Der Einfluß von Sokrates

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Geri2
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Geri2 »

H2O hat geschrieben:(12 Jun 2018, 18:34)

Da dürfen Sie aber lange warten. Ich habe solchen Unsinn nicht behauptet, um dafür den Beweis antreten zu müssen. Das unterscheidet uns nämlich.
Ich sehe, Sie sind intellektuell ueberfordert. Ignore.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von H2O »

Geri2 hat geschrieben:(12 Jun 2018, 18:38)

Ich sehe, Sie sind intellektuell ueberfordert. Ignore.
Ja, mache ich; danke für die Zeitersparnis.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von streicher »

Sir Porthos hat geschrieben:(26 Nov 2013, 18:37)

Für mich war Jesus Christus der größte Philosoph. Er lehrte nicht nur, er lebte es auch selber.
Ein einflussreicher Denker, aber zu den Großen würde ich ihn nicht zählen. Wie bei Sokrates ist es bei Jesus schwierig, welche Worte überhaupt von ihm stammen bzw. seine wirklich eigenen neuen Gedanken herauszukristallisieren.
Sokrates' gewählter Tod ist folgenreich - dazu schreibt Henning Ottmann in Geschichte des politischen Denkens 1/1:
Nach dem Tode Christi ist der Tod des Sokrates der folgenreichste in der westlichen Kultur.
Die Zukunft ist Geschichte.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Alpha Centauri »

Ich halte Platon ein Schüler des Sokrates für weitaus folgenreicher, dessen Philosophie ( Ideenlehre, Der Körper - Geist Dualismus,die Zwei Welten Theorie) hat ganz klar entscheidenden Einfluss auf Christentum, Islam usw genommen.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von H2O »

Alpha Centauri hat geschrieben:(24 Dec 2018, 15:58)

Ich halte Platon ein Schüler des Sokrates für weitaus folgenreicher, dessen Philosophie ( Ideenlehre, Der Körper - Geist Dualismus,die Zwei Welten Theorie) hat ganz klar entscheidenden Einfluss auf Christentum, Islam usw genommen.
In meinem Bemühen um Einblicke in die griechischen Philosophen und ihre Lehren hatte ich einen Hinweis gefunden, daß Platon Gedanken seines Lehrers Sokrates nachträglich formuliert hat. Vielleicht ist es vernünftig, die beiden gedanklich zu verschmelzen.

Leider kann ich das Werk nicht mehr benennen, wo ich diesen Hinweis gelesen hatte. Am Ende ist ja auch dieses Werk nur die Fortsetzung von Ausdeutungen der Gedanken dieser Genies.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Alpha Centauri »

streicher hat geschrieben:(24 Dec 2018, 09:30)

Ein einflussreicher Denker, aber zu den Großen würde ich ihn nicht zählen. Wie bei Sokrates ist es bei Jesus schwierig, welche Worte überhaupt von ihm stammen bzw. seine wirklich eigenen neuen Gedanken herauszukristallisieren.
Sokrates' gewählter Tod ist folgenreich - dazu schreibt Henning Ottmann in Geschichte des politischen Denkens 1/1:
Richtig, dass meiste was überlieferte ist stammt aus der Feder seines Schülers Plato, was da genau noch " Sokrates" ist und was schon Platon ist mitunter schwer zu sagen, man siehe die Dialoge.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von streicher »

Alpha Centauri hat geschrieben:(24 Aug 2019, 23:02)

Richtig, dass meiste was überlieferte ist stammt aus der Feder seines Schülers Plato, was da genau noch " Sokrates" ist und was schon Platon ist mitunter schwer zu sagen, man siehe die Dialoge.
Sokrates' selbst gewählter Tod war allerdings folgenreich.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Adam Smith »

Alpha Centauri hat geschrieben:(24 Dec 2018, 15:58)

Ich halte Platon ein Schüler des Sokrates für weitaus folgenreicher, dessen Philosophie ( Ideenlehre, Der Körper - Geist Dualismus,die Zwei Welten Theorie) hat ganz klar entscheidenden Einfluss auf Christentum, Islam usw genommen.
Das Christentum wurde bei uns ja abgelöst durch die Wissenschaft. Und dieses passt dann am besten auf Aristoteles.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Aristoteles
Das ist Kapitalismus:

