Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreiheit?
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Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreiheit?
In der aktuellen Ausgabe der Philosophiezeitschrift "Hohe Luft" kommt ein interessanter Artikel über den Neoliberalismus, der mir zu denken gegeben hat. Ich versuche hiermit, in Auszügen einige Gedanken des Aufsatzes wiederzugeben.
Der Neoliberalismus sei demnach zwar neu, aber nicht liberal. Er bestreitet mit dem Dogma "There is no alternative!", dass es eine Alternative gebe zu freiem Wettbewerb, zu Privatisierung und Globalisierung. Der Markt habe in dieser Ideologie frei zu sein, da nur er die Güter produzieren könne, nach denen eine Nachfrage besteht.
Der Individualismusbegriff nach Hayek bedeutet demnach, dass der Einzelne sich den Gesetzen des anonymen Marktes demütig zu unterwerfen habe, da dessen Prozesse sowieso seine Erkenntnisfähigkeit übersteigen würden. Wenn der Markt sich gegen uns wendet, sollen wir seine Resultate dennoch akzeptieren. Soziale Gerechtigkeit ist laut Hayek eine Illusion. Er verweigert dem Markt die Kategorien "gerecht" und "ungerecht".
Andererseits bedeute Freiheit für den Einzelnen nur Abwesenheit von Zwang. Kein Zwang liege vor, wenn jemand einen äußerst schlecht bezahlten Job annehmen müsse, um nicht zu verhungern. Dieser "negative" Freiheitsbegriff sei dem neoliberalen Denken wesentlich.
Nur wenn wir uns den Gesetzen des Marktes unterwerfen, sollen wir unsere Freiheit als Individuum realisieren können. Wie man also sieht, haben die Neoliberalen das Individuum dem Marktprinzip geopfert, insofern seien sie eigentlich illiberal. Weiterhin haben sie die Freiheit in den Dienst der Ökonomie gestellt, so dass der Autor des Textes ihnen einen totalitären Zug bescheinigt.
Der Artikel kommt zu dem interessanten Ergebnis, dass es wirklich die Freiheit sei, für die man kämpfen müsse. Aber: Diejenige des Individuums, und nicht diejenige des Marktes. Und dies erfordere aber auch, das Individuum vor dem Markt zu schützen. Der Markt korrumpiere weiterhin natürlich doch moralische Werte, wie der amerikanische Philosoph Sandel meint, denn beispielsweise sei eine Freundschaft, für die man bezahlen müsse, bald nichts mehr wert.
Sowohl Markt als auch Demokratie würden zwar in einem bestimmten Rahmen erfolgreich sein.
Die Lösung des Problems bestehe nicht darin, das Marktprinzip abzulehnen, sondern die demokratische Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft zurückzugewinnen.
Da man nicht wissen könne, ob ein bestimmtes System alle Probleme zu lösen vermag, könne die richtige Konsequenz aus dem Ganzen nur lauten, daß es eben doch immer eine Alternative gebe.
Obwohl ich den Artikel gut finde, möchte ich dennoch auch ein paar eigene Fragen in den Raum stellen:
Der Neoliberalismus behauptet von sich, für "die Freiheit" zu sein. Was aber ist mit der Willensfreiheit, wenn man plötzlich keine Alternativen mehr hat? Ist der Mensch dann noch frei? Und ist er auch noch frei, wenn er sich dafür unterwerfen muß -nämlich den Gesetzen des Marktes? Wie schafft man es, einen "positiven" Freiheitsbegriff aufzubauen? Also nicht die Freiheit von z.B. Zwangsarbeit, sondern die Freiheit für etwas? Und wie sieht diese aus? Wie kann man es weiterhin schaffen, die Freiheit des Einzelnen -z.B., um sich selbst zu entfalten- vor der Totalität der ökonomischen Marktverwertung zu schützen? Und letztendlich: Wie kann man es schaffen, Gesellschaft und Wirtschaft wieder(?) der demokratischen Kontrolle zu überantworten?
Der Neoliberalismus sei demnach zwar neu, aber nicht liberal. Er bestreitet mit dem Dogma "There is no alternative!", dass es eine Alternative gebe zu freiem Wettbewerb, zu Privatisierung und Globalisierung. Der Markt habe in dieser Ideologie frei zu sein, da nur er die Güter produzieren könne, nach denen eine Nachfrage besteht.
