Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

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Maltrino
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Maltrino »

franktoast hat geschrieben:(01 Aug 2018, 10:13)

...

- Es gibt keine Studiengebühren
- das Semesterticket für den ÖVPN ist extrem vergünstigt
- es gibt Bafög
- Studentenkrankenversicherung bzw. Familienversicherung bis 25
- diverse Vergünstigungen für Studenten

Ist das noch zu wenig?

...
Ja du hast doch den Artikel gelesen, da erklärt die Frau doch was gemeint ist, es geht um den Studienbeginn, also warum die Frage? Ach ja, um lustig zu diskutieren...
ok
franktoast hat geschrieben:(01 Aug 2018, 10:13)

...

Ist es zu viel verlangt, wenn ein Student 1000€-2000€ vor Studienbeginn in Vorleistung tritt?
Sind Eltern mit niedrigem Einkommen überfordert, diesen Betrag in 18 Jahren pro Kind anzusparen (9€ pro Monat ohne Rendite), um es dem Kind nicht etwa zu schenken, sondern zu leihen bzw. irgendein anderer Verwandter, Freund, Nachbar ist nicht vorhanden, der das leihen könnte?
Wie sieht es aus mit Ferienjobs?
In dem Beispiel geht es um eine junge Frau, die eine Ausbildung machte und auch nicht fähig war, pro Monat 10€ (ihr fehlen 400€ auf 3 Jahre Ausbildung gerechnet) anzusparen?

Wird hier zu viel Eigenverantwortung verlangt?
...

Auch das sind ja eher rhetorische Fragen oder? Ich lese heraus, dass du mit dem jetzigen System zufrieden bist, und dieses jetzige System sorgt halt dafür (laut Aussage der "Expertin" im Artikel), dass einige, die diese 2000 Euro zu Studienbeginn nicht haben, nicht studieren können. Auch hier versteh ich wieder nicht warum dann noch gefragt wird. Dann sag doch klipp und klar: Das System ist gut, diejenigen die dieses Geld nicht haben verdienen es nicht zu studieren.

Ach ja, kleiner Tipp noch: Ich könnte mir vorstellen, dass kein Verwandter dem Jugendlichen das Geld schenkt weil er "Eigenverantwortung" verlangt...
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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Maltrino
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Maltrino »

Teeernte hat geschrieben:(11 Sep 2018, 22:31)

Übersetzung : JEDER ist SEINES GLÜCKES SCHMIED.....VIEL finanzielle EIGEENVERANTWORTUNG gezeigt - im Studium....Strangthema.
Ja, aber Skull hat ja nicht aus eigener Kraft sein Studium finanziert sondern konnte dies nur tun weil ihm jemand einen "Vollzeitjob" gegeben hat.

Skull hat geschrieben:(11 Sep 2018, 21:00)

Ich habe mein Fachhochschulstudium über insgesamt 5 Jahre zusätzlich zum Vollzeit-Job gemacht.
(...)
Null Finanzierung durch irgendjemanden.

(...)
Was hätte er gemacht wenn er den Vollzeitjob nicht bekommen hätte? Aber das ist halt die schräge deutsche Logik offenbar. Jemand bekommt sein Leben finanziert, zum Beispiel durch einen Arbeitgeber den er NICHT zwingen kann ihm einen Job zu geben, und anstatt das zu akzeptieren wird gesagt "Null Finanzierung durch irgendjemanden". Er bekommt also zum Beispiel 200 Euro (oder waren es damals noch Taler oder so?) jeden Monat überwiesen und sagt "Null Finanzierung durch irgendwen". Tja.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Polibu

Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Polibu »

Skull hat seine Arbeitsleistung verkauft. Sein Arbeitgeber hat ihm das Geld nicht geschenkt. LEISTUNG wird heute bei vielen klein geschrieben. Die wollen immer nur was geschenkt bekommen, aber nichts dafür tun.

Wem das Geld für ein Studium fehlt, der muss halt nebenher arbeiten gehen. Man muss auch mal bereit sein mehr zu leisten als andere, um ans Ziel zu kommen und nicht immer nur jaulen wie schwer doch alles ist.
KarlRanseier

Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von KarlRanseier »

Polibu hat geschrieben:(12 Sep 2018, 04:21)

Skull hat seine Arbeitsleistung verkauft. Sein Arbeitgeber hat ihm das Geld nicht geschenkt. LEISTUNG wird heute bei vielen klein geschrieben. Die wollen immer nur was geschenkt bekommen, aber nichts dafür tun.

Wem das Geld für ein Studium fehlt, der muss halt nebenher arbeiten gehen. Man muss auch mal bereit sein mehr zu leisten als andere, um ans Ziel zu kommen und nicht immer nur jaulen wie schwer doch alles ist.

Diese Argumentation ist verblüffend unlogisch. Erstens behauptet man quasi ständig, Deutschland bräuchte Akademiker. Und dann legt man Leuten, die das werden wollen, Steine in den Weg und macht Bildung abhängig vom Geldbeutel.

Noch hanebüchener ist die Annahme, dass Studenten, die nebenher arbeiten, den Staat weniger Geld kosten. Dass diese Leute letztlich länger für ihr Studium brauchen und es damit für den Staat deutlich teurer ist, als wenn er ihr Studium adäquat unterstützt, fällt offenbar Niemandem auf. :rolleyes:

Die einzigen Leute, die davon profitieren, dass Studenten arbeiten müssen, sind Profitmaximierer, die billige Arbeitskräfte suchen.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Alana4 »

Teeernte hat geschrieben: Sag doch EINEN Nachteil für ein Duales Studium ?
.......
Es gibt nur vergleichsweise wenige Studienplatzangebote dieser Art.
Und wenn der Arbeitgeber das Studium nicht finanziert (zusätzlich zu dem fetten Gehalt, das er in der Zeit selbstverständlich zahlt), dann ist so ein duales Studium eine verdammt teure Angelegenheit!
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.
Polibu

Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Polibu »

KarlRanseier hat geschrieben:(12 Sep 2018, 07:08)

Diese Argumentation ist verblüffend unlogisch. Erstens behauptet man quasi ständig, Deutschland bräuchte Akademiker. Und dann legt man Leuten, die das werden wollen, Steine in den Weg und macht Bildung abhängig vom Geldbeutel.

Noch hanebüchener ist die Annahme, dass Studenten, die nebenher arbeiten, den Staat weniger Geld kosten. Dass diese Leute letztlich länger für ihr Studium brauchen und es damit für den Staat deutlich teurer ist, als wenn er ihr Studium adäquat unterstützt, fällt offenbar Niemandem auf. :rolleyes:

Die einzigen Leute, die davon profitieren, dass Studenten arbeiten müssen, sind Profitmaximierer, die billige Arbeitskräfte suchen.
Deutschland hat genug Akademiker und auch genug Studienabbrecher. Jeder Hans und Franz will heutzutage studieren. Das ist keine gesunde Entwicklung. Deshalb ist es nicht sinnvoll jedem ein Rundumsorglosstudium zu finanzieren. Wer kein Geld hat und studieren will, muss sich halt reinhängen. Es ist möglich. Man muss sich halt nur etwas anstrengen. Wer kein Bock dazu hat, der soll es halt lassen.
Zuletzt geändert von Polibu am Mi 12. Sep 2018, 08:25, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von jorikke »

Maltrino hat geschrieben:(12 Sep 2018, 01:50)

Ja, aber Skull hat ja nicht aus eigener Kraft sein Studium finanziert sondern konnte dies nur tun weil ihm jemand einen "Vollzeitjob" gegeben hat.




Was hätte er gemacht wenn er den Vollzeitjob nicht bekommen hätte? Aber das ist halt die schräge deutsche Logik offenbar. Jemand bekommt sein Leben finanziert, zum Beispiel durch einen Arbeitgeber den er NICHT zwingen kann ihm einen Job zu geben, und anstatt das zu akzeptieren wird gesagt "Null Finanzierung durch irgendjemanden". Er bekommt also zum Beispiel 200 Euro (oder waren es damals noch Taler oder so?) jeden Monat überwiesen und sagt "Null Finanzierung durch irgendwen". Tja.
Ganz ehrlich gemeinte Frage:
Ich verstehe deine ehrlich gemeinte Frage ganz gut, jedoch ist sie sehr unglücklich formuliert.
Probier das doch nochmal, ohne Anspielungen auf den Geisteszustand des Users ... dein Mod ;)
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von odiug »

Skull hat geschrieben:(11 Sep 2018, 21:00)

Ich habe mein Fachhochschulstudium über insgesamt 5 Jahre zusätzlich zum Vollzeit-Job gemacht.

2 - 3 Vorlesungen abends in der Woche plus manchmal Samstags.
Null Finanzierung durch irgendjemanden.

Und auch heute kenne ich "Kids" der nachfolgenden Generation, die das auch so machen.

mfg
Weißt du auch, was ein Studium kostet :?:
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Skull »

Maltrino hat geschrieben:(12 Sep 2018, 01:50)

Ja, aber Skull hat ja nicht aus eigener Kraft sein Studium finanziert
Das hat der Skull schon. :) Deine "Logik" verbleibt Dir.

Auch habe ich nicht behauptet, das mein Lebensweg für jeden oder die meistens ... sinnbildlich sein kann oder soll.
Ich habe Misterfritz auf Ihren Beitrag geantwortet.

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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Skull »

odiug hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:23)

Weißt du auch, was ein Studium kostet :?:
Ja. Meine Schwiegertochter studiert gerade.
Meine Patenkind hat bereits studiert.
Das Patenkind meiner Frau beginnt ihr Studium im Herbst.

Ansonsten haben bestimmt zwei Dutzend Kinder aus unserem Familien- oder Freundeskreis studiert.
Die meisten sind bereits fertig.

