Misanthropie

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Stoner

Misanthropie

Beitrag von Stoner »

Vom französischen Schriftsteller Chamfort stammt der Gedanke, wonach derjenige, der mit 40 nicht Misanthrop sei, die Menschen nie geliebt habe.
Das scheint überraschend: Menschenflucht aus enttäuschter Menschenliebe. Enttäuscht worüber? Und warum stehen Misanthropen in einem so zweifelhaften Ruf, obwohl sie einige herausragende Geister hervorgebracht haben? Was kritisieren sie eigentlich? Und ist das in der Massendemokratie mit ihren uniformen Individualismen vielleicht die letzte Haltung, bei der man sich die innere und äußere Unabhängigkeit wahrt? Was meinen Sie?
Zuletzt geändert von Stoner am Mo 10. Sep 2018, 08:32, insgesamt 1-mal geändert.
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schokoschendrezki
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Re: Misanthropie

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:12)

Vom französischen Schriftsteller Chamfort stammt der Gedanke, wonach derjenige, der mit 40 nicht Misanthrop sei, die Menschen nie geliebt habe.
Das scheint überraschend: Menschenflucht aus enttäuschter Menschenliebe. Enttäuscht worüber? Und warum stehen Misanthropen in einem so zweifelhaften Ruf, obwohl sie einige herausragende Geister hervorgebracht haben? Was kritisieren sie eigentlich? Und ist das in der Massendemokratie mit ihrem uniformen Individualismen vielleicht die letzte Haltung, bei der man sich die innere und äußere Unabhängigkeit wahrt? Was meinen Sie?
"Uniformer Individualismus" ist sehr sehr gut und bezeichnend und genau gewählt für das, was die westlichen Gesellschaften der Gegenwart auszeichnet. Anders als in dem vielrezensierten Buch des Kultursoziologen Andreas Reckwitz ("Die Gesellschaft der SIngularitäten") steht der immer wieder hervorgehobenen Individialisierung ein (mindestens) gleichstarker Trend zur Vermassung dialektisch und diametral gegenüber. "Lauter Einsiedeleien" hörte ich mal aus Kindermund bei einem Spaziergang in der Nähe des spanischen Klosters Montserrat. ;) Gut beobachtet!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:28)

"Uniformer Individualismus" ist sehr sehr gut und bezeichnend und genau gewählt für das, was die westlichen Gesellschaften der Gegenwart auszeichnet. Anders als in dem vielrezensierten Buch des Kultursoziologen Andreas Reckwitz ("Die Gesellschaft der SIngularitäten") steht der immer wieder hervorgehobenen Individialisierung ein (mindestens) gleichstarker Trend zur Vermassung dialektisch und diametral gegenüber. "Lauter Einsiedeleien" hörte ich mal aus Kindermund bei einem Spaziergang in der Nähe des spanischen Klosters Montserrat. ;) Gut beobachtet!
Ohne zu weit von der Misanthropie wegzukommen: Verwenden Sie hier "auszeichnet" im neutralen oder im positiven Sinne? Und was die Vermassung angeht, so würde der Reaktionär, aber auch Nietzsche, der nicht zur Gattung der Reaktionäre gehörte, das vermutlich die Demokratisierung des Geschmacks oder des Geistes nennen. Und die Frage wäre, inwiefern diese Vermassung auch menschliche Möglichkeiten einschränkt, die Chamfort zufolge zur Misanthropie führen.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Liegestuhl »

MäckIntaier hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:12)
Was kritisieren sie eigentlich?
Der Mensch ist dumm, oberflächlig und manipulativ. Und da Misanthropen selber Menschen sind, halten sie diese Eigenschaften für negativ.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

Liegestuhl hat geschrieben:(10 Sep 2018, 10:43)

Der Mensch ist dumm, oberflächlig und manipulativ. Und da Misanthropen selber Menschen sind, halten sie diese Eigenschaften für negativ.
Nun, das ist etwas, wozu man nicht 40 werden müsste. In einer rosaroten Blase gegenteiliger Erfahrungen lebt niemand.

Vielleicht sind es ja die Möglichkeiten menschlichen Seins, die der Mensch nicht ausschöpft und dann dazu führen, dass jemand lieber andere "Gesellschaft" sucht.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Liegestuhl »

MäckIntaier hat geschrieben:(10 Sep 2018, 11:40)
Nun, das ist etwas, wozu man nicht 40 werden müsste. In einer rosaroten Blase gegenteiliger Erfahrungen lebt niemand.
Doch. Ist dir schon einmal aufgefallen, wie positiv das Wort "Menschlichkeit" konnotiert ist?
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Ein Terraner »

Ach ja die Misanthropen, ein traumhaftes Urlaubsziel.
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Re: Misanthropie

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:49)
Ohne zu weit von der Misanthropie wegzukommen: Verwenden Sie hier "auszeichnet" im neutralen oder im positiven Sinne?
Weder noch. In einem ambivalenten Sinne. Der moderne westeuropäische Mensch rechnet sich Individualismus als Tugend an. Das authentische Erlebnis wird zum Anlass für vermeintliche DIsktinktionsgewinne. Ist aber gleichzeitig ein Massenphänomen, Es gibt Gespräche, in denen reihum von einem völlig einmaligen Besuch eines asiatischen Restaurants mit "wirklich" authentischen asiatischen Köstlichkeiten berichtet wird. Die paradoxe Widersprüchlichkeit der Serialität des vermeintlich Einmaligen.
Und was die Vermassung angeht, so würde der Reaktionär, aber auch Nietzsche, der nicht zur Gattung der Reaktionäre gehörte, das vermutlich die Demokratisierung des Geschmacks oder des Geistes nennen. Und die Frage wäre, inwiefern diese Vermassung auch menschliche Möglichkeiten einschränkt, die Chamfort zufolge zur Misanthropie führen.
Ich kann da nur persönlich antworten. Ich setze der Zwangsläufigkeit der Misanthropie eines nichtvermassten Individualisten einen positiv gewendeten, optimistischen, fröhlichen und menschenzugewandten Narzissmus entgegen.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Sep 2018, 09:04)

