Sinnlose Maßnahmen

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Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosengeld 2 (HartzIV), Rentenversicherung, Sozialgesetzbuch.

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Piedro

Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Piedro »

[quote="jack000 » So 28. Sep 2014, 19:23"]


Wir es aber bereits jetzt. Das ist eindeutig Gegenstand der aktuellen, internen Revision der Bundesanstalt für Arbeit. 50% aller Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandechtschädigung hätten nicht genehmigt werden dürfen, weil sie einen Eingriff in den Wettbewerb darstellten. An der Rechtmäßigkeit der anderen 50% bestehen aus meiner Perspektive auch Zweifel an der Rechtmäßigkeit, womit wir beim Thema Mißstände in den JC wären, zB in Form von mangelhafter Schulung und Revision, zB in Form von in Folge rechtswidrigen Anweisungen, zB in Form von Zeitverträgen, die für den gewünschten Druck und die zu beklagende, mangelhafte Schulung der Mitarbeiter sorgen...

Ich würde mal so sagen: eine Gemeinnützige GmbH, die Anteilig der Stadt und dem Träger gehört und Millionen erwirtschaftet, könnte auch einen konkurrenzfähigen Betrieb darstellen, der seinen Arbeitern den Mindestlohn zahlt - mindestens. Stattdessen sind nur drei Hanseln fest angestellt, aber der Maßnahmenträger kassiert reichlich dafür, daß die Teilnehmer dort arbeiten dürfen vom JC, die Arbeiter erhalten ihren Regelsatz und 1-3 Euro die Stunde, ohne Lohnfortzahlung bei Krankheit, ohne Chance, von diesem Betrieb übernommen zu werden, dafür darf man diese Beschäftigung in seinen Lebenslauf aufnehmen.



Oder ein Flughafen... :D



Ich stehe dem auch nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Sowas wie dieser Museumsbau ist eine gute Sache. Die Teilnahme an so einem Projekt sollte auch jedem offen stehen. Bisher wurde noch nicht probiert, derartiges auf freiwillig Basis zu versuchen. Das hätte auch den Vorteil, daß kein Maßnahmenträger finanziert werden müßte, der vortäuscht, daß irgendeine Qualifikation stattfindet, es bräuchte keine unnötigen Angestellten, die nichts anderes tun, als die Teilnehmer zu verwalten.

Ich kenne jemanden, der hat seine Maßnahme rechtswidrig um über ein Jahr verlängert. Seine Arbeit wurde geschätzt, eine Festanstellung war jedoch nicht möglich, und dann strich die Stadt alle Arbeitsgelegenheiten, bis auf jene, die direkt als städige Arbeit angesehen werden können. Er würde bestimmt freiwillig weiter arbeiten, aber die Fahrtkosten kann er nicht stemmen.

Beim Bundesfreiwilligendienst wurde, gegen die eigenen Statuten, eine Altersgrenze eingeführt. Warum? Es gibt mehr als genug Menschen die was tun wollen. Andere kann man zu gar nix motivieren, zumindest nicht ohne entsprechende Ausbildung, aber die brauchen auch keinen Vermittler, eher einen Therapeuten.
Zuletzt geändert von Piedro am So 28. Sep 2014, 21:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Piedro »

jack000 » So 28. Sep 2014, 19:38 hat geschrieben: Was ist denn dein konkreter Vorschlag? Denn dieser hier:


... ist recht schwammig formuliert.
Mein Vorschlag wäre zunächst mal, alle Maßnahmen wie auch Arbeitsgelegenheiten freiwillig anzubieten. Es wird schon keiner auf die Idee kommen, sich in drei Jahren vier mal zu exakt dem gleichen Bewerbungstraining anzumelden. Da, wo konkrete Vermittlungshemmnisse festgestellt wurden - und nur da! - können auch verbindliche Vermittlungen sinnvoll sein. Die dann aber auch von entsprechender Qualität ist, und nicht nach dem Prinzip ausser unnötig nur noch teuer.

