bolo'bolo - der Entwrf einer anarchistischen Gesellschaft

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aleph
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bolo'bolo - der Entwrf einer anarchistischen Gesellschaft

Beitrag von aleph »

Ich habe mir vor einiger Zeit dieses Buch gekauft und auch schon ein wenig darin geblättert.

Hier habe ich einen hoffentlich guten Artikel dazu.

Selbstverständlich gibt es auch bei Wikipedia einen Artikel dazu.

Als Denkanstoß ein Zitat aus dem obigen AUfsatz:
»bolo’bolo« fällt zunächst durch seine fremdartige Begrifflichkeit
auf: polynesisch klingende Neologismen, illustriert durch chinesisch
anmutende kalligraphische Zeichen. Dahinter verbirgt sich nicht mehr
und nicht weniger als das Konzept einer anarchistischen Gesellschaft.
Alter Wein in neuen Schläuchen, könnte man meinen, doch
ein zentraler Aspekt dieser Utopie ist für den utopischen Diskurs innovativ:
die Globalität des Entwurfs. In dieser Zukunftsutopie haben
sich weltweit alle staatlichen Strukturen aufgelöst und sind ersetzt
worden durch ein extrem pluralistisches Netzwerk von unzähligen
autonomen Großkommunen mit jeweils etwa 500 Einwohnern, sogenannten
»bolos«. Und damit ist auch der Titel erklärt: bolo’bolo
meint die Gesamtheit der bolos und damit das politische System der
zukünftigen Weltgesellschaft. In Form einer theoretischen Abhandlung
wird – ohne Figuren oder romanhafte Handlung – ein fiktives
Szenario konstruiert, wobei alle wesentlichen Aspekte, die zu einer
klassischen Utopie dazugehören, berücksichtigt werden, von einer
Kritik an der Realgesellschaft über ein gegenübergestelltes Ideal mit
einem entsprechenden politischen und wirtschaftlichen System bis
hin zu einem bestimmten Geltungsanspruch.
Die Kritik, die – wie schon bei Morus – der eigentlichen Utopie
vorangestellt wird, gilt nicht allein dem Kapitalismus, sondern auch
dem Staatssozialismus. Hinter beiden stecke als Grundübel, so P. M.,
die Einrichtung eines Staates, der notwendig zu Unterdrückung und
Ausbeutung des Individuums führe. Letztlich stellt P. M. die gesamte
staatliche Zivilisation, die sich nach der »lange[n] und glückliche[
n]« Altsteinzeit entwickelt hat, als Ausrutscher der Menschheitsgeschichte
dar (8 f.). Die menschenverachtende Wirtschaftsweise des
Staates wird als »Planetare Arbeitsmaschine (PAM)« bezeichnet, der
eine nicht kontrollierbare Eigendynamik zugeschrieben wird: »Das
ist der Mechanismus der Arbeitsmaschine: die Gesellschaft in isolierte
Individuen aufspalten, sie einzeln mit Lohn oder Gewalt
erpressen, und dann ihre Arbeitszeit gemäß dem eigenen Plan zusammensetzen.
Wirtschaft bedeutet: immer bessere Kontrolle der
Maschine über ihre Bestandteile« (15 f.). Der Staatssozialismus
sorge zwar besser für die Industriearbeiter, gleiche aber im Übrigen
dem kapitalistischen Staat, indem er an zentralistischer staatlicher
Herrschaft und Unterdrückung des Individuums festhalte: »Jede
Form des Staats ist eine Form der Diktatur der Maschine« (28 f.). Ergänzt
wird diese Kritik um eine globalisierungskritische Perspektive:
P. M. unterscheidet westlichen Kapitalismus, östlichen Staatssozialismus
und südliche Dritte Welt, die vor allem als Reservoir für
Rohstoffe und billige Arbeitskräfte diene. Dabei wird der Mechanismus
der Unterdrückung von nicht-industrialisierten, ökonomisch
und militärisch hoffnungslos unterlegenen Dritte-Welt-Ländern angeprangert,
vom Kolonialismus bis zu modernen Formen wirtschaftlicher
Ausbeutung.
Das Ideal dagegen ist die individuelle Freiheit.
Meines Erachtens fängt das Problem schon damit an, daß dieses Modell nur eine begrenzte Einwohnerzahl der Erde von etlichen Millionen Menschen erlaubt. Diese müßten dann noch sehr genügsam sein. Probleme sehe ich bei der Abschaffung von Geld: Man nehme an, ich produziere Häuser und möchte ein Haus gegen ein Fahrrad tauschen :P

Tauschwirtschaft geht nur bei einer materiell beschränkten und gleichförmigen Kultur. Ich kann beispielsweise Äpfel produzieren und sie gegen Gurken tauschen, da funktioniert das noch (denke ich im ersten Ansatz).

Der Autor sieht die Menschen auf dem Fahrrad unterwegs. Naja, bei wem tausche ich dann eine Straße ein? Außerdem: Im Winter und mit vier Babys am Hals fährt niemand mit dem Fahrrad herum.
Zuletzt geändert von aleph am Mo 9. Nov 2009, 19:36, insgesamt 1-mal geändert.
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