Betrachtungen zur Zeit

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Hank
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Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Hank »

Ich würde hier gerne über die subjektive Bedeutung der Zeit als bedingender Teil der Erfahrung sprechen.
Mir geht es nicht darum die Zeit als objektive physikalische Größe abzuwerten oder zu verneinen, sie sollte
aber als Teil eines Geistes verstanden werden, der sich ihrer bewusst ist.
Nicht ob Zeit unabhängig von uns existiert sondern wie sie unsere Erfahrung gründet.
Wie lässt sich Zeit überhaupt wahrnehmen und lässt sich diese Wahrnehmung beeinflussen?
In unserem Kulturbetrieb gibt es sicherlich einige Beispiele dafür, ich denke da an Marcel Duchamps Bild "Akt, eine Treppe hinabsteigend".
in dem gleichzeitig eine Bewegung und in sich ruhende statische Bilder realisiert werden - und das lange bevor es Serienaufnahmen gab.
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Talyessin
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Talyessin »

Also ob sich die Wahrnemung der Zeit bewusst beeinflussen lässt, mag ich nicht wirklich wagen zu beantworten, aber das es verschiedenen Wahrnehmungen gibt, selbst für einen selbst, ist unbestritten.
Als Beispiel:

Der Zeitpunkt eines erfreulichen Ereignisses liegt innerhalb des Tages und diesem Ereigniss fiebert man hin. ( Und sei es der Feierabend )
Ist die Zeitspanne zwischen dem Jetzt und dem Ereigniss nicht mit einer Tätigkeit ausgefüllt beginnt die Wahrnehmung der Zeit subjektiv zu verzerren. Das Gefühl der tropfenden Zeit bzw. der Langeweile tritt ein.

Andersrum ist es bei neutralen oder sogar subjektiven negativen Ereignissen. Selbst wenn man vermeintlich nichts zu tun hat, fängt die Zeit an zu rasen.
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Hank
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Hank »

Dazu fällt mir noch ein weiteres Phänomen ein, dass nämlich mit voranschreitender Lebenszeit diese auch schneller zu vergehen scheint -
zumindest scheint das in der rückblickenden Betrachtung so. Aktuell vergeht also die Zeit je nach Tätigkeit und Eindrücken, die man währenddessen gewinnt, viel schneller.
Wenn wir uns aber erinnern, entscheidet oft die Summe der Erfahrungen über die empfundene Zeit. Es scheint gerade im umgekehrten Verhältnis zu sein.
Langweile ich mich, mache ich keine Erfahrungen und kann mich im Nachhinein an nichts erinnern - die Zeit ist im Flug vergangen.
Erhalte ich aber viele neue Eindrücke und bin beschäftigt, erinnere ich mich an eine lebendig ausgefüllten Zeitraum.
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Talyessin
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Talyessin »

Hank hat geschrieben:Dazu fällt mir noch ein weiteres Phänomen ein, dass nämlich mit voranschreitender Lebenszeit diese auch schneller zu vergehen scheint -
zumindest scheint das in der rückblickenden Betrachtung so. Aktuell vergeht also die Zeit je nach Tätigkeit und Eindrücken, die man währenddessen gewinnt, viel schneller.
Wenn wir uns aber erinnern, entscheidet oft die Summe der Erfahrungen über die empfundene Zeit. Es scheint gerade im umgekehrten Verhältnis zu sein.
Langweile ich mich, mache ich keine Erfahrungen und kann mich im Nachhinein an nichts erinnern - die Zeit ist im Flug vergangen.
Erhalte ich aber viele neue Eindrücke und bin beschäftigt, erinnere ich mich an eine lebendig ausgefüllten Zeitraum.
Ja, das kenne ich auch. Vielleicht ist dies ein biologischer Ablauf, ich weis es nicht - was aber durchaus sein mag, das die Erinnerung deswegen nichtig wird, weil man die Eindrücke in dieser Zeit bereits verarbeiten konnte. Während man bei einem rasanten Tag dies nochmals durchmachen muss.
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Platon
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Platon »

Zeit lässt sich messen, mit einer Uhr - es ist interessant, dass dies den Alltag der Menschen im 19ten Jahrhundert massiv verändert hat, wo immer Uhren aufgestellt waren und so auch ein modernes Zeitmanagement möglich machten.
In diesem Sinne kann der Umgang mit Zeit kulturell geprägt sein, wenngleich dies heute durch die Allgegenwart der Uhren keine Rolle mehr spielt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Vorhandensein zyklischer als auch immer fortlaufender Zeiteinheiten. Man sieht das Denken in zyklischen Einheiten ja bei den Stunden, bei den Wochen, bei Theorien welche die Wiedergeburt vorsehen oder auch bei Konjunkturzyklen.