Vor allem würde ich Vorschlagen, daß man von den Sozialbehörden und ihren kommunalen Partnern das gleiche Niveau an rechtskonformen Bescheiden und rechtmäßigem Vorgehen veranlangt wird wie zB in Finanzämtern. Es kann einfach nicht sein, daß ein erheblicher Teil des Rechtsstaates bis zur Überlastung strapaziert wird, wobei das Verschulden der Behörden anteilig leicht erreichnet werden kann. Über die Kosten, die so verursacht werden, läßt sich leider nichts erfahren. Es könnte also helfen, daß die Verursacher rechtswidriger, erfolgreich beklagter Bescheide entweder in persona oder aber die übergeordneten Stellen: Kommunen und Landkreise wie der Bund, die Kosten tragen. Das dürfte ein Anreiz sein, rechtmäßiges Verhalten der Behörden durchzusetzen, es würde die Allgemeinheit durch das Wegfallen der juristischen Folgekosten entlasten.

Es spricht nichts für eine restriktive Vermittlung oder eine Sanktionspraxis, die zu einer Art belieibigen Rechtsauffassung vieler Sachbearbeiter wie auch deren Vorgesetzten führte. Vor allem muß die Vermittlung in den Arbeitsmarkt, die neben der Existenzsicherung Aufgabe der JC ist, ihre Restirktionen nicht an einem Prozentsatz derer orientieren, die sowieso nicht vermittelt werden.

Und wenn eine Gemeinde sich ein Museum bauen will, dann soll der Gesetzgeber ihr die Möglichkeit geben eine Konzept einzureichen. Die Arbeitsgelegenheit wird den Erwerbslosen angeboten, so sie vorhanden ist, so sich zusätzlich Qualifizierungmöglichkeiten ergeben, werden sie bestimmt auch wahr genommen, und es spricht auch nichts dagegen, daß die Teilnehmer für ihre Arbeit etwas mehr bekommen als einen Regelsatz zzgl. Mehraufwand der Tätigkeit.

Wenn du von mir Vorschläge erwartest, wie man drei Millionen Bewerber auf ein Drittel freier Stellen verteilt, da muß ich passen. :mad:
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von jack000 »

Piedro » So 28. Sep 2014, 21:00 hat geschrieben:
Mein Vorschlag wäre zunächst mal, alle Maßnahmen wie auch Arbeitsgelegenheiten freiwillig anzubieten. Es wird schon keiner auf die Idee kommen, sich in drei Jahren vier mal zu exakt dem gleichen Bewerbungstraining anzumelden.
Wie schon erwähnt: Blödsinn sollte auf keinen Fall finanziert werden.
Da, wo konkrete Vermittlungshemmnisse festgestellt wurden - und nur da! - können auch verbindliche Vermittlungen sinnvoll sein. Die dann aber auch von entsprechender Qualität ist, und nicht nach dem Prinzip ausser unnötig nur noch teuer.
Völlig richtig!
Vor allem würde ich Vorschlagen, daß man von den Sozialbehörden und ihren kommunalen Partnern das gleiche Niveau an rechtskonformen Bescheiden und rechtmäßigem Vorgehen veranlangt wird wie zB in Finanzämtern. Es kann einfach nicht sein, daß ein erheblicher Teil des Rechtsstaates bis zur Überlastung strapaziert wird, wobei das Verschulden der Behörden anteilig leicht erreichnet werden kann. Über die Kosten, die so verursacht werden, läßt sich leider nichts erfahren. Es könnte also helfen, daß die Verursacher rechtswidriger, erfolgreich beklagter Bescheide entweder in persona oder aber die übergeordneten Stellen: Kommunen und Landkreise wie der Bund, die Kosten tragen. Das dürfte ein Anreiz sein, rechtmäßiges Verhalten der Behörden durchzusetzen, es würde die Allgemeinheit durch das Wegfallen der juristischen Folgekosten entlasten.
M.E. liegt das daran, dass die Gesetze so kompliziert sind, das zwangsläufig Fehler passieren müssen. H4 muss entbürokratisiert werden, so das nicht wegen ein paar Euros (Die für die Betroffenen viel Geld sind) jedes mal Rechtsstreitigkeiten entstehen können.
Es spricht nichts für eine restriktive Vermittlung oder eine Sanktionspraxis, die zu einer Art belieibigen Rechtsauffassung vieler Sachbearbeiter wie auch deren Vorgesetzten führte. Vor allem muß die Vermittlung in den Arbeitsmarkt, die neben der Existenzsicherung Aufgabe der JC ist, ihre Restirktionen nicht an einem Prozentsatz derer orientieren, die sowieso nicht vermittelt werden.
Prozentuale Vorgaben sind da in der Tat auf keinen Fall zu rechtfertigen.
Und wenn eine Gemeinde sich ein Museum bauen will, dann soll der Gesetzgeber ihr die Möglichkeit geben eine Konzept einzureichen. Die Arbeitsgelegenheit wird den Erwerbslosen angeboten, so sie vorhanden ist, so sich zusätzlich Qualifizierungmöglichkeiten ergeben, werden sie bestimmt auch wahr genommen, und es spricht auch nichts dagegen, daß die Teilnehmer für ihre Arbeit etwas mehr bekommen als einen Regelsatz zzgl. Mehraufwand der Tätigkeit.
In der Tat sollte immer gelten, dass Menschen die arbeiten immer mehr Geld haben, als die die nicht arbeiten (egal ob freiwillig oder unfreiwillig).
Wichtig ist, dass sämtliche angebotenen Stellen besetzt werden und der neue Mindestlohn wird zumindest Schmutzkonkurrenz einigermaßen vermeiden.
=> Als Steuerzahler bin ich nicht bereit privaten Firmen einen Teil derer Lohnkosten zu erstatten.
=> Deswegen: Staat ist Staat und Privatwirtschaft ist Privatwirtschaft.
Wenn du von mir Vorschläge erwartest, wie man drei Millionen Bewerber auf ein Drittel freier Stellen verteilt, da muß ich passen.
100% Beschäftigung ist graue Theorie und allenfalls im Sozialismus zu den bekannten Bedingungen umsetzbar gewesen.
Es ist überhaupt kein Problem wenn ein Mensch mal arbeitslos ist (Ich selbst war es m.W. 5 mal und insgesamt komme ich auf ca. etwas über 1 Jahr Arbeitslosigkeit mit Mitte/Ende 40).