Warum sollte ich das also nicht wissen ? :?:

mfg
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von odiug »

Skull hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:27)

Ja. Meine Schwiegertochter studiert gerade.
Meine Patenkind hat bereits studiert.
Das Patenkind meiner Frau beginnt ihr Studium im Herbst.

Ansonsten haben bestimmt zwei Dutzend Kinder aus unserem Familien- oder Freundeskreis studiert.
Die meisten sind bereits fertig.

Warum sollte ich das also nicht wissen ? :?:

mfg
Na ja ... dass ein Student für seinen Lebensunterhalt selbst sorgt, ist ja löblich, nur hat das mit den Kosten eines Studiums relativ wenig zu tun.
Abgesehen davon ist BAFÖG heute auch nur noch ein Kredit, wenn auch ein sehr günstiger.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Skull »

odiug hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:32)

Na ja ... dass ein Student für seinen Lebensunterhalt selbst sorgt, ist ja löblich,
nur hat das mit den Kosten eines Studiums relativ wenig zu tun.

Abgesehen davon ist BAFÖG heute auch nur noch ein Kredit, wenn auch ein sehr günstiger.
Ich finde es nicht schlimm, das es BAFÖG gibt. Auch nicht schlimm, das es das als Kredit gibt.

mfg
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von odiug »

Skull hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:34)

Ich finde es nicht schlimm, das es BAFÖG gibt. Auch nicht schlimm, das es das als Kredit gibt.

mfg
Ja ... aber ein Studienplatz kommt je nach Fach auf 20 .000 bis 30.000 Euro pro Semester.
Vom Bau und Unterhalt der Gebäude, zur Ausstattung der Labore und Lehrsäle, bis hin zum Gehalt des Lehrkörpers und der Verwaltung.
Es geht dabei nicht um Bafög ... das spielt kaum eine Rolle.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Skull »

odiug hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:40)

Ja ... aber ein Studienplatz kommt je nach Fach auf 20 .000 bis 30.000 Euro pro Semester.
Da verstehe ich jetzt den Kontext nicht.

Der Threadtitel handelt von der Eigenverantwortung.
Die User diskutieren über die Eigenverantwortung des eigenen Studiums und deren Finanzierung.
Möglichkeiten, Grenzen oder Kosten.

Was ein Studienplatz der Gesellschaft kostet... war meines Wissens nicht das Thema.
Oder plädierst Du hier, diese 20 - 30 k pro Semester den Studierenden in Rechnung zu stellen ? :?:

mfg
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von odiug »

Skull hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:44)

Da verstehe ich jetzt den Kontext nicht.

Der Threadtitel handelt von der Eigenverantwortung.
Die User diskutieren über die Eigenverantwortung des eigenen Studiums und deren Finanzierung.
Möglichkeiten, Grenzen oder Kosten.

Was ein Studienplatz der Gesellschaft kostet... war meines Wissens nicht das Thema.
Oder plädierst Du hier, diese 20 - 30 k pro Semester den Studierenden in Rechnung zu stellen ? :?:

mfg
Wenn ich eine Leistung in Anspruch nehme, dann muss ich auch dafür aufkommen.
Es sei denn, die Gesellschaft sieht gute Gründe, diese Leistung gemeinschaftlich zu finanzieren.
Das gilt so für Studenten, wie auch für Autofahrer.
Beide kommen nicht für die Kosten ihres Tuns auf.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Realist2014 »

odiug hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:55)

Wenn ich eine Leistung in Anspruch nehme, dann muss ich auch dafür aufkommen.
Es sei denn, die Gesellschaft sieht gute Gründe, diese Leistung gemeinschaftlich zu finanzieren.
Das gilt so für Studenten, wie auch für Autofahrer.
Beide kommen nicht für die Kosten ihres Tuns auf.
Hm

ist das jetzt ein Plädoyer für US-Verhältnisse beim Studium?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von frems »

Teeernte hat geschrieben:(11 Sep 2018, 23:13)
Sag doch EINEN Nachteil für ein Duales Studium ?

...ist ARBEIT neben dem Studium soooooo schlimm ? Gesellschafter/in für alte (betuchte) Leute sooo ekelig ?
Nachteile gibt's viele.

1. Betrachtet man den betrieblichen Arbeitsaufwand mit der Vergütung, hat man stets einen miserablen Stundenlohn. Arbeitet man stattdessen als regulärer Student fachnah in der Wirtschaft oder Forschung, springt am Monatsende bei gleichem Zeitaufwand mehr raus. Zudem verplempert man seine Zeit nicht mit putzen, aufräumen und sonstigem Gesellenkram.
2. Man hat sehr wenige Wahlfreiheiten im Studium, da vieles von den Betrieben gefordert wird und die Hochschulen zugleich meist sehr klein sind. Sprich, kaum Angebote, um mal etwas auszuprobieren; dabei macht dies ein Studium aus.
3. Dadurch ist man auch sehr unflexibel, wenn es später mal darum geht, den Arbeitgeber zu wechseln. Auch hier gilt: das, was einen Akademiker ausmacht, fehlt.
4. Absolventen dualer Bachelor-Studiengänge werden noch häufiger als Wald-und-Wiesen-FH-Absolventen für ein Masterstudium später nicht zugelassen, da ihnen einfach viele fachlichen Grundlagen fehlen. Braucht man als Ing. die technische Mechanik, bringt es wenig, wenn dies auf dem Zeugnis fehlt und man stattdessen mit einer Pfeile an Metall herumgekratzt oder den Chef zum Flughafen gefahren hat.
5. Letztendlich ist man kein richtiger Azubi und auch kein Akademiker. Entsprechend sind die späteren Tätigkeiten. Die Unternehmen, die Jahrzehnte nach mehr Abiturienten schrien und nun verwundert sind über die Studien-Möglichkeit des Nachwuchses, hoffe so halt ein paar Plus-Azubis zu ködern, die ansonsten keine Lehre, sondern ein Studium aufnehmen würden. Also watscheln sie ein paar mal in ein Gebäude, auf dem "Hochschule" steht, und gibt ihnen einen akademischen Grad, der zwar in der Theorie, aber nicht in der Praxis gleichwertig ist.
6. Zudem ist es eine unbedeutende Randerscheinung, die nur wenige Betriebe anbieten. Der Anteil unter allen Studenten ist im niedrigen, einstelligen Prozentbereich.

Somit spricht eigentlich nichts dafür. Ausnahmen gibt's natürlich, z.B. wenn irgendein unflexibler Mensch in seinem Heimatort bei irgendeinem KMU sein Leben verbringen möchte und für ein normales Studium ungeeignet wäre. Da ist ein sog. duales Studium immerhin ein klein wenig anspruchsvoller als irgendeine stupide Berufsausbildung, wovon es ja genug in Deutschland gibt. Man muss nur schauen, wo die meisten freiwilligen Abbrecher sind. Gastro, Hotels, Security, ...
Labskaus!

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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von odiug »

Realist2014 hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:58)

Hm

ist das jetzt ein Plädoyer für US-Verhältnisse beim Studium?
Auch in den USA zahlen viele Studenten nicht die Kosten ihres Studiums.
Manche jedoch, wie zB Absolventen der Trump University, viel zu viel.
Aber auch die Ivy League kommt nicht ohne Spenden aus.

Aber um das klar zu machen, ich in voll und ganz für eine frei Bildung.
Gerade in Deutschland ist das wichtig.
Bei "freie Fahrt für frei Bürger" bin ich da etwas skeptischer.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von frems »

Polibu hat geschrieben:(12 Sep 2018, 07:55)

Deutschland hat genug Akademiker und auch genug Studienabbrecher. Jeder Hans und Franz will heutzutage studieren. Das ist keine gesunde Entwicklung. Deshalb ist es nicht sinnvoll jedem ein Rundumsorglosstudium zu finanzieren. Wer kein Geld hat und studieren will, muss sich halt reinhängen. Es ist möglich. Man muss sich halt nur etwas anstrengen. Wer kein Bock dazu hat, der soll es halt lassen.
International betrachtet hat Deutschland ziemlich wenige Akademiker. Die Abbrecherquote ist heute auch nicht höher als vor 30 oder 50 Jahren. Zudem entstehen die meisten Abbrüche durch Wechsel von Fach oder Hochschule. Prämissen für die Katz und Konklusion zudem unschlüssig. Sowas braucht Deutschland gewiss nicht.
Labskaus!

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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von odiug »

Polibu hat geschrieben:(12 Sep 2018, 07:55)

Deutschland hat genug Akademiker und auch genug Studienabbrecher. Jeder Hans und Franz will heutzutage studieren. Das ist keine gesunde Entwicklung. Deshalb ist es nicht sinnvoll jedem ein Rundumsorglosstudium zu finanzieren. Wer kein Geld hat und studieren will, muss sich halt reinhängen. Es ist möglich. Man muss sich halt nur etwas anstrengen. Wer kein Bock dazu hat, der soll es halt lassen.
Auf Akademiker mit sehr viel Geld, wie zB die von und zu Gutenbergs, kann man auch verzichten.
Geld ist kein Kriterium für die Fähigkeit ein Studium erfolgreich zu absolvieren.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Skull »

frems hat geschrieben:(12 Sep 2018, 09:03)

4. Absolventen dualer Bachelor-Studiengänge werden noch häufiger als Wald-und-Wiesen-FH-Absolventen für ein Masterstudium später nicht zugelassen, da ihnen einfach viele fachlichen Grundlagen fehlen. Braucht man als Ing. die technische Mechanik, bringt es wenig, wenn dies auf dem Zeugnis fehlt und man stattdessen mit einer Pfeile an Metall herumgekratzt oder den Chef zum Flughafen gefahren hat.
5. Letztendlich ist man kein richtiger Azubi und auch kein Akademiker. Entsprechend sind die späteren Tätigkeiten. Die Unternehmen, die Jahrzehnte nach mehr Abiturienten schrien und nun verwundert sind über die Studien-Möglichkeit des Nachwuchses, hoffe so halt ein paar Plus-Azubis zu ködern, die ansonsten keine Lehre, sondern ein Studium aufnehmen würden. Also watscheln sie ein paar mal in ein Gebäude, auf dem "Hochschule" steht, und gibt ihnen einen akademischen Grad, der zwar in der Theorie, aber nicht in der Praxis gleichwertig ist.
6. Zudem ist es eine unbedeutende Randerscheinung, die nur wenige Betriebe anbieten. Der Anteil unter allen Studenten ist im niedrigen, einstelligen Prozentbereich.

