Natürlich sind junge Männer häufiger tatverdächtig als die Restbevölkerung, und natürlich sind junge Männer unter den Flüchtlinge überrepräsentiert. Die SZ (oder der zitierte Wissenschaftler, dessen Hauptziel es zu sein scheint, Ausländerkriminalität kleinzurechnen) macht es sich aber zu einfach und kommt zu schmeichelhaften Zahlen.
Hier meine Berechnung anhand der PKS 2017:
In Deutschland wohnhaft:
Deutsche Staatsbürger 73.301.664 (Quelle: Statistisches Bundesamt 31.12.2016)
Zuwanderer 1.600.000 (Quelle: Süddeutsche Zeitung, aus dem zitierten Artikel)
Straftaten nach Abzug ausländerrechtlicher Verstöße:
Tatverdächtige Deutsche 1.375.448, entsprechend 1,88%
Tatverdächtige Zuwanderer 167.268, entsprechend 10,45%
Faktor: 5,6
Der Mord an Susanna war offenbar der Auslöser des Artikels.Deswegen ist es sinnvoller, sich Straftaten gegen das Leben und Vergewaltigungen anzusehen:
Tatverdächtige Deutsche 2.425, entsprechend 0,0033%
Tatverdächtige Zuwanderer 532, entsprechend 0,033%
Faktor: 10
Vergewaltigung und sexuelle Nötigung
Tatverdächtige Deutsche 5.931, entsprechend 0,0081%
Tatverdächtige Zuwanderer 1.495, entsprechend 0,093%
Faktor: 11,5
Natürlich sind junge Männer im Schnitt häufiger tatverdächtig als die Restbevölkerung. Von daher ist tatsächlich eine höhere Tatverdächtigenrate unter den Flüchtlingen zu erwarten.
Allerdings gibt es dazu zwei Dinge einzuwenden:
1. Die Gruppe der Zuwanderer besteht keineswegs nur aus jungen Männern. Darüber wurde ich schon vor 2 Jahren belehrt, als ich es wagte, darauf hinzuweisen, dass es unter den Flüchtlingen so auffallend viele junge Männer gebe. Es war den gleichen Leuten, die den Anteil der jungen Männer jetzt hochrechnen wollen, unheimlich wichtig zu zeigen, dass auch viele Familien, Kinder und Frauen kämen. Wir können dem ja gerne nachgehen; auf jeden Fall ist es unseriös, die Gruppe der Zuwanderer insgesamt mit der Gruppe der deutschen Männer zu vergleichen.
2. Es kann uns ziemlich egal sein, wie sich die Gruppe der Zuwanderer zusammensetzt. Wichtig ist der Effekt auf uns hier in Deutschland. Dass so viele junge Männer unter den Flüchtlingen sind, vermag die höhere Kriminalitätsrate zu einem gewissen Teil erklären, aber den Effekt auf unsere Gesellschaft eben nicht aufheben. Außerdem bringt die Gruppe der jungen Männer unter den Zuwanderern die Nachteile sehr ausgeprägt, kaum jedoch die Vorteile junger Männer für eine Gesellschaft (die meisten Flüchtlinge sind ja arbeitslos und sitzen den ganzen Tag herum, statt wie andere junge Männer produktiv zu sein).
Im übrigen wäre noch einzuwenden, dass inzwischen zahlreiche Personen unter deutschen Tatverdächtigen auftauchen, die sich gar nicht mit Deutschland identifizieren, sondern viel eher mit der Türkei, Albanien, den arabischen Ländern, oder gleich nur ihrem Familienklan. Viele Intensivtäter mit Migrationshintergrund haben ja inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft! Das verwässert die Statistik noch etwas, wenn es einem darum ginge, autochthone Deutsche mit Zuwanderern zu vergleichen.
Und wer jetzt von unterschiedlichem Anzeigeverhalten (viele Anzeigen gegen Ausländer, wenige gegen Deutsche) schwadroniert, sollte sich doch bitte einmal überlegen, ob es nicht auch Faktoren gibt, die genau gegenläufig sind (z.B. die brave, des Deutschen unkundige Muslima, die viel weniger als ihr selbstbewusstes deutsches Pendant Anzeige gegen ihren Ehemann wegen Vergewaltigung stellen dürfte; arabische Familien, die Streitigkeiten unter sich selbst und ohne die Polizei regeln).