Bei keiner einzigen Arbeitslosigkeit war ich selbst schuld, sondern es sind i.d.R. Verträge ausgelaufen, etc... und ich habe immer ALG1 erhalten.

=> Es wird immer Arbeitslosigkeit geben und es wird immer unbesetzte Stellen geben! Das ist allerdings auch erstmal kein Problem, sondern halt marktbedingt.

Es gibt aber auch die Menschen, die sich schwer mit dem 1. Arbeitsmarkt tun und da ist ein öffentlicher Beschäftigungssektor (der die Privatwirtschaft nicht tangiert) die beste aller Lösungen.

=> Staat arbeitet für den Staat und Privat arbeitet für die Privatwirtschaft, alles andere ist Unsinn!
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Realist2014 »

Piedro » So 28. Sep 2014, 19:15 hat geschrieben:

Diese Rate müßte man sich aber mal SEHR genau anschauen, und sie dann man einer tatsächlichen, nicht von der Regierung kleingerechneten Arbeitsloenrate vergleichen. Wer gerade unter Sanktionandrohung am Elterufer spaziert, damit er in den Arbeitsmarkt eingegliedert wird und der Maßnahmenträger -zigtausend Euro in die Bücher kriegt, der ist in D-Land kein Arbeitsloser. Wer gerade eine Grippe hat und die vom Arzt gewürdigt wurde, oder wer seit drei Jahren eine Stelle sucht, aber gerade wegen einer kleinen Operation drei Tage im Krankenhaus liegt, der ist nicht arbeitslos. Auch wer von den Behörden zu 100% sanktioniert wurde, bei unter 25jährigen kann das derzeit wegen jeder Kleinigkeit passieren, der ist nicht in der von der Merkelregierung kommunizierten Arbeitslosenrate, die hier mit anderen Zählungen in Europa verglichen werden soll.

Aus diesem Vergleich den Schluß zu ziehen, alle Maßnahme der Agenda 2010 seien DESHALB im Endergebnis richtig... Nun, das ist dingslich, von einer fast niedlichen, blauäugigen Art. Aber so gar nicht erst in der Verlegenheit zu kommen, sich mit einzelnen Ergebnissen dieser "Maßnahmen" auseinander setzen zu müssen.

Sicher gibt es da verschiedene Sichtweisen, aber das Argument, daß die deutsche Regierung ihre Arbeitslosenraten gekonnter verschleiert als andere rechtfertige einen ständig wachsenden, staatliche gestützten Niedriglohnsektor, mit dem sich die europäische Konkurrenz auch noch dauerhaft abfinden soll, ist nicht wirklich dazu geeignet eine Diskussion zu beenden oder "alle Maßnahmen der Argenda 2010" als "im Endergebnis richtig" zu definieren.