Der Individualismusbegriff nach Hayek bedeutet demnach, dass der Einzelne sich den Gesetzen des anonymen Marktes demütig zu unterwerfen habe, da dessen Prozesse sowieso seine Erkenntnisfähigkeit übersteigen würden. Wenn der Markt sich gegen uns wendet, sollen wir seine Resultate dennoch akzeptieren. Soziale Gerechtigkeit ist laut Hayek eine Illusion. Er verweigert dem Markt die Kategorien "gerecht" und "ungerecht".
Andererseits bedeute Freiheit für den Einzelnen nur Abwesenheit von Zwang. Kein Zwang liege vor, wenn jemand einen äußerst schlecht bezahlten Job annehmen müsse, um nicht zu verhungern. Dieser "negative" Freiheitsbegriff sei dem neoliberalen Denken wesentlich.
Nur wenn wir uns den Gesetzen des Marktes unterwerfen, sollen wir unsere Freiheit als Individuum realisieren können. Wie man also sieht, haben die Neoliberalen das Individuum dem Marktprinzip geopfert, insofern seien sie eigentlich illiberal. Weiterhin haben sie die Freiheit in den Dienst der Ökonomie gestellt, so dass der Autor des Textes ihnen einen totalitären Zug bescheinigt.
Der Artikel kommt zu dem interessanten Ergebnis, dass es wirklich die Freiheit sei, für die man kämpfen müsse. Aber: Diejenige des Individuums, und nicht diejenige des Marktes. Und dies erfordere aber auch, das Individuum vor dem Markt zu schützen. Der Markt korrumpiere weiterhin natürlich doch moralische Werte, wie der amerikanische Philosoph Sandel meint, denn beispielsweise sei eine Freundschaft, für die man bezahlen müsse, bald nichts mehr wert.
Sowohl Markt als auch Demokratie würden zwar in einem bestimmten Rahmen erfolgreich sein.
Die Lösung des Problems bestehe nicht darin, das Marktprinzip abzulehnen, sondern die demokratische Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft zurückzugewinnen.
Da man nicht wissen könne, ob ein bestimmtes System alle Probleme zu lösen vermag, könne die richtige Konsequenz aus dem Ganzen nur lauten, daß es eben doch immer eine Alternative gebe.
Obwohl ich den Artikel gut finde, möchte ich dennoch auch ein paar eigene Fragen in den Raum stellen:
Der Neoliberalismus behauptet von sich, für "die Freiheit" zu sein. Was aber ist mit der Willensfreiheit, wenn man plötzlich keine Alternativen mehr hat? Ist der Mensch dann noch frei? Und ist er auch noch frei, wenn er sich dafür unterwerfen muß -nämlich den Gesetzen des Marktes? Wie schafft man es, einen "positiven" Freiheitsbegriff aufzubauen? Also nicht die Freiheit von z.B. Zwangsarbeit, sondern die Freiheit für etwas? Und wie sieht diese aus? Wie kann man es weiterhin schaffen, die Freiheit des Einzelnen -z.B., um sich selbst zu entfalten- vor der Totalität der ökonomischen Marktverwertung zu schützen? Und letztendlich: Wie kann man es schaffen, Gesellschaft und Wirtschaft wieder(?) der demokratischen Kontrolle zu überantworten?
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Gibt es überhaupt eine positive Freiheit sich selbst zu entfalten?
Nicht jeder der Astronaut, Olympiasieger, Erfinder, oder was auch immer werden will, hat dazu die körperlichen oder mentalen Voraussetzungen, ebenso kann auch nicht jeder die positive Freiheit haben, Millionär zu werden, nicht jeder bekommt die Frau die er will; wichtig ist, dass niemandem die Chance dazu verwehrt hat, etwas zu erreichen, zu dem er das Potential hat. Insoweit gehe ich konform mit Hayek, Freiheit ist die Abwesenheit von Zwang, zumal in Deutschland niemand verhungert weil er keine Arbeit findet.
Nicht jeder der Astronaut, Olympiasieger, Erfinder, oder was auch immer werden will, hat dazu die körperlichen oder mentalen Voraussetzungen, ebenso kann auch nicht jeder die positive Freiheit haben, Millionär zu werden, nicht jeder bekommt die Frau die er will; wichtig ist, dass niemandem die Chance dazu verwehrt hat, etwas zu erreichen, zu dem er das Potential hat. Insoweit gehe ich konform mit Hayek, Freiheit ist die Abwesenheit von Zwang, zumal in Deutschland niemand verhungert weil er keine Arbeit findet.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Ich habe desöfteren den Eindruck, dass Neoliberalismus mit Klientelpolitik für Reiche verwechselt wird. Letzteres ist Sozialdemokratie mit ungekehrten Vorzeichen und hat mit Liberalismus nichts zu tun.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
falscher Thread
Zuletzt geändert von nichtkorrekt am So 2. Jun 2013, 19:43, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Hast du den falschen Strang gewählt?
