HartzIV - Sammelstrang

In diesem Forum werden Themen rund um die sozialen Sicherungsysteme diskutiert.
Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosengeld 2 (HartzIV), Rentenversicherung, Sozialgesetzbuch.

Moderator: Moderatoren Forum 1

Benutzeravatar
Teeernte
Beiträge: 32036
Registriert: Do 11. Sep 2014, 18:55
user title: Bedenkenträger

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Teeernte »

zollagent hat geschrieben:(07 Jan 2018, 12:01)

Stell dir vor, selbst im Mittelalter haben einige überlebt. Und meine Mutter ist noch (angeblich sogar barfuß) 6 km zur Schule gelaufen. Ich war mal dort in ihrem Geburtsort. Ich würde da heute nur noch in festen Stiefeln laufen. Es gibt viele Legenden, die haben aber mit der gelebten Praxis in unserer Gesellschaft nichts mehr zu tun.
Möchtest Du hiermit ABSTREITEN - dass es viele Kinder - ohne Frühstücksbrot//ohne Frühstück in die Schule gehen ?

....und wir sind uns hoffentlich EINIG - dass der Preis dafür - nicht zu hoch ist....dass auch arme Familien "sich DAS leisten können" .....
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von zollagent »

Teeernte hat geschrieben:(07 Jan 2018, 12:32)

Möchtest Du hiermit ABSTREITEN - dass es viele Kinder - ohne Frühstücksbrot//ohne Frühstück in die Schule gehen ?

....und wir sind uns hoffentlich EINIG - dass der Preis dafür - nicht zu hoch ist....dass auch arme Familien "sich DAS leisten können" .....
Ich hatte deine Frühstücksbrotthese doch weder kommentiert, noch erwähnt. Wieso jaulst du auf, wie ein Hund, der unvermittelt einen Tritt bekommt?
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 27064
Registriert: Do 12. Apr 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

Re: Ein höherer H4 Satz...was würde das bringen?

Beitrag von Skull »

Guten Tag,

BITTE, bitte geht vernünftig miteinander um.

Würde gerne den Besen wenig(er) benutzen.

Danke.
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Boracay
Beiträge: 3976
Registriert: So 30. Dez 2012, 23:26

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Boracay »

zollagent hat geschrieben:(07 Jan 2018, 12:34)

Ich hatte deine Frühstücksbrotthese doch weder kommentiert, noch erwähnt. Wieso jaulst du auf, wie ein Hund, der unvermittelt einen Tritt bekommt?
Du hast es als „Legende“ bezeichnet dass die (heute [Mod: editiert] bestehende) Ubterschicht ihren Kindern eher Geld als ein Frühstücksbrot mit in die Schule gibt.

Das solltest du in deiner Arbeit mit Assis ja selbst kennen. Die niedrigsten Gestalten hauen die Kohle raus als gäbe es kein Morgen.

Was glaubst du wer in Deutschland eher ein Haushaltsbuch führt? Hartz 4 [Mod: editiert] oder Gutverdiener?
Zuletzt geändert von Skull am Mo 8. Jan 2018, 08:36, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Hetze entfernt
Benutzeravatar
Dampflok94
Beiträge: 13204
Registriert: Mo 2. Jun 2008, 17:59
user title: ex-Betriebsrat
Wohnort: Berlin

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Dampflok94 »

Boracay hat geschrieben:(08 Jan 2018, 03:55)Was glaubst du wer in Deutschland eher ein Haushaltsbuch führt? Hartz 4 [Mod: editiert] oder Gutverdiener?
Wer viel Geld hat verliert leicht den Überblick, wohin die ganze Kohle denn fließt. Wenn man nach Abzug aller Festkosten noch 300 Euronen im Monat zur Verfügung hat, dann schafft man das noch gut ohne Haushaltsbuch. Da reichen dann vielleicht schon die Kassenbons vom wöchentlichen Großeinkauf.
Zuletzt geändert von Skull am Mo 8. Jan 2018, 08:37, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Folgezitat geändert
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 46985
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von H2O »

Dampflok94 hat geschrieben:(08 Jan 2018, 08:16)

Wer viel Geld hat verliert leicht den Überblick, wohin die ganze Kohle denn fließt. Wenn man nach Abzug aller Festkosten noch 300 Euronen im Monat zur Verfügung hat, dann schafft man das noch gut ohne Haushaltsbuch. Da reichen dann vielleicht schon die Kassenbons vom wöchentlichen Großeinkauf.
Muttern führt ganz eisern ein Haushaltsbuch, um unser Ausgabeverhalten unter Kontrolle zu halten. In einem Rentnerhaushalt ist das eine sinnvolle Maßnahme, um rechtzeitig gegen steuern zu können. Da wir fast gar nichts bar bezahlen, ist diese Buchhaltung ziemlich einfach zu machen.
Benutzeravatar
Dampflok94
Beiträge: 13204
Registriert: Mo 2. Jun 2008, 17:59
user title: ex-Betriebsrat
Wohnort: Berlin

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Dampflok94 »

H2O hat geschrieben:(08 Jan 2018, 08:46)

Muttern führt ganz eisern ein Haushaltsbuch, um unser Ausgabeverhalten unter Kontrolle zu halten. In einem Rentnerhaushalt ist das eine sinnvolle Maßnahme, um rechtzeitig gegen steuern zu können. Da wir fast gar nichts bar bezahlen, ist diese Buchhaltung ziemlich einfach zu machen.
Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Ich mache eine Haushaltsrechnung light. Also eine nicht sehr konkrete. Aber auch da merkt man sehr schnell, wenn mehr Geld rausgeht als reinkommt. :cool:
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 46985
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von H2O »

Dampflok94 hat geschrieben:(08 Jan 2018, 09:02)

Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Ich mache eine Haushaltsrechnung light. Also eine nicht sehr konkrete. Aber auch da merkt man sehr schnell, wenn mehr Geld rausgeht als reinkommt. :cool:
Ja; Muttern spart gern für die alten Tage. Da muß ich dann doch schon einmal unsere Lebenserwartung ins Spiel bringen. :D
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von zollagent »

Boracay hat geschrieben:(08 Jan 2018, 03:55)

Du hast es als „Legende“ bezeichnet dass die (heute [Mod: editiert] bestehende) Ubterschicht ihren Kindern eher Geld als ein Frühstücksbrot mit in die Schule gibt.

Das solltest du in deiner Arbeit mit Assis ja selbst kennen. Die niedrigsten Gestalten hauen die Kohle raus als gäbe es kein Morgen.

Was glaubst du wer in Deutschland eher ein Haushaltsbuch führt? Hartz 4 [Mod: editiert] oder Gutverdiener?
Es ist eine Legende, daß das ausschließlich ein Problem der "Unterschicht" wäre. Ich jedenfalls habe definitiv noch kein Kind Gutverdienender Eltern an der Schule meines Jüngsten gesehen, das in der Pause eine Frühstücksbrotschachtel aufgemacht hätte. Die bekommen so gut wie alle Geld statt eines ausgewogenen Frühstücks mit. BTW, ich gehöre nicht wirklich zu den "Prekären", aber meine Jungs haben IMMER so was mitbekommen, die durften sogar bei der Zusammenstellung mitwirken. Es sollte ja nichts mehr zurückgebracht werden. Auch das ging, wenn man sich halt die Mühe macht. Diese Art Verwahrlosung ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und bei den "Prekären" (man verzeihe mir, wenn ich diesen Begriff für "Hartzer" verwende) ist es allerdings so, daß Geld dafür Mangelware ist.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Polibu

Re: BGE - bedingungsloses Grundeinkommen

Beitrag von Polibu »

Hartz 4 ist keine Ungerechtigkeit. Warum sollte Hartz4 ungerecht sein?
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re:

Beitrag von zollagent »

Polibu hat geschrieben:(01 Mar 2018, 01:22)