Somit spricht eigentlich nichts dafür.
DAS sehe ich -gerade aus der Praxis heraus- komplett anders.

Dein Verweis "den Chef zum Flughafen fahren" spricht für sich. :D

Duale Studien sind durchaus eine geachtete, honorierte und respektierte Alternative.
Das Ihnen fachliche Grundlagen fehlen, halte ich ich für eine Geschichte aus ... Phantasien.
Denn gerade dort wird Praxis sinnvoll mit der Theorie verknüpft.

Genauso kann ich hier plakativ behaupten,
was wollen die Betriebe mit vielen theoretischen "Akademikern" in einem Vollstudium aus dem Wolkenkuckucksheim...

Vollstudium, Fachhochschulstudium, duale Ausbildungen...
...alle haben ihre Berechtigung und ihren Sinn.

Da sollte man weder einen Weg allzu hoch hängen, noch andere als "zweitklassig" abwerten.

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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von frems »

Skull hat geschrieben:(12 Sep 2018, 09:34)

DAS sehe ich -gerade aus der Praxis heraus- komplett anders.

Dein Verweis "den Chef zum Flughafen fahren" spricht für sich. :D
Naja, dann frag mal bei der Gewerkschaft Deines Vertrauens (sofern es eine gibt :p ), worüber viele Lehrlinge klagen und was so ihre Gründe für einen Abbruch sind. Fachliche Überforderung ist da selten der Fall.
Duale Studien sind durchaus eine geachtete, honorierte und respektierte Alternative.
Das Ihnen fachliche Grundlagen fehlen, halte ich ich für eine Geschichte aus ... Phantasien.
Denn gerade dort wird Praxis sinnvoll mit der Theorie verknüpft.
Da reicht ein Blick in die Modullisten und Prüfungsordnungen, um festzustellen, dass ein reguläres Vollzeitstudium eben mehr fachliche Inhalte vermittelt als der gelegentliche Besuch einer "Hochschule". Aber wen interessieren schon Fakten...
Genauso kann ich hier plakativ behaupten,
was wollen die Betriebe mit vielen theoretischen "Akademikern" in einem Vollstudium aus dem Wolkenkuckucksheim...

Vollstudium, Fachhochschulstudium, duale Ausbildungen...
...alle haben ihre Berechtigung und ihren Sinn.

Da sollte man weder einen Weg allzu hoch hängen, noch andere als "zweitklassig" abwerten.

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Die Existenzberechtigung hat niemand in Frage gestellt. Jemand fragte nach Nachteilen und ich habe ein paar Beispiele genannt. Die Praxis sieht dann eben so aus:
Als es passiert, fällt er aus allen Wolken. Da steht er nun mit seinem Einserabschluss in Bauingenieurwesen, ein dualer Bachelor von der Berliner Hochschule für Wissenschaft und Recht (HWR) in einer Zeit, da alle das duale Studium preisen. Aber als er sich für einen Wirtschaftsingenieur-Master an der RWTH Aachen bewirbt, steht in der Antwort der Uni: abgelehnt; er sei "nicht für den Studiengang geeignet". [...]

Mit FH-Bachelor an die Uni? Müsste doch gehen. Hat zu gehen, denkt Christian Schäfer, damals 26, und versucht es nach der ersten Ablehnung erneut. Diesmal in seinem alten Fach, Bauingenieurwesen, an der Technischen Universität Berlin. Schäfer, der in Wirklichkeit anders heißt, legt dem Fachbereich, an dem er studieren möchte, seine Belege Monate im Voraus zur Prüfung vor. Es scheint glattzugehen: Der zuständige Professor antwortet per Mail, Schäfer erfülle "die aktuell gültigen Zulassungsvoraussetzungen". Ein halbes Jahr später erhält Schäfer ein offizielles Ablehnungsschreiben. Als er nachfragt, heißt es, die Eignung werde nun von einem anderen Professor überprüft. Der wiederum teilt Schäfer mit, er lese sich die Inhalte aller Module durch, die ein Bewerber zuvor studiert habe. Es reiche nicht, "die Namen der Module zu nehmen und die Punkte zusammenzuzählen".
https://www.zeit.de/2017/04/master-univ ... hochschule

Darauf weisen selbst die Lobbyseiten hin:
Im Internet finden sich viele Erfahrungsberichte von dualen Bachelor-Absolventen, die nur mit Mühe oder auch gar nicht ein Master Studium beginnen konnten. Denn obwohl der duale Bachelor dem Bachelorabschluss an sich gleichwertig ist, zeigen sich die Unterschiede leider oftmals im Detail. Und diese Details verhindern dann den Wechsel an eine andere Wunsch-Hochschule, um dort den Master zu absolvieren.
https://www.wegweiser-duales-studium.de ... -bachelor/

Aber für jemanden ohne entsprechenden Abschluss können das natürlich "Phantasien" sein, wenn man sich dann besser fühlt. :p
Labskaus!

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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Skull »

frems hat geschrieben:(12 Sep 2018, 09:46)

Aber für jemanden ohne entsprechenden Abschluss können das natürlich "Phantasien" sein,
wenn man sich dann besser fühlt. :p
Deine unbegründete Arroganz überzeugt nicht. Der eine oder andere Erfahrungsbericht eines 26 jährigen auch nicht.

Überall wird es gute wie schlechte Beispiele geben. Gebe DU Deine einseitigen "Ratschläge".
Mit Internetartikeln unterlegt.

Ich bleibe da lieber im realen Leben, und erteile höchstens Ratschläge in konkreten Fällen.
Und da komme ich bei unterschiedlichen Personen zu unterschiedlichen Wegen.

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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von KarlRanseier »

odiug hat geschrieben:(12 Sep 2018, 09:08)

Auch in den USA zahlen viele Studenten nicht die Kosten ihres Studiums.
Manche jedoch, wie zB Absolventen der Trump University, viel zu viel.
Aber auch die Ivy League kommt nicht ohne Spenden aus.

Aber um das klar zu machen, ich in voll und ganz für eine frei Bildung.
Gerade in Deutschland ist das wichtig.
Bei "freie Fahrt für frei Bürger" bin ich da etwas skeptischer.

Klar ist freie Bildung wünschenswert, und sie kostet auch nicht mehr als jetzt. Jeder Student, der zusätzlich arbeiten
muss und deshalb sein Studium verlängert, kostet viel mehr als eine adäquate finanzielle Unterstützung.

Ich denke, das weiß auch jeder. Wer gegen diese Unterstützung ist, dem geht es nicht ums Geld, denn wie geschrieben,
Vater Staat schießt sich ins eigene Knie. Es geht denen einzig und allein darum, billige Arbeitskräfte zu bekommen.

Reichen die Alten, die dank der Rentenreform noch arbeiten müssen, nicht? Gibts nicht mehr genügend
Hartz-IV-Zwangsverpflichtete? Wollen auch keine Polen mehr für deutschen Löhne arbeiten?
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von frems »

Skull hat geschrieben:(12 Sep 2018, 09:52)

Deine unbegründete Arroganz überzeugt nicht. Der eine oder andere Erfahrungsbericht eines 26 jährigen auch nicht.

Überall wird es gute wie schlechte Beispiele geben. Gebe DU Deine einseitigen "Ratschläge".
Mit Internetartikeln unterlegt.

Ich bleibe da lieber im realen Leben, und erteile höchstens Ratschläge in konkreten Fällen.
Und da komme ich bei unterschiedlichen Personen zu unterschiedlichen Wegen.

mfg
Die Nachteile sind eben gegeben und selbst die Befürworter dieses Bildungswegs weisen darauf hin. Ob man es gerechtfertigt findet, dass vernünftige Universitäten FH- und DH-Absolventen regelmäßig ablehnen, steht auf einem anderen Blatt. Sie tun es eben und das sollte man vorher wissen statt später überrascht zu sein.
Jackadi Jack und Bla Bla Bla
Dein Mod :)

Nimm's halt sportlich und nicht gleich persönlich, nur weil Du Dich eben für einen anderen Weg entschieden hast. War ja offensichtlich für Dich der richtige Weg und alles wird gut. Versprochen.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von frems »

Alana4 hat geschrieben:(12 Sep 2018, 07:33)

Es gibt nur vergleichsweise wenige Studienplatzangebote dieser Art.
Und wenn der Arbeitgeber das Studium nicht finanziert (zusätzlich zu dem fetten Gehalt, das er in der Zeit selbstverständlich zahlt), dann ist so ein duales Studium eine verdammt teure Angelegenheit!
Sind in der Tat nicht viele. Deutschlandweit besuchen (2016) knapp 100.000 Azubis nebenbei hin und wieder eine Hochschule (https://www.bibb.de/dokumente/pdf/59df5 ... rr_urn.pdf). Nur 7% der Angebote werden durch Universitäten durchgeführt und gerademal 2% der Unternehmen bieten auch Masterstudiengänge an (https://www.wegweiser-duales-studium.de/statistik-2018/). Nur mal zwei andere Zahlen zur Einordnung der Größen: Bafög erhalten hingegen über 550.000 der mehr als 2.800.000 Studenten in Deutschland. Gibt halt nicht viele Personen und Unternehmen, für die sich sowas lohnt. Aber ist ja okay, dass man solche Angebote für die wenigen Bereiche schafft, wo es sinnvoll sein könnte.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von franktoast »

