Platon hat geschrieben:(20 Aug 2017, 19:25)
Es gibt offenbar eine Einigung der Türkei mit Russland und dem Iran über eine weitere türkische Militärintervention in der Region Idlib um die jüngste Machtübernahme von al Nusra rückgängig zu machen und das kurdische Gebiet um Afrin zu isolieren und zu belagern, was dann darauf hinausläuft die Rebellen in Idlib unter direkte türkische Aufsicht zu stellen und das Gebiet wieder mit den pro-türkischen Rebellengebiet nordöstlich von Aleppo zu verbinden.
Wie an anderen Stellen in Syrien läuft es darauf hinaus auf einen Nach-Kriegszustand hinzuarbeiten, in dem alle internationalen Akteure ihre Interessen gewahrt sehen. Es ist mittlerweile klar, dass die Grenze zwischen Kurden und Assad in etwa am Euphrat entlang laufen wird und Assad seine Enklave in Deir Az Zor mit seinem Kerngebiet wieder verbinden kann. Dazu gibt es verschiedene "De-Eskalisierungszonen" auf die sich Russen, Türken und Iraner geeinigt haben und bei denen abzusehen ist, dass die Rebellen sie auf Dauer behalten dürfen. Einfach weil die Rebellen dort sehr stark sind und eine Rückeroberung nur durch enormen militärischen Aufwand möglich wäre und dazu erneut große Flüchtlingsbewegungen in die umliegenden Länder und wohl erneut Europa auslösen würde.
Dabei handelt es sich um:
1. Das große Rebellengebiet in der Provinz Idlib, in dem al Nusra im Laufe der letzten Jahre die strategisch wichtigsten Punkte unter Kontrolle gebracht hat, zuletzt in einem kurzen Bürgerkrieg gegen Ahrar al Sham sogar den wichtigsten Grenzübergang der Türkei nach Idlib.
2. Rastan/Talbiseh-Enklave nördlich von Homs, südlich von Hama.
3. Das östliche Ghouta in der Region Damaskus. Hier gibt es vorrückende SAA-Truppen und einen Bürgerkrieg zwischen der größten Gruppe Jaysh al Islam und den Rivalen Faylaq al-Sham und dem lokalen Nusra-Ableger.
4. Die südlichen Rebellengebiete rund um Daraa und Quneitra.
https://syria.liveuamap.com/en/2017/4-m ... ation-zone
Das Problem ist allerdings, dass in all diesen Gebieten neben international anerkannten Rebellengruppen wie FSA-Gruppen, Jaysh al Islam und das was von Ahrar al Sham&Co übrig ist auch al Nusra präsent ist. Es gilt jetzt also diese Organisation zu zerschlagen und dann auf einen dauerhaften Waffenstillstand und die endgültige Teilung von Syrien hinzuarbeiten. Man muss die Gruppe ja nicht bis auf den letzten Mann umbringen, sondern es geht um den harten Kern aus al Qaida-Kämpfern. Wenn man die erledigt hat können sich die Reste anderen Gruppen anschließen und die Türkei zwingt dann alle dazu einem Waffenstillstand zuzustimmen. Den Rebellen dürfte so langsam klar sein, dass sie den Krieg nicht mehr gewinnen werden. Der nächste Jihad anderswo kommt bestimmt.
Dabei geht es langsam auch darum wer eigentlich den Wiederaufbau von Syrien finanzieren soll. Diese Frage könnte noch einmal Bewegung in den politischen Prozess bringen, wenn es z.B. darum geht Kredite bei der Weltbank aufzunehmen und diese dann z.B. an einen erfolgreichen politischen Prozess gekoppelt werden. Ich habe so meine Zweifel, dass Russen oder Iraner alleine in der Lage sind die notwendigen Finanzmittel zum Wiederaufbau der Gebiete von Assad aufzubringen. Dazu läuft es darauf hinaus, dass Kreditgeber und Investoren vor allem auf lokaler Ebene Wiederaufbau leisten müssen, da das Land überall in zahlreiche kleine Herrschaftsgebiete zerfallen ist und neben den großen Namen wie Assad und den verschiedenen Rebellengruppen auf lokaler Ebene sehr viele unterschiedliche Leute Ansprüche auf Geld und Einfluss stellen werden. Das heißt die Sache wird sehr sehr kompliziert werden.
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