Das taugt vielleicht für Kabarettisten: "Wir fälschen unsere Statistik besser als die anderen, also sind unsere Löhne auch nicht niedriger als sie sind."


das Ergebnis für D bestätigt die Richtigkeit der GESAMTHEIT der Agenda2010

das einzelne Bereiche Verbesserungen bedürfen ist unstrittig

unstrittig ist auf jeden Fall, das die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe kombiniert mit mehr Druck, Jobs anzunehmen, die richtige Strategie war.....

das Leben ist kein Ponyhof
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Fadamo »

Realist2014 » So 28. Sep 2014, 21:32 hat geschrieben:


das Ergebnis für D bestätigt die Richtigkeit der GESAMTHEIT der Agenda2010

das einzelne Bereiche Verbesserungen bedürfen ist unstrittig

unstrittig ist auf jeden Fall, das die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe kombiniert mit mehr Druck, Jobs anzunehmen, die richtige Strategie war.....

das Leben ist kein Ponyhof

Job :?:
Die arbeitslosen wollen eine arbeit haben,den sie mal ordentlich gelernt haben.
Und keine jobs. :mad2:
Hier ist die politik und wirtschaft gefragt.Die müssen sich das problem stellen .
Politik ist wie eine Hure,die kann man nehmen wie man will
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Piedro »

jack000 » So 28. Sep 2014, 21:05 hat geschrieben: Wie schon erwähnt: Blödsinn sollte auf keinen Fall finanziert werden.
Aktuell wird ein Teil der Fördergelder, die in letzten Jahren konsequent zusammengekürzt wurden, für die Verwaltungskosten verwendet. Da die üblichen "Qualifikationen" im Paktet und en gros eingekauft werden, fehlt dieses Geld für individuelle Förderungen, wie etwa Umschulungen.
Da, wo konkrete Vermittlungshemmnisse festgestellt wurden - und nur da! - können auch verbindliche Vermittlungen sinnvoll sein. Die dann aber auch von entsprechender Qualität ist, und nicht nach dem Prinzip ausser unnötig nur noch teuer.
Völlig richtig!
Eigentlich ist es ja auch vorgesehen, daß Fördermaßnahmen als Folge individuellen Profilings und in Absprache mit dem "Kunden" angeordet werden. Die Praxis sieht halt anders aus, und der Sinn dieser Praxis ist nicht das Fördern der Erwerbslosen.
Vor allem würde ich Vorschlagen, daß man von den Sozialbehörden und ihren kommunalen Partnern das gleiche Niveau an rechtskonformen Bescheiden und rechtmäßigem Vorgehen veranlangt wird wie zB in Finanzämtern. Es kann einfach nicht sein, daß ein erheblicher Teil des Rechtsstaates bis zur Überlastung strapaziert wird, wobei das Verschulden der Behörden anteilig leicht erreichnet werden kann. Über die Kosten, die so verursacht werden, läßt sich leider nichts erfahren. Es könnte also helfen, daß die Verursacher rechtswidriger, erfolgreich beklagter Bescheide entweder in persona oder aber die übergeordneten Stellen: Kommunen und Landkreise wie der Bund, die Kosten tragen. Das dürfte ein Anreiz sein, rechtmäßiges Verhalten der Behörden durchzusetzen, es würde die Allgemeinheit durch das Wegfallen der juristischen Folgekosten entlasten.
M.E. liegt das daran, dass die Gesetze so kompliziert sind, das zwangsläufig Fehler passieren müssen. H4 muss entbürokratisiert werden, so das nicht wegen ein paar Euros (Die für die Betroffenen viel Geld sind) jedes mal Rechtsstreitigkeiten entstehen können.
Zur Zeit läuft da ja eine neue Ungeheurlichkeit unter dem Banner der Rechtsvereinfachungen... Und nein, das ist nur ein Grund, den Herr Alt von einem Jahrzehnt ins nächste quasi entschuldigend vorbringt: mangelhafte Schulung, zu wenig Kompetenz. Zumindest dieser Grund legt in der Verantwortung der BA, ebenso wie in der von Landkreisen und Kommunen, die optionskommunale JC "betreiben". Die Personalpolitik wird ja auch von Mitarbeitern, nicht zuletzt von Inge Hannemann sehr konkret als Grund für dieses Problem aufgeführt. Aber leider ist das nicht der einzige Grund, dafür sind die aktuellen Feststellungen der BA einfach zu ungeheuerlich. Wie schon geschrieben: man stelle sich nur mal vor, 50% aller Bescheide des Finanzamtes wären nicht rechtskonform. Es ist einfach Realität, daß im Rechtsbereich des SGB nicht nur unzeureichend geschulte Mitarbeiter tätig sind, deren Verträge aus Gründen, die nichts mit der Qualifikation des Mitarbeiters zu tun hat, nach zwei Jahren nicht verlängert werden... Und ganz aktuell eine Personalpolitik, die in der Struktur zwischen BA und Kommune personalpolitisches Schindluder treibt.

