Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Wird die USA unter Trump sein "Wahlversprechen" einlösen?
Trump: Assad, Iran And Russia Are The Only Partners I See In Syria

WASHINGTON ― GOP nominee Donald Trump suggested Sunday night that Syrian dictator Bashar Assad and his patrons, Russia and Iran, are the only potential partners for the U.S. in Syria when it comes to fighting the self-styled Islamic State.

“I don’t like Assad at all, but Assad is killing ISIS, Russia is killing ISIS and Iran is killing ISIS,” Trump said.

http://www.huffingtonpost.com/entry/tru ... 55eab57d13
Sein einziges klar definiertes Ziel ist der Krieg gegen den IS – in enger Zusammenarbeit mit Russland, Syrien und dem Iran – Erzfeinde der sunnitischen Verbündeten der USA. Die werden deswegen in naher Zukunft wohl auf größere Distanz zur Supermacht gehen.

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... -wird.html
Natürlich könnte es sich wie andere Wahlversprechen als "gesagt, getrumped" herausstellen. Also, nur ausgesprochen, dann in den Mülleimer. Ansonsten wäre das eine massive Kehrtwende. Sicherlich weniger signifikant für Russland und den Iran, so eng wirds mit denen nicht werden. Aber es könnte sich verheerend für die Interessen der Anderen auswirken. Das sehe ich als wesentlich bedeutender. Wenn er seinen Ankündigen mal treu bleibt.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Nosony
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Nosony »

Ich glaube den Kurden wird man eine weitgehende Autonomie nicht mehr nehmen können, nach ihrem Einsatz gegen den IS. Vielleicht wäre es sogar Zeit für ein offizielles Kurdistan, es ist ein Volk von ca. 50 Millionen menschen über die Grenzregion /Türkei/Syrien/Irak verteilt. In Syrien und dem Irak haben sie Autonomie, in der Türkei werden sie unterdrückt (wer nicht?).
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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Bischof von Aleppo hofft auf Trump. Was er nicht sagt, was dies aber impliziert ist, daß er hofft, daß im Gegensatz zu Obama oder Hillary, der Donald pragmatischer an die Sache geht. D.h. wohl in logischer Konsequenz mit Damaskus, Moskau und Teheran zu reden. Die Alternative kann er wohl nicht meinen, nämlich sich mit denen richtig anzulegen. Das würde ja auch dem "America first" widersprechen. Dann muß er sich richtig reinknien. Und von Syrien bleibt dann nichts mehr über. Das will der Bischof gerade verhindern.
Erzbischof von Aleppo kritisiert westliche Syrien-Politik

Melkitischer Erzbischof Jeanbart setzt auf Donald Trump Clinton "hätte Politik der Zerstörung Syriens fortgesetzt"

Aleppo – "Wenn Ihr uns wirklich helfen wollt, dann beendet endlich diesen Krieg und lasst uns Christen weiter in unserer Heimat Syrien leben": Mit scharfen Worten hat der griechisch-katholische melkitische Erzbischof von Aleppo, Jean-Clement Jeanbart, im "Kathpress"-Interview die westliche Syrien-Politik kritisiert.

Die Menschen in Syrien, vor allem auch in Aleppo, würden seit fünf Jahren unvorstellbar leiden. In Aleppo lebten einst 3,5 Millionen Menschen. Jetzt sind es laut Erzbischof Jeanbart noch 1,5 Millionen. Von den 160.000 Christen sind nur mehr 60.000 in der Stadt. Die Stadt ist geteilt in einen westlichen Teil, der von der Regierung und ihren Verbündeten gehalten wird, und den östlichen Teil, in dem die "Rebellen" ihre Stellungen halten. Christliches Leben gibt es nur mehr im Westteil.

Die Christen fürchteten sich vor der Zukunft. Dass ihre Kinder unter der Herrschaft eines fundamentalistischen islamistischen Systems leben müssten, sei eine Horrorvorstellung für die Menschen.

derstandard.at/2000047605101/Erzbischof-von-Aleppo-kritisiert-westliche-Syrien-Politik
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Reguläre Truppen sollen verstärkt ran.
Moskau ebnet Weg für Einsatz von Bodentruppen in Syrien

Gesetz soll Antiterroreinsätze russischer Wehrpflichtiger im Ausland ermöglichen

Luftunterstützung nicht genug

Moskau hat das Eingreifen in Syrien zur Unterstützung von Bashar al-Assad als Antiterroreinsatz deklariert. Dementsprechend würde das neue Gesetz es ermöglichen, Wehrpflichtige in die Region zu entsenden, wenn sie einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen. Die Leiterin des Komitees der Soldatenmütter, Valentina Melnikowa, gehört zu jenen, die in der Vergangenheit Bedenken äußerten, dass mit diesem Gesetz die Nötigung zu solchen Vertragsschlüssen zunehmen werde.

Kreml-Chef Wladimir Putin hatte zu Beginn der Operation vor gut einem Jahr noch Kampfeinsätze russischer Soldaten am Boden ausgeschlossen. Allerdings wurde inzwischen bekannt, dass in Syrien auch eine Söldnerfirma namens Wagner aktiv ist, deren Stärke auf 400 Mann – vorwiegend außer Dienst gestellte russische Offiziere – geschätzt wird.

Moskau geht von einer baldigen Einnahme Aleppos durch syrische Truppen aus. Zugleich wächst die Einsicht, dass allein russische Luftunterstützung Assad zur Wiedererlangung der Kontrolle nicht reicht.

http://derstandard.at/2000047742606/Mos ... -in-Syrien
Seit Anfang 2016 tauchen auch neben Einheiten der iranischen Quds (Auslandseinheit der iranischen Revolutionsgarden - Sepah) auch Einheiten der regulären iranischen Armee auf. Namentlich der 65. Luftlandebrigade. Sie hat eine neben der postrevolutionären IRGC/Quds ältere Tradition innerhalb der regulären iranischen Armee (Artesh) in Auslandseinsätzen. Angehörige und Kommandos war bei der Niederschlagung der Rebellion im Oman beteiligt und auch im Vietnamkrieg. Ihr Wintercamp ist bei einem Ski-Gebiet im Norden Irans. Ausbildungsplätze sind auch bei Qom für die Wüste. Sie sind speziell für Geiselbefreiung, Antiterror und asymmetrischer Kriegsführung als schnelle Eingreiftruppe konzipiert. Im Besonderen sind aber für Syrien (und seinerzeit Vietnam) die Scharfschützen als Kommandos. Partner waren auch die brit. SAS.
Who sent Iranian Green Berets to Syria?

http://www.al-monitor.com/pulse/sites/a ... yment.html
Trump hat sich mit "America first" physisch von der Ecke verabschiedet. Wenn er denn dieses Wahlversprechen einhält. Im Irak sind sie noch stärker vertreten. Bleibt es so? Interessant ist, daß Trump es besser als Obama versteht Rückzug mit Stolz und Stärke zu kaschieren. Obama zeigt Schwäche, wenn er Truppen abzieht. Demokrat und mutmaßlicher Muslim eben. Oder einer dieser Intellektuellen und Liberalen. Trump, der ehrliche Makler und ganzer Mann mit gelben Haar macht daraus "America first!" und wer auch was will, muß eben zahlen. Dasselbe in anderen Gewändern.
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Nosony
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Nosony »

Es kämpfen ja schon internationale Special-Forces in Syrien/Irak, russische, französische, englische, us-amerikanische, bei denen eingebettet sind die jeweiligen Geheimdienste, die in den ehemaligen IS-Gebieten Infos sammeln.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Nosony hat geschrieben:(19 Nov 2016, 10:26)

Es kämpfen ja schon internationale Special-Forces in Syrien/Irak, russische, französische, englische, us-amerikanische, bei denen eingebettet sind die jeweiligen Geheimdienste, die in den ehemaligen IS-Gebieten Infos sammeln.
Ja. Allerdings halten alle Beteiligten Interventionisten sich mit solchen Berichten etwas zurück. Das Besondere im Falle Irans und Russlands ist, daß neben Zeitarbeitsnehmern, Söldnern und eigenen Spezialkräften nun eben auch Personal aus den regulären Streitkräften auftauchen. Sicher auch keine einfachen Wehrpflichtigen, aber scheint sich einen Tür für Einheiten zu öffnen, die nicht mehr im Besonderen Spezialkommandos sind.
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Cobra9
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Cobra9 »

Ich bin mal gespannt ob Trump in Sachen Iran echt Ernst macht.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Cobra9 hat geschrieben:(20 Nov 2016, 11:56)

Ich bin mal gespannt ob Trump in Sachen Iran echt Ernst macht.
Schwer zu sagen, wie Trump im Kontext der Geopolitik/Interventionen agiert. Wenn man seinen vorherigen Ankündigungen glauben schenken mag, Zweifel an diesen sind berechtigt, dann sieht er den IS als Hauptgegner. Namentlich nicht Russland, Iran und Assad.

Wenn er eine konfrontative Haltung gegenüber dem Iran einlegt, wird sich das natürlich auf die Region, auch auf den Irak, worin sich primär auch US-Personal befindet auswirken. Die Frage wird wie immer sein, was sind Kosten, was ist der Nutzen? Für Trump. Was ist der Nutzen einer Konfrontation in Syrien/Irak (und natürlich darüberhinaus) für Trump? Wenn der Nutzen klar zu benennen und erreichbar, wahrscheinlich erscheint und die Kosten überragen, dann kann er in die Vollen gehen. Wobei dann eine Kausalitätskette aktiviert wird, die diametral zu dem steht, was Trump grundsätzlich will oder wollte, nämlich die USA raushalten. Aus Ärger und Kostengründen, also nicht nur monitär, sondern auch aus wirtschaftlichen und innen-, wie außenpolitischen Schäden.

Konfrontation mit dem Iran heißt in der Region engagement, theoretisch bis boots on the ground, wie ein CENTCOM General zu Zeiten von Bush es sagte. Man muß im Notfall die Sache bis zu Ende denken. Sonst steht man dumm da. Man muß notfalls auch voll reingehen. Ob es im Interesse der USA ist in einen größeren Konflikt mit dem Iran zu fahren? Etwas was Bush nicht mehr wollte und Obama fortgeführt hat. Der Nutzen war für die USA nicht mehr erkennbar. Für sie galt es raus aus der Eskalation in der Region. Das wäre auch für die Region sicher nicht mehr verkraftbar. Der Iran ist deutlich größer als Syrien und Irak zusammen und könnte für die Region desaströs sein, wenn dort etwas ins Wanken kommt. Man muß wissen, daß Konfrontation bis zur Eskalation führen kann.

Wenn es allerdings "nur" um die Frage geht, ob Trump meint, der Atomdeal wäre ungünstig, oder keine Boeings für Teheran, ist es der falsche Thread.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Netanjahu, Assad und der König von Jordanien sollen sich hinter den Kulissen darum bemühen ihre gemeinsame Grenze wieder zu stabilisieren.
Secret Israel-Jordanian-Syrian border talks begin

Israel, Jordan and Syria have embarked on secret discussions for the stabilization of their borders in southern Syria by restoring the status quo ante that reigned on the Golan prior to the outbreak of the Syrian civil war in 2011.

http://www.debka.com/article/25789/Secr ... alks-begin
Es ist kein Geheimnis, daß Israel Assad stets favorisiert hat.
'Syrians view Israel as the defender of the Assad regime'

http://www.jpost.com/Middle-East/Syrian ... ays-456811
Israel ist das Assad-Regime in Syrien immer noch lieber als ein von anti-israelischen Islamisten beherrschtes Nachbarland. "Lieber einen bekannten Teufel (Assad), als unbekannte Dämonen, wenn Syrien im Chaos versinkt und sich dort Extremisten aus der ganzen arabischen Welt breitmachen", zitierte die britische Tageszeitung "The Times" einen ungenannten israelischen Geheimdienstoffizier.

http://www.t-online.de/nachrichten/ausl ... yrien.html
Oder sind es eher die USA?
Israel’s Not Protecting Assad—Obama Is

http://www.weeklystandard.com/israels-n ... cle/561004
Lieber einen angezählten Assad, der berechenbar ist, als den IS?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Aleppo und Mosul die größten Bastionen des Widerstandes. Intervention pfui, Intervention hui?

Mosul ist wie Aleppo eingekesselt. Vermutlich wird wie im Falle Aleppos nun der Durchhaltebefehl erteilt.
IS-Kämpfer von Nachschub abgeschnitten

Demnach haben schiitische Milizen die Stadt und das Umland von der Außenwelt abgeschnitten.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/m ... 22773.html
Aleppo und Mosul sind sich in einigen Dingen ähnlich, sie sind nach den Hauptstädten die wohl größten Städte ihrer Länder, Basra vermutlich ausgenommen. Sie sind multiethnisch. Und sie befanden sich irgendwie, obwohl pulsierend stets in einem abseitigen Dornröschenschlaf. Die Alawitenenführung in Damaskus und die mehrheitlich schiitische Bevölkerung südlich ab Bagdad sprachen in der einen oder anderen Form eine andere Sprache, als diese Städte. Nun sind diese Städte im Rahmen des Bürgerkrieges vielleicht auch gerade deshalb in das Auge des Orkans geraten.

Was ist gleich? Die syrische Armee kämpft um die Rückeroberung Aleppos. Die irakische Armee kämpft um die Rückeroberung Mosuls. Beide kämpfen um die Rückkehr zur staatlichen Ordnung dieser beiden Städte. In beiden Fällen sind kurdische Fraktionen in der einen oder anderen Form beteiligt. Das iranische Oberkommando ist für beide Schlachtfelder dasselbe. Soweit so gut, oder schlecht. Was ist anders? In Syrien ist Moskau als überregionaler Akteur ebenso vertreten. Im Irak Washington. Und Assad wird als unrechtmäßiger Diktator wahrgenommen. Während Bagdad eine offenbar demokratische Legemitation und Rechtsstaatlichkeit vorweisen kann.

Worin basiert in westlichen Medien der Unterschied? Russland vs USA (Geopolitik)? Diktator Assad vs Demokraten in Bagdad? Schlimme Dschihadisten in Aleppo gegen ganz, ganz schlimme Dschihadisten in Mosul? Die iranischen Militärs sind im wesentlichen "gleich". Wobei der Iran in Syrien weniger gern gesehen wird, als im Irak. Die Milizen, die switchen ja sogar zwischen den Staaten hin und her, wobei sie von den jeweiligen Militärs unterstützt werden, die für sich alleine eine Katastrophe sind.

