Mendoza hat geschrieben:(21 Dec 2018, 13:37)
Sorry, ich verstehe das einfach nicht. Inwiefern hat man es mit 600€ BGE nicht mehr so nötig seinen Job auszuüben, wenn er/sie davon auch noch Miete und sämtliche
Sozialversicherungen selber tragen muss? ALV, Krankenversicherung etc. muss ja jemand bezahlen (der Arbeitgeber tut es in deinem Beispiel ja nicht).
Kranken- und Pflegeversicherung sind alle im BGE enthalten. Also 600€ + KV + PV sind das BGE. Andere gehen von 1000€ + KV + PV aus, was ich viel zu viel halte.
Und natürlich machen 600€ einen Unterschied. Ich meine, warum machen Leute einen 450€ -Job, wenns doch eh egal wäre? Das ist eben auch Geld, dass die Hausfrau + Mutter zusätzlich zum Einkommen vom Ehemann (das vielleicht 2000 oder 3000€ beträgt) noch beiträgt. Bei 600€ BGE macht sie das womöglich nicht mehr.
Bitte nicht falsch verstehen. Dass durch das BGE jemand nicht mehr arbeitet, der vorher einem Erwerbseinkommen nachging, ist jetzt nicht unbedingt ein Pluspunkt für das BGE.
Im Kern ist es doch so, dass wenn man mehr Wohlstand haben will in diesem Land, man in Summe mehr erwirtschaften muss. Sonst kann ich ja nicht mehr verteilen. Und dafür müssen die Leute irgendwie motiviert und die Wirtschaft stimuliert werden. So sehe ich das.
Das ist auch richtig. Deswegen muss man ein BGE auch niedrig ansetzen. Meine Idealvorstellung wäre: Jeder bekommt eine Basis in Form eines BGEs. Ansonsten hält sich der Staat bei Erwerbsarbeit komplett raus. Also kein Mindestlohn, kein Kündigungsschutz etc. Das würden dann Arbeitnehmer und Arbeitgeber unabhängig vom Staat aushandeln (natürlich auch über Tarifverträge).Wenn jemand für 3€ die Stunde arbeiten will, dann kann soll er das doch tun. Er muss ja deswegen nicht auf der Straße wohnen oder zum Sozialamt rennen und auf die Gunst des Sachbearbeiters vertrauen. Genauso muss die Person deswegen nicht das angesammelte Vermögen anhäufen. Denn es gibt das BGE als Basis, die einem niemand wegnehmen kann.
Ich hab Bafög bezogen und meine jetzige Frau hatte mal ne Mischung aus Hartz4, Bafög, Unterhaltsvorschuss und Wohngeld. Das war vielleicht ein Aufwand und man benötigt teilweise eine hohe Frustrationstoleranz. Ich fände es auch besser, wenn die meisten dieser Sachbearbeiter sinnvolleren Beschäftigungen nachgehen könnten.
In deinem Beispiel geht es angeblich der Frisörin besser, weil sie mehr Lohn abtrotzen kann, ihrem Chef der Nebenkosten spart und gleich noch den ganzen Unternehmen, die auf einmal bombastische Gewinne machen. Bloß wo kommt das alles her?? Eine automatische Produktivitäts- oder Effizienzsteigerung kann ich nicht erkennen. Deine Frisörin schneidet ohne BGE 10 Kunden die Haare und mit BGE auch.
Nein, wenn die Unternehmen keine Lohnnebenkosten mehr hätten, dann würde diese entweder in Form von höheren Bruttolöhnen oder niedrigeren Preisen ausgeglichen. Da bei einer 50% Flattax die Steuern va. für höhere Einkommen deutlich höher wären, würde es wohl va. dort zu höheren Bruttolöhnen kommen.
Du hast natürlich recht. Wenn durch ein BGE weniger Leute einer Erwerbsarbeit nachgehen, und ansonsten alles gleich bliebe (zB. Motivation, etc.), dann gäbe es weniger zu verteilen und rein materiell gäbe es weniger Wohlstand. Dem gegenüber stehen natürlich wegfallende Bürokratiekosten, auch wenn die meiner Ansicht nach nicht sooo viel ausmachen, wie manche BGE-Befürworter sich das wünschen. Das kann aber durchaus ein hoher einstelligen bis mittlerer zweistelligen Milliardenbereich sein. Das sind Millionen von Arbeitsstunden, die - einfach ausgedrückt - zur Forschung an einem Heilmittel an Krebs verwendet werden könnten.
Bei einem Wertpapierdepot sag ich immer: Den Markt kann man schlecht schlagen, also breit in den Markt investieren und Steuer+ Gebühren niedrig halten. Bei einem Sozialsystem würde ich auch sagen: Bürokratie niedrig halten.
Was ist besser? Von A werden 100€ automatisch per Überweisung genommen und an B gegeben.
-> Unterm Strich erstmal kein Wohlstandverlust(oder nur sehr minimal, der Aufwand der Überweisung), denn das Geld hat nun einfach jemand anders. Egal ob das fair ist oder nicht.
Aber nun: Von A werden 100€ genommen und bei B kommen 80€ an. Eine Person musste die 100€ von A eintreiben und erstmal zu B bringen. Das kostet Zeit und Nerven.
-> Hier ist deutlich ein Wohlstandsverlust sichtbar.
Ein freier Mensch muß es ertragen können, daß seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muß sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.