Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

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Laertes
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Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Laertes »

Der Tagesspiegel hatte vor kurzem einen kurzen Beitrag über die wesentlichen Ideen und Forschungsergebnisse der Moralpsychologie von Jonathan Haidt:

http://www.tagesspiegel.de/wissen/psych ... 34492.html

Hier die Kurfassung aus dem Artikel:
Tagesspiegel hat geschrieben:Sechs ethische Grundlagen oder „Himmelsrichtungen“ haben Haidt und seine Mitstreiter bislang entdeckt: sich um andere kümmern; faires und gerechtes Verhalten; Freiheit; Loyalität zur eigenen Gruppe; das Anerkennen von Autorität; Reinheit und Heiligkeit. Diese Werte sind weltweit anerkannt, in jeweils anderen Nuancen und Ausprägungen. Es hat sich gezeigt, dass die Vorliebe einer Person für bestimmte moralische Maximen auch in der Hirnanatomie nachzuweisen war. Obwohl natürlich nicht jeder ethischen Grundlage ein bestimmter Platz im Gehirn zuzuweisen ist. Das wäre dann doch zu einfach.

Progressive finden es wichtig, sich zu kümmern und gerecht zu sein

Je nach politischer Ausrichtung werden unterschiedliche moralische Grundsätze bevorzugt, hat Haidt in Umfragen festgestellt. Progressiven sind vor allem die Kategorien „Sich kümmern“ und „Gerechtigkeit“ wichtig. Diese Werte sind universal, für alle Menschen gültig. Bei Konservativen treten zusätzlich „Loyalität“, „Autorität“ und „Reinheit“ hinzu. Letztere sind Tugenden, die den Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe (und damit deren Überleben) stärken. Sie sind also nicht universal.
Da ich die Forschungsergebnisse und Gedankengänge sehr schlüssig finde, mag vielleicht der eine oder hier mit mir darüber diskutieren. Auch was z. B wissenschaftliche Kritik an den Thesen Haidts angeht.
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freibier
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von freibier »

Das ist Sozialdarwinismus. Diese Art von Evolutionskategorisierung in Gruppen verweigert dem Mensch nicht nur den freien Willen, sondern ignoriert vollständig die sozialen und historischen Gegebenheiten, die die Komplexität der Gesellschaft und des Menschseins ausmachen.
Die notwendige Vereinfachung in solchen Theorien sehe ich durchaus problematisch, wenn nicht gefährlich. Das kann der erste Schritt in Richtung totalitäre Denkweise sein, und davon haben wir leider Gottes schon genug in der Gesellschaft.
Haidt ist übrigens recht konservativ, wenn man das noch nicht verstanden haben sollte.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Ein Terraner »

freibier hat geschrieben:(20 Oct 2016, 19:20)

verweigert dem Mensch nicht nur den freien Willen,
Der Feie Wille ist aus Philosophischer Sicht und durch die aktuelle Hirnforschungen eh schon so gut wie erledigt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille
Zuletzt geändert von Ein Terraner am Do 20. Okt 2016, 19:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Anderus
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Anderus »

Ich stehe eigentlich auch eher auf der Seite der Kümmerer, der Freiheitsliebenden und der Gerechten. Mit Loyalität, Autorität und Heiligkeit, hatte ich schon seit den Teenyjahren, meine Probleme. Ganz ehrlich, mir sind solche Leute suspekt, die meinen, loyal, obrigkeitshörig und heiligkeitsverehrend sein zu müssen. Ganz ehrlich, ich mag sie nicht. Ich gehe ihnen aus dem Weg, oder ich ignoriere sie. was das allerdings mit links und rechts zu tun hat, ist mir unverständlich.
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Anderus
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Anderus »

freibier hat geschrieben:
(20 Oct 2016, 19:20)

verweigert dem Mensch nicht nur den freien Willen,
Ein Terraner hat geschrieben:(20 Oct 2016, 19:41)