H2O hat geschrieben:(11 Sep 2018, 17:17)
Niemand erwirbt ohne Lehrer in vertretbarer Zeit das Wissen in einem sehr umfangreichen Teilgebiet der technischen Wissenschaften. Das kann auf vielen Gebieten so sein, aber in meinem Fachgebiet kenne ich mich aus! Das wird nix.
Also das will ich nicht mal sagen. Man kann auch von Kollegen und Selbststudium lernen. Aber natürlich ist der normale Weg erstmal ein Lehrer. Und was ist falsch daran, eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen zu müssen?
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von franktoast »

Maltrino hat geschrieben:(12 Sep 2018, 01:37)

Ja du hast doch den Artikel gelesen, da erklärt die Frau doch was gemeint ist, es geht um den Studienbeginn, also warum die Frage? Ach ja, um lustig zu diskutieren...
ok
Wer nicht 10€ pro Monat für das Studium des Kindes aufbringen kann, der sitzt bei der nächsten Gaspreiserhöhung im Winter im Kalten. Ich denke eher, dass man das Geld für alles aufwenden kann. Bessere Klamotten, größere Wohnung, Kinoabend, Urlaub etc., aber für das Studium? Ne. Da geht das nicht.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von franktoast »

frems hat geschrieben:(11 Sep 2018, 17:50)

Wahrscheinlich nicht so:

Sarah ist 17 und Tochter einer Hartz-IV-Empfängerin. Sie macht gerade Abi und würde gerne für die Zukunft Geld sparen. Doch das geht nicht. Denn Sarah muss rund 80 Prozent von dem Geld, das sie bei einem Nebenjob verdient, abgeben.
Das heißt, bei einem 450-Euro-Nebenjob würden ihr nur um die 170 Euro bleiben. Unfair, findet Sarah, und macht im Internet mit einem Post auf dieses Problem aufmerksam.

https://www.mopo.de/news/politik-wirtsc ... d-31238964
Ja, 60%-70% wären besser. Grundsätzlich ist es jedoch nicht falsch, die Höhe der Sozialleistungen an die Bedürftigkeit zu knüpfen. Wer mehr verdient, benötigt weniger Hilfe.

PS: Von den 450€ bleiben dem Mädchen übrigens 450€. Nur wird Hartz4 um 280€ gekürzt.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von franktoast »

Ok, die Lösung:
Es gibt einen Bafög-Voschuss von maximal 2000€, der in voller Höhe in 5 Jahren zurück bezahlt werden muss, sofern man über 1000+x€ verdient (ähnlich wie bei der eigentlichen Bafögrückzahlung).

Plus die Verwaltungsgebühr (zB. 100€)

Dann kann keiner mehr sagen, dass ihm dieses Hindernis im Wege stünde. Oder ist das zu viel Eigenverantwortung, wenn man da einen Antrag frühzeitig ausfüllen muss?
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von H2O »

franktoast hat geschrieben:(12 Sep 2018, 12:05)

Also das will ich nicht mal sagen. Man kann auch von Kollegen und Selbststudium lernen. Aber natürlich ist der normale Weg erstmal ein Lehrer. Und was ist falsch daran, eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen zu müssen?
Diesen Weg ohne fachliche Anleitung halte ich in den Naturwissenschaften auch heute noch für ausgeschlossen. Ich kenne meine Wissenschaft, und mir ist da noch niemand begegnet, der die Universität nur von außen gesehen hat.

Eine Kosten/Nutzen-Rechnung mag für Kaufleute in Ordnung sein; für Wissenschaftler oder Künstler ist das nicht der beherrschende Gesichtspunkt. Ich sagte ja schon: So mancher Kaufmann wird leise lächeln, wenn er Einkünfte vergleicht und den Aufwand, überhaupt dahin zu kommen. Die Frage ist doch am Ende die Lebenszufriedenheit. Und da bin ich nach wie vor glücklich über eine wunderbar spannende und schöpferische Zeit! Hat sich gelohnt, dieses Leben!
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von franktoast »

H2O hat geschrieben:(12 Sep 2018, 13:59)

Diesen Weg ohne fachliche Anleitung halte ich in den Naturwissenschaften auch heute noch für ausgeschlossen. Ich kenne meine Wissenschaft, und mir ist da noch niemand begegnet, der die Universität nur von außen gesehen hat.

Eine Kosten/Nutzen-Rechnung mag für Kaufleute in Ordnung sein; für Wissenschaftler oder Künstler ist das nicht der beherrschende Gesichtspunkt. Ich sagte ja schon: So mancher Kaufmann wird leise lächeln, wenn er Einkünfte vergleicht und den Aufwand, überhaupt dahin zu kommen. Die Frage ist doch am Ende die Lebenszufriedenheit. Und da bin ich nach wie vor glücklich über eine wunderbar spannende und schöpferische Zeit! Hat sich gelohnt, dieses Leben!
Ok, dann eben ne Aufwand-Nutzen/Lebenszufriedenheit-Rechnung. Es kann aber eben nicht richtig sein, wenn das Studium Unmengen von Aufwand für andere verschlingt, dass das sowieso immer richtig wäre, wenn es dem Studierenden minimal mehr Lebenszufriedenheit gäbe-.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Maltrino »

franktoast hat geschrieben:(12 Sep 2018, 12:07)

Wer nicht 10€ pro Monat für das Studium des Kindes aufbringen kann, der sitzt bei der nächsten Gaspreiserhöhung im Winter im Kalten. Ich denke eher, dass man das Geld für alles aufwenden kann. Bessere Klamotten, größere Wohnung, Kinoabend, Urlaub etc., aber für das Studium? Ne. Da geht das nicht.
Wie gesagt, ich versteh immer noch nicht warum du dann hier fragst. Sag doch klipp und klar "Ich finde es gut wenn Leute die dieses Geld nicht aufbringen können nicht studieren können". Punkt. Und dann wirst du damit leben müssen dass es Leute gibt die eine andere politische Meinung haben und kannst dich mit denen streiten.

Ansonsten, was soll man jetzt antworten. Ich gehe mal davon aus, dass der Vergleicht mit den USA kommt, wo Studiengebühren es gibt und Marktwirtschaft... Ich habe oft das Gefühl, dass bei uns folgendes das Problem ist, und ich kann da nur von "meiner" Generation ausgehen: Mein subjektiver Eindruck ist, dass "uns" gesagt wurde, dass wir uns auf Staat und Gesellschaft verlassen können, dass die uns eine gute Bildung und Ausbildung bringen und wir danach (!) dann wenn wir gut sind einen Job finden und alles alleine verdienen können und müssen. Wenn nun aber, wie du sagst, so etwas wie "Eigenverantwortung" verlangt wird, dann (ich sag das mal so), dann muss einem das auch gesagt werden. Dann muss einem klipp und klar gesagt werden, schon im Kindergarten und der Grundschule "Hier, passt mal auf, wir in der Grundschule bringen euch zwar lesen, schreiben und rechnen bei, aber was viel wichtiger ist, ihr müsst nebenbei Geld verdienen, Geld sparen, lernen wie man in unserem WIrtschaftssystem und unserem Gesundheitssystem zurechtkommt usw, das müsst ihr alles selber machen und das ist sehr wichtig!" . Geschieht das? Besteht hier eine Kultur in der das gelehrt wird was du "Eigenverantwortung" nennst? Meine Meinung nach ganz klar NEIN. Es besteht viel eher eine Kultur wo dem Einzelnen gesagt wird, "Du bist scheiße, die Gesellschaft und der Staat ist ganz toll, lass erstmal das was du machen willst zu Hause und guck dir an was wir dir beibringen". Ja, und dann sitzen da viele halt 12 Jahre und gucken aufmerksam was der Staat ihnen denn so beibringen will, und dann ups, fehlen plötzlich 2000 Euro. Ja warum denn? Vielleicht auch (nur ein Grund von vielen) weil niemand ihnen beigebracht hat, dass man diese 2000 Euro haben muss?

Ich will mal nicht zu weit ausholen, aber ich glaube manchmal folgendes ist das Problem: Deutschland ist sowohl "westlich", als auch "östlich" geprägt, und mit "westlich" meine ich Individualität und "Eigenverantwortung", mit "östlich" meine ich "kollektivistisch". In Deutschland werden selten Sätze gesagt wie "Dies ist ein tolles Land wo jeder leben kann wie er will", es wird eher betont "Deutschland geht es gut", als Kollektiv also. Der Eindruck wird vermittelt, dass das Kollektiv für einen sorgt und es einem gut geht wenn man sich ihm brav unterordnet. Und jemand der das tut, der geht dann halt 12 Jahre brav zur Schule und lernt dann halt lesen und rechnen. Und dann plötzlich heißt es aber "Das Kollektiv gibt dir keine 2000 Euro für den Studienbeginn". "Hallo?" Ganz simple Vermutung: Ich glaube die wussten das einfach nicht. Die haben sich auf den Staat verlassen. Ist ja auch klar, denn wenn es Deutschland so "gut" geht, wie dauernd betont wird, wie soll man dann auf die Idee kommen, dass dieser Staat keine 2000 Euro für den Studienbeginn auftreiben soll.

Leben wir im Westen wo "Eigenverantwortung" zählt, oder leben wir im Osten wo alle brav mit Schuluniform zur Schule kommen und der Nagel der heraussteht eingeschlagen wird?

