und wenn es keine Lösung mehr gibt, ist die Überforderung so groß ,das andere die Verständnis haben Geduld bewahren und noch Kämpfen für die Politik. Es geht darum das man die Gefühle der anderen versteht und nicht zu locker nimmt. Die Welt ist ein Rätsel und wir stehen Mitte drin,
wir alle sind vernünftig nur muss man wissen wie. Wer rechts ist hat keine andere Lösung und provoziert die anderen ein Weg zu gehen den sie nicht verstehen, weil so hören einen die anderen zu die sie ignoriert haben.
Die Wege der Vernunft liegen in uns, wir können mit ihr machen was wir wollen, nur so lernen wir
die Welt von der richtigen Sicht zu sehen. Sie ist klein und dennoch voller Hoffnung.
Man wird rechts wenn man aufgibt, trotzdem ist es ein Rückschritt in der Zivilisation.
Man ist nur so gut, wie sein schwächstes Glied. Hat man 100 Prozent darf man nicht wegnehmen
sonst kippt die Stimmung
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schelm
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schelm »

Woppadaq hat geschrieben:(23 Sep 2017, 23:04)

Das Recht auf negative Religionsfreiheit gibt es hierzulande auch für Moslems. Und Religionen erwarten per se Unterwerfung (oder strikte Befolgung, wie ich es nennen würde) von religösen Geboten. Man kann ihnen das nicht zum Vorwurf machen.
Auf unserem Papier. Auf ihrem sind Apostaten zu töten.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von MG-42 »

jellobiafra hat geschrieben:(24 Sep 2017, 22:21)

Die Frage ist:

Wieso kommt die AfD so stark in den Bundestag, obwohl rechte Einstellungen in der Bevölkerung in den letzten 15 Jahren teilweise stark zurückgegangen sind.
Die Flüchtlingskrise: Konservative Wähler haben nur die Option die FDP oder die AfD zu wählen, um gegen Merkels Flüchtlings und Euro Politik zu protestieren. Die werden nicht die Kommunisten Linke wählen, und so ist es dann auch gekommen.

Die FDP hat ein Glaubwürdigkeitsproblem, aber weniger völkisches Denken, das in der Ost-AfD besonders stark ist. Da hat die sozialistische Erziehung wohl versagt, Margot! ;)


Im Osten teilen sich die AfD und die Linke auch "DDR" Protestwähler. Die hassen das System, müssen aber nicht unbedingt rechtsradikal sein, halt Querfront Material.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Auch anlässlich des Einzugs der AfD in den Bundestag wird die These von dem Vakuum, das die nach links gedriftete CDU/CSU hinterlassen habe, und in das die AfD angeblich "eingeströmt" sei, vertreten. Und zwar sowohl von Seiten des rechten Rands der CDU/CSU (Seehofer argumentiert wörtlich mit dieser Vakuum-Hypothese, die es zu schließen gelte) als auch von Seiten der AfD. Man beruft sich dort vor allem auf nicht mehr existente konservative C-Politiker. Vor allem Alfred Dregger und in der Nachfolge Roland Koch. Aber das ist ein totales Missverständnis. Alfred Dregger war zwar in der Tat nationalkonservativ aber zugleich ein überzeugter Europäer und Atlantiker. Die AfD ist keineswegs lediglich ein Ersatz für die verlassene rechte Seite der C-Parteien sondern belegt eine Netto-Rechtsdrift der Bundesrepulbik.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Gallimathias hat geschrieben:(24 Sep 2017, 04:08)

Russland versucht die rechten Partei zu unterstützen oder ist immer noch beteiligt
sie stecken Gelder in sie hinein um Europa zu spalten.
Es ist zwar richtig, dass es beispielsweise ein Darlehen einer russischen Bank für die französische Front National gab ... aber das sollte einen nicht zu der Illusion verleiten, der rechte Spuk in Europa würde sich in Luft auflösen, sobald man nur den russischen Einfluss unterbindet. Gar nix würde sich damit ändern.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Europa2050 »

Selina hat geschrieben:(24 Sep 2017, 17:10)

Nur bestimmte nationalistische Kräfte in Russland versuchen das.
Ja, z.B. die Regierung ... :mad:
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Europa2050 hat geschrieben:(25 Sep 2017, 09:33)

Ja, z.B. die Regierung ... :mad:
Wesentlicher jedoch ist die generelle europaweite rechtsidologische Strömung seit längerer Zeit. Genannt seien Alexander Dugin in Russland und die Vertreter der Neuen Rechten/Nouvelle droite vor allem in Frankreich. Dabei dürfte aber die Gemeinsamkeit nicht so sehr durch eine gegenseitige Beeinflussung sondern eher wegen grundlegender und weltweiter gesellschaftlicher Entwicklungen hervorgerufen worden sein.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Emin »

Tom Bombadil hat geschrieben:(27 Jul 2017, 09:58)

Deutschland bzw. "der Westen" ist lange Jahre nach links gedriftet, was zB. Kohl, Schmidt, Wischnewski und Börner damals über Türken gesagt haben, würde heutzutage als rassistisch bewertet werden, damals war der Mindestlohn als sozialistisch verpönt, Obamacare in den USA der 80er/90er Jahre noch völlig undenkbar. MMn. schlägt das Pendel jetzt wieder in die andere Richtung aus, eine "natürliche" Gegenbewegung. Der relative Erfolg der AfD lässt sich auch damit erklären, dass es in Deutschland keine wählbare Partei mehr gibt, die für konservative Politik steht (die CSU ist ja nur regional wählbar). Unser aller Glück ist, dass die AfD so unappetitliches Personal in ihren Reihen hat und für ebensolche Rechtsaußen-Positionen steht, so wählen die meisten Konservativen trotzdem die CDU als das geringere Übel, sonst wäre die AfD noch erfolgreicher und die CDU hätte mächtig was zu kauen. Trump wurde in den USA auch nur deshalb gewählt, weil die Alternative noch unattraktiver war, daraus sollten die Politiker lernen, endlich wieder Politik für ihr Volk zu machen, dann haben es Populisten direkt viel schwerer.
Trump wurde in den USA nur gewählt, weil das Land an einem völlig überholten Wahlsystem festhält, denn die Mehrheit der Wählerstimmen hatte Clinton.