Der Feie Wille ist aus Philosophischer Sicht und durch die aktuelle Hirnforschungen eh schon lange erledigt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille
Halte ich für ein Gerücht. Natürlich hat jeder freie Wille, seine Prämissen, nach dem sich das Individuum richtet. Aber dadurch zeichnet sich ja der freie Wille erst aus. Ich entscheide mich so, wie mir die Prämissen in meinem Körper dies vorgeben. Das ist für mich freier Wille. Auch der freie Wille, richtet sich nach Regeln, nach denen er sich entscheidet. Ein freier Wille, der wie ein Lottospiel betrieben wird, ist ein fragwürdiges Unterfangen.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von HugoBettauer »

freibier hat geschrieben:(20 Oct 2016, 19:20)

Das ist Sozialdarwinismus. Diese Art von Evolutionskategorisierung in Gruppen verweigert dem Mensch nicht nur den freien Willen, sondern ignoriert vollständig die sozialen und historischen Gegebenheiten, die die Komplexität der Gesellschaft und des Menschseins ausmachen.
Das ist nun mal zeitgeistige Ideologieproduktion. Sehr viel längere Beiträge dazu nur, wenn es sich lohnt.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Ein Terraner »

Anderus hat geschrieben:(20 Oct 2016, 19:58)

Halte ich für ein Gerücht. Natürlich hat jeder freie Wille, seine Prämissen, nach dem sich das Individuum richtet. Aber dadurch zeichnet sich ja der freie Wille erst aus. Ich entscheide mich so, wie mir die Prämissen in meinem Körper dies vorgeben. Das ist für mich freier Wille. Auch der freie Wille, richtet sich nach Regeln, nach denen er sich entscheidet. Ein freier Wille, der wie ein Lottospiel betrieben wird, ist ein fragwürdiges Unterfangen.
Jeder die Entscheidung eines Menschen wird durch die fülle seiner Erfahrungen bestimmt und das ist ein Prozess der im Unterbewusstsein stattfindet.

Dazu hab ich gerade das hier gefunden.
http://www.schmidt-salomon.de/willensfreiheit.pdf
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von HugoBettauer »

Ein Terraner hat geschrieben:(20 Oct 2016, 20:14)

Jeder die Entscheidung eines Menschen wird durch die fülle seiner Erfahrungen bestimmt
Das ist eine Behauptung - tatsächlich ist jeder Sinneseindruck KEINE Determinante für Verhalten sondern lediglich eine Möglichkeit, sich vielfältig zu entscheiden. Ideologie vom Bioroboter ist so 90er.

»Die so genannte neurowissenschaftliche Erklärung kulturell ge-
prägter Begriffe wie Willensfreiheit und Verantwortlichkeit ist medien-
wirksam, aber nicht unbedingt neurowissenschaftlich. Aufklärung
lebt von wissenschaftlicher Kritik – nicht von Mythen.«
Karl Zilles (2004)
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Ein Terraner »

HugoBettauer hat geschrieben:(20 Oct 2016, 20:25)

Das ist eine Behauptung - tatsächlich ist jeder Sinneseindruck KEINE Determinante für Verhalten sondern lediglich eine Möglichkeit, sich vielfältig zu entscheiden. Ideologie vom Bioroboter ist so 90er.

»Die so genannte neurowissenschaftliche Erklärung kulturell ge-
prägter Begriffe wie Willensfreiheit und Verantwortlichkeit ist medien-
wirksam, aber nicht unbedingt neurowissenschaftlich. Aufklärung
lebt von wissenschaftlicher Kritik – nicht von Mythen.«
Karl Zilles (2004)
Die Experimente aus der Hirnforschung scheinen das aber nicht zu bestätigen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wi ... nsfreiheit

Im letztgenannten Experiment gab es ein Anzeichen dafür das die im Unterbewussten getroffene Entscheidung bewusst abgebrochen werden kann, aber auch hier gab es eine Zeitlichen Rahmen.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von HugoBettauer »

Ein Terraner hat geschrieben:(20 Oct 2016, 20:36)

Die Experimente aus der Hirnforschung scheinen das aber nicht zu bestätigen.
Ich sage ja, deine Argumentation ist etwas staubig. Das bei Wikipedia erwähnte Libet-Experiment ist nicht mal 90er, das ist 70er.