Oder ist es wirklich nur die Kriegsführung?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die PMF und die Perschmerga sind überein gekommen zu kooperieren. Die irakische Armee darf dann auftreten.
Kurdish and Shi’ite Forces to Cooperate After Cutting Off Iraq's Mosul

Cooperation aimed at preventing 'ISIS from moving their equipment and their fighters,' leader Shi'ite militia says.
The agreement was reached at a meeting on Wednesday between commanders of Kurdish Peshmerga forces deployed in Sinjar, west of Mosul, and Hadi al-Amiri, the leader of the Iranian-backed Badr Organisation, the biggest component of the mostly Shi'ite paramilitary coalition known as Popular Mobilization.

Popular mobilization, or Hashid Shaabi, deployed southwest of Mosul to complete the encirclement of ISIS’ last major city stronghold in Iraq.
Ach ja, da gibts noch die irakische Armee. Nachdem die PMF und die Peschmerga Ziele erkämpft haben, darf die irakische Armee dann wieder auf sicheren Straßen weiterfahren und die Befreiung weitere Gebiete verkünden. ;)
Controlling the road will make it easier for the Iraqi army to enter Tal Afar, Xelil said. "There must be cooperation between us to prevent ISIS from moving their equipment and their fighters," he added.
Another prominent leader of the Popular Mobilization units, Abu Mahdi al-Mohandes, said on Wednesday the Shi'ite forces had linked up with the Peshmerga near Sinjar, completing the encirclement of a region that extends from Mosul and Tal Afar.

Mohandes said Popular Mobilization would try next to separate Mosul from Tal Afar, which lies on the route between Mosul and Raqqa, the main city of the militant group's self-styled "caliphate" in Syria.

read more: http://www.haaretz.com/middle-east-news/1.755073
Die PMF und die Peschmerga sind so etwas wie shock troops. Sie brechen gegnerische Linien auf. Danach stoßen reguläre irakische Truppen nach. Das hat militärische und vor allen Dingen politische Gründe. Es soll nicht heißen, daß das ein sektiererischer Krieg wäre. Also Schiiten, Kurden gegen Sunniten. Es ist die irakische Armee. Letztendlich ist das Ergebnis egal, oder welche Uniform. PMF und kurdische Fraktionen bekommen ihren Anteil. Das andere ist Show.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Offizielle Zusammenarbeit der russischen Streitkräfte und der Hisbollah?
Russia and Hezbollah ‘officially’ working together in Syria

Military cooperation had been under the radar; Shiite militia pushes credentials as conventional army
Russia and Hezbollah have begun “official” military coordination in Syria at the behest of Moscow, according to a report published Thursday on a pro-Hezbollah news site.

The pro-Hezbollah Lebanese website al-Akhbar reported that Hezbollah officials met with “senior” Russian officers in the embattled city of Aleppo last week in the “first official and direct” meeting between the two sides since the start of Moscow’s year-long military involvement in the Syrian civil war.
So richtig neu ist das nicht. Aber es wurde bisher nicht offiziell von deren Seite kund getan.
The report notes that Russian and Hezbollah officials have met before in non-official capacities, such as in battle operations rooms.

The meeting, reportedly arranged by Russia, was said to have established “continual” communication and shared channels between the two sides over what’s happening on the battlefield and includes future plans.
Die Hisbollah ist vermutlich die effizienteste Truppe auf dem syrisch/irakischen Schlachtfeld. Besonders natürlich präsent in Syrien. Deren Feldoffiziere haben auch keine gute Meinung über die syrischen Führungsqualitäten. Sie werden vom iranischen Oberkommando als Feuerwehr eingesetzt, wenns besonders brennt. Vermutlich hat auch Moskau schon länger erkannt, wie wichtig sie sind. Zumal wie immer der Krieg auf dem Boden entschieden wird.
Russia is especially interested in coordinating with Hezbollah’s infantry on the ground in Aleppo, where airstrikes are less effective in the densely packed city, the report said.

The Iranian-backed militia is estimated to have 6,000-8,000 fighters in Syria, but some analysts think the number could be higher.

There has already been clear coordination between Hezbollah and Russia, and between Russia and other Shiite militias in Syria as well, said Michael Horowitz, director of Intelligence at Prime Source, a Middle East-based geopolitical consultancy, adding that he wasn’t surprised by the report.
Die Hisbollah entwickelt sich zunehmend zu eine konventionellen Streitmacht. Hatte sie bereits im letzten Konflikt mit Israel bereits Züge eine konventionell kämpfenden Streitmacht, so wird dies auf dem Schlachtfeld in Syrien weiterentwickelt. Weg vom statischen, verbunkerten Kampf im Südlibanon gegen die IDF hin zum Bewegungskrieg in Syrien.
The decision to publicize relations between Hezbollah and Moscow as “official” likely stems from Hezbollah’s increasing desire to depict itself as a conventional army, Horowitz said. He noted that Thursday’s report follows Hezbollah’s first military parade in Syria in mid-November, during which the militia flaunted its advanced Russian and US weaponry.

http://www.timesofisrael.com/russia-and ... -in-syria/
Hezbollah has been hardened and honed by years of conflict over difficult terrain. On the Syrian battlefield, the militants have confronted varied environments and threats. From high-intensity urban combat to mountain warfare and rapid maneuvers over open plains, its fighters have gained a great deal of experience in waging war. Some of its expertise, such as operating tanks and coordinating airstrikes, would not be of much value in a clash with Israel. But close-proximity skirmishes, sniper tactics and anti-tank guided missile deployment certainly would.

https://www.stratfor.com/analysis/israe ... worse-last
Die Präsenz Russlands in Syrien ist für Israel und Iran gleichzeitig störend, wie hilfreich.

Die Kriegsführung in Syrien und Irak überfordert alleine den Iran. Finanziell, wie personell. Während selbst Supermächte, wie die USA sich immer mehr zurückziehen und es Koalitionen zunehmend überlässt. Und dem Iran. Russland wurde angeblich direkt vom Iran angefordert. Und natürlich offiziell von Assad. Nun sind sie da. Es gibt Reibungspunkte zwischen Russland und dem Iran. Aber es ist für beide wichtig dort aktiv zu sein. Israel, wie stehen es zu Russland? Israel muß bei Einsätzen gegen die Hisbollah nun die Präsenz Russlands einkalkulieren. Aber es eröffnet auch Chancen, da nun in Syrien jemand ist, mit dem Israel offen, direkt kommunizieren und sich austauschen kann. Auf der anderen Seite muß auch die Hisbollah und Teheran Russland in ihren Plänen berücksichtigen. Russland könnte ein Puffer sein, der beide behindert aber auch Eskalation verhindern kann. Auf der anderen Seite sitzt Russland nun auch mittendrin. Das kann anstrengend sein Israel und den Iran zufriedenzustellen... Es wäre nicht das erste Land, daß dort mit Blessuren und völlig entnervt herauskommt. Schließlich verfolgt, siehe diesen Thread, Moskau auch dort ganz spezielle Interessen, die Israel und den Iran nicht interessieren. Und beide könnten abgenervt sein, weil Moskau als Störfaktor wahrgenommen wird.

Zur Erinnerung:
The Russia–Syria–Iran–Iraq coalition (RSII coalition), also referred to as 4+1 (in which the "plus one" refers to Hezbollah of Lebanon)
https://en.wikipedia.org/wiki/Russia–Sy ... _coalition
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Ägypten-Syrien

Nachdem die Muslimbrüder in Ägypten demokratisch vom Militär weggeputscht wurden, ist das Verhältnis zu Syrien erheblich besser geworden. Nicht zuletzt haben Ägypten und Syrien dieselben Gegner.
Egypt shifts to open support for Assad regime in Syrian civil war

"Our priority is to support national armies, for example in Libya to exert control over Libya territory and deal with extremist elements. The same with Syria and Iraq." Sisi said.
Sisi said Syrian government forces were ''best positioned to combat terrorism and restore stability" in Syria, where a civil war that has taken more than 400,000 lives is in its sixth year.
''For Saudi Arabia, the principal enemy is Iran, for Egypt it is not Iran but rather the Muslim brothers, that's where the gap between them appears'' says Ofir Winter, an analyst at the Institute for National Security Studies.

''In Egypt's view, a victory for the Syrian opposition could give a push to the brothers in Egypt. And a defeat of the Syrian military regime could be an introduction to similar occurrences to the regime in Egypt.'' he added.

http://www.jpost.com/Middle-East/Egypt- ... war-473693
Ägypten soll nun auch angeblich Kampfeinsätze in Syrien tätigen, im russischen Gewande zunächst. Das wäre nicht unwahrscheinlich. Sie wurden auch von den USA genutzt, um Saddam gegen den Iran zu stützen (Operation Bear Spares im Rahmen der US-Unterstützung für Saddam). Warum soll das nicht auch zusammen mit Russland gehen? Zumal die beiden Länder eine lange Tradition der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit haben.
Egyptian pilots flying Russian choppers in Syria

http://www.debka.com/article/25802/Egyp ... s-in-Syria
Ohnehin ist das Verhältnis Saudi-Arabiens zu Ägypten durch den Krieg in Syrien/Irak angespannt. Riad drohte schon den Unterhalt für den Buddy zu kürzen. Aber auch nur zu kürzen. Einen Kollaps Ägyptens wäre auch ein Desaster für Saudi-Arabien. Staatszusammenbrüche mit allen Folgen daraus, regional, wie überregional, sind ansteckend und weitreichend. Zumal Ägypen neben Pakistan auch nicht unwesentlich die Golfscheichtümer am Laufen halten. Auch militärisch durch Berater und Personal. Die Wüstensöhne selbst sind für moderne Streitkräfte, Logistik und Organisation nicht erste Wahl. Nicht mal für die Bedienung eines Fahrstuhls.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Erster offizieller Zusammenstoß zwischen der IDF und ISIS.
ISIS Fighters Killed by Israeli Airstrikes After Opening Fire on IDF Soldiers in Golan Heights

Event is first direct clash between ISIS and Israeli forces. No Israeli soldiers wounded in incident.

read more: http://www.haaretz.com/israel-news/1.755499
Analysis ISIS Is Sure to Attack Israel - It's Only a Matter of Time

The Islamic State isn't high on the Israeli threat list, but it will inevitably try to strike at a vulnerable spot.

read more: http://www.haaretz.com/israel-news/.premium-1.688949
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Stützpunkte. Nach den Briten, Franzosen und den USA suchen jetzt Russland und Iran.

Wirklich neu sind die russischen und iranischen Bestrebungen nicht. Aber während der Westen sich sukzessiv (nach Jahrzehnten massiver "Expansion" in der Region) zurückzieht, nimmt der Iran und seit kurzem (wieder) Russland den Raum ein.

Neben einer Marinebasis in Syrien ist angeblich auch Libyen in den Fokus Moskaus geraten. Die militärischen Beziehungen sind ohnehin nicht neu nach Libyen.
New Putin move to win a military base in Libya
https://www.debka.com/article/25804/New ... e-in-Libya
Der Iran versucht seit einiger Zeit eine militärische Hochseefähigkeit zu erreichen. Marinebasen in Syrien und Jemen.
Iran considers naval bases in Syria, Yemen
http://www.cbsnews.com/news/iran-consid ... men-syria/
Auch ist die militärische Präsenz Irans in Syrien Jahrzehnte alt. Neu ist das Bestreben maritimer Art.

In Syrien könnte die Intervention/Prävention Irans und Russland vor einem signifikanten Erfolg stehen. Wobei das relativiert gesehen werden muß. Syrien wird zersplittert bleiben.
Russland und Iran erobern Aleppo - für Assad

Den Truppen von Diktator Baschar al-Assad ist ein Durchbruch gelungen - im wahrsten Sinne des Wortes. Von zwei Seiten haben syrische Regierungssoldaten im Verbund mit libanesischen und iranischen Milizionären eine Schneise durch den von Aufständischen kontrollierten Ostteil Aleppos geschlagen.
Viele sind in die von der Regierung kontrollierten Gebiete geflohen. Und in denen, die von den Kurden gehalten werden.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass 3200 Zivilisten in einem Auffanglager der syrischen Regierung eingetroffen seien.
Rund 10.000 Menschen flüchteten sich in das kurdische Viertel Scheich Maksud.
Die Rebellen kontrollieren nur noch ländliche Gebiete
Mit ländlichen Gebieten kann man keinen Staat machen und keinen Blumentopf gewinnen. Aber er kann als Rückzugsraum und Nährboden für weitere Strömungen und Entwicklungen gelten.
Das Regime beherrscht damit wohl künftig wieder die fünf größten Städte des Landes: Damaskus, Hama, Homs, Latakia und Aleppo. Wichtigste Bastion der Opposition ist künftig die Provinz Idlib.
Das Gebiet im Nordosten Syriens wird fast vollständig von einem islamistischen Rebellenbündnis kontrolliert. Dessen wichtigste Unterstützer sind Saudi-Arabien und Katar.
Ist das letzte Zitat als Vorwurf zu werten? Warum schreibt der Spiegel von Regierungssoldaten? Ich hatte heute zufällig eine Bildzeitung in der Hand. Dort stand Regierung Syriens. Das vom Springerverlag. Haben die jetzt eine neue Medienpolitik ausgegeben?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Rund 10.000 Menschen flüchteten sich in das kurdische Viertel Scheich Maksud. Die dort herrschende YPG-Miliz ist zwar mit dem Assad-Regime verbündet, trotzdem hoffen die Flüchtlinge, dort vor dem Zugriff der Regierung vorerst sicher zu sein.
King Kong 2006 hat geschrieben:Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass 3200 Zivilisten in einem Auffanglager der syrischen Regierung eingetroffen seien.
Die Menschen scheinen zu wissen wo es sicherer für sie ist.

Liebe Grüße an Amnesty International und HRW...
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Das strategisch wichtige Aleppo könnte vor dem Fall stehen. Dementsprechend die Warnungen.
Der Uno-Sondergesandte warnt vor einer blutigen Entscheidungsschlacht.
Weil das so sein könnte, warnt gleich die EU.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini warnte die Führungen Syriens und Russlands, auch eine vollständige Einnahme Aleppos werde nicht das Ende des Syrienkriegs bedeuten
Das checken natürlich auch die Rebellen und die Mächte dahinter. Deshalb darf es keinen Abzug geben. Auch nicht den der Zivilisten. Rückzüge, gesichert auch für die Rebellen nicht nur für Zivilisten, gabs immer. Aleppo ist die Ausnahme. Das wird nicht von der Opposition angenommen. Militärisch ist der Verbleib der Rebellen dort - auch von den Zivilisten - wichtig.
Rebellen lehnen Abzug ab

Der russische Außenminister Sergej Lawrow teilte mit, Russland sei bereit, mit den USA in Genf über einen Abzug der verbliebenen Rebellen in Aleppo zu verhandeln. Bedingung sei aber, das alle bewaffneten Kämpfer "ohne Ausnahme" den Osten der Stadt verlassen. Die Rebellen haben das abgelehnt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 24291.html
Wann immer die syrische Superarmee (mit geringer Unterstützung durch Milizen und ausländischen Mächten) auf dem Vormarsch ist, wird vor Katastrophen gewarnt. Das ist auch eine "Katastrophe". Denn der Vormarsch bedeutet eine stärkere Positionierung Russlands und Irans. Das ist die Katastrophe.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Audi
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Audi »

Aleppo ist gelaufen. Was die Rebellen veranstalten ist einfach nur dumm und wirr. genau so wie die Warnungen EU und Misurta
Flaschengeist
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Flaschengeist »

Liegestuhl hat geschrieben:(04 Oct 2016, 11:26)

Die Flüchtlingswelle ist in erster Linie Resultat des syrischen Bürgerkrieges und der hat mit dem Irakkrieg nur sehr wenig zu tun. Die meisten Menschen sind vor Assads Bomben geflüchtet und auch der Vormarsch des IS wäre ohne das Machtvakuum in Syrien nicht möglich gewesen.