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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(26 Aug 2019, 23:04)

Das Christentum wurde bei uns ja abgelöst durch die Wissenschaft. Und dieses passt dann am besten auf Aristoteles.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Aristoteles
Welche Wissenschaft hat die Normen unseres abendländischen gesellschaftlichen Zusammenlebens entwickelt? Da sehe ich schon das Zusammenwirken der alten Philosophen und der christlichen Verhaltenslehren. Heute können wir wohl feststellen, daß diese Normen auch ohne Gott als Wächter über unsere Seelen fortbestehen.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(28 Aug 2019, 16:28)

Welche Wissenschaft hat die Normen unseres abendländischen gesellschaftlichen Zusammenlebens entwickelt? Da sehe ich schon das Zusammenwirken der alten Philosophen und der christlichen Verhaltenslehren. Heute können wir wohl feststellen, daß diese Normen auch ohne Gott als Wächter über unsere Seelen fortbestehen.
Das hat sich entwickelt aus dem Ansatz von Aristoteles.
Aristoteles war ein Utilitarist.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(28 Aug 2019, 16:50)

Das hat sich entwickelt aus dem Ansatz von Aristoteles.
Aristoteles war ein Utilitarist.
Das kann man sicher so sehen; aber unsere christlich abendländische Gesellschaftsordnung war doch auf Gottesfurcht gegründet. Diese Gottesfurcht ist inzwischen geschwunden. Also gut, Aristoteles ist schuld! :) Philosophie ist nicht gerade meine starke Seite! Hellmut Flashar über "Aristoteles, Lehrer des Abendlands" lesen, heißt für mich, in einen anhaltenden Schockzustand zu fallen.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von al-Faylasuf »

Bertrand Russell merkte in seiner Philosophiegeschichte an, dass Platon sich seinen Sokrates - zumindest so wie er ihn darstellte - ausgedacht haben könnte. Das literarische und stilistische Genie dazu hatte er. Die andere historisch maßgebliche Quelle - Xenophon - wird zumindest in der jüngeren Entwicklung der Geschichte stärker bezweifelt als zu früheren Zeiten. Der Selbstmord des Sokrates war tatsächlich einflussreich für das Abendland, wie schon hier erwähnt. Auch andere bekannte griechische Gestalten (ob aus der Historie wie Zenon oder aus den Mythen wie Ajax oder Achilles (der in die Schlacht zieht, wohl wissend, dass ihm der Tod prophezeit wurde, wenn er dies tut) wählen den Suizid.

Augustinus war sehr darauf bedacht, das Christentum philosophisch dem bis dahin intellektuell stärkeren antiken Heidentum als überlegen darzustellen. Und so erscheint bei ihm Jesus auch als weitaus edler, weil er im Gegensatz zu den berühmten Altvorderen aus freien Stücken sein Leben opfert. Gerade bei den früheren Christen war das freiwillige Märtyertum weit verbreitet. Augustinus und andere schoben dem argumentativ einen Riegel vor, allerdings blieb bei den orthodoxen Christen die Tradition des freiwilligen Suizids lange Zeit bestehen. James Frazier - Begründer der Religionsethnologie - schrieb in seinem mehrere Tausend Seiten füllenden Werk "Der Goldene Zweig" dazu das Phänomen der Massenselbstmorde ganzer Landstriche in Russland in 16. Jahrhundert.

Was Sokrates Philosophie als solche angeht, so war es natürlich sein Postulat der Selbsterkenntnis als oberstes Ziel menschlichen Lebens, dass bei Philosophen sowohl des Orients als auch des Abendlands wirkungsmächtig war.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Fliege »