Wenn wir übrigens im Kantschen Sinne annehmen, dass Zeit genau wie Raum ein von unserem Verstand angewandtes Prinzip sind um die Welt an sich wahrzunehmen, dann muss man sich die Frage stellen weswegen man die Welt so anordnet wie sie angeordnet ist. Wenn man also zuerst den Blitz und dann den Donner hört, dann hört jeder Mensch auf der Welt zuerst das Eine und dann das Andere. In diesem Sinne muss Zeit eine Entsprechung in der Welt an sich haben.
Dieser Beitrag ist sehr gut.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Hank »

Zeit lässt sich also in zyklisch oder linear wahrnehmen, letzteres mündete häufig in finalistischen Theorien einer Endzeiterwartung.
Ich würde beides aber wieder als Ordnungsstrukturen unseres Denkens sehen, als einer Form der Interpretation natürlicher Prozesse.
Wenn ich dich richtig verstanden habe Platon, siehst du in der zeitverschobenen Wahrnehmung zweier Sinneseindrücke, deren Ursache
aber zum selben Zeitpunkt stattgefunden haben muss, ein Beleg für Zeit als eine Eigenschaft der Welt an sich?
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

Hank » Mi 11. Aug 2010, 20:51 hat geschrieben:Ich würde hier gerne über die subjektive Bedeutung der Zeit als bedingender Teil der Erfahrung sprechen.
Mir geht es nicht darum die Zeit als objektive physikalische Größe abzuwerten oder zu verneinen, sie sollte
aber als Teil eines Geistes verstanden werden, der sich ihrer bewusst ist.
Nicht ob Zeit unabhängig von uns existiert sondern wie sie unsere Erfahrung gründet.
Wie lässt sich Zeit überhaupt wahrnehmen und lässt sich diese Wahrnehmung beeinflussen?
In unserem Kulturbetrieb gibt es sicherlich einige Beispiele dafür, ich denke da an Marcel Duchamps Bild "Akt, eine Treppe hinabsteigend".
in dem gleichzeitig eine Bewegung und in sich ruhende statische Bilder realisiert werden - und das lange bevor es Serienaufnahmen gab.
Was würde sich für Dich ändern, wenn es keine Zeit mehr gäbe?
Du würdest Deine Fähigkeit zur Subjektivität verlieren.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Cat with a whip »

Platon » Do 12. Aug 2010, 19:47 hat geschrieben:
Wenn wir übrigens im Kantschen Sinne annehmen, dass Zeit genau wie Raum ein von unserem Verstand angewandtes Prinzip sind um die Welt an sich wahrzunehmen, dann muss man sich die Frage stellen weswegen man die Welt so anordnet wie sie angeordnet ist.

Weil es evolutionär für das Überleben zweckmäßig war, die Abläufe möglichst adäquat wahrzunehmen, wie sie auch real in Raum und Zeit existieren. Es macht beispielsweise für eine Raubkatze Sinn zu wissen wie schnell sie selbst ist um den Fluchtweg eines Beutetieres zu begrenzen. Ohne diese neuronale Entwicklung wären diese Tiere nicht möglich.

Die neurobiologische Leistung der bewussten Wahrnehmung ist dabei eine teilweise Rekonstruktion der Wirklichkeit, deren Interpretationsleistung Grenzen unterworfen ist. Man denke an den Stroboskopeffekt oder Kinoeffekt. Hier kann man über variieren der Zeitabstände eine Grenze feststellen, unterhalb der Ergeignisse nicht mehr als diskret unterschieden werden können. Unter diesen Zeitabständen wird Zeit für unsere Wahnehmung immer problematischer, wenn Ereignisse nicht mehr unterscheidbar werden. Hier beginnt bereits die Illusion eines kontinuierlichen Fluß, denn real handelt es sich um Einzelbilder.
Dieser Mangel hat aber für die Lebenspraxis kaum Nachteile.

Wesentlich für die diskrete Unterscheidbarkeit von Bewegungsabläufen in der Umwelt ist dabei das fortlaufende Ersetzen von alten durch neue Wahrnehmungen, wobei fortlaufendend das Gehirn Zusammenhänge zum Vergangenen herstellt. Wäre dem nicht so, gäbe es kein Bewusstsein.