Sowas ist einfach nicht hinnehmbar, da braucht man nicht über Verweigerer oder Minderqualifizierte oder Förderprojekte sprechen.
Prozentuale Vorgaben sind da in der Tat auf keinen Fall zu rechtfertigen.
Nach meinem Rechtsempfinden: nicht nur das. Aber die Order lautet ja, Aktiva in, zuvor oft selbst prognostizierter Höhe, einzusparen. Weiteres regeln dann die Vorgaben des "Geschäftsführers". Aktuell wird geprüft, ob die Vorgaben des "Geschäftsführers" des JC Offenbach widerrechtliches Handeln der Mitarbeiter vorgeben. Über die jursistische Würdigung dessen werde ich gern berichten, wenn es so weit ist.
Und wenn eine Gemeinde sich ein Museum bauen will, dann soll der Gesetzgeber ihr die Möglichkeit geben eine Konzept einzureichen. Die Arbeitsgelegenheit wird den Erwerbslosen angeboten, so sie vorhanden ist, so sich zusätzlich Qualifizierungmöglichkeiten ergeben, werden sie bestimmt auch wahr genommen, und es spricht auch nichts dagegen, daß die Teilnehmer für ihre Arbeit etwas mehr bekommen als einen Regelsatz zzgl. Mehraufwand der Tätigkeit.
In der Tat sollte immer gelten, dass Menschen die arbeiten immer mehr Geld haben, als die die nicht arbeiten (egal ob freiwillig oder unfreiwillig).
Wichtig ist, dass sämtliche angebotenen Stellen besetzt werden und der neue Mindestlohn wird zumindest Schmutzkonkurrenz einigermaßen vermeiden.
=> Als Steuerzahler bin ich nicht bereit privaten Firmen einen Teil derer Lohnkosten zu erstatten.
=> Deswegen: Staat ist Staat und Privatwirtschaft ist Privatwirtschaft.
Tja, die "neue soziale Marktwirtschaft" sieht aber die staatliche Subvention und soziale Repression vor, um anhaltend ein niedriges Lohnniveau zu garantieren, auf dem die Anbieter auf dem Arbeitsmarkt, die Stellensuchenden, in einer möglichst schwachen Verhandlungspositiion gehalten werden.

Der Ausbau eines "zweiten Arbeitsmarktes" wird auch in Konkurrenz zu Gewerbetrieben stehen. Es gibt keinen Grund, einen Behörde, die gerade selbst feststellt, 50% der eigenen Arbeitsgelegenheiten stellten einen Eingriff in den Wettbewerb dar, diese Prüfung auch weiterhin zu überlassen. Da gibt es definitiv günstigere und vielleicht auch zielführendere Wege als die zwangsweise Abstellung von Parkfegern und Kartonfaltern.
Wenn du von mir Vorschläge erwartest, wie man drei Millionen Bewerber auf ein Drittel freier Stellen verteilt, da muß ich passen.
100% Beschäftigung ist graue Theorie und allenfalls im Sozialismus zu den bekannten Bedingungen umsetzbar gewesen.
Es ist überhaupt kein Problem wenn ein Mensch mal arbeitslos ist (Ich selbst war es m.W. 5 mal und insgesamt komme ich auf ca. etwas über 1 Jahr Arbeitslosigkeit mit Mitte/Ende 40).

Bei keiner einzigen Arbeitslosigkeit war ich selbst schuld, sondern es sind i.d.R. Verträge ausgelaufen, etc... und ich habe immer ALG1 erhalten.

