eluveitie hat geschrieben:
Das war nicht böse gemeint. Ich habe nur keine Onlineversion des Textes gefunden. Da es Dir aber nicht zu reichen scheint, wenn ich die Quintessenz in meinen Worte ausdrücke, sah ich keine andere Möglichkeit mehr, als einen Literaturtipp zu geben.
Aber ich und zwar unter Googlebooks - sogar in Vollversion.
Und was Niklas Luhmann dort unter macht versteht, deckt sich nicht mit Deiner Interpretation.
eluveitie hat geschrieben:Ich finde das nicht irrelevant, da es genau darum geht, nämlich um das Fehlen einer verfassten Staatlichkeit, die institutionalisierte Ämter zu vergeben hat und diesen Autorität einräumt. Natürlich ist die irische Gesellschaft nicht archetypisch anarchistisch gewesen - keine Gesellschaft dieser Erde erfüllt oder erfüllte je die Kriterien theoretischer Typisierungen zu hundert Prozent.
Zunächst mal: Erläutere archtypisch in Verbindung mit anarchistisch und erläutere theoretische Typisierung.
Den Staat als Institution (per definitionem) gibt es bereits seit ca. 6000 Jahren BP und zwar ist der wichtiges Merkmal menschlicher Hochkulturen.
Jede Herrschaftsform hat ihre institutionalisierten Ämter, die sie vergibt, auch dann, wenn diese nicht an Staatlichkeit gebunden ist.
Fakt ist, die irischen (keltischen) Stammesverbände verfügten über Hierarchien
und über streng festgelegte Herrschaftsformen mit festgelegten (defi9nierten) Verantwortlichkeiten und -bereichen.
Zudem bewohnten die jeweiligen Stammesverbände ein genau definiertes Territorium mit ebenso definierten Grenzen. Diese definierten Territorien bilden die Vorläufer des Staates.
Zusammen genommen entsprachen diese Kulturen (Stammesverbände) zu 100%
nicht
dem anarchistischen Gesellschaftsmodell.
eluveitie hat geschrieben:Die irischen Könige wurden gewählt, besaßen das Land nicht, über das sie wachten, hatten nur im Kriege Befehlsgewalt über die Menschen und konnten vor einem (übrigens privaten) Gericht ebenso angeklagt werden wie andere auch.
Das Imperium Romanum besaß auch nicht das Land, welches es verwaltete. Römische Kaiser hatten keine absolute Macht, hatten den Senat als übergeordnete Instanz.
Die BRD besitz das Land nicht, welches verwaltet wird. Die Regierung wird gewählt.
Dennoch entsprechen beide nicht mal ansatzweise dem anarchistischen Gesellschaftsmodell.
eluveitie hat geschrieben:Traditionen und soziale Strukturen, die sich von Clan zu Clan verschieden entwickelt haben mögen, sind Ausdruck einer anarchischen Gesellschaft. Sämtliche Belange dieser Gesellschaft wurden privat, ohne verfasste Ordnung und ohne staatliche Obrigkeit, organisiert.
Das ist schlichtweg falsch. Sobald sich aufgrund des Bestehens von Privateigentum Hierarchien bilden, gibt es Über- und Unterordnungsverhältnisse und damit eine Herrschaftsform, egal welchen Namen man ihr gibt. Die Belange dieser (der irischen) Gesellschaft wurden
nicht privat organisiert, sondern durch das gewählte Oberhaupt - sofern es eine Unterscheidung zwischen Friedenszeiten und Kriegszeiten gab, wurde diese Funktion in Friedenszeiten von Druiden ausgeübt, denen u.a. die Rechtssprechung oblag.
Die staatliche Obrigkeit, wie Du es zu nennen beliebst, hat es sehr wohl gegeben - nämlich im Stammesoberhaupt.
eluveitie hat geschrieben:Ruhm, Ehre und sozialer Status sind nicht an Ämter oder Autoritäten gebunden, sondern erwuchsen aus Taten (auf die sich Nachfahren zugegebenermaßen berufen konnten).
Umgekehrt sind Ämter und Autorität in frühen Kulturen aber sehr wohl an sozialen Status verbunden - nämlich an die Aristrokratie bzw deren Pendant.
eluveitie hat geschrieben:Solchen Verhältnissen den anarchischen Charakter abzusprechen ist Ergebnis des in Foren selbst auferlegten Zwanges, nie einen Fehler einzugestehen.
Falsch! Solchen Kulturen/Verhältnissen anarchistischen Charakter abzusprechen ist Ergebnis intensiven beschäftigens mit kultureller und gesellschaftlicher Evolution.
Mit der Herausbildung, auf sozialen Strukturen und Unterschieden beruhenden, Hierarchien gibt es
keinen anarchistischen Charakter, weil mit den sozialen Strukturen/Unterschieden von Anfang an auch unterschiedliche Rechte verbunden waren.
Ist kein Zwang, sondern wissenschaftliche Erkenntnis.
Ich wiederhole daher daimos' Frage: "Wie gut kennst Du Dich mit der Geschichte menschlicher Kultur, Gesellschaft und Zivilisation aus?
Andromache