Ohne die Unterstützung von außen durch Türkei, SA usw. für die Terroristen in Syrien wäre die Krieg in Syrien schon längst vorbei.

https://de.wikipedia.org/wiki/Freunde_Syriens

Deshalb kann man in Syrien auch nicht von einem Bürgerkrieg reden. Sondern von einem Krieg der von außen gegen Syrien geführt wird.
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King Kong 2006
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Offensichtlich konnte der IS nach der Eroberung des russischen Stützpunktes in Palmyra große Mengen an Waffen und Munition erbeuten. Russland allein kann nicht effektiv Boden halten. Der Iran kann ohne Russland nicht effektiv Boden gut machen. Darum brauchen sich beide.
ISIS seizes big Russian-Syrian T-4 air base

Islamic State forces pushed their assault forward to retake the central Syrian town of Palmyra Monday, Dec. 12. By evening, they had entered the big Russian-Syrian T-4 air base outside the town, carrying off substantial quantities of Russian armaments. Reporting this, DEBKAfile’s military sources add that the booty they snatched included different types of ground-to-ground missiles as well as anti-tank and anti-air rockets.

Russian forces manning the base were hurriedly evacuated from Palmyra and the T-4 base, after the worst defeat Russian armed forces had ever experienced at ISIS hands in Syria. Military circles in Moscow commented grimly that the Russian army had suffered “a major disgrace” in Palmyra.

http://www.debka.com/article/25830/ISIS ... 4-air-base
Das nicht Halten können der Stadt verortet Moskau nicht unerheblich bei den USA.
Russia: Lack of US Cooperation Led to Militants’ Recapture of Palmyra

http://english.almanar.com.lb/131789
Aber eines ist offenkundig, es fehlten die Bodentruppen bei Palmyra. Wenn man sich die Eroberung durch "Assad" hier besieht, genauer die Teilnehmer:
und dann aktuell hier:
Dann fällt primär auf, daß zuletzt diese hier
Shi'ite militias
Liwaa Imam Al-'Ali[6]
Kata'ib Hezbollah[7]
Harakat Hezbollah al-Nujaba[7]
Liwa Fatemiyoun[8]
Badr Brigades[9]
Liwa Sayf al-Mahdi[10]

Iran
IRGC-Seal.svg IRGC advisors[8]
Hezbollah[11]

Ba'ath Brigades[12]
gar nicht mehr da sind. Im Vorfeld wurde ja berichtet, daß für die Eroberung Aleppos der Iran Brigaden aus dem Irak, Syrien und dem Libanon in den Raum Aleppo verlegt hat. Mit dem folgenden Ergebnis der Rückeroberung. Und Palmyra? Da ist jetzt nach deren Abzug wieder der IS. Das zeigt auch, wie symbiotisch Russland und der Iran militärisch verzahnt sind. Ohne die Bodentruppen kann Russland nichts halten. Oder aktiv erobern. Ohne die politische Macht Russlands und die Luftunterstützung kann der Iran nicht wirksam genug agieren und nur Flickwerk betreiben.

Im Wesentlichen braucht Russland Syrien als bargaining chip, wie auch als Demonstrantion für andere Staaten der Region, wie zuverlässig Moskau ist. Die lassen keinen hängen, so die message. Der Iran sieht die ganze Region als Hinterhof. Und Puffer um sich herum. Und er muß für Teheran kontrollierbar sein. Das ist die Chance für Staaten wie die USA oder Israel (die EU sehe ich da als zu zahnlos und desorientiert - handlungsunfähig). Die Unterschiede der Interessen Moskaus und Teherans.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

USA stoppen Munitionslieferungen an Saudi-Arabien.
USA stoppen Munitionslieferung an Saudi-Arabien

Wegen hoher Zahl an zivilen Opfern im Jemen – Angriff auf Beerdigung im Jemen offenbar der Grund Sanaa –

In einem ungewöhnlichen Schritt haben die USA die Lieferung von Munition an den traditionellen Sicherheitspartner Saudi-Arabien gestoppt – Grund ist der Konflikt im Jemen. Ein hochrangiger Regierungsvertreter in Washington kritisierte am Dienstag die Art und Weise, in der Saudi-Arabien in dem Bürgerkriegsland militärisch vorgeht.

derstandard.at/2000049254877/USA-stoppen-Munitionslieferung-an-Saudi-Arabien
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der IS kann offenbar auf bestimmten Niveau Munition produzieren.
Mossul: IS produzierte Waffen in industriellem Ausmaß

Mehr als 5000 Raketen und Granaten gefunden – Material stammt aus der Türkei

Mossul/London – Die jihadistische Terrormiliz "Islamischer Staat" IS hat im Nordirak Strukturen zur Waffenproduktion im industriellen Ausmaß geschaffen. Das geht aus einem Bericht der Nichtregierungsorganisation "Conflict Armament Research" (CAR) hervor, der am Donnerstag in London veröffentlicht wurde.

Auf ehemaligen Schlachtfeldern und von der irakischen Armee befreiten Gebieten rund um Mossul fanden Mitarbeiter der Expertengruppe innerhalb weniger Tage im November mehr als 5000 Raketen und Granaten aus IS-Produktion. Das lasse den Schluss zu, dass die Terrormiliz mehrere Zehntausend Geschoße produziert habe, heißt es in dem Bericht.

Materialien aus der Türkei

Dabei könnten sich die Terroristen auf eine stabile Zuliefererkette verlassen. Fast alle Materialien stammen demnach aus der Türkei. Die Funde bestätigten Hinweise, dass der IS "ein groß angelegtes Beschaffungsnetz in der Türkei unterhält und über eine direkte Zuliefererkette über Syrien nach Mossul verfügt", heißt es in dem Bericht. Chemische Ausgangsprodukte seien zum Teil in großen Mengen bei demselben Hersteller oder Zwischenhändler eingekauft worden.

Der Organisationsgrad der Waffenproduktion lasse sich mit der eines Staates vergleichen, schreiben die Experten. Die über ein relativ großes Gebiet im Osten Mossuls verstreuten Werkstätten und Gießereien produzierten demnach nach einheitlichen Standards. Selbst ein Programm zur Qualitätssicherung lasse sich nachvollziehen.

derstandard.at/2000049328389/Mossul-IS-produzierte-Waffen-in-industriellem-Ausmass
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Teheran beglückwünscht Damaskus für den Sieg. Sicher hat Assad den geringsten Anteil daran.
Iran hails victory in Aleppo as Shia militias boost Syria's Bashar al-Assad

Iranian leaders have claimed a military victory in Aleppo, with the Ayatollah Ali Khamenei’s chief military aide boasting that Syrian president Bashar al-Assad’s forces would have been unable to retake the besieged city without support from Tehran.

“Aleppo was liberated thanks to a coalition between Iran, Syria, Russia and Lebanon’s Hizbollah,” said Seyed Yahya Rahim-Safavi. “Iran is on one side of this coalition which is approaching victory and this has shown our strength. The new American president should take heed of the powers of Iran.”

Iran’s defence minister called his Syrian counterpart to congratulate him and Mohsen Rezaie, a former commander of Iran’s Revolutionary Guards, wrote on Instagram that Iran’s aim was to cleanse “terrorists and takfiris [a term used in Iran for Sunni jihadists]” from Syria and Iraq.

The parliamentary speaker, Ali Larijani, also congratulated Assad’s government, saying that US and British policies had hit a dead end in Syria, Iraq, Libya and Yemen.

https://www.theguardian.com/world/2016/ ... ia-militia
Mittlerweile sollen mehr Truppenteile unter direktem Befehl eines iranischen Oberkommandos stehen, als Assad Truppen zur Verfügung hat. Angeblich, eine maßgebliche Quelle ist eine oppositionelle iranische, die gerne als Spachrohr genutzt wird. Der NCRI.

70 000 - 80 000 unter direktem iranischem Kommando, gegenüber geschätzten 50 000 Soldaten unter syrischen Kommando.
Iran's Forces Outnumber Assad's in Syria
https://www.gatestoneinstitute.org/9406 ... iers-syria
Grundsätzlich gratuliert Moskau und Teheran Assad. Offiziell gilt Russland auch als Ansprechpartner und mächtiger Organisator, was er auch ist. Putin wurde jüngst wieder von Forbes zum mächtigesten Mann der Welt gewählt. Auch, wenn Russland nicht das mächtigste Land der Welt ist. Khamenie kam immerhin auf Platz 18 gesehen. Unter den "Plänen" und strategischen Vorgehen Russlands baut der Iran strukturell vom Irak, über Syrien bis in den Libanon einiges um. Nicht so im Spotlight wie die russischen Manöver. Aus Sicht Teherans nicht verkehrt, dann muß sich Moskau auch die meiste Kritik anhören. Dafür darf sich Putin auch als unübersehbarer Macher profilieren.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Wohin geht der Schwerpunkt der Rückeroberungs(versuche)? Palmyra oder Idlib?

Wir haben hier nicht nur eine militärische Entscheidung, sondern vor allem auch eine politische. Palmyra bedeutet Stoßrichtung auf Rakka, der Hauptstadt des IS, Idlib bedeutet Al-Qaida, FSA und die anderen Derivate. Palmyra bedeutet - primär - Saudi-Arabien. Idlib bedeutet - primär - die Türkei/"der Westen".

Vermutlich verschnauft The Russia–Syria–Iran–Iraq coalition (RSII coalition), also referred to as 4+1 (in which the "plus one" refers to Hezbollah of Lebanon) erstmal. Wenn es gelingt die Stellung dieser zu stabilisieren, wird dann aber die nächste Phase anstehen. Assad beteuert ja feste, das alles zurückerobert wird. Das ist zwar unrealistisch und hat auch nicht Assad zu bestimmen, aber es ist wahrscheinlich, daß es in einer der beiden oben erwähnten Richtungen gehen wird. Wenn nicht die 4+1 nicht massiv unter Druck geraten.

Politisch wird Idlib eine größere Herausforderung sein. Denn dort hat die Türkei Interessen und "der Westen". Auch sind die Kämpfe gegen den IS in Richtung Rakka einfacher propagandistisch zu verkaufen. Bei Idlib wird eine Genozid-Nachricht nach der anderen zu erwarten sein. Anders als bei Rakka oder beim irakischen Mosul. Da westliche Interessen unmittelbar betroffen sind. Da kann nur üble Nachrichten bedeuten. Anders als bei z.B. Mosul.

Wenn die USA/sagen wir mal auch die EU, die 4+1 aufhalten wollen, dann geht das neben politischen Druck auf Russland und dem Iran auch durch massive Unterstützung der Kräfte in Idlib. Notfalls auch des IS. Wird Trump dem Putin und Teheran Dampf machen? Die EU halte ich dafür nicht geeignet.

Die Frage wird lauten, ob die USA und die EU mit der massiven Kontrolle der 4+1 im Vorderen Orient leben können. Wenn ja, dann wird man den Krieg in Syrien auslaufen lassen. Jedenfalls nicht weiter dort signfikant involviert sein. Die Frage wird auch lauten, ob Putin die russische Präsenz dort noch braucht. Er braucht sie u.a. wegen der Lage in Osteuropa an seiner Grenze. Wenn es dort ruhiger für Russland wird, werden sie für Assad nur noch den kleinen Finger krumm machen. Auf der einen Seite wünschenswert, auf der anderen Seite hat man dann dort einen ausstrahlenden Dauerkonflikt, wenn dort nicht Ruhe einkehrt. Gewohntermassen durch einen Gewaltherrscher.

Im Gegensatz zu Putin scheint Trump mit dem Iran gerne ein Tänzchen zu machen. Damit ist Krawall in der Region vorprogrammiert. Der Iran sieht Syrien als first line of defence. Das ist nicht ein Hobby, daß sind unmittelbare Sicherheitsinteressen Irans. Noch unmittelbarer als für Russland. Trump wird keine politischer Kraft mehr haben in Syrien offen den Iran oder Russland zu konfrontieren. Er will ja auch noch weniger als Obama eine Intervention. Aber er kann den Druck auf den Iran erheblich erhöhen. Dieser wird dann diesen nach unten weitergeben. In den Dampfkessel Naher und Mittlerer Osten. Mal sehen, was Trumps Berater dazu sagen.

Assad kann derweil meinen, was er will. Sogar die Hisbollah wird dort eher die Hosen anhaben als der promovierte Augenarzt. In Syrien wird große Politik gemacht. Wie einst in den Golfkriegen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Russland, die Türkei und der Iran beraten über das weitere Vorgehen in Sachen Aleppo.

Derweil werden weitere Kontingente von Zivilisten evakuiert. Auch welche, die nicht das Siegel der Bedrohung von bestimmten Politikern und Presse verliehen bekommen haben. Da auf der geopolitisch falschen Seite stehend. Gabs schon mal bei den jahrelangen Massenvernichtungseinsätzen gegen Irakern und Iranern im ersten Golfkrieg. Wird gerne solange wie es geht ignoriert. Wenn eigene Interessen vorrangig werden, wird die Bedrohung durch Genozid dann plötzlich erkannt. Gütesiegel und Handlungsbedarf.

Es kommt wieder Bewegung in der Frage des Abzuges. Im Gegenzug zum Abzug der Kämpfer und Zivilisten aus Aleppo können auch die durch die Rebellen belagerten (und wenig von der Presse beleuchteten) Verletzten und Zivilisten an anderen Orten abziehen. Die waren offenbar nie in Gefahr von Genoziden. Es ist wohl die politische Interessenslage, wem wohl der Status der Bedrohung durch Massaker zuerkennt wird und wem nicht. Recht billig, aber seit Urzeiten von jeder Seite propagandistisch erprobt.
Evakuierung syrischer Enklaven scheint bevorzustehen

Russland, Türkei und Iran ziehen Syrien-Beratungen um eine Woche vor

UN-Sicherheitsrat stimmt am Sonntag über Beobachter für Aleppo ab – Nato-Chef rechtfertigt Zurückhaltung des Militärbündnisses

Damaskus – Hunderte Menschen in zwei belagerten Orten im Nordwesten Syriens dürfen auf baldige Rettung hoffen: Am Samstagabend erreichten 25 Busse die Gegend um die schiitischen Dörfer Fua und Kafraja, um rund 1.500 Verletzte, Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen, wie syrische Regierungskreise mitteilten.