Das ist eine faszinierende Leistung.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Fr 31. Jul 2015, 00:54, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von ThorsHamar »

... tolle Zeitsprünge hier ... :p
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

Cat with a whip » Fr 31. Jul 2015, 00:49 hat geschrieben: Die neurobiologische Leistung der bewussten Wahrnehmung ist dabei eine teilweise Rekonstruktion der Wirklichkeit,
Es wäre also durchaus denkbar, dass Zeit schon existierte, bevor die Fähigkeit der bewussten Wahrnehmung des Menschen entstanden ist
oder dass Zeit nur eine Illusion des menschlichen Gehirns ist?
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

Gibt es stichhaltige Beweise dafür, dass Tiere und auch Pflanzen ein Zeitgefühl haben oder nicht,
ob sie Zeit wahrnehmen können oder nicht?
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Cat with a whip »

Die Zeit exisitiert als fortlaufende Veränderung der physikalischen Welt als äussere Bedingung für uns. Gleichzeitig ist das was wir als Zeit wahrnehmen, lediglich die Rekonstruktion davon aber nicht identisch dazu.

-> Das was wir wahrzunehmen glauben, ist in dem Moment bereits schon nicht mehr existent (Signale benötigen Zeit auf dem Weg zwischen Sender und Empfänger, Reize müssen integriert und im Nervensystem verarbeitet werden, Informationen müssen gefiltert und interpretiert werden.
-> Bekannt ist inzwischen aus der Psychologie und Hirnforschung ein gewisses Zeitfenster von etwa 2 bis 3 Sekunden, innerhalb dem unser Gehirn die Zeit, oder die Eindrücke als zusammenhängendes Geschehen fortlaufend integriert.
-> Eine objektive Beurteilung einer Zeitdauer fällt uns auffallend schwer. Damit ist unser Zeitempfinden eher subjektiv und beeinträchtigt (Kinder nehmen Zeitdauer an sich länger wahr, für Alte vergeht die Zeit schneller. Sind wir gerade lustvoll/kreativ/aktiv nehmen wir in diesen Momenten die Zeit kurzweilig war, jedoch im Nachhinein bleibt uns diese Erinnerung als lange Zeitdauer erhalten. Umgekehrt ist es wenn wir Langeweile haben, dann werden die Momente als gedehnt warhgenommen, jedoch im Nachhinein als kurz und unerfüllt, ereignislos betrachtet. Zeit wird also auch je nach zeitlicher Dichte der Ereignisse und in der Retrospektive verschieden wahrnenommen)
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Fr 31. Jul 2015, 10:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Brimborium » Fr 31. Jul 2015, 08:00 hat geschrieben: Es wäre also durchaus denkbar, dass Zeit schon existierte, bevor die Fähigkeit der bewussten Wahrnehmung des Menschen entstanden ist
oder dass Zeit nur eine Illusion des menschlichen Gehirns ist?

Zeit ist eine periodische Abfolge. Das was eine Uhr misst. Aber auch ein Elektron das seine Kreise zieht folgt einer Abfolge.
Also existiert Zeit auch wenn da keiner da ist der sie wahrnimmt. Weil die Abfolgen existieren.
Und die unterschiedliche Wahrnehmung mit der wir der Zeit manchmal begegnen liegt wahrscheinlich daran das unsere Gehirn plastisch
ist. Es verändert sich im Laufe der Jahre. Daher wahrscheinlich auch das Phänomen das im Alter die Zeit schneller vergeht.
Man kennt halt schon vieles. Vieles ist nicht mehr neu, man hat es bereits erlebt.
Zuletzt geändert von BingoBurner am Fr 31. Jul 2015, 10:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Cat with a whip »

Brimborium » Fr 31. Jul 2015, 08:38 hat geschrieben:Gibt es stichhaltige Beweise dafür, dass Tiere und auch Pflanzen ein Zeitgefühl haben oder nicht,
ob sie Zeit wahrnehmen können oder nicht?
Das ist schwierig. Dazu müsste man erstmal definieren was man mit "Zeitgefühl" meint und ob man auch darunter kognitive Leistungen wie Selbstwahrnehmung einschliesst.