Alpha Centauri hat geschrieben:(24 Aug 2019, 23:02)
Richtig, dass meiste was überlieferte ist stammt aus der Feder seines Schülers Plato, was da genau noch " Sokrates" ist und was schon Platon ist mitunter schwer zu sagen, man siehe die Dialoge.
streicher hat geschrieben:(26 Aug 2019, 22:04)
Sokrates' selbst gewählter Tod war allerdings folgenreich.
al-Faylasuf hat geschrieben:(03 Sep 2019, 13:05)
Was Sokrates Philosophie als solche angeht, so war es natürlich sein Postulat der Selbsterkenntnis als oberstes Ziel menschlichen Lebens, dass bei Philosophen sowohl des Orients als auch des Abendlands wirkungsmächtig war.
In seiner Platon-Einleitung bietet Michael Bordt eine zentrale ethische These von Sokrates an: "In seiner Weigerung zur Flucht drückt sich Sokrates' Überzeugung aus, daß Unrecht zu tun schlechter ist, als Unrecht zu leiden, weil man dadurch, daß man Unrecht tut, seiner Seele, d. h. sich selbst, Schaden zufügt" (1999, S. 37). Sokrates hätte nach dem Todesurteil aus Athen fliehen können, tat es aber nicht, was in der von Sokrates vertretenen ethischen These eine Erklärung finden würde. Und es ist Selbsterkenntnis, aus der überhaupt nur eine Antwort auf die Frage erwachsen kann, "was das gute und glückliche Leben eigentlich ist" (ebenda, S. 17).
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von schokoschendrezki »

Der vielleicht bekannteste Sokrates zugeschriebene Spruch "oîda ouk eidōs (οἶδα οὐκ εἰδώς)" ist - zumindest im deutschen Sprachraum - unzutreffend übersetzt. Nicht "Ich weiß, dass ich nichts weiß" sondern "Ich weiß, dass ich nicht weiß" müsste es eher heißen. Dennoch hat sich die erstere Übersetzung dauerhaft eingeschliffen. Dabei ist der Deutungsunterschied bei Hinweglassen dieses kleinen "s" gewaltig. Es geht keineswegs darum, dass der Mensch eigentlich nichts wissen könne sondern darum, dass aus dem vermeintlichen Wissen erst durch Hinterfragung tatsächliches Wissen wird.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Nov 2019, 11:50)

Der vielleicht bekannteste Sokrates zugeschriebene Spruch "oîda ouk eidōs (οἶδα οὐκ εἰδώς)" ist - zumindest im deutschen Sprachraum - unzutreffend übersetzt. Nicht "Ich weiß, dass ich nichts weiß" sondern "Ich weiß, dass ich nicht weiß" müsste es eher heißen. Dennoch hat sich die erstere Übersetzung dauerhaft eingeschliffen. Dabei ist der Deutungsunterschied bei Hinweglassen dieses kleinen "s" gewaltig. Es geht keineswegs darum, dass der Mensch eigentlich nichts wissen könne sondern darum, dass aus dem vermeintlichen Wissen erst durch Hinterfragung tatsächliches Wissen wird.
Der Ichbezug ist m.E. schon ernst gemeint. Es geht ihm nicht darum, was "der Mensch" wissen und nicht wissen könne, sondern er geht bewusst von sich selbst als das einzig Gewisse aus. Die Selbstvergessenheit vieler ist ja schon oft das Problem und der Wegbereiter zum Größenwahn. Es geht letztlich um die Basis einer skeptischen Haltung, dass man über den selbst erzeugten Schein nicht hinaus kommt, dass alles vermeintliche Wissen tatsächlich zuschreibende Spekulation über "Schatten" ist.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Alster »

al-Faylasuf hat geschrieben:(03 Sep 2019, 13:05)

Bertrand Russell merkte in seiner Philosophiegeschichte an, dass Platon sich seinen Sokrates - zumindest so wie er ihn darstellte - ausgedacht haben könnte.
Sokrates scheint mir als historische Person zumindest einen Tick wahrscheinlicher als Jesus, da es auch Zeugen gibt, die nicht unbedingt zu seinem Anhängerkreis gehörten. Ich denke da z.B. an Aristophanes (die Wolken).
Was noch nicht die Frage beantwortet, wieviel der Platonische/Xenophonische Sokrates mit der historischen Person zu tun haben.
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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Fliege
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Fliege »