Hartz 4 ist keine Ungerechtigkeit. Warum sollte Hartz4 ungerecht sein?
Hartz 4 an sich ist eine gute Idee. Nur die Umsetzung ist - gelinde gesagt - eigentlich eine Frechheit. Schon bei der Bedürftigkeitsprüfung wird ein Formalismus an den Tag gelegt, der an die Bearbeitung von Ausreiseanträgen in der DDR erinnert. Dann scheint diese Bearbeitung in den Job-Centern auch mehr schlecht als recht zu funktionieren, teilweise werden völlig irrelevante Nachweise gefordert, die auf die Höhe der beantragten Leistung keinen Einfluß haben, dann werden ein und derselbe Nachweis mehrfach eingefordert, eine Weiterbearbeitung findet in der Zwischenzeit nicht statt. Man hat den Eindruck, es handele sich bei den Job-Centern nicht um eine Bewilligungsbehörde, sondern um eine Verweigerungsbehörde. Das Prinzip "Fördern und Fordern" findet praktisch nicht statt, was an "Fördern" verkauft wird, ist schlicht eine Mogelpackung. Betroffene werden zu Bewerbungskursen verdonnert, die völlig irreale Trainingsinhalte vermitteln. Oder glaubt irgendjemand im Ernst, in den Leiharbeitsunternehmen, an die in erster Linie verwiesen wird, prüft jemand, ob die DIN 50008 eingehalten wird beim Verfassen einer Bewerbung? Die Mitarbeiter dort haben ganz andere Sorgen oder Vorstellungen. Ganz abgesehen davon, daß von einem Fördern bei einem Verweis an ein Leiharbeitsunternehmen ganz sicher nicht gesprochen werden kann. Was da als "Fördern" verkauft wird, ist schlichtweg eine Mogelpackung. Von einer Reintegration in den Arbeitsmarkt ist beim Abschieben an Leiharbeitsunternehmen auch nichts zu sehen. Nach einem, maximal zwei Einsätzen landen die Menschen wieder dort, von wo sie gekommen sind. Ich hatte mal die Gelegenheit, bei solch einem Bewerbertraining anwesend zu sein, weil ein Teilnehmer von mir gebracht wurde und von mir auch wieder nach Hause gefahren wurde. Der Dozent da nudelte völlig lustlos herunter, wo und wie die Adresse aufs Bewerbungsschreiben gehört, wie viel mm Seitenrand rechts oder links auf dem Schreiben eingestellt werden dürfen, welche Schriftart zu verwenden wäre etc., als ob das für die Einstellung in irgendwelchen Helferjobs relevant wäre. Fragen (nicht von mir, ich war nur Gast) hat er abgebügelt, man solle sich an seinen Sachbearbeiter beim Job-Center wenden, es war ebenso zu sehen, daß er gar nicht wußte, wen er da in seinem Kurs hatte, daß er von keinem der Teilnehmer irgendwas über deren Qualifikation wußte. Das ist schlichtweg nur halbe Arbeit, und hat keineswegs etwas mit dem Gedanken einer Reintegration in den Arbeitsmarkt zu tun. Placeboaktionen völlig ohne Wirkung, außer der, daß sie viel Geld kosten und man "Förderaktionen" betreibe, "um den Menschen zu helfen". Sorry, das ist keine "Gerechtigkeit", das ist schlichtweg eine Frechheit der Behörden. Aktionismus ohne Wirkung. Hilfe jedenfalls ist das keineswegs.
Boracay
Beiträge: 3976
Registriert: So 30. Dez 2012, 23:26

Re: Re:

Beitrag von Boracay »

zollagent hat geschrieben:(01 Mar 2018, 13:36)Ganz abgesehen davon, daß von einem Fördern bei einem Verweis an ein Leiharbeitsunternehmen ganz sicher nicht gesprochen werden kann. Was da als "Fördern" verkauft wird, ist schlichtweg eine Mogelpackung. Von einer Reintegration in den Arbeitsmarkt ist beim Abschieben an Leiharbeitsunternehmen auch nichts zu sehen. Nach einem, maximal zwei Einsätzen landen die Menschen wieder dort, von wo sie gekommen sind.
Was ist daran so schlimm? Die meisten Hartzer kommen in die Kategorie "so gut wie nicht vermittelbar" und sprechen oftmals nicht mal wirklich Deutsch. Ist doch eine tolle Sache? Zumal 30% übernommen werden.
Placeboaktionen völlig ohne Wirkung
Die riesige Mehrheit der Hartzer kann am Markt kein Einkommen in der Höhe von H4 erzielen (schon gar nicht + Schwarzarbeit) und hat an Vollzeit-Arbeit kein Interesse bzw. spricht überhaupt kein Deutsch. Für letztere kann es durchaus eine Hilfe sein.
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: Re:

Beitrag von zollagent »

Boracay hat geschrieben:(01 Mar 2018, 16:44)

Was ist daran so schlimm? Die meisten Hartzer kommen in die Kategorie "so gut wie nicht vermittelbar" und sprechen oftmals nicht mal wirklich Deutsch. Ist doch eine tolle Sache? Zumal 30% übernommen werden.

Ich halte es für eine bösartige Behauptung, wenn hier unterstellt wird, Hartz-IV-Bezieher "sprechen oftmals nicht richtig deutsch". Und diese Übernahmequote von 30 % ist eine Saga. Sie stimmt schlichtweg nicht. Ich weiß da, wovon ich rede, habe lange genug eine Niederlassung einer Zeitarbeitsfirma geführt. Was da abläuft, ist die Delegierung einer öffentlichen Aufgabe an gewinnorientierte Firmen. Und das programmiert den Mißerfolg schon vor.
Boracay
Beiträge: 3976
Registriert: So 30. Dez 2012, 23:26

Re: Re:

Beitrag von Boracay »

zollagent hat geschrieben:(01 Mar 2018, 18:48)
Ich halte es für eine bösartige Behauptung, wenn hier unterstellt wird, Hartz-IV-Bezieher "sprechen oftmals nicht richtig deutsch".
Mehr als die Hälfte der Hartzer sind Migranten, ca. 2 Millionen sind Ausländer. 10% sind Flüchtlinge. Kannst dir selbst denken wie supertoll sie gebildet sind wie toll sie Deutsch sprechen.
Und diese Übernahmequote von 30 % ist eine Saga. Sie stimmt schlichtweg nicht.
Ich würde eher schätzen das der Schnitt bei Leiharbeitsbuden um die 50% ist. Auch die kriegen keine Leute mehr und sobald sie diese entsenden stellen die Firmen diese ein. Hier in der Umgebung muss man sich erst mal durch 50 Seiten Stepstone klicken bis du auch nur ein einziges Angebot einer Leiharbeitsfirma findest.
Ich weiß da, wovon ich rede, habe lange genug eine Niederlassung einer Zeitarbeitsfirma geführt. Was da abläuft, ist die Delegierung einer öffentlichen Aufgabe an gewinnorientierte Firmen.
Bildungsgutscheine oder Vermittlungsgutscheine sind freilich Schwachsinn. Leiharbeit aber gerade bei Langzeitarbeitslosen der einzige Weg in irgend eine Art von Tätigkeit bzw. der einzige Kontakt zu Deutschen.
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: Re:

Beitrag von zollagent »

Boracay hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:47)