Ich denke auch, dass der Rechtsruck in Europa auch einfach Folge des demografischen Wandels ist. Ältere Menschen sind tendenziell eher konservativ und rassistisch, daher ist es auch wenig verwunderlich, dass einer Veralterung der Gesellschaft die politische Landschaft konservativer und rassistischer macht.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Tom Bombadil »

Emin hat geschrieben:(25 Sep 2017, 10:26)

Ältere Menschen sind tendenziell eher konservativ und rassistisch...
Quellen, Belege, Beweise?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von firlefanz11 »

Selina hat geschrieben:(24 Sep 2017, 23:38)
Rechte Einstellungen sind nicht stark zurückgegangen, sondern haben stark zugenommen. Jüngster Ausdruck dafür ist das heutige Abschneiden der AfD.
Genau solche dämlichen Verallgemeinerungen verhelfen der AfD zu mehr Stimmen. Ich zitiere mal einen sehr guten Beitrag auf n-tv.de gestern.
Die Nazi-Keule ist das Dümmste, was man gegenüber der AfD auspacken kann. ... Der überwiegende Teil der AfD-Wähler sind keine Neonazis. Das sind prodemokratische, enttäuschte Wähler, die vorher entweder gar nicht wählen gegangen sind (siehe 1,2 Mio Nichtwähler in der Wählerwanderungsstatistik) oder irgendeine der großen Parteien gewählt haben, denen jetzt aber das konservative Profil fehlt (siehe restliche Wählerwanderungsstatistik u. hierbei insbesondere CDU->AfD). Wenn Sie jetzt diesen Wählern vorhalten, dass sie mit Nazis paktieren würden, dann geben Sie ihnen erst Recht das Gefühl, dass ihnen keiner zuhört. Indem man sagt, jeder der AfD wählt, unterstütze die Nazis, erledigt man wieder das Geschäft der AfD. Da das in diesem Fall den selbstgewählten Opferstatus, der ja kultiviert wird, noch verstärkt.
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

firlefanz11 hat geschrieben:(25 Sep 2017, 10:43)

Genau solche dämlichen Verallgemeinerungen verhelfen der AfD zu mehr Stimmen. Ich zitiere mal einen sehr guten Beitrag auf n-tv.de gestern.
Der zitierte Beitrag würde (und dann auch: eventuell) gelten, wenn die AfD heute noch das Profil der Lucke-Partei hätte. Einer von sehr national-konservativen Bildungsbürgern dominierten politischen Richtung. Das ist aber heute nicht mehr der Fall. Heute ist es so, dass die Bundesrepublik mit dem AfD-Einzug einfach aufschließt zu Ländern wie Norwegen oder Finnland mit jeweils einer rechtspopulistisch bis in Teilen rechtsextremen Partei, die so um die 10 bis maximal 25 Prozent der Bevölkerung mobilisieren kann. Nicht nur aus dieser Perspektive wird klar, dass es sich bei dem AfD-Aufstieg nicht einfach um eine natürliche Pendelbewegung zurück nach rechts und ein spezifisches Phänomen der Bundesrepublik handelt.

Die Nazikeule kann man sich dennoch sparen. Das ist wahr. Zumindest solange es eine (wenn auch bedeutungslose) NPD gibt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

Europa2050 hat geschrieben:(25 Sep 2017, 09:33)

Ja, z.B. die Regierung ... :mad:
Die Neue Rechte von Russland sitzt meines Erachtens nicht in der Regierung.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(24 Sep 2017, 23:38)

Rechte Einstellungen sind nicht stark zurückgegangen, sondern haben stark zugenommen. Jüngster Ausdruck dafür ist das heutige Abschneiden der AfD.
Bei dir ist doch alles räächts, was nicht stramm links ist.
Du diffamierst ja sogar CDU/CSU-Wähler als Nazis und sortierst sie in "Töpfe" ein, wenn sie eine Meinung vertreten, die mit deiner nicht konform geht - alles Nazi, nationalistisch, rassistisch etcpp
Es gibt keinen Rechtsruck in Deutschland. Hätte sich die CDU nicht nach links bewegt, gäbe es heute keine AfD.
Immer daran denken:
"Rechts neben der Union darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben!"
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Sep 2017, 11:45)

Der zitierte Beitrag würde (und dann auch: eventuell) gelten, wenn die AfD heute noch das Profil der Lucke-Partei hätte. Einer von sehr national-konservativen Bildungsbürgern dominierten politischen Richtung. Das ist aber heute nicht mehr der Fall. Heute ist es so, dass die Bundesrepublik mit dem AfD-Einzug einfach aufschließt zu Ländern wie Norwegen oder Finnland mit jeweils einer rechtspopulistisch bis in Teilen rechtsextremen Partei, die so um die 10 bis maximal 25 Prozent der Bevölkerung mobilisieren kann. Nicht nur aus dieser Perspektive wird klar, dass es sich bei dem AfD-Aufstieg nicht einfach um eine natürliche Pendelbewegung zurück nach rechts und ein spezifisches Phänomen der Bundesrepublik handelt.