BlueMonday hat geschrieben:(07 Nov 2019, 17:05)
Der Ichbezug ist m.E. schon ernst gemeint. Es geht ihm nicht darum, was "der Mensch" wissen und nicht wissen könne, sondern er geht bewusst von sich selbst als das einzig Gewisse aus. Die Selbstvergessenheit vieler ist ja schon oft das Problem und der Wegbereiter zum Größenwahn. Es geht letztlich um die Basis einer skeptischen Haltung, dass man über den selbst erzeugten Schein nicht hinaus kommt, dass alles vermeintliche Wissen tatsächlich zuschreibende Spekulation über "Schatten" ist.
Deine Wendung, vermeintliches Wissen sei Spekulation über "Schatten", wirft wieder die Fragestellung auf, ob Platons Ideenlehre tatsächlich bei Sokrates anschließt (verdichtet im Höhlengleichnis) oder ob Platon seine eigene Ideenlehre lediglich so darstellt, als würde sie bei Sokrates anschließen (indem er seine Figur Sokrates sprechen lässt).
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von BlueMonday »

Fliege hat geschrieben:(07 Nov 2019, 17:15)

Deine Wendung, vermeintliches Wissen sei Spekulation über "Schatten", wirft wieder die Fragestellung auf, ob Platons Ideenlehre tatsächlich bei Sokrates anschließt (verdichtet im Höhlengleichnis) oder ob Platon seine eigene Ideenlehre lediglich so darstellt, als würde sie bei Sokrates anschließen (indem er seine Figur Sokrates sprechen lässt).
Die Person Sokrates ist eben auch ein Schatten, ein Schein, eine Spekulation :).
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Stoner »

Adam Smith hat geschrieben:(28 Aug 2019, 16:50)

Das hat sich entwickelt aus dem Ansatz von Aristoteles.
Aristoteles war ein Utilitarist.
Ich wusste gar nicht, dass Tugendethik Utilitarismus ist :eek:
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Fliege »

MäckIntaier hat geschrieben:(07 Nov 2019, 22:26)
Ich wusste gar nicht, dass Tugendethik Utilitarismus ist :eek:
Du hast einen Namensverwandten, der MacIntyre heißt, Alasdair MacIntyre, und Tugendethiker ist.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Stoner »

Fliege hat geschrieben:(07 Nov 2019, 22:34)

Du hast einen Namensverwandten, der MacIntyre heißt, Alasdair MacIntyre, und Tugendethiker ist.
Gut erkannt ;-)

Aber der ist mit seinem Rückgriff auf Aristoteles doch kein Gewährsmann für Utilitarismus. Oder verpass ich da was?
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Fliege »

MäckIntaier hat geschrieben:(07 Nov 2019, 22:45)
Gut erkannt ;-)

Aber der ist mit seinem Rückgriff auf Aristoteles doch kein Gewährsmann für Utilitarismus. Oder verpass ich da was?
Mit Utilitarismus hat meine Anmerkung nichts zu tun, es geht mit ausschließlich um deinen Namensverwandten.

Utilitarismus hat Probleme wegen seiner Nutzenfunktion, die objektiv sein sollte und müsste, aber nicht hinhaut; dieses Problem hat Aristoteles nicht, weil er und dein Namensverwandter es nicht auf eine solche Nutzenfunktion anlegen.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Stoner »

Fliege hat geschrieben:(07 Nov 2019, 22:49)

Mit Utilitarismus hat meine Anmerkung nichts zu tun, es geht mit ausschließlich um deinen Namensverwandten.

Utilitarismus hat Probleme wegen seiner Nutzenfunktion, die objektiv sein sollte und müsste, aber nicht hinhaut; dieses Problem hat Aristoteles nicht, weil er und dein Namensverwandter es nicht auf eine solche Nutzenfunktion anlegen.
Und im Gegensatz zu Aristoteles wird man mit meinem Namensgeber auch kein politisches Programm schreiben können (sowenig wie mit dem Kopf meines gegenwärtigen Avatars). :)
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Fliege »

MäckIntaier hat geschrieben:(07 Nov 2019, 23:37)
Und im Gegensatz zu Aristoteles wird man mit meinem Namensgeber auch kein politisches Programm schreiben können (sowenig wie mit dem Kopf meines gegenwärtigen Avatars). :)
Dein Avatar sieht dem jungen Alexander von Humboldt zum Verwechseln ähnlich.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Stoner »

Fliege hat geschrieben:(07 Nov 2019, 23:43)

Dein Avatar sieht dem jungen Alexander von Humboldt zum Verwechseln ähnlich.
Ja, obwohl der junge Humboldt bisschen fülliger ist. Ist vielleicht eine Stilfrage der Malerei - das jedenfalls ist Leopardi (damals hat man direkt ALS Photoshop gearbeitet und nicht hinterher retuschiert) :D
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(07 Nov 2019, 17:05)