Wenn nun aber nicht das "östliche", das "kollektivistische" Prinzip gelten soll, dann muss dem Einzelnen auch klipp und klar gesagt werden, von Kind an "Du kannst dich nicht auf den Staat verlassen! Der Staat und die Gesellschaft werden sich nicht um dich sorgen!". Man muss also dazu erzogen werden skeptisch gegenüber dem Staat zu sein. Aber wer tut das? Wer "Eigenverantwortung" predigt, der muss auch damit leben, dass Individualität gelebt wird. Wollt ihr das? Dass die Schüler 12 Jahre nicht brav dem Lehrer zugucken sondern 12 Jahre sich Geschäftskonzepte ausdenken um euch euer Geld wegzunehmen? Wollt ihr, dass die Schüler weniger brav in der Schule sitzen dafür mehr sich überlegen wie sie dumme Rentner mit Abofallen übers Ohr hauen können, damit sie die 2000 Euro zum Studienbeginn haben? Ja ok. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht was "ihr" wollt... Ich höre hier in Deutschland immer nur, dass es "Deutschland gut geht", und dass wir ein ganz tolles System haben auf das man sich verlassen kann und wo man nicht aufmucken soll, weil es sonst kaputt geht, und dann höre ich plötzlich wieder was von "Eigenverantwortung"... Ja was denn nun? Nochmal: Dann macht es doch so, aber dann sagt den Kindern auch klipp und klar "Dieser Staat ist euer Feind, er wird nicht für euch sorgen, auch nicht wenn ihr noch Kinder seid". Traut ihr euch das?
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von H2O »

franktoast hat geschrieben:(12 Sep 2018, 14:15)

Ok, dann eben ne Aufwand-Nutzen/Lebenszufriedenheit-Rechnung. Es kann aber eben nicht richtig sein, wenn das Studium Unmengen von Aufwand für andere verschlingt, dass das sowieso immer richtig wäre, wenn es dem Studierenden minimal mehr Lebenszufriedenheit gäbe-.
Wenn Ideale Sie leiten, dann weiß man erst hinterher, ob man die Sache "richtig" angefaßt hat. Natürlich kann man Pech haben, findet den Einstieg in den Beruf nicht, muß Broterwerb betreiben ohne die vorhandenen Talente einsetzen zu können. Habe ich auch beobachtet. Im Universitätsbereich ist alles möglich zwischen Nobelpreis und versauern in einer Wartestellung. Ein Thema für sich und auch eine Welt für sich.

Dennoch, das sind Einzelfälle hier und da; meist "lohnt" es sich, seinen Neigungen zu folgen. Ich war einer dieser Glücklichen.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Maltrino »

Maltrino hat geschrieben:(12 Sep 2018, 01:50)

Ja, aber Skull hat ja nicht aus eigener Kraft sein Studium finanziert sondern konnte dies nur tun weil ihm jemand einen "Vollzeitjob" gegeben hat.

(...)
Skull hat geschrieben:(12 Sep 2018, 08:24)

Das hat der Skull schon. :) (..)
Weißt du, das mag jetzt überraschend klingen, aber in solchen Momenten wünsche ich mir manchmal so etwas wie eine Besinnung auf die "christlichen Werte", des "Abendlandes" oder was auch immer... Warum macht sowas wie ein "Erntedankfest" in diesem Kontext Sinn? Weil die Gläubigen Gott für die Ernte danken. Sie stellen sich nicht hin und sagen "Oh, guck mal Gott, was ICH geleistet habe, ich bin ja so toll Gott!", nein sie DANKEN für die Ernte. Sie erkennen an, dass sie zwar hart arbeiten sollen, dass es aber nicht in ihrer Macht steht ob die Arbeit belohnt wird. Und ob das mit "Gott" alles so realistisch ist, das ist eine andere Frage, aber die Tatsache, dass kein Arbeiter und kein Bauer es selbst in der Hand hat ob seine Arbeit belohnt wird, hat man ja in diesem Sommer gesehen.

Wenn du nun also als Jugendlicher Mensch etwas "gearbeitet" hast, was auch immer das gewesen sein mag, dann kann man es vielleicht gerade noch so hinbiegen, dass du sagen kannst "Ich habe aus eigener Kraft gearbeitet", aber du kannst dir nicht "aus eigener Kraft" Geld geben, genausowenig wie ein Bauer aus eigener Kraft für seine Ernte garantieren kann und deshalb immer (auch heute noch) "dankbar" sein muss, dass er belohnt wird.

Ich sag nicht, dass ich das was ich als "christliche Arbeitsmoral" verstehe so unterstütze, das wär auch wieder ein viel zu komplexes Thema hier, aber wenn ich das mal ganz grob zusammenfasse, dann gehe ich davon aus, dass viele christlich geprägte Menschen eine Auffassung von Arbeit haben müssten, die so aussieht:

Ich muss mich bemühen ("Im Schweiße deines Angesichtes..."), aber es liegt nicht in meiner Hand ob ich belohnt werde ("Unser täglich Brot gib uns heute...").

Heute denken aber viele Menschen, dass sie sich selber belohnen können, dass sie selber dafür verantwortlich sind, dass sie Ernte einfahren oder dass ihr Chef ihnen Geld überweist. Das entspricht natürlich nicht diesen "christlichen Werten" und ist aber auch faktisch falsch, da unsere Marktwirtschaft so aufgebaut ist, dass du niemanden zwingen kannst dir Geld zu geben oder Arbeit zu geben. Du kannst dich zwar Bemühen, aber es liegt an den Entscheidungen anderer, und oft an Umwelteinflüssen, ob du belohnt wirst. Der Satz "Ich finanziere mich aus eigener Kraft" ist also unsinnig. Vielleicht kann eine Bank, die sich selber Geld druckt, sich "selbst finanzieren... Aber jeder andere kann sich höchstens bemühen und darauf hoffen, dass jemand anderes ihm dafür Geld gibt. Das ist erstmal die Grundlage. Und wenn man das verstanden hat, dann wird einem auch schnell klar, dass es natürlich immer Leute geben wird, die sich bemühen, die hart arbeiten, und trotzdem nicht die 2000 Euro für den Studienbeginn haben werden. Soll man denen dann das Studium verweigern? Ich glaube darum gehts doch hier oder? Das ist doch die Frage um die man sich streiten kann. Soll man also auch jemandem der einfach nur "Pech" hat, das Studium verweigern?
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von jorikke »

Maltrino hat geschrieben:(12 Sep 2018, 15:12)

Weißt du, das mag jetzt überraschend klingen, aber in solchen Momenten wünsche ich mir manchmal so etwas wie eine Besinnung auf die "christlichen Werte", des "Abendlandes" oder was auch immer... Warum macht sowas wie ein "Erntedankfest" in diesem Kontext Sinn? Weil die Gläubigen Gott für die Ernte danken. Sie stellen sich nicht hin und sagen "Oh, guck mal Gott, was ICH geleistet habe, ich bin ja so toll Gott!", nein sie DANKEN für die Ernte. Sie erkennen an, dass sie zwar hart arbeiten sollen, dass es aber nicht in ihrer Macht steht ob die Arbeit belohnt wird. Und ob das mit "Gott" alles so realistisch ist, das ist eine andere Frage, aber die Tatsache, dass kein Arbeiter und kein Bauer es selbst in der Hand hat ob seine Arbeit belohnt wird, hat man ja in diesem Sommer gesehen.

Wenn du nun also als Jugendlicher Mensch etwas "gearbeitet" hast, was auch immer das gewesen sein mag, dann kann man es vielleicht gerade noch so hinbiegen, dass du sagen kannst "Ich habe aus eigener Kraft gearbeitet", aber du kannst dir nicht "aus eigener Kraft" Geld geben, genausowenig wie ein Bauer aus eigener Kraft für seine Ernte garantieren kann und deshalb immer (auch heute noch) "dankbar" sein muss, dass er belohnt wird.

Ich sag nicht, dass ich das was ich als "christliche Arbeitsmoral" verstehe so unterstütze, das wär auch wieder ein viel zu komplexes Thema hier, aber wenn ich das mal ganz grob zusammenfasse, dann gehe ich davon aus, dass viele christlich geprägte Menschen eine Auffassung von Arbeit haben müssten, die so aussieht:

Ich muss mich bemühen ("Im Schweiße deines Angesichtes..."), aber es liegt nicht in meiner Hand ob ich belohnt werde ("Unser täglich Brot gib uns heute...").