Zum Beispiel ist es uns Menschen tatsächlich möglich mit unserer Umwelt höchst komplex zu interagieren, wofür eine sehr genaue Beurteilen für zeitliche Abläufe erforderlich ist, auch wenn unser Bewußtsein gerade mit etwas völlig anderem beschäftig ist oder gar abgeschaltet ist.
Beliebtes Beispiel Autofahren auf Langstrecken, wo die Steuerung völlig unbewusst und scheinbar zeitlos geschieht und und das Bewusstsein mit etwas völlig anderen beschäftigt ist.

Damit wird klar, dass "Zeitgefühl" nicht unbedingt von Bewusstsein abhängen muß und daher genauer zu klären ist.

Jedenfalls weiß man dass Zeitwahrnehmung im Tierreich unterschiedlich ist.
http://www.tierwelt.ch/?rub=4495&id=37085

Aber wie diese Tiere Zeit empfinden ist nicht bekannt.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

Cat with a whip » Fr 31. Jul 2015, 10:58 hat geschrieben:
Das ist schwierig. Dazu müsste man erstmal definieren was man mit "Zeitgefühl" meint und ob man auch darunter kognitive Leistungen wie Selbstwahrnehmung einschliesst.

Zum Beispiel ist es uns Menschen tatsächlich möglich mit unserer Umwelt höchst komplex zu interagieren, wofür eine sehr genaue Beurteilen für zeitliche Abläufe erforderlich ist,
Nun ja, Pflanzen interagieren auch mit ihrer Umgebung.
Das ist längst bekannt.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

BingoBurner » Fr 31. Jul 2015, 10:27 hat geschrieben:

Zeit ist eine periodische Abfolge. Das was eine Uhr misst. Aber auch ein Elektron das seine Kreise zieht folgt einer Abfolge.
Also existiert Zeit auch wenn da keiner da ist der sie wahrnimmt. Weil die Abfolgen existieren.
Wenn keiner da ist, der sie wahrnimmt, gibt es dann überhaupt "Abfolgen"?
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Brimborium » Fr 31. Jul 2015, 11:23 hat geschrieben: Wenn keiner da ist, der sie wahrnimmt, gibt es dann überhaupt "Abfolgen"?
Ja natürlich. Atomare Abläufe in deinem Körper finden ja auch statt aber nimmst du diese war ?
Die Zeit wurde durch das Zusammenspiel von Kräften im Universum schon gekrümmt bevor es den Homo Sapiens gab.
Und wenn morgen der Globus explodiert werden in anderen Galaxien weiterhin Atome mit einander reagieren, das Universum expandieren
und die Quanten munter ihren "Wahrscheinlichkeiten" folgen. Abfolgen halt.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

BingoBurner » Fr 31. Jul 2015, 12:44 hat geschrieben:
Ja natürlich. Atomare Abläufe in deinem Körper finden ja auch statt aber nimmst du diese war ?
Möglicherweise wird diese Wahrnehmung durch wichtigere Dinge überlagert.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Shoogar »

Brimborium » Fr 31. Jul 2015, 12:23 hat geschrieben: Wenn keiner da ist, der sie wahrnimmt, gibt es dann überhaupt "Abfolgen"?
Freilich.

Das Universum ist etwa 13,81 Mrd. Jahre alt.
Die Erde ca. 4 1/2 Mrd. Jahre.

Leben existiert auf der Erde seit ungefähr 3,5 Mrd. Jahren.

In dieser Zeit (also zwischen Urknall und Entstehung des Lebens (->Beobachter)) hat sich ganz offensichtlich Einiges entwickelt.

Außerdem erfahren wir durch die begrenzte Ausbreitungsgeschwindigkeit von Information (Lichtgeschwindigkeit) sowieso immer erst "hinterher" davon, daß etwas stattgefunden hat.
Das Leben auf der Erde mag teuer sein, aber eine jährliche Rundreise um die Sonne ist gratis mit dabei.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

Shoogar » Sa 1. Aug 2015, 01:15 hat geschrieben:
Freilich.

Das Universum ist etwa 13,81 Mrd. Jahre alt.
Die Erde ca. 4 1/2 Mrd. Jahre.

Leben existiert auf der Erde seit ungefähr 3,5 Mrd. Jahren.

In dieser Zeit (also zwischen Urknall und Entstehung des Lebens (->Beobachter)) hat sich ganz offensichtlich Einiges entwickelt.