Milizen aus dem schiitischen Iran, die an der Seite der syrischen Armee kämpfen, hatten nach Angaben aus Regierungskreisen gefordert, dass im Gegenzug für die Evakuierung der Rebellengebiete Aleppos auch die Blockade dieser beiden Orte aufgehoben werden müsse.
Stoltenberg befürchtet Eskalation

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg rechtfertigte indes die militärische Zurückhaltung des Militärbündnisses im Syrien-Konflikt. In manchen Fällen seien "die Kosten des Einsatzes militärischer Mittel größer als der Nutzen", sagte Stoltenberg der "Bild am Sonntag". "Mit Blick auf Syrien sind die NATO-Partner zum Ergebnis gekommen, dass der Einsatz von Militär eine schreckliche Situation noch schrecklicher machen würde."
Ist Ankara Vertreter "des Westens" oder in eigener Sache dort?
Syrien-Beratungen um eine Woche vorgezogen

Russland, die Türkei und der Iran wollen ihre Beratungen über die Lage in Syrien um eine Woche auf kommenden Dienstag vorziehen. Die Außenminister der drei Länder wollten sich am 20. Dezember in Moskau treffen, teilte das iranische Außenministerium am Samstag in Teheran mit. Zuvor hatten die beiden Chefdiplomaten Russlands und Irans, Sergej Lawrow und Mohammed Javad Zarif, über die Situation in Syrien beraten und entschieden, dass das Dreiertreffen bereits am Dienstag stattfinden solle, wie die Nachrichtenagentur Irna meldete.

derstandard.at/2000049489447/Russland-Tuerkei-und-Iran-ziehen-Syrien-Beratungen-um-eine-Woche
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Mr. Hisbollah »

Die Busse stehen in Flammen.

Quelle: http://de.euronews.com/2016/12/18/syrie ... ern-in-der
Als ich jung war, waren alle meine Glieder gelenkig bis auf eins. Jetzt, wo ich alt bin, sind alle meine Glieder steif, bis auf eins.

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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Moskau, Teheran und Ankara wollen eine "erweiterte Waffenruhe".
Russland, Türkei und Iran wollen "erweiterte" Waffenruhe für Syrien

Lawrow sieht bisherige internationale Syrien-Gespräche als gescheitert an

Moskau – Russland, die Türkei und der Iran haben sich auf eine gemeinsame Initiative zur Lösung des Syrien-Konflikts verständigt. Es werde eine "erweiterte" Waffenruhe angestrebt, heißt es in einer am Dienstag in Moskau von den Außenministern der drei Staaten vereinbarten Erklärung. Demnach soll es neue Syrien-Gespräche in Kasachstan geben.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow machte dabei klar, dass er die im Vorjahr in Wien eingeleiteten Syrien-Gespräche als gescheitert ansieht. Die internationale Gruppe zur Unterstützung Syriens sei nicht fähig gewesen, ihre Entscheidungen umzusetzen. Russland, der Iran und die Türkei seien bereit, ein Abkommen zwischen Regime und Opposition in Syrien zu vermitteln. In der Erklärung bekannten sich die drei Staaten auch zur territorialen Integrität Syriens. (APA, 20.12.2016)

derstandard.at/2000049610167/Russland-Tuerkei-und-Iran-wollen-erweiterte-Waffenruhe-fuer-Syrien
Dabei gibt es gleich einen Seitenhieb Richtung USA und Co. Diese sind zumindest in Syrien nicht handlungsfähig.
Während "unsere westlichen Partner sich nur in Rhetorik und Propaganda ergangen" hätten, hätten jetzt die Staaten miteinander verhandelt, die "tatsächlich Einfluss auf eine Verbesserung der Lage am Boden nehmen" könnten, sagte Lawrow.

In Aleppo hatten iranische Milizen und die russische Luftwaffe mit ständigen Angriffen der syrischen Armee den Weg in den lange von der Opposition gehaltenen Ostteil der Stadt gebahnt. Die Türkei mit ihrem Einfluss auf Assad-Gegner hatte schließlich den Abzug der Kämpfer und ihrer Familien mit ausgehandelt.

http://www.sueddeutsche.de/politik/syri ... -1.3303763
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Türkische Soldaten in der Hand des IS hingerichtet?

Angeblich sind zwei türkische Soldaten von oppositionellen Kräften in Syrien verbrannt worden. Sie wurden im Raum Aleppo gefangengenommen.
Sick ISIS savages film themselves burning two Turkish soldiers alive in disturbing new execution video after capturing them in Aleppo

Read more: http://www.dailymail.co.uk/news/article ... z4TeXcd1bx
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ISIL video shows 'Turkish soldiers burned aliv

Turkey reportedly blocks social media after release of ISIL video showing two Turkish soldiers being burned alive.

http://www.aljazeera.com/news/2016/12/i ... 19947.html
Inzwischen ist Aleppo wieder wohl unter Kontrolle der Regierung.
Aleppo vollständig unter Regierungskontrolle

https://www.welt.de/politik/article1605 ... rolle.html
Der Springerverlag spricht von syrischer Regierung?

Derweil wird noch einmal ausgeprochen, was eigentlich klar ist, nämlich gemeinsame Nutzung von Stützpunkten zur Koordination.
Top Iranian Official: Iran and Russia Share Syrian Army Base to Coordinate Defense of Assad

http://www.thetower.org/4341-top-irania ... -of-assad/
Ein großes Kommandozentrum ist das "Glasshaus" bei Damaskus.
Kampf um Aleppo

Der Mann, der Assad zum Sieg verhalf

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 81500.html
Russia’s influence has risen but Iran is the real winner in Aleppo

https://www.theguardian.com/world/2016/ ... e-analysis
Die brutale Hinrichtung der türkischen Soldaten zeigt, wie wütend man über die momentane Haltung der Türkei ist. In Nordsyrien starben bei Gefechten mindestens 10 türkische Soldaten.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Erstmals werden jetzt Beweise für die Unterstützung der USA für den IS vorgelegt!
Erdogan wirft USA Unterstützung des IS vor

Angeblich soll es Film- und Fotobeweise geben: Der türkische Präsident Erdogan behauptet, die USA würden die Terrormiliz "Islamischer Staat" unterstützen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat der von den USA geführten Koalition vorgeworfen, die Extremistenorganisation "Islamischer Staat" (IS) und die militanten Kurdengruppen YPG und PYD zu unterstützen. "Sie haben uns beschuldigt, Daesch (Islamischer Staat) zu fördern", sagte Erdogan vor Reportern in Ankara. "Jetzt unterstützen sie Terrorgruppen einschließlich Daesch, YPG, PYD." Es gebe Film- und Fotobeweise dafür.

"Die Koalitionskräfte halten zurzeit leider nicht, was sie versprochen haben", sagte Erdogan. Türkische Truppen liefern sich zurzeit verlustreiche Gefechte mit dem IS um die von der Terrormiliz gehaltene nordsyrische Stadt al-Bab. Bei schweren Kämpfen kamen seit vergangenem Mittwoch mindestens 17 türkische Soldaten ums Leben. Ziel der Türkei ist nach Regierungsangaben, die Stadt einzunehmen. Erdogan sagte, die Türkei werde ihren Weg "entschlossen" weitergehen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 27698.html
Zudem sollen die USA mit kurdischen Organisationen wie der YPG und PYD zusammenarbeiten.

Was soll das jetzt heißen? Ende der Zusammenarbeit zwischen den USA und der Türkei?

Ist das zeitlich ein Zufall? Ankara konferiert stärker mit Moskau und Teheran. Ist das eine andere, neue Linie der Türkei? Oder will Edogan damit dem Westen noch mehr Angst machen, sprich ihn doch stärker zu umgarnen, denn zu kritisieren?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Der US-Oberkommandierende der Anti-Is Koalition General Townsend findet lobende Worte für die PMF.
US general praises ‘remarkably disciplined’ Shiite forces

The Shiite Hashd al-Shaabi have been “remarkably disciplined,” praised the US Commanding General of the anti-ISIS global coalition forces.

“Before I got here, I read all kinds of things about the PMF, and I got here and I haven’t observed that behavior,” said Lt. Gen. Stephen Townsend, referring to the Popular Mobilization Forces (PMF), as the Hashd al-Shaabi are also known.

“We’re not having allegations of bad behavior or misconduct,” he added in an interview with The Daily Beast published Monday.

http://rudaw.net/english/middleeast/iraq/261220161
Hm, im Falle Aleppos klang des - zumindest in einigen westlichen Medien und öffentlichen Verlautbarungen in den Hauptstädten - irgendwie anders. Da mußte man annehmen, daß es sich bei diesen Milizen um wildgewordene Soldateska auf der Suche nach Genoziden handelt. Aber, wer mit den USA bei der Intervention kooperiert, muß zwangsläufig gut sein. Auch der US-General berichtet davon "er hätte im Vorfeld eine Menge gehört", was sich nun als Falschmeldung herausgestellt hat. Wirklich?

Derweil geht der Vormarsch in Mosul weiter.
Mosul battle: Iraqi troops 'take key district' from IS

http://www.bbc.com/news/world-middle-east-38532332
Die Region Mosul, die noch vom IS kontrolliert wird ist im Moment jedenfalls von dem Kalifat abgeschnitten worden. Hauptsächlich durch die PMF. Mosul ist eingeschlossen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Assad oder IS/Al-Qaida - So die Gleichung des scheidenden US-Außenministers Kerry.

Bemerkenswert, wie einige scheidende Politiker mal Klartext reden wollen, bzw. können, wenn sie nicht mehr das Korsett ihrer Position tragen müssen.
John Kerry: Russia And Iran "Saved" Syria And Bashar al-Assad From Being Overthrown By Islamic Extremists

And so together, Iran and Russia had to prop him up, and save him from the possibilities that the extremists might take over the country.

http://www.realclearpolitics.com/video/ ... syria.html
Natürlich ist das nur ein Aspekt für die Intervention/Prävention Irans und Russlands. Aber eben einer. So etwas würde man von einem Außenminister nicht in der aktiven Phase hören.

Olmert konnte das auch. Er begann es am Ende seiner Amtszeit mit den Worten:"Was ich Ihnen jetzt sage, hat kein israelischer Führer vor mir gesagt..."
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Realpolitik at work. Terrorgruppen in koordinierten Kampfhandlungen mit dt. Kriegsgerät.
Mit Panzern aus Deutschland

Türkei kämpft in Syrien zusammen mit Terroristen

In Deutschland gilt Ahrar al-Scham als Terrororganisation - in Syrien kämpft sie an der Seite der türkischen Armee. Mit dabei: Panzer aus deutscher Produktion.

Die Offensive der türkischen Armee in Nordsyrien gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ist für die deutsche Bundesregierung äußerst heikel.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 30913.html
Nun ja, aber wie hieß es schon mit Saddam? Er ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn. Das sind "unsere Terroristen".
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Audi »

King Kong 2006 hat geschrieben:(21 Jan 2017, 08:51)

Realpolitik at work. Terrorgruppen in koordinierten Kampfhandlungen mit dt. Kriegsgerät.



Nun ja, aber wie hieß es schon mit Saddam? Er ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn. Das sind "unsere Terroristen".
Was glaubst du warum man in Aleppo so ein Tam Tam gemacht hat? Weil dort diese Gruppe am stärksten vertreten war und kurz davor stand komplett vernichtet zu werden.

Das passt hier auch dazu

Kaum humanitäre Hilfe für Aleppo: Internationale Medien ignorieren syrische Stadt nach Befreiung


Die syrische Armee hat die Stadt Aleppo vor gut einem Monat befreit. Von der internationalen Gemeinschaft kommen kaum Hilfslieferungen an. Seit der Befreiung der Stadt wird die dortige Situation von den Mainstream-Medien ignoriert.
Der Priester Andrew Ashdown, der Aleppo besuchte, erzählte RT, dass sich die tatsächliche Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung über den Konfliktes von der westlichen Medienberichterstattung grundsätzlich unterscheidet und diese nur propagandistischen Erwägungen diente.

https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/4 ... ur-aleppo/

Das ARD war vor Ort und hat mit den Menschen dort gesprochen. Diese teilten gegen die Rebellen aus. Seit dem kam nichts mehr in die Richtung.
Aleppo war doch nur ein Instrument um druck auf Assad und Moskau zu verstärken. Man hat laut von UN Lieferungen gesprochen die jetzt verstummt sind.

Türkei setzt wahrscheinlich nur das ein was es kriegen kann gegen die Kurden und IS. Erdogan ist nicht weit weg von der Sham, rein ideologisch. Erdogan kommt mit Luftwáffe und Panzer, Sham kommt mit Bodentruppen
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Audi hat geschrieben:(21 Jan 2017, 09:17)

Was glaubst du warum man in Aleppo so ein Tam Tam gemacht hat? Weil dort diese Gruppe am stärksten vertreten war und kurz davor stand komplett vernichtet zu werden.

Das passt hier auch dazu

Kaum humanitäre Hilfe für Aleppo: Internationale Medien ignorieren syrische Stadt nach Befreiung


Die syrische Armee hat die Stadt Aleppo vor gut einem Monat befreit. Von der internationalen Gemeinschaft kommen kaum Hilfslieferungen an. Seit der Befreiung der Stadt wird die dortige Situation von den Mainstream-Medien ignoriert.
Der Priester Andrew Ashdown, der Aleppo besuchte, erzählte RT, dass sich die tatsächliche Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung über den Konfliktes von der westlichen Medienberichterstattung grundsätzlich unterscheidet und diese nur propagandistischen Erwägungen diente.

https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/4 ... ur-aleppo/

Das ARD war vor Ort und hat mit den Menschen dort gesprochen. Diese teilten gegen die Rebellen aus. Seit dem kam nichts mehr in die Richtung.
Aleppo war doch nur ein Instrument um druck auf Assad und Moskau zu verstärken. Man hat laut von UN Lieferungen gesprochen die jetzt verstummt sind.

