DerFlamingo hat geschrieben:(19 Feb 2018, 18:14)
Immer nur Gefahren, soweit das Auge reicht...
Wie könnte es denn zu dem von dir befürchteten Flammenmeer kommen? Also wer könnte sich davon auch nur den kleinsten Nutzen versprechen?
Destabilisiert haben die Region doch eher die zahlreichen Interventionen, Regime changes und Wirtschaftsembargos.
Dazu zählt auch die militärische und finanzielle Unterstützung von Freiheitskämpfern/Rebellen/Terroristen (je nach warte aus betrachtet).
Durch Gepolter und Kriegstrommelei wird sich die Lage bestimmt nicht wieder beruhigen.
Das nennt man psychologische Kriegsführung. Unter der Bush-Ära beginnend (und Clinton) hat Netanjahu bei allen seinen Besuchen stets primär das Thema Iran gehabt. Von Merkel bis Peking. Sicher, um einmal von dem Nahostkonflikt und dieser nervigen Zweistaatenlösung abzulenken, zum anderen hatte das durchaus System. Wenn seinerzeit z.B. Bibi bei seinem Besuch in Peking von einem "gewaltigen Regionalkrieg" sprach hatte das weniger etwas mit Realitäten zu tun. Vielmehr war das eine Drohung. Die Chinesen sind manchmal pragmatisch und (auch wenn man nicht Klischeehaft sprechen will) wirtschaftliche Rationalisten. Die Formel, die Bibi anbot und immer noch anbietet ist folgende: "Entweder ihr nehmt den Iran in die Mangel, wirtschaftlich, politisch, wie auch immer, oder wir (er oder meinetwegen auch Israel) werden mit der Zeit so verzweifelt, das ich gar nicht anders kann (mad dog - siehe General Dayan) als wild um mich zu schlagen. Und dann liebe Weltgemeinschaft, könnt ihr ausrechnen, ist euch mehr Druck auf dem Iran lieber, oder ein Flammenmeer, weil wir gar nicht anders können..."
Die Annahme, daß Peking sich bei Abstimmungen in Sachen Sanktionen oder Waffengeschäften beim Iran entsprechend verhalten, aus Gründen des business, war nicht gänzlich unrealistisch. Angeblich sollen Waffengeschäfte und Nuklearabkommen damit zerschreddert worden sein. Inzwischen funktioniert das nicht mehr so gut.
Das mag unter der Bush-Ära durchaus funktioniert haben. Auch Bush wurde vorgeworfen militärischen Abenteuern nicht abgeneigt zu sein. Die hervorragenden Ergebnisse sieht man noch heute. Mittlerweile springt die Weltgemeinschaft nicht gleich, wenn Netanjahu mit Schautafeln und Metallteilen auftritt. Man hat genug. Der Libanonkrieg, der nun wirklich klein war, will man nicht über ganze Staaten hinweg. Genug von Flüchtlingen, genug vom Krieg. Und man sah am IS, was passiert, wenn in zerrütteten Staaten die Ordnung flöten geht. Man will das nicht mehr. Auch sind die USA nicht mehr so wie früher, nicht nur die Sowjetunion ist weg. Das erneute Auftreten Netanjahus ist diese Taktik. "Wir werden so verzweifelt, das wir angreifen müssen! Also - müsst ihr was machen...". Der Abschuß des israelischen Kampfflugzeugs beim Verletzen des syrischen Luftraumes macht die Sache nicht besser. Netanjahu wurde damit gezeigt, daß man eben nicht einfach immer so könne. Jetzt muß man noch einen Klotz drauflegen. Das ist durchaus nicht ungefährlich.
Kurzum, die Warnung vor einem Flächenbrand ist eigentlich der Schrei nach Liebe. Helft uns, sonst drehen wir total durch. Die Frage ist, wie lange das funktioniert. Der Iran ist dort infrastrukturell, politisch, sicherheitspolitisch und als Stabilitätsfaktor gewichtig. An diesem Baum zu schlagen und ständig zu rütteln macht das wackelige Baumhaus Nahost nicht gerade stabiler. Das hat man erkannt und mit dem Atomabkommen auf Papier gebracht. Sollte der Druck auf Netanjahu innenpolitisch steigen, so kann man einiges erwarten.