Weder noch. In einem ambivalenten Sinne. Der moderne westeuropäische Mensch rechnet sich Individualismus als Tugend an. Das authentische Erlebnis wird zum Anlass für vermeintliche DIsktinktionsgewinne. Ist aber gleichzeitig ein Massenphänomen, Es gibt Gespräche, in denen reihum von einem völlig einmaligen Besuch eines asiatischen Restaurants mit "wirklich" authentischen asiatischen Köstlichkeiten berichtet wird. Die paradoxe Widersprüchlichkeit der Serialität des vermeintlich Einmaligen.

Ich kann da nur persönlich antworten. Ich setze der Zwangsläufigkeit der Misanthropie eines nichtvermassten Individualisten einen positiv gewendeten, optimistischen, fröhlichen und menschenzugewandten Narzissmus entgegen.
Misanthropen, dies nur als kleine Plaudereinlage, sind oft äußerst liebenswürdige Menschen im Umgang. E.M. Cioran war so ein Mensch, auch Nietzsche war im persönlichen Umgang ein ausgesprochen freundlicher und höflicher Mensch, Schopenhauer eher nicht, und Mark Twain könnte man geradezu als einen menschenfreundlichen Misanthropen bezeichnen.
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Re: Misanthropie

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(11 Sep 2018, 09:31)

Misanthropen, dies nur als kleine Plaudereinlage, sind oft äußerst liebenswürdige Menschen im Umgang. E.M. Cioran war so ein Mensch, auch Nietzsche war im persönlichen Umgang ein ausgesprochen freundlicher und höflicher Mensch, Schopenhauer eher nicht, und Mark Twain könnte man geradezu als einen menschenfreundlichen Misanthropen bezeichnen.
Für Misanthropen als konkrete Personen mag das ja durchaus zutreffen. Aber der Begriff als solcher bedeutet wortwörtlich Menschenhassertum. Nicht als Handlungsvorlage, aber als Geisteshaltung. Und bildet den Gegensatz zu Philantropie. In einen solchen Alternativzwang würde ich mich niemals begeben wollen. Es gibt wahre Engel und wahre Monster unter den Menschen. Das ist meine Erfahrung.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Sep 2018, 09:37)

Für Misanthropen als konkrete Personen mag das ja durchaus zutreffen. Aber der Begriff als solcher bedeutet wortwörtlich Menschenhassertum. Nicht als Handlungsvorlage, aber als Geisteshaltung. Und bildet den Gegensatz zu Philantropie. In einen solchen Alternativzwang würde ich mich niemals begeben wollen. Es gibt wahre Engel und wahre Monster unter den Menschen. Das ist meine Erfahrung.
Wahrscheinlich sollte man hier zwischen denen unterscheiden, die Menschen hassen und Menschen meiden. Wer sich lieber in Gesellschaft eines Buches als von Menschen begibt, weite, leere Landschaften dem Gewimmel dicht bevölkerter Regionen vorzieht und das Leben der idiotes dem der polites vorzieht, dessen Menschenhass ist ein Überdruss am Gesellschaftlichen, der allemal den Vorteil hat, sich nie an den großen Massakern und Sauereien der Geschichte beteiligt zu haben. Ob ich Menschen hasse oder liebe ist nicht der wichtigste Punkt für den anderen, der wichtigste Punkt ist, ob ich ihn sein lasse oder nicht. Und hier richten diejenigen, die den Menschen lieben, allemal die größeren Verheerungen an. Zu jedem Zeitpunkt der Geschichte. Da das ein politisches Forum ist: Ich schrieb neulich mal in einem anderen Zusammenhang, dass man beispielsweise Nazis und alle, die man dafür hält, hassen darf, man darf halt bloß keine Menschen hassen, sonst bräche das eigene Weltbild völlig zusammen. Und hier hat der Menschenhasser, der Misanthrop bzw. der Mitmensch einen deutlichen Vorteil. Die Handlung des Misanthropen bleibt für letzteren völlig folgenlos, während der Misanthrop nicht irgendwen zum Nicht-Menschen erklären muss, um hassen zu können. Den Menschenhass des Misanthropen könnte man also als eine Rückzugsstrategie bezeichnen, ihn dürstet nicht nach Macht, Einfluss, Beherrschung von Menschen. Für den Menschenliebhaber gilt das häufig nicht.
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Re: Misanthropie

Beitrag von H2O »

Jetzt fasse ich zusammen, was ich inzwischen verstanden habe:

In diesem Gesprächsforum können sich keine Menschenhasser tummeln. Denn die suchen das Alleinsein und gehen einem Streit mit den verhassten Menschen in weitem Bogen aus dem Wege.

So gesehen sind in diesem Forum durchweg Menschenfreunde, die den Gesprächskontakt mit anderen Menschenfreunden suchen. Nicht weil sie Menschenhasser meiden, sondern weil es die hier nicht geben kann, siehe oben.

Menschenfreunde meinen es gut mit ihren Mitmenschen. so gut, daß sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen gern mit ihnen teilen. Leider gibt es auch begriffsstutzige Menschenfreunde, die Mühe haben, die gute Absicht ihres Gesprächspartners zu erkennen, sich im Gegenteil in ihrer Wohlfühlzone angegriffen sehen. So kommt es immer wieder zum Streit. Wenn also Leute sich streiten, dann sind das durchweg Menschenfreunde.