Die Nazikeule kann man sich dennoch sparen. Das ist wahr. Zumindest solange es eine (wenn auch bedeutungslose) NPD gibt.
Diese so genannte "Nazikeule" (auch so ein gängiger Rechtspopulisten-Begriff) kann man sich solange nicht sparen, solange es in dieser Partei Leute wie Höcke, Poggenburg, Storch, Gauland und andere gibt, die ganz klar rechtsradikal ticken. Mehr oder weniger verbrämt, aber doch rechtsradikal. Demnach werde ich auch als rechtsradikal bezeichnen, wer rechtsradikal ist. Ja, viele Wähler und Politiker aus dem linksliberalen Lager (damit meine ich nicht die FDP) sagen zuweilen zu diesen Leuten "Nazis". Sicher, mit dem Begriff spitzt man zu. Aber schaut man sich an, wie diese als "Nazis" bezeichneten Leute reden, dann sieht man, wie treffend diese Bezeichnung ist.

http://www.sueddeutsche.de/politik/bund ... .3680882-2
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

Dark Angel hat geschrieben:(25 Sep 2017, 12:32)


Es gibt keinen Rechtsruck in Deutschland
ja, Linksruck mit 30% fuer SPD und Linkspartei - bombastisch

Wenn Rechtsextreme mit 13% in den Bundestag einziehen ist das natuerlich ein Rechtsruck.
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schokoschendrezki
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(25 Sep 2017, 12:44)

Diese so genannte "Nazikeule" (auch so ein gängiger Rechtspopulisten-Begriff) kann man sich solange nicht sparen, solange es in dieser Partei Leute wie Höcke, Poggenburg, Storch, Gauland und andere gibt, die ganz klar rechtsradikal ticken. Mehr oder weniger verbrämt, aber doch rechtsradikal. Demnach werde ich auch als rechtsradikal bezeichnen, wer rechtsradikal ist. Ja, viele Wähler und Politiker aus dem linksliberalen Lager (damit meine ich nicht die FDP) sagen zuweilen zu diesen Leuten "Nazis". Sicher, mit dem Begriff spitzt man zu. Aber schaut man sich an, wie diese als "Nazis" bezeichneten Leute reden, dann sieht man, wie treffend diese Bezeichnung ist.

http://www.sueddeutsche.de/politik/bund ... .3680882-2
Aus meiner Sicht ist es erst einmal wichtiger, zu zeigen, dass die AfD nicht einfach eine frei gewordene rechtskonservative Lücke innerhalb des C-Parteien-Spektrums auffüllt. Sondern - inzwischen jedenfalls - deutlich rechts davon angesiedelt ist. Der Sohn jenes tatsächlich innerhalb der CDU ganz am rechten Rand angesiedelten und inzwischen verstorbenen Alfred Dregger, Burkard Dregger, selbst CDU-Politiker, verwahrte sich jüngst entschieden dagegen, dass sich AfD-Politiker auf seinen Vater berufen. Die AfD ist nicht einfach der Ersatz für eine nach links gerückte CDU sondern ein Beleg für den seit Jahren herrschenden Rechtstrend der Bundesrepulbik.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Sep 2017, 12:58)

Aus meiner Sicht ist es erst einmal wichtiger, zu zeigen, dass die AfD nicht einfach eine frei gewordene rechtskonservative Lücke innerhalb des C-Parteien-Spektrums auffüllt. Sondern - inzwischen jedenfalls - deutlich rechts davon angesiedelt ist. Der Sohn jenes tatsächlich innerhalb der CDU ganz am rechten Rand angesiedelten und inzwischen verstorbenen Alfred Dregger, Burkard Dregger, selbst CDU-Politiker, verwahrte sich jüngst entschieden dagegen, dass sich AfD-Politiker auf seinen Vater berufen. Die AfD ist nicht einfach der Ersatz für eine nach links gerückte CDU sondern ein Beleg für den seit Jahren herrschenden Rechtstrend der Bundesrepulbik.
Stimmt. Sehe ich ebenso. Aber es geht darüber hinaus auch um eine bestimmte Begrifflichkeit. Und so, wie Herr Gauland die Regierenden, Frau Merkel "oder wen auch immer", künftig "jagen" und "entsorgen" will, so wird das Echo darauf sein.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dark Angel »

pikant hat geschrieben:(25 Sep 2017, 12:47)

ja, Linksruck mit 30% fuer SPD und Linkspartei - bombastisch

Wenn Rechtsextreme mit 13% in den Bundestag einziehen ist das natuerlich ein Rechtsruck.
Den Linksruck hat die CDU unter Merkel vollzogen und damit überhaupt erst "Platz" für eine AfD geschaffen.
Unter Kohl und Stoiber haben diese 13% CDU oder CSU gewählt.
Merkel wurde 2005 zum ersten Mal Bundeskanzler und die AfD hat sich 2012 unter Lucke gegründet.
Merkste was?
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von DieBananeGrillt »

Deutschland driftet nach rechts, weil es eben keinen Linksruck gegeben hat !
Hätten die angeblichen sozialen Parteien sich weniger um die Belange der Wirtschaft gesorgt als um die Interessen der Einwohner diese Landes, so wäre dies vermeidbar gewesen.
Aber so, besinnen sich die Bürger dieses Landes wieder auf andere Werte, als Arbeitskräfte aus anderen Ländern zu rekrutieren, die angeblich den Wohlstand zukünftig ermöglichen sollen.
Begriffen hat man dies bei den großen Parteien immer noch nicht, das Wohlstand allein nicht ausreicht, um sich in einem Land wohlzufühlen.
Dazu gehören auch andere gemeinsame Interessen der Bürger in einem Land, sich nicht untereinander fremd zu fühlen.
Die Größte Schuld hat die SPD dabei.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Progressiver »

Dark Angel hat geschrieben:(25 Sep 2017, 15:43)

Den Linksruck hat die CDU unter Merkel vollzogen und damit überhaupt erst "Platz" für eine AfD geschaffen.
Unter Kohl und Stoiber haben diese 13% CDU oder CSU gewählt.
Merkel wurde 2005 zum ersten Mal Bundeskanzler und die AfD hat sich 2012 unter Lucke gegründet.
Merkste was?
Merkel hat die CDU neoliberalisiert. In grauer Vorzeit gab es auch einen linken Kreis in der Union, der sich auf die katholische Soziallehre berief. Siehe Heiner Geißler oder Norbert Blüm. Das mit dem Linksruck Merkels kann also so nicht stimmen.

