Hallo Teeernte,syna hat geschrieben:
Es geht darum, mal etwas aus seinem eigenen persönlichen Nebel heraus-
zutreten und auf das Gesundheitssystem in Deutschland als Ganzes zu
blicken. Also nicht mehr aus seiner kleinen persönlichen Sicht - sondern
aus der "globalen" Sicht. Als ob man von oben auf diesen Planeten
herunterschaut - und sieht: "Ah, da ist Germany" und sich dann das
Gesundheitssystem anguckt
schön, dass Du Dir soviele Gedanken machst und die hier
mal so in lockerer Folge schreibst!
Was mir dabei auffällt: Du nimmst den kommerziellen
Aspekt bei den niedergelassenen Ärzten sehr sensibel
wahr.
Naja - der Arzt ist in einem ernsten Zwiespalt: Einerseits hat er einstmalsTeeernte hat geschrieben:(09 Jan 2018, 11:13)
Wie soll - ob Privat oder Kasse - der Arzt daran interessiert werden - mich GESUND zu HALTEN ?
Garnicht ! >> Bei Kasse ? - im Nächsten Quartal doch noch mal vorbei zu schauen.
höchst idealistisch und mit viel Motivation sein Studium begonnen.
Er hat ja den hippokratischen Eid geleistet - und ich denke mal,
dass sich jeder Arzt diesem auch wirklich verpflichtet fühlt - zumindest
in Sinne einer humanistischen Ethik des Heilens. Diese Ethik
unterscheidet nicht nach PKV oder GKV.
Genau - so lernt es der Arzt am Anfang seines Studiums. UndTeeernte hat geschrieben:(09 Jan 2018, 11:13)
Ob Privat oder Pflicht ist doch erstmal - egal.
so sehen es Grundgesetz und unser humanistisches Menschenbild
ja auch vor.
Jedoch in der P r a x i s ...
... hat der Arzt lange studiert, und hat sich eventuell durch den Kauf einer Praxis in
Schulden gestürzt. Er wird dann plötzlich mit der kommerziell-finanziellen Seite
dieser Welt konfrontiert. Da macht es dann schon einen Unterschied, ob man
viele Privatpatienten behandelt und nach GOÄ abrechnen kann - oder ob arme
Kassenpatienten mit armseligen EBM-Vergütungen das Wartezimmer bevölkern.
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Genau das stößt viele Ärzte in einen inneren Konflikt: Einerseits wollen sie alle
Patienten gleich gut behandeln - ganz im ethisch-humanistischen Sinne. Andererseits
müssen die die Kredite abzahlen und müssen die Praxiskosten irgendwie tragen.
Manche denken sich alle möglichen "Zwischenlösungen" wie getrennte Wartezimmer
und Eingänge, getrennte Wartelisten, mehr IGEL-Leistungen usw. aus. Es bleibt
oft eine schizophrene Situation.
Durch Kostendruck und die finanzielle Situation im Hinterkopf ist es sicher nicht
auszuschließen, dass manche Ärzte ihren Privatpatienten einfach wohlwollender
gegenüberstehen, ihnen mehr Zeit widmen und mit ihnen ausführlicher über die
Diagnose und die möglichen Behandlungsmöglichkeiten reden. Es kann auch sein, dass
sich diese Präferenzmuster verfestigen - und sich in vielen Kleinigkeiten ausdrücken.
Insofern werden dann PKV-Patienten bevorzugt.
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Man sieht dabei gut: Das Problem sind nicht die Ärzte - ihr Verantwortungsbewusstsein
oder ihre ethische Gesinnung. Das Problem sind die unterschiedlichen
Vergütungssysteme für PKV- und GKV-Patienten. Und genau das sollte bereinigt werden.
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Naja, die PKV erzeugt ja auch viel höhere Kosten. DurchTeeernte hat geschrieben:(09 Jan 2018, 11:13)
Viele Rentner können die grossen Steigerungen nicht bezahlen - und fallen dann in die
"SOZIALKASSE" - DAS ist der eigentliche BETRUG!
1. Hohe Provisionen bei Vertragsabschluss
2. Auszuschüttenden Gewinnanteil (Dividende etc.)
3. Kosten für Werbung, Marketing, Produktentwicklung u.a.
4. Mehr als 3-mal so hohe Verwaltungskosten (siehe
Verwaltungskosten pro Mitglied) durch komplexe
Vergütungsabwicklung
5. Bezahlung der Ärzte nach GOÄ (etwa 3 bis 3,5 mal mehr als
der Katalog EBM der GKVen)
ist die PKV schon mal viel teurer. Im mittleren Alter werden gerne Menschen
mit preiswerten Tarifen in die PKV gelockt. Diese Tarife werden dann aber
nach und nach besonders angehoben. Für Gutverdiener ist das kein Problem,
für mittlere Verdiener und Rentner kann's schwierig werden.
Ja - das nennt man "Rosinenpickerei": Die PKVen suchen sichTeeernte hat geschrieben:(09 Jan 2018, 11:13)
20% der Versicherten sind "dauernd" Krank. - die MEISTEN davon Gesetzlich.
die Mensche aus, die möglichst gesund sind und die viel
Geld verdienen oder schon haben.
Deshalb sieht das SPD-Programm zur Bürgerversicherung ja vor,
dass sich die künftigen PKVen am Risikostrukturausgleich beteiligen.
Der Risikostrukturausgleich gleicht den unterschiedlichen Krankenstand
und die unterschiedliche Morbidität der Mitglieder der jeweiligen
Krankenkasse aus.
Greetings!