GKV Einnahmnen - wachsende Beschäftigung?

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Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Arbeitslosengeld 2 (HartzIV), Rentenversicherung, Sozialgesetzbuch.

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Sybilla
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GKV Einnahmnen - wachsende Beschäftigung?

Beitrag von Sybilla »

Die Notwendigkeit der Agenda 2010 wird immer wieder durch die wachsende Beschäftigung begründet, nachdem Franz Müntefering – einer der neoliberalen Architekten der Agenda 2010 – im Münchner Hofbräukeller erneut behauptet hat, das die Zahl der Menschen in Beschäftigung um ca. 2 Millionen angestiegen ist, habe ich dies anhand der aktuellen Zahlen der GKV nachgerechnet. Mein Ergebnis ist ernüchternd und erschreckend, möglich das 2 Millionen Beschäftigungsverhältnisse im Bereich der Ein Euro Jobber – Bürgerarbeiten und Pflegeassistenten und 400 € Minijobs geschaffen wurden, aber diese „wachsende Agenda 2010 Beschäftigung“ zementiert nicht nur die Armut der Betroffenen sie hat auch, nach meiner Rechnung, keinerlei Auswirkung auf die Einnahmenseite der GKV.


Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erzielte in den Monaten Januar bis Juni 2007 bei Einnahmen von rd. 75,7 Mrd. Euro und Ausgaben von 75,4 Mrd. Euro einen Überschuss von rd. 307 Mio. ( Seite 26 – Aktuelle Finanzentwicklung der GKV)

(03.06.08)…Dabei verzeichneten die Grundlöhne mit einem Plus von 2,2 Prozent den stärksten Anstieg seit Mitte der 90er-Jahre.
+ 2,2 % Anstieg der Grundlöhne * 1,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen = 3,3 Mrd. Euro Mehreinnahmen

(02.09.08) ….Im ersten Halbjahr 2008 haben die gesetzlichen Krankenkassen Einnahmen von insgesamt 78,3 Milliarden Euro erzielt. Denen standen Ausgaben von 79,2 Milliarden Euro gegenüber.

Tatsächlich hat die GKV im Vergleich 1. Halbjahr 2007 1. Halbjahr 2008 nur Mehreinnahmen von 2,6 Mrd. Euro erzielt, 700 Millionen Euro weniger als nach GKV-Faustformel der Anstieg der Grundlöhne bewirken sollte.

Wo sind die zusätzliche Einnahmen der Beitragserhöhungen und vor allem wo sind die zusätzlichen Einnahmen der angeblich 2 Millionen zusätzlichen Beschäftigungsverhältnisse?
GKV-Faustformeln
1 Beitragssatzpunkt
= 9,9 Mrd. Euro

1 Prozent Entgeltsteigerung
= 1,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen

1 Prozent Ausgabenentwicklung
= 1,5 Mrd. Euro

(Quelle: BMG, Werte 2008)
http://www.aok-bv.de/service/zahlen/index_14623.html

Wenn es diese wachsende Beschäftigung nicht nur im Bereich der Ein Euro Jobber – Bürgerarbeiten und Pflegeassistenten und 400 € Minijobs geben würde dann müssten die Einnahmen der GKV deutlicher ansteigen.
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Frank_Stein
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Re: GKV Einnahmnen - wachsende Beschäftigung?

Beitrag von Frank_Stein »

Sybilla hat geschrieben:Die Notwendigkeit der Agenda 2010 wird immer wieder durch die wachsende Beschäftigung begründet, nachdem Franz Müntefering – einer der neoliberalen Architekten der Agenda 2010 – im Münchner Hofbräukeller erneut behauptet hat, das die Zahl der Menschen in Beschäftigung um ca. 2 Millionen angestiegen ist, habe ich dies anhand der aktuellen Zahlen der GKV nachgerechnet. Mein Ergebnis ist ernüchternd und erschreckend, möglich das 2 Millionen Beschäftigungsverhältnisse im Bereich der Ein Euro Jobber – Bürgerarbeiten und Pflegeassistenten und 400 € Minijobs geschaffen wurden, aber diese „wachsende Agenda 2010 Beschäftigung“ zementiert nicht nur die Armut der Betroffenen sie hat auch, nach meiner Rechnung, keinerlei Auswirkung auf die Einnahmenseite der GKV.


Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erzielte in den Monaten Januar bis Juni 2007 bei Einnahmen von rd. 75,7 Mrd. Euro und Ausgaben von 75,4 Mrd. Euro einen Überschuss von rd. 307 Mio. ( Seite 26 – Aktuelle Finanzentwicklung der GKV)

(03.06.08)…Dabei verzeichneten die Grundlöhne mit einem Plus von 2,2 Prozent den stärksten Anstieg seit Mitte der 90er-Jahre.
+ 2,2 % Anstieg der Grundlöhne * 1,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen = 3,3 Mrd. Euro Mehreinnahmen

(02.09.08) ….Im ersten Halbjahr 2008 haben die gesetzlichen Krankenkassen Einnahmen von insgesamt 78,3 Milliarden Euro erzielt. Denen standen Ausgaben von 79,2 Milliarden Euro gegenüber.

Tatsächlich hat die GKV im Vergleich 1. Halbjahr 2007 1. Halbjahr 2008 nur Mehreinnahmen von 2,6 Mrd. Euro erzielt, 700 Millionen Euro weniger als nach GKV-Faustformel der Anstieg der Grundlöhne bewirken sollte.

Wo sind die zusätzliche Einnahmen der Beitragserhöhungen und vor allem wo sind die zusätzlichen Einnahmen der angeblich 2 Millionen zusätzlichen Beschäftigungsverhältnisse?



Wenn es diese wachsende Beschäftigung nicht nur im Bereich der Ein Euro Jobber – Bürgerarbeiten und Pflegeassistenten und 400 € Minijobs geben würde dann müssten die Einnahmen der GKV deutlicher ansteigen.
Kann es sein, dass Du bei Deiner Berechnung übersehen hast (bezüglich Deiner Faustformel), dass sich die angegebenen Werte aufs Jahr beziehen - hier aber die Zahlen von einem halben Jahr betrachtet werden?
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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