Zu Seehofer: Der CSU-Chef hat doch der AfD nach dem Mund geredet. Und trotzdem wählten viele Bayern lieber die AfD, weil die noch weiter rechts steht. Seine Strategie ist also gescheitert. Bist du also immer noch der Meinung, es gäbe keinen Rechtsruck in Deutschland?
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche

"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dark Angel »

Progressiver hat geschrieben:(25 Sep 2017, 18:17)

Merkel hat die CDU neoliberalisiert. In grauer Vorzeit gab es auch einen linken Kreis in der Union, der sich auf die katholische Soziallehre berief. Siehe Heiner Geißler oder Norbert Blüm. Das mit dem Linksruck Merkels kann also so nicht stimmen.
Die katohlische Soziallehre hat nix mit links zu tun und Ludwig Erhard, auf den der auf dieser Lehre beasierende Generationenvertrag und die Soziale Marktwirtschaft basiert, war alles aber nicht links.
Wenn Merkel die CDU neolieberalisiert hätte, dann hätte Westerwelle nicht bereits 2009 eine "erschreckende Sozidemokratisierung der CDU" festgestellt.

Progressiver hat geschrieben:(25 Sep 2017, 18:17)Zu Seehofer: Der CSU-Chef hat doch der AfD nach dem Mund geredet. Und trotzdem wählten viele Bayern lieber die AfD, weil die noch weiter rechts steht. Seine Strategie ist also gescheitert. Bist du also immer noch der Meinung, es gäbe keinen Rechtsruck in Deutschland?
Ein Seehofer hat auch nicht der AfD nach dem Mund geredet, der hat nur nur begriffen, dass man sich der Sorgen der Menschen annehmen muss, dass man zuhören muss. Der versucht sich nur der Straußworte zu erinnern.
Ob seine Strategie gescheitert ist, wird sich bei den Landtagswahlen nächstes Jahr zeigen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dukagjini »

Deutschland und der Westen im Allgemeinen driften nicht nach rechts. Es gibt zwar Kräfte, die nach rechts driften wollen, aber die setzen sich fast in keinem Land durch. Tatsächlich ist es so, dass der Westen seit Jahrzehnten nach links driftet, und diese rechten Kräfte diesen drift nicht mal verlangsamen können. Nicht einmal Trump im Präsidentenamt hat die USA besonders nach rechts bewegt.

Vor einigen Jahrzehnten bspw. wäre es kaum denkbar, dass Homosexuelle heiraten, Frauenquoten eingeführt werden, ein Farbiger amerikanischer Präsident wird, der gesamte Sprachgebrauch "durchgegendert" wird, etc.pp. Linke Werte dominieren immer mehr die Gesellschaft, und ich behaupte diese hysterische Haltung gegen alles nicht-Linke zielt genau darauf ab, diesen Linksdrift noch weiter zu beschleunigen.

Das sieht man auch sehr schön am Beispiel der AfD. Diese Partei sammelt in erster Linie Wähler, weil sie sagt, Deutschland braucht ein Einwanderungsgesetz wie Kanada und Australien. Die linken Gesellschaftskräfte behandeln sie dafür wie Proto-Faschisten. Solche Individuen wie Björn Höcke, die tatsächlich Proto-Faschisten sind, werden in dieser Narrative auch unbedingt gebraucht, denn dann kann man so tun, als bestünde die gesamte AfD aus Björn Höckes. Das tut sie nicht, das ist aber auch egal. Die AfD möchte den Links-Drift zumindest mal etwas verlangsamen, deswegen muss sie mundtot gemacht werden. Also tun wir jetzt so, als würde die AfD nur darauf lauern das Ermächtigungsgesetz 2.0 aus der Schublade zu holen, dann braucht man sich mit ihren Argumenten nämlich nicht auseinanderzusetzen.

Der große Trend ist jedenfalls eindeutig, und der zeigt massiv nach links. Weder Trump noch AfD können das verhindern, denn die Linken sind schon durch alle Institutionen marschiert, und ein einzelner Politiker oder eine einzelne Partei wird sich gegen die geballte Übermacht gar nicht mehr stellen können.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Woppadaq »

Dukagjini hat geschrieben:(25 Sep 2017, 23:07)

Das sieht man auch sehr schön am Beispiel der AfD. Diese Partei sammelt in erster Linie Wähler, weil sie sagt, Deutschland braucht ein Einwanderungsgesetz wie Kanada und Australien. Die linken Gesellschaftskräfte behandeln sie dafür wie Proto-Faschisten. Solche Individuen wie Björn Höcke, die tatsächlich Proto-Faschisten sind, werden in dieser Narrative auch unbedingt gebraucht, denn dann kann man so tun, als bestünde die gesamte AfD aus Björn Höckes. Das tut sie nicht, das ist aber auch egal. Die AfD möchte den Links-Drift zumindest mal etwas verlangsamen, deswegen muss sie mundtot gemacht werden. Also tun wir jetzt so, als würde die AfD nur darauf lauern das Ermächtigungsgesetz 2.0 aus der Schublade zu holen, dann braucht man sich mit ihren Argumenten nämlich nicht auseinanderzusetzen.
Ich find das toll, wie immer so getan wird, als sei die AfD an ihrer Stigmatisierung nicht irgendwo auch selbst schuld. Dabei zeigt nicht nur Petry, dass an diesen Vorwurf ja irgendetwas dran sein muss.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

Dark Angel hat geschrieben:(25 Sep 2017, 15:43)

Den Linksruck hat die CDU unter Merkel vollzogen und damit überhaupt erst "Platz" für eine AfD geschaffen.
Unter Kohl und Stoiber haben diese 13% CDU oder CSU gewählt.
Merkel wurde 2005 zum ersten Mal Bundeskanzler und die AfD hat sich 2012 unter Lucke gegründet.
Merkste was?
keiner wird gezwungen Rechtsextreme in den Bundestag zu waehlen und ja es gibt auch Alternativen zur AfD, wie wir an dem Aufstieg der FDP gesehen haben.
dieser Rechtsruck in Deutschland hat leider schon in vielen anderen europaeischen Laendern vorher stattgefunden.
ich merke vor allem, dass die AfD immer weiter nach rechts abdriftet und nun schon Petry das Handtuch wirft, weil die Partei immer rechtextremer wird, da will ich von Lucke uns einem Schmusekurs gar nicht reden - das hat uebrigens auch die FDP und der Zentralrat der Juden festgestellt - wer diese Partei waehlt, tut dies bewusst und das hat sehr wenig mit der CDU oder CSU zu tun, die ja auch grandios gescheitert ist, die AfD Parolen zu uebernehmen, und man waehlt auch in Bayern lieber das Orginal fuer Islamismus zu verhindert und gegen Fluechtlinge zu sein.
Wenn 10% der Deutschen einen Fuehrer wieder haben wollen und 20% nicht alles am Nationalsozialismus schlecht finden sind die 13% fuer Rechtsextreme leicht zu erklaeren plus Protesfaktor.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Der General »

pikant hat geschrieben:(26 Sep 2017, 08:27)

...
dieser Rechtsruck in Deutschland hat leider schon in vielen anderen europaeischen Laendern vorher stattgefunden.
...
Ach, auf einmal hast Du das jetzt auch begriffen ? Sehr schön.