Heute denken aber viele Menschen, dass sie sich selber belohnen können, dass sie selber dafür verantwortlich sind, dass sie Ernte einfahren oder dass ihr Chef ihnen Geld überweist. Das entspricht natürlich nicht diesen "christlichen Werten" und ist aber auch faktisch falsch, da unsere Marktwirtschaft so aufgebaut ist, dass du niemanden zwingen kannst dir Geld zu geben oder Arbeit zu geben. Du kannst dich zwar Bemühen, aber es liegt an den Entscheidungen anderer, und oft an Umwelteinflüssen, ob du belohnt wirst. Der Satz "Ich finanziere mich aus eigener Kraft" ist also unsinnig. Vielleicht kann eine Bank, die sich selber Geld druckt, sich "selbst finanzieren... Aber jeder andere kann sich höchstens bemühen und darauf hoffen, dass jemand anderes ihm dafür Geld gibt. Das ist erstmal die Grundlage. Und wenn man das verstanden hat, dann wird einem auch schnell klar, dass es natürlich immer Leute geben wird, die sich bemühen, die hart arbeiten, und trotzdem nicht die 2000 Euro für den Studienbeginn haben werden. Soll man denen dann das Studium verweigern? Ich glaube darum gehts doch hier oder? Das ist doch die Frage um die man sich streiten kann. Soll man also auch jemandem der einfach nur "Pech" hat, das Studium verweigern?
Unglaublich. Deine Argumentation stellt die Wirklichkeit schlicht auf den Kopf.
Es liest sich wie die Alibi Begründung eines Menschen, der selber nichts auf die Reihe kriegt.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Maltrino »

jorikke hat geschrieben:(12 Sep 2018, 15:40)

Unglaublich. Deine Argumentation stellt die Wirklichkeit schlicht auf den Kopf.
Es liest sich wie die Alibi Begründung eines Menschen, der selber nichts auf die Reihe kriegt.
Wieso das denn? Wenn, um jemanden zu motivieren, gesagt wird "Du bist deines eigenen Glückes Schmied, du kannst aus eigener Kraft reich werden", dann ist das eine Sache. Die andere Sache ist, dass jeder auch von den Entscheidungen anderer und von Umweltfaktoren abhängig ist. Deshalb heißt das hier zum Beispiel "Marktwirtschaft". Weil eben der "Markt", um nicht zu sagen "die Kunden", entscheiden wer Erfolg hat und wer nicht. Ja ok, das ist dann vielleicht demotivierend für manchen, aber es ist die Wahrheit. "Mut zur Wahrheit"... Diese Satz gefällt euch doch hier bestimmt oder..? Und ich glaube für viele Menschen, die wirklich nicht selbst dran schuld sind, dass sie arm sind, ist das auch etwas befreiendes wenn ihnen mal nicht jemand sagt "Du selber bist für deine Armut verantwortlich". Wie gesagt, kann sein, dass es für manche Leute motivierend ist wenn sie denken, sie können "aus eigener Kraft Geld verdienen", aber es verdreht die Realität und ist Selbstbetrug. Les dir nochmal genau durch was ich geschrieben habe. Man kann auch die klassische Gegenüberstellung machen: "Aussteiger" versus "Im Hamterrad rödeln". Jemand der "aus dem System aussteigt" tut dies meist nicht weil er "faul" ist. Ganz im Gegenteil. Eine Hütte in der Wildnis zu bewirtschaften ist viel mehr Arbeit als zur Miete zu wohnen. Aber der Unterschied ist: Diese Aussteiger bauen dann mit den paar Mitteln die sie haben selbst was auf. In der Stadt muss das Geld für die Miete irgendwo her kommen. Man ist also von den Entscheidungen anderer abhängig. Sorry, ich hab keine Lust mehr Selbstverständlichkeiten zu erklären. Ich weiß auch nicht wo du mir jetzt da widersprechen willst. Du kannst dir nicht selbst deinen Lohn überweisen. Was gibt es da jetzt zu diskutieren? Warum sagen denn viele erfolgreiche Menschen, dass sie "Glück" gehabt haben? Weil sie ihr eigenes Versagen rechtfertigen wollen. Aha. Na dann.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Skull »

Guten Tag,

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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von franktoast »

H2O hat geschrieben:(12 Sep 2018, 15:07)

Wenn Ideale Sie leiten, dann weiß man erst hinterher, ob man die Sache "richtig" angefaßt hat. Natürlich kann man Pech haben, findet den Einstieg in den Beruf nicht, muß Broterwerb betreiben ohne die vorhandenen Talente einsetzen zu können. Habe ich auch beobachtet. Im Universitätsbereich ist alles möglich zwischen Nobelpreis und versauern in einer Wartestellung. Ein Thema für sich und auch eine Welt für sich.

Dennoch, das sind Einzelfälle hier und da; meist "lohnt" es sich, seinen Neigungen zu folgen. Ich war einer dieser Glücklichen.
Dass ein angehender Studenten wegen fehlenden 1000€ sein Studium gar nicht erst anfängt, ist wohl auch ein Extremfall. Also wenn man wirklich studieren will. Klingt mir eher nach Ausrede.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von franktoast »

Maltrino hat geschrieben:(12 Sep 2018, 14:49)
Wie gesagt, ich versteh immer noch nicht warum du dann hier fragst. Sag doch klipp und klar "Ich finde es gut wenn Leute die dieses Geld nicht aufbringen können nicht studieren können". Punkt. Und dann wirst du damit leben müssen dass es Leute gibt die eine andere politische Meinung haben und kannst dich mit denen streiten.
Das ist auch meine Meinung.
Ansonsten, was soll man jetzt antworten. Ich gehe mal davon aus, dass der Vergleicht mit den USA kommt, wo Studiengebühren es gibt und Marktwirtschaft... Ich habe oft das Gefühl, dass bei uns folgendes das Problem ist, und ich kann da nur von "meiner" Generation ausgehen: Mein subjektiver Eindruck ist, dass "uns" gesagt wurde, dass wir uns auf Staat und Gesellschaft verlassen können, dass die uns eine gute Bildung und Ausbildung bringen und wir danach (!) dann wenn wir gut sind einen Job finden und alles alleine verdienen können und müssen. Wenn nun aber, wie du sagst, so etwas wie "Eigenverantwortung" verlangt wird, dann (ich sag das mal so), dann muss einem das auch gesagt werden. Dann muss einem klipp und klar gesagt werden, schon im Kindergarten und der Grundschule "Hier, passt mal auf, wir in der Grundschule bringen euch zwar lesen, schreiben und rechnen bei, aber was viel wichtiger ist, ihr müsst nebenbei Geld verdienen, Geld sparen, lernen wie man in unserem WIrtschaftssystem und unserem Gesundheitssystem zurechtkommt usw, das müsst ihr alles selber machen und das ist sehr wichtig!" . Geschieht das? Besteht hier eine Kultur in der das gelehrt wird was du "Eigenverantwortung" nennst? Meine Meinung nach ganz klar NEIN. Es besteht viel eher eine Kultur wo dem Einzelnen gesagt wird, "Du bist scheiße, die Gesellschaft und der Staat ist ganz toll, lass erstmal das was du machen willst zu Hause und guck dir an was wir dir beibringen". Ja, und dann sitzen da viele halt 12 Jahre und gucken aufmerksam was der Staat ihnen denn so beibringen will, und dann ups, fehlen plötzlich 2000 Euro. Ja warum denn? Vielleicht auch (nur ein Grund von vielen) weil niemand ihnen beigebracht hat, dass man diese 2000 Euro haben muss?

Ich will mal nicht zu weit ausholen, aber ich glaube manchmal folgendes ist das Problem: Deutschland ist sowohl "westlich", als auch "östlich" geprägt, und mit "westlich" meine ich Individualität und "Eigenverantwortung", mit "östlich" meine ich "kollektivistisch". In Deutschland werden selten Sätze gesagt wie "Dies ist ein tolles Land wo jeder leben kann wie er will", es wird eher betont "Deutschland geht es gut", als Kollektiv also. Der Eindruck wird vermittelt, dass das Kollektiv für einen sorgt und es einem gut geht wenn man sich ihm brav unterordnet. Und jemand der das tut, der geht dann halt 12 Jahre brav zur Schule und lernt dann halt lesen und rechnen. Und dann plötzlich heißt es aber "Das Kollektiv gibt dir keine 2000 Euro für den Studienbeginn". "Hallo?" Ganz simple Vermutung: Ich glaube die wussten das einfach nicht. Die haben sich auf den Staat verlassen. Ist ja auch klar, denn wenn es Deutschland so "gut" geht, wie dauernd betont wird, wie soll man dann auf die Idee kommen, dass dieser Staat keine 2000 Euro für den Studienbeginn auftreiben soll.

Leben wir im Westen wo "Eigenverantwortung" zählt, oder leben wir im Osten wo alle brav mit Schuluniform zur Schule kommen und der Nagel der heraussteht eingeschlagen wird?

Wenn nun aber nicht das "östliche", das "kollektivistische" Prinzip gelten soll, dann muss dem Einzelnen auch klipp und klar gesagt werden, von Kind an "Du kannst dich nicht auf den Staat verlassen! Der Staat und die Gesellschaft werden sich nicht um dich sorgen!". Man muss also dazu erzogen werden skeptisch gegenüber dem Staat zu sein. Aber wer tut das? Wer "Eigenverantwortung" predigt, der muss auch damit leben, dass Individualität gelebt wird. Wollt ihr das? Dass die Schüler 12 Jahre nicht brav dem Lehrer zugucken sondern 12 Jahre sich Geschäftskonzepte ausdenken um euch euer Geld wegzunehmen? Wollt ihr, dass die Schüler weniger brav in der Schule sitzen dafür mehr sich überlegen wie sie dumme Rentner mit Abofallen übers Ohr hauen können, damit sie die 2000 Euro zum Studienbeginn haben? Ja ok. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht was "ihr" wollt... Ich höre hier in Deutschland immer nur, dass es "Deutschland gut geht", und dass wir ein ganz tolles System haben auf das man sich verlassen kann und wo man nicht aufmucken soll, weil es sonst kaputt geht, und dann höre ich plötzlich wieder was von "Eigenverantwortung"... Ja was denn nun? Nochmal: Dann macht es doch so, aber dann sagt den Kindern auch klipp und klar "Dieser Staat ist euer Feind, er wird nicht für euch sorgen, auch nicht wenn ihr noch Kinder seid". Traut ihr euch das?
Also ich sehe das ähnlich. Einerseits pocht man auf Freiheiten, aber Eigenverantwortung will man dann doch nicht. Ich denke aber, dass es eher oft als Ausrede genutzt wird. "Ich würde ja studieren, aber ich kann nicht, weil..." Wenn man etwas wirklich will, halten einem so kleine Hürden nicht auf. Ja, wer ein Kleinkind zu Hause zu versorgen hat, der hat es schwer. Aber 1000-2000€?

