Cobra9 hat geschrieben:Ich sehe ein einfaches Problem. Im Kern ist Assad plus Konsorten nicht tragbar, der IS nicht und ähnliche Gruppen. Dazu sollte man Syrien möglichst als Staat erhalten und für die Menschen dort eine erträgliche Lösung finden. Dazu kommen externe Interessen. Syrien ist so nicht mehr lebensfähig, bräuchte einen Neuanfang. Unter diesen Vorzeichen sollte man eine Lösung finden.
Ja, Assad ist im Kern nicht tragbar, weil er so viele Tote zu verantworten hat. Im Grunde gehört er vor ein Gericht und abgestraft - ähnlich wie Saddam Hussein. Ja, im Kern. Aber die Schale sagt etwas anderes aus. Zum einen wird er vehement von zwei nicht zu unterschätzenden Kräften, also den Russen und den Iranern, gestützt; zum anderen würde die Zukunft der Schiiten, Drusen, und Christen in einem sunnitisch-geführten Syrien nicht rosig aussehen. Es gäbe dann noch die Überlegung Assad abzusetzen und ihn durch einen anderen Alawiten zu ersetzen, aber dagegen sträuben sich Russland und der Iran. Man hat schon viel zu viel Geld und Kraft in Assad investiert das man jetzt einen Frischling an den Thron setzt. Assad wird quasi bis an sein Lebensende von diesen zwei Staaten abhängig sein, eine gefügige Marionette sozusagen.
Was mich persönlich an der Haltung Russlands stört ist die Tatsache das sie ganz Syrien für Assad einfordern. Das ist einfach nicht legitim. Der Bombenkrieg um Aleppo ist eines der größten Verbrechen der Russen - vergleichbar mit der Vernichtung Tschetscheniens in den 90er Jahren. Das große Problem ist jedoch Assads Gegenseite. Vielleicht hält der Westen auch deshalb still während Aleppo und andere Gebiete in Syrien von Assad und Konsorten dem Erdboden gleichgemacht werden. Vielleicht hat der Westen eingesehen das man keinen sunnitischen Gottesstaat etablieren will. Ja, vielleicht ist Assad in der Hinsicht noch das kleinere Übel, auch wenn westliche Medien immer wieder versuchen Assads Gegenseite zu beschönigen (Stichwort: gemäßigte Rebellen).
Eine Lösung aus meiner Sicht kann es nicht mit Gruppierungen geben die einen sunnitischen Gottesstaat anstreben. Man muss schleunigst versuchen die säkulare bzw. halbwegs moderate syrische Opposition zu remobilisieren, sie militärisch zu unterstützen (Flugabwehr) um am Ende die Grenzen realistisch abzustecken. Dabei spielt die Türkei eine Schlüsselrolle. Wenn die Türkei ihren Kurs beibehalten und lediglich versuchen ihr Kurdenproblem im eigenen Land auf Syrien zu projizieren wird es für die USA fast unmöglich sein die moderate Opposition zu stärken. Denn eines sollte klar sein, die moderate Opposition kann nicht gleichzeitig gegen das Assad-Lager und die Kurden im Norden des Landes kämpfen. Die einzige Alternative aus Sicht der USA wären dann noch die Kurden bzw. die SDF, die schon heute aus Kurden, Arabern und Christen besteht. Man würde die säkularen bzw. Nicht-salafistischen Elemente innerhalb der sunnitischen Araber remobilisieren, neue Brigaden aufstellen und die militärische Machtstruktur innerhalb der SDF zugunsten der Araber verändern (derzeit besteht sie ja mehrheitlich aus kurdischen Einheiten). Das geht natürlich nur wenn man den Kurden eine Perspektive bietet, sprich eine Autonomieregion oder gar einen eigenen Staat. Unter der militärischen Führung der Allierten könnte ich es sunnitischen Arabern und Kurden zutrauen Assad auf sein schiitisches Kerngebiet zurück zu drängen. Davor müsste man aber schon noch die radikalen Elemente innerhalb der Sunniten bekämpfen, aber genau das erweist sich aus heutiger Sicht als zu schwer. Die USA haben die Türken und Golfaraber einfach zu lange gewähren lassen...
Make Kurdistan Free Again...