Agesilaos Megas » Mi 28. Okt 2015, 07:17 hat geschrieben:
Das möchte ich noch einmal herausstellen.
Angst mag sich entweder auf die Gegenwart (Panik) oder aber die Zukunft beziehen, aber der Moment, in welcher die Angst das Handeln bestimmt, bleibt die Gegenwart. Somit ist eine Angst bereits schon existent, bevor sie den Reiz dafür haben kann.
Der Moment bleibt Gegenwart. Das merk ich mir.
Wir gleiten in die Mystik ab. Naja, kann passieren...
Angst ist so vieles, aber vor allem ist sie latent. Angst ist eine Grundhaltung des Menschen. Teils genetisch bedingt, teils durch Prägung. Deswegen war Fürchtet euch nicht! die ganz große Nummer des Nazareners.
Die Fragestellung war ja, ob die Berücksichtigung dieser Ängste in Politik umgesetzt werden soll. Die Frage finde ich schon seltsam. Selbstverstänlich. Jede Angst darf sich ihr demokratisches Votum verschaffen. Wenn sie keinen Parlamentsanbieter findet, der das leistet, kann jeder Ängstliche Seinesgleichen suchen und eine Partei gründen. Mehr geht irgendwie nicht.
Ein Arachnophober wird sich ängstlich weigern, wenn man ihn fragt, ob er auf eine Tour in alte Gemäuer mitkommen will. Das Gemäuer macht keine Angst, wohl aber die Spinnen. Aber es könnte ja sein, dass es dort keine Spinnen gibt? Dennoch bringt ihn das nicht Angst machende Gemäuer zur Angst (Vermeiden, Schweiß etc.). Denn die Angst, dass Ängste auftreten könnten, ist bereits schon eine Angst und sind symptomatisch für andere Phobien, u.a. Xenophobie. Deswegen lehnt er ab, er will den Reiz vermeiden.
Das darf er ja. Meinereiner täte sich eher einer Tour über Hochhausdächer verweigern, eine Dachtour in Paris könnte ich aber gar nicht ablehnen, egal wie weich die Stelzen werden...
Das führt auf die "Problemkreise" Demolits zurück: Wie kann man die Betrachtung der gesell. Wahrnehmung der Angst kritisieren, da es keine Angst vor Flüchtlingen gebe, sondern nur vor den Konsequenzen?
Ich halte das für in sich unlogisch oder unzureichend dargestellt. Zumal da ein Rückschluß aufs Individuum nachgekommen ist... Da sollte man schon deutlichere Worte gebrauchen. Ich ahne, was er sagen will, aber schreiben muß er das schon selbst...
Vllt. liegt da die Annahme zugrunde, dass der Mensch, wie eine Maschine, sehr wohl rational unterscheiden kann, was Gegenstand seiner vermeidenden Haltung ist.
Das wäre ja auch nicht falsch. Jeder sollte das tun, ob jeder dazu bereit oder befähig ist, ist eine andere Frage. Und da trennt sich ja argumentatorisch die Spreu vom Weizen. Es wurde ja auch behauptet, daß festgestellte Angst nur pathologisiert werden soll. Das fand ich allerliebst. Aber es gibt auch Angstzustände, die durchaus pathologisch sind, und in jedem Lebensbereich unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit nehmen solche Zustände zu. Angst ist bei den Gesundheitsversicherern ein ganz großes Thema, und das in allen Schichten.
Vllt. liegt auch nur das Bestreben zugrunde, die Menschen, die Asyl ablehnen, zu rationalisieren. Das wäre aber genau so der falsche Ansatz (Verharmlosung) wie der Vorwurf der Pathologisierung (Übertreibung).
Jetzt mal langsam. Menschen, die Asyl ablehnen, gehören in die Biotonne der Geschichte und aus die Maus. Diese Personen sind nicht gleich denen, die Kritik an der aktuellen Politik üben. Kollege Demolit ist ganz bestimmt nicht gegen Asyl, als Grundsatz. Und wir beide haben gemeinsam, daß wir der aktuellen Politik in Sachen Flüchtlinge, national wie international, kritisch gegenüberstehen. Wir können diesbezüglich leicht einen Mindestkonsens erreichen, dem auch du zustimmen würdest. Um eine politische Diskussion zu führen. Das wollen wir hier ja nicht, sonst kann uns Alex den Thread doch noch verschieben.
Angst generalisiert Ursachen und Reize. Das ist eine Tatsache.
Mag sein. Kommt drauf an, wie der Begriff belegt wird. Evolutionsbiologisch eher nicht. Alles andere muß also eine Frage der Sozialisation sein. Da wird's dann haarig...
Zitat
Nun ist die Frage, ob es tatsächlich Angst vor Flüchtlingen gibt. Die Frage selbst ist obsolet, da nicht wir die Angst herbeigeführt haben, sondern da sie längst schon in der gesell. Interaktion entstanden ist.
Klar ist sie vorhanden. Und jeder darf sich fürchten, wie er mag. Ist doch wunderbar, besser geht's gar nicht. Wenn die Merkelregierung nicht bald mal Ergebnisse vorlegt, an denen sich die Länder und Gemeinen orientieren können, finanziell und organisatorisch, dann erweist sie sich als ungeeignet und ich denke schon, daß dann auch parlamentarische Regularien greifen, die keine rechtsradikalen Vorschläge brauchen um demokratisch zu sein.
Ein wunderbares Bsp., wie "Konsequenzen, die auftauchen könnten" mit dem Wort "Asylanten" gleichgesetzt wird:
-dumpfbackenfutterderunterstenkathegori ... tiversein-
Dieser Link ist vom Juli. Interessant ist die Überschneidung "Aslyant"/"wirtschaftlicher Abusus".
Ich zitiere meine Eingangsteilthese:
Das deckt sich mit Bude und führt auf mein Anliegen in diesen Strang zurück.
Als Teilaspekt sehe ich das auch so. Aber es wäre nicht sehr spaßig, gelle?
Laß uns noch ein wenig gesellschaftliche Wahrnehmung betreiben. Gerade hier kriegt man doch einige exemplarische Perlen offeriert, die hinsichtlich Wahrnehmung, Logik, Argumentation und Faktenabstinenz sehr deutlich machen, wie sehr sie um die diffusen Ängste ihrer Mitmenschen und die Angstverweigerung der "Gegenseite" bemüht sind. Die sich ja gar nicht fürchtet, und wenn doch, dann auch... Wenn ich das richtig verstanden habe...