think twice hat geschrieben:(13 Oct 2017, 17:17)
Ich bin nicht goennerhaft arrogant. Jack000 würde mich heute als begeisterte Wendeklatscherin bezeichnen. Rostock- Lichtenhagen war der erste Schock und spätestens seit Pegida muss man festhalten, dass die Ostdeutschen seit 25 Jahren nichts dazu gelernt haben.
Also dazu muss ich als ehemaliger Ossi aber auch mal was sagen.
Es gibt derzeit kein Unternehmen, welches sich im DAX befindet, welches ursrünglich aus Ostdeutschland, ja selbst Berlin, kommt. Es kommt jetzt, mit RB Leipzig, zum ersten mal seit langen wieder eine Mannschaft aus Ostdeutschland in die Bundesliga - während sich westdeutsche Mannschaften seit Jahren dort rumtreiben. Während die grossen Autofabriken in Wolfsburg, München, Stuttgart oder Inglolstadt relativ sicher im Sattel sitzen, gibt es in Ostdeutschland nur ein paar kleinere, und die sind ständig von der Schliessung bedroht, und das ist jetzt nur eine Beispielbranche, in anderen sieht es ähnlich aus.
Ich kann also schon verstehen, dass die Ostdeutschen seit 25 Jahren das Gefühl haben, klein gehalten zu werden, abgehängt zu sein, unfähig, sich selbst aus den Schlamassel herauszuziehen, abgespeist mit neoliberalen Ideen, die nirgendwo bisher funktioniert und vieles eher noch schlimmer gemacht haben, anstatt bei ihnen jene Rezepte anzuwenden, die Westdeutschland einst wieder gross gemacht haben.
In so einer Situation von diesen dann auch noch eine höhere Durchschnittsintelligenz und abnormale Selbsthinterfragungsfähigkeit zu verlangen, halte ich gelinde gesagt für utopisch. Auch die meisten Westdeutschen haben das nicht, sie halten sich an dem fest, was sie haben, wo sie wissen, dass es funktioniert.
Und hier ist das Dilemma der Ostdeutschen: sie sind seit 25 Jahren dabei, erst mal herauszukriegen, was überhaupt funktioniert. Das die AfD da so hohe Prozente einfährt, verdankt sie vor allem der Tatsache, dass sie 1. neu ist, 2.sich die etablierten über sie aufregen und 3.selbst in den allerletzten Hinterwalddörfern die AfD-Plakate klarere Aussagen haben als die der etablierten Parteien. Sollte sich abzeichnen, dass die AfD nur Müll macht (bisher siehts ja danach aus) wird sie eben wieder abgewählt. Es gehört zum ostdeutschen Selbstverständnis, dass man sich von den Dingen ein eigenes Bild macht und sich nicht auf Nachplappereien verlässt, aber das geht eben nicht immer auf logische Weise, da ist sehr oft auch einfach Gefühl mit im Spiel.
Pegida ist im übrigen vor allem ein sächsisches Phänomen - und hat viel mit dem sächsischen Fremdherrschafts-Paranoia-Reflex zu tun. Eine grössere Ausbreitung wurde ja bisher verhindert. All zu dumm sind die Ossis also nicht.