Es ist genau das eingetreten, was ich hier vor ca. einem Halben Jahr schon Prophezeit habe. Die Volksparteien werden schrumpfen und die Ränder Mittelfristig stärker werden.

Das liegt einzig und allein an den Etablierten die einfach nur schlechte Politik betreiben. Es fehlen, allen voran in der SPD Kompetente Persönlichkeiten.

Nahles als Neue Fraktionsvorsitzende zeigt mir deutlich, dass die SPD noch gar nicht begriffen hat, was eigentlich los ist. Bei so einem schlechten Wahlergebnis müssen Köpfe rollen die Verantwortung für so ein Desaster übernehmen ! Schulz und Co. tun so als sei das eine "Normale" Wahlniederlage gewesen, in Wirklichkeit droht der SPD noch mehr, nämlich eine Versenkung in die Bedeutungslosigkeit.

UND was ich gestern Abend bei Hart aber Fair gelernt habe ist, dass die Medien Schuld sind für den Aufstieg der AfD. :x
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Das Spektrum der politischen Positionen der AfD ist keineswegs identisch mit dem, was die CDU als "Vakuum" auf der rechten Seite hinterlassen hat. Alle ehemaligen stramm konservativen CDU-Politiker waren überzeugte Atlantiker und Europäer. Die Transatlantiker der AfD, Leute wie Lucke oder Ulrike Trebesius bildeten seinerzeit die liberalkonservative Plattform "Weckruf 2015". Diese Zeiten sind vorbei. Durchgesetzt haben sich die, die sich eher in Richtung Pegida bis Reichsbürger orientieren. Und wenn das keine Rechtsdrift wiederspiegelt, will ich fortan Anton heißen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

Der General hat geschrieben:(26 Sep 2017, 08:43)

Ach, auf einmal hast Du das jetzt auch begriffen ? Sehr schön.
da ich oft in Frankreich bin, habe ich das schon vor Jahren gesagt.
Wenn 10% der Deutschen wieder einen Fuehrer haben wollen und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland seit Jahren so um die 20% sind, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieses Potential von Rechtsextremen wie Gauland, Hoecke und Co. gehoben wird.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dark Angel »

pikant hat geschrieben:(26 Sep 2017, 08:27)
keiner wird gezwungen Rechtsextreme in den Bundestag zu waehlen und ja es gibt auch Alternativen zur AfD, wie wir an dem Aufstieg der FDP gesehen haben.
dieser Rechtsruck in Deutschland hat leider schon in vielen anderen europaeischen Laendern vorher stattgefunden.
ich merke vor allem, dass die AfD immer weiter nach rechts abdriftet und nun schon Petry das Handtuch wirft, weil die Partei immer rechtextremer wird, da will ich von Lucke uns einem Schmusekurs gar nicht reden - das hat uebrigens auch die FDP und der Zentralrat der Juden festgestellt - wer diese Partei waehlt, tut dies bewusst und das hat sehr wenig mit der CDU oder CSU zu tun, die ja auch grandios gescheitert ist, die AfD Parolen zu uebernehmen, und man waehlt auch in Bayern lieber das Orginal fuer Islamismus zu verhindert und gegen Fluechtlinge zu sein.
Es hat immer noch kein Rechtsruck stattgefunden, auch wenn das von Parteien und Politikern (und deren Anhängern) links der Mitte ständig behauptet wird.
Vielmehr findet eine Positionierung entlang der Bruchlinie "Kosmopolitismus" und "Kommunitarismus" statt. (vergl. Wolfgang Merkel in "Flucht, Migration und die Linke in Europa" herausgegeben von der Friedrich-Ebert-Stiftung)
Vertreter des "Kommunitarismus" werden dabei gerne in die rechte bzw rechtsextreme Ecke gestellt und als "Demokratiefeinde" bezeichnet, weil das einfacher ist, als sich mit den anstehenden Problemen auseinander zusetzen und konkrete Antworten zu finden.
Bezeichnend dabei ist dass selbst die Herausgeber des Buches in ihrem Vorwort von veröffentlichter Meinung sprechen, statt von öffentlicher Meinung und damit indirekt zugeben, dass insbesondere Medien als auch Parteien nicht neutral informieren, sondern Meinungen vorgeben.
Die AfD war bis zur Grenzöffnung und der folgenden unkontrollierten Zuwanderung vollkommen bedeutungslos.
Bedeutung erlangte sie erst, als sie sich der "Sorgen" des Teils der Bevölkerung annahm, die eine Destabilisierung des Sozialsystems, welches an (den) Nationalsstaat gebunden ist und sich - anders als die Wirtschaft - nicht "globalisieren" lässt sowie eine Gefährdung der inneren Sicherheit sehen. Diese Menschen können allerdings nicht pauschal politisch rechts/rechtsextrem verortet werden.
pikant hat geschrieben:(26 Sep 2017, 08:27)Wenn 10% der Deutschen einen Fuehrer wieder haben wollen und 20% nicht alles am Nationalsozialismus schlecht finden sind die 13% fuer Rechtsextreme leicht zu erklaeren plus Protesfaktor.
Wer will denn einen Führer wieder haben? Hast du da mal eine Quelle, kannst du diese Aussage irgendwie belegen?
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

Dark Angel hat geschrieben:(26 Sep 2017, 09:05)

Es hat immer noch kein Rechtsruck stattgefunden, auch wenn das von Parteien und Politikern (und deren Anhängern) links der Mitte ständig behauptet wird.
Sicher hat der stattgefunden und das wird ja auch von fast niemanden bestritten.
die linken Parteien haben in der Summe verloren und eine Rechtsaussenpartei hat 13% eingefahren mit rechtextremen Gedankengut.
Zudem kamen die Liberalen noch auf ueber 10%, die ja auch nicht im linken Spektrum beheimatet sind.