Türkei setzt wahrscheinlich nur das ein was es kriegen kann gegen die Kurden und IS. Erdogan ist nicht weit weg von der Sham, rein ideologisch. Erdogan kommt mit Luftwáffe und Panzer, Sham kommt mit Bodentruppen
Es war ja sehr auffällig, daß bei dem Vormarsch der syrischen Armee die Sorge "des Westens" (kann als Einheit auch obsolet sein) wuchs. Umso schneller der Vormarsch, desto dramatischer die Kritik an der Situation dort. Dahinter verbarg sich natürlich das Credo "Mit dem Vormarsch und Sicherung Russlands und Irans in der Region wächst die Sorge" (von wem genau...?). Es ist im Grunde genommen die Sorge vor Russland und dem Iran. Ansonsten wurden und werden auch gerne Gruppen von den USA oder "dem Westen" unterstützt, die sagen wir mal vorsichtig, "sehr befremdlich sind". Aber es sind allierte "Hurensöhne" die Interessen vertreten.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Phase 2?

Der Aufbau nach der Intervention/Prävention? Mobilnetzwerke und Transportkorridore zum Mittelmeer/Europa?
Iran, Syria sign major economic deals

Iran and Syria have signed several agreements during a visit by Prime Minister Imad Khamis to Tehran, under which the Islamic Republic will build a mobile service operator in the Arab country.
Under the deals, Syria will grant a license to Iran to operate the Arab country’s third mobile service provider and allow the Islamic Republic to set up a petrol terminal on 5,000 hectares of land, the report said.

Syria will also give Iran 5,000 hectares of farmland and commission the operation of phosphate mines in Sharqiya and a port in the Arab country to Iranian companies, IRNA added.

In May 2013, Iran agreed to provide Syria with a $3.6 billion credit line for imports of goods and commodities and implementing civilian projects.

Iranian firms are involved in a series of electricity generation projects worth $660 million in Syria, according to Energy Ministry officials.

A plan has been mooted for exports of Iranian electricity to Syria which would hook up Iran’s national grid with those of Iraq and Lebanon, creating the biggest power network in the Islamic world.

http://www.presstv.ir/Detail/2017/01/18 ... tor-Khamis
Zunächst kann man sich natürlich auch fragen, woher Syrien das ganze Geld dafür nehmen möchte.
Iran-Iraq gas pipeline set to begin operation

Iran will kick off the operation of a pipeline supplying natural gas to Iraq on Tuesday (January 24), said a senior Iranian official.

http://www.tradearabia.com/news/OGN_319549.html
Während der Irak wohl den Umständen entsprechender Zahlungskräftiger ist, ist Syrien zunächst einmal als Investitionsstandort wichtiger. Das wird wohl langfristiger gesehen werden müssen. Und Investitionen müssen nicht nicht primär monitär auszahlen. Das kann auch politisch sein.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Assyrer, Babylonier, persische Achämeniden, Alexanderreich, Rom, persische Sassaniden, Byzanz, Osmanen, Briten, USA... (diese Reihe erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit)

...
Und der Sieger heißt: Iran
Jedenfalls als eine mögliche Perspektive und für eine gewisse Zeit, siehe oben.
Dieser Krieg löscht endgültig zwei historische Axiome des 20. Jahrhunderts, die für die schiitischen Revolutionsführer in Teheran immer schon unerträglich waren. Das eine lautete: Der Westen ordnet den Nahen Osten. Kolonialmächte wie Frankreich und Großbritannien haben sich einst Territorien und Ressourcen aufgeteilt, die Supermächte USA und Sowjetunion im Kalten Krieg ihre Einflusssphären gesichert. Das andere Axiom: Die religiöse und politische Vormacht in der Region gehört der arabisch-sunnitischen Mehrheit, angeführt von der saudischen Monarchie.

Mit beiden Axiomen ist es zu Beginn des 21. Jahrhunderts vorbei. Teheran meldet den Alleinanspruch an – laut und deutlich.
Hinter dieser Idee eines "schiitischen Halbmonds" steckt die Ideologie des iranischen Revolutionsexports, aber auch ältere imperiale Träume. Die glorreichen Phasen persischer Reiche von der Antike bis zur Ära der Safawiden im 16. und 17. Jahrhundert gehören an Irans Schulen ebenso zum Geschichtsunterricht wie die Serie der Demütigungen: Großbritannien und Russland zerfledderten im 19. Jahrhundert das Imperium; London griff nach dem Ersten Weltkrieg nach den persischen Ölquellen; die USA und Großbritannien zettelten 1953 einen Putsch an, als die Regierung des Premierministers Mossadegh die Ölquellen nationalisieren wollte; der Westen stützte jahrzehntelang das Regime des Schahs.
So dürfte wohl gelingen, wovon Generationen iranischer Politiker kaum zu träumen wagten: ein fast zusammenhängendes Gebiet iranischen Einflusses in der arabischen Welt, vom Golf bis zum Mittelmeer. Derzeit ist kein Land der Region in der Lage, dem Iran seine blutig erkämpfte Position streitig zu machen.
Es gibt auch kritische Ausblicke dabei.
Es sieht gut aus für Teheran – und trotzdem sind die Bruchstellen seiner Strategie schon jetzt zu erkennen. Die Zerstörung Ost-Aleppos hat unter Sunniten von Casablanca bis Istanbul ebenso große Verzweiflung wie Wut ausgelöst. Dem Irak, das befürchtet unter anderem die Nahost-Expertin Emily Agnostos vom Institute for the Study of War, steht nach der Vertreibung des IS aus Mossul der nächste sunnitische Aufstand ins Haus. Denn in Bagdad ist wenig geschehen, um der sunnitischen Minderheit eine Teilhabe an der Zukunft des Landes zu garantieren. Und der Syrien-Krieg könnte für den Iran zu dem werden, was einst Vietnam für die USA und Afghanistan für die Sowjetunion bedeuteten: eine kostspielige Überdehnung der eigenen Kräfte, die in einen demütigenden Abzug mündet.

Der Fall von Ost-Aleppo habe dem Iran "zwei Nächte Freude und dreißig Jahre weiterer Probleme beschert", sagt der ehemalige iranische Diplomat Mir Mahmud Mussawi. Er ist ein Anhänger des Reformflügels. Seine Worte zeigen, dass auch innerhalb des Irans so mancher keinen "schiitischen Halbmond", sondern ein böses Ende der Expansionsträume kommen sieht. Nur haben diese Stimmen politisch gerade nichts zu melden.

http://www.zeit.de/2017/04/mittlerer-os ... ettansicht
Bei all den militärischen Operationen darf man die Zielsetzungen der Interventionen/Präventionen der Beteiligten Mächte nicht aus den Augen lassen. Die USA und der Iran ringen dort um die besten Plätze. Nicht, weil die USA das schlimmste Imperium wäre, das es jetzt gegeben hätte, oder der Iran rückständiger als Saudi-Arabien und Afghanistan. Beides stimmt nicht. Es geht um profane Machtinteressen, die sich natürlich auch auf wirtschaftliche Macht gründen. Aleppo u.a. sind kleine Puzzlesteine dabei.

G.W.Bush hat sich schwer verzockt bei der Herangehensweise die US-Hegemonie in der Region zu sichern. Er versuchte den Iran durchaus zu fesseln, durch containment, begründet durch die Atomkrise. Aber in der Summe war es eine fatale Intervention der USA. Sie zahlte sich nicht aus. Teheran zappelt sich langsam aus den Fesseln heraus. Und durch die Politik von Bush war der Abzug der USA aus der Region vorprogrammiert. Dies beides zusammengenommen, Abzug der USA und freischwimmen Irans eröffnet die Wege neu.

Interessant dabei ist Russland zu sehen. In dreifacher Hinsicht. Zum einen, wie am Anfang des Thread thematisiert, hat Moskau eigenes Interesse, das dabei gekoppelt ist. Zum anderen kamen sie offenbar auf Bestreben Irans massiver in die Region zurück (auch um sich den Weg für deren Ziele freischiessen zu lassen, siehe diesen Artikel) und dann werden, so schwer es unter einem Hut zu bringen ist, die USA, aber auch z.B. Israel oder Saudi-Arabien es auch nicht so ungern sehen. Warum? Nur den Iran am Mittelmeer zu sehen ist vielen nicht geheuer. Wenn dort auch Russen stehen, weiß man, daß Teheran sich mit Moskau absprechen muß. Und z.B. Israel kann mit Moskau besser reden, als mit Teheran. Trotz der ablehnenden Haltung vieler auch Russlands gegenüber. Aber Russland-Iran üben auch checks & balances sich gegenüber aus.

Es gibt zwischen den USA, Russland, GB und Frankreich Unterschiede zum Iran/Persien, der Türkei/Osmanisches Reich oder Saudi-Arabien. Die ersteren können primär über Kontakte, Partnerschaften, Marionetten und physisch über Stützpunkte versuchen (früher durch Kolonialismus) dort Einfluß zu bekommen und zu erhalten. Die letzteren sind permanent da. Die kann man nicht einfach rausschmeissen. Und durch ihr birth right dort vor Ort sehen sie alle anderen als unrechtsmäßige Kolonisatoren. Das sie selbst auch so gesehen werden verblasst dann. Im Falle Irans/Persien kommt aber durchaus dazu, daß man sich jenseits der politischen Reiche als Religionskonfession stets unterdrückt gesehen hat. Im Irak, in Syrien, Libanon, Bahrain, Jemen, Pakistan und Afghanistan. Aus der Sicht schiitischer Ideologen ist das jetzt alles ein Befreiungsschlag. Aus Sicht der Kontrahenten gefährlicher Imperialismus.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

US-Praesident Trump:
Trump hatte im Präsidentschaftswahlkampf und nach seinem Amtsantritt mehrfach gesagt, die USA hätten während der achtjährigen Besetzung des Irak die Einnahmen aus dem irakischen Erdöl nutzen sollen, um ihre Militärausgaben zu finanzieren.

Bei einem Besuch der CIA hatte Trump kürzlich ergänzt, vielleicht gebe es "ja noch eine zweite Chance", und damit für Irritationen in Bagdad gesorgt.

http://m.spiegel.de/politik/ausland/a-1135364.htm
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(20 Feb 2017, 11:28)

US-Praesident Trump:
Gewiss. Der Aufenthalt der US-Soldaten im Irak zwischen 2003 und 2011 wurde aus dem US-Haushalt abgedeckt.


:D
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Was macht eine Intervention im größeren Maßstab und in zeitlicher Dimension mit dem Interventionisten?

So eine Angelegenheit ist ja immer eine Schwingtür oder eine Straße, die man nach beiden Seiten benutzen kann. Wie die Globalisierung. Den Zusammenbruch der UdSSR führt man auf einen Blumenstrauß an Gründen zurück. Vom Vatikan (Polen) über Rüstungsspiralen oder z.B. dem Engagement in Afghanistan hin. Die USA haben durch die Vietnamkrieg sicher noch einmal richtig Zunder für Bürgerrechtsbewegungen, Flower Power u.ä. bekommen. Die Kriege von G.W.Bush in Afghanistan, Irak und die Konfrontation mit dem Iran haben sie von einer kurzeitigen Hypermacht auf Supermacht zurückgestuft. Und auch das bröckelt. Die Langzeitwirkungen sind noch zu untersuchen.

Die größten Interventionisten sind Iran, Russland, die USA, Saudi-Arabien und die Türkei. Was macht dieser Krieg (Syrien und Irak) mit dem Iran? Nicht nur, was macht Teheran mit ihnen. Die Interventionsgründe sind am Anfang bereits mal thematisiert worden. Darum geht es nicht. Um die Toten Irans in diesem Krieg(en?) machte man im Iran lange ein Geheimnis. Warum? Vermutlich mehrere Gründe. Man wollte nicht über ein gesteigertes Engagement sprechen. Das sieht nach Imperialismus aus. Persischen. Und man ist im Iran ja seit 1979 ein Gegner jeder Art von Imperialismus. Auch wollte man sicher nicht noch die Skeptiker im Iran, im Kontext der jetzigen Regierung/Führung noch Stoff bieten. Also, man habe ja schon genug Probleme und Ausgaben. Einfachen Bürgern mit dennoch wahrhaftigen Problemen kann man nicht mit Strategien o.ä. erklären, warum die Ausbildung der Kinder so teuer ist, oder Wohnraum. Der Krieg kommt aber langsam in den Familien im Iran an.

Es gibt keine exakten Zahlen, aber vermutlich sind ca. 1000 Iraner bisher in Syrien und Irak gefallen. Darunter viele Offiziere bis zum Generalsrang. Auffallend viele. Das liegt vermutlich am Korpsgeist und Selbstverständnis der eingesetzten Truppen. Es waren bis vor kurzem in der Hauptsache Iranische Revolutionsgarden (IRGC oder auch Sepah). Erst jüngst kamen Spezialeinheiten der regulären Armee (Artesh) dazu, Fallschirmjäger oder Scharfschützen. Erstere, gerade die Offiziere sind gewohnt in alter Manier in vorderster Front zu wirken und zu leiten. Das fordert Blutzoll. Deshalb so viele der Tote (Unter-)Offiziere. Ähnlich wie die Zenturionen Roms, die napoleonischen Offiziere der vormaligen Revolutionstruppen, den Offizieren der Waffen-SS oder der Roten Armee waren sie keine Gebildeten und Hochschulabsolventen in der Mehrzahl. Kamen aus Mannschaften und waren auch als Offiziere gewohnt "vorne mitzumischen". Da kann man dann auch mal einen Kopfschuss bekommen. Wie einem iranischen General passiert. Daneben sind natürlich viele Spezialisten dort tätig. Oft (Unter-)Offiziere.

Mittlerweile sind die Begräbnisse im Iran nicht mehr "als nebenbei" zu handhaben. Die Frage wird lauten, kann Teheran die "Kosten" niedrig halten? Vietnam, Afghanistan, Irak haben in den USA und Russland tiefe Spuren hinterlassen. Davor hat Teheran Angst. Eine Gegenmaßnahme war, daß ähnlich wie die USA oder Russland der Iran mit Proxies arbeitet. Die Hisbollah mußte ran. Sie haben einen hohen militärischen Wert, das meint auch Moskau, aber jeder Hisbollah-Kämpfer bedeutet einen Iraner weniger. Dazu Afghanen, Pakistaner. Alle nach Syrien und Irak geschickt. Spart Iraner. Dazu natürlich Syrer und Iraker selbst. Das führte in Syrien zu ca. 70 000 Mann unter direktem iranischen Kommando (mehr als die syrische Armee selbst) und im Irak zur PMF, ca. 100 000. Anders als die USA oder Russland kann der Iran gar nicht solche Kontingente selbst bestreiten bzw. fern der Heimat bewirtschaften. Auch das reichte nicht. Der Iran braucht mehr Firepower. So soll der iranischer Chef der Auslandstruppe der iranischen Revolutionsgarden General Suleimani Russland überzeugt haben dazuzukommen.