Mehr als die Hälfte der Hartzer sind Migranten, ca. 2 Millionen sind Ausländer. 10% sind Flüchtlinge. Kannst dir selbst denken wie supertoll sie gebildet sind wie toll sie Deutsch sprechen.
Ich brauche das nicht zu denken, ich weiß das. Immerhin habe ich lange Jahre im Bereich Personal gearbeitet und weiß, was an Stellen angeboten wird und weiß, was an Qualifikation geboten wird.
Boracay hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:47)Ich würde eher schätzen das der Schnitt bei Leiharbeitsbuden um die 50% ist. Auch die kriegen keine Leute mehr und sobald sie diese entsenden stellen die Firmen diese ein. Hier in der Umgebung muss man sich erst mal durch 50 Seiten Stepstone klicken bis du auch nur ein einziges Angebot einer Leiharbeitsfirma findest.
Da liegst du falsch. Die tatsächliche Übernahmequote liegt unter 5 %. Die Leiharbeiter sind einfach nur die Lückenbüßer bei dringenden Arbeiten. Auf Dauer will sich kein Unternehmen "so jemand" auf die Backe nageln. Hat (leider) auch einen Grund, denn diese Menschen "glänzen" überdurchschnittlich durch Unzuverlässigkeit. Das Ganze ist eine Zweibahnstraße, denn eine Gleichbehandlung mit den eigenen Mitarbeitern findet auch in aller Regel nicht statt. Und wenn du vom Job-Center einen "Vermittlungsvorschlag" bekommst, dann ist das so gut wie immer eine Leiharbeitsfirma. Das dürfte allerdings am zu vermittelnden Klientel legen. Stepstone wird keine Ungelernten oder Hilfsarbeiter akzeptieren. Für diese Schicht haben die keine Angebote.
Boracay hat geschrieben:(01 Mar 2018, 23:47)Bildungsgutscheine oder Vermittlungsgutscheine sind freilich Schwachsinn. Leiharbeit aber gerade bei Langzeitarbeitslosen der einzige Weg in irgend eine Art von Tätigkeit bzw. der einzige Kontakt zu Deutschen.
Ich habe wieder von Bildungs-, noch von Vermittlungsgutscheinen gesprochen. Solche Geschäfte funktionieren meist nur für diejenigen, die solche "Bildungs"kurse anbieten. Leiharbeit ist halt für viele Betrieb der Königsweg, um kurzfristige Verlegenheiten zu umgehen, ohne sich vertraglich binden zu müssen. Und die Kontakte zu Deutschen funktionieren ebenso in aller Regel bestens. Was glaubst du, wie die Kommunikation funktioniert, wenn mal ein Arbeitsauftrag bei einem "guten" Unternehmen winkt? Das klappt bestens. Leider ist es so, daß diejenigen, die "Stammkunden" von Leiharbeitsfirmen sind, praktisch eine Parallelgesellschaft innerhalb der Gesellschaft bilden. Da wieder rauszukommen, ist sehr, sehr schwer. Für viele unmöglich, was ich lange Zeit nicht glauben wollte, aber durch meine Erfahrungen als Niederlassungsleiter einer Zeitarbeitsfirma halt durch die Fakten lernen mußte. In einem allerdings hast du recht, diese Gruppierungen sind vielfach an eine gemeinsame Sprache gebunden. Wenn man also mal einen Russlanddeutschen eingestellt hatte und es dem gefiel, sind die Bewerbungen von anderen Russlanddeutschen stapelweise reingekommen. Ganz ähnlich lief es mit US-Amerikanern (ja, auch solche, für die sogar die Stützpunkte der Armee "off limits" sind, gibt es viele in Deutschland), oder mit Türken oder anderen Nationalitäten. Ich selbst habe die Auswirkungen der Flüchtlingswelle nicht mehr mitbekommen, weil ich ja da schon einer anderen Tätigkeit nachging, allerdings weiß ich, daß nur anerkannte Asylbewerber überhaupt arbeitsberechtigt sind. Wie hoch der Anteil derjenigen bei den Bewerbern für Zeitarbeitsfirmen derzeit ist, das weiß ich leider nicht.
KarlRanseier

Re: Arbeitsdienst bei Arbeitslosen

Beitrag von KarlRanseier »

Skull hat geschrieben:(08 Mar 2018, 17:55)

Es tut sich deswegen nichts, weil Deine (rechtliche) Betrachtung...falsch...ist.

Deutschland IST ein Rechtsstaat. :)

mfg

So? Das BVerfG hat die Hartzparteien aufgefordert vorzurechnen, wie ein Mensch mit Hartz auskommen soll. Haben die das getan? Wo kann man das nachlesen, oder handelt es sich um eine "geheime Verschlusssache"? Wieviel von den 400 Euro gibt der Modell-GeHartzte für Mobilität aus? WIeviel für Kleidung, wieviel für Essen? Für's Alter soll er ja auch vorsorgen, wieviel also dafür?
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 70062
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Arbeitsdienst bei Arbeitslosen

Beitrag von Realist2014 »

KarlRanseier hat geschrieben:(08 Mar 2018, 18:13)

So? Das BVerfG hat die Hartzparteien aufgefordert vorzurechnen, wie ein Mensch mit Hartz auskommen soll. Haben die das getan? ?

ja

schon längst erledigt

sowohl die Höhe der Regelsätze als auch die Sanktionen sind verfassungskonform...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 70062
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Arbeitsdienst bei Arbeitslosen

Beitrag von Realist2014 »

zollagent hat geschrieben:(08 Mar 2018, 16:31)

Die ganze Rechnerei sind Freiübungen. Zunächst müßte das Ganze verfassungsgemäß sein, und mit der Intention, wie es hier behandelt wird, dürfte es das eher nicht sein.
es ist verfassungsgemäß....

so wären die SED Nachfolger schon längst am Klagen...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
KarlRanseier

Re: Arbeitsdienst bei Arbeitslosen

Beitrag von KarlRanseier »

Realist2014 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 18:23)

ja

schon längst erledigt

sowohl die Höhe der Regelsätze als auch die Sanktionen sind verfassungskonform...

Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Menschen schlechter behandelt werden dürfen als Schwerverbrecher im Knast. Letzteren darf man nicht den Brotkorb hoch hängen oder das Dach über dem Kopf oder die KV verweigern, auch dann nicht, wenn sie ständig Ärger machen.

Ich brauche monatlich über 200 Euro für Mobilität. Wie da ein GeHartzter mit 400 Euro Essen, Strom, Mobilität, Kleidung und ein wenig Freizeit finanzieren soll, ist mir ein absolutes Rätsel. :?:
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 70062
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Arbeitsdienst bei Arbeitslosen

Beitrag von Realist2014 »

KarlRanseier hat geschrieben:(08 Mar 2018, 18:31)

Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Menschen schlechter behandelt werden dürfen als Schwerverbrecher im Knast. Letzteren darf man nicht den Brotkorb hoch hängen oder das Dach über dem Kopf oder die KV verweigern, auch dann nicht, wenn sie ständig Ärger machen.


:
es gibt Regeln...

auch für die Bezieher von ALG II...

werden die nicht eingehalten

gibt es Sanktionen
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
KarlRanseier

Re: Arbeitsdienst bei Arbeitslosen

Beitrag von KarlRanseier »

Realist2014 hat geschrieben:(08 Mar 2018, 18:32)

es gibt Regeln...

auch für die Bezieher von ALG II...

werden die nicht eingehalten

gibt es Sanktionen

In einem Rechsstaat muss immer das Maß gewahrt bleiben. Das ist bei den Hartz-Sanktionen nicht der Fall.
Benutzeravatar
Realist2014
Beiträge: 70062
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 15:12
user title: Sozialer Marktwirtschaftler
Wohnort: München , Stadt des FC Bayern

Re: Arbeitsdienst bei Arbeitslosen

Beitrag von Realist2014 »

KarlRanseier hat geschrieben:(08 Mar 2018, 18:36)

In einem Rechsstaat muss immer das Maß gewahrt bleiben. Das ist bei den Hartz-Sanktionen nicht der Fall.

aber sicher doch ist das der Fall

der Staat ist nicht verpflichtet, sich auf der Nase rum tanzen zu lassen
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Benutzeravatar
Skull
Moderator
Beiträge: 27064
Registriert: Do 12. Apr 2012, 22:22
user title: woaussie
Wohnort: NRW / ST

H4 Satz

Beitrag von Skull »

KarlRanseier hat geschrieben:(08 Mar 2018, 18:13)

So? Das BVerfG hat die Hartzparteien aufgefordert vorzurechnen, wie ein Mensch mit Hartz auskommen soll. Haben die das getan? Wo kann man das nachlesen, oder handelt es sich um eine "geheime Verschlusssache"? Wieviel von den 400 Euro gibt der Modell-GeHartzte für Mobilität aus? WIeviel für Kleidung, wieviel für Essen? Für's Alter soll er ja auch vorsorgen, wieviel also dafür?
Nochmals...Sanktionen und Hartz4 verstossen weder gegen die Menschenrechte,
noch gegen das GG,

noch ist Deutschland KEIN Rechtsstaat.

mfg
Man dient für Lohn und liebt sich für Geschenke
Benutzeravatar
Maltrino
Beiträge: 998
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 12:40

Re: Re:

Beitrag von Maltrino »

zollagent hat geschrieben:(01 Mar 2018, 13:36)

Hartz 4 an sich ist eine gute Idee. Nur die Umsetzung ist - gelinde gesagt - eigentlich eine Frechheit...
:thumbup:

Nur um mal diesen Teufelskreis zu durchbrechen, dass jeder nur auf Beiträge antwortet die er schlecht findet.

