Okay sorry, habe jetzt dafür den ganzen Thread gelesen und komme zum Thema zurück;)
Excellero hat geschrieben:(20 Feb 2018, 20:35)
Wenn jemand sich Geld erwirtschaftet, wobei es egal ist wie (=ausser durch Schaden an anderen) hat keiner das Recht zu behaupten derjenige müsse etwas abgeben, nur weil er mehr hat als der andere. Ich sehe hierfür weder eine gesetzliche noch moralische Pflicht. Dieser Denkfehler in sämtlichen linken Lagern kotzt mich an.
Ich selbst sehe mich eher auf der wirtschaftsliberalen Seite des Spektrums, will dazu aber dennoch etwas sagen:
Es gibt schon eine sehr große Menge an Leuten, die es für eine moralische Pflicht halten, dass eine Umverteilung von oben nach unten stattfindet. Grundsätzlich gehörst du da vermutlich auch dazu, da du den Sozialstaat laut eigener Aussage ja nicht ablehnst. Die Frage ist also, wie viel Umverteilung konkret von der Moral verlangt wird, und da scheiden sich die Geister gewaltig. In den extrem linken Lagern scheint Egalitarismus einer der obersten Werte zu sein, dementsprechend wird dann sehr viel Umverteilung gefordert. In wirtschaftsliberalen Kreisen dagegen ist persönliche Autonomie, Leistungsprinzip und Freiheit an erster Stelle.
Dennoch stimmen wir vermutlich fast alle überein, dass Umverteilung stattfinden sollte, wenn ich Porsche fahre und Steak esse, während mein Nachbar obdachlos ist und verhungert. Zumindest soweit, dass er essen kann und irgendeine Form von Dach über'm Kopf hat - soweit zumindest die moralische Intuition. Und in diesem Extremfall von Existenzsicherung verlangt auch so gut wie niemand, dass dem Obdachlosen vorher Schaden zugefügt wurde, um ihm das Recht auf Hilfe zuzusprechen.
Ob es mehr sein sollte und wie viel?
Sogar die FDP steht offiziell glaube ich ein für das Ideal "Equality of Opportunity". Jeder Bürger soll also generell Zugang zu jeder Position im Land haben. Jetzt hat aber realistisch betrachtet natürlich der Akademikersohn bessere Chancen auf eine erfolgreiche Karriere als der Sohn einer Migrantenfamilie in der Unterschicht. Der Philosoph John Rawls hat den Begriff "Fair Equality of Opportunity" eingeführt, der dann eben genau den Zustand bezeichnen soll, wo Menschen mit dem selben angeborenen Talent und Motivation die gleiche Chance auf eine erstrebenswerte Position haben sollen, egal aus welchem Background sie kommen und wie ihr Umfeld aussieht - sprich arbiträre Erfolgsfaktoren sollen möglichst reduziert werden.
Genau diese Idee ist denke ich eine, die theoretisch wohl auch noch von den meisten Menschen geteilt werden dürfte, an der sich praktisch aber die Geister scheiden. Wie schaffen wir da eine Verbesserung? Wie verhindern wir, dass gewisse schlechte Umfeldbedingungen für gewisse Menschen überhaupt erst so oft entstehen? Wie können wir die Chancen für Menschen verbessern, die bereits in solchen Bedingungen leben? Was überhaupt sind diese Bedingungen?
Jedenfalls sehe ich auf dieser Grundlage sehr wohl ein Recht auf Umverteilung begründet. Meiner Meinung nach sollte es sich aber in erster Linie um eine strukturelle Umverteilung gehen. Ich denke man kann auch schlüssig argumentieren, dass viele Menschen strukturellen Ungerechtigkeiten geschuldet anderen schaden, wenn sie Geld erwirtschaften. In dem Falle aber wohl meist unbeabsichtigt und vielleicht auch ohne dass es eine bessere Alternative gibt. Aufgabe ist es dann aber, an der Struktur zu arbeiten.