Ihre Sichtweise ist schon exclusiv zu nennen und wird von den politischen Beobachtern in der riesengrosse Mehrheit nicht geteilt.
Auch das Ausland sieht heute in fast allen Kommentaren einen Rechtsruck bei den Wahlen in Deutschland und das stimmt ja auch.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(26 Sep 2017, 09:05)
Vertreter des "Kommunitarismus" werden dabei gerne in die rechte bzw rechtsextreme Ecke gestellt und als "Demokratiefeinde" bezeichnet, weil das einfacher ist, als sich mit den anstehenden Problemen auseinander zusetzen und konkrete Antworten zu finden.
Der Kommunitarismus wird allerdings nicht als Gegenpol zu linken Positionen sondern zum Liberalismus (egalitärem Liberalismus, Neoliberalismus) verstanden. Jedenfalls in den USA, wo er auch entstanden ist. (Kann man leicht nachlesen).

Der Weg der heutigen AfD kann, wie weiter oben schon mehrfach und von verschiedenen Diskutanten geschrieben wurde, (im Gegensatz vielleicht noch zu ihrer Gründung) nicht allein als Reaktion auf Verschiebungen innerhalb der C-Parteien verstanden werden. Er ist gleichzeitig Teil eines internationalen Trends nach Rechts. Völlig unabhängig von der deutschen Parteienlandschaft. (Auch für mich) neues und interessantes Detail dazu übrigens: Ihr Wahlkampf wurde von der US-amerikanischen Agentur Harris Media gestaltet, die auch schon den von Trump oder auch UKIP gemanagt hat.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von pikant »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Sep 2017, 09:24)


Der Weg der heutigen AfD kann, wie weiter oben schon mehrfach und von verschiedenen Diskutanten geschrieben wurde, (im Gegensatz vielleicht noch zu ihrer Gründung) nicht allein als Reaktion auf Verschiebungen innerhalb der C-Parteien verstanden werden. Er ist gleichzeitig Teil eines internationalen Trends nach Rechts.
genauso wird das heute in Frankreich kommentiert - die AfD entwickelt sich immer mehr zu einer rechtsextremen Partei und kommt zB. der FN in Frankreich recht nah.
in der Wirtschaftspolitik ist aber die FN sozialistischer angehaucht als die AfD, die doch auf den freien Markt setzt.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Sep 2017, 09:24)

Der Kommunitarismus wird allerdings nicht als Gegenpol zu linken Positionen sondern zum Liberalismus (egalitärem Liberalismus, Neoliberalismus) verstanden. Jedenfalls in den USA, wo er auch entstanden ist. (Kann man leicht nachlesen).
Habe ich auch nicht behauptet, dass Kommunitarismus als Gegenpol zu linken Positionen verstanden wird, sondern als Gegenpol zum Kosmopolitismus!
Entsprechen verortet Wolfgang Merkel auch keine Bruchlinie rechts gegen links, sondern eine Positionierung entlang der Burchlinie Kosmopolitismus vs. Kommunitarismus, quer durch das gesamte politische Spektrum, also auch innerhalb
der Parteien links der Mitte.
Es geht hier auch nicht um die USA und nicht um Liberalismus/Neoliberalismus, sondern wie der genannte Sammelband der Friedrich-Ebert-Stiftung eindeutig besagt um Europa und da ganz speziell um Flucht und Migration, die Stellung der Linken dazu und wie das von der Bevölkerung der europäischen Staaten aufgenommen wird.
Deine Ablenkungsmanöver kannste also stecken lassen. Konzentriere dich bitte auf das, was ausgesagt wird.
schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Sep 2017, 09:24)Der Weg der heutigen AfD kann, wie weiter oben schon mehrfach und von verschiedenen Diskutanten geschrieben wurde, (im Gegensatz vielleicht noch zu ihrer Gründung) nicht allein als Reaktion auf Verschiebungen innerhalb der C-Parteien verstanden werden. Er ist gleichzeitig Teil eines internationalen Trends nach Rechts. Völlig unabhängig von der deutschen Parteienlandschaft. (Auch für mich) neues und interessantes Detail dazu übrigens: Ihr Wahlkampf wurde von der US-amerikanischen Agentur Harris Media gestaltet, die auch schon den von Trump oder auch UKIP gemanagt hat.
Es geht immer noch nicht um Trump und die USA und auch nicht um die AfD, sondern um einen behauptete(n) "Rechtsruck/eine Rechtsdrift", die es in der behaupteten Form nicht gibt - weder in Deutschland noch in Europa.
Zu diesem Ergebnis kommen zumindest die Autoren des genannten Sammelbandes, die Untersuchungen in den einzelnen Ländern vornahmen. Auch sie konstatieren einen Bruch quer durch das gesamte politische Spektrum und sie kommen zu dem Schluss, dass es vorrangig konservative - nicht rechte Kräfte sind, die die Position des Kommunitarismus stärken, weil es a) innerhalb der linken Kräfte keinen Konsens gibt und b) Kosmopolitismus, der eine Auflösung der Nationalstaaten anstrebt nicht mehrheitsfähig ist.
Wie wenig mehrheitsfähig diese Bestrebungen sind, sollte dir eigentlich das Abschneiden der politischen Kräfte links der Mitte zeigen. Streng genommen sind es gerade mal 18% die diese Position unterstützen.
Aus dieser Sichtweise heraus ist natürlich alles rechts und bewegt sich auch nach rechts, selbst dann noch wenn es eigentlich zur politischen Mitte gehört - immerhin (insgesamt) ca. 43%
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(26 Sep 2017, 09:05)