http://www.spektrum.de/news/die-wiedere ... ns/1341194

Die Schlüsse sind fragwürdig. Dass der Wille sich im Gehirn als elektrisch messbares Phänomen widerspiegelt heißt nicht, dass er unfrei sei. Man beschäftigt sich da auf der falschen Ebene. Um mal umgangssprachlich zu sprechen, vom Regen wissen wir, dass er mehr oder minder nach unten fällt - aber nicht genau auf welchen Fleck.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Ein Terraner »

HugoBettauer hat geschrieben:(20 Oct 2016, 20:46)

Ich sage ja, deine Argumentation ist etwas staubig. Das bei Wikipedia erwähnte Libet-Experiment ist nicht mal 90er, das ist 70er.

http://www.spektrum.de/news/die-wiedere ... ns/1341194

Die Schlüsse sind fragwürdig. Dass der Wille sich im Gehirn als elektrisch messbares Phänomen widerspiegelt heißt nicht, dass er unfrei sei. Man beschäftigt sich da auf der falschen Ebene. Um mal umgangssprachlich zu sprechen, vom Regen wissen wir, dass er mehr oder minder nach unten fällt - aber nicht genau auf welchen Fleck.
Ich meinte damit eher das Experiment von 2013 und 2015.

P.S. Guter Artikel.
Zuletzt geändert von Ein Terraner am Do 20. Okt 2016, 20:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Laertes »

freibier hat geschrieben:(20 Oct 2016, 19:20)

Das ist Sozialdarwinismus. Diese Art von Evolutionskategorisierung in Gruppen verweigert dem Mensch nicht nur den freien Willen, sondern ignoriert vollständig die sozialen und historischen Gegebenheiten, die die Komplexität der Gesellschaft und des Menschseins ausmachen.
Die notwendige Vereinfachung in solchen Theorien sehe ich durchaus problematisch, wenn nicht gefährlich. Das kann der erste Schritt in Richtung totalitäre Denkweise sein, und davon haben wir leider Gottes schon genug in der Gesellschaft.
Haidt ist übrigens recht konservativ, wenn man das noch nicht verstanden haben sollte.
Punkt 1 Sozialdarwinismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdarwinismus hat geschrieben:Die unterschiedlichen Spielarten des Sozialdarwinismus stimmen nach Franz M. Wuketits in drei Kernaussagen überein:[5]

- Darwins Theorie der Auslese ist in sozialer, ökonomischer und auch moralischer Hinsicht maßgeblich für die menschliche Entwicklung.
- Es gibt gutes und schlechtes Erbmaterial.
- Gute Erbanlagen sollen gefördert, schlechte ausgelöscht werden.
Der erste Punkt mag auf Haidt zutreffen - zumindest ist Haidt evolutionstheoretisch ein Verfechter der 'Multilevel-Selektion' (siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Group_selection). Die anderen beiden Punkten bzgl. guter Erbanlagen führt er nirgends an. Somit ist der Vorwurf 'Sozialdarwinus' haltlos.

Punkt 2 Verweigerung des freien Willens
Eine von Haidts zentralen Thesen ist “intuitions come first, reasoning second”. Aus der Tatsache, dass wir Menschen die meisten Entscheidungen nicht rein rational treffen (z. B. Partnerwahl), folgt jedoch nicht, dass wir keinen freien Willen hätten. Allerdings verstehe ich Haidt so, dass die Gewichtung individueller moralischer Präferenzen (z. B. Freiheitsliebe vs. Autoritätsrespekt) in der Tat angeboren ist. Wobei er den Begriff angeboren nicht i. S. v. unveränderlich (hardwired) verwendet sondern im Sinne von vorkunfiguriert, aber durch Erfahrung änderbar (prewired). Worin dabei eine Negation des freien Willens liegen soll vermag ich nicht zu erkennen.

Punkt 3 Haidt ist konservativ
Haidt bezeichnet sich selber als liberal (im anglizistischen Politikverständnis also als links) und hat verschiedene demokratische Präsidentschaftskandidaten als auch die demokratische Partei unterstützt. Von welcher politischen Warte aus das als 'recht konservativ' gilt erschließt sich mir ebenfalls nicht.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von HugoBettauer »

Ein Terraner hat geschrieben:(20 Oct 2016, 20:50)

Ich meinte damit eher das Experiment von 2013 und 2015.