Außerdem erfahren wir durch die begrenzte Ausbreitungsgeschwindigkeit von Information (Lichtgeschwindigkeit) sowieso immer erst "hinterher" davon, daß etwas stattgefunden hat.
Das ist keine Begründung eines Widerspruchs, sondern eine Bestätigung meiner These.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Provokateur »

Haben sich die Gesetze des Universums (Gravitation, Lichtgeschwindigkeit etc.) mit diesem ausgebreitet oder lagen sie schon vorher vor?
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Provokateur » Sa 1. Aug 2015, 09:32 hat geschrieben:Haben sich die Gesetze des Universums (Gravitation, Lichtgeschwindigkeit etc.) mit diesem ausgebreitet oder lagen sie schon vorher vor?
Gute Frage. Da jedoch keiner, hinter oder vor den Urknall blicken kann, ist die Frage wohl nicht beantwortbar.
Soweit mir bekannt ist, ist es uso das alles mit den Urknall entstand. Also die Naturgesetze die wir kennen, die Elemente,
die Dimensionen, die Konstanten. Also auch die Zeit.

Außer das man immer ein Handtuch mit der Aufschrift Dont Panik mit sich tragen soll. Dieses Naturgesetz gibt es erst seit Adams :D
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von odiug »

Provokateur » Sa 1. Aug 2015, 09:32 hat geschrieben:Haben sich die Gesetze des Universums (Gravitation, Lichtgeschwindigkeit etc.) mit diesem ausgebreitet oder lagen sie schon vorher vor?
Wie soll es eine Lichtgeschwindigkeit ohne Licht, eine Gravitationskraft ohne Masse geben :?:
Und wie soll man Gesetze aus wiederkehrenden Phaenomenen ableiten, ohne ein Phaenomen, dass man messen und beobachten koennte ?
Die Antwort ist also ganz klar: Nein!
Es gibt keine Naturgesetze ohne Natur.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

Ist der Urknall ein Erklärungsmodell oder objektive Wirklichlichkeit?
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Provokateur »

odiug » Sa 1. Aug 2015, 11:20 hat geschrieben: Wie soll es eine Lichtgeschwindigkeit ohne Licht, eine Gravitationskraft ohne Masse geben :?:
Und wie soll man Gesetze aus wiederkehrenden Phaenomenen ableiten, ohne ein Phaenomen, dass man messen und beobachten koennte ?
Die Antwort ist also ganz klar: Nein!
Es gibt keine Naturgesetze ohne Natur.
Das würde aber bedeuten, dass die objektiv vorliegenden Entitäten ihre eigenen Gesetze und Wechselwirkungen geschaffen haben.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Brimborium » Sa 1. Aug 2015, 11:16 hat geschrieben:Ist der Urknall ein Erklärungsmodell oder objektive Wirklichlichkeit?
Worauf willst du hinaus ? Der Urknall ist ein überprüfbares Erklärungsmodell. Also ein möglichst genaues Abbild der Wirklichkeit.
Das dabei alle denkbaren, offenen Fragen übrig bleiben ist erstmal obsolet.
Wenn es mathematische Probleme gibt die nicht lösbar sind, heißt das nicht das 2+2 auf einmal nicht mehr 4 ist
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Provokateur » Sa 1. Aug 2015, 11:40 hat geschrieben:
Das würde aber bedeuten, dass die objektiv vorliegenden Entitäten ihre eigenen Gesetze und Wechselwirkungen geschaffen haben.
Mmhh, ich denke das die Formulierung "ihre eigenen Gesetze und Wechselwirkungen geschaffen haben" zu ungenau ist ?
Sie waren einfach da. Der Rest ist dann Aktion und Reaktion. Und wenn ich das halbwegs richtig verstanden habe, gibt auch die Quantenwelt diese
Antwort, z.b. auf die Frage wie kann aus Nichts etwas entstehen kann.

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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

BingoBurner » Sa 1. Aug 2015, 17:46 hat geschrieben:
Worauf willst du hinaus ? Der Urknall ist ein überprüfbares Erklärungsmodell. Also ein möglichst genaues Abbild der Wirklichkeit.
Das dabei alle denkbaren, offenen Fragen übrig bleiben ist erstmal obsolet.
Wenn es mathematische Probleme gibt die nicht lösbar sind, heißt das nicht das 2+2 auf einmal nicht mehr 4 ist
2+2 ist unter anderem im Körper der natürlichen Zahlen 4, aber nicht immer.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Brimborium » Sa 1. Aug 2015, 16:54 hat geschrieben: 2+2 ist unter anderem im Körper der natürlichen Zahlen 4, aber nicht immer.
Bin neugierig was meinst du ?
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Billie Holiday »

