Skull hat geschrieben:(30 Jul 2017, 10:17)
Colanuss ? Wo soll das nun wieder hinführen ?
Ich denke bei dem Thema HartzIV geht es nicht um den "Wert" eines einzelnen Menschen.
Sondern um volkwirtschaftliche Effekte oder Nutzen.
Da kann man ja gerne trefflich drüber diskutieren.
Man sollte die Diskussion daher nicht in eine "falsche" und emotionale Ecke drücken.
Ist doch Urlaubszeit.
mfg
Ertappt...
jedoch nicht in der Frage des menschlichen Wertes für die Gesellschaft. Da geht es nicht um Emotionen sondern sehr gerne auch um den volkswirtschaftlichen Nutzen. Ich habe das u.a. hier auch schon mehrfach geschrieben. Mein "Freund" Winterkorn von Audi und seine ganze Führungsriege hätte niemals auch nur ein Getriebe bauen können, geschweige denn einen Motor oder gar ein ganzes Auto. In modernen Fabriken, in denen aus Kostengründen peinlichst darauf geachtet wird, dass die payroll auf den Seiten, wo die sogenannten "Produktiven" (fka "Arbeiter") vermerkt sind, keinerlei Redundanz aufweist, ist jeder der in der Fabrik beschäftigt wird erforderlich. "Alle Räder stehen still wenn mein starker Arm es will", ein sehr romantischer Gewerkschaftsspruch der Siebziger, der aber in diese Richtung zielt.
Wenn wir dieses Beipiel verlassen und uns von der Produktionsebene auf die höhere gesamtgesellschaftliche Ebene begegeben sitzen dort auf der Treppe die Bettler mit umgestülptem Hut und bitten um Almosen. Was ist ihr Nutzen? Wirtschaftlich ist ihr Nutzten tendenziell 0.
Unsere Gesellschaft läßt sich aber gottlob nicht nur nach wirtschaftlichem Nutzen definieren. Unsere Gesellschaft ist kein Roboterensemble. Wir sind Menschen und, wie gesagt, Solitäre. Es ist immer ein und die selbe Gesellschaft, die Lichtgestalten und Schattenwesen hervorbringt, Biedermänner und Brandstifter, Sieger und Verlierer. Der Sieger definiert selbst erst durch den Verlierer. Es gäbe ohne Verlierer keinen Gewinner, nicht im semantischen, nicht im philosophischen und nicht im volkswirtschaftlichen Sinn.
Der Nutzen dieser Bettler ist also ein sehr großer. Wenn sie auch dem Produktionsprozess nicht zur Verfügung stehen, sich der Ausbeutung verweigern, sich von den Reichen alimentieren lassen so ist doch dieses Verhalten volkswirtschaftlich von höchster Bedeutung. Es wäre sehr naiv anzunehmen, man müsse nur die Bettler auf den Mond verbannen und schon wäre die Gesellschaft und ihre Volkswirtschaft eine bessere. Man würde doch nur die Auswirkungen unterdrücken, die Ursache selbst würde fortbestehen. Es würden neue Bettler entstehen, denn, wie schon gesagt, die Sieger brauchen Verlierer. Der schwache Mann stirbt und der starke Mann ficht, sagt Brecht, der liebenswerte Kluge. Menschen sind eben verschieden und so stünde es dem Sieger wohl an, den Verlierer zu stützen in der nackten Erkenntnis, dass es beide ohne einander nicht gäbe, anstatt von der Nutzlosigkeit der Armut zu sprechen.