Zuletzt geändert von Blasphemist am So 2. Jun 2013, 19:55, insgesamt 1-mal geändert.
- nichtkorrekt
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
In der Tat, habe mich schon gewundert wo mein Kommentar abgeblieben ist.Blasphemist » So 2. Jun 2013, 18:40 hat geschrieben: Hast du den falschen Strang gewählt?
Wer nicht AfD wählt, wählt Merkel.
Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
@ Progressiver,
also ich bin ja fassungslos. Das Neoliberale bedeutet also in Wahrheit gar nicht liberal. Als wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht... und siehe, da geht ein Lichtlein an und macht uns helle. Da haben Sie aber einen wirklich bedeutenden philosophischen Aufsatz gelesen. Also, man gut, dass solche hochinteressanten, sonst unerkannten Fakten publiziert werden - von allein fällt einem sowas ja irgendwie nicht auf.
also ich bin ja fassungslos. Das Neoliberale bedeutet also in Wahrheit gar nicht liberal. Als wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht... und siehe, da geht ein Lichtlein an und macht uns helle. Da haben Sie aber einen wirklich bedeutenden philosophischen Aufsatz gelesen. Also, man gut, dass solche hochinteressanten, sonst unerkannten Fakten publiziert werden - von allein fällt einem sowas ja irgendwie nicht auf.
Dirk Müller zum Thema Ukraine/Krim: https://www.youtube.com/watch?v=K_YWdaQhRU4
Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Neoliberalismus hat nichts mit Freiheit am Hut, da es eine pseudoliberale Strömung ist, zu der sich einer der Architekten der sozialen Marktwirtschaft, Müller-Armack, bekannte.
Support Israel!/"Trade destroys the antagonisms of race and creed and language."
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Die Schweiz halte ich auch für neoliberal und was soll an ihr totalitär sein?
Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Viele schreiben immer Neoliberal,jedoch triffts Radikalliberal wesentlich genauer.freigeist » So 2. Jun 2013, 18:46 hat geschrieben:Neoliberalismus hat nichts mit Freiheit am Hut, da es eine pseudoliberale Strömung ist, zu der sich einer der Architekten der sozialen Marktwirtschaft, Müller-Armack, bekannte.
Die Antwort auf Radikal Liberalismus,also wenn reine Ökonomie entscheidet,ist,..Achtung:
TATAAA....
DIE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT.
Ja echt unglaublich.
Trotzdem möchte ich niemand zu nahe treten der sich für Gerechtigkeit einsetzt.
Denn ja es stimmt: Eine Gesellschaftliche Orientierung hin zu den USA,oder gar China,beutet nur Menschen und Ressourcen aus.
In Andorra gibts zb. keine Mittelschicht,nur Reiche und Ausgebeutete.
Das hat nichts mit Freiheit zu tun.
Zuletzt geändert von Dr. Nötigenfalls am Mi 5. Jun 2013, 08:49, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Achso? Warst du schonmal in Andorra? Und wenn, hast du dann die vielen Ausgebeuteten gesehen, oder mit den wenigen Reichen gesprochen? Natürlich müsste man mal in so ein Land. Aber ist halt zu klein, das übersieht man mal leicht. Aber interessant wär´s vielleicht mal.Dr. Nötigenfalls » Mi 5. Jun 2013, 07:48 hat geschrieben:
Viele schreiben immer Neoliberal,jedoch triffts Radikalliberal wesentlich genauer.
Die Antwort auf Radikal Liberalismus,also wenn reine Ökonomie entscheidet,ist,..Achtung:
TATAAA....
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Ja echt unglaublich.
Trotzdem möchte ich niemand zu nahe treten der sich für Gerechtigkeit einsetzt.
Denn ja es stimmt: Eine Gesellschaftliche Orientierung hin zu den USA,oder gar China,beutet nur Menschen und Ressourcen aus.
In Andorra gibts zb. keine Mittelschicht,nur Reiche und Ausgebeutete.
Das hat nichts mit Freiheit zu tun.
Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Ich war dort in den Bergen unterwegs.Liegt nahe des Departement Ardeche.Belsazar » Mi 5. Jun 2013, 07:59 hat geschrieben: Achso? Warst du schonmal in Andorra? Und wenn, hast du dann die vielen Ausgebeuteten gesehen, oder mit den wenigen Reichen gesprochen? Natürlich müsste man mal in so ein Land. Aber ist halt zu klein, das übersieht man mal leicht. Aber interessant wär´s vielleicht mal.