Brimborium » Fr 31. Jul 2015, 09:38 hat geschrieben:Gibt es stichhaltige Beweise dafür, dass Tiere und auch Pflanzen ein Zeitgefühl haben oder nicht,
ob sie Zeit wahrnehmen können oder nicht?
mein Hund bekommt um 18.00 Uhr herum sein Abendbrot...um die Zeit steht er schwanzwedelnd vor mir und guckt Richtung Fressplatz.
Meine Katzen hatten auch ihre Zeiten, wo sie eintrudelten.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

BingoBurner » Sa 1. Aug 2015, 18:07 hat geschrieben:
Bin neugierig was meinst du ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Gruppentheorie
Zum Einstieg.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von odiug »

Provokateur » Sa 1. Aug 2015, 11:40 hat geschrieben:
Das würde aber bedeuten, dass die objektiv vorliegenden Entitäten ihre eigenen Gesetze und Wechselwirkungen geschaffen haben.
Sofern es uns betrifft, die wir ja Teil dieser "objektiv vorliegenden Entitäten" sind, jawoll ... genau so ist es.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Aha und jetzt ? Wie baut man damit ein Auto ? Oder ein Medikament ? Try and Error ?
Kapiere bis jetzt nicht worauf du hinaus willst.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

BingoBurner » Sa 1. Aug 2015, 18:58 hat geschrieben:
Aha und jetzt ? Wie baut man damit ein Auto ? Oder ein Medikament ? Try and Error ?
Kapiere bis jetzt nicht worauf du hinaus willst.
Ohne solche theoretischen Grundlagen würdest Du heute noch auf den Bäumen...
;)
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Brimborium » Sa 1. Aug 2015, 18:02 hat geschrieben: Ohne solche theoretischen Grundlagen würdest Du heute noch auf den Bäumen...
;)

Ich verstehe den Einwand nicht den du formuliert hast gegenüber dem Urknall ?
Oder war das keiner ? Und wenn was hat das mit diesen theoretischen Grundlagen zu tun ?
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

Ich habe keinen Einwand gegenüber dem Urknall formuliert.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von BingoBurner »

Brimborium » Sa 1. Aug 2015, 11:16 hat geschrieben:Ist der Urknall ein Erklärungsmodell oder objektive Wirklichlichkeit?
Das habe ich als Einwand verstanden. Missverstanden wie auch immer.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Brimborium »

BingoBurner » Sa 1. Aug 2015, 20:10 hat geschrieben:
Das habe ich als Einwand verstanden. Missverstanden wie auch immer.
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Fuerst_48 »

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Provokateur
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Provokateur »

Wer sagt eigentlich, dass wir uns absolut und kosmisch gesehen nicht in einem seltsamen Zwischenzustand von Urknall und späterem Universum (oder dem, was daraus wird) befinden, der von Intelligenzen, die im späteren Universum (oder dem, was daraus wird) als relativ früh nach dem Urknall wahrgenommen wird? Also so, wie wir über die Milli- und Femtosekunden nach dem Urknall reden?

Könnte es andererseits sein (Zeit ist ja immerhin im Verhältnis zum Raum relativ), dass sich in der relativ kurzen Zeit nach dem Urknall schon Zivilisationen entwickelt haben, die aber vergehen mussten, weil sich das ausdehnende und abkühlende Universum zu einem für sie unbewohnbaren und lebensfeindlichen Ort entwickelte?
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Perdedor
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Perdedor »