Die iranische Militärdoktrin (Politik - Clausewitz) wird durch diese Kriege verändert.

Auch das ist ein Ergebnis. Der Krieg mit Saddam war sehr statisch. Es ging nicht anders, weil dem Iran die industrielle und technologische Infrastruktur fehlte ähnlich wie die USA, GB, Frankreich, Deutschland oder Russland sich mit nötigen Kriegsmaterial selbst zu versorgen. Nach dem Krieg ging man darin über - da die USA als gefährlichster Gegner definiert wurde - zu einer asymmetrischen Kriegsführung (die im übrigen sogar vom Pentagon als defensiv eingestuft wurde). Weil eine konventionelle Kriegsführung gegen die USA hoffnungslos ist und der Iran da industriell sowieso nicht mithalten kann. Nicht mal Russland kann das. Das hat in der Anfangsphase der iranischen Intervention in Syrien und Irak sehr gut geklappt. Der Iran hat eine enorme soft power (Kontakte und Einfluß auf Personen und Organisationen) und die Strukturen der asymmetrischen Kriegsführung passten sehr gut zum Kampfstil der Fraktionen im Irak und Syrien. Irgendwann aber merkte man im Iran, daß das aber auch nicht reichte. Man konnte damit stabilisieren. Hier und da. Aber zu wuchtigen, nachhaltigen Operationen reichte es nicht. Dazu brauchte man die Russen. Diese hatten zwar schon im Afghanistankrieg eine teilweise bedauernswerte Performance. Noch als Supermacht. Aber das war noch deutlich mehr, wozu der Iran im Stande war. Das selbst die USA da teilweise schlecht da standen sei hier bemerkt. Als Rumsfeld die Truppen bei Bagdad besuchte, wurde ihm gezeigt, was man aus Ermangelung von Nachschub tun mußte (->Hillbilly Armour). In Syrien selbst war der russische Einsatz für den Iran von großen Vorteil. Vor allen Dingen die Luftwaffe, die Luftkriegsführung- und Aufklärung. Da mangelte es an Möglichkeiten. Auch das war fragil, wie das Beispiel Palmyra zeigte, als schiitische Milizen abgezogen wurden, überrannten IS-Truppen den großen russischen Stützpunkt dort. Keine Firepower aus der Luft konnte dem Einhalt gebieten. Aber, da wo iranische Bodenkriegsführung und russische Luftkriegsführung Hand in Hand ging, konnte man Erfolge erringen. Die könnten vermutlich viel größer sein, aber weder Teheran noch Moskau knien sich da voll rein. Und sie behindern sich auch gerne gegenseitig.

Was geschieht mit dem Iran durch diese "Erfahrungen"? Innenpolitisch? Die Gegner Teherans, auch die Gegner Irans, da muß man ja unterscheiden würden es sich wünschen, daß der Schaden groß ist. Die einen, weil sie sich davon erhoffen daß etwas aus ihrer Sicht positives geschieht, z.B. die Schwächung der bisherigen Führung, die andern, weil ein Konkurrent der hinfällt eben besser ist. Das ist ein buntgemischter Haufen. Menschenrechtler, Natonalisten, Islamisten anderer Staaten, Großmächte usw. Jeder hat aus einem anderen Grund die Hoffnung, daß vielleicht der militärische Engagement Teheran kulturell, politisch, wirtschaftlich schwer treffen kann und so für Veränderungen anfälliger machen könnte. Das das Auswirkungen hat, sah/sieht man klar an den USA und UdSSR/Russland. Nur um die beiden zu nennen.

Politisch und um Clausewitz herbeizuholen, auch militärisch ist dieser Krieg in Syrien/Irak seit Jahrhunderten, wenn nicht gar seit Jahrtausenden die erste Intervention dieser Art. Deshalb auch die Sorge vor den alten persischen Imperien der Antike und Spätantike, die immer heraufbeschworen werden. Die Auseinandersetzungen mit Israel mit der Hisbollah sind damit in der Größenordnung nicht zu vergleichen. Auch war der Irak-Iran Krieg ein gänzlich anderer. Der Einsatz der kaiserlichen Truppen Irans in Oman kommen dem etwas näher. Aber auch nur etwas. Für den Iran ist das seit "langer" Zeit ein großer Einsatz fern der eigenen Grenzen.
"Iran is transforming its military to be able to conduct quasi-conventional warfare hundreds of miles from its borders. This capability, which very few states in the world have, will fundamentally alter the strategic calculus and balance of power within the Middle East."

http://www.expressnews.com/militarycity ... 945640.php
Die iranischen Militärs machen zur Zeit enorm viel Erfahrungen in Sachen Logistik, operativen Planungen und Handlungen über ein Kriegsgebiet teilweise fern der Heimatbasen auf einem Gebiet daß quasi die Levante umreißt. Das ist nicht gänzlich neu. Die Militärs der Vorgänger standen schon viel weiter in Europa, Afrika, Zentralasien oder Indien, mit deutlich mehr Truppen und Logistik in der Antike. Was jetzt dazu kommt ist die Kooperation mit Russland. Sprich einer Macht, die über entsprechende Technologie, Waffen und Möglichkeiten verfügt. Moderne Kriegsführung. Man kann natürlich darüber streiten, ob eine asymmetrische Kriegsführung nicht auch schon per se heutzutage modern wäre. Ja, sicherlich. Die iranischen Konzepte sind modern, da die Waffentechnik - mehr oder weniger - die dabei eingesetzt wird es auch sind. Es geht nicht nur um wild herumrasende Jeeps dabei. Das ist schon komplexer und vernetzter. Cyberwar ist im Iran weit entwickelt. Siehe Libanonkrieg Israel vs. Hisbollah. Aber das reicht eben nicht, um auf Schlachtfeldern oder in Staaten alle Ziele zu erreichen.
Iran Sends Military Students to Syrian Front

Iran is increasingly using Syrian battlefields as a proving ground for fresh military officers in training, according to Iranian media reports and Syrian opposition figures.

Tehran-based Imam Hossein University, a school affiliated with The Islamic Revolutionary Guard Corps (IRGC), said it recently deployed military leadership students to fight in Syria as part of an educational program designed for future officers, according to state-run media.
A vital training ground for battle

Syria has become a vital battlefield training ground for the IRGC, analysts say.

“The handling of the Syrian crisis presented the first example of real life training opportunity for Iran's military,” said Hooshang Aryanpour, a Washington-based retired Iranian general.

And Iranian officials say that despite growing causalities in their ranks in Syria, the country's military continues to benefit from engaging in battles there.

“We have gained technical and tactical advancements, militarily and in terms of intelligence collection," Brigadier General Hossein Salami, deputy commander of the IRGC, said in a television interview late last year.
General Salami gilt übrigens als Vater der asymmetrischen Kriegsführung Irans (im Kontext einer Auseinandersetzung mit den USA)
Iranian forces helped take Aleppo

Rebel leaders say Iran's role was evident in decisive battles in Aleppo where Syrian troops and their Iranian allies including the Lebanese Hezbollah ousted rebel forces in December of last year.

“The IRGC and Hezbollah militiamen were the ones who retook eastern Aleppo from us,” said Riad al-Asaad, a commander with the rebel group, the Free Syrian Army. “IRGC had brought many reinforcements to Aleppo, mainly new officers and students from its military academy.”

Iran also has relied on military students to help lead battles around Homs and Damascus where the IRGC is believed to have conducted full-scaled operations with foreign militias against rebels.

“The use of Shiite Afghans and Pakistanis, as well as Hezbollah and Iraqi Shiite militias in this conflict, was an unprecedented military experience for Iranian military units,” Daryoush Bourbour, a retired Iranian special forces commander told VOA.
Iran testing military equipment

Besides training its military forces, Iran has used the Syrian conflict to test its military equipment, according to analysts.

“Iran has tested many of its novice and newly-designed military equipment in Syria, and has tested them on a large scale,” said Bourbour.

Iran's arms industry is the largest and most sophisticated among its neighboring countries, analysts say.

http://www.voanews.com/a/iran-sends-mil ... 35710.html
HOW IRAN IS LEARNING FROM RUSSIA IN SYRIA

Iranian military cooperation with Russia in Syria is dramatically increasing Tehran’s ability to plan and conduct complex conventional operations. Iranians are learning by seeing and by doing, and are consciously trying to capture lessons-learned in Syria for use throughout their military and para-military forces. Iran is fielding a conventional force capability to complement and in some cases supplant its reliance on asymmetric means of combat. Russia is assisting Iran’s military leadership conduct this effort. It is introducing Iran and its proxies to signature Russian campaign-design concepts such as cauldron battles, multiple simultaneous and successive operations, and frontal aviation in Syria. These concepts are the fruit of almost a century of advanced Soviet and Russian thought and hard-won experience in conventional military operations. This knowledge-transfer can help the Iranian military advance its understanding of conventional war far more rapidly than it might otherwise be able to do. It can help Iran become a formidable conventional military power in the Middle East in relatively short order, permanently changing the balance of power and the security environment in the region.

The Iranian military is using the Syrian conflict as a learning environment for its forces. The Islamic Revolutionary Guards Corps (IRGC)’s Imam Hossein University (IHU), which is home to the IRGC’s advanced military education programs, has deployed students to Syria almost certainly as part of an internal study and educational program for Iranian officers. Iranian officers recognize the benefits of experiencing Russian military operations. One Iranian major general, for example, praised Russia’s use of the Shahid Nojeh Air Base in Iran’s Hamedan province for exposing Iranian Air Force personnel to “[Russian] planes and the way they were operated.” Iran has also recently conducted exercises specifically to capture and practice lessons learned from Syria.

http://understandingwar.org/backgrounde ... ssia-syria
Nun ja, Russland und Iran brauchen sich dort. Ohne die Bodenpräsenz Irans kann Russland keinen Stützpunkt halten. Ohne Russland kommt der Iran nicht an moderne Waffensysteme heran. Langfristig versucht Teheran natürlich eine eigene Basis dafür zu schaffen. Im Rahmen seiner industriellen Möglichkeiten. Russland ist ein großer Waffenhändler. Sicher wird Moskau sich nicht entbehrlich machen und in dem Maße liefern, wie Teheran das gern hätte. Das wäre ja unsinnig aus russischer Sicht. Wozu braucht man dann noch Russland? Wobei auch schon die politische Macht (Vetomacht) sehr hilfreich ist.

Der Schah von Persien verstand sein Land schon als ein wichtiges dominierendes Element in der Region. Der Maelstrom der Entwicklungen in der Region hat noch mal etwas durcheinandergewürfelt. Der Iran handelt so, wie seit sehr langer Zeit nicht mehr. Teilweise aktiv, teilweise als Getriebener. Was dieses Engagement aus dem Land machen wird, bleibt abzuwarten.
Iranian media confirmed the deaths of Colonel Zulfighar Nesab, 2nd Lieutenants Mohsen Ghiatsalu and Mojtaba Yadollahi, and Captain Morteza Zaharand. Two Revolutionary Guards members were also slain over the weekend, according to reports.

Iran’s Revolutionary Guards have put in more commanders and troops since last October, when Tehran worked with Russia on multiple offensives — also including Hezbollah and Iranian-led foreign militias — to prop up President Assad and push back rebels, especially in northwest Syria. However, the despatch of the 65th Airborne Special Forces, the 45th and 258th Special Forces, and the 388th Mechanized Infantry are the first deployments of Iranian Army units in the five-year conflict.

http://eaworldview.com/2016/04/iran-dai ... -in-syria/
Im Irak ist ein Denkmal für einen gefallenen iranischen General der Revolutionsgarden errichtet worden. Er war im engen Kontakt mit irakischen Führern und Gruppen, organisierte die PMF mit und war oft an der Front als kommandierender Offizier.
A monument dedicated to an Iranian general has been erected in Iraq for the first time in the country’s history.

http://www.longwarjournal.org/archives/ ... -force.php

Wie gesagt, es gibt nicht nur Auswirkungen auf die Länder, in denen interveniert wird, sondern auch bei denen die intervenieren. Obama hat sich deswegen herausgehalten. Und Trump verwandelt dies propagandistisch in sowas wie "America first!". Klingt nicht so schwächlich wie unter Obama. ;)
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Menschenrechtler, Natonalisten, Islamisten anderer Staaten, Großmächte usw. Jeder hat aus einem anderen Grund die Hoffnung, daß vielleicht der militärische Engagement Teheran kulturell, politisch, wirtschaftlich schwer treffen kann und so für Veränderungen anfälliger machen könnte.
Der Iran darf sich über kurz oder lang auf einen heftigen Partisanenkrieg mit den Kurden gefasst machen. Die Belutschen werden dann gewiss mitziehen.
Kurds Hanged in Iran in Less Than Two Months

ERBIL — the Iranian executive service has hanged 24 Kurdish prisoners across Iran since the beginning of 2017, a Kurdish human rights organization reported on Thursday.

According to Hengaw, the last execution occurred in Dizel Abad Prison of Kermanshah province.

The 28 year old Kurdish inmate from town of Kamyaran, Farshifd Sajjadi Asl, was hanged on Wednesday for committing homicide.

Iran is only next to China for enforcing the largest number of executions a year.
http://www.basnews.com/index.php/en/new ... ast/332282

Die Frage ist wer bereit ist die Kurden im Iran tatkräftig zu unterstützen. Und je mehr der Iran seinen schiitischen Halbmond ausbaut und festigt desto verzweifelter könnten die Verlierer dieser Politik (sunnitischen Araber) werden.

Wenn der Stein erst einmal zum Rollen gebracht wird kann sich der Iran auf syrische Verhältnisse gefasst machen. Bei einer eventuellen Schwächung der iranischen Streitkräfte würden sogar die Turkvölker im Iran (auch wenn sie derzeit Macht besitzen) in den Startlöchern sitzen. Ich möchte da nur an das Jahr 1946 erinnern, als die Azeris sich für knapp ein Jahr vom Iran loslösten.

Die Kurden zumindest sind geduldig.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Jekyll »

Kardux hat geschrieben:(25 Feb 2017, 22:02)

Der Iran darf sich über kurz oder lang auf einen heftigen Partisanenkrieg mit den Kurden gefasst machen. Die Belutschen werden dann gewiss mitziehen.


http://www.basnews.com/index.php/en/new ... ast/332282

Die Frage ist wer bereit ist die Kurden im Iran tatkräftig zu unterstützen. Und je mehr der Iran seinen schiitischen Halbmond ausbaut und festigt desto verzweifelter könnten die Verlierer dieser Politik (sunnitischen Araber) werden.