=> Es wird immer Arbeitslosigkeit geben und es wird immer unbesetzte Stellen geben! Das ist allerdings auch erstmal kein Problem, sondern halt marktbedingt.
Es sollte kein Problem sein, aber die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit sind durch die Agenda 2010 ganz andere. Nach einem Jahr geht's dir erst mal ans Vermögen. Ab da wirst du regelmäßig kontrolliert, muß alles aufgeführt werden, jeder Euro spielt eine Rolle, und wenn die Oma dem Kind zu Weihnachten fünfzig Euro schenkt, mußt das beim Amt angegeben werden, um zu schauen, ob da nicht was anzurechnen wäre. Mit Glück hast du wenigstens einen freundlichen Sachbearbeiter, der regelmäßig über deine Berufliche Entwicklung sprechen möchte, obwohl er eh nix am Angebot hat, ausser vielleicht... lassen wir das. Die Chancen stehen jedenfalls 50-50, daß deine Bescheide rechtmäßig sind. Wenn du ein bißchen was auf der Pfanne hast machst du dich schlau, dann weißt du wenigstens wenn du gedingst wirst und kannst dich wehren.



Es gibt aber auch die Menschen, die sich schwer mit dem 1. Arbeitsmarkt tun und da ist ein öffentlicher Beschäftigungssektor (der die Privatwirtschaft nicht tangiert) die beste aller Lösungen.

=> Staat arbeitet für den Staat und Privat arbeitet für die Privatwirtschaft, alles andere ist Unsinn!
Es steht dem Staat doch jederzeit frei, Leute einzustellen. Soll er, da hat keiner was dagegen.
Piedro

Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Piedro »

Realist, alter Recke:

"Das Ergebnis für D" - ist das ein Glaubensbekenntnis oder kannst du auch sagen, was genau da gemeint ist? Die Verwerfungen, die mit der Agenda 2010 einher gegangen sind, rechne ich dem Ergebnis für Deutschland ebenfalls zu, genau die Kosten für eine Verwaltung, die aus dem vorgesehen Budget schon gar nicht mehr gedeckt wird, um nur ein Beispiel zu nennen. Auch die Überlastung des Rechtsstaates in einem wesentlichen Teil der Rechtsprechung zähle ich zu diesem Ergebnis. Sowas hat vorher nie gegeben und hat zu Erscheinungen geführt, die einfach nur noch absurd sind. Stichwort Jungrichter, da findet sich bestimmt was in der Suchmaschine.

Einzelne Bereiche Verbesserungen? Das ist nicht mal eine Verniedlichung.


Das Leben ist kein Ponyhof. Außer man hat einen. :D

Ist es nie gewesen. Aber mit solchen Sprüchen nimmt man nicht wirklich Stellung.


Für Glaubensbekenntnisse bin ich nicht zuständig, aber wenn du mal ein paar Fakten in die Runde schmeissen willst: tu dir keinen Zwang an. :thumbup:
Zuletzt geändert von Piedro am Mo 29. Sep 2014, 18:58, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von paradoxx »

Dr. Nötigenfalls » Fr 26. Sep 2014, 07:29 hat geschrieben:
Ich plädiere auch dafür, dass die Jobcenter geschlossen werden. Der Vermittlungsterror dient nur dazu soviel Dampf im Kessel zu machen, dass der Markt permanent so mit Bewerbern übersättigt wird, und dass er sich nicht mehr dazu veranlasst sieht, Löhne und Gehälter anzugleichen.
So isses, aber nicht nur; wie willst du sonst unverhartzbare, überauskömmliche & pensionssberechtigte Planstellen generieren?
Willensbildung ist demokratisch-repräsentativ oder totalitär, eins schließt das andere aus (s. Art. 137 GG)
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von cleopatra »



Job :?:
Die arbeitslosen wollen eine arbeit haben,den sie mal ordentlich gelernt haben.
Und keine jobs. :mad2:
Hier ist die politik und wirtschaft gefragt.Die müssen sich das problem stellen .
du solltest dich auch mal dem grundsätzlichen Problem stellen, dass es eine Menge Leute gibt, besonders junge, die einfach keinen Bock auf geregeltes Leben und Arbeit haben. Ein Jahr lang Schule schwänzen und die Mama sagt nix dazu ist da schon mal der Normalzustand...
Ich hätte das auch nur für ein Gerücht und Klischee gehalten, wenn ich nicht leider durch berufliche Umstände genau solche 'Existenzen' kennengelernt hätte.

