Orbiter1 hat geschrieben:(17 Jun 2018, 07:22)
Dann schau dir mal die monatlichen Asylerstanträge des BAMF seit Jan 2016 an.
http://fs1.directupload.net/images/180617/xcrltp7x.jpg Der Türkei-Deal wurde Miite März 2016 unterzeichnet und war ab Anfang April 2016 in Kraft. Bis zum Oktober wurde der Berg an Asylerstanträgen aus dem Zeitraum Sep 2015 bis März 2016 abgearbeitet. Seit Nov 2016 bis heute wurden monatlich ca 15.000 Asylerstanträge gestellt. Und diese Migranten kamen primär über die angeblich geschlossene Balkanroute.
Duch das ganze Asylchaos 2015-2017 kannst du keine Schlüsse durch die Antragszahlen/Zeitpunkte auf die tatsächlich in dem Zeitraum angekommenen Flüchtlinge ziehen. Hier wurden Anträge teils erst über 6 Monate nach Aufnahme in einem Flüchtlingslager gestellt, genauso wurden Anträge im BAMF erst teils ein Jahr später bearbeitet. Ob ein Flüchtling hier schon vor der Grenzschließung oder erst danach über Lücken in der Grenze kam, ist damit nicht nachvollziehbar. Idomeni hat es gezeigt, hier kam erstmal niemand mehr durch. Das hatte dann die Auswirkung, dass kaum noch Flüchtlinge von der Türkei nach Griechenland übersetzten, da sie aus Sozialen Netzwerken wussten, dass es dort erstmal nicht weiterging und sie eine Registrierung in Griechenland erstmal vermeiden wollten.
Keine Ahnung wie du auf so eine Meinung kommst. Von Merkel-Alleingang kann überhaupt keine Rede sein. Die Vertragspartner beim Türkei-Deal sind die EU und die Türkei. Die Inhalte wurden eng mit allen EU-Staaten abgestimmt.
Ich habe die Nachrichtensendungen am Tag nach dem Deal gesehen, dazu die verblüfften Gesichter der EU-Staatsmänner, also sie auf den Deal von Merkel angesprochen wurden. Die EU-Länder hielten hier wohl etwas still, weil man die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Deal auf freiwillige Basis gestellt hatte.
Hier ein Artikel kurz nach dem Deal:
https://www.welt.de/politik/deutschland ... elten.html
Beide Hände hob Angela Merkel wie erschrocken hoch. „Nein!“, wehrte sie Anfang der Woche in Brüssel ab und schaute dabei, als habe man ihr etwas Unsittliches angetragen: „Dieser Vorschlag ist allein von der türkischen Seite gemacht worden!“ Das wollte schon am Montag kaum einer der anderen 27 Staats- und Regierungschefs glauben. (...) Und das sollen sich die Türken wirklich allein ausgedacht haben? Recherchen der „Welt am Sonntag“ belegen jedenfalls das Gegenteil (...) Tatsächlich hat Merkel nur ganz am Anfang der Flüchtlingskrise wirklich auf Europa gesetzt. Als Brüssel nicht vorankam, nahm das Kanzleramt die Zügel in die Hand und zog eine intensive Nebendiplomatie mit Ankara auf. (...) In dieser Zeit entstand die Kernidee für die Vorschläge, die jetzt den anderen Europäern in Brüssel als überraschender türkischer Plan präsentiert wurden – und zwar in Verhandlungen vor allem zwischen hohen Beamten der Türkei und Vertretern aus Deutschland sowie der niederländischen Ratspräsidentschaft. (...) Merkel hat Erdogan sehr wohl den Stift geführt – entgegen den Interessen mancher EU-Partner. In Brüssel ist man sauer. „Die Aussage Merkels, Davutoglu habe plötzlich einen Zettel mit den neuen Plänen herausgezogen und damit alle überrascht, ist eine Märchenstunde“, schimpft ein EU-Spitzendiplomat. Selbst im deutschen Außenministerium hält sich das Gerücht hartnäckig, das Kanzleramt stecke hinter dem angeblichen Plan der Türkei. (...) „Die Idee war von Merkel“, schreibt auch Duygu Güvenc, die gut informierte Korrespondentin der türkischen „Cumhuriyet“, über das Projekt, das am Ende vor allem für die EU Arbeit bedeutet.
Jetzt kocht das wieder hoch, weil Erdogan einige Milliarden Euro für den Deal erhalten soll.
https://deutsche-wirtschafts-nachrichte ... rkei-deal/
Diplomaten und Insider werfen Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, den Flüchtlingsdeal mit der Türkei im Alleingang und hinter dem Rücken der EU verhandelt zu haben. Der österreichische Standard zitiert in einer exklusiven Recherche Personen, die mit den Ereignissen vertraut gewesen sind. Demnach habe Merkel ohne Wissen der EU in der Türkei einen anderen, wesentlich teureren Deal verhandelt. Das Thema kocht jetzt wieder hoch, weil die Türkei auf der Bezahlung der von Merkel verhandelten sechs Milliarden Euro durch die EU besteht. Die Mitgliedsstaaten und die EU streiten darüber, wer die Summe bezahlen soll.
Merkel ging es im Sep 2015 mit der Grenzöffnung darum die EU-Mitglieder Griechenland, Italien sowie Ungarn und auch die Balkanstaaten nicht alleine und im Chaos untergehen zu lassen. In einem Punkt geb ich dir Recht. Die Mehrheit der EU-Länder will inzwischen von so einem solidarischen Handeln nichts mehr wissen und hat kein Problem damit wenn ausschließlich Griechenland und Italien das Flüchtlingsproblem am Hals haben. Hauptsache ihr eigenes Land bleibt verschont. Du vertrittst ja offenbar auch diese Meinung.
Nein, ich habe schon mehrfach gesagt, daß ich das Dublin-Abkommen für totalen Mist halte. Allerdings ist das eben gültiges Gesetz! Anstatt es einfach immer zu brechen, muss man es ändern. Und das hätte man schon vor Jahren angreifen müssen. Stattdessen haben sogar die Länder wie Griechenland und Italien das nicht angeschoben, weil sie wussten, dass sie die Flüchtlinge trotzdem nach Norden weiterreichen konnten.
Und wenn du mich wegen Solidarität ansprichst. Da bin ich dafür, das würde aber auch bedeuten, dass in Deutschland nicht mehr Asylanträge gestellt werden, wie in allen anderen EU-Ländern zusammen, sondern dass es hier einen Ausgleich gibt. Das würde eigentlich bedeuten, dass man hunderttausende Flüchtlinge von Deutschland in andere EU-Länder bringt, um hier eine faire Verteilung zu schaffen. Das ist natürlich kaum möglich, deshalb sollte man bei den aktuell ankommenden Flüchtlingen agieren und eben diese abweisen, die eh schon in einem anderen Land registriert sind.
"Der Ansatz für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert!" (Zitat Angela Merkel 2010)
"Dann sind die nicht insolvent, aber sie hören auf zu verkaufen." (Zitat Robert Habeck 2022)