Wenn der Stein erst einmal zum Rollen gebracht wird kann sich der Iran auf syrische Verhältnisse gefasst machen. Bei einer eventuellen Schwächung der iranischen Streitkräfte würden sogar die Turkvölker im Iran (auch wenn sie derzeit Macht besitzen) in den Startlöchern sitzen. Ich möchte da nur an das Jahr 1946 erinnern, als die Azeris sich für knapp ein Jahr vom Iran loslösten.
Ein weiteres Land in der Region, wo ein Bürgerkrieg tobt und auf Jahre hin Millionen Opfer und Flüchtlinge generiert, ist so ziemlich das Letzte, was wir derzeit brauchen können. Hoffentlich bleibt uns das erspart, wie verführerisch militante Phantastereien auch sein mögen.
Die Kurden zumindest sind geduldig.
Gerade die Geduldigen schlagen den zivilen Weg der Integration und Koexistenz ein, die Ungeduldigen greifen zur Waffe und werden militant (inkl. diverser Phantastereien).
Sie schufen eine Wüste und nannten es...Frieden.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Kardux »

Jekyll hat geschrieben:Ein weiteres Land in der Region, wo ein Bürgerkrieg tobt und auf Jahre hin Millionen Opfer und Flüchtlinge generiert, ist so ziemlich das Letzte, was wir derzeit brauchen können. Hoffentlich bleibt uns das erspart, wie verführerisch militante Phantastereien auch sein mögen.
Es sind Staaten wie der Iran aber auch die Türkei die wegen ihrer Großmachtsphantastereien Unruhe im gesamten Nahen Osten erzeugen. Die Millionen Opfer, von denen Sie hier schreiben, gehen u.a. auch auf das Konto der Türkei und des Irans. In Syrien und im Irak kämpfen nichts weiter als ihre Proxies. Die Radikalisierung wurde von diesen beiden Staaten bewusst herbei geführt. Die Iraner lassen schiitische Milizen mordend durch Syrien und den Irak streifen und die Türkei unterstützt sunnitische Halsabschneider seit Beginn des Konflikts. Wer wenn nicht Tehran und Ankara sollten sonst für die Radikalisierung in diesem Ausmaß verantwortlich sein, welcher ja bekanntlich zu den vielen Opfern und Flüchtlingen geführt hat?

Die Türkei schwelgt noch immer in Nostalgie und glaubt wahrhaftig daran mit seinen Mini-Resourcen die sunnitische Welt anführen zu können. Ja, das ist eine Phantasterei. Und was der Iran derzeitig tut ist nicht weniger befremdlich. Man möchte ohne großartig viel Geld auszugeben den gesamten Nahen Osten kontrollieren/beeinflussen. Und gleichzeitig möchten beide Staaten im Inneren ihre Minderheiten unterdrücken. Der Iran lässt monatlich mindestens ein Dutzend Kurden für fadenscheinige Anschuldigungen hinrichten. Gleichzeitig beuten sie die Region wirtschaftlich aus und lassen es vor sich hin vegitieren. Die Türkei ist in der Hinsicht nicht viel besser. Bis heute erkennt man die Existenz eines weltweit anerkannten Volkes nicht an. Darüberhinaus schließt man dieses Volk von der Politik aus und zerstört ganze Städte und Dörfer - beraubt den Kurden somit jegliche Lebensgrundlage.

Und Sie wollen mir hier etwas von Militarismus erzählen? Ihre Türkei aber auch der Iran haben speziell in den letzten hundert Jahren so viele Opfer und Flüchtlinge erzeugt, dass ich gar nicht wüsste wo ich anfangen sollte zu erzählen. Alleine was Ihre faschistische Türkei in den letzten zwei Jahren verursacht spricht Bände. Wie groß ist denn die Zahl der kurdischen Binnenflüchtlinge in der Türkei?

Militante Phantastereien...

Und sowas von
Jekyll hat geschrieben:Gerade die Geduldigen schlagen den zivilen Weg der Integration und Koexistenz ein, die Ungeduldigen greifen zur Waffe und werden militant (inkl. diverser Phantastereien).
Sowohl im Iran als auch in der Türkei ist es vollkommen egal ob man zur Waffe greift oder sich mit zivilgesellschaftlichen Mitteln gegen die Unterdrückung der Kurden einsetzt. Die Geschichte hat uns sogar gelehrt das es meist die pazifistischen Intellektuellen sind welche die türkischen und iranischen Kolonialherren zuerst beseitigt haben wollen. Tahir Elci, ein kurdischer Anwalt und Menschenrechtsaktivist geriet viel schneller ins Fadenkreuz der zivil gekleideten türkischen Sondereinheiten als so manch militanter Kurde.

Und lernen Sie doch bitte endlich den Unterschied zwischen Integration und Assimilation. Das sind zwei paar Schuhe. So viel dürften Sie doch vom Auftritt Ihres Führers in Köln gelernt haben. Oder ist man bei solchen Auftritten zu sehr damit beschäftigt sich Gedanken darüber zu machen wie laut man klatschen kann?

Wie gesagt, die Kurden sind geduldig. Das haben uns die Schicksale der beiden Staaten Syrien und Irak gezeigt. Und das ist erst der Anfang. Denn die Koexistenz, von der Sie hier schreiben, wird nicht auf ewig eine Beziehung zwischen Unterdrücker und Unterdrücktem sein. Koexistenz hat immer etwas mit Respekt zu tun. Der ist derzeit nicht gegeben.
Make Kurdistan Free Again...
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Saudis melden sich offen. Es geht um die Nachkriegsordnung. Nach dem IS. Dabei appelliert Riad an den Arabismus. Denn die Mehrheit im Irak sind Schiiten. Religiös kann Riad da nicht punkten. Es geht natürlich gegen den Iran, dieser ist nunmal kein arabisches Land.
Jubair im Irak: Es geht um die Nahost-Neuordnung nach dem IS

Saudi-Arabien hat das erste Mal seit dem irakischen Überfall auf Kuwait im Jahr 1990 seinen Außenminister auf Besuch nach Bagdad geschickt. Der Irak soll ins arabische Boot zurückgeholt werden, auf Kosten des Einflusses Teherans.
Ein weiterer Konkurrent für Saudi-Arabien ist noch vorhanden, wenn auch nicht in so scharfer Konkurrenz. Aber die Türkei und Erdogan sieht sich als sunnitisch/islamische Führungsmacht in der Region.
Muqtada al-Sadr bietet Sunniten Versöhnliches

Ein weiteres intern irakisches Element in diesem großen Bild ist der einstmals wilde und junge schiitische Mullah Muqtada al-Sadr, bei dessen Demonstrationen jüngst "Iran raus" skandiert wurde. Er macht den Sunniten in Mossul, die von radikalen Schiiten als Kollaborateure des IS gesehen werden, versöhnliche Angebote. Und er stärkt Abadi den Rücken gegen dessen Vorgänger Nuri al-Maliki, der ins Premiersamt zurückkehren will. Die irakischen Sunniten brauchen, um gegen Angebote des jihadistischen Islam immun zu werden, einen Garanten für ihren Platz im mehrheitlich schiitischen Irak. Dafür bietet sich Saudi-Arabien an.

Diesen Job hätte aber auch gerne die sunnitische Türkei: Präsident Tayyip Erdogan schwenkt immer mehr auf die Saudi-Trump-Linie ein, was den Iran betrifft, verfolgt im Irak und in Syrien aber auch eigene Interessen. Er hält ja auch gar nicht damit hinterm Berg, dass die Türkei ihre Einflusszone über ihre Grenzen hinaus vergrößern will. Das ist, was der Iran seit Jahren tut – und auch sagt. Und nun bekennt sich auch Saudi-Arabien offen dazu.

derstandard.at/2000053218658/Jubair-im-Irak-Es-geht-um-die-Nahost-Neuordnung-nach
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Türkei und der Iran haben sich hinter den Kulissen wegen verschiedener Interessen in der Region teilweise sehr gestritten. Das soll beigelegt, bzw. entschärft werden.
Iran, Turkey presidents meet to defuse tensions

http://www.reuters.com/article/us-iran- ... SKBN1684K6
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Können die USA in der Zukunft noch einen Fuß im Irak behalten? In dem bisherigen Umfang in der Region?
After Mosul Falls, Trump Loses Influence in Iraq

Iraqi forces, helped by US military advisors, are inching their way toward the re-conquest of Mosul, the country’s second largest city, from the Islamic State and its allies.

The Baghdad government and the newly-installed Donald Trump administration will undoubtedly hail the taking of the city as a triumph, in that it marks the weakening of a terrorist threat and the beginning of an era of peace in Iraq.
In reality, the Mosul campaign has been not just a US-Iraqi undertaking, but a three-legged alliance-of-coonvenience that includes Iran. Iran-sponsored Shiite militias have been busy blocking the western exits from Mosul to close off Islamic State escape routes. Iranian advisors counsel these militias andhave put some of its own troops on the ground.
And while American military muscle in Iraq is temporary, Iran’s is permanent. Iranian-sponsored Iraqi militias groups have long operated in Iraq. They help keep Abadi weak—he lacks full control over government use of force in his own country. Most of Iraq’s army is weaker and less motivated than the armed groups sponsored by Iran.

http://www.huffingtonpost.com/entry/aft ... d19b92656d
Trump, der noch weniger Interesse zeigt als Obama in Übersee militärisch aktiv zu werden - aus verständlichen Gründen - verfällt eventuell auf einen Trick um sich die Iraker Milde zu stimmen. Sein von der US-Justiz als widerrechtlich eingestuftes Einreisedekret könnte er modifizieren. Und die Iraker ausklammern. Das macht per se keinen Sinn. Es gibt eine sehr große westlich eingestellte iranische Gemeinde in den USA die diskriminiert wird, keine irakische. Aber damit könnte es versuchen im Irak ein besseres Bild der USA zu erzeugen. Immerhin, wie sieht das aus? Da kooperiert man mit dem Irak, aber Iraker sind nicht "erwünscht".
Trump is already losing the long-term fight in Iraq

Mr. Mattis discounted that risk during a visit to Baghdad last Monday, saying, “I imagine we’ll be in this fight for a while and we’ll stand by each other.” A reasonable Iraqi might ask: Why should a U.S. administration that bans all Iraqis from setting foot on American soil be regarded as a worthy partner?
Vor allen Dingen könnte das (die "Wahrheit"?) so einige im Irak schwer irritieren.
His repeated suggestions that the United States might seize Iraq’s oil fields

https://www.washingtonpost.com/opinions ... ec783c55de
Tja, für die USA ist guter Rat teuer. Aus der Region zurückziehen? Begann schon unter Bush durch seine Abenteuer dort. Obama führte das fort. Trump sprach es sogar aus: "America first". Nur, kann das eine sich als Supermacht verstehende Nation aus dieser Region? Und, wer rückt nach? Permanent?
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von Adam Smith »

King Kong 2006 hat geschrieben:(02 Mar 2017, 19:59)
Und, wer rückt nach? Permanent?
Die Nation die sich jetzt schon da befindet. Der Iran wird dort dauerhaft bleiben und niemals mehr einen Angriff des Irak auf den Iran zulassen. Im Irak sind die USA mit dem Iran Allierte gehen den IS. Aus dem Grund kann die Feindschaft zwischen den USA und dem Iran gar nicht mehr so gross sein.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Adam Smith hat geschrieben:(02 Mar 2017, 20:09)

Die Nation die sich jetzt schon da befindet. Der Iran wird dort dauerhaft bleiben und niemals mehr einen Angriff des Irak auf den Iran zulassen. Im Irak sind die USA mit dem Iran Allierte gehen den IS. Aus dem Grund kann die Feindschaft zwischen den USA und dem Iran gar nicht mehr so gross sein.
Das Verhältnis der USA und Irans zueinander bleibt wohl ein Buch mit sieben Siegeln. Der kleinste gemeinsamer Nenner in der Region ist wohl, daß sie sich gegenseitig aushalten und tolerieren. Schlimmstenfalls bekämpfen. Unter der Hand kooperieren sie teilweise so eng, daß keiner es offen zugibt, weil es beiden peinlich ist und ideologisch nicht passt. Ins offizielle Bild.

Im Irak könnte es nach dem Fall zu einem neuen Kapitel kommen. Eine These ist, das Teheran die von den USA geführte Allianz aus der Luft toleriert, weil sie beim Vormarsch hilft. Fällt Mosul, dann könnte es sein, daß die militärische Führung Irans die Anwesenheit der USA als obsolet ansieht.
Iran Positions for Reset in Iraq after Recapture of Mosul

Iran was tolerant of continued U.S. presence in Iraq in order to defeat ISIS, but now that Mosul’s capture is certain it will seek to expel the U.S. from the region.

http://iswresearch.blogspot.de/2017/01/ ... after.html
Natürlich wird die USA nicht so einfach wieder einpacken. Geschäftsmann Trump hat ja von den Ölfeldern gesprochen. Was immer das zu bedeuten hat. Es wird Konfliktpotential nach dem Fall von Mosul geben.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Mittlerweile sollen 2100 iranische Soldaten in Syrien und Irak gefallen sein.
2,100 Iran fighters killed in Iraq, Syria: official

http://www.dailystar.com.lb/News/Middle ... icial.ashx
Die Anzahl der dort stationierten Truppen ist nicht bekannt.

Ankara und Teheran sollen sich beim Thema Syrien haben einigen können. Wobei auch immer. Erdogan und Rouhani haben sich persönlich unterhalten.
Iran, Turkey reach agreements over Syria

In a recent meeting between the presidents of Iran and Turkey, the two sides spoke “frankly” about the latest regional developments, Iran’s Foreign Ministry spokesman Bahram Qassemi said at a press conference.

http://en.trend.az/iran/politics/2728759.html
Derweil versucht Netanjahu in Gesprächen mit Putin diesen zu überzeugen, Teheran zu überzeugen auf Operationen am Golan Abstand zu nehmen. Zur Erinnerung, es gab zwei aufeinanderfolgende Kampfgeschehen vor einiger Zeit dort in der Nähe. Dabei wurden u.a. abwechselnd iranische und israelische Militärangehörige getötet. January 2015 Mazraat Amal incident und January 2015 Shebaa farms incident.
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Re: Geopolitik - Interventionen/Präventionen im Sykes-Picot Raum

Beitrag von King Kong 2006 »

Es ist beim Post-ISIS-Sykes Picot Raum mit diplomatischen Gerangel zwischen Teheran und Moskau zu rechnen. Der Iran will einen Landkorridor zum Mittelmeer. Das will allen voran die USA nicht. Der Iran steht zwar schon seit Jahren am Mittelmeer, aber mit der Zerfall bzw. eine Neuordnung der Machtverhältnisse in diesem Raum wird sich das absehbar zementieren. Russland unterstützt dieses Ziel Irans nicht zwangsläufig. Für Moskau ist der Konflikt interessant, weil er damit (wieder) ein wichtiger Gesprächspartner auf der internationalen Bühne wird. "Nur" Moskau kann den Iran gut zureden, das gilt auch für die mögliche, organisierte Rückführung von Flüchtlingen. Wenn Moskau dem Westen dort Gefälligkeiten erweist, dann kann Moskau das auch in der Ukraine andersherum erwarten? Sprich, der Iran verfolgt langfristige Pläne in der Region in der er lebt, die seine Vormachtstellungs untermauern sollen, Russland benötigt die Region, um damit Deals machen zu können. Egal, worüber und wozu. Das kann Richtung Ende des IS zwischen den Beiden zu Konflikten führen. Weil, wenn Moskau einen guten Deal angeboten bekommt, muß dieser das dem Iran kommunizieren. Dieser hat von diesem Deal aber nichts. Das könnte eine Chance für die USA und Co. sein.
WHO WILL DOMINATE THE POST-ISLAMIC STATE LANDSCAPE IN IRAQ AND SYRIA?