Hoffentlich gibt es auch Menschenfreunde mit Humor, die über diesen Streit lachen können, in dem jeder doch nur das Beste für den anderen will.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

H2O hat geschrieben:(11 Sep 2018, 18:38)

Jetzt fasse ich zusammen, was ich inzwischen verstanden habe:

In diesem Gesprächsforum können sich keine Menschenhasser tummeln. Denn die suchen das Alleinsein und gehen einem Streit mit den verhassten Menschen in weitem Bogen aus dem Wege.
Menschliches Leben hält so manches Paradoxon bereit. Der Selbstmörder, der sich aus Gründen umbringt, setzt damit das ultimative Ausrufezeichen hinter Lebensbejahung. Der Misanthrop mag sich im unvermeidlichen Umgang - und eine vorübergehende Gedankenklärung gehört zum unvermeidlichen Umgang - aufs ungeliebte Parkett begeben, der Unterschied zum Philanthropen liegt in der Illusionslosigkeit. Das ist nichts Großartiges, nichts Tragisches, nichts Heroisches, sondern ein Stück Seinsverrücktheit, ein folgenloser Hass. Misanthropen werden keine Erzieher, schon gar keine Volkserzieher. Wäre Torquemada Misanthrop gewesen, welche Gründe hätte er gefunden, jemanden als Ketzer in den Tod zu schicken?

Na, wie auch immer. Ich mach mich dann mal auf ins künftige Meiden, damit wenigstens einer Ihre Theorie in die Praxis umsetzt. Nicht, dass ich noch in einen Streit gerate.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Laertes »

Ich habe die vierzig schon länger als einer Dekade überschritten. Der Mensch ist unvollkommen und im Casino würde ich meine Chips jederzeit eher auf seine schwarze Seele als auf sein rotes Herz verwetten. Aber da ich es noch für möglich halte, dass die Kugel auch mal rouge placiert, halte ich mich für einen Optimisten und nicht für einen Misanthropen.
Zuletzt geändert von Laertes am Di 11. Sep 2018, 22:57, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Laertes »

*doppelt*
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Re: Misanthropie

Beitrag von Dampflok94 »

Sind eigentlich alle Misanthropen per Definition Selbsthasser?

Ich kann mit dem Begriff wenig anfangen. Haß ist ein extrem starkes Gefühl. Kann man das wirklich der Menschheit (jedem einzelnen Menschen gegenüber sowieso nicht) entgegen bringen? Das glaube ich nicht.

Wenn hier einige der Menschheit negative Attribute nachsagen, so wie hier:
Liegestuhl hat geschrieben:(10 Sep 2018, 10:43)

Der Mensch ist dumm, oberflächlig und manipulativ. Und da Misanthropen selber Menschen sind, halten sie diese Eigenschaften für negativ.
dann ist das schwierig. Das mag ja ein Durchschnittswert sein. Ist aber wie üblich im Einzelfall völlig falsch. Von daher sind m. E. nach Aussagen über DIE Menschen nicht möglich. Man kann natürlich der Meinung sein, daß den Menschen in der Mehrheit eher negative Charaktereigenschaften auszeichnen. Aber das war es dann auch schon.
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Re: Misanthropie

Beitrag von H2O »

Dampflok94 hat geschrieben:(15 Sep 2018, 13:46)
...

...


...Man kann natürlich der Meinung sein, daß den Menschen in der Mehrheit eher negative Charaktereigenschaften auszeichnen. Aber das war es dann auch schon.
So gesehen ist es dann aber doch verblüffend, daß die Menschheit sich nicht ausgerottet hat, sondern diesen Globus inzwischen mit 10 Mrd Artgenossen geflutet hat.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Dampflok94 »

H2O hat geschrieben:(15 Sep 2018, 17:19)

So gesehen ist es dann aber doch verblüffend, daß die Menschheit sich nicht ausgerottet hat, sondern diesen Globus inzwischen mit 10 Mrd Artgenossen geflutet hat.
Der Geschlechtstrieb ist neben der Eigenerhaltung der stärkste Antrieb des Menschen. Da ist im Zweifel sogar völlig egal, ob einem der Partner beim "Schnackseln" nun sympathisch ist oder nicht.

Dazu kommt die Tatsache, daß sich ein Großteil aller Menschen keine Gedanken darüber machen, welche Charaktereigenschaften denn nun DEM Menschen zuzuschreiben sind.
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Re: Misanthropie

Beitrag von H2O »

Dampflok94 hat geschrieben:(17 Sep 2018, 16:02)

Der Geschlechtstrieb ist neben der Eigenerhaltung der stärkste Antrieb des Menschen. Da ist im Zweifel sogar völlig egal, ob einem der Partner beim "Schnackseln" nun sympathisch ist oder nicht.

Dazu kommt die Tatsache, daß sich ein Großteil aller Menschen keine Gedanken darüber machen, welche Charaktereigenschaften denn nun DEM Menschen zuzuschreiben sind.
Einverstanden; man stelle sich vor, die Menschen begännen dabei auch noch zu philosophieren... das geht ja gar nicht!
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Re: Misanthropie

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(11 Sep 2018, 10:12)

Wahrscheinlich sollte man hier zwischen denen unterscheiden, die Menschen hassen und Menschen meiden.
Richtig. Der "Waldgänger" ist kein Misanthrop sondern ein Mensch, der sich "gedanklich unabhängig hält von der umgebenden Gesellschaft und zum Widerstand fähig ist, falls der jeweilige Staat ein verbrecherischer ist oder wird" (wikipedia zum "Waldgänger" von Ernst Jünger).
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(18 Sep 2018, 09:28)