Und das "gute Idee, schlechte Umsetzung" heißt in diesem Fall meiner Meinung nach einfach, dass die Idee schwer bis gar nicht umsetzbar ist, und es deswegen vielleicht auch eine schlechte Idee ist. Das Prinzip "Fördern und Fordern" setzt eben voraus, dass man mit ungeheurem Aufwand herausfindet wer denn "Bedürftig" ist. Naja, siehe BGE Strang ^^.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: Re:

Beitrag von zollagent »

Maltrino hat geschrieben:(09 Mar 2018, 19:58)

:thumbup:

Nur um mal diesen Teufelskreis zu durchbrechen, dass jeder nur auf Beiträge antwortet die er schlecht findet.

Und das "gute Idee, schlechte Umsetzung" heißt in diesem Fall meiner Meinung nach einfach, dass die Idee schwer bis gar nicht umsetzbar ist, und es deswegen vielleicht auch eine schlechte Idee ist. Das Prinzip "Fördern und Fordern" setzt eben voraus, dass man mit ungeheurem Aufwand herausfindet wer denn "Bedürftig" ist. Naja, siehe BGE Strang ^^.
Das wiederum sehe ich anders. Umsetzbar ist die Idee schon. Nur ist das, was du "Prüfung auf Bedürftigkeit" nennst, eher eine Schikane. Es werden Dinge angefordert, die für eine Bedürftigkeit völlig irrelevant und darüber hinaus auch öffentlich abfragbar sind (bei einem unserer Klienten, der ein selbst bewohntes Einfamilienhaus hatte und ALG II beantragte, wurde die Belegung der Grundsteuer zur Voraussetzung für die Weiterbearbeitung des Antrags gemacht, obwohl das hätte zwei Zimmer weiter einfach erfragt werden können). Da werden Nachweise teilweise bis zu drei mal angefordert, Unterlagen verschwinden im Off, Orignaldokumente sollte man gleich gar nicht abgeben, sondern immer eine Kopie mitbringen und mit dem ebenfalls mitgebrachten Original verglichen und dann wieder mit nach Hause genommen werden. Das Ganze sind auch keine Einzelfälle, sondern es hat System, vor allem wird die gleiche Vorgehensweise auch von Leuten geschildert, die ihre Anträge bei verschiedenen Amtern gestellt haben. Aus diesem Vorgehen wird erkennbar, daß der Bürger, völlig egal, wer er ist, erstmal der potentielle Betrüger ist. Tut mir leid, aber das ist ein Kampf gegen einen Teil des eigenen Volkes. DA muß sich etwas ändern. Man kann korrekt sein, ohne ins schikanöse Verhalten abzurutschen.
Benutzeravatar
Maltrino
Beiträge: 998
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 12:40

Re: Re:

Beitrag von Maltrino »

zollagent hat geschrieben:(09 Mar 2018, 20:07)

(...)Umsetzbar ist die Idee schon. Nur ist das, was du "Prüfung auf Bedürftigkeit" nennst, eher eine Schikane. (...) Man kann korrekt sein, ohne ins schikanöse Verhalten abzurutschen.
Hm. Vielleicht muss man da anders rangehen: Du sagst, dass die Idee schlecht umgesetzt wurde und zur "Schikane" verkommt. Wer sagt mir, dass "Schikane" nicht der eigentlich Zweck des ganzen war und das mit dem "Fördern und Fordern" nur vorgeschoben war? Es war Sinn Geld zu sparen und möglichst viele Leute zu nerven damit, ja damit wahrscheinlich, diejenigen die genervt sind nicht zum Amt gehen um Leistung zu beantragen, schnell sich irgendeine Arbeit suchen, egal was, vielleicht war auch das Ziel einen "Teil des Volkes" so zu nerven, dass er auswandert oder nur noch genervt zu Hause sitzt (Ortsanwesenheit), Fernseh guckt und konsumiert? War "Fördern und Fordern" wirklich die Idee? Oder war "Schikanieren und Nerven" das Ziel? Ich weiß es nicht. Ich weiß noch nichtmal ob es Ziel ist die Leute "in Arbeit" zu bringen oder ob es Ziel ist die Leute so sehr zu nerven, dass sie keine Lust mehr auf Arbeit haben. Wie gesagt, ich weiß es nicht und deshalb bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen was ich machen würde und warum (siehe BGE Strang).
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: Re:

Beitrag von zollagent »

Maltrino hat geschrieben:(09 Mar 2018, 22:25)

Hm. Vielleicht muss man da anders rangehen: Du sagst, dass die Idee schlecht umgesetzt wurde und zur "Schikane" verkommt. Wer sagt mir, dass "Schikane" nicht der eigentlich Zweck des ganzen war und das mit dem "Fördern und Fordern" nur vorgeschoben war? Es war Sinn Geld zu sparen und möglichst viele Leute zu nerven damit, ja damit wahrscheinlich, diejenigen die genervt sind nicht zum Amt gehen um Leistung zu beantragen, schnell sich irgendeine Arbeit suchen, egal was, vielleicht war auch das Ziel einen "Teil des Volkes" so zu nerven, dass er auswandert oder nur noch genervt zu Hause sitzt (Ortsanwesenheit), Fernseh guckt und konsumiert? War "Fördern und Fordern" wirklich die Idee? Oder war "Schikanieren und Nerven" das Ziel? Ich weiß es nicht. Ich weiß noch nichtmal ob es Ziel ist die Leute "in Arbeit" zu bringen oder ob es Ziel ist die Leute so sehr zu nerven, dass sie keine Lust mehr auf Arbeit haben. Wie gesagt, ich weiß es nicht und deshalb bleibt mir nichts anderes übrig als zu sagen was ich machen würde und warum (siehe BGE Strang).
Wie ich schon schrieb, die Idee als Solche ist nicht verkehrt. Nur wird der Sinn des Ganzen, das "Fördern und Fordern" schlicht unterlaufen und erstickt unter einem Wust von Formalismus und Bürokratismus. Der Hilfeverein, in dem ich ehrenamtlich tätig bin, ist tagtäglich mit solchen Dingen konfrontiert. Was ich tagtäglich erlebe, ist der Frust und die Wut der Job-Center-Mitarbeiter, was der sinnvollen Erledigung der Aufgaben natürlich nicht förderlich ist. Da wird sich hinter Vorschriften versteckt und nur getan, was unumgänglich getan werden muß. Nach meiner Erfahrung ist so gut wie jeder Mitarbeiter dort eine Fehlbesetzung. Keiner, mit dem ich so zu tun habe, ist gerne dort. Die Fluktuation ist entsprechend hoch. Die Stimmung unter den Job-Center-Mitarbeitern ist schlecht. Daß sich das auf die "Kundschaft" auswirkt, ist kein Wunder. Ein Mann, der mich mal ausgebildet hat, sagte mir: "Jeder übt die Macht aus, die er hat". Das tut in der Tat jeder. Ob es im Sinne des Projektes, also ich formuliere es mal so "positive Machtausübung" ist oder Machtausübung zum Frustabbau, das liegt an denen, die es ausführen müssen. Und im Moment erscheint es mir als das sprichwörtliche "nach unten treten". Ich bin jetzt ca. 3 Jahre nicht mehr berufstätig und glaube mir, daß es gerade in den weitgehend gesicherten Stellen des öffentlichen Dienstes so viel Frust, Unwillen und Bosheit gibt, habe ich mir wirklich nicht träumen lassen. Ich war 15 Jahre im Personalsektor mittelständischer Betriebe tätig, und dachte, ich hätte schon viel gesehen. Ich habe mich getäuscht.
Benutzeravatar
think twice
Beiträge: 20729
Registriert: Fr 4. Jul 2014, 15:14
user title: sozialdemokratisch
Wohnort: Bunte Republik Deutschland

Re: Re:

Beitrag von think twice »

zollagent hat geschrieben:(10 Mar 2018, 08:30)