Der Ichbezug ist m.E. schon ernst gemeint. Es geht ihm nicht darum, was "der Mensch" wissen und nicht wissen könne, sondern er geht bewusst von sich selbst als das einzig Gewisse aus. Die Selbstvergessenheit vieler ist ja schon oft das Problem und der Wegbereiter zum Größenwahn. Es geht letztlich um die Basis einer skeptischen Haltung, dass man über den selbst erzeugten Schein nicht hinaus kommt, dass alles vermeintliche Wissen tatsächlich zuschreibende Spekulation über "Schatten" ist.
Das verstehe ich aber anders.
Um diesen kleinen Unterschied bin ich also offenbar weiser, dass ich eben das, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube.
Das heißt noch lange nicht, dass "alles vermeintliche Wissen tatsächlich zuschreibende Spekulation" ist. Das heißt doch ersteinmal nur, dass alles, was nicht falsifiziert ist noch nicht als Unwahrheit und alles, was nicht - wenigstens! - in einigen Fällen verifiziert ist, noch nicht als Wahrheit zu gelten hat. Was die moderne Wissenschaft mit einer "Axiomatisierung" macht: Sie verschiebt die unabgeleiteten und unableitbaren Wahrheiten auf einen Satz von axiomatischen Aussagen und beschäftigt sich fortan nur noch mit der streng logischen Herleitung tatsächlich und wirklich beweisbarer Aussagen. Solange das Axiomensystem nur wahre Aussagen enthält. Das Prinzip der kleinsten Wirkung zum Beispiel. Das ist doch keine Spekulation über Schatten. Eine - wie ich finde - sehr interessante und radikale Spekulation besteht darin, dass schon die Widesrpruchsfreiheit an sich und unabhängig von der Richtigkeit der Axiome eine Ursache für Existenz sein könnte. Dass das, was wir vorfinden, deshalb vorfindbar ist, weil es widerspruchsfrei beschreibbar ist.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von Karol Karol »

Ich nahm vor drei Jahren im Andenken an den großen Sokrates Conium maculatum verdünnt. Das war ein klasse Gefühl.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(08 Nov 2019, 15:04)

Das verstehe ich aber anders.


Das heißt noch lange nicht, dass "alles vermeintliche Wissen tatsächlich zuschreibende Spekulation" ist.
Was soll es sonst sein.
Nur ist das Eigentliche, das Grün "des Lebens goldener Baum" das, was man "oben" herein schüttet, und das ist der Schatten, die Spekukation, die Annahme, ein Anspruch, ein Postulat, ein Axiom usw. Der Rest ist nur recht unspannende, da inhaltslose(nichts hinzufügende), logische Mechanik(Deduktion). Der eigentliche Streit dreht sich immer um den Inhalt, den man in die leblose Maschine der Logik schüttet. Und der Streit ist nur möglich und überhaupt sinnvoll durch eine prinzipielle Unentscheidbarkeit, also einen spekulativen Raum.

Wie will man der Spekulation entfliehen? Durch Falsifikation? Das ist ja auch nur eine weitere Aussage über die Welt, die sich dann wiederum messen lassen muss, also einen Test anbieten muss und damit selbst fallibel/fehlbar wird -> man endet in einem infiniten Regress bzw endet eben nicht. Man bricht allenfalls eine Begründungskette ab, weil man als endliches Wesen nicht endlos Zeit hat. Am menschlichen Ende steht immer der Begründungsabbruch, das Dogma, die spekulative Setzung.

Die ganze Sprache ist nichts weiter als spekulative Begriffsbildung, die sich ihre vermeintliche "Gewissheit" nur durch zahlreiche Wiederholungen des "Ähnlichen" beschafft, also durch Induktion, die empirisch nie vollständig sein kann. Das sind Denkgewohnheiten, Trägheiten, die manchmal ihren spekulativen Charakter vergessen haben oder es sind völlige Leerheiten, Tautologien.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von naddy »

Eime wahre Aussage über die Nicht-Existenz der Wahrheit kann es aufgrund der eigenen Prämisse nicht geben.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von H2O »

naddy hat geschrieben:(22 Oct 2020, 21:54)