Richtig. Der "Waldgänger" ist kein Misanthrop sondern ein Mensch, der sich "gedanklich unabhängig hält von der umgebenden Gesellschaft und zum Widerstand fähig ist, falls der jeweilige Staat ein verbrecherischer ist oder wird" (wikipedia zum "Waldgänger" von Ernst Jünger).
Auch richtig. Der Jüngersche Waldgänger, Erzplatoniker wie sein Schöpfer, stemmt sich heroisch gegen Misanthropie und Nihilismus. Dabei wäre sicher einmal zu untersuchen, inwieweit diejenigen, die - durchaus argumentativ - gegen Misanthropie und Nihilismus zu Felde ziehen, die wirklich Verzweifelten sind, weil sie beide weitgehend durchdacht haben. Auch Nietzsche, immer ein Gewährsmann Jüngers, ist nicht ganz zu Unrecht in den Verdacht geraten, dass sein Heroismus nichts als das Pfeifen im Walde ist. Der bessere Marcuse, also Ludwig Marcuse, sprach einmal von der "Theatralik der Theodizee". Für Jünger und Nietzsche könnte man, der Unterschiede in Bezug auf Gott ungeachtet, diesen Begriff durchaus anwenden. Bei aller Grundsympathie enthält Jüngers Waldgänger trotz aller brillanter Analysen des politschen Geschäfts für den Misanthropen neben dem Optimismus auch den entscheidenden Tick zu viel an Partisanentum.
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Re: Misanthropie

Beitrag von ThorsHamar »

Liegestuhl hat geschrieben:(10 Sep 2018, 13:32)

Doch. Ist dir schon einmal aufgefallen, wie positiv das Wort "Menschlichkeit" konnotiert ist?
Hi Liege, long time no see .... Der imho bemerkenswerteste Beitrag und trotzdem keine Resonanz ....ist wahrscheinlich sozio-politisch viel zu brisant. :cool:
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

ThorsHamar hat geschrieben:(13 Oct 2018, 20:56)

Hi Liege, long time no see .... Der imho bemerkenswerteste Beitrag und trotzdem keine Resonanz ....ist wahrscheinlich sozio-politisch viel zu brisant. :cool:
Welche "Brisanz" sehen Sie da? Menschlichkeit meint immer ein konkretes Verhalten. Der Misanthrop wird das Kind, das am Brunnenrand sitzt und in seiner unbedarften Ahnungslosigkeit in die Tiefe starrt, nicht im Vorbeigehen in diese Tiefe stoßen. Eine erfahrungsgestützte Gegenfrage könnte lauten: Ist schon jemandem einmal aufgefallen, wie abstrakt der ebenfalls positiv konnotierte Begriff der "Menschenliebe" in aller Regel ist? Wie viel Gewalt und Totschlag sich mit ihm verbindet?
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Re: Misanthropie

Beitrag von ThorsHamar »

MäckIntaier hat geschrieben:(13 Oct 2018, 23:22)

Welche "Brisanz" sehen Sie da? Menschlichkeit meint immer ein konkretes Verhalten.
Im Ernst? Menschlichkeit ist doch eher ein Allgemeinplatz und meint Empathie, Barmherzigkeit und Güte.
Das "Konkrete" ist dann die Beurteilung eines Einzelnen nach dieser Vorgabe.

Das ist doch auch Das, was Liegestuhl meinte: Der Terminus "Menschlichkeit" wird praktisch vom Menschsein befreit, in dem nur Empathie und Co. übrig bleiben ...
Die sozio-politische Brisanz besteht darin, dass die Definition von Menschlichkeit, also die Zutaten für das "Rezept" "Menschsein", eben kulturabhängig ist.

Der Misanthrop wird das Kind, das am Brunnenrand sitzt und in seiner unbedarften Ahnungslosigkeit in die Tiefe starrt, nicht im Vorbeigehen in diese Tiefe stoßen.
Richtig, impliziert Misantropie doch keinen Handlungszwang.
Eine erfahrungsgestützte Gegenfrage könnte lauten: Ist schon jemandem einmal aufgefallen, wie abstrakt der ebenfalls positiv konnotierte Begriff der "Menschenliebe" in aller Regel ist? Wie viel Gewalt und Totschlag sich mit ihm verbindet?
Nee, diese "Gegenfrage" finde ich unpassend, weil sinnlos. Wo, meinst Du, ist denn Menschenliebe mit Gewalt und Totschlag verbunden?

Menschlichkeit nicht konkret definiert, impliziert alles Menschliche und somit auch Mord und Totschlag. Aber Menschenliebe ist doch konkret Liebe.
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Bielefeld09 »

Es ist schon gut,
Wer will euer Schicksal teilen.
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

[quote="ThorsHamar"](14 Oct 2018, 00:02)

Nee, diese "Gegenfrage" finde ich unpassend, weil sinnlos. Wo, meinst Du, ist denn Menschenliebe mit Gewalt und Totschlag verbunden?

Menschlichkeit nicht konkret definiert, impliziert alles Menschliche und somit auch Mord und Totschlag. Aber Menschenliebe ist doch konkret Liebe.[/quote

Menschlichkeit wird als Begriff in der Regel in seiner Bedeutung als (positive) "menschliche Haltung und Gesinnung" verwendet. Menschenliebe dagegen ist ein Abstraktum, dessen sich der Priester, der seine Schäfchen liebt, ebenso und ganz direkt bedient wie jede Heilslehre, sei sie religiös oder säkular grundiert, sie sich auf die Fahne schreibt. Wie sollte derjenige, der die Menschen verbessern möchte, das als Misanthrop und nicht als Philanthrop tun? Und die Methoden der Verbesserung bleiben oft genug nicht gewaltfrei. Es scheint mir schon dabei zu bleiben, was ich oben schrieb: Wer die Menschheit möglichst meidet, wird sich an ihr auch nicht aktiv vergehen.
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Re: Misanthropie