Es hat immer noch kein Rechtsruck stattgefunden, auch wenn das von Parteien und Politikern (und deren Anhängern) links der Mitte ständig behauptet wird.
Vielmehr findet eine Positionierung entlang der Bruchlinie "Kosmopolitismus" und "Kommunitarismus" statt. (vergl. Wolfgang Merkel in "Flucht, Migration und die Linke in Europa" herausgegeben von der Friedrich-Ebert-Stiftung)
Vertreter des "Kommunitarismus" werden dabei gerne in die rechte bzw rechtsextreme Ecke gestellt und als "Demokratiefeinde" bezeichnet, weil das einfacher ist, als sich mit den anstehenden Problemen auseinander zusetzen und konkrete Antworten zu finden.
Bezeichnend dabei ist dass selbst die Herausgeber des Buches in ihrem Vorwort von veröffentlichter Meinung sprechen, statt von öffentlicher Meinung und damit indirekt zugeben, dass insbesondere Medien als auch Parteien nicht neutral informieren, sondern Meinungen vorgeben.
Der betreffende Abschnitt im Wortlaut:
Wie also haben die politischen Parteien des Kontinents, und hier insbesondere die der linken Mitte, auf diese Entwicklung reagiert? Zu welchen Verlagerungen und Verschiebungen ist es gekommen? Auf welchem Weg ist das Thema durch die Transmissionsriemen der Parteien in die öffentliche Debatte transportiert worden? Welche Rolle spielten die Parteiöffentlichkeit, die Medien, die (ver)öffentlichte Meinung und taktische beziehungsweise strategische Überlegungen?
Zumindest in meinem Verständnis soll diese Klammerkonstruktion beides ausdrücken.

Zumindest in dem Vorwort gibt es bezüglich der Einordnung von Kommunitarismus-Anhängern ausschließlich einen soziologischen Aspekt:
Wolfgang Merkel spricht hier von einer »kosmopolitisch-kommunitaristischen Konfliktlinie«, die sich nicht zuletzt an den Polen der Bewertung von Migration ausrichtet. Die Antagonisten dieses Konflikts lassen sich idealtypisch als überdurchschnittlich gut verdienende, über hohes Humankapital verfügende, sich weltoffen präsentierende Akademiker einerseits und eher über geringes Sozialkapital verfügende Traditionalisten mit ausgeprägtem Bezug zum Nationalstaat als kultureller und ökonomischer Bezugsgröße andererseits charakterisieren.
Den Artikel von Merkel selbst werde ich noch lesen.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Sep 2017, 11:13)
Den Artikel von Merkel selbst werde ich noch lesen.
Na dann hoffe ich doch mal, dass du auch verstehst, was Merkel schreibt!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(26 Sep 2017, 13:34)
Na dann hoffe ich doch mal, dass du auch verstehst, was Merkel schreibt!
Du meinst, dass ich deinen Positionen dazu zustimme? :p

Zunächst einmal zeigt der erwähnte Sammelband der Friedrich-Ebert-Stiftung im ersten Teil in insgesamt zehn Beiträgen zu den Entwicklungen in zehn verschiedenen Ländern umfassend, dass es sehr wohl eine Rechtsdrift in Europa gibt.

Was Merkel über die "Repräsentationslücke" in den großen Volksparteien schreibt, stützt ja die These von der - vereinfacht gesprochen - "Vakuumeinströmung" der AfD. Im Gegensatz zu einigen anderen Diskutanten - ich hab das schon mehrfach geschrieben - stimme ich dem mit Bezug auf den Entstehungsprozess der AfD und auch mit Bezug auf die frühe liberalnationalkonservativ orientierte Lucke-AfD zu. Für die heutige AfD taugt das nur noch sehr begrenzt. Auch wenn es immer noch eine Anzahl sozusagen stiller eher liberal gesonnener AfD-ler geben mag, die nur nicht so im Medienrampenlicht stehen. Aber wie die jüngere und allerjüngste Radikalisierung der AfP in Richtung rechtsaußen mit diesem Kommunitarismus-Kosmopolitismus-Konfliktlinien-Modell erklärt werden soll, wüsste ich nicht.

Die Wahlanalysen zur jüngsten Wahl lassen ebenfalls Skepsis aufkommen. AfD-Wähler kommen aus allen möglichen sozialen Schichten. Auch jung und gebildet ist dabei. Meine Skepsis diesbezüglich ist vor allem auch von der - nun aber wirklich rechtsextremen - ungarischen Jobbik geprägt. Sie stammt dezidiert aus dem studentisch-akademischen Millieu der Besserverdienenden und rekrutiert auch den Hauptteil ihrer Wähler daraus. Auch wenn das möglicherweise europaweit ein Ausnahmefall ist.
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Sep 2017, 14:25)

Du meinst, dass ich deinen Positionen dazu zustimme? :p

Zunächst einmal zeigt der erwähnte Sammelband der Friedrich-Ebert-Stiftung im ersten Teil in insgesamt zehn Beiträgen zu den Entwicklungen in zehn verschiedenen Ländern umfassend, dass es sehr wohl eine Rechtsdrift in Europa gibt.

Was Merkel über die "Repräsentationslücke" in den großen Volksparteien schreibt, stützt ja die These von der - vereinfacht gesprochen - "Vakuumeinströmung" der AfD. Im Gegensatz zu einigen anderen Diskutanten - ich hab das schon mehrfach geschrieben ...