Wie ich schon schrieb, die Idee als Solche ist nicht verkehrt. Nur wird der Sinn des Ganzen, das "Fördern und Fordern" schlicht unterlaufen und erstickt unter einem Wust von Formalismus und Bürokratismus. Der Hilfeverein, in dem ich ehrenamtlich tätig bin, ist tagtäglich mit solchen Dingen konfrontiert. Was ich tagtäglich erlebe, ist der Frust und die Wut der Job-Center-Mitarbeiter, was der sinnvollen Erledigung der Aufgaben natürlich nicht förderlich ist. Da wird sich hinter Vorschriften versteckt und nur getan, was unumgänglich getan werden muß. Nach meiner Erfahrung ist so gut wie jeder Mitarbeiter dort eine Fehlbesetzung. Keiner, mit dem ich so zu tun habe, ist gerne dort. Die Fluktuation ist entsprechend hoch. Die Stimmung unter den Job-Center-Mitarbeitern ist schlecht. Daß sich das auf die "Kundschaft" auswirkt, ist kein Wunder. Ein Mann, der mich mal ausgebildet hat, sagte mir: "Jeder übt die Macht aus, die er hat". Das tut in der Tat jeder. Ob es im Sinne des Projektes, also ich formuliere es mal so "positive Machtausübung" ist oder Machtausübung zum Frustabbau, das liegt an denen, die es ausführen müssen. Und im Moment erscheint es mir als das sprichwörtliche "nach unten treten". Ich bin jetzt ca. 3 Jahre nicht mehr berufstätig und glaube mir, daß es gerade in den weitgehend gesicherten Stellen des öffentlichen Dienstes so viel Frust, Unwillen und Bosheit gibt, habe ich mir wirklich nicht träumen lassen. Ich war 15 Jahre im Personalsektor mittelständischer Betriebe tätig, und dachte, ich hätte schon viel gesehen. Ich habe mich getäuscht.
Ich habe mich mal für eine Stelle im JC interessiert. Schon als ich mich am Telefon erkundigte, sagte man mir, dass die zu besetzende Stelle seit einem halben Jahr unbesetzt ist und viel aufzuarbeiten wäre. Zumindest das erste halbe Jahr wäre an Urlaub und Freizeit nicht zu denken. Man müsse Überstunden en masse einkalkulieren. Dazu kämen noch diverse Fachlehrgaenge, die zu absolvieren waeren. Ich habe damals auf eine Bewerbung verzichtet, obwohl ich wirklich ein Arbeitstier bin, aber da ich zu der Zeit auch privat recht belastet war, habe ich mir den Job nicht zugetraut.

Vor einigen Jahren hat mich im Restaurant eine ehemalige Kollegin bedient, die mit Anfang zwanzig und voller Idealismus ins JC gegangen war. Ich fragte sie, was sie im Restaurant mache. Sie antwortete, es wäre ihr Ausgleich zum Klientel im JC. Sie wäre dankbar für jedes freundliche Lächeln und ein Danke schön. Sie verstehe ihre Kunden und mache ihren Job immer noch gern, aber es wäre furchtbar anstrengend, sich immer nur Vorwürfe, Gemecker und Forderungen anzuhören. Und die Angst wäre immer dabei, wenn sie allein im Büro wäre. Man wüsste nie, wer da rein kommt und in welcher Verfassung der Kunde wäre. Explizit hat sie Junkies genannt. Oft wuerde sie sich überlegen, ob der Sicherheitsdienst aus dem Erdgeschoss wohl überhaupt schnell genug zu ihr in den sechsten Stock käme, wenn jemand ausrastet.
Jetzt bekommt sie ein Kind und geht mit ihrem Mann, einem Spanier, nach Barcelona. Sie soll gesagt haben, sie freue sich riesig auf ein unbeschwertes Leben als Mutter und Ehefrau.

Jedes Verhalten hat also Ursachen. Das der einen genau wie das der anderen.
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: Re:

Beitrag von zollagent »

think twice hat geschrieben:(10 Mar 2018, 09:27)

Ich habe mich mal für eine Stelle im JC interessiert. Schon als ich mich am Telefon erkundigte, sagte man mir, dass die zu besetzende Stelle seit einem halben Jahr unbesetzt ist und viel aufzuarbeiten wäre. Zumindest das erste halbe Jahr wäre an Urlaub und Freizeit nicht zu denken. Man müsse Überstunden en masse einkalkulieren. Dazu kämen noch diverse Fachlehrgaenge, die zu absolvieren waeren. Ich habe damals auf eine Bewerbung verzichtet, obwohl ich wirklich ein Arbeitstier bin, aber da ich zu der Zeit auch privat recht belastet war, habe ich mir den Job nicht zugetraut.

Vor einigen Jahren hat mich im Restaurant eine ehemalige Kollegin bedient, die mit Anfang zwanzig und voller Idealismus ins JC gegangen war. Ich fragte sie, was sie im Restaurant mache. Sie antwortete, es wäre ihr Ausgleich zum Klientel im JC. Sie wäre dankbar für jedes freundliche Lächeln und ein Danke schön. Sie verstehe ihre Kunden und mache ihren Job immer noch gern, aber es wäre furchtbar anstrengend, sich immer nur Vorwürfe, Gemecker und Forderungen anzuhören. Und die Angst wäre immer dabei, wenn sie allein im Büro wäre. Man wüsste nie, wer da rein kommt und in welcher Verfassung der Kunde wäre. Explizit hat sie Junkies genannt. Oft wuerde sie sich überlegen, ob der Sicherheitsdienst aus dem Erdgeschoss wohl überhaupt schnell genug zu ihr in den sechsten Stock käme, wenn jemand ausrastet.
Jetzt bekommt sie ein Kind und geht mit ihrem Mann, einem Spanier, nach Barcelona. Sie soll gesagt haben, sie freue sich riesig auf ein unbeschwertes Leben als Mutter und Ehefrau.

Jedes Verhalten hat also Ursachen. Das der einen genau wie das der anderen.
Ich bin nicht generell böse auf die Mitarbeiter im Job-Center. Ich registriere nur die Stimmungen. Das ist etwas, das ich von meiner vorherigen Tätigkeit im Personalwesen mitbekommen habe. Und einige von ihnen sind auch mit mir persönlich bekannt, z.T. aus der Jugendzeit, z.T. aus gemeinsamen Schulbesuchen oder auch einfach nur, weil man im gleichen Dorf wohnt. Anders könnten wir unsere Hilfe für Menschen gar nicht leisten. Da ist kein Platz für persönliche Aversionen. Und Junkies sind bei uns eher die Ausnahme, die paar, die ich in unserer Kreisstadt kenne, sind weitgehend harmlos. Da reichts mal für einen Ladendiebstahl oder Ähnliches, aber nicht für Gewalt. Danach habe ich auch keine Sehnsucht.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19665
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: Re:

Beitrag von sünnerklaas »

zollagent hat geschrieben:(10 Mar 2018, 09:40)

Ich bin nicht generell böse auf die Mitarbeiter im Job-Center. Ich registriere nur die Stimmungen. Das ist etwas, das ich von meiner vorherigen Tätigkeit im Personalwesen mitbekommen habe. Und einige von ihnen sind auch mit mir persönlich bekannt, z.T. aus der Jugendzeit, z.T. aus gemeinsamen Schulbesuchen oder auch einfach nur, weil man im gleichen Dorf wohnt. Anders könnten wir unsere Hilfe für Menschen gar nicht leisten. Da ist kein Platz für persönliche Aversionen. Und Junkies sind bei uns eher die Ausnahme, die paar, die ich in unserer Kreisstadt kenne, sind weitgehend harmlos. Da reichts mal für einen Ladendiebstahl oder Ähnliches, aber nicht für Gewalt. Danach habe ich auch keine Sehnsucht.
Junkies sind eine sehr spezielle Klientel. Dem Arbeitsmarkt sind die nicht zumutbar. Meiner Meinung nach gehören die nicht einmal ins Jobcenter. Die sind krank und nicht erwerbsfähig.
Orwellhatterecht
Beiträge: 4580
Registriert: Mo 16. Feb 2015, 17:06

Re: Ein höherer H4 Satz...was würde das bringen?

Beitrag von Orwellhatterecht »

jmjarre hat geschrieben:(22 Nov 2012, 09:55)

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 68607.html

Die Grünen, die damals den H4 Satz einführten mit der SPD, wollen nun diesen erheblich anheben- ausserdem ist das Ziel, Sanktionen gegenüber H4 Empfänger abzuschaffen.