Eime wahre Aussage über die Nicht-Existenz der Wahrheit kann es aufgrund der eigenen Prämisse nicht geben.
Noch eine Umdrehung mehr, und ich bin ganz am Ende angelangt! :?:
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von naddy »

H2O hat geschrieben:(22 Oct 2020, 22:05)

Noch eine Umdrehung mehr, und ich bin ganz am Ende angelangt! :?:
Ganz einfach: Wenn ich behaupte es gibt keine Wahrheit, kann auch diese Aussage keine sein. ;)
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von H2O »

naddy hat geschrieben:(22 Oct 2020, 23:53)

Ganz einfach: Wenn ich behaupte es gibt keine Wahrheit, kann auch diese Aussage keine sein. ;)
Das ist ein zu sehen. Geht doch! :)
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von naddy »

H2O hat geschrieben:(22 Oct 2020, 23:56)

Das ist ein zu sehen. Geht doch! :)
So simpel unterhält man sich nicht unter Philosophen, da könnt' ja jeder mitreden. :D
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von H2O »

naddy hat geschrieben:(23 Oct 2020, 00:00)

So simpel unterhält man sich nicht unter Philosophen, da könnt' ja jeder mitreden. :D
Manche Texte sind so. Die lege ich ganz schnell wieder weg.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von BlueMonday »

naddy hat geschrieben:(22 Oct 2020, 21:54)

Eime wahre Aussage über die Nicht-Existenz der Wahrheit kann es aufgrund der eigenen Prämisse nicht geben.
Ist doch ein alter Hut. Stichwort "pancritical rationalism". Das ist doch gerade die Grundidee des Kritizismus, dass man irgendwelche Prinzipien letztlich auch auf sich selbst anzuwenden hat. Also auch den Kritizismus auf den Kritizismus (Ergebnis ist erwähnter Pankritizismus), den Skeptizismus auf den Skeptizismus, den Relativismus auf den Relativismus usw. Dadurch lösen sich diese relativistischen Ansätze ja nicht auf und die absolute Wahrheit bleib wundersam von allen Bezügen befreit übrig.
Man kann also die bloße Möglichkeit einer "absoluten Wahrheit" einräumen und dann nach der Präsentation einer solchen fragen und dann entspannt einer entsprechenden Darbietung entgegensehen. Bisher ist das jedenfalls noch niemandem gelungen.
Am nächsten kam vielleicht noch die Apelsche Transzendentalpragmatik. Die war aber letztlich auch nur ein philosophischer Slapstick, der der "Verhexung der Sprache" erlegen ist.

Die eigentliche Philosophie ist ein Denksport, der die Sprache letztlich wieder überwindet bzw der wieder an die Wurzel der Sprache zurückkehrt und dadurch befreit. Sprachkritik. Es gab und gibt freilich auch Philosophen, die sich in die Gegenrichtung bewegt haben, also auf der Sprachleiter unkritisch immer weiter noch oben gestiegen sind. Nur wartet weiter oben keine lichte absolute Wahrheit, sondern allenfalls immer dünnere gehaltlosere Luft, die irgendwann nicht mehr zum Atmen taugt.
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Re: Der Einfluß von Sokrates

Beitrag von naddy »

BlueMonday hat geschrieben:(23 Oct 2020, 05:48)

Dadurch lösen sich diese relativistischen Ansätze ja nicht auf und die absolute Wahrheit bleib wundersam von allen Bezügen befreit übrig.
Und die "absolute Wahrheit" soll - rein definitorisch - nach Deiner Meinung was sein? Die Kant'schen "Urteile a priori", beispielsweise in der Mathematik? Eine "Beobachtung" ohne "Beobachter"? Oder die mit dem Satz: "Die Wahrheit ist immer das Ganze." angebotene Scheinlösung des Problems, die zu einem infiniten Prozeß des sich selbst beobachtenden Beobachters führt, der "das Ganze" niemals feststellen kann, weil er selbst in der Beobachtung nicht enthalten ist?

Schwierige Frage, welche den philosophierenden Anteil der Menschheit seit ein paar tausend Jahren beschäftigt. Wir werden sie vermutlich auch nicht lösen können, aber vielleicht reicht es ja ein Weilchen zum Zeitvertreib. ;)
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