The regime, with its Iranian, Russian and Hezbollah allies, is seeking to reduce and destroy isolated rebel-held enclaves in the midst of regime-held territory in western Syria. Hence the attacks on Eastern Ghouta and on al-Wa’er in the Homs area. Once this is done, the pro-regime forces may well turn their attention to southwest Syria and eventually also to rebel-held Idlib province in the north.

The regime is also now engaging in the war against Islamic State. Government forces reached the Euphrates River this week, after sweeping through Islamic State-held territory in the east Aleppo countryside.

As the direction of events becomes clear, so the possibility emerges of the Iran-led alliance achieving an overall victory in the Syria and Iraq wars.

Such a victory would, on the face of it, constitute an achievement for Assad. But the Syrian dictator’s own forces are entirely dependent for advances on the Iranian Revolutionary Guards, Hezbollah, Iraqi Shi’a militia forces and paramilitary formations created by the Iranians to address the regime’s manpower shortages over the last five years.

That is, the real power behind such a victory would be Iran-arranged forces on the ground. These, in turn, are capable of moving forward only in cooperation with Russian air power, as events in Aleppo and the northwest have shown.
The 100,000 fighters of the PMU do not consist solely of pro-Iranian elements. But the main militias and de facto command structures are in the hands of pro-Iranian forces. Most significantly, the Badr Corps of Hadi al-Ameri and the Kata’ib Hezbollah group of Abu Mahdi al-Muhandis are directly linked to Iran’s Revolutionary Guards.

The militias are now located west of Mosul city, close to the town of Tel Afar. If regime forces push eastward, they will link at the border with their comrades of the PMU, creating a massive contiguous area of de facto Iran-controlled territory all the way from deep inside Iraq across Syria and into Lebanon.

That is what victory for the Iran-allied side in the wars in Syria and Iraq would look like. How might it be prevented?

Advances for the Iranian side are possible only with the support of Russian air power. And Russian goals in Syria (Iraq is less significant for Moscow) do not necessarily dovetail with Tehran’s. Iran wants total victory, the reunification of Syria under Assad’s nominal control, and the emergence of the Iranled Shi’a militias as the key power-holders in Iraq.

Moscow had and has far more limited goals. The Russians in Syria wanted to prevent Assad’s defeat, secure their naval assets on the Mediterranean and make themselves the main broker in the subsequent frozen or semi-frozen conflict.

There is a large gap between these two agendas, and working on and widening it should be foremost in the minds of both Western and Israeli policy-makers.

The Russians need to understand that while their own perceived vital interests in Syria can be accommodated, the far more ambitious Iranian agenda in the area crosses Western and Israeli redlines, and therefore will not be allowed to achieve its goals. Without the Russians, Western and Israeli efforts to contain and turn back the Iranians can proceed apace.
The post-Islamic State landscape in Iraq and Syria is emerging. The contest for primacy within it is set to begin.

http://www.jpost.com/International/Behi ... SIS-483789
Amid Syrian chaos, Iran’s game plan emerges: a path to the Mediterranean

Militias controlled by Tehran are poised to complete a land corridor that would give Iran huge power in the region

https://www.theguardian.com/world/2016/ ... d-corridor
Zur Zeit versucht Netanjahu Putin wegen dem Iran zu bearbeiten. Der Klassiker in Netanjahus diplomatischen Köcher. Auf den Hinweis, daß Persien seit 2500 Jahren versucht die Juden zu vernichten hatte Putin nur eine lapidare Antwort.
Putin fordert Netanjahu zu neuer Sicht auf den Iran auf – Wir leben nicht mehr „im fünften Jahrhundert vor Christus“

http://www.epochtimes.de/politik/welt/p ... 66747.html
Auch, wenn das ein diplomatischer Bibi-Klassiker von Berlin bis Peking ist, der mittlerweile einfach zur Kenntnis genommen wird, ist das Verhältnis Iran-Russland für die hier angesprochene Region signifikant. Und der Hebel, an dem gearbeitet werden kann. Denn der Iran hat in der Region die soft power und auf dem Boden die hard power. Russland auf der internationalen Bühne die soft power und in der Region in der Luft die hard power. Das ist unwiderstehlich. Dagegen ein Trump, der sich bemüht über Mauern zu Mexiko und der Stahl- und Kohleindustrie in den USA und diesem schrecklichen Klimawandelkomplott der Rotchinesen. Sicher, Trump ist mittlerweile auch bereit wieder ein paar Tausend US-Soldaten in der Region arbeiten zu lassen. Das reicht aber nicht für strategische Weichenstellungen.

Ganz nebenbei kontrollieren die Kurden in Syrien fast schon ein größeres Gebiet als im Irak. Das wird meiner Meinung viel zu wenig beachtet. Für mich sind die Kurden weiterhin - in Relation - die eigentlichen Gewinner dieser Neuordnung in der Region.

Ich könnte mir vorstellen, daß die Festigung der Macht und Unabhängigkeit der kurdischen Fraktionen ein wichtiges Element in der Nachkriegsordnung sein wird. Neben den Machtblöcken "Assad & Co. (Hezbollah, Mafias, Milizen) in Syrien, der sunnitischen Fraktionen von mäßig radikal bis zu ultraradikal und des schiitisch dominierten Iraks. Darüberhinaus, wird im Überbau die Zusammenarbeit Teherans und Moskaus entscheidend sein. Und was Mächte wie die USA damit überhaupt bezwecken wollen. Denn diesen geht es eigentlich auch weniger um die Region, denn um Russland und den Iran bei dieser Sache. Auch für die USA sind Syrien und Irak dabei eher Bauern hinter denen die beiden als interessanteres Ziel stehen.

Die Region formt in der Tat die Zusammenarbeit überregional. Nicht nur regionale und überregionale Mächte formen die Region, auch diese und ihre Verhältnisse zueinander werden durch die Region beeinflusst. Die Ecke hat irgendwie einen großen Einfluß, global gesehen. Nicht nur seit dem fossilen Energieträgern.
Eine neue Geschichte der Welt

Das Licht aus dem Osten

Der in Oxford lehrende Historiker Peter Frankopan schreibt die Weltgeschichte neu; er sieht Europa abtreten und jenen «Osten» einflussreich werden, in dem die Zivilisationsgeschichte einst begann.

https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/e ... -ld.122760
"Licht aus dem Osten"

Seide, Pest und Öl

Alles kommt aus Asien: Peter Frankopan will mit "Licht aus dem Osten" unseren Blick auf die Weltgeschichte verändern.

http://www.zeit.de/2016/43/licht-aus-de ... -frankopan
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Israel - Iran und dazwischen Russland

Beitrag von King Kong 2006 »

Ein Faktor Russlands in Syrien wäre ein Puffer zwischen Israel und dem Iran. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, daß Moskau damit überfordert ist. Oder - sie haben bis dato noch weitreichendere Aktionen verhindern können.

Israel greift regelmäßig Ziele in Syrien an. Wie es offiziell heißt, um Waffenlieferungen für die Hisbollah zu sabotieren. Bis dato hielt sich Syrien (dahinter der Iran) zurück. Nur einmal wie bereits erwähnt gab es ein direktes tit for tat bei dem am Ende tote Israelis, Iraner und Hisbollah-Angehörige zurückblieben.
Syrien-Krieg

Israel und Iran zeigen Russland die Grenzen auf

Israel bombardiert Ziele in Syrien, das Assad-Regime feuert Raketen ab: Die Sorge vor einer Eskalation wächst - und Russland ist verärgert.

Benjamin Netanyahu dachte, er habe sich klar genug ausgedrückt. "Ich sprach mit Präsident Putin ausführlich über die strategische Bedeutung der iranischen Versuche, eine permanente Präsenz in Syrien zu errichten. Ich habe deutlich gemacht, dass das für Israel nicht hinnehmbar ist", sagte der israelische Ministerpräsident nach seinem Gespräch mit Wladimir Putin im Kreml

Das war am 9. März. Er habe den Eindruck, das der russische Staatschef seine Botschaft verstanden habe, sagte Netanyahu.

Offenbar nicht: Ziemlich genau eine Woche später hat sich zwischen Israel und Syrien der schwerste militärische Zwischenfall seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs ereignet. Israelische Kampfjets bombardierten mehrere Ziele in Syrien - und erstmals schlug die Armee von Diktator Baschar al-Assad zurück. Regierungstruppen feuerten eine Luftabwehrrakete russischer Bauart vom Typ S-200 ab. Die Rakete hob ab, lange nachdem die israelischen Flugzeuge sich zurückgezogen hatten.
Angriff in der Nähe russischer Soldaten

Wahrscheinlich zielte der Angriff auf den Militärflughafen T4 in der Nähe von Palmyra. Nachdem Israel in den vergangenen Wochen Waffenlieferungen auf dem Militärflughafen Mezze in Damaskus zerstört hatte, könnte Iran auf den Wüsten-Airport ausgewichen sein, um Raketen an die verbündete Hisbollah-Miliz zu liefern - mit dem Hintergedanken, dass Israel diesen Flughafen weit im Landesinneren nicht angreifen würde. Nach Informationen von Ron Ben-Yishai, dem renommiertesten Kriegs- und Militärberichterstatter in Israel, zielte der Angriff auf eine Lieferung von Scud-D-Raketen, die eine Reichweite von 700 Kilometern haben.

Erstmals bestellte Russland nach einem Luftangriff in Syrien den israelischen Botschafter ein. Noch am Freitag wurde Gary Koren im Moskauer Außenministerium zu den Vorgängen befragt. "Wir haben einen speziellen Verbindungskanal, und wir wollen, dass dieser Kanal effektiver funktioniert und es keine Verwirrung gibt über das, was wer macht", sagte Russlands Vizeaußenminister Michail Bogdanow. Wie das Internetportal "Gazeta.ru" unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen berichtet, hatten Israel und Russland sich eigentlich prinzipiell darauf verständigt, dass die israelische Luftwaffe diejenigen Objekte auf syrischen Territorium vernichten kann, die eine Bedrohung für Israel darstellen.

Offenbar war der Kreml auch deshalb so erzürnt über das israelische Vorgehen, weil in Palmyra russische Soldaten stationiert sind.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 39771.html
Israel ist offenbar bereit tiefer in Syrien Ziele anzugreifen. Gerade jetzt, wo sich die Niederlage des IS abzeichnet und die Formation Libanon-Syrien-Irak-Iran. Andererseits wird der Iran, Pardon Assad, das nur zu einem gewissen Level hinnehmen. Das mit einer S-200 geantwortet wurde, zeigt auf der einen Seite, daß man nicht an einer regelrechten Eskalation interessiert ist, sonst wäre eine moderne Boden-Boden Rakete gestartet, statt einer älteren Boden-Luft Rakete, zumal nachdem die IAF weg war. Da trifft man auch nichts mehr. Aber da sich die S-200 - lt. Israel - wie eine Boden-Boden Rakete verhalten hat, war das ein Zeichen, daß man es ernster meint.

PS: Fake news? Wer weiß. Damaskus und Teheran sollen lt. eine Quelle irritiert gewesen sein, daß die syrische Luftabwehr nie so richtig reagieren konnte. Angeblich weil Moskau Codes dieser an Israel weitergeleitet haben soll.
Israel has reportedly attacked dozens of times in Syrian territory since Hezbollah joined the Syrian civil war in 2012, but Friday marked the first time that an anti-aircraft missile had been fired at an IAF jet

Al-Jarida's Tehran correspondent, Farzad Qassemi, cited a source in the Iranian Defense Ministry as saying that Iranian experts had changed the operation codes for the Syrian air defense system, which is what enabled the anti-aircraft missiles to be used against the Israeli Air Force on Friday morning.

According to the source, Damascus and Tehran "were shocked" every time the Russian-made air defense system did not work to defend Syria's airspace, or even give notification that the air space had been penetrated in order to evacuate outposts prior to the airstrike. The systems are supposed to identify the takeoff of Israeli Air Force jets from their bases because of the small distance between the countries and is even supposed to attempt to target the planes and any missiles that are fired from them. Kuwaiti daily quotes Iran Defense Ministry source as saying Iran was able to change the codes without Russia's knowledge, enabling Friday's missile launch against Israeli aircraft.

According to the source, the Iranians and the Syrians suspected that Russia gave the codes for the air defense system to Israel and even refused the requests of Tehran and Damascus to check the codes. "Iran has the ability today to change the Russian security codes since it received the advanced Russian S-300," the source added. "This came after it received reports that Israel got the operation codes for the missile system. In Iran, they even expanded their knowledge when they built the Bavar-373 air defense system - which is a domestic copy of the Russian S-300 - in order that the systems would work together during an attack."

According to the source, three weeks ago, during Iranian military maneuvers, Iranian engineers hacked into the codes of the S-300, but when the Bavar-373 was not working in conjunction with the Russian air defense system the experiment was suspended.

The source said further that the Iranian Defense Ministry sent several engineers to Syria to change the codes of the air defense system that was under the control of the Syrian army, without Moscow's knowledge. "They succeeded in changing some of the codes last month and therefore when the Israel fighter jets took off from their bases - the air defense system succeeded in identifying them and firing interceptor missiles at them and at the missiles they had launched."

The source added that "the Syrian radar treated Israeli fighter jets as friendly planes in the past and not as enemy planes, which proves that Israel knew the codes of the missile system."

http://www.jpost.com/Arab-Israeli-Confl ... ses-484777
Zwischen dem Iran und Israel zu lavieren könnte Moskau mächtig ins Schwitzen bringen. Denn egal, wem Moskau sich positiv zuwendet, es wird den anderen erzürnen. Langfristig wird Moskau sich entscheiden müssen. Sonst gehen die durchaus positiven Effekte der Intervention Moskaus in Syrien (aus Sicht Russlands) im Ärger der Dreien unter. Dann wird das ein Nullsummenspiel.
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