Provokateur hat geschrieben: Wer sagt eigentlich, dass wir uns absolut und kosmisch gesehen nicht in einem seltsamen Zwischenzustand von Urknall und späterem Universum (oder dem, was daraus wird) befinden, der von Intelligenzen, die im späteren Universum (oder dem, was daraus wird) als relativ früh nach dem Urknall wahrgenommen wird? Also so, wie wir über die Milli- und Femtosekunden nach dem Urknall reden?
Die Frage was kurz oder lange nach dem Urknall war ist natürlich subjektiv.
Unser Wissen über was bisher geschah wird aber nie falsch. Die Chronologie des Universums ist objektiv.
Interessant wird es in vielen Milliarden Jahren, wenn aufgrund der Raumausdehnung das sichtbare Universum nur noch eine Galaxie enthält oder nur noch ein Sonnensystem. Der Rest ist dann wie die kosmische Hintergrundstrahlung bis zur Unsichbarkeit rotverschoben (oder sogar jenseits des Ergeignishorizontes, wenn sich die Ausdehnung beschleunigt ("Big Rip")). Wenn es dann eine Zivilisation gäbe hätte sie große Schwierigkeiten etwas über den Urknall (oder den Rest des Universums) herauszufinden. Wir haben vergleichweise Glück noch so viel sehen zu können. Andererseits ist es auch uns anscheinend verwehrt einmal "im Kreis" durch das Universum zu blicken. Sofern es sphärisch ist kann man nämlich prinzipiell wieder am Ausgangspunkt ankommen, wenn man immer geradeaus fliegt. D.h. wir würden in vielen Lichtjahren Entfernung wieder die Sonne sehen (natürlich viele Jahre jünger). Die Hintergrundstrahlung wurde auf entsprechende Muster untersucht, aber es sieht so aus als ob das gesamte Universums deutlich größer als dessen sichtbarer Teil ist. In der fernen Zukunft könnte es schlimmer werden.
Provokateur hat geschrieben: Könnte es andererseits sein (Zeit ist ja immerhin im Verhältnis zum Raum relativ), dass sich in der relativ kurzen Zeit nach dem Urknall schon Zivilisationen entwickelt haben, die aber vergehen mussten, weil sich das ausdehnende und abkühlende Universum zu einem für sie unbewohnbaren und lebensfeindlichen Ort entwickelte?
Wenn, dann wäre die Zivilisation nicht mit unserer zu vergleichen. Im frühen Universum fehlte es vor allem an den Elementen aus denen wir bestehen. Zudem war im wirklich frühen Universum zwar die Entropie niedrig, das lag aber nur an der Gravitation. Die eigentliche Materie lag als Plasma im thermodynamischen Equilibrium vor. Schwer vorzustellen wie dort Strukturen, die Intelligenz ausmachen entstehen sollen. Außer natürlich als Boltzmann Gehirn. Aber das könnten wir auch heute noch sein.
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Cat with a whip
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Cat with a whip »

Auch in vielen Milliarden Jahren wird unser beobachtbares Universum noch viele Galaxien enthalten, denn die näheren Strukturen bis zum lokalen Galaxien-Superhaufen widersetzen sich gravitativ der Raumausdehnung. Das sind immerhin einige tausend Galaxien.
Das schwindende Fusionsmaterial in Größenordnung 100 Billionen Jahren bedeudet das Ende für Leben in unserem Universum. Danach bestehen die Galaxien nur noch aus Schwarzen Löchern, erloschenen Zwergsternen oder Neutronensternen, es entstehen damit auch keine neuen Atome mehr und die bestehenden Atomkerne zerfallen. Nach dieser Ära gibt es nur noch Schwarze Löcher, Elementarteilchen und Strahlung. Wenn das letzte SL in ferner Zukunft zerstrahlt, ist der Wärmetod perfekt. Dann ist das Universum richtig langweilig. Dann bildet sich spontan ein denkendes Brot namens Bernd und fühlt sich richtig heimelig.
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Perdedor
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Perdedor »

Cat with a whip hat geschrieben: Auch in vielen Milliarden Jahren wird unser beobachtbares Universum noch viele Galaxien enthalten, denn die näheren Strukturen bis zum lokalen Galaxien-Superhaufen widersetzen sich gravitativ der Raumausdehnung.
Es kommt darauf an, wie sich die dunkle Energie mit der Zeit verhält. Wenn ihre Dichte zunimmt und sich die Ausdehung des Universums immer weiter beschleunigt, wird sie irgendwann alle anderen Kräfte übertreffen. Zuerst werden sich Galaxien immer weiter voneinander entfernen, dann die Sterne innerhalb von Galaxien, irgendwann wird die Ausdehung des Universums so schnell sein, dass es sogar Atome zerreißt. Ein solches Szenario nennt man auch "Big Rip".
https://en.wikipedia.org/wiki/Big_Rip
Falls eine solche Hypthese zutrifft, könnte das Szenario auch wesentlich früher eintreten, als dass alle Materie zu schwarzen Löchern kontrahiert ist.
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harry52
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von harry52 »

Perdedor hat geschrieben:Ein solches Szenario nennt man auch "Big Rip".
Ja, aber ich werde es nicht mehr erleben und ich frage mich noch etwas ganz anderes.
Was werde ich denn alles so erleben? Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, bin ich ziemlich sicher bei Bewusstsein. Ich befinde mich vermutlich nicht in der Zeit vor meiner Geburt und ziemlich sicher auch nicht in der Zeit nach meinem Tod. Ich liege auch nicht auf einem OP Tisch und bin gerade in Narkose und im Tiefschlaf bin ich auch nicht. etc. etc.