Was bringt eine Anhebung des H4 Satzes?

Höhere Löhne?

"Die Grünen fordern eine Erhöhung des Hartz-IV-Satzes, doch die Bundesagentur für Arbeit warnt vor enormen Kosten. Ein Plus von 50 Euro würde die Steuerzahler pro Jahr mit 7,4 Milliarden Euro belasten. Ein wichtiger Grund: Eine Million Menschen zusätzlich hätten dann Anspruch auf die Sozialleistung...."

Höhere Mehrwertsteuer Einnahmen des Staates!
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
Orwellhatterecht
Beiträge: 4580
Registriert: Mo 16. Feb 2015, 17:06

Re: Ein höherer H4 Satz...was würde das bringen?

Beitrag von Orwellhatterecht »

Tantris hat geschrieben:(22 Nov 2012, 10:13)

Das ist auch der einzige grund, warum das gemacht werden könnte. Der einzelhandel hat eine lobby, die hartzer nicht.

Was diese leute brauchen, sind auch nicht höhere almosen, sondern die möglichkeit, wieder stolz zu sein. Also, mal von den arbeitsunfähigen, schwerstbehinderten und so abgesehen.

Weniger gesellschaftliche verachtung wäre mal was.
Aber die Menschen brauchen doch stets jemanden, auf den sie verächtlich herab blicken können, früher waren es die anderen Rassen (Nicht Arier),später dann die Alten und Kranken, die Arbeitslosen, die Ausländer, heute sind es die HartzIV Empfänger... Weniger gesellschaftliche Verachtung wird solange nicht hin zu bekommen sein, solange es zulässig ist, jede Äusserung eines Menschen zu bewerten und miteinander zu vergleichen.Die Rangfolgelisten allerorten und überall dienen schliesslich zu nichts anderem...(... ich bin besser als...)
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
Benutzeravatar
Maltrino
Beiträge: 998
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 12:40

Re: Re:

Beitrag von Maltrino »

think twice hat geschrieben:(10 Mar 2018, 09:27)

Ich habe mich mal für eine Stelle im JC interessiert. Schon als ich mich am Telefon erkundigte, sagte man mir, dass die zu besetzende Stelle seit einem halben Jahr unbesetzt ist und viel aufzuarbeiten wäre. ...

Jedes Verhalten hat also Ursachen. Das der einen genau wie das der anderen.
Ich hab grad nicht viel beizutragen, wollte mich nur mal bei dir und anderen hier für Erfahrungsberichte bedanken, die halbwegs die Realität wiederspiegeln.

Ich höre hier im Forum immer nur, dass Hartz4 so toll ist und die Bedürftigen und bla... Aber wenn eine "gute Idee" (wie hier jemand schrieb) in der Realität solche Blüten treibt, dann muss man sich vielleicht überlegen obs eher eine schlechte Idee ist.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19665
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: Re:

Beitrag von sünnerklaas »

Maltrino hat geschrieben:(12 Mar 2018, 16:06)

Ich hab grad nicht viel beizutragen, wollte mich nur mal bei dir und anderen hier für Erfahrungsberichte bedanken, die halbwegs die Realität wiederspiegeln.

Ich höre hier im Forum immer nur, dass Hartz4 so toll ist und die Bedürftigen und bla... Aber wenn eine "gute Idee" (wie hier jemand schrieb) in der Realität solche Blüten treibt, dann muss man sich vielleicht überlegen obs eher eine schlechte Idee ist.

Das Problem bei Hartz IV ist, dass die dort bereitgehaltenen Instrumentarien nicht nur nicht greifen - sie sind vollkommen ungeeignet. Die Allermeisten ALG II-Empfänger bräuchten eine Art berufliche Rehabilitation, mit der sie gemäß ihrer individuellen Kenntnissen und Fähigkeiten Stück für Stück an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Genau das kostet aber sehr viel Geld - und das Geld will niemand ausgeben.
Benutzeravatar
Maltrino
Beiträge: 998
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 12:40

Re: Re:

Beitrag von Maltrino »

sünnerklaas hat geschrieben:(13 Mar 2018, 10:48)

Das Problem bei Hartz IV ist, dass die dort bereitgehaltenen Instrumentarien nicht nur nicht greifen - sie sind vollkommen ungeeignet. Die Allermeisten ALG II-Empfänger bräuchten eine Art berufliche Rehabilitation, mit der sie gemäß ihrer individuellen Kenntnissen und Fähigkeiten Stück für Stück an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Genau das kostet aber sehr viel Geld - und das Geld will niemand ausgeben.
Heißt also: Für das was man eigentlich machen wollte, Leute "in Arbeit" bringen, hat man kein Geld um es professionell zu machen.

Und jetzt komme ich wieder mit einer wilden These, wo wahrscheinlich jeder Moderator hier wieder ausrasten wird, da sowas ja aus irgendeinem Grunde nicht gewollt ist:

Wenn dem Staat Ressourcen fehlen es zu machen, dann könnte man es dem "Markt" überlassen (oh, ich hab Markt gesagt, ist das jetzt Themenfremd?). Welcher Marktteilnehmer könnte nun aber Arbeitslose, die bei großen Firmen keinen Job finden, an Arbeit heranführen? Das könnten "Mini-Firmen", kleine Selbstständige, schräge Typen mit Ideen... Kurz: Leute wie ich^^. Aber: Diese Leute sind (ich erwähnte es im BGE Strang) wegen der Hartz4 Systematik zur Zeit gar nicht reicher als die Hartzer selber.

Zur Zeit ist es also so: EIn Tüftler, der mit irgendeiner schrägen Idee 1000 Euro im Monat verdient, der hat fast genauso viel Geld wie ein Hartz4 Empfänger (900 Euro). Das heißt, dieser Tüftler kann dem Hartz4 Empfänger gar keinen "Mini-Job" oder ähnliches anbieten, da es für den Hartz4 Empfänger kein Gewinn wäre, es würde fast alles verrechnet werden, obwohl er 1000 Euro mehr verdient als dieser.

Die Situation ist also: Die Arbeitslosen bekommen bei normalen und großen Firmen keinen Job. Sie würden vielleicht bei "kleinen Tüftlern" einen kleinen Job bekommen, da diese alles nehmen würden was kommt. Aber diese "kleinen Tüftler" sind wegen der Hartz4 Systematik auf einer finanziellen Stufe wie die "Hartzer" obwohl sie auf dem freien Markt erfolgreicher sind. So funktioniert das alles nicht. Der Staat greift also extrem in den Markt ein, zieht die Arbeitslosen zu sich, kann ihnen aber nicht die Hilfe geben die sie brauchen. Das funktioniert hinten und vorne nicht. Und es krankt schon daran, dass jemand der 1000 Euro auf dem freien Markt verdient im Endeffekt kaum mehr Geld hat als ein "Hartzer". Höher Hartz4 Sätze ändern an dieser grundlegenden Sache auch nichts.

Ergänzung: Ein Überschlagsrechnung bestätigt diese These erstaunlicherweise. Im Bereich EInzelhandel ist es so, dass ein Chef/Geschäftsführer ungefähr dreimal soviel verdient wie ein Angestellter (6000 im Monat zu 2000 im Monat). Wenn nun jemand mit 300 Euro im Monat wieder in einen Job einsteigen will, und keinen großen Arbeitgeber findet, dann könnte er sich jemanden suchen der als Selbstständiger 900 Euro im Monat verdient...
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19665
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: Re:

Beitrag von sünnerklaas »

Maltrino hat geschrieben:(13 Mar 2018, 15:50)

Heißt also: Für das was man eigentlich machen wollte, Leute "in Arbeit" bringen, hat man kein Geld um es professionell zu machen.

Und jetzt komme ich wieder mit einer wilden These, wo wahrscheinlich jeder Moderator hier wieder ausrasten wird, da sowas ja aus irgendeinem Grunde nicht gewollt ist:

Wenn dem Staat Ressourcen fehlen es zu machen, dann könnte man es dem "Markt" überlassen (oh, ich hab Markt gesagt, ist das jetzt Themenfremd?). Welcher Marktteilnehmer könnte nun aber Arbeitslose, die bei großen Firmen keinen Job finden, an Arbeit heranführen? Das könnten "Mini-Firmen", kleine Selbstständige, schräge Typen mit Ideen... Kurz: Leute wie ich^^. Aber: Diese Leute sind (ich erwähnte es im BGE Strang) wegen der Hartz4 Systematik zur Zeit gar nicht reicher als die Hartzer selber.