Beitrag von ThorsHamar »

MäckIntaier hat geschrieben:(14 Oct 2018, 21:48)




Menschlichkeit wird als Begriff in der Regel in seiner Bedeutung als (positive) "menschliche Haltung und Gesinnung" verwendet.
Eben!
Menschenliebe dagegen ist ein Abstraktum, dessen sich der Priester, der seine Schäfchen liebt, ebenso und ganz direkt bedient wie jede Heilslehre, sei sie religiös oder säkular grundiert, sie sich auf die Fahne schreibt.
Menschenliebe ist doch kein Synonym für sexuelle Begehrlichkeiten ...
Wie sollte derjenige, der die Menschen verbessern möchte, das als Misanthrop und nicht als Philanthrop tun? Und die Methoden der Verbesserung bleiben oft genug nicht gewaltfrei. Es scheint mir schon dabei zu bleiben, was ich oben schrieb: Wer die Menschheit möglichst meidet, wird sich an ihr auch nicht aktiv vergehen.
Hm.... ich meine, dass Jeder, der Menschen überhaupt und irgendwie "verbessern" möchte, schon per se Misanthrop ist. :cool:
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

ThorsHamar hat geschrieben:(15 Oct 2018, 02:15)


Hm.... ich meine, dass Jeder, der Menschen überhaupt und irgendwie "verbessern" möchte, schon per se Misanthrop ist. :cool:
Das wäre ein verheirateter Junggeselle.
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Re: Misanthropie

Beitrag von ThorsHamar »

MäckIntaier hat geschrieben:(15 Oct 2018, 07:43)

Das wäre ein verheirateter Junggeselle.
;) Das ist dann, zusätzlich zur Misanthropie, ein Opfer eines bürokratischen Aktes, mehr oder weniger freiwillig vor den Altar/Beamtentisch gezerrt oder gezogen .... gruselig. Und wenn dann noch die Gattin grundsätzlich, also auch quasi punktuelll misanthrohisch, an Veränderung des Ehegesponstes interessiert ist, ist das Ehegattensplitting per Axt durchaus in Sichtweite ....
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fliege »

MäckIntaier hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:12)
Vom französischen Schriftsteller Chamfort stammt der Gedanke, wonach derjenige, der mit 40 nicht Misanthrop sei, die Menschen nie geliebt habe.
Das scheint überraschend: Menschenflucht aus enttäuschter Menschenliebe. Enttäuscht worüber? Und warum stehen Misanthropen in einem so zweifelhaften Ruf, obwohl sie einige herausragende Geister hervorgebracht haben? Was kritisieren sie eigentlich?
Spätere Misanthropen haben Gutmenschen kennengelernt, darum werden sie zu Misanthropen, die Gutmenschen hassen und meiden. Der Misanthrop möchte das sogenannte "Gute" im Menschen (also das, was Gutmenschen für das Gute im Menschen halten) nicht befördern, vielmehr widert ihn das sogenannte "Gute" im Menschen an.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

Fliege hat geschrieben:(15 Oct 2018, 17:45)

Spätere Misanthropen haben Gutmenschen kennengelernt, darum werden sie zu Misanthropen, die Gutmenschen hassen und meiden. Der Misanthrop möchte das sogenannte "Gute" im Menschen (also das, was Gutmenschen für das Gute im Menschen halten) nicht befördern, vielmehr widert ihn das sogenannte "Gute" im Menschen an.
Leider ist ja bisher noch nicht geklärt, was für die Misanthropie am Ende tatsächlich den Ausschlag gibt Das hier aufgeführte "Gute" im Menschen, das wohl eher auf dessen naive Grundlage hinweisen soll, wäre für manchen vielleicht ein Grund. Nimmt man dagegen Montaigne, der bekanntlich sagt, wer sich selbst kenne, kenne alle Menschen, ergäbe das wieder ein ganz anderes Bild.

So ein gewisses Unbehagen am Thema ist schon spürbar. Wie stünde man da, wenn jetzt Montaigne recht hat? Wer würde sich dann zur Misanthropie bekennen?
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fliege »

MäckIntaier hat geschrieben:(15 Oct 2018, 19:48)
Leider ist ja bisher noch nicht geklärt, was für die Misanthropie am Ende tatsächlich den Ausschlag gibt. Das hier aufgeführte "Gute" im Menschen, das wohl eher auf dessen naive Grundlage hinweisen soll, wäre für manchen vielleicht ein Grund. Nimmt man dagegen Montaigne, der bekanntlich sagt, wer sich selbst kenne, kenne alle Menschen, ergäbe das wieder ein ganz anderes Bild.

So ein gewisses Unbehagen am Thema ist schon spürbar. Wie stünde man da, wenn jetzt Montaigne recht hat? Wer würde sich dann zur Misanthropie bekennen?
Der Misanthrop verachtet den Gutmenschen. Daraus macht der Gutmensch das falsche Narrativ, der Misanthrop verachte den Menschen. Dieses falsche Narrativ entsteht, weil der Gutmensch meint, ein Mensch sei überhaupt nur Mensch, insofern er Gutmensch sei, andernfalls handele es sich um einen Unmenschen. Vor diese falsche Wahl gestellt sagt nun der Misanthrop: Lieber bin ich Unmensch als Gutmensch.