Ach - hast DU geschrieben? Verwechselst du da nicht irgendwas?
Wenn ich diesen Hinweis brachte, dass insbesondere die CDU durch einen Linksruck (remember Westerwelle sprach 2009 von einer erschreckenden Sozuialdemokratisierung der CDU), ein politisches Vakuum geschaffen hat, indem sich die AfD erst etablieren konnte, wurde das ganz besonders von DIR verneint.
In der gesamten Analyse ist NIRGENDS von einer Rechtsdrift/einem Rechtsruck die Rede, sondern vom "Besetzen frei gewordener politischer Räume"
schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Sep 2017, 14:25)
... stimme ich dem mit Bezug auf den Entstehungsprozess der AfD und auch mit Bezug auf die frühe liberalnationalkonservativ orientierte Lucke-AfD zu. Für die heutige AfD taugt das nur noch sehr begrenzt. Auch wenn es immer noch eine Anzahl sozusagen stiller eher liberal gesonnener AfD-ler geben mag, die nur nicht so im Medienrampenlicht stehen. Aber wie die jüngere und allerjüngste Radikalisierung der AfP in Richtung rechtsaußen mit diesem Kommunitarismus-Kosmopolitismus-Konfliktlinien-Modell erklärt werden soll, wüsste ich nicht.
Blalblablubb - du interpretierst und biegst dir mal wieder alles zurecht, wie es dir gerade in den Kram passt.
Merkel thematisiert einzelne Parteien gar nicht, er spricht viel mehr von Konfliktlinien durch Parteien und analysiert ihren Umgang damit:
"Die CDU-Spitze positionierte sich entgegen ihren eigenen programmatischen Positionen in einer überraschenden Wende kosmopolitisch, während die CSU im Einklang mit ihrer programmatischen Tradition auf einer konservativ-kommunitaristischen Position beharrte. In Europa droht der kosmopolitisch-kommunitaristische Konflikt den schon länger anhaltenden Niedergang der Volksparteien zu beschleunigen. Profitieren werdendavon vor allem die rechtspopulistischen, aber auch die kosmopolitisch-postmaterialistischen Parteien, die sich auf Kosten der traditionellen Mitte-Links-Parteien schon länger etabliert haben. Die populistische Rechte hat wesentliche Teile des hauptsächlich von den stärker kosmopolitisierten Volksparteien preisgegebenen politischen Raums jenseits der traditionellen konservativen Parteien in Westeuropa besetzt" .

Du weißt nicht, wie angebliche Radikalisierung - die es so gar nicht gibt - erklärt werden soll?
Ich denke du hast den Aufsatz von Merkel gelesen?

"Trotz der Erklärungsunterschiede überlappen die unterschiedlichen Faktoren, wirtschaftliche Interessenslage, Bildungsniveau und kulturelles Kapital auf den beiden unterschiedlichen personellen Trägergruppen. Damit dürften sich die Trennungslinien weiter akzentuieren und verstetigen. Es gibt deutliche Hinweise, dass sich auf der gesellschaftlichen Ebene eine neue Konfliktlinie herausbildet, die gerade in den entwickelten Staaten mit identitätsstiftenden Narrativen des Kosmopolitismus und einem nationalistischen Kommunitarismus unterfüttert und damit verstärkt werden. Dies hat Auswirkungen auf das Parteiensystem. Die Diskurse und Erfolge der Rechtspopulisten wären ohne diese Konfliktlinie kaum zu erklären."

Da hast du deine Erklärung!
Diese "Radikalisierung" existiert nur in deinem Kopf! Wenn Parteien - wie Merkel schreibt - "frei gewordene politische Räume" besetzen können, dann wurde dieser "politische Raum" vorher von einer anderen Partei abgedeckt, dann ist diese Partei nach links gerückt. Anders ergeben sich keine "freien politischen Räume"!

"Der kosmopolitische Diskurs der Herrschenden ist zum herrschenden Diskurs in den entwickelten Gesellschaften dies- und jenseits des Atlantiks geworden. Kritik an ihm wird in der öffentlichen Sphäre häufig moralisch delegitimiert. Themen und Begriffe der öffentlichen Diskurse werden argwöhnisch auf ihre moralische Zulässigkeit geprüft und gegebenenfalls auf einen politisch-moralischen Index gesetzt. Diese Diskursverengung hat den Rechtspopulisten fahrlässig den Kampfbegriff der politischen Korrektheit geliefert."

Und hier hast du eine weitere Erklärung! Eine Erklärung vor allem dafür, das es die behauptete Rechtsdrift nicht gibt. Staatdessen gibt es eine "Diskusverengung" mit beanspruchter Deutungshoheit, die große Teile der Bevölkerung ausschließt.
schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Sep 2017, 14:25)Die Wahlanalysen zur jüngsten Wahl lassen ebenfalls Skepsis aufkommen. AfD-Wähler kommen aus allen möglichen sozialen Schichten. Auch jung und gebildet ist dabei. Meine Skepsis diesbezüglich ist vor allem auch von der - nun aber wirklich rechtsextremen - ungarischen Jobbik geprägt. Sie stammt dezidiert aus dem studentisch-akademischen Millieu der Besserverdienenden und rekrutiert auch den Hauptteil ihrer Wähler daraus. Auch wenn das möglicherweise europaweit ein Ausnahmefall ist.
Werter Schokoschendreztki - kannst du dich auch mal auf ein Thema konzentrieren, ohne irgendwelche Ablenkungsmanöver und Verschwurbelungen zu starten?
Es ging hier darum dass sich entlang einer Bruchlinie zwischen Kommunitarismus und Kosmopolitismus, neue Parteien bilden, die sich der Menschen/Bürger annehmen, die sich durch die Politik der großen Volksparteien nicht mehr vertreten fühlen und auch das erklärt Merkel recht deutlich.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
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Selina
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Re: Warum driftet Deutschland nach rechts?

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Sep 2017, 09:24)

Der Kommunitarismus wird allerdings nicht als Gegenpol zu linken Positionen sondern zum Liberalismus (egalitärem Liberalismus, Neoliberalismus) verstanden. Jedenfalls in den USA, wo er auch entstanden ist. (Kann man leicht nachlesen).

Der Weg der heutigen AfD kann, wie weiter oben schon mehrfach und von verschiedenen Diskutanten geschrieben wurde, (im Gegensatz vielleicht noch zu ihrer Gründung) nicht allein als Reaktion auf Verschiebungen innerhalb der C-Parteien verstanden werden. Er ist gleichzeitig Teil eines internationalen Trends nach Rechts. Völlig unabhängig von der deutschen Parteienlandschaft. (Auch für mich) neues und interessantes Detail dazu übrigens: Ihr Wahlkampf wurde von der US-amerikanischen Agentur Harris Media gestaltet, die auch schon den von Trump oder auch UKIP gemanagt hat.
Das spricht natürlich Bände. Danke für die Hintergrundinfo.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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