Was macht man damit? Keine Ahnung.... leben und leben lassen.... deren Leben oder eher Nicht-Leben ist ja schon Strafe genug. Muss nicht noch zusätzlich staatlich bestraft werden. Der Staat hat ja keine Erziehungsfunktion. Ich fände aber einen Kinderführerschein (nachgewiesene Fähigkeit, Kinder erziehen zu können) sinnvoll, fällt mir da wieder mal ein. Den Gedanken hatte ich schon vor 10 Jahren.... noch immer kann Hinz und Kunz Kinder in die Welt setzen, was dann auch noch wohlwollend von der Allgemeinheit finanziert wird.
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Tantris »

paradoxx » Di 30. Sep 2014, 16:10 hat geschrieben:So isses, aber nicht nur; wie willst du sonst unverhartzbare, überauskömmliche & pensionssberechtigte Planstellen generieren?
HAst du den eindruck in den arbeitsämtern wird gut geld verdient und immer neue leute eingestellt?
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von cleopatra »

Tantris » Mi 1. Okt 2014, 02:38 hat geschrieben:
HAst du den eindruck in den arbeitsämtern wird gut geld verdient und immer neue leute eingestellt?
meine Cousine ist bei einem Jobcenter beschäftigt, wurde schon diverse Male versetzt und verdient ziemlich gut, ja! Sie hat auch einen unbefristeten Vertrag. Studium Sozialpädgogik, da frag ich mich schon, was genau sie vom rechten Weg abbrachte :p
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Tantris »

cleopatra » Mi 1. Okt 2014, 03:53 hat geschrieben: meine Cousine ist bei einem Jobcenter beschäftigt, wurde schon diverse Male versetzt und verdient ziemlich gut, ja! Sie hat auch einen unbefristeten Vertrag. Studium Sozialpädgogik, da frag ich mich schon, was genau sie vom rechten Weg abbrachte :p
Hm... deine antwort ist so geschickt formuliert, dass man meinen könnte, die arbeitsämter stellen mehr leute ein als sie entlassen und bezahlen allgemein gut.

Dabei scheinst du die realität sehr wohl zu kennen.
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von Piedro »

Die Peronalsituation in den JC ist so katastrophal wie alles andere. Hier geht es nur um die JC der Arbeitsagentur, die selbstverwalteten Optionskommunen sind ausgenommen. Da kommen noch ganz andere, personalpolitische Zusammenhänge zum tragen...

Zitat:

Personalmangel, hoher Krankenstand und überlastete Mitarbeiter in den Jobcentern titeln die Medien. Aus dieser Summe heraus scheinen die gemeinsamen Einrichtungen (gE) der Jobcenter durch eine beharrliche Unterbesetzung gekennzeichnet zu sein. ... Von den derzeit 5.575 befristeten Arbeitnehmern laufen zum Jahresende 976 Verträge aus. Für das Jahr 2015 dürfen rund 2.250 Mitarbeiter auf eigene Jobsuche gehen, sofern keine kurzfristige Verlängerung angesetzt wird. ... Allerdings gibt die Bundesagentur für Arbeit bereits jetzt schon zu, dass rund 1800 Arbeitsverträge nicht verlängert werden. ... Nach Auswertung der Zahlen lässt sich feststellen, dass die über vier Millionen Berechtigten nach Arbeitslosengeld II von rund 18.000 Mitarbeitern verwaltet werden, was einem durchschnittlichen Betreuungsschlüssel von rund 240 „Kunden“ entspricht. "

http://altonabloggt.com/2014/08/02/fach ... obcentern/

Der Autor ist selbst langjähriger Mitarbeiter im gehobenen Dienst, er weiß wovon er schreibt. Allerdings wundert es mich, daß er beim Berechnen des Fallschlüssels nicht mehr differenziert hat, der Quelle ist zu entnehmen, daß bei den 18.000 Mitarbeitern auch Sicherheitskräfte, Telefonknechte u.ä. eingeschlossen sind, die direkt nichts mit der Verwaltung (von Vermittlung braucht man da wirklich nicht reden) zu tun haben...