Dazu Montaigne: "Jeder Mensch trägt die ganze Gestalt des Menschseins in sich" (zitiert nach Wirtschaftswoche online, Lest Philosophen statt Managementratgeber, 24. Dezember 2017). Und ausführlicher: "Unser Leben ist wie die Harmonie der Welt aus Gegensätzen zusammengefügt, aus ungleichen Tönen: weichen und harten, hellen und dunklen, sanften und strengen. Ein Musiker, der nur die einen liebte – was hätte der uns schon zu sagen? Er muß sie vielmehr gemeinsam zu benutzen und recht zu mischen wissen: wie wir das Gute und das Böse, die beide unserem Leben wesenseigen sind" (zitiert nach Joachim Kahl, Michel de Montaignes Beitrag zu einer Philosophie der Lebenskunst; Aufklärung und Kritik, Heft 2, 2001, S. 15).
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Re: Misanthropie

Beitrag von schokoschendrezki »

Fliege hat geschrieben:(15 Oct 2018, 22:11)

Der Misanthrop verachtet den Gutmenschen.
Nach meinem Verständnis von Misanthropie können Misanthropen eine konkrete Gruppe von Menschen nicht verachten. Weil das irgendwo impliziert, dass sie das Komplement dieser Gruppe achten oder sogar lieben. Und sich womöglich selbst zu dieser Gruppe zählen. Das passt auf alles mögliche ... aber nicht auf "Misanthropie".


Mal ganz davon abgesehen, dass der Begriff "Gutmensch" eine typische Fremdzuschreibung ist. Ganz im Gegensatz zu Misanthrop/Philantrop, bei denen Fremd- und Selbstzuschreibung eher übereinstimmt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Fliege
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fliege »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Oct 2018, 22:28)
Mal ganz davon abgesehen, dass der Begriff "Gutmensch" eine typische Fremdzuschreibung ist. Ganz im Gegensatz zu Misanthrop/Philantrop, bei denen Fremd- und Selbstzuschreibung eher übereinstimmt.
Ein Philanthrop ist genau durch das charakterisiert, was einen Gutmenschen ausmacht (egal, ob Eigen- oder Fremdzuschreibung).
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Re: Misanthropie

Beitrag von Senexx »

Fliege hat geschrieben:(15 Oct 2018, 22:53)

Ein Philanthrop ist genau durch das charakterisiert, was einen Gutmenschen ausmacht (egal, ob Eigen- oder Fremdzuschreibung).

Das sind zwei ganz verschiedene Dimensionen: Ein Philanthrop ist ein Wohltäter, ein Gutmensch ist ein "Gutwoller", der ohne Rücksicht auf Verluste, und ohne das "respice finem", seine Vorstellungen vom moralisch Richtigem durchsetzt.

"Gutmenschentum" ist moralisch verwerfliche gesinnungsethische Brutalität.
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Selina
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Re: Misanthropie

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Oct 2018, 22:28)

Nach meinem Verständnis von Misanthropie können Misanthropen eine konkrete Gruppe von Menschen nicht verachten. Weil das irgendwo impliziert, dass sie das Komplement dieser Gruppe achten oder sogar lieben. Und sich womöglich selbst zu dieser Gruppe zählen. Das passt auf alles mögliche ... aber nicht auf "Misanthropie".


Mal ganz davon abgesehen, dass der Begriff "Gutmensch" eine typische Fremdzuschreibung ist. Ganz im Gegensatz zu Misanthrop/Philantrop, bei denen Fremd- und Selbstzuschreibung eher übereinstimmt.
Genau. Der Begriff "Gutmensch" wird in erster Linie durch die Neue Rechte (von gemäßigt bis extrem) zur Verunglimpfung des politischen Gegners verwendet und manchmal auch von anderen Leuten gedankenlos nachgeplappert. Daher wurde das Wort zurecht auch zum Unwort des Jahres 2015 erkoren.

Zitat:

Durch die fünfköpfige Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres in Deutschland erhielt das Wort 2011 den zweiten und 2015 den ersten Platz als Unwort des Jahres.[32] Dies begründete die Jury 2011 folgendermaßen:

„Mit dem Ausdruck Gutmensch wird insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des ‚guten Menschen‘ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren. Ähnlich wie der meist ebenfalls in diffamierender Absicht gebrauchte Ausdruck Wutbürger widerspricht der abwertend verwendete Ausdruck Gutmensch Grundprinzipien der Demokratie, zu denen die notwendige Orientierung politischen Handelns an ethischen Prinzipien und das Ideal der Aushandlung gemeinsamer gesellschaftlicher Wertorientierungen in rationaler Diskussion gehören. Der Ausdruck wird zwar schon seit 20 Jahren in der hier gerügten Weise benutzt. Im Jahr 2011 ist er aber in unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten einflussreich geworden und hat somit sein Diffamierungspotential als „Kampfbegriff gegen Andersdenkende“ verstärkt entfaltet.“[33]

Im Jahr 2015 lautete die Begründung, dass im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsthema insbesondere auch diejenigen beschimpft würden, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe oder gegen flüchtlingsfeindliche Angriffe in der Bundesrepublik Deutschland einsetzen.[34][35] Die Wahl war beeinflusst durch das Flüchtlingsthema 2015.[36] „Gutmensch“ wurde gewählt, weil der Begriff Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd diffamiere.[37] Die Kritik richte sich nicht nur gegen Rechtspopulisten, sondern auch gegen Journalisten auch von Leitmedien, die das Wort „Gutmensch“ gebrauchen würden.
[38]

https://de.wikipedia.org/wiki/Gutmensch
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Re: Misanthropie

Beitrag von schokoschendrezki »

Fliege hat geschrieben:(15 Oct 2018, 22:53)

Ein Philanthrop ist genau durch das charakterisiert, was einen Gutmenschen ausmacht (egal, ob Eigen- oder Fremdzuschreibung).
Nein. Nochmal: "Gutmensch" ist einfach ein Baukasten-Begriff, der etwas Anspruchsvolles wie "Polemik" auch für geistig sehr einfach gestrickte Zeitgenossen zugänglich macht oder zu machen scheint. Ähnlich (siehe Selinas Beitrag) wie "Wutbürger".

