http://www.focus.de/gesundheit/news/kra ... 64512.htmlDie gesetzlichen Krankenkassen müssen künftig die Brille bezahlen – allerdings nur ab einer bestimmten Dioptrienzahl. Deshalb ist der Beschluss des Bundestags reine Augenwischerei, findet unsere Gesundheits-Redakteurin Kerstin Kotlar.
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Endlich! Ich habe mein ganzes Leben lang – und das verbringe ich seit ich denken kann mit Brille oder Kontaktlinsen – nicht verstanden, warum keine Kasse diese Basisausstattung ganz bezahlt. Sie ist absolut unerlässlich für meinen Alltag!
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Die Neuregelung ist Augenwischerei
Der neue Beschluss klingt zunächst vielversprechend. Ist bei genauerem Hinsehen reine Augenwischerei. Die Freude darüber hatte schnell ein Ende, als meine bebrillten Augen die Details lasen. Wer kurz- oder weitsichtig ist, bekommt eine Sehhilfe – aber erst, wenn er mehr als sechs Dioptrien hat, bei Hornhautverkrümmung reichen mehr als vier Dioptrien.
Großartig! Das findet jedenfalls der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Er sagt dazu: „In einer älter werdenden Gesellschaft wird die Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln immer wichtiger. Versicherte müssen die richtigen Hilfen erhalten, um ihren Alltag trotz Einschränkungen möglichst selbstbestimmt bewältigen zu können.“
Lediglich drei Prozent der Brillenträger haben etwas davon
Ich muss auch meinen Alltag bewältigen. Und mein Arbeitgeber freut sich, wenn ich das selbstbestimmt tue. Ja, natürlich stimme ich Herrn Gröhe zu. Die älteren Menschen sollen unterstützt werden und entlastet, weil sie in vielen Bereichen auf medizinische Hilfe angewiesen sind.
Aber was ist mit der arbeitenden Bevölkerung? So wie ich könnten auch viele andere ohne Brille nicht arbeiten. Mit der Neuregelung ist den wenigsten von ihnen geholfen. Denn der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) geht davon aus, dass maximal 1,4 Millionen der insgesamt 41,2 Millionen fehlsichtigen Deutschen von der Neuregelung profitieren. Also relativ wenige.
Die neue Regelung mag ein Fortschritt sein. Dennoch ist sie lächerlich, weil sie viel zu kurz greift. Trotzdem habe ich die Hoffnung, dass nach diesem ersten Schritt jemand seine Korrekturbrille aufsetzt und bald mehr Brillenträger die Sehhilfe ganz von der Kasse bezahlt bekommen.
Die Frage die sich in dem Zusammenhang stellt ist doch: Warum werden solche notwendige Hilfen nicht in jedem Fall bezahlt? Selbst 1-3 Dioptrie bedeuten doch nicht im Alltag in allen Belangen klar zu kommen?