Zuletzt geändert von Dr. Nötigenfalls am Mi 5. Jun 2013, 17:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Interessant wäre, wie man solche Aussagen zu belegen versucht!Er bestreitet mit dem Dogma "There is no alternative!", dass es eine Alternative gebe zu freiem Wettbewerb, zu Privatisierung und Globalisierung. Der Markt habe in dieser Ideologie frei zu sein, da nur er die Güter produzieren könne, nach denen eine Nachfrage besteht.
Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Nein, neoliberal ist nicht radikalliberal oder marktradikal. Das sind beides politisch aufgeladene Termini, gehen aber alle an der tatsächlich richtigen aufgeklärten Strömung vorbei.Dr. Nötigenfalls » Wed 5. Jun 2013, 07:48 hat geschrieben:
Viele schreiben immer Neoliberal,jedoch triffts Radikalliberal wesentlich genauer.
Die Antwort auf Radikal Liberalismus,also wenn reine Ökonomie entscheidet,ist,..Achtung:
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Ja echt unglaublich.
Trotzdem möchte ich niemand zu nahe treten der sich für Gerechtigkeit einsetzt.
Denn ja es stimmt: Eine Gesellschaftliche Orientierung hin zu den USA,oder gar China,beutet nur Menschen und Ressourcen aus.
In Andorra gibts zb. keine Mittelschicht,nur Reiche und Ausgebeutete.
Das hat nichts mit Freiheit zu tun.
Neoliberalismus ist auch nicht der Widerpart der sozialen Marktwirtschaft, es ist die soziale Marktwirtschaft, wie sie von u.a. Müller-Armack konzipiert wurde.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Natürlich hat der Neoliberalismus was mit Freiheit zu tun. Mit wirtschaftlicher Freiheit nämlich. Anfangs war damit der Ordoliberalismus damit gemeint.freigeist » So 2. Jun 2013, 19:46 hat geschrieben:Neoliberalismus hat nichts mit Freiheit am Hut, da es eine pseudoliberale Strömung ist, zu der sich einer der Architekten der sozialen Marktwirtschaft, Müller-Armack, bekannte.
http://de.wikipedia.org/wiki/OrdoliberalismusDer Ordoliberalismus ist ein Konzept für eine marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung, in der ein durch den Staat geschaffener Ordnungsrahmen den ökonomischen Wettbewerb und die Freiheit der Bürger auf dem Markt gewährleisten soll.[1]
Zuletzt geändert von Adam Smith am Mi 5. Jun 2013, 18:39, insgesamt 2-mal geändert.
Das ist Kapitalismus:
Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Weiß ich doch,deswegen schrieb ich ausdrücklich Marktradikal.freigeist » Mi 5. Jun 2013, 16:55 hat geschrieben: Neoliberalismus ist auch nicht der Widerpart der sozialen Marktwirtschaft, es ist die soziale Marktwirtschaft, wie sie von u.a. Müller-Armack konzipiert wurde.
Damit sollte alles klar sein.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Da gibt es wohl unterschiedliche Definitionen, woher der Neoliberalismus kam. Der von mir zitierte Artikel meinte wohl eher das, was als Gegenbewegegung zu Keynesianismus und Kommunismus in der angloamerikanischen Welt hochkam. Und zuerst unter Thatcher und Reagan ausgeführt wurde, mit all seinen Auswüchsen des Kasinokapitalismus. Eine einheitliche Definition gibt es da wohl nicht, sondern eher unterschiedliche Strömungen. Aber sicher ist auch Merkel auf ihre eigene Art eine eiskalte Ideologin bzw. Verfechterin des Neoliberalismus.Adam Smith » Mi 5. Jun 2013, 17:39 hat geschrieben:
Natürlich hat der Neoliberalismus was mit Freiheit zu tun. Mit wirtschaftlicher Freiheit nämlich. Anfangs war damit der Ordoliberalismus damit gemeint.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ordoliberalismus
Schlimmer als sie sind hierzulande nur noch die Marktextremisten der heutigen real existierenden FDP. Die soziale Marktwirtschaft mag vielleicht in ihren Anfängen auch etwas mit dem Neoliberalismus zu tun haben. Aber der Neoliberalismus von heute ist ein unsozialer, eiskalter Killer.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Hier übrigens etwas über das 1947 beschlossene Ahlener Programm der CDU:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ahlener_Programm
http://de.wikipedia.org/wiki/Ahlener_Programm
Zumindest glaube ich nicht, dass gerade die CDU von Anfang an rein neoliberal geprägt war.Das Programm trat an die Stelle des 1946 beschlossenen Neheim-Hüstener Programmes. Es wurzelt in der katholischen Soziallehre und der evangelischen Sozialethik des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts (christliche Soziallehre). Das Ahlener Programm wurde von seinen Verfechtern als christlichen Sozialismus bezeichnet; im Programm selber taucht der Begriff allerdings nicht auf.[1] Das Programm beginnt mit den Worten:
„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“
– CDU: Ahlener Programm 1947
Zuletzt geändert von Progressiver am Mi 5. Jun 2013, 20:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Die CDU hat dann doch den Ordoliberalismus umgesetzt.Progressiver » Mi 5. Jun 2013, 20:05 hat geschrieben:Hier übrigens etwas über das 1947 beschlossene Ahlener Programm der CDU:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ahlener_Programm
Zumindest glaube ich nicht, dass gerade die CDU von Anfang an rein neoliberal geprägt war.