P.S. Guter Artikel.
Sorry, da habe ich dich mißverstanden. Entsprechend ist der Vorwurf dann obsolet.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Laertes »

Anderus hat geschrieben:(20 Oct 2016, 19:51)

Ich stehe eigentlich auch eher auf der Seite der Kümmerer, der Freiheitsliebenden und der Gerechten. Mit Loyalität, Autorität und Heiligkeit, hatte ich schon seit den Teenyjahren, meine Probleme. Ganz ehrlich, mir sind solche Leute suspekt, die meinen, loyal, obrigkeitshörig und heiligkeitsverehrend sein zu müssen. Ganz ehrlich, ich mag sie nicht. Ich gehe ihnen aus dem Weg, oder ich ignoriere sie. was das allerdings mit links und rechts zu tun hat, ist mir unverständlich.
Haidt und seine Kollegen haben etliche Leute gefragt ob sie politisch links oder rechts stehen und dann Fragenkataloge zu den sechs moralischen Säulen (care/harm, fairness/cheating, loyalty/betrayal, authority/subversion, sanctity/degradation, liberty/oppression) ausgewertet. Dabei wurde die starke Korrelation festgestellt. Kannst den Test auch spaßeshalber selber machen: http://www.yourmorals.org
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Anderus »

Natürlich hat man bei Entscheidungen die unter Zeitdruck entstehen, keine Zeit, lange nachzudenken. Dann müssen eben Reflexe ablaufen, die der Körper in solchen Situationen, üblicherweise so macht. Aber, soll das jetzt das Merkmal freier Entscheidung sein? Freie Entscheidungen, die man als solche bezeichnen kann, können doch immer nur Vorgänge sein, wo man lange drüber nachdenken kann.

Wenn ich z.B. eine freie Entscheidung suche, bezüglich Religion, dann denke ich doch jahrelang darüber nach, und versuche mit 1000'en von Einzelentscheidungen, mich von sowas zu lösen. Selbstverständlich, braucht es Kraft, sich von Reflexen, die sich durch Religion gebildet haben, und die man als Kind per Gerhirnwäsche erhalten hat, wieder zu lösen. Der Prozess, sich von einem erlernten Reflex zu lösen, dauert mindestens genausolange, wie man ihn festigen musste. Noch heute sage ich reflexartig, wenn jemand sagt,"Gelobt sei Jesus Christus."- "In Ewigkeit, Amen". Aber, das hat für mich, nicht mehr die geringste Bedeutung.

Es gibt viele Bereiche im Leben, wo man freie Entscheidungen treffen kann, wenn man die Zeit hat, lange genug drüber nachzudenken. Ich denke da an Politik, Wahlen, Wohnsituation, Einkaufen, Verreisen oder einfach nur eine Wohnung zu vermieten. Warum sollte man dort, keine Freie Entscheidung treffen können, wenn man lange genug drüber nachgedacht hat?

Das Problem ist es doch, so wie Esther Villar es mal so schön auf den Punkt gebracht hat, das Menschen, die äußerst intelligent sind, sich gar nicht mehr frei entscheiden können, weil sie wissen, mit wievielen Gefahren sie es zu tun bekommen. Der "freieste Mensch", ist der Dummkopf, der beim Autorennen Gas gibt wie ein Wahnsinniger, und sich keinerlei Gedanken darüber macht, was alles passieren kann oder könnte.

Ich kenne intelligente Menschen, die in den Siebzigern, soviele tolle Arbeitsangebote bekommen haben, das sie zum Schluss, gewürfelt haben, um sich zu entscheiden. Aber, selbst das, würde ich als freie Entscheidung bezeichnen, weil er ja vorher, nach Intelligenzkriterien, ausgesiebt hat. Die vermeintlichen Luschen, wurden ja beim Würfeln, gar nicht mehr berücksichtigt.