Die aktuellen Peronalstrukturdaten, auf die sich Herr Wiersbin bezieht, findet mensch hier: http://altonabloggt.com/personalstruktu ... jobcenter/

In der Quelle wurde auch ein Artikel verlinkt, der mit Berlin die Personalsituation einer Optionskommune beleuchtet.

Zitat

Insgesamt 250 Stellen sind nach Informationen der Morgenpost in Berlin insgesamt nicht besetzt, ein Großteil ist frei, weil die Bezirke ihre Kontingente nicht erfüllen.

"Die Bezirke handeln sehr unterschiedlich", heißt es aus der Senatsverwaltung für Arbeit. Besonders groß ist der Mangel in Mitte und Neukölln, den größten Jobcentern der Stadt, die jeweils rund 40.000 Bedarfsgemeinschaften mit doppelt so vielen Menschen betreuen.

Hier geht sich der Schlüssel 240/MA nicht mal aus, wenn alle Stellen besetzt würden.

Interessant, daß "die Senatsverwaltung" auf das unterschiedliche Handeln der Bezirke verweist, während man im Artikel auch erfährt:

Zitat

Stefan von Dassel (Grüne), Sozialstadtrat in Mitte und Chef der dortigen Trägerversammlung aus Bezirk und Arbeitsagentur, räumt das Fehlen von Mitarbeitern ein. Es sei den Bezirken aber lange Zeit vom Senat nicht erlaubt worden, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, um die Lücken bei den kommunal Beschäftigten in den Jobcentern zu stopfen, sagt von Dassel.

und weiter:

Mitarbeiter berichten, dass von den 980 Planstellen im Jobcenter an der Sonnenallee 50 nicht besetzt seien. Die Lage sei angespannt, heißt es. Das liege auch daran, dass die Bundesagentur für Arbeit als zweiter Träger des Jobcenters ihre Stellenkontingente gern mit befristeten Kräften besetze. Derzeit habe jeder sechste Kollege nur einen Zeitvertrag, der maximal zwei Jahre laufe. "Dann sind die Kollegen endlich richtig eingearbeitet, müssen das Haus aber wieder verlassen", sagt ein Mitarbeiter: "Jeder Platz, der nicht besetzt ist, führt dazu, dass die Kollegen mehr arbeiten müssen und die Betreuung der Arbeitslosen leidet." Die angestrebten Betreuungsschlüssel würden nicht eingehalten.

http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell ... eiter.html



Pikant:

Zitat

Den Mitarbeitern drohen aber auch dann noch harte Zeiten, wenn sie demnächst Verstärkung bekommen sollten. Denn in ganz Deutschland wird ein neues Computersystem namens Allegro eingeführt. Die Kollegen sind schon gewarnt worden. Viele Daten müssten per Hand in die neue Software eingegeben werden.

:D
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von paradoxx »

Tantris » Mi 1. Okt 2014, 02:38 hat geschrieben:
HAst du den eindruck in den arbeitsämtern wird gut geld verdient und immer neue leute eingestellt?
... im Vergleich zu den Nettozahlern & Verhartzten?
Willensbildung ist demokratisch-repräsentativ oder totalitär, eins schließt das andere aus (s. Art. 137 GG)
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von pikant »

Piedro » Mi 1. Okt 2014, 17:04 hat geschrieben:


Pikant:

Zitat

Den Mitarbeitern drohen aber auch dann noch harte Zeiten, wenn sie demnächst Verstärkung bekommen sollten. Denn in ganz Deutschland wird ein neues Computersystem namens Allegro eingeführt. Die Kollegen sind schon gewarnt worden. Viele Daten müssten per Hand in die neue Software eingegeben werden.

:D
Dafuer bin ich nicht verantwortlich :D ;)
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Re: Sinnlose Maßnahmen

Beitrag von paradoxx »

Piedro » Mi 1. Okt 2014, 17:04 hat geschrieben: Personalmangel, hoher Krankenstand ...
:D
... den sich auch nicht jeder leisten kann. Aus dem Blickwinkel der Unverhartzbaren & Pensionsberechtigten hat man eine so verzerrte Optik, dass deren Texte extern nicht verstanden werden
Willensbildung ist demokratisch-repräsentativ oder totalitär, eins schließt das andere aus (s. Art. 137 GG)
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