schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Dec 2018, 08:12)
Das alles betrifft den Staat als reales Macht-Konstrukt. Der kann sich tatsächlich nur über solche Kulte halten. Über Nationalhymnen absingen und Ehrenformationen abschreiten. Und viele Menschen glauben auch nur gerne daran.
Mir ging es um die ganz abstrakte Frage, ob das Universum gegenüber dem Menschen und seinen Werten gleichgültig ist oder ob es einen der Natur innewohnenden Hang zum Nicht-Destruktiven gibt.
Bei Kierkegaard heißt es (sinngemäß) "das Dasein riecht nach nichts". Sprich: Dem Universum ist es völlig gleichgültig, ob die Saurier aussterben oder ein paar Millionen Jahre später die Menschen. Und das heißt auf der anderen Seite: Wenn den Menschen ihr eigenes Dasein irgendetwas bedeutet, müssen sie, wenn sie von einem gottlosen, gleichgültigen Universum ausgehen, irgendetwas tun. Selber Gott spielen. Dass das in den meisten Fällen schief geht, ist hinlänglich bekannt. Und Gott spielen in Form eines Staats ist wahrscheinlich die gängigste Variante dieses Spiels. Aber es nützt nix: Irgendwie muss der Mensch sich aktiv verhalten. Politisch ist das ja weniger abstrakt und philosophisch und heißt zum Beispiel: Die Macht der großen IT-Konzerne einschränken. Oder auch das Schreckensszenario eines neuen Völker- und Nationenfrühlings im 21. Jahrhundert verhindern.
Die Differenz liegt woanders.
Hegel hatte ich ja zitiert. In diesem Zitat drückt sich letztlich eine pantheistische Vorstellung aus.
Die Frage ist dabei, wo man "Gott" oder den "Staat" oder die "Kirche" oder Vergleichbares verortet.
Pan-theismus (analog: Pan-archie) bedeutet: Gott ist überall und alle Zeit. Gott ist sicherlich nicht gleichgültig. Dazu befrage man sich selbst, schaue in sich selbst. Wenn Gott überall ist, dann ist er auch dort. Und dort, in sich selbst, wird man selten Gleichgültigkeit vorfinden, nicht in den entscheidenen Fragen, sonst könnte man sie nicht entscheiden, wenn alles gleich gültig oder gleich wert wäre.
Das ist auch ein Unterschied: Der Progressive betont die Gleichheit, fordert das gleiche Recht, behauptet den gleichen Wert, fantasiert das allgemeine Interesse. Der Konservative hebt den unvermeidlichen Unterschied vor.
Wie gesagt, der Unterschied liegt darin: Entweder das Ganze planen und gestalten zu wollen (taxis). Oder es spontan entstehen oder geschehen zu lassen (kosmos). Bei der einen Vorstellung ist Gott exogen, ein außenstehender Schöpfer, ein Eingreifender, ein Erziehender, Strafender, kurz: ein Künstlichkeit. In der anderen Vorstellung ist Gott zerstreut, fragmentiert, ringt mit sich selbst, steht sich selbst in einer Vielheit und Verschiedenheit gegenüber, in einer immer zu engen Welt, in der nicht jeder Aspekt umgesetzt werden kann. Der Konservative hat ein Gespür für diese grundsätzlichen Kosten, für diesen Zielkonflikt, dass man also oft das eine für das andere aufgeben muss. Der Progressive sagt: Lasst uns einfach frisches Geld drucken, alles ist möglich.
Nehmen wir noch als Beispiel der Klimafrage: Für den Progressiven ist alles klar. Es gibt nur einen Weg, eine Lösung, die der ganzen Welt letztlich zu oktroyieren ist. Er ist im ständigen Alarmmodus. Wir müssen etwas tun! Wir! Nicht einige, ein Teil, sondern alle ausnahmslos dasselbe. Vor allem die anderen, die eigentlich etwas anderes wollen, die versperren den Weg zum Fortschritt. Andererseits kann man auch darauf hinweisen, dass irgendeine Änderung im Klima verschiedenste Interessen berührt, dass es Gewinner und Verlierer so oder so geben wird und keine reine "Lösung" existiert, auch kein "Allgemeininteresse", keine Allgemeinheit.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;