Die einzigen Gebiete, die ich kenne, wo Freiheit, ernsthafte Probleme machen kann, ist die Religion und die Sexualität. Insbesondere Letztere verweigert sich der intellektuellen Erschließung, das es schon Sorgen machen kann. Die Reflexe, die teilweise angeboren erscheinen, sind einfach so groß und stark, das sie bisher, immer noch, auf Dauer, die freie Entscheidung beeinflussen konnten. Was sagt das aber über freie Entscheidung aus? Es zeigt doch nur, das der freien Entscheidung, soziale und biologische Kräfte entgegengesetzt werden. Soll das eine neue Erkenntnis sein? Auch in der Sexualität und Religion, ist es möglich, sich auf freie Entscheidung einzustellen. Es kostet nur Kraft, Beherrschung, Ausdauer, Übung und Beharrlichkeit. Das aber macht ja die freie Entscheidung gerade erst aus.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Ein Terraner »

In meiner langjährigen Erfahrung bei Diskussionen mit Konservativen oder allgemein Rechten ist mir aufgefallen das diese extreme Probleme mit Kausalitäten haben die nicht in direkter Verbindung stehen.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Laertes »

Ein Terraner hat geschrieben:(21 Oct 2016, 17:04)

In meiner langjährigen Erfahrung bei Diskussionen mit Konservativen oder allgemein Rechten ist mir aufgefallen das diese extreme Probleme mit Kausalitäten haben die nicht in direkter Verbindung stehen.
So ohne Beispiel bleibt etwas nebulös worauf du mit deiner Aussage hinaus willst.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Laertes »

Anderus hat geschrieben:(21 Oct 2016, 16:00)
Es gibt viele Bereiche im Leben, wo man freie Entscheidungen treffen kann, wenn man die Zeit hat, lange genug drüber nachzudenken.
Zwei der Geschichten, die Haidt seinen Testpersonen vorgelegt hat:

"Bitte bewerten Sie ob die Personen in folgender Geschichte richtig oder falsch gehandelt haben und erläutern sie ihr Urteil:
Familie Schmidt hat einen Hund, den sie innig liebt. Eines Abends wird der Hund vor ihrem Haus überfahren. Vater und Mutter Schmidt bringen den Hund ins Haus und bereiten aus ihm einen Sonntagsbraten, den sie gemeinsam im Kreise der Familie verspeisen. Keiner der Nachbarn oder sonst jemand bekommt mit, dass es sich bei dem Braten um den Hund handelt."

"Bitte bewerten Sie ob die Person in folgender Geschichte richtig oder falsch gehandelt hat und erläutern sie ihr Urteil:
Herr Meier kauft sich einmal Monat ein Suppenhühnchen. Jedesmal bevor er es zubereitet benutzt er das Hühnchen um sich sexuell zu befriedigen. Danach säubert er es gewissenhaft und bereitet sich daraus eine Hühnersuppe zu und verzehrt sie. Keiner der Nachbarn oder sonst jemand bekommt mit, was er mit dem Suppenhuhn anstellt."

Es zeigt sich laut Haidt, dass die die meisten Menschen intuitiv eine moralische Bewertung der geschilderten Handlungen vornehmen, ohne sie Nachhinein schlüssig mit rationalen Argumenten begründen zu können. Es zeigt sich auch, dass die Bewertung was (nicht) akzeptabel ist damit korreliert ob jemand politisch links-liberal oder rechts-konservativ ist. Ich verstehe Haidt so, dass in moralischen Fragen das Urteil eben nicht rational gefällt wird sondern nur im Nachhineien (und mit z. T. abwegigsten Argumenten) 'rationalisiert' wird. Jedenfalls deutet nichts darauf hin, das man in der Beurteilung frei wäre im Sinne von 'lange und präzise genug darüber nachdenken'.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Ein Terraner »

Laertes hat geschrieben:(21 Oct 2016, 18:13)

So ohne Beispiel bleibt etwas nebulös worauf du mit deiner Aussage hinaus willst.
Meine Aussage will darauf hinaus das das erkennen von weitläufigen Kausalitäten oder Zusammenhängen anscheinend eine Fähigkeit ist die rechtsgerichteten Menschen recht häufig verschlossen bleibt.
Wie wäre es als Beispiel mit der "Flüchtlingskrise"? Eine Diskussion über Fluchtursachen und dessen Zusammenhänge mit Ursachen aus der westlichen Welt ist ein Gewaltakt.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Anderus »

Laertes hat geschrieben:(21 Oct 2016, 18:37)
Zwei der Geschichten, die Haidt seinen Testpersonen vorgelegt hat:

