Beitragvon Anderus » Mi 2. Nov 2016, 04:49
Wenn ich mir die Disskussion bis hier hin durchlese, werde ich mutlos. Hier wird diskutiert wie am Stammtisch. Keiner gibt sich die Mühe, die Sache mal volkswirtschaftlich zu sehen. Deshalb möchte ich das jetzt mal versuchen.
Selbstverständlich haben diejenigen Recht, die sagen, "z. Zt. klappt es ganz gut". Fraglich ist aber, ob daraus irgendwelche Erkenntnisse gezogen werden können, die in die Zukunft (bis zu 20 Jahren) reichen. Ich lehne eine solche Denkweise ab. Das ist mir zu naiv.
Ja, wir befinden uns in einem Gleichgewicht, wo es jedem in Deutschland gut geht, bzw. gut gehen könnte, wenn er nicht gravierende Fehler gemacht hätte, oder extrem Pech hatte. Der Thread bezog sich aber eindeutig auf die Zukunft. Es war nicht die Frage, ob es unter heutigen Gesichtspunkten nötig ist, sich um die Rente sorgen zu machen, sondern, ob es nötig ist, das System zu überdenken, und sich die Frage zu stellen, ob die Empfehlung, "fürs Alter vorzusorgen" sinnvoll ist.
Volkswirtschaftlich sieht die Sache so aus. Zur Zeit haben die meisten Rentner genug Geld, um ein angenehmes Leben führen zu können. Es bilden sich aber dunkle Wolken. Ja, die Demographie zeigt ihre Folgeerscheinungen. Es ist 40 Jahre lang extrem Kinder- und Familienfeindliche Politik gemacht worden, mit der Folge, das anteilig weniger Kinder da sind, die oft von Müttern geboren worden sind, die biologisch zu alt waren, was Wirkungen auf den Gesundheitszustand der Kinder hatte.
Dieses Zahlenverhältnis, junge Menschen gegenüber Rentnern, entwickelt sich immer mehr zu Lasten der Jüngeren. Immer weniger Jüngere, müssen für immer mehr Alte, aufkommen. Hieraus aber ein Problem zu machen, ist nicht gerechtfertigt. Wenn die Jungen, wirklich nicht mehr in der Lage wären, genug Waren zu produzieren bzw. Dienste anzubieten, sähe es heute schon, bedenklich in unserer Ökonomie aus. Das Gegenteil ist der Fall. Die Bevölkerung wird mit Waren und Dienstleistungen überversorgt. 4 Frisörgeschäfte auf einer Straße von 300 Metern, oder 4 Apotheken auf einer anderen, sind keine Seltenheit. (Wers nicht glaubt, soll es sich auf der Osterstraße bzw. auf der Neustraße/Nordstraße in Bocholt ansehen kommen). Regelmäßig machen Kaufhäuser dicht (Praktiker). Weit und breit ist kein Anzeichen in Sicht, das sich daran in den nächsten 20 Jahren etwas ändern könnte.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht, gibt es also nicht den geringsten Grund, den Rentnern das Geld wegzunehmen. Es wäre in jedem Falle schädlich. Es würde eine Spirale auslösen, von Ladenpleiten, Arbeitslosigkeit, Lohnkürzungen und Unternehmenskonkursen. Wofür sollte das gut sein? Es kann also nur in unserem Interesse sein, wenn Rentner auch weiterhin soviel Geld bekommen, das sie Waren und Dienstleistungen in gewohnter Form konsumieren können.
Wenn also hier im Thread, ein selbsternannter Fachmann, der auch noch selbsständig ist, fordert, das man den Menschen (nicht nur den Rentnern), das Geld soweit wegnehmen sollte, das sie wieder wie im Mittelalter leben müssen, stellt sich doch reflexartig die Frage, ob so ein Mensch noch ganz bei Verstand ist. Wer soll denn die Sachen oder Dienste konsumieren, die dieser Selbstständige anbietet?
Nachdem nun geklärt ist, das es völlig unsinnig wäre, den Menschen so viel Geld abzunehmen, bleibt die Frage, wo man es hernehmen sollte. Da es in den letzten Jahren, eine beispielslose Umverteilung von Unten nach Oben gegeben hat, (wenigstens was das Geld angeht) muss hier nun eine Umkehrung erfolgen. Wenn der Arbeiter, schon ab ca. 4.000€ Brutto eine Abgabenlast von ca. 55% zu schultern hat (Lohnsteuern, Sozialversicherung und Mehrwertsteuer) kann man erwarten, das das Alle anderen, auch leisten können. Bei Reicheren, die über 200.000 € jährlich an Einkommen beziehen oder die über eine Millionen € Barvermögen haben, wäre eine Abgabenlast von 65%, nach oben auch bis 70% (Bei Barvermögen (neben der Vermögenssteuer (3%)) auf Zinsen), durchaus zumutbar. Warum soll der Arbeiter prozentual mehr abgeben können, als Reiche?
Es liegt also nicht an den Möglichkeiten, genausowenig, wie am Mangel. Es liegt am Willen zur Vernuft und zur Gerechtigkeit. Keine Partei, ist bereit, sich vernünftige Gedanken über die Renten zu machen. Statt dessen werden Vorschläge gemacht, wie diesen hier, im Thread, die ohne weiteres aus dem Tollhaus stammen könnten. Es gibt also nur einen Weg, bei zukünftigen Wahlen. Die AFD, muss über 20% kommen. Nicht, weil sie die besseren Vorschläge macht, sondern, weil das z.Zt. die einzige Partei ist, wovor die anderen Angst haben. Interessant hierbei, ist die Ausage der Kanzlerin an die Gewerkschaften. "Der DGB sollte sich in der Rentenfrage zurückhalten, damit er für die AFD keinen Vorschub leistet." Das sagt doch wohl alles?