Ich persönlich finde natürlich, dass es Aufgabe der Eltern ist, dem Kind ein gewisses Startgeld zu geben. Führerschein bezahlen, womöglich das erste Auto (je nach dem, wie sehr es gebraucht wird), Mietkaution zum Studiumanfang. Aber natürlich wäre es auch gut möglich, wenn der junge Erwachsene - auch auf Zutun der Schule oder Eltern - sich das Geld selber besorgt.

Abitur macht man Mai, Studium fängt Oktober an. Da sind 4 Monate dazwischen. Was macht der mittellose Erwachsene in der Zeit?
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Maltrino »

franktoast hat geschrieben:(12 Sep 2018, 16:46)

...

Abitur macht man Mai, Studium fängt Oktober an. Da sind 4 Monate dazwischen. Was macht der mittellose Erwachsene in der Zeit?
Soll ich dir erzählen was ich gemacht hab? Dann schreist du aber "Einzelfall!"

Vorschlag: Frag doch mal 1000 junge Erwachsene (Oder nur 1000 mittellose junge Erwachsene?) was sie in dieser Zeit gemacht haben. Und dann wirst du wohl ganz unterschiedliche Geschichten hören. Und dann hast du mehrere Alternativen. Du kannst zum Beispiel einen "Durchschnitt" ermitteln oder eine "Mehrheit der jungen Erwachsenen" identifizieren, und wirst wohl zu dem Ergebnis kommen, dass es dem "nomalen jungen Durchschnittserwachsenen" gut geht und dass sich nichts ändern muss. Oder du betrachtest die vielen "Einzelfälle", die alles Minderheiten sind, und sagst entweder "Wegen so wenig Menschen müssen wir nichts unternehmen", oder überlegst dir was man für diese "Einzelfälle" tun kann oder überlegst dir wie das System gründsätzlich sein müsste damit diese "Einzelfälle" es leichter haben oder damit es sie nicht mehr gibt...

Ich glaube deine verzweifelten Fragen nach "dem mittellosen Erwachsenen" zeigen nur die Grenzen der derzeitigen Herangehensweise in der Politik auf. Man hat also offenbar ein System installiert wo man denjenigen der immatrikuliert ist unterstützt. Die Schwachstelle im System ist, dass offenbar (laut Artikel) die Zeit davor schon ein Problem ist. Zumindest für manche. Und in der Logik des jetzigen Systems müsste man nun wieder komplizierte Fördertöpfe erfinden für paar die...

Und mein "verzweifelter" Vorschlag nach einem "Kulturwandel" ist halt eine Reaktion auf dieses Dilemma. Dass "klipp und klar" ALLEN gesagt wird, das sie bittesehr 10 Jahre lang Geld verdienen sollen.

Aber so ergibt sich halt mir wieder nur ein zwiespältiges Bild. Auf der einen Seite gibt es Fördertöpfe ohne Ende. Auf der anderen Seite gibt es aber offenbar gerade für die ganz armen, die nicht mal 2000 Euro aufbringen können, gar nichts. Ja was den nun? Wenn ich ganz arm bin, so arm, dass ich mich nicht mal immatrikulieren kann, krieg ich keine Förderung, wenn ich ein bischen arm bin, gibts ganz viel, wenn ich reich bin gibts keine Förderung, wenn ich ganz reich bin, dann kriegt mein Opa plötzlich sogar Subventionen vom Staat weil sein Betrieb "Systemrelevant" ist... Ja was denn nun? "Eigentverantwortung"? Oder Hilfe vom "Kollektiv"? Ich sehe da kein klares Bild.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von H2O »

franktoast hat geschrieben:(12 Sep 2018, 16:38)

Dass ein angehender Studenten wegen fehlenden 1000€ sein Studium gar nicht erst anfängt, ist wohl auch ein Extremfall. Also wenn man wirklich studieren will. Klingt mir eher nach Ausrede.
Kommt eben darauf an, wie risikobereit junge Leute sind. Jeder Mensch muß seine Kräfte selbst einschätzen. Ich mache niemandem einen Vorwurf, der unsicher ist, ob er das Ziel erreicht, und der innerlich beschließt: "Dann lieber nicht!" Hohe Abbrecherzahlen zeigen doch, daß junge Leute leider ihre Kräfte überschätzt haben.
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Maltrino
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von Maltrino »

H2O hat geschrieben:(12 Sep 2018, 17:44)

Kommt eben darauf an, wie risikobereit junge Leute sind. Jeder Mensch muß seine Kräfte selbst einschätzen. Ich mache niemandem einen Vorwurf, der unsicher ist, ob er das Ziel erreicht, und der innerlich beschließt: "Dann lieber nicht!" Hohe Abbrecherzahlen zeigen doch, daß junge Leute leider ihre Kräfte überschätzt haben.
Und wie wärs mal wenn man denjenigen Eltern und Lehrern einen Vorwurf macht die das unterstützen, dass heute, sorry, "jeder Depp" mit Studieren anfängt?

Ich machs kurz: Ich kenne zwei Arten von Leuten die Studium abgebrochen haben oder gar nicht erst damit angefangen haben. Die einen waren zu dumm dafür. Die anderen (wie Bill Gates) waren zu schlau und haben diesen Schritt einfach übersprungen, so wie andere schlaue Leute halt Klassen überspringen. Wenn ich die Mehrheit der Studenten und Akademiker anschaue, sehe ich vereinzelt natürlich trotzdem Genies und sehr fähige Leute, aber ich sehe vor allem "stinknormale" Leute, die nicht groß auffallen sondern die einfach solide und unspektakulär alles auswendig lernen was ihnen vorgesetzt wird.

"Hohe Abbrecherzahl" zeigt erstmal nur, dass viele abbrechen. Ob sie überfordert sind oder vielleicht sogar vom inzwischen "verschulten Bullemielernen" (Bachelor Reform) angewiedert oder "unterfordert" sind, das weiß ich jetzt nicht.

Wenn ich auf die Statistiken schaue dann sehe ich aber nicht nur steigende Zahlen was die Studienanfängerquote angeht, sondern durchaus auch steigende Zahlen was die Absolventen angeht (über 30% eines Jahrganges bekommen einen Abschluss hinterhergeworfen). Wenn das weiter steigt, wenn vor allem sogar die Zahl der Absolventen steigt, dann könnte dies meiner Meinung nach zwei Bedeutungen haben:

1. Entweder entwickelt sich Deutschland zurück zu einem Zustand wie ihn Hans Werner Sinn mal bei einem Besuch in einem Schwellenland anprangerte, wo zwar "jeder Depp" irgendwas studiert aber keiner mehr da ist der die Straßenbeleuchtung reparieren kann.

2. Das Studium ist keine "elitäre" Veranstaltung mehr sondern ist mehr und mehr für den "Normalbürger" konzipiert, für den durchschnittlichen Schüler der weder genial noch lernbehindert ist, sondern einfach nur auswendig lernt was da kommt, eine Art gehobene Berufsausbildung mit toller Urkunde.

Mir ist völlig schleierhaft in welche Richtung es geht aber ein Weg zurück, wo das Studium einer "Elite" vorbehalten bleibt, sehe ich nicht. Das heißt aber auch, dass man bei "begabten" Schülern gar nicht mehr weiß was man ihnen raten soll. Neulich habe ich gelesen, dass jemand der Medizin studieren wollte zu hören bekam "Dafür bist du viel zu intelligent, im Medizinstudium musst du nur stur auswendiglernen, das ist ist nichts für dich". In einer Werbeagentur traf ich einen 19 jährigen, der nicht studiert hat aber die ganze 3D Abteilung leitete. Ich sagt ihm sofort, er hat genau das richtige gemacht, auch er war eigentlich "zu schlau" fürs Studium, er hatte es schlicht nicht nötig und dieses "Nachsitzen" hätte ihm bestimmt geschadet.

Aber wenn ich mir das alles vor Augen führe... Also ich bin vorsichtig darin jetzt jedem "Abbrecher" zu sagen, er "hat sich überschätzt". Es gibt auch Leute die die Ausbildung bei der Müllabfuhr abbrechen. Haben die sich also "überschätzt", sind sie "zu dumm" dafür gewesen? Als kleine Denkanregung.

PS: Ich habe übrigens einen Abschluss. Ich war halt zu dumm um schon als Jugendlicher mit einer tollen Geschäftsidee Millionär zu werden und mir ein Studium zu ersparen...
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von H2O »

@maltrino:

Wenn ich Ihren vielfältigen Gedanken richtig gefolgt bin, dann werden wir sehr bald von einer Flut nicht studierter Millionäre überrascht, die sich jeder einen Nobelpreisträger der Physik als Hausmeister halten.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(13 Sep 2018, 08:45)

@maltrino:

Wenn ich Ihren vielfältigen Gedanken richtig gefolgt bin, dann werden wir sehr bald von einer Flut nicht studierter Millionäre überrascht, die sich jeder einen Nobelpreisträger der Physik als Hausmeister halten.
Mal sehen, wie viele Freiwillige sich finden lassen, die sich von einem unstudierten 19-Jährigen medizinisch behandeln oder rechtlich vertreten lassen. Brücken, die nicht von Architekten und Bauingenieuren, sondern von "zu schlauen" Jungs aus der Werbeagentur, denen man mit einem schönen "Head of irgendwas"-Titel das niedrige Gehalt schmackhaft macht, entworfen wurden, sind sicherlich auch ein interessantes Experiment.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(13 Sep 2018, 09:38)

