franktoast hat geschrieben:(12 Sep 2018, 12:07)
Wer nicht 10€ pro Monat für das Studium des Kindes aufbringen kann, der sitzt bei der nächsten Gaspreiserhöhung im Winter im Kalten. Ich denke eher, dass man das Geld für alles aufwenden kann. Bessere Klamotten, größere Wohnung, Kinoabend, Urlaub etc., aber für das Studium? Ne. Da geht das nicht.
Wie gesagt, ich versteh immer noch nicht warum du dann hier fragst. Sag doch klipp und klar "Ich finde es gut wenn Leute die dieses Geld nicht aufbringen können nicht studieren können". Punkt. Und dann wirst du damit leben müssen dass es Leute gibt die eine andere politische Meinung haben und kannst dich mit denen streiten.
Ansonsten, was soll man jetzt antworten. Ich gehe mal davon aus, dass der Vergleicht mit den USA kommt, wo Studiengebühren es gibt und Marktwirtschaft... Ich habe oft das Gefühl, dass bei uns folgendes das Problem ist, und ich kann da nur von "meiner" Generation ausgehen: Mein subjektiver Eindruck ist, dass "uns" gesagt wurde, dass wir uns auf Staat und Gesellschaft verlassen können, dass die uns eine gute Bildung und Ausbildung bringen und wir danach (!) dann wenn wir gut sind einen Job finden und alles alleine verdienen können und müssen. Wenn nun aber, wie du sagst, so etwas wie "Eigenverantwortung" verlangt wird, dann (ich sag das mal so), dann muss einem das auch gesagt werden. Dann muss einem klipp und klar gesagt werden, schon im Kindergarten und der Grundschule "Hier, passt mal auf, wir in der Grundschule bringen euch zwar lesen, schreiben und rechnen bei, aber was viel wichtiger ist, ihr müsst nebenbei Geld verdienen, Geld sparen, lernen wie man in unserem WIrtschaftssystem und unserem Gesundheitssystem zurechtkommt usw, das müsst ihr alles selber machen und das ist sehr wichtig!" . Geschieht das? Besteht hier eine Kultur in der das gelehrt wird was du "Eigenverantwortung" nennst? Meine Meinung nach ganz klar NEIN. Es besteht viel eher eine Kultur wo dem Einzelnen gesagt wird, "Du bist scheiße, die Gesellschaft und der Staat ist ganz toll, lass erstmal das was du machen willst zu Hause und guck dir an was wir dir beibringen". Ja, und dann sitzen da viele halt 12 Jahre und gucken aufmerksam was der Staat ihnen denn so beibringen will, und dann ups, fehlen plötzlich 2000 Euro. Ja warum denn? Vielleicht auch (nur ein Grund von vielen) weil niemand ihnen beigebracht hat, dass man diese 2000 Euro haben muss?
Ich will mal nicht zu weit ausholen, aber ich glaube manchmal folgendes ist das Problem: Deutschland ist sowohl "westlich", als auch "östlich" geprägt, und mit "westlich" meine ich Individualität und "Eigenverantwortung", mit "östlich" meine ich "kollektivistisch". In Deutschland werden selten Sätze gesagt wie "Dies ist ein tolles Land wo jeder leben kann wie er will", es wird eher betont "Deutschland geht es gut", als Kollektiv also. Der Eindruck wird vermittelt, dass das Kollektiv für einen sorgt und es einem gut geht wenn man sich ihm brav unterordnet. Und jemand der das tut, der geht dann halt 12 Jahre brav zur Schule und lernt dann halt lesen und rechnen. Und dann plötzlich heißt es aber "Das Kollektiv gibt dir keine 2000 Euro für den Studienbeginn". "Hallo?" Ganz simple Vermutung: Ich glaube die wussten das einfach nicht. Die haben sich auf den Staat verlassen. Ist ja auch klar, denn wenn es Deutschland so "gut" geht, wie dauernd betont wird, wie soll man dann auf die Idee kommen, dass dieser Staat keine 2000 Euro für den Studienbeginn auftreiben soll.
Leben wir im Westen wo "Eigenverantwortung" zählt, oder leben wir im Osten wo alle brav mit Schuluniform zur Schule kommen und der Nagel der heraussteht eingeschlagen wird?
Wenn nun aber nicht das "östliche", das "kollektivistische" Prinzip gelten soll, dann muss dem Einzelnen auch klipp und klar gesagt werden, von Kind an "Du kannst dich nicht auf den Staat verlassen! Der Staat und die Gesellschaft werden sich nicht um dich sorgen!". Man muss also dazu erzogen werden skeptisch gegenüber dem Staat zu sein. Aber wer tut das? Wer "Eigenverantwortung" predigt, der muss auch damit leben, dass Individualität gelebt wird. Wollt ihr das? Dass die Schüler 12 Jahre nicht brav dem Lehrer zugucken sondern 12 Jahre sich Geschäftskonzepte ausdenken um euch euer Geld wegzunehmen? Wollt ihr, dass die Schüler weniger brav in der Schule sitzen dafür mehr sich überlegen wie sie dumme Rentner mit Abofallen übers Ohr hauen können, damit sie die 2000 Euro zum Studienbeginn haben? Ja ok. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht was "ihr" wollt... Ich höre hier in Deutschland immer nur, dass es "Deutschland gut geht", und dass wir ein ganz tolles System haben auf das man sich verlassen kann und wo man nicht aufmucken soll, weil es sonst kaputt geht, und dann höre ich plötzlich wieder was von "Eigenverantwortung"... Ja was denn nun? Nochmal: Dann macht es doch so, aber dann sagt den Kindern auch klipp und klar "Dieser Staat ist euer Feind, er wird nicht für euch sorgen, auch nicht wenn ihr noch Kinder seid". Traut ihr euch das?
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.