Das ist Kapitalismus:
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Die CDU wollte meines Wissens nach den Kriegswirren anfangs tatsächlich die Planwirtschaft für Schlüsselindustrien einführen, es kam dann anders. Und in der Tat, Neoliberalismus ist Soziale Marktwirtschaft bzw. vice versa, nur dass unter Sozialer Marktwirtschaft jeder offenbar was anderes versteht und "Neoliberalismus" vonseiten der Linken zu einem Kampfbegriff stilisiert wurde, fast synonym mit "Faschismus".
Beide Begriffe "Soziale Marktwirtschaft" und "Neoliberalismus" sind damit m.E. zu Schlagworten ohne tatsächliche Bedeutung verkommen.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Damit wäre dann die neoklassische Theorie gemeint. Die stammt aber aus dem 19. Jahrhundert. Einfluss auf die Wirtschaftspolitik nach 1980 hatte vor allem Milton Friedman, der sich selber als klassischen Liberalen sah. Wobei alle anderen ihn als Neoliberalen bezeichneten.Progressiver » Mi 5. Jun 2013, 19:58 hat geschrieben:
Da gibt es wohl unterschiedliche Definitionen, woher der Neoliberalismus kam. Der von mir zitierte Artikel meinte wohl eher das, was als Gegenbewegegung zu Keynesianismus und Kommunismus in der angloamerikanischen Welt hochkam. Und zuerst unter Thatcher und Reagan ausgeführt wurde, mit all seinen Auswüchsen des Kasinokapitalismus. Eine einheitliche Definition gibt es da wohl nicht, sondern eher unterschiedliche Strömungen. Aber sicher ist auch Merkel auf ihre eigene Art eine eiskalte Ideologin bzw. Verfechterin des Neoliberalismus.
http://de.wikipedia.org/wiki/Milton_FriedmanFriedman, der sich selbst als klassischen Liberalen betrachtete,[3] hob besonders die Vorteile eines freien Marktes und die Nachteile staatlicher Eingriffe hervor.
http://de.wikipedia.org/wiki/Neoklassische_TheorieNachdem dieser in den 1970er Jahren langsam wieder verdrängt wurde, erlebte neoklassisches Denken eine Renaissance.
Es ist also schon kompliziert.
Zuletzt geändert von Adam Smith am Do 6. Jun 2013, 18:34, insgesamt 1-mal geändert.
Das ist Kapitalismus:
Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Neoliberalismus: Eine totalitäre Ideologie der Unfreihei
Soziale Marktwirtschaft ist ein Synonym für die Idee, dass Wohlstand für alle möglich ist. Unter Neoliberalismus versteht man in der Regel massiven Sozialabbau und andere schlimme Dinge.nichtkorrekt » Mi 5. Jun 2013, 19:26 hat geschrieben:Die CDU wollte meines Wissens nach den Kriegswirren anfangs tatsächlich die Planwirtschaft für Schlüsselindustrien einführen, es kam dann anders. Und in der Tat, Neoliberalismus ist Soziale Marktwirtschaft bzw. vice versa, nur dass unter Sozialer Marktwirtschaft jeder offenbar was anderes versteht und "Neoliberalismus" vonseiten der Linken zu einem Kampfbegriff stilisiert wurde, fast synonym mit "Faschismus".
Beide Begriffe "Soziale Marktwirtschaft" und "Neoliberalismus" sind damit m.E. zu Schlagworten ohne tatsächliche Bedeutung verkommen.
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