Zur Zeit ist es also so: EIn Tüftler, der mit irgendeiner schrägen Idee 1000 Euro im Monat verdient, der hat fast genauso viel Geld wie ein Hartz4 Empfänger (900 Euro). Das heißt, dieser Tüftler kann dem Hartz4 Empfänger gar keinen "Mini-Job" oder ähnliches anbieten, da es für den Hartz4 Empfänger kein Gewinn wäre, es würde fast alles verrechnet werden, obwohl er 1000 Euro mehr verdient als dieser.

Die Situation ist also: Die Arbeitslosen bekommen bei normalen und großen Firmen keinen Job. Sie würden vielleicht bei "kleinen Tüftlern" einen kleinen Job bekommen, da diese alles nehmen würden was kommt. Aber diese "kleinen Tüftler" sind wegen der Hartz4 Systematik auf einer finanziellen Stufe wie die "Hartzer" obwohl sie auf dem freien Markt erfolgreicher sind. So funktioniert das alles nicht. Der Staat greift also extrem in den Markt ein, zieht die Arbeitslosen zu sich, kann ihnen aber nicht die Hilfe geben die sie brauchen. Das funktioniert hinten und vorne nicht. Und es krankt schon daran, dass jemand der 1000 Euro auf dem freien Markt verdient im Endeffekt kaum mehr Geld hat als ein "Hartzer". Höher Hartz4 Sätze ändern an dieser grundlegenden Sache auch nichts.

Ergänzung: Ein Überschlagsrechnung bestätigt diese These erstaunlicherweise. Im Bereich EInzelhandel ist es so, dass ein Chef/Geschäftsführer ungefähr dreimal soviel verdient wie ein Angestellter (6000 im Monat zu 2000 im Monat). Wenn nun jemand mit 300 Euro im Monat wieder in einen Job einsteigen will, und keinen großen Arbeitgeber findet, dann könnte er sich jemanden suchen der als Selbstständiger 900 Euro im Monat verdient...

Um 900 Euro im Monat zu verdienen, muss ich als Selbständiger überschlagsweise 2700 Euro im Monat umsetzen. Da ist nicht viel Platz, um Rücklagen für Zeiten zu bilden, in denen es mal schlecht läuft. Einen Mitarbeiter muss ich nämlich auch durch solche Zeiten mitnehmen.
Aber Du hast schon recht: der Staat greift tief in den Arbeitsmarkt ein, gerade im Bereich der unteren Lohngruppen. Das ist aber der Auffassung geschuldet, dass sich auch ein Aufstocker um eine besser bezahlte Tätigkeit zu bemühen hat - ganz einfach um den sogenannten "Steuerzahler" zu entlasten. Das ganze ist natürlich sehr kurzsichtig, weil vieles auch einfach mal abgewürgt wird.
Boracay
Beiträge: 3976
Registriert: So 30. Dez 2012, 23:26

Re: Re:

Beitrag von Boracay »

sünnerklaas hat geschrieben:(13 Mar 2018, 10:48)

Das Problem bei Hartz IV ist, dass die dort bereitgehaltenen Instrumentarien nicht nur nicht greifen - sie sind vollkommen ungeeignet. Die Allermeisten ALG II-Empfänger bräuchten eine Art berufliche Rehabilitation, mit der sie gemäß ihrer individuellen Kenntnissen und Fähigkeiten Stück für Stück an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Genau das kostet aber sehr viel Geld - und das Geld will niemand ausgeben.
Der deutsche Assi Langzeitarbeitslose ist eine Mini Randerscheinung. Meist sind die Hartzer:
- Alleinerziehende
- Migranten
- Familien für die sich Arbeit einfach nicht lohnt

Die Gruppen musst du nicht irgendwo heran führen.
Letztere wollen nicht arbeiten und erstere können es aufgrund ihrer Sitauation nicht. Auf die Migranten müsste man sich konzentrieren via Druck + verpflichtender Kurse + Kürzung der Sätze.
Benutzeravatar
Maltrino
Beiträge: 998
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 12:40

Re: Re:

Beitrag von Maltrino »

sünnerklaas hat geschrieben:(14 Mar 2018, 08:08)

... der Staat greift tief in den Arbeitsmarkt ein, gerade im Bereich der unteren Lohngruppen. Das ist aber der Auffassung geschuldet, dass sich auch ein Aufstocker um eine besser bezahlte Tätigkeit zu bemühen hat - ganz einfach um den sogenannten "Steuerzahler" zu entlasten. Das ganze ist natürlich sehr kurzsichtig, weil vieles auch einfach mal abgewürgt wird.
Es führt in der Realität einfach dazu, dass der, ich beschreib es mal naiv als , "Tellerwäscher zum Millionär Weg" so nicht möglich ist. Es ist nicht möglich, bzw. nicht erwünscht, dass jemand der vorher Null Euro verdient hat klein anfängt, zuerst 200 Euro verdient, dann 400, dann 600, dann 800 usw. Es wird von Anfang an klar gemacht, "Bemüh dich um einen regulären, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz, oder bleib zu Hause". Und diejenigen die das nicht finden... Pech. Und im Endeffekt wird dann jemand belohnt und hofiert, der irgendeinen Job in ner Behörde abbekommt, wo er dann zwar "sozialversicherungspflichtig Beschäftigt" ist aber eigentlich auch vom Staat bezahlt wird, und derjenige der mit einer innovativen Idee 1000 Euro im Monat verdient, ist der dumme. Das perfide ist, sorry wen ich wieder groß aushole, auf diese Art und Weise wird auch der Status Quo in der Gesellschaft gefestigt. Es wird belohnt wenn sich jemand in bestehende Machtverhältnisse fügt, also bei einer Behörde arbeitet oder bei einem bestehenden großen (am besten noch direkt oder indirekt staatlich subventioniertem) Unternehmen arbeitet, für diese arbeitet. Es wird "bestraft" wenn jemand versucht "aufzusteigen", zum Beispiel solche Gründergeschichten, dass jemand zuerst in der Garage veränderte Sonnenbrillen auf Festivals verkauft hat, da vielleicht ein paar Euro verdient hat, das ganze dann größer wurde, dann ein paar Euro mehr verdient hat, bis es schließlich riesengroß wurde, dieser Weg ist nicht gewollt. Wortwörtlich wird dann von "Hobby" geredet. Der Aufstieg eines Gründers von Null auf 100.000 ist also nicht gewollt weil die Zwischenschritte, wo jemand dann eben 100, 300 oder 600 Euro monatlich verdient, als "Hobby" difammiert werden.
Zuletzt geändert von Maltrino am Mi 14. Mär 2018, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Orwellhatterecht
Beiträge: 4580
Registriert: Mo 16. Feb 2015, 17:06

Re: Re:

Beitrag von Orwellhatterecht »

Boracay hat geschrieben:(14 Mar 2018, 08:28)

Der deutsche Assi Langzeitarbeitslose ist eine Mini Randerscheinung. Meist sind die Hartzer:
- Alleinerziehende
- Migranten
- Familien für die sich Arbeit einfach nicht lohnt

Die Gruppen musst du nicht irgendwo heran führen.
Letztere wollen nicht arbeiten und erstere können es aufgrund ihrer Sitauation nicht. Auf die Migranten müsste man sich konzentrieren via Druck + verpflichtender Kurse + Kürzung der Sätze.