Und jetzt die große Frage:
Habe ich denn jemals bewusst, was anderes erlebt? Werde ich jemals bewusst erleben, wenn ich kein Bewusstsein habe, weil ich z.B. noch nicht geboren bin? Sicherlich doch nicht und das bedeutet doch nichts anderes, dass ich (und natürlich auch alle anderen) quasi ewig leben. Ich erlebe bewusst nicht die ganzen anderen Zeiten ohne Bewusssein. Mein bewusstes Leben ist quasi ewig.

Oder was ist daran falsch?
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
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Cat with a whip
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Cat with a whip »

Perdedor hat geschrieben:(19 May 2016, 17:16) als dass alle Materie zu schwarzen Löchern kontrahiert ist.
Wo ham'sen das schon wieder gelesen?
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Perdedor
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Perdedor »

Cat with a whip hat geschrieben:(20 May 2016, 10:13)

Wo ham'sen das schon wieder gelesen?
Hier z.B. wird berechnet, dass ein Big Rip schon in 16,7 Mrd Jahren möglich wäre.
http://arxiv.org/abs/1202.4060

harry52 hat geschrieben: Oder was ist daran falsch?
Kommt darauf an, was man unter "ewig" versteht.
Wenn damit ein unendlich langer Zeitraum gemeint wäre, wäre es falsch, da du zu einem bestimmten Zeitpunkt (vielleicht 1952?) das erste mal auf eine Uhr geblickt hast und diese seitdem nur um eine endliche Zeit vorgerückt ist.
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Cat with a whip
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Cat with a whip »

Ich hatte zitiert:

"Perdedor hat geschrieben:
(19 May 2016, 17:16) als dass alle Materie zu schwarzen Löchern kontrahiert ist."

Wer sagt dass alle Materie in SL geht?
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Perdedor
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Perdedor »

Cat with a whip hat geschrieben: Wer sagt dass alle Materie in SL geht?
Langfristig ist das zu erwarten, da SL eben sehr stabil sind. Sie verlieren nur durch Hawkingstrahlung an Masse und das umso langsamer, je größer sie sind.
Neutronensterne, Planeten etc., die noch nicht in einem schwarzen Loch gebunden sind werden irgendwann entweder durch Protonzerfall zerfallen, oder durch den Tunneleffekt zunächst zu Eisen und schließlich auch zu einem schwarzen Loch.

In der von dir zitierten Stelle bezog ich mich auf diesen Satz:
"Nach dieser Ära gibt es nur noch Schwarze Löcher, Elementarteilchen und Strahlung."
Der Big Rip könnte eben bereits vor dieser Ära eintreten.
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Cat with a whip
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Cat with a whip »

Perdedor hat geschrieben:(20 May 2016, 21:06)

Langfristig ist das zu erwarten, da SL eben sehr stabil sind.
Warum sollte alle Masse in SL gehen?
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Perdedor
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Re: Betrachtungen zur Zeit

Beitrag von Perdedor »

Cat with a whip hat geschrieben: Warum sollte alle Masse in SL gehen?
Nicht alle Masse, sondern alle (baryonische) Materie.
Eben wegen Protonzerfall oder Tunneleffekt.
In der Wikipedia ist es ganz gut erklärt
"Given our assumed half-life of the proton, nucleons (protons and bound neutrons) will have undergone roughly 1,000 half-lives by the time the universe is 10^40 years old. To put this into perspective, there are an estimated 10^80 protons currently in the universe.[32] This means that the number of nucleons will be slashed in half 1,000 times by the time the universe is 10^40 years old. Hence, there will be roughly ½^1,000 (approximately 10^−301) as many nucleons remaining as there are today; that is, zero nucleons remaining in the universe at the end of the Degenerate Age. Effectively, all baryonic matter will have been changed into photons and leptons. Some models predict the formation of stable positronium atoms with a greater diameter than the observable universe's current diameter in 10^85 years, and that these will in turn decay to gamma radiation in 10^141 years.[4][5]"
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