"Bitte bewerten Sie ob die Personen in folgender Geschichte richtig oder falsch gehandelt hat und erläutern sie ihr Urteil:
Familie Schmidt hat einen Hund, den sie innig liebt. Eines Abends wird der Hund vor ihrem Haus überfahren. Vater und Mutter Schmidt bringen den Hund ins Haus und bereiten aus ihm einen Sonntagsbraten, den sie gemeinsam im Kreise der Familie verspeisen. Keiner der Nachbarn oder sonst jemand bekommt mit, dass es sich bei dem Braten um den Hund handelt."
Es fragt sich, wie man hier dem Problem näher kommen will, ob ein Mensch, die Möglichkeit zur freien Entscheidung hat? Die Eheleute Schmidt, hatten offensichtlich die Möglichkeit zur freien Entscheidung. Der Rest der Familie und die Nachbarn, hatten diese Freiheit nicht. Möglicherweise sind sie sogar belogen worden.

Wenn die Eheleute Schmidt der Meinung waren, Hundefleisch zu essen, ist mir das im Prinzip völlig egal. Bei mir darf jeder essen was er will, wenn er sich an die allgemeinen Gesetze hält. Von mir aus auch den Kadaver des eigenen Hundes. Insofern haben die Schmid's es völlig richtig gemacht.

Was sie falsch gemacht haben, war, das sie die Anderen belogen haben. Sie hätten ihnen sagen müssen, das es der Hund ist, den sie da essen. Die Anderen hatten nicht die freie Wahl, das zu essen, was ihnen lieb ist.
"Bitte bewerten Sie ob die Person in folgender Geschichte richtig oder falsch gehandelt hat und erläutern sie ihr Urteil:
Herr Meier kauft sich einmal Monat ein Suppenhühnchen. Jedesmal bevor er es zubereitet benutzt er das Hühnchen um sich sexuell zu befriedigen. Danach säubert er es gewissenhaft und bereitet sich daraus eine Hühnersuppe zu und verzehrt sie. Keiner der Nachbarn oder sonst jemand bekommt mit, was er mit dem Suppenhuhn anstellt."
Kann ich nichts Verwerfliches dran finden. Herr Meier handelt völlig richtig. Er trifft freiheitliche Entscheidungen, die niemandem schaden. Ich wünsche Herrn Meier weiterhin viel Spaß, Erfolg und guten Appetit. Da er offensichtlich Probleme damit hat, einen geeigneten Partner zu finden, würde ich ihm empfehlen, zusätzlich, alle paar Monate, ins Puff zu gehen.
Es zeigt sich laut Haidt, dass die meisten Menschen intuitiv eine moralische Bewertung der geschilderten Handlungen vornehmen, ohne sie Nachhinein schlüssig mit rationalen Argumenten begründen zu können.
Zu diesen Menschen gehöre ich nicht. Ich nehme keine moralischen Wertungen mehr vor. Wenn ich werte, kann ich das anders begründen, als mit Moral.

Es zeigt sich auch, dass die Bewertung was (nicht) akzeptabel ist damit korreliert ob jemand politisch links-liberal oder rechts-konservativ ist.
Ich hab mir abgewöhnt, in Links und Rechts zu denken. Für mich gibt es nur noch Vorne und Hinten. Seitdem ich gesehen habe, was sich die "Linke" SPD, unter Herrn Schröder so alles geleistet hat, kotzen mich viele Linke, genauso an, wie viele Rechte.
Ich verstehe Haidt so, dass in moralischen Fragen das Urteil eben nicht rational gefällt wird sondern nur im Nachhineien (und mit z. T. abwegigsten Argumenten) 'rationalisiert' wird.
Sehe ich genauso. Vielleicht sollte man sich das moralische Urteilen, ganz abgewöhnen?
Jedenfalls deutet nichts darauf hin, das man in der Beurteilung frei wäre im Sinne von 'lange und präzise genug darüber nachdenken'.
Sehe ich anders. Ein Mensch der intelligent und frei ist, kann durchaus zu freien Entscheidungen kommen, wenn er längere Zeit Nachdenkt. Wer natürlich von vorn herein, in einem System von Moralischen Bedenken eingebunden ist, kann eine solche Freiheit, niemals leisten. Es fehlen einfach die Grundvoraussetzungen.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Laertes »