... und manche von ihnen haben obendrein sogar noch Schweißfüße oder lispeln !
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
Benutzeravatar
jorikke
Beiträge: 8968
Registriert: Sa 30. Mai 2009, 10:05

Re: Re:

Beitrag von jorikke »

Orwellhatterecht hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:21)

... und manche von ihnen haben obendrein sogar noch Schweißfüße oder lispeln !
Nicht nur Manche.
Körperliche Gebrechen und Sprachfehler verhindern zu 27,2% einen Arbeitsvertrag.
Benutzeravatar
Maltrino
Beiträge: 998
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 12:40

Re: Re:

Beitrag von Maltrino »

jorikke hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:29)

Nicht nur Manche.
Körperliche Gebrechen und Sprachfehler verhindern zu 27,2% einen Arbeitsvertrag.
Ach quatsch, wenn jemand nach zwei Krebserkrankungen Augenringe hat, dann ist er selbst schuld und dann ist es vollkommen ok wenn die Mitarbeiter vom Jobcenter sagen "So wie sie aussehen mit den müden Augen, ist ja auch kein Wunder, dass sie keiner einstellt!". Und wer "Sprachfehler" hat, der soll gefälligst mal "aus sich herausgehen und den Mund aufmachen!". So wird das in Deutschland geregelt. :thumbup:
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Benutzeravatar
relativ
Beiträge: 38269
Registriert: Di 17. Jul 2012, 10:49
user title: Relativitätsversteher
Wohnort: Pott

Re: Re:

Beitrag von relativ »

jorikke hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:29)

Nicht nur Manche.
Körperliche Gebrechen und Sprachfehler verhindern zu 27,2% einen Arbeitsvertrag.
Sie sind trotzdem Teil unser Gesellschaft. Die art und weise wir wir bzw. der Staat mit diesen Menschen umgeht, ist nicht obsolet und dies fängt schon bei der Rhetorik an.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
Orwellhatterecht
Beiträge: 4580
Registriert: Mo 16. Feb 2015, 17:06

Re: Re:

Beitrag von Orwellhatterecht »

relativ hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:49)

Sie sind trotzdem Teil unser Gesellschaft. Die art und weise wir wir bzw. der Staat mit diesen Menschen umgeht, ist nicht obsolet und dies fängt schon bei der Rhetorik an.

Ist das auch allgemein bekannt? Ich meine, vor allen Dingen bei jenen, die die Gesetze machen und denjenigen, die deren Einhaltung zu überwachen haben?
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
Orwellhatterecht
Beiträge: 4580
Registriert: Mo 16. Feb 2015, 17:06

Re: Re:

Beitrag von Orwellhatterecht »

jorikke hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:29)

Nicht nur Manche.
Körperliche Gebrechen und Sprachfehler verhindern zu 27,2% einen Arbeitsvertrag.
Ich wollte lediglich die einschlägigen Vorurteile meines Vorposters vervollständigen, kann ja jeder mal etwas vergessen!
Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!“
(Friedrich Schiller)
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34669
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Re:

Beitrag von Misterfritz »

Maltrino hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:00)

Es führt in der Realität einfach dazu, dass der, ich beschreib es mal naiv als , "Tellerwäscher zum Millionär Weg" so nicht möglich ist. Es ist nicht möglich, bzw. nicht erwünscht, dass jemand der vorher Null Euro verdient hat klein anfängt, zuerst 200 Euro verdient, dann 400, dann 600, dann 800 usw. Es wird von Anfang an klar gemacht, "Bemüh dich um einen regulären, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz, oder bleib zu Hause". Und diejenigen die das nicht finden... Pech. Und im Endeffekt wird dann jemand belohnt und hofiert, der irgendeinen Job in ner Behörde abbekommt, wo er dann zwar "sozialversicherungspflichtig Beschäftigt" ist aber eigentlich auch vom Staat bezahlt wird, und derjenige der mit einer innovativen Idee 1000 Euro im Monat verdient, ist der dumme. Das perfide ist, sorry wen ich wieder groß aushole, auf diese Art und Weise wird auch der Status Quo in der Gesellschaft gefestigt. Es wird belohnt wenn sich jemand in bestehende Machtverhältnisse fügt, also bei einer Behörde arbeitet oder bei einem bestehenden großen (am besten noch direkt oder indirekt staatlich subventioniertem) Unternehmen arbeitet, für diese arbeitet. Es wird "bestraft" wenn jemand versucht "aufzusteigen", zum Beispiel solche Gründergeschichten, dass jemand zuerst in der Garage veränderte Sonnenbrillen auf Festivals verkauft hat, da vielleicht ein paar Euro verdient hat, das ganze dann größer wurde, dann ein paar Euro mehr verdient hat, bis es schließlich riesengroß wurde, dieser Weg ist nicht gewollt. Wortwörtlich wird dann von "Hobby" geredet. Der Aufstieg eines Gründers von Null auf 100.000 ist also nicht gewollt weil die Zwischenschritte, wo jemand dann eben 100, 300 oder 600 Euro monatlich verdient, als "Hobby" difammiert werden.
Also, wenn Jemand nur 1.000€ mit einer innovativen Idee im Monat verdient, ist die Idee evtl noch innovativ, aber wohl nicht nachgefragt.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
SpukhafteFernwirkung
Beiträge: 1017
Registriert: Fr 28. Okt 2016, 20:53

Re: Ein höherer H4 Satz...was würde das bringen?

Beitrag von SpukhafteFernwirkung »

freund von mir hat 7 krimis veröffentlicht und er hat gesagt, bis zum 4. hat er noch sozialleistungen bezogen...- :(
IT'S A LONG WAY TO THE TOP (IF YOU WANNA ROCK 'N' ROLL) - AC DC!!
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34669
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Ein höherer H4 Satz...was würde das bringen?

Beitrag von Misterfritz »

SpukhafteFernwirkung hat geschrieben:(14 Mar 2018, 19:47)

freund von mir hat 7 krimis veröffentlicht und er hat gesagt, bis zum 4. hat er noch sozialleistungen bezogen...- :(
Nun ist Bücherschreiben keine innovative Idee - auch keine Krimis ;)
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
jorikke
Beiträge: 8968
Registriert: Sa 30. Mai 2009, 10:05

Re: Re:

Beitrag von jorikke »

Maltrino hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:48)

Ach quatsch, wenn jemand nach zwei Krebserkrankungen Augenringe hat, dann ist er selbst schuld und dann ist es vollkommen ok wenn die Mitarbeiter vom Jobcenter sagen "So wie sie aussehen mit den müden Augen, ist ja auch kein Wunder, dass sie keiner einstellt!". Und wer "Sprachfehler" hat, der soll gefälligst mal "aus sich herausgehen und den Mund aufmachen!". So wird das in Deutschland geregelt. :thumbup:
Mach dich bitte nicht über krebskranke Augenringe lustig.
Was nutzt ein Doppelstudium, wenn man nicht einmal zu einem Rest an Ernsthaftigkeit in der Lage ist?
Benutzeravatar
Maltrino
Beiträge: 998
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 12:40

Re: Re:

Beitrag von Maltrino »

Misterfritz hat geschrieben:(14 Mar 2018, 19:14)

Also, wenn Jemand nur 1.000€ mit einer innovativen Idee im Monat verdient, ist die Idee evtl noch innovativ, aber wohl nicht nachgefragt.
Siehst du, das, und auch deine Bemerkung über das Buchschreiben, zeigt das ganze Dilemma dieser verkorksten Mentalität.

Wenn jemand mir einer Idee auf dem freien Markt 1000 Euro verdient, dann hat er mehr Kunden auf dem freien Markt gefunden als jemand der Null Euro damit verdient oder der in ner Behörde arbeitet. Und wenn jemand im kleinen Rahmen 10 Kunden findet, durch die er 1000 Euro verdient, dann ist es klar, dass er auch mehr finden kann wenn das ganze "skalierbar" ist. Und das ist das was ich meine, so Leute wie du haben Angst vor Leuten die mit ihren Ideen ein bischen Erfog haben, deshalb macht ihr sie nieder, verächtlich, alles nur Hobby, nicht nachgefragt, bla... Ihr schwärmt hier doch alle immer so von der FDP, aber habt nur Verachtung gegenüber Martkwirtschaft. Wer in ner Behörde arbeitet ist toll, wer sich auf dem Markt versucht und etwas anbietet, seien es Bücher oder was auch immer, über den kann man herziehen.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34669
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Re:

Beitrag von Misterfritz »

Maltrino hat geschrieben:(14 Mar 2018, 21:45)

Siehst du, das, und auch deine Bemerkung über das Buchschreiben, zeigt das ganze Dilemma dieser verkorksten Mentalität.
Was sagt das über meine Mentalität? Dass ich Bücherschreiben nicht für eine innovative Idee halte? Ich finde Bücherschreiben sehr gut, ich lese nämlich sehr gerne. Ich halte es nur nicht für eine neue Idee. :D
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Antworten