Ein Misanthrop dagegen begehrt nicht dagegen auf, so bezeichnet zu werden, Er weiß es und akzeptiert es sogar.

Philosophisch viel viel interessanter ist der im Eingangsbeitrag zitierte Ausspruch, " wonach derjenige, der mit 40 nicht Misanthrop sei, die Menschen nie geliebt habe." Es scheint erst mal paradox: Aber Misanthropie und Menschenzugewandtheit schließen sich nicht nur nicht aus, sondern bedingen sich womöglich sogar gegenseitig.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fliege »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Oct 2018, 20:47)
Nein. Nochmal: "Gutmensch" ist einfach ein Baukasten-Begriff, der etwas Anspruchsvolles wie "Polemik" auch für geistig sehr einfach gestrickte Zeitgenossen zugänglich macht oder zu machen scheint.
Philanthropen glauben als Gutmenschen an das Gute im Menschen. Wie lächerlich ein Glaube an das Gute im Menschen ist, möchte ich nicht näher erläutern. Inwiefern "Gutmensch" ein Baukasten-Begriff sein soll, ist mir schleierhaft.
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Re: Misanthropie

Beitrag von aleph »

Senexx hat geschrieben:(16 Oct 2018, 06:10)

Das sind zwei ganz verschiedene Dimensionen: Ein Philanthrop ist ein Wohltäter, ein Gutmensch ist ein "Gutwoller", der ohne Rücksicht auf Verluste, und ohne das "respice finem", seine Vorstellungen vom moralisch Richtigem durchsetzt.

"Gutmenschentum" ist moralisch verwerfliche gesinnungsethische Brutalität.
ja, dann bin ich wohl kein gutmensch, obwohl einige meiner beiträge durchaus so verstanden werden können, dass ich einer sei und ich auch gar nichts dagegen habe, so bezeichnet zu werden.
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Stoner

Re: Misanthropie

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Oct 2018, 20:47)
Philosophisch viel viel interessanter ist der im Eingangsbeitrag zitierte Ausspruch, " wonach derjenige, der mit 40 nicht Misanthrop sei, die Menschen nie geliebt habe." Es scheint erst mal paradox: Aber Misanthropie und Menschenzugewandtheit schließen sich nicht nur nicht aus, sondern bedingen sich womöglich sogar gegenseitig.
Es scheint nur paradox: Jemand hat, etwas pathetisch ausgedrückt, die Menschheit geprüft, und sie hat diese Prüfung nicht bestanden, und aus diesem Grund wird aus einem menschenzugewandten Dasein ein menschenmeidendes Dasein. Die Prüfung muss dabei theoretisch nicht einmal allzu drastisch Negatives feststellen, es genügt manchem vielleicht zu konstatieren, in welch großem Umfang die Menschen als solche in der Summe ihre Möglichkeiten verfehlen. Dieses Verfehlen der Möglichkeiten ist allgegenwärtig, Ignoranz, Bösartigkeit, Würde- und Taktlosigkeit im alltäglichen Umgang dazugerechnet, schon streckt man abwehrend die Hände aus gegen jedes Mehr, stellt sich vor die Bücherwand, zieht einen Band heraus und bleibt unauffindbar. Es mag auch eine Prädisposition für den Genuss der Menschenleere geben, und bei manchen dauert es, bis es ihnen selbst auffällt, woher dieses Unbehagen an den plötzlich als die Vielzuvielen empfundenen Anderen kommt. Der tonnenschwere Band "Die Farben der Erde" enthält, so viel ich sehe, auf seinen vielen Seiten nur einen einzigen Menschen, sonst nur Landschaft. Mit Menschen bestückt wären dieses Buchmonster nur halb so genussreich, Menschen würden die Ästhetik und Schönheit der Landschaft aufheben.

Inwieweit sich Misanthropie und Menschenzugewandtheit bedingen? Nun ja, ohne andere bräuchte man nicht misanthropisch werden. Manchmal geht es auch nur darum, nicht immer über den Menschen nachzudenken und sich ständig Verbesserungsprogramme auszudenken, sondern ihn sein zu lassen, wie er ist. Dann braucht man sich ihm gar nicht zuzuwenden und hat Zeit, auch mal was Sinnvolles zu tun oder sinnvoll einfach nichts zu tun.
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Re: Misanthropie

Beitrag von schokoschendrezki »

Fliege hat geschrieben:(17 Oct 2018, 00:33)

Philanthropen glauben als Gutmenschen an das Gute im Menschen. Wie lächerlich ein Glaube an das Gute im Menschen ist, möchte ich nicht näher erläutern. Inwiefern "Gutmensch" ein Baukasten-Begriff sein soll, ist mir schleierhaft.
Insofern als dass mit dieser jüngeren Begriffsschöpfung massenhaft Beiträge in schlechtem Deutsch, aus reflexhaften, rein subjektiven Gefühlslagen und ohne jede Originalität als Fließbandware die Medien fluten.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fliege »

Inwiefern ist es relevant, ob ein Begriff aus einer "jüngeren Begriffsschöpfung" hervorgegangen ist oder nicht?

Der Begriff "Gutmensch" heißt im Englischen übrigens "Do-gooder", wobei "Do-gooder" auf "philanthropist, humanitarian, volunteer, altruist" verweist. Den Begriff "Do-gooder" gibt es spätestens seit 1922, als "do-good" seit den 1650-er Jahren!
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fuerst_48 »

MäckIntaier hat geschrieben:(10 Sep 2018, 11:40)

Nun, das ist etwas, wozu man nicht 40 werden müsste. In einer rosaroten Blase gegenteiliger Erfahrungen lebt niemand.

