Maltrino hat geschrieben:(12 Sep 2016, 00:39)
Es wird ja auch hier manchmal gesagt, dass es gut für die Wirtschaft ist wenn nur einige Geld haben und viele nicht, weil die die nichts haben dann für die die was haben arbeiten und deshalb alles so produktiv ist, und das deshalb Sozialleistungen, hohe Löhne und sonstige Geschenke für die Armen ja eigentlich schlecht für die Wirtschaft sind.
Aber mal ein vereinfachtes Beispiel: Auf der Welt leben 100 Menschen. 2 davon haben Kapital, der Rest nicht (Also so ähnlich wie in der realen Welt). Nun will der Staat (Weltstaat?) die Wirtschaft vorantreiben und senkt die Steuern auf Null, senkt den Mindestlohn auf Null, erlaubt fristlose und grundlose Kündigung und senkt die Sozialleistungen auf Null und entlässt alle Beamten (ist ja auch kein Geld mehr da, da die Steuern auf Null sind) und streicht alle Subventionen. Nun müsste ja eigentlich die Wirtschaft florieren, da alle (98) anderen Menschen nun bereit sind für ganz wenig Lohn für die beiden Kapitalisten zu arbeiten. Nun ist es aber so, dass in meiner Modellwelt 60% der Weltbevölkerung an die "Sparreligion" glauben. Das ist soweit auch nicht weiter schlimm, weil es normalerweise immer noch 40% Menschen gibt, die gerne konsumieren und investieren. Nun ist es aber so, dass rein zufällig (oder ist es kein Zufall?) die beiden Kapitalisten auch an die "Sparreligion" glauben, und da sie schon alt sind und ihrem "Spargott" gefallen wollen plötzlich beschließen nichts mehr mit ihrem Kapital zu machen. Sie konsumieren nicht, sie investieren nicht, sie stellen keine Arbeiter ein bzw. entlassen alle, sie sitzen nur noch in ihrer Burg, haben ihr ganzes Geld unter dem Kopfkissen oder in Gold umgewandelt im Tresor und machen gar nichts mehr. Rendite ist auch egal, Hauptsache Sparen. Vor ihren Türen stehen 98 hochmotivierte Leute, die alle ganz viel können und arbeiten wollen aber bei den beiden Kapitalisten bekommen sie keinen Job weil "Sparen". Untereinander können die 98 Menschen sich auch keine Jobs geben, da sie kein Geld haben. Es sind ja alle Sozialleistungen und Steuern usw. gestrichen.
Also wie gesagt, alle wirtschaftsschädlichen Sozialleistungen sind gestrichen, alles ist zu Gunsten der Kapitalisten geregelt, aber die beschließen plötzlich gar nichts zu machen und nur noch auf ihrem Reichtum zu sitzen. Ich persönlich würde sagen, das ist sehr schlecht für die Wirtschaft, weil ja niemand mehr arbeitet (Weder die beiden Kapitalisten, noch die 98 anderen). Warum habe ich Unrecht? Warum ist dieser Zustand trotzdem gut für die Wirtschaft? Das kann hier ja bestimmt jemand erklären oder? Ich bin glaub ich zu doof dafür.
PS: Das gleiche ist übrigens wenn der Staat oder jemand anderes alles Geld hat und alles spart, also nicht als "Kapitalistenschelte" das hier missverstehen. Ich habe gar nichts gegen die beiden Kapitalisten die friedlich ihrer Religion nachgehen, es geht mir ums System.
Hallo Maltrino, schön, dass du dich für Politik und Wirtschaft interessierst. Du hast meiner Ansicht nach ein ziemlich verqueres Bild von Wirtschaft, Unternehmen und Löhnen. Warum sollten ohne Sozialleistungen oder Mindestlohn denn alle Löhne nahe Null sein? Wir haben heute einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50€. Warum zahlen deiner Ansicht nach 95% aller Arbeitgeber mehr als die 8,50€?
Zu deinem ersten Absatz: Es geht eher darum, dass Produktionsmittel möglichst von denen gesteuert werden sollen, die das Maximale aus den Ressourcen herausholen. Ein fähiger Unternehmer kann eben die Arbeit, Maschinen, Fabriken etc. so anordnen, dass für den Konsumenten etwas wertvolleres entsteht als wenn ein unfähiger Unternehmer das tut. Die Menschen spezialisieren sich. Ich bin zB. Programmierer,a lso programmiere ich den ganzen Tag. Dann gibt es Steuerberater, die das super können. Und Ingenieure können gut mit Maschinen und Investoren können gut investieren. Nimmt man den fähigen Unternehmern nun die Produktionsmittel weg, um sie gerecht zu verteilen, ist das so, wie wenn man dem Arzt seine Entscheidungsbefugnis nimmt, um diese auf Amateure wie dir und mir zu verteilen. Das macht ja auch recht wenig Sinn, oder?
Und noch ein Punkt: Versetz dich bei deinen Gedanken zu dem Thema auch mal in die Lade eines Unternehmers. So einfach ist das nicht. Es gibt ja einen Grund, warum wir lieber Arbeitnehmer sind anstatt alle ein Unternehmen gründen, um reich zu werden.
Gruß