Mal sehen, wie viele Freiwillige sich finden lassen, die sich von einem unstudierten 19-Jährigen medizinisch behandeln oder rechtlich vertreten lassen. Brücken, die nicht von Architekten und Bauingenieuren, sondern von "zu schlauen" Jungs aus der Werbeagentur, denen man mit einem schönen "Head of irgendwas"-Titel das niedrige Gehalt schmackhaft macht, entworfen wurden, sind sicherlich auch ein interessantes Experiment.
Viele Dinge kommen ganz ohne Zutun der Politik wieder in Ordnung... wie Sie gerade abgeleitet haben.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(13 Sep 2018, 09:44)

Viele Dinge kommen ganz ohne Zutun der Politik wieder in Ordnung... wie Sie gerade abgeleitet haben.
Das gilt aber für die vermeintlich vielen Studienabbrecher auch. Früher gab's prozentual nicht mehr. Und damals wie heute sind "Abbrecher" anschließend weiterhin Studenten -- weil sie einfach nur das Fach und/oder die Hochschule wechselten. Bricht ein Lehrling seine Ausbildung ab, weil sie nicht seinen Vorstellungen entspricht, ist er ja auch nicht "zu dumm" für eine Lehre. Rechnet man die Wechsler bspw. im Ingenieurwesen raus, sinkt die "Abbrecherquote" von 48% auf 22%. Sprich, die wenigsten scheitern am letzten Prüfungsversuch oder Zwangsexmatrikulation wegen fehlender Leistungsnachweise: https://www.ingenieur.de/karriere/bildu ... berechnet/
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(13 Sep 2018, 09:54)

Das gilt aber für die vermeintlich vielen Studienabbrecher auch. Früher gab's prozentual nicht mehr. Und damals wie heute sind "Abbrecher" anschließend weiterhin Studenten -- weil sie einfach nur das Fach und/oder die Hochschule wechselten. Bricht ein Lehrling seine Ausbildung ab, weil sie nicht seinen Vorstellungen entspricht, ist er ja auch nicht "zu dumm" für eine Lehre. Rechnet man die Wechsler bspw. im Ingenieurwesen raus, sinkt die "Abbrecherquote" von 48% auf 22%. Sprich, die wenigsten scheitern am letzten Prüfungsversuch oder Zwangsexmatrikulation wegen fehlender Leistungsnachweise: https://www.ingenieur.de/karriere/bildu ... berechnet/
Daran kann ich aus Mangel an eigener Erfahrung nicht zweifeln. Meine Erfahrungen liegen ja auch 60 Jahre zurück. Und damals war das so, daß ohne Vordiplom in gegebener Zeit der Ofen aus war (ich meine 10 Semester, bei 5 Regelsemestern), und ohne Hauptdiplom war mit dem ganzen voran gegangenen Studium keine gewöhnliche Berufsausübung möglich.

Und zum Vordiplom mußten Übungen und Semesterklausuren erfolgreich abgeschlossen sein, zumindest zum 2. Teil des Vordiploms. Da war die Zahl der Abbrecher schon recht hoch. Man verlor diese Kommilitonen völlig aus den Augen... was bei damals noch kleinen Studentenzahlen bedeutet, daß sie diese Hochschule verlassen hatten. Das war damals beinhart geregelt; das Vordiplom war die ganz große Klippe!
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(13 Sep 2018, 10:06)

Daran kann ich aus Mangel an eigener Erfahrung nicht zweifeln. Meine Erfahrungen liegen ja auch 60 Jahre zurück. Und damals war das so, daß ohne Vordiplom in gegebener Zeit der Ofen aus war (ich meine 10 Semester, bei 5 Regelsemestern), und ohne Hauptdiplom war mit dem ganzen voran gegangenen Studium keine gewöhnliche Berufsausübung möglich.

Und zum Vordiplom mußten Übungen und Semesterklausuren erfolgreich abgeschlossen sein, zumindest zum 2. Teil des Vordiploms. Da war die Zahl der Abbrecher schon recht hoch. Man verlor diese Kommilitonen völlig aus den Augen... was bei damals noch kleinen Studentenzahlen bedeutet, daß sie diese Hochschule verlassen hatten. Das war damals beinhart geregelt; das Vordiplom war die ganz große Klippe!
Naja, von unseren angefangenen 80 waren am Ende noch ca. 30 da und ein gutes Dutzend stieß erst in einem späteren Semester dazu, sodass sich die Zahl halbierte. Da gingen halt viele mit falschen Vorstellungen ins Studium. Alle mir bekannten "Abbrecher" wechselten das Fach oder (eine Minderheit) blieb im Fach, aber wechselte die Hochschule, z.B. um näher bei der großen Liebe zu sein. An schlechten bzw. -- nicht meine Wortwahl -- "faulen" und "dummen" Abiturienten wird's auch kaum gelegen haben, da es fast 1000 Bewerber auf die 80 Plätze gab und die meisten nach der Abi-Note ausgewählt wurden (der Rest über Wartesemester oder Härtefallregelung). Und die Hochschulen regeln ja selbstständig, wann eine Zwangsexmatrikulation erfolgt. An meiner ersten TU hieß es "mal zwei plus zwei", sprich, ein sechssemestriges Studium musste in spätestens 14 Semestern abgeschlossen sein. An der zweiten TU war es noch lockerer und das Prüfungsamt wollte nur mind. eine abgelegte Prüfung pro Studienjahr sehen, um Scheinstudenten zu vermeiden. Hat man nachvollziehbare Gründe (Krankheit, Erziehung, Pflege, ...), wurde darüber aber auch mal hinweggesehen. Und vermutlich gibt's noch zig weitere Modelle in Deutschland, weshalb Pauschalisierungen immer wenig aussagen. Selbiges für die späteren Aufnahmekriterien beim Wechsel vom grundständigen zum (nicht-)konsekutiven bzw. postgradualen Studium. Im Gegensatz zu früher reicht ein "vier gewinnt" in den seltensten Fällen.
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Re: Wird im Studium zu viel finanzielle Eigenverantwortung verlangt?

Beitrag von jorikke »

Maltrino hat geschrieben:(13 Sep 2018, 03:51)

Und wie wärs mal wenn man denjenigen Eltern und Lehrern einen Vorwurf macht die das unterstützen, dass heute, sorry, "jeder Depp" mit Studieren anfängt?

Ich machs kurz: Ich kenne zwei Arten von Leuten die Studium abgebrochen haben oder gar nicht erst damit angefangen haben. Die einen waren zu dumm dafür. Die anderen (wie Bill Gates) waren zu schlau und haben diesen Schritt einfach übersprungen, so wie andere schlaue Leute halt Klassen überspringen. Wenn ich die Mehrheit der Studenten und Akademiker anschaue, sehe ich vereinzelt natürlich trotzdem Genies und sehr fähige Leute, aber ich sehe vor allem "stinknormale" Leute, die nicht groß auffallen sondern die einfach solide und unspektakulär alles auswendig lernen was ihnen vorgesetzt wird.

"Hohe Abbrecherzahl" zeigt erstmal nur, dass viele abbrechen. Ob sie überfordert sind oder vielleicht sogar vom inzwischen "verschulten Bullemielernen" (Bachelor Reform) angewiedert oder "unterfordert" sind, das weiß ich jetzt nicht.

Wenn ich auf die Statistiken schaue dann sehe ich aber nicht nur steigende Zahlen was die Studienanfängerquote angeht, sondern durchaus auch steigende Zahlen was die Absolventen angeht (über 30% eines Jahrganges bekommen einen Abschluss hinterhergeworfen). Wenn das weiter steigt, wenn vor allem sogar die Zahl der Absolventen steigt, dann könnte dies meiner Meinung nach zwei Bedeutungen haben:

1. Entweder entwickelt sich Deutschland zurück zu einem Zustand wie ihn Hans Werner Sinn mal bei einem Besuch in einem Schwellenland anprangerte, wo zwar "jeder Depp" irgendwas studiert aber keiner mehr da ist der die Straßenbeleuchtung reparieren kann.

2. Das Studium ist keine "elitäre" Veranstaltung mehr sondern ist mehr und mehr für den "Normalbürger" konzipiert, für den durchschnittlichen Schüler der weder genial noch lernbehindert ist, sondern einfach nur auswendig lernt was da kommt, eine Art gehobene Berufsausbildung mit toller Urkunde.

Mir ist völlig schleierhaft in welche Richtung es geht aber ein Weg zurück, wo das Studium einer "Elite" vorbehalten bleibt, sehe ich nicht. Das heißt aber auch, dass man bei "begabten" Schülern gar nicht mehr weiß was man ihnen raten soll. Neulich habe ich gelesen, dass jemand der Medizin studieren wollte zu hören bekam "Dafür bist du viel zu intelligent, im Medizinstudium musst du nur stur auswendiglernen, das ist ist nichts für dich". In einer Werbeagentur traf ich einen 19 jährigen, der nicht studiert hat aber die ganze 3D Abteilung leitete. Ich sagt ihm sofort, er hat genau das richtige gemacht, auch er war eigentlich "zu schlau" fürs Studium, er hatte es schlicht nicht nötig und dieses "Nachsitzen" hätte ihm bestimmt geschadet.

Aber wenn ich mir das alles vor Augen führe... Also ich bin vorsichtig darin jetzt jedem "Abbrecher" zu sagen, er "hat sich überschätzt". Es gibt auch Leute die die Ausbildung bei der Müllabfuhr abbrechen. Haben die sich also "überschätzt", sind sie "zu dumm" dafür gewesen? Als kleine Denkanregung.

PS: Ich habe übrigens einen Abschluss. Ich war halt zu dumm um schon als Jugendlicher mit einer tollen Geschäftsidee Millionär zu werden und mir ein Studium zu ersparen...
Was hindert dich daran, jetzt, mit Studienabschluss eine tolle Geschäftsidee zu haben?
Verschlechtern sich durch ein Studium die geistigen Voraussetzungen?
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