Vielleicht sind es ja die Möglichkeiten menschlichen Seins, die der Mensch nicht ausschöpft und dann dazu führen, dass jemand lieber andere "Gesellschaft" sucht.
Wer schrankenlosem Egoismus huldigt, wird auch schon vor 40 zum Misanthropen.
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Re: Misanthropie

Beitrag von BlueMonday »

Ich halte es mit Stirner: "Ihr liebt den Menschen, darum peinigt Ihr den einzelnen Menschen, den Egoisten; eure Menschenliebe ist Menschenquälerei."
Ich habe keine Abneigung gegen "den Menschen". Als reines Abstraktum existiert es schließlich gar nicht. Das Problem sind die Gläubigen, die Fanatiker auf ihren moralischen Feldzügen für "den Menschen", die dann verlangen, dass man ihnen gleich tun und sich anschließen soll. Vom Spuk zum Gebot, vom Gebot zur Dressur, von der Dressur zum Strafgesetz...

Oder "The road to hell is paved with good intentions ... but heaven is full of good works"

Die Liebe als Gebot ist nur noch ein Leichnam, ins Gegenteil verkehrt.
Tut doch, was ihr für wichtig haltet. Es ist eurer Stellenwert, den er etwas beimesst. Liebt, was ihr für liebenswert haltet. Es ist eure Liebe, eure Sympathie, eure Lebenszeit. Tut es einfach statt es von anderen einzufordern. Leuchtet als Beispiel, aber lasst den anderen die Sonnenbrille.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fuerst_48 »

BlueMonday hat geschrieben:(02 Dec 2018, 21:41)

Ich halte es mit Stirner: "Ihr liebt den Menschen, darum peinigt Ihr den einzelnen Menschen, den Egoisten; eure Menschenliebe ist Menschenquälerei."
Ich habe keine Abneigung gegen "den Menschen". Als reines Abstraktum existiert es schließlich gar nicht. Das Problem sind die Gläubigen, die Fanatiker auf ihren moralischen Feldzügen für "den Menschen", die dann verlangen, dass man ihnen gleich tun und sich anschließen soll. Vom Spuk zum Gebot, vom Gebot zur Dressur, von der Dressur zum Strafgesetz...

Oder "The road to hell is paved with good intentions ... but heaven is full of good works"

Die Liebe als Gebot ist nur noch ein Leichnam, ins Gegenteil verkehrt.
Tut doch, was ihr für wichtig haltet. Es ist eurer Stellenwert, den er etwas beimesst. Liebt, was ihr für liebenswert haltet. Es ist eure Liebe, eure Sympathie, eure Lebenszeit. Tut es einfach statt es von anderen einzufordern. Leuchtet als Beispiel, aber lasst den anderen die Sonnenbrille.
Gefällt mir als Beitrag mit Hand&Fuß ausnehmend gut.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fliege »

Fuerst_48 hat geschrieben:(02 Dec 2018, 18:28)
Wer schrankenlosem Egoismus huldigt, wird auch schon vor 40 zum Misanthropen.
Tendieren nicht viel eher enttäuschte Altruisten zur Misanthropie?

(Enttäuschte Altruisten sind Altruisten, deren Altruismus sehr zu ihrem Nachteil von anderen ausgenutzt worden ist. Deswegen verachten Misanthropen nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Anders gesagt: Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me!)
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Re: Misanthropie

Beitrag von Uffzach »

MäckIntaier hat geschrieben:(10 Sep 2018, 08:12)

Vom französischen Schriftsteller Chamfort stammt der Gedanke, wonach derjenige, der mit 40 nicht Misanthrop sei, die Menschen nie geliebt habe.
Das scheint überraschend: Menschenflucht aus enttäuschter Menschenliebe. Enttäuscht worüber? Und warum stehen Misanthropen in einem so zweifelhaften Ruf, obwohl sie einige herausragende Geister hervorgebracht haben? Was kritisieren sie eigentlich? Und ist das in der Massendemokratie mit ihren uniformen Individualismen vielleicht die letzte Haltung, bei der man sich die innere und äußere Unabhängigkeit wahrt? Was meinen Sie?
Ich habe die Menschen nie geliebt. Mir fiel gar kein Grund ein sie zu lieben. Menschen sind mir eher die Knetmasse, um Wirklichkeit zu formen. Warum und für wen Wirklichkeit formen, mag man fragen. Ich weiß das auch nicht, aber man tut was man kann. :cool:
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fuerst_48 »

Fliege hat geschrieben:(15 Dec 2018, 18:41)

Tendieren nicht viel eher enttäuschte Altruisten zur Misanthropie?

(Enttäuschte Altruisten sind Altruisten, deren Altruismus sehr zu ihrem Nachteil von anderen ausgenutzt worden ist. Deswegen verachten Misanthropen nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Anders gesagt: Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me!)
Mag sein. Meine Erfahrung besagt: Enttäuschte Altruisten wenden sich nur von den Menschen ab, die sie enttäuscht, bzw. ausgenutzt haben.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fliege »

Fuerst_48 hat geschrieben:(16 Dec 2018, 17:23)
Mag sein. Meine Erfahrung besagt: Enttäuschte Altruisten wenden sich nur von den Menschen ab, die sie enttäuscht, bzw. ausgenutzt haben.
Ich habe den Eindruck, es sind Egoisten, die sich von den Menschen abwenden, die sie enttäuscht oder gar ausgenutzt haben.
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Re: Misanthropie

Beitrag von Fuerst_48 »

Fliege hat geschrieben:(16 Dec 2018, 19:24)

Ich habe den Eindruck, es sind Egoisten, die sich von den Menschen abwenden, die sie enttäuscht oder gar ausgenutzt haben.
Wie breit oder schmal siehst du den Pfad zwischen Egoisten und Misanthropen??
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