Anderus hat geschrieben:(21 Oct 2016, 19:30)

Es fragt sich, wie man hier dem Problem näher kommen will, ob ein Mensch, die Möglichkeit zur freien Entscheidung hat?
Mein Thema war die Moralpsychologie von Jonathan Haidt. Die prinzipielle (Un)Möglichkeit eines 'freien Willens' scheint mir ein anderes Thema zu sein.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Laertes »

Ein Terraner hat geschrieben:(21 Oct 2016, 19:25)

Meine Aussage will darauf hinaus das das erkennen von weitläufigen Kausalitäten oder Zusammenhängen anscheinend eine Fähigkeit ist die rechtsgerichteten Menschen recht häufig verschlossen bleibt.
Wie wäre es als Beispiel mit der "Flüchtlingskrise"? Eine Diskussion über Fluchtursachen und dessen Zusammenhänge mit Ursachen aus der westlichen Welt ist ein Gewaltakt.
Keine Ahnung mit wem du diskutierst. Ich kenne keinen ernstzunehmenden Konservativen, der da einen Zusammenhang abstreitet. Natürlich gibt es westliche geostrategische Interessen, deretwegen der Westen militärisch interveniert oder Konfliktparteien unterstützt und damit Fluchtursachen schafft. Wenn du allerdings andeuten willst, dass 'westliches Handeln' die einzige oder auch nur hauptsächliche Fluchtursache ist, wird die Diskussion natürlich schwierig.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Atheist »

freibier hat geschrieben:(20 Oct 2016, 19:20)

Das ist Sozialdarwinismus. Diese Art von Evolutionskategorisierung in Gruppen verweigert dem Mensch nicht nur den freien Willen, sondern ignoriert vollständig die sozialen und historischen Gegebenheiten, die die Komplexität der Gesellschaft und des Menschseins ausmachen.
Die notwendige Vereinfachung in solchen Theorien sehe ich durchaus problematisch, wenn nicht gefährlich. Das kann der erste Schritt in Richtung totalitäre Denkweise sein, und davon haben wir leider Gottes schon genug in der Gesellschaft.
Ideologie benötigt Anhänger, die an sie glauben, und indem sie an sie glauben, sich durch "Rückkopplung" sowohl bewusst als auch unbewusst an ihr ausrichten. Daher ist es nicht verkehrt, die vorliegende Ideologie kritisch zu betrachten, insbesondere aber sie auch in ihren Auswirkungen zu bewerten. Denn Normatives wertet zwar, wird jedoch auch selbst bewertet - und da schließe ich mich dir voll und ganz an.
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Anderus »

Laertes hat geschrieben:(21 Oct 2016, 20:49)

Mein Thema war die Moralpsychologie von Jonathan Haidt. Die prinzipielle (Un)Möglichkeit eines 'freien Willens' scheint mir ein anderes Thema zu sein.
Die Freiheit gehörte mit zu den "Linken" Eigenschaften. Insofern wird man kaum über Herrn Haid diskutieren können, wenn man die Auswirkungen des Freiheitswillen nicht berücksichtigt. Für mich ist die Freiheit sogar wichtiger als Gerechtigkeit und ums Kümmern um Schwächere.

Freiheit ist nicht Alles, aber alles ist Nichts ohne Freiheit. Für mich persönlich, ist es sogar fragwürdig, ob es sinnvoll ist, Menschen in diese beiden Gruppen einteilen zu wollen, wie Herr Haidt das versucht. Es gibt weder den absolut, freiheitlichen Gerechten, der sich auch um andere kümmert, noch den reinen, tölpeligen Moralisten, dem man bei jeder Gelegenheit sagen muss, was er zu tun oder zu lassen hat. Wir sind alle, sowohl als auch. Freiheit ist kein wahlloses Wüten nach dem Motto, "Es zählt nur das was ich will." Freiheit, ist lediglich, wenn man es auf die Substanz bringt, das Recht, zu nichts gezwungen zu werden können, was man nicht will. Und genau darum sollte es hier im Thema gehen. Um die Frage, "Welche Gruppe, eher bereit ist, den Menschen Freiheiten zuzugestehen, in denen sie am wenigsten gezwungen werden, Dinge zu tun, die sie nicht wollen?"
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Laertes »

Anderus hat geschrieben:(22 Oct 2016, 03:24)

Die Freiheit gehörte mit zu den "Linken" Eigenschaften. Insofern wird man kaum über Herrn Haid diskutieren können, wenn man die Auswirkungen des Freiheitswillen nicht berücksichtigt. Für mich ist die Freiheit sogar wichtiger als Gerechtigkeit und ums Kümmern um Schwächere.

