Weltregierung hat geschrieben:(17 Jun 2018, 21:56)
Ein Grundstück am See braucht man auch nicht unbedingt. Eine Mietwohnung in der Stadt in der man arbeitet sollte aber schon drin sein, meinst Du nicht?
Naja, für das Problem, dass nicht alle dort leben können, wo sie arbeiten, gibt es ja zwei grundlegende Strategien zur Problemlösung:
a) Die Leute brauchen dort Wohnungen, wo sie arbeiten
b) Die Arbeitsplätze müssen dort hin, wo die Leute wohnen
Zu a)
Die Mieten in den Städten steigen, weil dort die Arbeitsplätze sind und die Leute dort hin wollen. Platz ist in der Stadt deutlich begrenzter als auf dem Land, gerade da ja Landflucht herrscht.
Hinzu kommt, dass gerade junge Leute nicht auf dem Land leben wollen, weil dort ist man abgehängt. Keine digitale Infrastruktur, kein vernünftiger öffentlicher Nahverkehr, usw.
Zu b)
Auch Unternehmen wollen ungern aufs Land, gleiche Gründe: In der Stadt finden sie deutlich bessere Infrastruktur, die Städte haben dadurch bei annähernd gleichen Gewerbesteuersätzen natürlich höhere Einnahmen, können investieren und für Unternehmen attraktiv bleiben. Das Land blutet aus, da die Arbeitsplätze und mit ihnen die Einwohner verschwinden. Entsprechend gering sind die Einnahmen und die Möglichkeiten, dieses Dilemma mittels Investitionen zu lösen. Regionale Monopolbildung könnte man sowas nennen! Wie wärs mal mit Steuerumverteilung von den strukturstarken Gemeinden zu den schwachen, so eine Art kommunaler Finanzausgleich? Anreize, doch zumindest eine grundlegende digitale Infrastruktur zu schaffen, so dass dieser Punkt für die Leute zumindest ansatzweise wegfällt. Ziehen dann wieder Bürger ein, wird es von ganz alleine für die Unternehmen interessant, dort ein gutes Angebot zu schaffen. Verbesserung des ÖPNV in diesen Gemeinden, auch zu den strukturstarken Gemeinden hin...dort liegt oft vorhandene Infrastruktur, wird nur nicht genutzt. Oder Anreize zur Telearbeit...wenn ich nur noch 2 mal die Woche den Weg zur Arbeit machen muss, bin ich vielleicht eher bereit die Fahrt zu machen, als wenn ich ganze 5 mal hin muss! Dazu bräuchte es aber auch wieder digitale Infrastruktur.
Aktuell unterstützt die Politik lieber a). Hauptsache alle wohnen irgendwann in der Stadt zusammengepfercht wie in der Schweinemast, gehen unter in Verkehr, etc., anstatt dass man mal anfängt, sinnvolle, nachhaltige regionale Strukturpolitik zu betreiben. Vor kurzem wurde in der ARD gezeigt, dass sich in Hamburg bereits viele Bürgerinitiativen bilden, die gegen weitere Umwandlung von innerstädtischen Grünflächen in Bauland sind...auch das Anliegen dieser Bürger ist doch bitte zu berücksichtigen.
Bei uns in der Stadt wollten sie vor zwei Jahren das beliebteste Naherholungsgebiet abreissen, damit man weitere Industrie- und Gewerbeflächen erschließen kann...in der Nachbargemeinde gibt's ausreichend Freiflächen, die genutzt werden könnten...aber da bekommt ja auch die Nachbargemeinde die Steuereinnahmen, und das will man ja schließlich um jeden Preis verhindern! Im Nachhinein könnte man diesen Versuch auch als Versuch eines politischen Selbstmords der beteiligten Politiker interpretieren...das Vorhaben ist sang- und klanglos am Einspruch der Bürger gescheitert.
Aber wir machen ja weiter wie die Lemminge...mit Mietpreisbremsen und ähnlichen Rohrkrepierern, anstatt mal nachhaltig zu werden!