Freiheit ist nicht Alles, aber alles ist Nichts ohne Freiheit. Für mich persönlich, ist es sogar fragwürdig, ob es sinnvoll ist, Menschen in diese beiden Gruppen einteilen zu wollen, wie Herr Haidt das versucht. Es gibt weder den absolut, freiheitlichen Gerechten, der sich auch um andere kümmert, noch den reinen, tölpeligen Moralisten, dem man bei jeder Gelegenheit sagen muss, was er zu tun oder zu lassen hat. Wir sind alle, sowohl als auch. Freiheit ist kein wahlloses Wüten nach dem Motto, "Es zählt nur das was ich will." Freiheit, ist lediglich, wenn man es auf die Substanz bringt, das Recht, zu nichts gezwungen zu werden können, was man nicht will. Und genau darum sollte es hier im Thema gehen. Um die Frage, "Welche Gruppe, eher bereit ist, den Menschen Freiheiten zuzugestehen, in denen sie am wenigsten gezwungen werden, Dinge zu tun, die sie nicht wollen?"
Danke, damit ist mir der Bezug gleich viel klarer.

Die Einteilung in die zwei Gruppen (links - rechts) stammt ja nicht von Haidt. Er unterscheidet entsprechend dem angelsächsischem Sprachgebrauch conservatives, liberals und libertarians. Das ist auch die übliche Selbstbezeichnung der Anhänger verschiedener politischer Richtungen in den USA. Libertarians, also Menschen die sich selber als solche bezeichnen (im deutschen Sprachgebrauch: Liberale), zeichnen sich bei der Auswertung seiner psychologischen Test dadurch aus, dass sie das moralische Fundament (moral foundation) Freiheit (liberty/oppression) für das wichtigste halten und es deutlich stärker für ihre Entscheidung 'moralisch richtig oder falsch' einfließen lassen, als die anderen fünf.

Deine Haltung: "Freiheit ist nicht Alles, aber alles ist Nichts ohne Freiheit" und "Welche Gruppe, ist eher bereit, den Menschen Freiheiten zuzugestehen, in denen sie am wenigsten gezwungen werden, Dinge zu tun, die sie nicht wollen?" drückt exakt das zentral und auf der einer einzigen moralischen Säule liberty vs. oppression bestehende Wertesystem des typischen libertarians in Haidts Studien aus.

PS: Der verlinkte Artikel beginnt z. B. mit:
We’ve been deluged in recent years with research on the psychology (and brain structure) of liberals and conservatives. But very little is known about libertarians — an extremely important group in American politics that is not at home in either political party.
und weiter:
This is why libertarians can’t be placed on the spectrum from left to right: they have a unique pattern that is in no sense just somewhere in the middle. They really do put liberty above all other values.
"Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann."
(Ernst-Wolfgang Böckenförde)
Alpha Centauri
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Alpha Centauri »

Diese politische Einordung in links und rechts geht auf die französische Revolution zurück. Wobei die ideologischen Grenzen zunehmend schwinden in einigen Bereichen z.b. Globalisierungskritik kann.links wie rechts sein.
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Helmuth_123
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Re: Warum es Linke und Rechte gibt - Moralpsychologe Jonathan Haidt

Beitrag von Helmuth_123 »

Alpha Centauri hat geschrieben:(17 Jul 2017, 20:04)

Diese politische Einordung in links und rechts geht auf die französische Revolution zurück. Wobei die ideologischen Grenzen zunehmend schwinden in einigen Bereichen z.b. Globalisierungskritik kann.links wie rechts sein.
Globalisierungskritik war immer schon rechts, möglicherweise schon rechts bevor es links war. Siehe dazu die Auseinandersetzungen zwischen Industrie und Landwirtschaft bezüglich der Frage Freihandel oder Protektionismus.
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